Seit Jahren gehörte er zu einer festen Einrichtung, dieser Herrenabend. Jeden Mittwoch in der Alten Post war er ursprünglich mal ein Kegelabend mit Arbeitskollegen. Irgendwann bröckelten die Teilnehmer ab. Karl litt unter chronischem Ischias und hatte keine rechte Freude mehr daran, Gernot störte sich am Rauch im Kellerlokal der Kegelbahn und Josef musste seiner Frau zulieb am gleichen Abend mit zum Gospelchor, weil die zu wenig Männerstimmen hatten. Na ja, Helmut, Alfred und Konrad hatten auch so ihre Gründe und so blieben zum Schluss nur noch Walter und Adi und selbst bei diesen Beiden war es mitunter fraglich und Mittwoch Vormittag längst zu einem Standardtelefonat im Büro geworden, das von den feixenden Kollegen punkt zehn Uhr, wenn das Telefon bei Adi läutete, im Chor mit den Worten „Servus Walter, ich komm heut etwas später“ begleitet wurde.
Irgendwie schafften sie es doch immer wieder und dann saßen sie sich in dem alten Lokal, das mit seinen dunklen Holzvertäfelungen in seiner Düsternis dennoch Wärme und Geborgenheit ausstrahlte, an einem Vierertisch gegenüber und sinnierten wortlos ein wenig vor sich hin. Zu Hause wäre es womöglich gemütlicher gewesen, aber einen freien Abend aufgeben? Keinesfalls, auch wenn man für den Preis eines Schoppen Veltliner oder Grauburgunder zu Hause vor dem Fernseher eine ganze Flasche hätte konsumieren können.
Leni, die junge Kellnerin, frisch und wie immer im weit ausgeschnittenem Dirndl, kannte ihre Stammgäste und fragte nach einem „Guten Abend, die Herren“, dem geschäftigen Abwedeln des Tisches und dem Zurechtrücken des Aschenbechers lediglich „wie immer“ und zündete dabei die auf dem Tisch in einem Glaszylinder stehende Kerze an
Die Herren nickten ihr Einverständnis und Leni tänzelte davon, um bald darauf auf einem Tablett zwei durch die Kühle des Inhaltes angelaufene und nahezu randvoll eingeschenkte Schoppengläser auf den Tisch zu stellen, nicht ohne vorher, das Tablett geschickt balancierend, zwei Bierfilzeln im Wurf verteilt zu haben. Weit dabei vorgebeugt gönnt sie den alten Knaben einen herzhaften Einblick und wünscht ein „Wohl bekomm´s“.
Die Herren räuspern sich, prosten sich zu und nehmen einen genießerischen Zug.
„Schaut heut wieder gut aus, unser Leni, gell? Jung und ledig sollt ma halt noch amal sein“, meint der Adi, nachdem er sich die Lippen mit dem Handrücken abgewischt hatte.
„Mei“ erwidert Walter nach einer Pause des Nachdenkens: „s´wär a nix anders als früher oder a bisserl vielleicht doch. Ma müsst kei Angst mehr vorm Vaterwerden haben, bloß vorher fragen, ob s´ die Pille nimmt. Und an Aids hat´s halt a no net geb´n, höchstns was anders, hähä“.
„Trotzdem“ meint jetzt der Adi: „i könnt mit so einer Jungen nimmer anbandeln. Die käm mir wie mei Tochter vor. Da wär mir a Ältere scho lieber. An Spaß müsst´s halt noch dran ham und des auch merken lassen. Aber des werd´n ma wohl nimmer erleben oder Du vielleicht? Habt´s Ihr noch an Sex miteinander oder spielst scho Golf“?
„Den Kalauer kannst Dir sparen. Seit mei Frau operiert worden is, hat´s überhaupt kei Interesse mehr. Und des is jetzt scho a paar Jahr her. Des Thema könn ´ma gleich abhaken, oder is es bei Dir vielleicht anders“?
„Kaum. Bei mir war´s der Hund, der unbedingt neben meim Bett hat schlafen wollen. Entweder der Hund oder sie, hat´s gemeint, die Meinige. Aber der Hund wollt halt bei mir bleiben. Fünfzehn Jahr alt ist er geworden und hat immer eine gute Ausrede abgegeben und dabei ist es halt dann blieben“.
„Na sigst es, da hamm ma Beide des große Los gezogen, oder? Na ja, nehm ma des Leben net so tragisch, es is ja net von Dauer“ und damit prosteten sie sich erneut zu und wechselten das Thema. „Aber schö wer´s scho noch amal“ legte der Adi ein letztes mal nach.
Ein Thema gab noch das andere, doch so richtig in Stimmung wollten die Beiden heute nicht kommen. So ist es an diesem Abend nicht all zu spät geworden. Sie wünschen der Leni, während sie die Portemonnaies wieder in ihren Gesäßtaschen verstauen, noch eine „Guate Nacht“ und im gemeinsamen Verständnis dafür, dass sie zu Hause schon seit langem eine verkehrsberuhigte Zone erwartet, verabschieden sich die Beiden schließlich draußen auf der Straße und vereinbaren dabei den nächsten Mittwoch um die gleiche Uhrzeit am gleichen Ort.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.03.2010.
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