Fritz Lenders

Chaos in der Schneehölle des " Sudelfeldes "(Überarbeitung)

...  da schreibt man manchmal so dahin, in  " pulitzerpreisverdächtiger Stimmung "  und denkt sich, ein neues tolles Geschicht`chen geschaffen zu haben. Und dann passiert das : es verliert mit jedem Mal, an dem man es zur Korrektur ließt, an Profil, an dem gewissen Etwas, an Besonderheit. Und mit jedem Mal wird das Werk unbedeutender. Und zum Schluß weiß man... es ist nichts Besonderes geworden, man hat es verhaut. Kann passieren. Aber dann muß man sich davon verabschieden und es löschen.  Lieber nochmal einige Stunden der Lebenszeit investieren, dafür entsteht dann was ganz Besonderes...

Und so geht es mir von Zeit zu Zeit... ist ja wieder mal toll

 zur Geschichte:

Winter 1985. Saukalt und  Frühmorgens. Wir waren unterwegs nach München. Hatten einen Auftrag zur Montage eines Gerüstes erhalten. Im Bauweseni st es zur Winterzeit schon naturgemäß etwas ruhiger, daher ist jeder Arbeitseinsatz willkommen. Klar. Bei 5 Grad Minus, macht es ja auch besonders viel Spaß, draußen rumzurennen. Mein Bruder  Klausi jammerte so leise vor sich hin. Er hat die selben Voraussetzungen wie wir. Für den Job im Gerüstbau, braucht es eine gewisse Härte, die einfach da sein muß, sonst sollte man es einfach bleiben lassen. Aber Klausi jammerte einfach gerne, er haßt die Kälte, er fror schnell...

Wir waren zu viert. Meine beiden Brüder Klausi und Conny, mein Freund Peter ( mit dem ich außer diversen Abenteuern, auch das peinliche Erlebnis in der Sauna hatte ) und ich.

Sieben Uhr Morgens, kurz vor dem Irschenberg. Klausi heulte also wie ein angeschossener Werwolf,   " ist ja super. Wir werden uns die Finger abfrieren. Keiner arbeitet... nur wir Idioten sind wieder mal unterwegs. Huuuuuuuhuuuu.. " 

Peter drehte sich gerade eine seiner vampierverjagenden Zigaretten, aus einem, aus den tiefsten Quellen der Hölle entstammendem Tabak  und sagte so nebenbei : " dann gehen wir eben zum Schifahren, da wird es sicher kuschlig warm sein."...

Conny, der fuhr, raste in vollem Tempo, bei der Ausfahrt des Irschenberges rauß. Nette kleine Überraschung. Mein Herz machte vor Schreck einen Doppelsatz, Richtung Kehle. Peter hätte sich beinahe wieder mal seine Haare abgefackelt und Klausi hielt einen kleinen Erstickungsanfall für das Passende. Conny war immer für ein bischen Abwechslung zu begeistern. Es waren eben die 80iger. Eine wilde Zeit. Unsere Zeit.

Gut. Der Auftrag war zeitlich nicht knapp gebunden, wir konnten uns ohne Probleme, einen Tag lang herumtreiben. Skifahren ist eine nette Abwechslung. Von Peter, als Spaß einfach so dahingesagt, wurde es plötzlich zur guten Idee. Also zurück. Schnell in Heidi`s Stehkaffee ein Frühstück`chen runtergewürgt und Heidi drann erinnert, wie schnell Ihr kleines geordnetes Leben in s Chaos versinken konnte, wenn 4 Gerüstbauer hurtig ein paar Butterbrezeln im Kaffe eingetunkt, runterwürgen, nebenbei das zu erwartende Erlebnis vorkommentieren und ein bischen Unordnung veranstalteten. Heidi kannte uns. Ob Sie uns auch  so gerne mochte, wie wir es uns wünschten, wage ich zu bezweifeln. Na schön...

Also schnell die Ausrüstungen ins Auto gequetscht und los, Richtung Sudelfeld. Unser Stammberg. Wir fuhren immer bis ganz rauf. Das heißt also, von der Talstation mit verschiedenen Schleppliften rauf, in der Mitte eine Abfahrt ins Zwischental und von dort aus bis zur Hütte rauf und dort noch ein kleines Stück empor.

Um uns ein bischen Aufzuwärmen, sollte die erste Abfahrt etwas langsamer vor sich gehen. Peter und ich waren überraschenderweise nach der ersten  Schußfahrt, ein schönes Stück vorne. Wir stellten uns schon wieder in einer langen Schlange, Richtung Schlepplift an, als Conny und Klausi dahergeschossen kamen. Conny mit seinem typischen Satansgrinsen im Gesicht, daß meistens Überraschungen ankündigte, ein bischen hinter Ihm, Klausi. Sichtlich vor sich hinfrierend...                                                                               Abstand Conny zu uns ca. 50 Meter! Peter fuhr plötzlich etwa 5 Meter von mir weg. Ich konnte mich nicht so recht entschließen, Peter nachzustarren oder Conny im Auge zu behalten ( was eigentlich angebrachter wäre.. ). Abstand Conny zu mir etwa 20 Meter. Neben mir war ein kleines Zäunchen. Conny hatte bei einem anderen Skiausflug, Klausi mal so geramt, aus Spaß, daß er 2 Stunden nicht mehr richtig gehen konnte. Andrerseits hatte Klausi, wärend wir einen kleinen Sprung über ein Hügelchen ausprobierten, mich in der Luft so gerammt,daß damals auch ich  liegenblieb. Also genügend schlechte Erfahrung, Brüder betreffend. Abstand von Conny zu mir höchstens noch 10 Meter. Ich konnte das g litzern in seinen Augen sehen und spürte schon irgendwie den Schmerz, der mich in Kürze besuchen würde. Eine Entscheidung mußte fallen... Jetzt!

Ich gab der Frau, vor mir, einen Stoß, daß Sie nach vorne sauste . Auf Ihrem Sturz, Richtung Vorne und Richtung Boden, riß Sie noch zwei andere Schifahrer mit nach unten. Schreiend. Peter schaute dem Chaos interessiert zu. Nett. Er war ja in Sicherheit. Abstand Conny zu mir, etwa 5 Meter. Ich ließ mich, da jetzt genügend Platz war, mit einem eleganten Sturz über den Zaun fallen und stürzte hinter dem Zaun, auch noch eine kleine Böschung runter. Conny hatte mitlerweile mit einer scharfen " Kristl " die Leute ein bisserl eingestaubt, das Tempo drastisch verringert und war langsam vorbeigefahren.

Die Leute starrten mich total verständnislos an. Natürlich. Sie kannten Conny ja nicht und wußten nichts von meiner Angst, betreff der zu erwartenden Schmerzen. Die Frau führte sich auf wie eine Furie. Verständlich. Und Peter sagte  zu den Anderen : " ich kenne diesen Menschen nicht. Noch nie gesehen " ...! Danke Piotr..

Also dann auf ein Neues. Überraschenderwiese kamen wir nach Oben, ohne weiteren Zwischenfall. In der Almhütte genemigten wir uns einen Jägertee. Sehr gefährlich. Sehr alkoholhaltig. Peter bestellte sich noch schnell sein obligatorisches Löwenbräubierchen und Klausi einen zweiten Jägertee. Klausi vertrug keinen Alkohol.

Auf dem Weg zur Toilette, die im Keller lag, fiel er die ganze Holztreppe runter. Die Skhischuhe waren klarerweise rutschig und der Alkoholt tat das Übrige dazu. Der Krach war vergleichbar mit dem Startgeräusch eines Düsenjet und der Schrei Klausi`s  war der, einer jungfäulichen Nonne, beim Anblick eines nackten " Bantu-Neger`s"... für Peter jedenfalls lustig genug, mir sein halbes Bier, vor Lachen auf die Hose zu spucken. Somit hatte ich also eine nette Geruchsnote an mir.

Wir vergnügten uns den ganzen Nachmittag auf der Piste, im Tiefschnee und machmal stürzenderweise zwische diversen Anfängergruppen.

Bei einer unserer Rennen, wurde Conny kurz vor dem Liftbereich, in halber Fahrt, von einem Dackel angefallen. Sehr schön anzusehen, wie es Ihn zerlegte. Seine Ausrüstung und auch er selber, waren im Umkreis von 50 Meter verstreut auf der Piste, als er stürzte. Übrigens lagen wir alle zusammen, vor Lachen ebenfalls stürzend, im selben Bereich herum.

Wir vertrödelten natürlich wieder mal die Zeit. Als wir beim letzten mal in der Zwischenstaion ankamen, war der Liftbetrieb schon eingestellt. Allein. Einsam und verlassen standen wir da. Und es wurde dämmrig. In den Bergen geht sowas sehr schnell.

Wir mußten die eine Tour nach Oben, also zu Fuß zurücklegen. Liftzeit etwa 5 Minuten. Fußmarschzeit bestimmt eine 45 Minuten.

Na dann los. Zwischendrinn, etwa in der Mitte, hatte Klausi die Idee, daß wir alleine weitergehen sollten und Ihn dann von der Bergrettung abholen lassen könnten.

Peter erklärte Ihm, daß, falls sie Ihn überhaupt finden würden, am nächsten Morgen.., er sicher eingefroren wäre.Er solle sich doch schon mal eine Höhle graben. O.K.  Klausi kam mit.  Und zwar, wie immer, mit Gejammere. Peter rauchte quitschfidel sein stinkendes Kraut. Falls wir uns verirren würden, die Bergrettung brauchte nur der Geruchsspur zu folgen. Bei Dunkelheit kamen wir endlich in der unteren Station an.

 Gott sei Dank. Auf der Fahrt, mit dem Auto nach unten, kam uns ein VW-Käfer entgegen. Zwei Mädchen. Ach was. Zwei Göttinnen der Berge. Ihr Auto schlitterte uns quer  vor die Kühlerschnautze. Nichts passiert. Auf die Frage, wohin sie eigentlich wollten, sagten die Beiden, daß die Berghütte Ihr Ziel sei, Sie müßten unbedingt dort hin.

Das Auto wollte nicht so recht. Schneeketten wären eine Option. Aber die Zwei hatten nicht mal gute Reifen, geschweige denn Ketten.  Das Auto mußte jedenfalls zur Seite. Conny bot sich an, den Fall zu lösen.  Die Fahrerin überließ ihm gerne das Steuer. Er fuhr wir schoben. So war es jedenfalls geplant. Das Auto rutschte immer hin und her. Zwischen Abgrund und immer mehr Richtung nach unten.

Nach mühvollster Schieberei und  Gejamere der Grazien, grub sich der Käfer in einer Schneewehe ein. Aber richtig ein... Die Mädchen jammerten.  Andrerseits, sie waren noch jung. Ein kleiner Fußmarsch würde nicht schaden. Denn die Straße war mitterweile so glatt, daß auch wir nicht mehr rauf gekommen wären. Also hopp hopp..  Fußmarsch 1 Stunde. Der Weg ist das Ziel.

Wir kamen total erledigt gegen 20.00 Uhr zu Hause an. Ein schöner Tag. Chaotisch wie immer. Chaotisch wie unser ganzes Leben..... 

.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.02.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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