Meike Schrut

Wie das Leben so spielt

Ist nicht so ganz leicht, aus dem Stehgreif was hin zu schreiben und ich tu das normalerweise auch nicht. Es bietet sich aber so an für diese Tage nach dem 17.2., meinem ganz besonderen "Feiertag". Nun, ich habe an jenem Tage eine wunderbare alte oder liebevoller ausgedrückt: ältere Dame besucht und es nicht versäumt, ihr nachträglich zum 81. Geburtstag zu gratulieren. Beim Anstossen fiel mir es dann wie Schuppen von den Augen: der 17.2. war doch..? Ja, war mein (und auch für meinen Sohn wurde es dieser) erster halber Tag in der neuen Stadt. Der Entschluß fiel mir 2003 auf eine Art leicht - endlich alles allein entscheiden zu können und niemandem mehr zu wissen, der alles kommentiert, und dann auch noch Tips gibt: was man wie zu machen hätte (Möchtegern-Schwiegermütter, die es glücklicherweise in echt nie geworden sind, neigen dazu, der fast-Schwiegertochter das Leben zur Hölle zu machen) und auf andere Art schwer, denn eigentlich bin ich ein elender Angsthase, der sich schwer aufraffen kann. Aber dieses Aufraffen sollte ja auch der Start in ein wirklich eigenständiges Leben sein! Meine Mutti hatte so recht gehabt, aber eben damals (1993 musste es sein) steckte sicher auch eine Menge Bequemlichkeit in mir, als ich meinen Jungen nicht allein groß machen wollte. Vielleicht lächelte sie mir 2003 anerkennend zu?

Über die Tage im Frauenhaus - weil meine Wohnung eben noch nicht eingerichtet war, ich aber keinen Tag länger bei den Leuten in.. leben wollte - will und darf ich nichts berichten. Das Leben dort ist nicht für jederfrau gemacht, jedermann klingt falsch und ist falsch, denn Männer haben da nichts zu suchen, wie Frauen in einem Männerhaus eben auch nicht. Männerhäuser gibt es sehr wohl, obwohl es lächerlich anmutet, wenn die Vertreter des starken Geschlechtes angeben (so könnte es sein?), sie wären von der Frau verprügelt worden, es mögen aber auch seelische Gründe sein, die Männer in so ein Haus treiben. Und meine Gründe waren u.a. seelischer Natur, jene nette Dame fragte zwar, warum ich abgehauen wäre, worauf ich ihr antwortete, daß sie es wisse. Aber: mittlerweile hatte sie aufgehört, nett für mich zu sein, damals hatte es sehr wohl nett und freundlich angefangen, 1991 war es gewesen und natürlich gab es Tage, die ich aus jener Zeit nicht missen möchte..

Reichsabahndirektion in G. und ich als Pförtner, ich und andere auch, die in der Dispatcherleitung arbeiten sollten, aber nicht dort, wo man viel Zeit zum Lesen, Fernsehen und Herumlaufen hatte. Fernsehen wurde irgendwann verständlicherweise abgeschafft, obwohl es in den langweiligen Nachtstunden günstig war, in die Glotze zu starren. Ich habe dann gelesen, um nicht einzuschlafen, was leicht geschehen konnte. Der Grund für dies Dasein als Pförtner: Rbd`en wurden sämtlichst abgewickelt, wie die DR abgewickelt wurde um sie der Deutschen Bahn AG ein zu verleiben, man sieht, wie sich das entwickelt hat..1991 aber hing auch mein Himmel noch voller Geigen und meine oder die gegenseitige Liebe musste so gewaltig gewesen sein, daß ich 1992 meinen Sohn zur Welt brachte. Wunschkind? Natürlich! Alles, wie es sich nach dem 26.6. entwickelte, konnte man nicht wunschgemäß bezeichnen, denn wo man als Frau den eigenen Wünschen nicht nachgehen kann, ist ein Leben auf Dauer unmöglich. Ich frage mich 2010, wie ich es dennoch von 1995 (ungefähr) bis Anfang 2003 beim Kindesvater aushielt. Nein, ich hoffte nicht, daß die einstige Liebe wiederkäme - wenn sie so groß war, wie ich dachte -, aber meine Angst vor dem eigenständigen Leben mit Kind war zu groß, aber heute habe ich fast das Gefühl: sollte alles so sein, um eben ca. Ende 2003 mit einem neuen Partner ein besseres Leben anzufangen. Ohne fast-Schwiegermutter, die ich aber gern kennengelernt habe und sei es nur, um Vergleiche anzustellen.

Autobiografisches muß ja nicht unbedingt spannend sein, aber für mich begann 2003 spannend und endete leider damit, daß mein Junge sich für ein Leben weg von mir entschied. Ich weiß nicht, ob er es jemals bereuen wird, daß er eben nicht auf mich hörte. Sein Leben hätte leichter verlaufen können und irgendwie neigt er wohl dazu, sich das Leben schwerer zu machen, als es sein müsste, wie ich auch.

Die lustige alte Dame, zu der ich jeweils einmal in der Woche gehe? Sie hat den 2.Weltkrieg als Mädchen miterlebt, ihn überlebt und hat auch erlebt, wie ihre Angehörigen starben. Wenn man dennoch den Humor nicht verliert: Hut ab! Schön, wenn man mit 81 noch voll da ist, geistig usw. Peinlich wird es mir nur dann, wenn sie beginnt, wegen Lächerlichkeiten zu weinen, wenn ich ihr mal was helfe, was andere Leute nicht tun, obwohl es wenig ist, was man ihr helfen muß in dieser Witterung..    

Leider hat e.-stories.de die Geschichte etwas verrückt abgespeichert,wird aber nach Möglichkeit abgeändert.. Einfach etwas einlesen,bitte..Meike Schrut, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.02.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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