Sokratis Tsiolakis

Supersonicmistress in : Der Magische Lehrplan III.I.X

 

Die Special Totensonntag  Edition der All–you-can-read Groschenromanreihe im DÖDEL-Verlag GmbH , Berlin – Mittelwest , präsentiert freudigst erregt ,  ein neues Abenteuer     mit Kristeline Kaon in der Rolle als der unvergleichlichen , begeisternden , hervorragenden , mitreissenden , bezaubernden , unbarmherzigen , korrekten , intensiven 

 

 

 

 

SUPERSONICMISTRESS

 

 

 

in

 

Der Magische Lehrplan III.I.X

und die Rückkehr

der Gerechtigkeit

in allen Schulen

dieser Welt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einst , lange vor unserer Zeit , für einen jungen Menschen gefühlt also etwa letzte Woche Montag gegen vierzehn Uhr  ,  lag  die Welt noch im Schatten des Dunkeln . Im festen Würgegriff eines unfassbar bösen Bildungsauftrages der Dunklen Seite der Kultusministerkonferenz darbten Schüler , Berufsschüler , Vorschüler , Hilfsschüler , na ja , so etwas halt , und allerlei andere Individuen aus dem Zweiten Bildungsweg , ein freudloses Leben im düsteren Dickicht staatlich gelenkten Reformfurors . Unter der Knute der Dämonen eines Lehrerkollegs , welches direkt von  den heulenden  Pforten  der Hölle  empor zu Ihnen gestiegen schien , duckten sie sich Tag ein Tag aus und erhoben bei jedem neuen Sonnenaufgang ihre entkräfteten Körper auf das Neue , einem sinnlosen Lehrauftrag entgegen . Traktiert von  willkürlich angesetzten Bastelstunden , entsetzlich langweiliger Stundengestaltung , die maximal   sabbernden Verhaltensgestörten  im Grundschulalter begeistern könnte  , stolperten diese Sklaven einer seelenlosen Maschinerie durch  ein Leben ohne  Hoffnung auf qualifizierte Abschlüsse . Allzeit bedroht von absichtlich undurchsichtiger gestalteter Zensurengebung als simpelster Form der totalen Unterwerfung  bis hin zu , die  Reputation des Einzelnen existenziell bedrohenden , Blauen Briefen  . Instrumente des Terrors , einzig und allein dafür erschaffen ,    um die Tyrannei der Kaste der ruchlosen Schuldirektoren-im-Solde-des-Schreckens  aufrecht zu erhalten .

 

 

 

Doch dann ward es Licht Und Eine Neue Zeit zog herauf

 

 

Lesen Sie nun auf den folgenden Seiten das neue Abenteuer von Supersonicmistress, Beschützerin der Legastheniker, der Diskalkulisten und  sonstigen Lernschwachen  und Bildungsfernen  . Begleiten Sie sie bei ihrem ewigen  Kampf Gut gegen Böse , Heiß gegen Kalt , Süß gegen Sauer etc. p.p. . Begegnen Sie dabei dem teuflischen Baron-Didactico , den Cyborgs   der  Turnerriege   , den hinterhältigen Handlangern der Physik AG und ihren Kobolden , dem klumpfüssigen STUDIENRAT und der gefährlichen  weissen Kreide zwischen seinen Klauen  und vielen anderen respektablen Bösewichtern mehr . Aus den tiefen Abgründen einer lauernden Unterwelt jenseits ihrer Vorstellungskraft quellen lodernder Leistungsdruck  , pure Angst auf dem Pausenhof  , fürchterliche Prüfungen  , arge Vokabeltests , unerbittlich zensiert  und die   grenzenlosen Müdigkeit der ersten Stunde  als unappetitliche , bittere Inhaltsstoffe einer brodelnden Hexensuppe  . All dies wird Ihre Nerven wahrlich auf die Probe stellen , zarten Maiden die Tränen in die Augen schiessen lassen   und harten Burschen den Hals zuschnüren . Sagen Sie nicht , wir hätten Sie nicht gewarnt !!!

 

 

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BLOCK 1

IRGENDWO IN DER WÜSTE  EINES KONTINENTES , 19:35 UHR CET , WETTER GUT , LUFTFEUCHTIGKEIT UNBEDEUTEND , KLARES FIRMAMENT , PUB ZUM JAHRESENDE PERMANENT OFFEN . ABENDSCHULE DER ÖRTLICHEN SCHAFSCHERERGEWERKSCHAFT , UNSCHEINBARER HOLZBAU , AUSSENTOILETTEN , HYGIENEARTIKEL NEGATIV . STANDARTRAUFASERTAPETEN , BLÜMCHENGARDINEN  , KNARRENDE DIELEN, ZWEI PERSONEN HOLZBÄNKE .  KLASSE : 12 SCHÜLER , THEMA : GEOGRAPHIE ,   LEHRBEAUFTRAGTER  :  MR . ANUBIS

 

Lehrer ANUBIS. : ( mürrisch , schleppenden Schrittes , schief sitzender grauer, abgewetzter ,  Anzug   , fettige , lange Haare , Linksscheitel , knallt lederne Mappe aus der Papiere herausquellen auf den Lehrertisch , Rohrstock unter die Achsel geklemmt , buschige Augenbrauen klettern wie Efeu die Stirn hoch ,  sagt ohne Aufzublicken )

Moin ( und es hört sich ganz so an , als ob ein trächtiges  Borstenvieh  wollüstig Faulgas absondern würde )

 

Die Klasse , 12 Personen insgesamt . Davon 6 Schafscherer , 3 Damen, ( örtliche Barmädchen mit Schafscherergewerkschaft-Stipendium in der Tasche ) und 3 Teenager   (alle  männlich , die lieber betrunken , statt hier zu sitzen , durch die Wüste gerast wären  und dabei ohne Unterlass aus großkalibrigen Waffen ihrer Eltern auf alles schiessen würden , was ihren Weg kreuzen täte und   vor allem und hauptsächlich von  intimen Kontakten zu den Nachbartöchtern träumen , was  allerdings in ihrem Kaff unweigerlich  eine folgenschwere Blutfehde mit unbekannten Ausgang nach sich gezogen hätte )  . Alle  Personen zwischen 18  und 47 Jahren . Die Anwesenden schauen gespannt , was noch passieren wird . Man ahnt es schon , wahrscheinlich nichts Gutes .

 

Teenager  Bob  ( räuspert sich ) : Äähmm , jo , … , also ….

Lehrer ANUBIS: ( spitzt die gelblichen Lippen und zielt mit einem  Lineal auf Bob , dünne Schwaden kräuseln dabei  aus seinen Nasenlöchern )

…. Ja , was , Bob ??? Hab ich etwa die heutige Stunde schon offiziell eröffnet ??

( hört auf zu zielen und stützt sich mit den Fäusten auf den Lehrerpult , macht dabei einen Katzenbuckel und bleckt die rottenden  Zähne )

Teenager Bob: …. Nein , Sir , …. Nein , haben Sie nicht !!!

Lehrer ANUBIS : Na also !!! … ( strafft sich etwas , knackt ein bißchen mit den Fingerknöcheln , federt noch einmal in den Knien , holt tief Luft ) … wo waren wir also letztes Mal stehen geblieben in diesem Unterricht ?? Kann sich irgendjemand von euch bemitleidenswerten Geschöpfen noch erinnern ??? ( fühlt sich jetzt richtig gut , Paragraph 18 B / III , Absatz c1 : Desintegration/ Persönlichkeit brechen ,  der geheimen Zusatzanweisung entsprechend  ,  vorschriftsmäßig umgesetzt )

Tracy , Barmädchen : … ( hebt verzagt die Hand ) … Ääähhh , ich glaube …

Lehrer ANUBIS : … ( schneidet ihr mit einer scharfen Geste das Wort ab ) … Wenn mich die Meinung von so einem Flittchen wie dir wirklich interessieren würde , Schnuckelputzi , glaubst du nicht ich hätte dich nicht schon längst danach  gefragt ?!? ( Kunstpause , grinst breit über sein  Blatterngesicht und zwinkert Tracy ein paar mal zu ) … Aber wenn du später noch  lieb bist zu Papa  , wird es vielleicht noch mit deinem Abschluß hier was werden – meinst du nicht auch , Schnuckelputzimausi !?! ( seine Zunge leckt  lüstern über seine Lippen )

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Die Schafscherer Jack und John ballen erbost unter der Bank die Fäuste . Was  sie sehen und hören müssen , macht sie ziemlich wütend .  Doch sie fürchten sich  zu sehr vor dem Lehrer ANUBIS  und stehen Tracy nicht bei . Schließlich brauchen sie diesen Abschluß unbedingt , wegen des weiteren beruflichen Weiterkommens im Schafscherergewerbe und so . Sicherheitshalber  fassen sich wieder an den feuchten Händen und drücken sich  enger zusammen.

 

Lehrer ANUBIS : Gut ! Dann wäre ja das also geklärt !! Also schlagt eure Bücher

auf , Seite 45 : Warum die Erde eine Scheibe ist und keine Kugel sein kann , verstanden !!!

 

Die zwölf anwesenden Personen tun wie ihnen geheissen . Papier raschelt , Stifte werden zurecht gelegt . An der gegenüberliegenden Strassenseite wird plötzlich  die

Tür des Pubs aufgerissen und zwei betrunkene Männer stürzen auf die Straße und

kämpfen um eine halb volle Flasche  auf der ein billiges Etikett klebt , was  ein dürres , flachbrüstiges , ziemlich trunkenes  Pin Up zeigt .

Andere Besucher drängen heraus und reissen Zoten . Einer , besonders schadenfroh feixend , wirft den im Staube sich wälzenden Männer ein zerfleddertes Exemplar von Kants “Kritik der reinen Vernunft “ vor die Füsse . Die Menge johlt . ANUBIS  verfolgt die Szene aus dem Augenwinkeln mit höchsten Vergnügen . Dann klatscht er gebieterisch in die Hände .

 

Lehrer ANUBIS : … Nun , warum ist die Erde eine Scheibe , der Mittelpunkt des Universums , die Sauercreme der Schöpfung ???                                                     

Teenager Vince :  ( schnippst heftig und dreht seine Bommelmütze nach hinten , so daß die Bommel auf seinen Nacken sinkt ) Also , wenn ich das richtig verstanden habe ( es sprudelt geradeso aus ihm heraus und alle Blicke richten sich auf ihn und es wäre sicherlich gelogen , wenn er es nicht genießen würde  )  , liegt es wohl  eindeutig daran , daß wir dann wohl alle herunterfallen würden . Ist doch klar !! ( findet sich in seiner Argumentationslinie zwingend logisch und unwiderstehlich , kleiner Seitenblick auf die Barmädchen , schnalzt hörbar mit der Zunge , zwinkert dazu mit den Augen  und schiebt sich demonstrativ das puckernde Gemecht zurecht , doch die Barmädchen blicken eher skeptisch und beachten ihn nicht weiter )

Lehrer ANUBIS : ( sein Lächeln züngelt ihm wie eine Viper durch sein fahles Gesicht , er reibt die Daumen an den Zeigefingern seiner Hände , gurrt wie eine Taube und ist auf das Höchste entzückt darüber , wie der  Samen des Giftes  das er streute,  so vorzüglich zu wirken beginnt ) … Sehr , sehr gut , Vince … ( er imitiert ein Streicheln und seufzt theatralisch  , mit dem Blick auf die anderen ) ..   Ach , wie warm wär mir um meine kleines Herzilein , wenn doch nur alle solche Fortschritte  zu  verzeichnen hätten  ( schnauft , jetzt in  pikierter Tonlage  ) …. Wie auch immer , damit ist ja nun bedauerlicherweise wohl eher nicht zu rechnen !!! ( blickt grimmig jedem ins Gesicht , knackt wieder mit den Fingerknöcheln ) Aber wer zuletzt lacht , meine Damen und Herren , der lacht ja wohl bekanntlich am besten !!! 

Jamie , Barmädchen : ( hat lange überlegt , traut sich jetzt aber , hebt die Hand um sich zu melden ,  versucht dabei ihre Nervosität unter Kontrolle zu halten ) Ich hätte da mal eine Frage  !

Lehrer ANUBIS : ( mißbilligend , grad so , als ob ihm eben gerade warmes Erbrochenes angeboten worden wäre  ) Wenn es denn sein muß !

Jamie , Barmädchen : Also , was ich da mal fragen würde . Es ist doch nun , daß hier  mir verklickert werden soll , daß die … ( sucht das Wort ) ähh , also , die

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Erde , also , ne Scheibe sein soll , stimmt`s !?! ( zustimmendes Murmeln von einem Teil der Schüler ) … Jut , hab ich aba schon anders jesehen , jawoll !!! ( Jamie

verschränkt die Arme vor der Brust , Lehrer ANUBIS tritt näher an Ihre Bank heran , beschnüffelt sie ) … Also , wat ich jesehen hab , is , nämlich ich , also ,

neulisch , so n Channel kieke ich  , wo se Tiere , Büsche und so zeigen … , ach ja , ooch n paar Nackte und sowas!... Also  , se ich ick , wie jesacht , jerne , escht , wenn isch so Gläser spül und so ! Na ja , also da  war also so n Film vom Mond ! Die Leute schwebten da so lustisch rum , Mondautos stehn rum  , ich mein auf m Monde und uf jedenfall ( macht eine Kunstpause , schaut sich um und überprüft die Wirkung ihrer Worte , nickt bekräftigend ) … da konnste die Erde sehn –ich meen , vom Mond aus , vastehst !?! Na ??  Und wie isse ! Na einfach RUND , einfach rund , kugelrund , vom Mond aus siehste dit ! Also !!! …. Also ,  Potzblitz , denk ick , dit kann doch allet nich wahr sein , wat Sie uns hier erzählen . Is ja ooch schließlich logisch … ( dreht sich um , öffnet das Fenster und blickt in den klaren , wolkenlosen Nachthimmel , nebenbei bemerkt : Vollmond , was sonst ! Zeigt auf ihn ) … Kiekt ma hinne , da issa ...( Unruhe und Getuschel  unter den Schülern ) … pritze-pratze rund der Mond ... ! ( holt nochmal tief Luft , weil immerhin hat sie , seit dem ihre Mutter ihr vor vielen , vielen Jahren bei einer passenden Gelegenheit erklärt hat , wie man mit speziellen Vorlieben gewisser Männer als junges Mädchen so umzugehen hat , nicht mehr so viel geredet ) … und wenn der Mond rund is und du kannst die Erde von dort aus sehen und die Erde is rund  , dann is die Erde ooch rund , weil de von hier aus den Mond ooch sehen kannst und umjekehrt halt isset jenausso , basta Kanasta  !!! ( schaut nach links und nach rechts ) Deswegen bin ick nu ma der Meinung , hier wird uns janüscht richtijes erzählt ! Janz im Jejenteil , alles Quatsch mit Sosse . Sie verarschen uns doch bloß  , weil …. ( weiter kommt sie aber nicht , denn der Rohrstock , knisternde Blitze nach allen Seiten schleudernd , des Lehrers ANUBIS schmettert in diesem Moment mit Urgewalt der bösen Kraft , die ihn schuf auf ihre Holzbank und schneidet ihr das Wort ab und läßt sie taub und gelähmt auf der Stelle zu Boden sinken ) ..

Lehrer ANUBIS : ( außer sich , Speichel triefend , fiebrig ) Du , Du , elende , fette, picklige  , verkommene  Schamlose .. ( er hebt den Stock zum neuerlichen Schlage , aber weiter kommt er nicht , denn Supersonicmistress schmettert genau in diesem Moment  durch das Dach der Abendschule mit der Urgewalt der guten Kraft  , die sie schuf direkt auf den Lehrer ANUBIS hinab )

 

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Hierzu vertrauliche Auszüge  aus der Personalakte von Supersonicmistress , bezüglich der Einstellungstest und psychologischen Beurteilung vor Ausstellung eines unkündbaren Festvertrages . Stammt direkt aus dem  Sekretariat ihres Brötchengebers , der Zentrale der Vereinigung der Vereinigten Superhelden . Mit freundlicher Unterstützung der Chefsekretärin Mrs. Wonderbra und unter besonderer Unterstützung des Generalsekretärs Mr. Multiorganversagenman . Unser besonderer Dank gilt auch dem Kantinenwirt , der uns von einem wahrhaft Superhelden würdigen Kalten Buffet hat naschen lassen :

Imposant ? Sicherlich ! Keine Frage , in dem zeitlosen COCO-CHANEL Superheldenkostüm der klassischen Linie mit dem schwarzen Seidencape , der exklusiv gestickten schwarzen Augenmaske  , den langen, eleganten schwarzen  Handschuhen bis über ihre Ellenbogen , mit  dem warm , weich und hell

     

           

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funkelnden,  legendären , längst verschollen geglaubten Diamanten-der-Wahrheit-und-nichts-als-die-Wahrheit ( der Einfachheit halber wird dieser Superheldenedelstein in Zukunft abgekürzt : Wahrheitsring – siehe Vermerk 12-BN/1 im Archiv , Querverweis : Alte Kraftquellen  ) am rechten Ringfinger getragen  . Locker , leger , aber jedes mal höchst effektvoll ,  symbolisieren der Ring und Sie zusammen in Personalunion die  reinste Güte ,  was auch dem durchtriebensten Schurken , sofort die Macht des Guten deutlich macht ! Abgerundet wird der Gesamteindruck durch das kleine  schwarze Band um ihren Hals mit integrierter Brosche , dem knapp bis zum Knie langenden, an der Seite  geschlitzten  Rock , den passenden , selbstverständlich ebenso schwarzen Schuhen mit den feinen Riemen  . Insgesamt großartig und stilbildend für die nächste Generation weiblicher Superhelden .  Angsteinflößend ? Bestimmt ! Für die Bösewichter dieser Welt  , die Angst vor ihr haben sollten , wäre es ziemlich dumm  nicht so zu empfinden ! Energisch ?  Total ! Dem  stählernen Blick ihrer blauen Augen , die zu allem entschlossene Körpersprache  , die Gewissheit die beste Gute für das Gute zu sein , läßt Sie ohne Furcht und Tadel ihre Kreise ziehen . Gelegentlich unterstreicht der nuancierte Einsatz einer Hochleistungsbrille  diesen Eindruck und bringt sie dazu  , Image ist alles , menschlicher zu wirken und nicht nur wie eine abgehobene , elitäre Superheldin mit Ellenbogen zu sein , wie sie vielleicht noch in präfeministischer Zeit propagiert worden ist ! Frisur ? Na ja , …. obwohl in letzter Zeit besser ….  !!! Empfehlung : Zuständige Prüfungskommission empfiehlt uneingeschränkt und  einstimmig die  Reaktivierung des   ruhenden  Arbeitsvertrages . Nach  Ablauf der obligatorischen Probezeit zu vollen Bezügen ! Partielle Stagnationen und ungewöhnliche Essgewohnheiten sind als periphär und ohne Bedeutung für das zukünftige Arbeitsverhältnis  zu betrachten . Achtung : Informationen nur für den internen Gebrauch zugelassen . Sperrvermerk bis in alle Ewigkeit !!!

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Supersonicmistress schießt wie ein Adler auf den Lehrer ANUBIS  zu . Wild entschlossen seinem schändlichen Treiben ein für alle mal ein schmähliches Ende zu bereiten und ihn für immer vom Antlitz dieser Welt zu tilgen und zumindest diese Abendschule zu einem besseren Ort zu machen .

Zugegeben , damit hatte der Lehrer ANUBIS  in diesem speziellen Moment nicht so richtig gerechnet . Zugegeben weiterhin , er hatte auf dem letzten , turnusmäßig stattfindenden Interdisziplinären Fortbildungsseminar von der  Doktor-Didactiko-Foundation  flüchtig von Supersonicmistress gehört . Ja , auch auf den Fluren und in der Mensa war sie zwischenzeitlich Gesprächsthema gewesen . Aber so richtig hatte niemand an ihre Existenz glauben können . Schließlich sprachen  interne Warnhinweise  auch von der bevorstehenden  Wiederkehr   des  Magischen  Lehrplans III.I.X  in seiner messianischen Variante  in so vager Form , daß man hätte denken  können , es bliebe sicherlich noch genug Zeit bis zur eigenen wohlverdienten Frühpensionierung , bevor dem  Zeitalter der Verdummung der Garaus gemacht werden würde  - angeblich . Und selbst wenn : Nach mir die Sintflut ! Schließlich würde seine Pension sicherlich gut genug ausfallen , als daß er noch später besonders motiviert sein würde , so mal auf Lau  , immer noch den Bösen Jungen  zu mimen ! Pustekuchen !! Ohne ihn , das stand fest !!!

Aber jetzt hatte er den Salat !!! Doch  Lehrer ANUBIS , war ja schließlich nicht umsonst einer der Besten  seines Jahrgangs gewesen . Insbesondere im Fach :

     

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Bekämpfung von guten Superhelden , hatte er seine Dozenten immer mächtig zu

beeindrucken gewusst .

Als  ihn die Druckwelle von SUPERSONICMISTRESS zu erwischen droht  , wendet er die fein ausgeklügelte Metamorphosekraft der Dim-Sum Mönche an . Indem es ihm gelingt in einer konzertieren Aktion die Kräftefelder der beiden großen Nervenzentren seines Körpers , Hirn und Darm , blitzschnell miteinander zu verknüpfen  , verflüßigen sich  für eine bestimmte kurze Zeit alle Knochenbestandteile  seiner Wirbelsäule , wodurch er es vermag , in der Zeit eines Wimpernschlags ,  aalartig unter den  Lehrertisch zu glitschen  , so das die durch Supernonicmistress Luftangriff erzeugte  Druckwelle ihr Ziel verfehlt . Donnerwetter ! Netter Trick , Respekt , bei allem Abscheu den man so empfinden kann !! 

Der Angriff geht also ins Leere , zunächst einmal . Lediglich die hölzerne Rückwand der Abendschule  wird im hohen Bogen herausgerissen und  in die  Wüste hinausgeschleudert . In ihrem  Sog folgen bedauerlicherweise die üblichen Kollateralschäden . Als da wären :  Eines der Barmädchen ( das aber später von einem Beuteltiertrapper in der Wüste entdeckt und vor dem  Verdursten bewahrt wird , woraus sich  eine der romantischsten Liebesgeschichte in diesem Teil der Welt entspinnt , welche wiederum Eingang als Klassiker in die Literatur dieses Sprachraums finden wird ) , dann Jack ohne  John , aber mit  Johns  nass geschwitzten T-Shirt  und Johns linken Socken in den Händen  , wie auch zusätzlich  zwei männlichen Teenagern . Das macht alles zusammen einen Heidenlärm , den aber , bis auf ein knutschendes Pärchen in einem durchgerüttelten Auto und die beiden Raufbolde vor dem Pub , niemand wirklich  zu bemerken scheint .

Im ersten Augenblick verblüfft von der unerwartet schnellen  Reaktion des Lehrers ANUBIS  , verschwendet SUPERSONICMISTRESS zwei wertvolle Millisekunden , welche ihm genügen die Molekularstruktur der  Papiere aus seiner Ledertasche  zu verändern und daraus bösartige   Kamikaze Papierflieger zu falten  und sie auf SUPERSONICMISTRESS  zu schleudern  . Bevor jedoch der  tödliche Schwarm sie erreichen kann , hat sie schon ihre geheime Supersonicsprechtechnik eingesetzt . Sie hält Ihre Hände trichterförmig vor Ihrem Munde , spitzt Ihre Lippen   und dann , aus der Vielzahl der in einem bestimmten Code und Geschwindigkeit heruntergeratterten Worte  heraus , verdichten sich die Luftatome vor ihr zu einen undurchdringlichen Wall , an dem alle Angriffswellen von Lehrer ANUBIS Kamikaze Papierfliegern scheitern und diese kraftlos zu Boden fallen lassen .

Die Sinnlosigkeit der Attacke  sieht auch der Lehrer ANUBIS ein , weshalb er auf konventionelle Waffentechnik umstellt . Per Klick auf  einen geheimen Knopf seines Rohrstocks verwandelt der sich in eine gewaltige Kilo-Terra-Watt starke , mit einer Panzerstahl gehärteten Doppelkette , kombiniert mit Multidornen , Handhäcksler  und ruhigem Laufwerk ausgestatteten , Kettensäge , auf Biodieselbasis . Er drückt den Anlasser   und weidet sich an dem  klaren tödlichen Geräusch , den Kettensägen ebenso machen.

“ Na , Schlampe ! “ , keift er SUPERSONICISTRESS an , “ Was glaubst du , wie wird dir mein kleines Baby wohl schmecken , wenn ich dich damit in lauter kleine hässlichen Fetzen hacke und dann deinen zerzausten Schrumpfkopf als Aschenbecher benutzen werde ?!?“ Er kichert und fuchtelt mit der Kettensäge in der Luft herum . Blauer Dieseldunst weht davon und Tracy , das Barmädchen , welches unter einer halb eingestürzten Schulbank Zuflucht gesucht hat und gerade wieder rudimentär Geräusche in der Lage ist zu identifizieren , fängt an zu

     

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Keuchen und greift  automatisch nach ihrem kleinen Asthmaspray .

SUPERSONICMISTRESS lässt das primitive Macho Gehabe kalt . Männer, denkt sie , ob gut oder böse , ist völlig schnuppe , sind immer dieselben Idioten  . Sie bleiben einfach dieser bemitleidenswert zurückgebliebene  Teil der Evolution , der der weiblichen Seite einfach nie und nimmer das Wasser reichen wird . Was sich wer wohl , wann , wie bei deren Entwicklung gedacht haben mag , ist ihr ein unlösbareres Rätsel . Dabei gibt es doch mehr als nur ein Beispiel von funktionierenden  Selbstbefruchtungssystemen in der  Natur .

Sie lächelt nur kühl . Das Display auf der Innenseite Ihrer Brillengläser zeigt ihr zwar unentwegt neue Schulen  auf dieser Welt an , wo ihr Einsatz erforderlich ist . Insofern hat sie jetzt schon mit dieser Ausgeburt eines Lehrers schon viel zu viel Zeit verschwendet . Gut das sie heute Morgen , als sie sich arbeitsfertig machte und sich nicht recht entscheiden konnte , was für Waffen sie heute zu benutzen gedenken wollte , für die beiden kleinen , süßen römischen Kurzschwerter ,  Phobos und Deimos  , entschieden  hatte . Ihre beiden Babies . Die machen keine Druckstellen beim fliegen , lagen gut in der Hand , sahen einfach noch toll aus und waren beim Nahkampf sehr wirkungsvoll .

Natürlich hätte es auch genügt , wenn Sie diesen kleinen Wurm mit einer Handbewegung  ihrer Superkräfte zerquetscht . Oder einfach die  Gute Kraft des Wahrheitsrings benutzt und ihn in die Welt der Quanten  deportiert  . Aber das wäre zu einfach und irgendwie mädchenhaft . Ihr sportlicher Ehrgeiz meldete sich unmissverständlich  . Dieser Kerl brauchte eine Lektion !

Der miese Lehrer , Verderber der Kinder , die faule , fette Spinne im Netz der Unwissenheit wollte einen Fight und er würde ihn bekommen . SUPERSONICMISTRESS redet sich innerlich in Rage und genießt dabei das tosende Adrenalin in ihren Adern . Sie zieht langsam die beiden Schwerter aus den eingenähten Ziegenledertaschen ihres Superheldencapes heraus und fühlt sich sofort eins mit ihnen . Phobos und Deimos blinzeln sie an  und sie blinzelt zurück .

Geschmeidigt bringt sie ihren  Körper in Verteidigungsposition . Jeder noch so kleine Muskel ihres hochtrainierten Körpers funktioniert in perfekter Synchronisation miteinander .  Wie eine unheimliche extraterrestrische Technologie einer fremden Zivilisation  aus  einer anderen Galaxie , greift  jede Ihrer Zellen , nach einem  des Menschen Verstand übersteigenden Prinzip , ineinander ( Fremde Zivilisationen, Paah , das Sie nicht lachen mußte !  Sie wußte , daß es dort keine anderen Zivilisationen gab , denn Sie war ja  schon häufiger da gewesen  . Auf dem Intergalaktischen Jahresticket der Vereinigung der Vereinigten Superhelden , während Ihrer Ausbildungsferien  , hatte Sie die gängigen Bagpacker-Wurmlöcherrouten bis kurz vor dem Big Bang  abgegrast - und es gab einfach kein anderes intelligentes Leben in diesem Universum . Wo man auch hinschaute – nichts , rein gar nichts  ! Konnte man natürlich keinen Menschen sagen , ohne kollektive Massensuizide auszulösen . Deshalb mußte Sie auch immer innerlich so Lachen , wenn Sie die Jungs von SETI faseln hörte  . Traurig ab wahr , hübsche Welten jede Menge  , komische Lebensformen überall , die man auch vorzüglich essen konnte , aber kein Anzeichen von  Intelligenz , eben fast wie auf der Erde !

Dieses Universum war definitiv leer – für die verbrieften unzähligen Anderen allerdings würde Sie nicht die Hand ins Feuer legen wollen , da Visa und Passage über den Punkt des Urknall hinaus einfach schwer zu bekommen waren .    Nun zurück zum Kampf )  .

Eigentlich bewegt sie sich nicht , den ihre Bewegungen sind nur eine andere Form der Meditation . Ihre Kraft ist Innen wie auch Außen , drumherum , oben und unten

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und durchwirkt den Raum total  . Ihr Körper ist die pure Energie . Die Energie ist

Sie .  Ihren Körper  schwingt in höchsten Höhen  . Außer  am  Hüftspeck , da zwickte

es ein wenig .

  OK , Missgeburt , das ist wirklich lustig !“, sagt Sie , den Blick fest auf den Lehrer ANUBIS gerichtet “,dann wollen wir mal sehen , ob du wirklich so schlecht während deiner Referendariatszeit gewesen bis , wie überall erzählt wird ! Ob du wirklich nur als der schwanzlutschende Dreck unter den Sohlen der Jugend übergreifenden Lerngruppen-Seminare geklebt hast  , dem stets auf seinen Leistungsnachweisen bescheinigt worden ist : Er bemühte sich redlich !!!“

Wenn Sie sich so reden hörte , dann behagte es Ihr gar nicht , da Sie es eher vorzog dezidierte Äußerungen von sich geben . Außerdem hatte Ihre Mutter Ihr mehr als nur einmal den Mund mit Seife ausgewaschen , als Sie noch klein gewesen war. Aber das mit Ihre Mutter , daß war eine ganz , ganz andere Geschichte !

Seitdem jedoch die Vereinigung der Vereinigten Superhelden  teilprivatisiert worden ist  und große Sponsoren das Sagen hatten , mußten Bösewichter verbal  so behandelt werden . Vorbei die Zeiten , als Sie einfach  , ratz-fatz und ohne Worte , eine dieser Kakerlaken hatte zertreten können . Also gut , wessen Brot ich eß , dessen Lied ich sing ! Job ist Job! Dinge  des täglichen Bedarfs mußten bezahlt werden , das ganze Programm! Ist schon  Klar !

Die provozierte und erwartete Reaktion tritt unmittelbar nach SUPERSONICMISTRESS Worten ein . Lehrer ANUBIS , törichter weise sich extrem beleidigt fühlend , was für ein Narr , vergisst jegliche Duellvorschrift und geht frontal vor . Seine gellende Stimme geht im Kreischen  der Kettensäge fast unter , aber irgendwie klingt es wie : Dich mach ich richtig fertig , du gutmenschige Bildungsretterin mit Omaschlüpfern  ( gähn , wie originell , der FB-Fluchen im soziokulturellem Kontext des westlichen Werteverbundes , hatte leider keine besondere Eleganz bei der Kunst des Gebrauchs der Bösen Worte  bei ihm hinterlassen , was einigermaßen verwunderlich ist bei einem von Natur aus mit so viel Bosheit gesegneten Charakter ) gacker , gacker , bla , sülz ,   irgend so etwas halt , entfleuchte ihm . Gott sei Dank , ist der Lärm der Kettensäge interessanter .

SUPERSONICMISTRESS deutet im mit einem kleinen  Wink Ihrer Hand an  näher zu kommen und dreht ihm in einer unendlich langsamen , mit dem bloßen Auge kaum wahrnehmbaren,  Bewegungen den Rücken zu   . Eines Ihrer Knie berührt mit einem leichten Hauch die von Holzsplittern übersäten Dielen der halbzerstörten Abendschule . Ihr Cape fällt Ihr locker über die Schultern . Ihre Augen schließen sich in vollendeter Konzentration .  Teenager Bob ist geistesgegenwärtig genug um diesen selten Augenblick alter Kampfkunst über die Videofunktion seines Mobiltelephones online zu stellen . Er wird kurz darauf eine Stange Geld damit verdienen , doch wird es ihm kein Glück bringen , da sein geheimer Drang zu fettleibigen Strichjungen ,  Popcorn , Zuckerwatte und Kettenkarusselfahrten bei Rummelbesuchen ihm in kürzester Zeit eine durch Diabetis Typ B  bedingte Niereninsuffiziens  und einen Fersensporn einbrocken wird , die beide ihm , weil ignoriert und unbehandelt geblieben , das Gnadenbrot der  Schafscherergewerkschaft im gewerkschaftseigenen Männerheim , im Dämmerzustand verbringen lassen werden .

Dann , der Lehrer ANUBIS steht jetzt direkt hinter SUPERSONICMISTRESS und macht sich bereit für die  Auseinandersetzung . Aus der Froschperspektive, an der knienden Gestalt von SUPERSONICMISTRESS  vorbei , betrachtet ,   treten seine Augen vom Wahnsinn gebeutelt beinahe aus den Höhlen . Der Mund ist weit aufgerissen und es

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irgendwie traurig ansehen zu müssen  , wie schlecht die Keramikbrücken in seinem schiefen Gebiss gearbeitet sind . Aus den Nasenlöchern quillt immer noch Rauch und er ist geblendet von seiner vermeintlichen Überlegenheit  . Schön , schön , aber wie blöd ist er eigentlich . Irgendwie müßte er doch wissen , daß irgendwie was faul ist !

Doch in der trügerischen Vorfreude  des Triumphes , vergisst er jegliche Vorsichtmaßname . Als er den rotierenden Schaft der  Kettensäge beidhändig , mit

aller ihm nur zur Verfügung stehenden Kraft , auf das Haupt von SUPERSONImCISTRESS schlagen will , sind die herumspritzenden Speichelfetzen , die jedem schlabbernden Lawinenhund  zu aller Ehre gereicht hätten ,  die Vorboten einer quasi langersehnten sexuellen Erfüllung die jedem , in seinem innersten Ich, von Natur aus verklemmten , Bösewicht antreiben .

Logisch , da er ja mit seinem üblichen üblen ,  ganz und gar bösen  Handlungen nicht , oder gar nicht mit einem zwanglosen Rendezvous rechnen kann . Zudem mit  eher  geringerer Attraktivität gesegnet   , muß er andere Wege der Kompensation suchen ( Bösewichter , Dämonen und Ähnliches  sind schließlich auch nur Männer , oder zumindest mit immer männlicher Orientierung dargestellt  - siehe : Kirchendrucke aus dem Mittelalter )  .

Doch gar wie immer bei solchen Geschichten  ,  ist die Vorfreude des Bösewichts ,  nichts anderes als die Vorstufe zu nichts anderem als zu einem weiteren schmerzhaften Coitus Interruptus , den der Bösewicht zu erfahren hat . Man wird gleich sehen warum .

Auf diesen Moment hat SUPERSONICmISTRESS nur gewartet . Sie reisst Phobos und Deimos in die Höh , kreuzt ihre Klingen über Ihrem Kopf zu  einer Scherenformation  und fängt den Hieb des Lehrer ANUBIS ab . Überflüssig zu sagen , daß die Klingen Ihrer Kurzschwerter aus  einem tausendmal  von Meisterhand gefalteten Stahl , geschmiedet weit vor unser Zeit ,   bestehen .  Im Feuer der Götter natürlich gehärtet wurden und darüber hinaus das Gütesiegel des TÜV-Nord verliehen bekommen haben  . Billigversionen als Briefbeschwerer  sind in Mode gekommen in letzter Zeit und  über den einschlägig bekannten Versandhandel zu beziehen .

Die Kettensäge verfängt sich nicht ganz Unerwartet  in dem aufgestellten Hindernis .  SUPERSONICISTRESS reißt Ihre römischen Kurzschwerter in einer gleichbleibenden Bewegungen einmal nach vorn und hinten . Dabei lösen sich alle Dornen an der Kettensäge . Wie Schrapnellgeschoße spritzen sie in alle Richtungen davon . Bohren sich in den Boden der Abendschulen . Schießen in den Himmel und durchlöchern dabei den Hülle eines Heissluftballons einer  gerade vorbei schwebenden Lustreise eines Krankenkassenaufsichtsrates , der auf Beitragszahler Kosten sich von einer Vielzahl nubischer Sklavinnen verwöhnen läßt und gerade  dabei ist , dicke Geldbündel aus dem Risikorücklagenfond der Kasse   auf Hundekämpfe zu verwetten  .

Im Pub steht einer der  trunkener Besucher , immer noch schadenfroh feixend ob seines Coups mit dem  zerfledderten Kantschen Buch , am Pissoir und ist eben im Begriff auf das darin liegende Faksimile Exemplar der Erstausgabe  von Darwins Evolutionswerk seinen Urinstrahl zu streuen , als im eins der Geschoße das Geschlechtsteil und die rechte Hand abreißt . Ein vorüberfahrender Tankwagen wird  getroffen und geht in Flammen auf . Dazu das Umspannung Häuschen zerlegt und diverse Hausfassaden perforiert . Hydranten platzen auf und Wasserfontänen schiessen hoch .

In der Zwischenzeit , die Zeit nutzend die Ihr der verdutzte Lehrer ANUBIS mit der nun nutzlos gewordenen Kettensäge  der Hand einräumt , hat 

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SUPERSONICISTRESS  einen Flick-Flack angesetzt und ist hinter ihm wieder auf Ihren Füssen gelandet . Die Schwerter wirbeln in Ihrer Hand herum und  

in Sie stößt sie tief , knapp unterhalb der Rippen , in den Leib des Lehrers ANUBIS ,

zieht sie hoch und quer und wieder herunter . Eine Sekunde , vielleicht auch zwei , oder drei ist es still , dann fällt der Lehrer ANUBIS in mehrere Teile auseinander .

Fette , faule Fleischteile klatschen  links und rechts zu Boden und bleiben aufeinander liegen . Zum Schluß fällt noch sein Haupt auf den dampfenden Haufen . Die Kettensäge entgleitet seinen kraftlosen Händen und poltert in eine Ecke der Abendschule und trennt in einem letzten Aufbäumen noch die Bommel von Vinces Bommelmütze ab . Der bemerkt dies aber nicht , denn er zittert am ganzen Leib , zündet sich eine Zigarette nach der anderen an  und hat nur noch einen Gedanken : Lieber Gott ( Ha-Ha  ) , wenn ich das hier überlebe will ich nie , nie wieder in meinem Leben durch die Wüste rasen  und Lebendiges abknallen  wollen . Die Weiber können mir auch gestohlen bleiben und ich werde dein Wort unter den Heiden verbreiten gehen , ob sie wollen oder nicht , ganz so wie du es mir befiehlst . Bitte , Bitte , Bitte !!!

SUPERSONICMISTRESS nähert sich dem , was vom Lehrer ANUBIS übrig geblieben ist . Vorsichtig , die Schwerter stoßbereit und mit scharfem Blick  - denn Vorsicht ist ja bekanntlich die Mutter der Porzellankiste und was man von Vätern zu halten hat , weiß man ja nur zur Genüge -   stößt Sie den Haufen vor Ihr mit den Füßen an . Erst passiert nichts , dann fängt der Haufen Fleisch an zu zittern . Lehrer ANUBIS Kopf dreht sich zu Ihr um und er öffnet ein Auge .

„ Na  ? “, sagt er und man versteht ihn kaum , denn es fließt grünlicher Schleim aus seinem Munde , “ War das alles , was du drauf hast ?? “Er hustet und würgt noch mehr Schleim aus “ `nen Augenblick noch , stehe dir gleich wieder zur Verfügung ! “ Und siehe da . Die abgetrennten Teile seines Körpers beginnen langsam aber sicher  wieder zueinander zu finden . Wie ärgerlich !

SUPERSONICMISTRESS stutzt kurz und tippt sich dann mit der Finger an die Stirn . War ein langer Tag , viele Aufgaben zu erledigen , gegessen hatte Sie auch fast nichts , aber das durfte Sie einfach nicht vergessen ! Man konnte diese Kreaturen noch so bearbeiten wie man wollte , wenn man sie nicht ihrer eigentlichen Kraftquelle beraubte  , dann hatte alles keinen Sinn . Die würden immer wieder kommen . SUPERSONICMISTRESS atmet einmal hörbar durch . Geht dann auf den Fleischhaufen zu und nagelt mit ihren beiden Schwertern den linken und den rechten Arm von Lehrer ANUBIS erst einmal auf den Boden fest , um die fast vollendete Wiedervereinigung mit seinem Torso zu verhindern . Die beiden Beine kickt sie einfach weg . Lehrer ANUBIS zetert Mord und Totschlag und noch mehr Schleim tritt aus ihm aus .

Gut , daß keiner meiner Kollegen das sieht , denkt SUPERSONICMISTRESS . Anfängerfehler . Die Herz dieser Kreaturen war nicht ihr Herz , sondern die Staatsexamensurkunde , die sie üblicherweise in einer Bauchtausche aus Kunstleder mit sich herum zu tragen pflegten . SUPERSONICMISTRESS dreht den Torso des Lehrers ANUBIS mit einem Ruck um . Siehe da , da war sie ja  . Ein Griff und Sie hat die Bauchtasche in der Hand . Schwupp , Reißverschluss geöffnet   und da war das gute Stück schon  . Fein säuberlich in einer Klarsichthülle gelagert . Gut , sehr gut ! SUPERSONICMISTRESS ist sehr zufrieden . Sie blickt sich kurz um und geht dann zu dem zitternden  Vince .

„ Kann ich mir dein Feuerzeug leihen ?“, fragt Sie ihn und lächelt ihn an . Vince gibt es ihr und zittert noch mehr .

„ Danke , Kleiner !!“, bedankt sich SUPERSONICISTRESS artig und stupst

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Vince an die Schulter . Es ist ein Sturmfeuerzeug der klassischen Art . Sie mag diese kleine technischen Spielereien . Dann läßt Sie es aufschnappen , rollt die Urkunde des Lehrers ANUBIS zusammen , murmelt die üblichen Exmatrikulationsformeln und hält die Urkunde in die Flamme , welche sofort auflodert und  zischenden vom Feuer verschlungen  wird  . Wissen Sie , was eine Flugzeugtoilette für ein Geräusch macht , wenn man sie betätigt ? So ungefähr klingt  es , als daraufhin der Lehrer ANUBIS zu Asche zerfällt und die letzten Flocken der Wind  auf und davon nimmt .

“ Vielen Dank , Kleiner !! “ , sagt SUPERSONICISTRESS zu Vince beugt sich zu ihm herunter und gibt ihm sein Feuerzeug wieder und fragt ihn , “ Ach , nebenbei , Kleiner , kann ich einen Zug aus deiner Zigarette haben ?!? “

Vince überlegt , welche der sechs Zigaretten , die zwischen seinen Fingern glimmen sie wohl gemeint haben könnte und entscheidet sich dann für die mittlere .

“ Hier , bitte , gern , aber auf jeden Fall M`am !! Können Sie auch gern behalten , ehrlich !!! “

“ Nein Danke , Kleiner , lieb gemeint , aber nicht nötig !“ , antwortet Sie ihm . Nimmt den halb aufgerauchten Zigarettenstummel , zieht kräftig daran und konzentriert sich  eine Sekunde  auf die Wirkung des  Nikotins  .

“ Ganz und gar Unnötig ! Und frag mich jetzt nicht nach irgendeinem beschissenen Autogramm  oder Erinnerungsphotos, oder so etwas ! Ist das Klar ??? Lern lieber anständig ! Vielleicht komm ich dich demnächst mal abfragen und dann solltest du besser vorbereitet sein !! OK , Kleiner !!! “

Vince nickt brav und denkt , wow , was für eine Superheldin . Vielleicht sollte er sich das mit den Heiden missionieren noch einmal überlegen . Außerdem , hatte sein Vater nicht dieses halbautomatische Sturmgewehr neulich bestellt ?

Der Zigarettenstummel gleitet SUPERSONICISTRESS aus den Finger und in der Zeit , die er brauch um zu Boden zu fallen , hebt Sie vom Boden ab . Erst langsam und dann mit einem Knall . Wenige Augenblicke später ist Sie irgendwo am nächtlichen Himmel verschwunden . Allerdings wirft der Überschallknall Ihrer Beschleunigung auch noch die letzten Holzwände der Abendschule um .

Auf der Straße sammeln sich jetzt wieder die Menschen dieses Ortes und versuchen sich an der Aufgabe  die  Ordnung wieder  aufzurichten . Einige tragen Pechfackeln , denn es gibt keinen Licht mehr . Beziehungsweise nur da , wo die Flammen des explodierenden Tankwagens schon die , weitestgehend aus illegal geschlagenen Holz gezimmerten ,  Häuser erreicht haben . Einige Verletzte werden zusammengetragen , Schutt beiseite geräumt . Der Sheriff spannt Tatortbänder auf in denen er sich , betrunken wie er ist , sofort verheddert .    Je mehr er sich verheddert , desto mehr brüllt er , sich zum Teil arg widersprechende ,  Befehle in sein Megaphon  . Nachbarschaften retten Bücher und Unterrichtsutensilien , Dosenbier und allerlei anderen Kleinkram den man so braucht , oder vielleicht noch brauchen könnte . Die beiden Raufbolde raufen weiter und das knutschende Pärchen wäre in seinem Auto von der  Wasserfontäne aus dem geplatzten Hydranten  , fast ertränkt worden .  Ein großer Mann tritt im Schein des Feuers mit seinem kleinen Sohn auf die Mitte der Straße . Der Sohn zeigt mit dem Finger in den Himmel .

„ Papa ! “, sagt der Junge .

„ Ja ? “, antwortet der Vater blickt ihn an

„ Papa ! Weiß du , ob  die Superheldin irgendwann einmal wiederkommen  und auch mich beschützen wird ??? “

Der Vater blickt auch in den Himmel . Nachdenklich schiebt er seinen breitkrempigen Hut mit den Daumen in den Nacken .

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“ Weiß du Sohn “, hebt er an , „ glaub mir , wenn die Zeit für dich gekommen ist , wird Sie da sein , denn Sie  wird eigentlich nie weg sein und immer unter uns weilen !!!“

Tausendmeilen über Ihnen verharrt SUPERSONICMISTRESS noch im Orbit . Nach getaner Arbeit liebte Sie es eine Weile in der Absoluten Kälte des Nichts auf das Treiben der  Erde unter Ihr hinabzuschauen . Sie hüllt sich in Ihre Superheldinnencape ein und pullt gedankenverloren einige Holzsplitter aus dem

Gewebe . Überall unter Ihre blinken die Lichter dieses Planeten . Genauso wie die Lichter im Display Ihrer Brille . So viele Aufgaben , so viel Leid zu bekämpfen  ! Oh je !!!

Kreationistische Umtriebe in  Dorfschulen , Turbobachalorabschlüße in Universitäten , verkürzte Gymnasiale Oberstufe , Lernpsychologische Konzeptionen aus dem Mittelalter , Terminologische Unschärfen im Sachkundeunterricht der Grundschulen , ach was noch immer noch an schlechter Bildung jeden Tag generiert wurde von den bösen Kräften dieser Welt .

Jetzt war Sie aber müde . Sie nimmt Ihre Brille ab und reibt sich die Augen   . Harter Tag gewesen , denkt Sie , aber es war gut wieder im Spiel zu sein . Dann logt Sie sich aus der Hotline der Vereinigung der Vereinigten Superheldenzentrale aus , strafft Ihr Cape  und denkt nur noch an Ihr Bett . Sie öffnet die Riemen  Ihrer Schuhe , massiert sich etwas die schmerzenden Füsse  und  deaktiviert die Waffensysteme in den Absätzen .  Morgen ist auch noch ein Tag . Ihr freier Tag nämlich und schließlich hatte Sie ja auch noch ein anderes Leben .

 

BLOCK 2

07:35 UHR CET , EIN-ZWEI TAGE SPÄTER .WIEDER EINE EINÖDE . DIESMAL ANDERER KONTINENT . ABER GENAUSO TROSTLOS . KNALLIGE SONNE , WETTER WIRD NICHT HEISS , SONDERN IST ES SCHON . EINE ZELTSTADT DEHNT SICH IN EINER SENKE UNTER EINER STAUBGLOCKE AUS . DRUMHERUM WACHTÜRME . STACHELDRAHTROLLEN , SPANISCHE REITER  , FLUGABWEHRKANONEN , MG-NESTER , ATOMRAKETEN  UNTER TARNNETZEN . KANTINENPERSONAL MIT LASERPISTOLEN IN DER SCHÜRZE . MÜRRISCHE WACHEN MIT DAUERKLÄFFENDEN , AUSGEHUNGERTEN , SCHARFEN ZWERGPINSCHERN  AUF  PATROUILLE . IM HINTERGRUND KANTIGE FELSFORMATIONEN AM HORIZONT .  REGES TREIBEN  .  DICHTE AUTOKOLONNEN FAHREN ZWISCHEN DEN BERGEN UND DER ZELTSTADT HIN UND HER . AUF DEN LKW SITZEN LEUTE IN DRECKIGEM ARBEITSDRILLICH . WERKZEUGE IN DER HAND . ABGASE , LÄRM , GESCHREI IN DER LUFT . MÄNNER MIT ERSCHÖPFTEN GESICHTERN UND  ESSGESCHIRR IN DER HAND REIHEN SICH EIN IN DIE SCHLANGE VOR DER KANTINE . SCHLANKER , KULTIVIERTER DREI STERNE KOCH HINTER DEM THRESEN , BESCHIMPFT UNENTWEGT DIE MÄNNER IN ESPERANTO . IN DER MITTE DES ZELTLAGERS FÄLLT EINE UNGEWÖHNLICH REICH VERZIERTE FILZJURTHE AUF . BEI NÄHEREM HINSEHEN ENTPUPPT SICH DIE FILZJURTHE JEDOCH ALS EIN NACHBAU EINER FILZJURTHE AUS LEICHTBETON-STECK-ELEMENTEN MIT FILZJURTHEN DESIGN  . DIREKT AN DER SPITZE DER FILZJURTHE SIND BREITE VERSCHMELZUNGEN DES MATERIALS ZU ERKENNEN , ALS OB DORT EINE HEFTIGE ENERGIEENTLADUNG STATTGEFUNDEN HÄTTE . SCHMUCKLOSE  PFORTE  . DAVOR WAHLOS IN DER GEGEND HERUMSTEHENDEN SITZELEMENTE DER WOHLFÜHLLANDSCHAFT “ GOLLUM-LIGHT “  EINES BEKANNTEN MÖBELHAUSES AUS DEM LAND DER MYRIADEN MÜCKEN IM HOHEN NORDEN  . EINE LEITER LEHNT AN DER WAND . JEMAND IM BLAUMANN WECHSELT

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GERADE GLÜHBIRNEN AUS DEN ÜBER DEN FILZJURTHENEINGANG BEFESTIGTEN LEUCHTBUCHSTABEN : HQ .  NEBEN DEM EINGANG ZUR FILZJURTHE STEHT EIN KLEINES KASSENHÄUSCHEN , DIE ROLLÄDEN SIND HERUNTERGELASSEN. AUF EINEM HANGEMALTEN SCHILD IST ZU LESEN :

  NACHSTE FÜHRUNG 11:00 . NOCH MEHR WACHEN LUNGERN HERUM.  GROSSE SENDEMASTEN DEUTEN AUF UMFANGREICHE KOMMUNIKATIONSTECHNIK HIN. EIN ASIATISCHES HANDLANGER SCHREIT EINEN EUROPÄISCHEN HANDLANGER AN , BEIDE  WIEDERUM WERDEN VON EINEM EURASISCHEN HANDLANGER ZUR SCHNECKE GEMACHT   . EINE GRUPPE KAPUZINERÄFFCHEN  SPIELT DOMINO . EIN FELDSCHER ZIEHT EINER SEKRETÄRIN GERADE ZWEI WEISHEITSZÄHNE . SIE SCHREIT WIE AM SPIESS . ZWEI MÄNNER IN LEDERMÄNTELN  SCHLAPPHÜTEN UND NICKELBRILLEN SEHEN DAS UND HALTEN SICH DIE BÄUCHE VOR LACHEN . SOWOHL SCHREIEN WIE AUCH LACHEN GEHEN IN DER ALLGEMEINEN LÄRMKULISSE JEDOCH VÖLLIG UNTER . PLÖTZLICH TRITT EIN GROSSGEWACHSENER , HAGERER MANN MIT KURZGESCHORENEM HAAR VOR DIE FILZJURTHE . ER TRÄGT EINE PHANTASIE – SCHULUNIFORM , DIE ENTFERNT AN DIE VORGESCHRIEBENE KLEIDUNG FÜR ELEVEN EINES   ELITE PRIVATINTERNATES ERINNERT. KANN ABER AUCH SEIN , DASS IHR SCHNITT DER ARBEITSKLEIDUNG DER MITARBEITER DER STÄDTISCHEN TRAMBAHN VON BUENOS AIRES ENTLEHNT WORDEN IST .  IM RECHTEN AUGEWINKEL DES MANNES BLINKT EIN MONOKOL . SEIN GESICHTS ZIERT EIN DÜNNER 70ger  JAHRE EROTIKSTAR SCHNURBART , DER BIS ZUM KINN HERUNTER GEZOGEN IST . DIVERSE LAKAIEN UMSCHWIRREN IHN . EIN BEINAMPUTIERTER IN EINEM KLEINEN WAGEN MIT QUIETSCHENDEN HOLZRÄDERN , ROLLT UNENTWEGT NEBEN IHN HER UND VERSUCHT DEM MANN BESTÄNDIG DIE KNALLIGEN REITSTIEFEL ZU PUTZEN . EIN ANDERER FECHELT LÄSTIGE INSEKTEN WEG . EIN DRITTER UMKREIST IHN MIT EINEM SPIEGEL , IN DEM SICH DIESER MANN JEDERZEIT SELBST BETRACHTEN KANN .  MUSS WOHL EIN MÄCHTIG WICHTIGER MANN  SEIN ,  DIESER MANN .

 

Baron-Didactico  fühlt sich ungnädig an diesem Morgen . Seine Nacht war kurz gewesen , denn er hatte fast die gesamte Nacht mit der Verbesserung seines schon an sich ungewöhnlich bösen Plans zur Verschlechterung der Lernpsychologischen Basiskonzeption eines dadurch zu verrottenden Schulsystems verbracht  , welches ihm natürlich zum die Weltherrschaft einbringen sollte – was denn sonst ?

Wenn da nicht seine mangelnden Fähigkeiten an der Tastatur des  PC gewesen wären , hätte er sicherlich schon einen größeres Stück des Weg zur Vollendung dieser theoretischen Grundlage formulieren können .  Mit der Eineinhalb – Finger-Tipptechnik auf der Tastatur , war es auch nicht so einfach . Besonders wenn es  an den Rechtsschreibe Fähigkeiten haperte . Psst, bleibt unser Geheimnis  !!!

Schließlich war er Baron-Didactico , der Schlimmste unter den Schlimmen, Ho-Ho – HA-HA   !! Jedenfalls machte ihn das nicht gerade fröhlich und fröhlich war eigentlich nie , außer wenn er in die Gesichter von frisch am Klassenziel Gescheiterten blicken durfte .

Statt nun , in dieser elenden Nacht , mit der Formulierungen der Verbesserung  seines bösen Plans fortzufahren , hatte er , um einfach mal Dampf abzulassen , seinen Avatar in der Third-World aufgestöbert und gefunden – schlafend im Heizungsraum einer Seniorenheimbibliothek . Wo er doch eigentlich alle relevanten Bücher dieser Bibliothek mit Eselsohren und Krakeleien  versehen sollte . Man , hatte er seinen Avatar in den Hintern getreten , wie lange nicht mehr . Seine virtuellen Third-World Rupien nahm er gerne , aber Leistung ? Fehlanzeige !! Diese

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Abreibung würde der Hundsfott nicht so schnell vergessen .

Zum Schluß der Nacht kam ihm dann noch die glorreiche Idee  die virtuelle Pinwand  bei Studi- VZ zu hacken  . Er verfälschte Lebensläufe ( Viel Spaß bei deinen zukünftigen Bewerbungen du angehender Doktor der  Tiermedizin – mal sehen , was deine zukünftigen Arbeitgeber von den speziellen Tierphotos aus der Zuchtviehhaltung halten würden , wenn Sie sie in deiner Lebenslaufmappe finden ) , änderte Adressen , manipulierte Photos und ließ üble Verdächtigungen , Verleumdungen und frei erfundenen Lügen  , über des einen oder anderen  Kommilitonen , deren Verwandte und Nachbarn , Freundinnen , Neffen und Cousinen ,    den freien Lauf im Netz . Einmal drin im Netz , immer drin !!! Eine  außergewöhnlich nützliche Erfindung !!!!

Ein paar angeblich gute Pädagogen   , die er  anhand , der im Netz über sie coursierenden überdurchschnittlich , guten Bewertungen  gefunden und identifiziert hatte , haute er auch noch in die Pfanne . Wenn schon , denn schon !

 Er schlüpfte flugs in  seine  Lieblingsrollen  als   Frauke P. ( 13 Jahre ) und chattete mit Schülern dieser Lehrer  , wobei  er immer wieder andeutungsweise , aber durchaus glaubhaft Belästigung der untersten Schublade den Lehrern  unterstellen konnte  .  Zum Schluß waren die meißten der Schülern außer sich und auf seiner Seite  . Sie  versprachen sofort die entsprechenden Informationen über diese Lehrer , mit dem Ziel langjährige Zuchthausstrafen zu erwirken , an ihre Eltern weiterzugeben . Hurra !!!

War ein gutes  Gefühl , was ihn halbwegs   die emotionale  Balance wieder finden ließ . Facebockmist würde er sich demnächst vornehmen . Die Trottel da draußen öffnet bereitwillig selber die Tore durch die er und seines gleichen hindurch marschieren  konnten , um ihnen dann eine saftige Abreibung zu verpassen .

Trotzdem , ein fader Beigeschmack blieb . Sein neu komponiertes Frühstücksmüsli aus erlesensten Cerealien  schmeckte einfach zum brechen . Sicherlich würde ihn diese Mischung auch nicht weiterhelfen , bestimmte Verdauungsprobleme in den Griff zu kriegen .

Eine der Hofschranzen , ein kleiner dicker Mann im korrekt sitzenden  Anzug, seines Zeichens ehemaliger Montessori Professor ,   Jacket , Weste , Hemd , Schlips , Cordhose  , dicke Schweißbäche auf der Stirn , die er sich beständig mit einem , sagen wir mal , hygienisch nicht mehr ganz einwandfreien , Stofftaschentuch , aus dem Gesicht zu wischen suchte , zupft am Ärmel von Baron-Didactico . Der wischt ihn weg , wie eine lästige Fliege . Dreht sich auf den Hacken um ,  wirft den Kopf in den Nacken wie eine Diva und geht zurück in die Filzjurthe .

„ Und ? “ , sagt der Baron besonders grob , denn eigentlich hasste er Renegaten. Nichts als weichgespülte Feiglinge , denen man normalerweise nicht vertrauen durfte . Ohne die Schranze mit einem Blick zu würdigen und wohlwissend , daß ihn dieser dicke Mann ohnehin auf den Fuß folgen würde, stopft er eine Zigarette in seine aus Elfenbein geschnitzte und in Gold eingefasste Zigarettenspitze mit erotischen Miniaturen aus der Zeit der Großmogule . Er zündet die Zigarette Kraft seiner Gedanken an und  wirft einen gelangweilten Blick auf den dicken Mann  ,  

“Was haben wir diesmal , Professorchen  a.D. ?? “

Der Professore a.D. spielt aus Verlegenheit an seiner silbernen Taschenuhrkette , die an seiner Weste befestigt ist . Er weiß nicht , wie er es dem Baron sagen soll von dem er auch weiß , daß er ihn nicht mag , weshalb er immer besonders nervös ist , wenn er an der Reihe war Nachrichtenoffizier vom Dienst zu sein . Aber früher wußte er auch nicht , wie er es seinen Schülern sagen sollte . Insofern kam ihm damals das Angebot auf die Dunkle Seite der Kultusministerkonferenz zu wechseln nicht ganz ungelegen . Macht es doch sein Leben bequemer ein einfacher

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Befehlsempfänger ohne besondere Entscheidungsbefugnis zu sein , als mit den

Verwaltungsvorschriften einer Universität einen einsamen Kampf auszufechten ,

den er nicht gewinnen konnte . Geschweige denn , ständig den bohrenden Fragen von Lern-und Wissbegierigen jungen Menschen ausgesetzt  und mit den damit verbundenen Gefahren  tagtäglich  überfordert zu sein .

“ Nun , Ähh “, Professore a.D. Windet sich etwas und wie immer in solchen Situationen verformen sich seine Beine zu einer instabilen X-Form ,“ Baron , wie soll ich sagen , frische Nachricht von unserem  Stammzellentherapierten -Brieftaubendienst , gerade eben …. “ , aber weiter kommt er nicht .

„ … Sag das doch gleich du Depp !! Gleich her damit ! Höllenhunde noch einmal ,  muß man den immer alles selber in die Hand nehmen !! Wozu bezahl ich für euch Versager eigentlich Sozialabgaben !!!“, fährt ihm der Baron über den Mund .

Dann beschleunigt der Baron seine Schritte  zum , gleich um die Ecke gelegenen ,  mobilen HQ-Taubenschlag  schräg gegenüber der Filzjurthe und neben der Bude des Feldscherers , der immer noch bemüht ist die Weisheitszähne der Sekretärin zu ziehen und dabei mittlerweile seinen Fuß auf ihren Oberkörper stemmt und mit beiden Händen an der Zange zieht . Sie schreit nicht mehr , denn jetzt ist sie seit mehreren Minuten bewußtlos .

Attila , sein Lieblingstäubchen , wartet schon am Taubenschlag auf ihn .  Unruhig trippelt sie hin und her und wackelt mit dem Köpfchen auf und ab . Als sie ihn dann kommen sieht , stellen ihr sich die Nackenfedern auf und der Brustkorb wölbt sich. Aber was sie ihm dann ins Ohr zu flüstern  hat , gefällt Baron-Didactico offensichtlich   ganz und gar nicht , wie sein Gesichtsausdruck überdeutlich zeigt  Der Baron schlägt die Hände über den Kopf zusammen und stampft auf wie ein trotziges Kind und Erde bebt unter ihm . In vielen Kilometern Entfernung rieselt plötzlich Gestein von den Decken   tief in die  Berge getriebener  Bergwerksstollen . Staubfahnen jagen durch die Gänge  , Deckenbalken knirschen , Metallbolzen ächzen .  Die dort schuftenden Arbeiter lassen für einen Moment ihre Presslufthämmer ruhen und sind ernstlich besorgt . Dann sind die Erschütterungen wieder vorüber .

“Das kann doch nicht alles Wahr sein !!! “, schreit Baron-Didactico wutentbrannt ,  “ Wer war das , sagt unser Sicherheitsdienst noch einmal ???“ und blickt dabei die Stammzellentherapierte-Brieftaube an . Attila  rollt mit den kleinen Augen , schaut sich schnell nach rechts und links um und beugt sich wieder zu Baron-Didactico  und flüstert ihn erneut etwas ins Ohr . Der Baron  wird schlagartig puterrot und schnauft wie eine altersschwache Dampflok .

NEIN , NEIN , NEIN , nicht schon wieder SUPERSONICMISTRESS , diese elende Hexe , dieses billige Luder , dieser Ausbund an, an , an an , …. ( er krampft jetzt etwas ) - NGGGGOHHHHHUUUUUNGGGG – Mist , Mist , Mist  …. , wenn ich die jemals erwischen sollte , dann , dann , dannn , …. OHHH , ich könnt es mir glauben , dannnnnn …... unbarmherzig , ohne Gnade werdddd , ich ,  …. wie mir der bloße Klang Ihres Namens schon den Magen umdreht  ( er verzieht den Mund und äfft in einem lang andauernden Ton den Namen von SUPERSONICMISTRESS nach , dabei hüpft er wie ein Derwisch um sich selbst herum , seine Entourage hat eine Ahnung ob seiner Stimmung und stimmt vorbeugend in ein klagendes Heulen ein  ) Und dann noch …. ( Tränen spritzen aus einem Auge , bei dem anderen spritzen sie von Innen an das Monokel und laufen von dort herunter , er sinkt kurz auf die Knie und ballt voll Verzweiflung seine Fäuste ) , … , mein geliebter ANUBIS , warum DU ? Ausgerechnet DU!DUDUDUU !!!   ( sein Blick verklärt sich , dann singt er leise ) `Ich fand dich irgendwo , allein in Mexiko , AAANNUUBIS !!! ` ….    Hoppla  !!!! ( er hält  auf einmal inne in seinem

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Singsang und fasst sich mit beiden Händen an den Hals ) …. Ich , ich , ….. , ich glaub

….. ( aber weiter kommt er nicht , den er schafft gerade noch aufzustehen und sich umzudrehen , um  gleich darauf an der Wand des HQ-Taubenschlages seinen Mageninhalt dem Staub zu übergeben )…. Buaaahhlgung ööööchs …..unngggllllgalöömmpplll  !!!! “

Sein gesamtes Frühstücksmüsli breitet sich vor ihm aus . Er atmet etwas schwer , hat sich aber gleich wieder im Griff . Verdammter Stress und wann er das letzte Mal Urlaub gemacht hatte , interessiert auch keinen . Eilfertige Hände reissen ein Blatt Zellstoff von einer Küchenrolle und reichen es ihm . Dazu kommen Nasenhaarschere ,  Fußpuder ,  Feuchttücher für den Intimbereich und Damenunterhößchen zum wechseln , sicherheitshalber !

Attila läßt das Geschehen  kalt . Dazu kannte sie den Baron schon viel zu lange , als das sie sich von einem seiner berühmt-berüchtigten Psychosomatischen Anfälle hätte noch beeindrucken lasen  . Aber insgeheim hat sie schon begehrliche Blicke auf den Mageninhalt  vom Baron geworfen . Gut , sehr gut , denkt sie , die Verdauungsreste des Bösen , könnt nicht schaden sich ein wenig darin zu wälzen . Würde sicherlich gegen Taubenzecken helfen .

Baron - Didactico , zwar noch etwas bleich und zitterig , zeigt sich aber wieder als Herr der Lage . Er dreht sich um und geht schnurstracks zum Eingang der Filzjurthe zurück . Währenddessen winkt er die beiden Männer mit den Schlapphüten und den schweren Ledermänteln zu sich und diktiert ihnen pausenlos in die Notizbücher , der nur mühevoll Schritt haltenden Begleiter ,  eine ununterbrochenen Kette an Anweisungen  . Aufgrund des hohen Lärmpegels ringsherum , der seine Worte übertönt , ist nur eine Sache richtig zu  verstehen :SUPERSONICISTRESS  MUSS ENDLICH VERNICHTET WERDEN !!!!

Starker Abgang . Starke Worte . Aber momentan noch nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit

Baron-Didactico stürmt durch den Eingang der Filzjurthe , stoppt kurz ab , dreht sich um , geht noch einmal zurück zum Eingang und schnauzt den Handwerker , der auf der Leiter steht und immer noch damit beschäftigt ist Glühbirnen auszutauschen , an , er solle sich gefälligst mehr Mühe geben und besser mit dem ihn anvertrauten Material  umgehen . Ob er den wüßte , fragt Baron Didacto aufgebracht , wie viel  Glühbirnen denn eigentlich so kosten ? Der Handwerker glotzt nur blöd und zuckt mit den Achseln . Dann blöckt er Baron-Didactico kurz und heftig  an : Er solle sich gefälligst um seinen Scheiss kümmern und wie er seine Arbeit machet , würde ihn überhaupt nichts angehen , elender Schinder , und überhaupt , wenn es dem großen Boss nicht passen sollte , dann wäre eben morgen krank – basta !!!

Der Handwerker zieht einen Schokoriegel aus der Tasche seines Blaumanns . Extrem langsam löst er das Papier und steckt sich den Riegel  in den Mund . Das nun nutzlose Verpackungspapier läßt er scheinbar achtlos fallen , woraufhin es , so wie ein Blatt im Herbst vom Baum fällt , auf den Kopf des Barons landet  . Der Handwerker tut so , als ob er nichts bemerkt hätte und wendet sich wieder seiner Arbeit zu .

Baron -Didactico zuckt unter den unverschämten Worten des Handwerkers , wie unter Peitschenhieben zusammen . Jetzt nichts anmerken lassen , denkt er . Bloß die Contenance wahren . Keine Reaktion zeigen . Er merkt , wie die Reste in dem Verpackungspapier  , bedingt durch die morgendliche Hitze , auf seinem Kopf  zu schmelzen beginnen und  auf seinem  Haarschopf  schnell anfangen  festzukleben  . Der freche Kerl  hat ein Glück , daß hier in der Gegend   gute Handwerker

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Mangelware sind . Der Baron dreht sich um und geht in die Filzjurthe und nimmt sich vor ,  demnächst den Arbeitsvertrag dieses Mannes genauestens durchzulesen .

Kaum hat er die Szenerie verlassen , schreiten von rechts eine zehnköpfige Marriachi Kapelle in das Bild und fängt an ihre Instrumente zu bearbeiten . Ein Mann hält seinen Sombrero fest vor die Brust gepresst , tritt hervor und singt herzerweichend eine Moritat über den Baron -Didacto .

Der geht mittler weilen weiter zügig  in das Innere der Filzjurthe . Wer jetzt glaubt das Innere einer Filzjurthe schon mal gesehen zu haben und des weiteren glaubt eine Filzjurthe würde nichts weiter aufregendes in sich bergen , ist schief gewickelt . Denn diese Filzjurthe ist etwas ganz , ganz besonderes .

Kraft seiner Macht , die ihn in  Lizenz von der  Dunklen Seite der Kultusministerkonferenz gewährt , gerade wieder um 99 Jahre verlängert worden war , hatte Baron-Didactico , bei der Planung dieses Domizils , einer plötzlichen Eingebung folgend , mehre Dimensionen verknüpft und die durchschnittliche Wohnfläche einer Filzjurthe von vielleicht 15 qm , mal eben auf das Vielfache einer Planetenoberfläche vergrößert. Das entsprach zwar nicht dem abgeschlossenen  Standartmietvertrag , aber wo kein Kläger , da ist auch kein Richter .

Der Eingangsbereich ist repräsentativ Großbürgerlich  . Grad so wie eine Diele im qualitativ hochwertigen ,  Altbau ,  empfängt  den  Besucher  , ein Gebilde  , was einer flimmernden Seifenblase nicht unähnlich ist . Vielleicht auch besser noch zu vergleichen mit einem Würfel in dem eine Pyramide steckt , die mit Kegeln  gespickt ist . Na Ja , in der Richtung  halt  .

Auf jeden Fall  , bläulich kalt schimmernd ist es hundertprozentig und  erstreckt  sich so weit das Auge reichte – und so ein ein Auge reicht natürlich nicht weit , deshalb muß man die Sichtweite mit dem Faktor Unendlich  multiplizieren , davon wiederum die Zeit abziehen , die ein durchschnittlich begabter Erwachsener braucht eigenhändig seine Einkommensteuererklärung auszufüllen ,  um annähernd an die wahren Ausmaße zu kommen  .

Verstärkt wurde dieser Effekt von einer ganzen Reihe geschickt eingesetzter Hologramme  , die das Auge des Betrachters weiter zu täuschen wissen , als insofern dem Beobachter entweder sofort speiübel wird und er kollabiert . Oder weil die Synapsen seines Hirns , aufgrund der visuellen Überladung ,  glatt durchglühen . Das Gefühl könnte auch verglichen werden mit dem  schlichten ,  blanken Entsetzen  das man  üblicherweise   bei dem Gedanken empfindet , wenn man begreift , daß man eine Riesenmonsterachterbahn beschlossen hat  zu fahren , ohne vorher Pipi gemacht zu haben .

Baron-Didactico liebte diesen Effekt . Jeder Besucher war bisher von den Socken  und kam aus dem Staunen nicht heraus  , wenn er eintrat . Aber ganz ehrlich , wirklich viele Besucher hatte er noch nicht begrüßen können . Hand auf`s Kalte Herz  , eigentlich keinen , außer seinen Gangmitgliedern und anderen Mobstern .

Links vom Eingang befindet sich eine todschicke , aus dem Holz einer gerade ausgestorbenen Baumart , gefertigte  Garderobe , deren Fassungsvermögen sicherlich für die Gesamtbevölkerung    einer Großstadt ausgereicht hätte . Im Moment allerdings hingen dort nur seine fünf Ausgehuniformen , ein Jogginganzug und seine Freizeitjeans . Mangels Kleiderschrank bewahrte er dort , in ein paar Umzugskartons verstaut , auch seine gesamte sonstige Garderobe auf . Im Hintergrund drehte sich schwerfällig die Trommel einer Waschmaschine in der im Augenblick  seine Unterhosen gewaschen wurden . Beaufsichtigt von der Garderobiere , die ab und an gelangweilt einen Blick auf die Maschine warf und ansonsten in ihrem Society Magazin ` Male  Testical Test ` weiter liest  . Die

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Maschine macht quietschende Geräusche bei jeder Umdrehung und er weiß , daß

man mit ihr auch nicht mehr bis 60 Grad waschen konnte .  Der Baron seufzt auf ,

es fehlte eine Frau im Haus , das war klar . Die hätte sicherlich gewußt , wie man Kosten spart und an  dieser ,  an sich noch guten ,  Maschine in bester  Hausfrauenmanier selbst den Schraubenschlüssel geschwungen  .

Antigravitationstretautos , geschlossenes Chassis  mit Warpbeschleunigung ,  führen einmal um das Gebilde des Eingangsbereiches der Filzjurthe  herum und weit in seine Tiefe hinein und verschwinden dann in seinen  unendlichen Weiten . Für Besucher sind überall , nach den neuesten Sicherheitsvorschriften ausgelegt ,  Warnhinweise und Richttafeln gut sichtbar aufgestellt . Sogar ein Feuerlöscher ist vorschriftsmäßig in der Raucherecke befestigt  .

Bei ihrer Rundreise können Besucher , auf Wusch und vorheriger Anmeldung gegen Aufpreis  ,  unter verschiedenen Erlebnisparks auswählen , die, bei der Begehung des Eingangsbereiches  ,  sich immer neu installieren würden  .

Abwechslung versprechen  tropischen Ökotope , entlehnt aus früheren oberirdischen Nukleartestgeländen in der Südsee  , mit exotisch mutierten Tierarten aus der heiteren Welt haariger Insekten  . Gischt umtosten Felsenriffen auf denen Schiffe stranden ,  pockennarbige Wale , die  singend ihren Runden drehten , während wahnsinnige Seemänner sie zu harpunieren versuchen . Bis hin zu parlamentarischen Plenarsitzungen zu aktuellen Themen der verwaltungstechnischen Fragen der Planfeststellungsverfahren für Gemeindeflächen , ist ein buntes Kaleidoskop für jeden Geschmack vorhanden .  Und viel , viel Schnickschnack mehr , der dann noch mehr Spaß macht  . Sonderangebote beachten !  Drinks inclusive , selbstverständlich !

Wenn er nicht diesen Berufsweg gewählt hätte , denkt Baron-Didactico , dann wäre er gerne Innenarchitekt bei World of Warcraft geworden . Schnell wischt er diese wehmütigen Erinnerungen weg und denkt wieder an sein Problem : SUPERSONICMISTRESS !!!

Wo kam dieser Pickel an seinem Arsch bloß wieder her ?  Eigentlich wähnte man sie damals , während des zweijährigen Interregnums , für endgültig verschollen , oder zumindest irgendwie anderweitig erledigt . Und jetzt war sie offensichtlich wieder aufgetaucht und machte Scherereien . Der Baron läßt das Gewölbe des  Eingangsbereich hinter  sich und hat jetzt keinen Sinn mehr für die von ihm geschaffenen Dinge . Beinahe stolpert er noch über eine Putzfrau und ihren Eimern   , als er sein Wohnzimmer betritt und damit die Schaltzentrale und Nukleus seiner bösartigen Aktivitäten betritt .

Mehre Scheibenringe ( Verwaltung , Materialprüfung  , Produktion , Fuhrpark , Lagerhaltung , Kommunikation , Rechtsabteilung , Steuer ,  Bestrafung , Betriebsfeste  usw. ) schieben sich ineinander in einem ungeheuer großen Raum . Mann muß sie sich ein wenig wie die Ringe des Saturn vorstellen , nur das diese nicht so hübsch aussehen wie seine .

Überall wuseln emsige Heerscharen an Mitarbeitern herum und täuschen , jetzt wo die Anwesenheit des Bosses nicht mehr zu übersehen ist ,  Arbeitseifer vor .

In der exakten , absoluten Mitte steht nur ein einsamer Stehpult auf dem ein altes Wählscheibentelephon steht und aus dem stoffummantelte Drähte irgendwohin führen . Links davon eine kleine Frischhaltebox mit Obst und eine akustische Gitarre . Es ist das Zentrum , der Zentren !!! Es ist der Platz , von wo Baron- Didactico sein Reich aus regiert .

Er erreicht das Stehpult . Grübelt einen Augenblick , weiß nicht was zu tun . Dann , oh ja , greift er sich die Gitarre und spielt die ersten Akkorde von „ Highway to

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Hell“ . Muß man ihm lassen , gar nicht so schlecht . Mitten im Spiel bricht er ab . Es

sieht ganz so aus , als ob er jetzt wüßte , was er tun müßte . 

Er greift zum Bakalit-Hörer und dreht an einer kleinen Kurbel . Sofort ertönt eine zuckersüße Stimme .

„ Hallöööö “, haucht diese Stimme ,“ Hier spricht Triple Six , Ihre freundlichen

Telephonistin mit den smarten Verbindungen  , was kann ich für Sie tun ??? “

Baron -Didactico schmunzelt . Triple Six ist einfach zu süß . Er hatte bei ihrem

Bewerbungsgespräch gar nicht weiter auf ihre Zeugnisnoten geachtet ( daher der Name , den  Ihr Baron-Didactico verordnet hatte  ) , sonder war sich sogleich sicher gewesen mit Ihr die Richtige gefunden zu haben für den frei gewordenen Posten . Zumal ihre Bewertungen eine eindeutige Sprache sprachen :  Schwänzen ohne sozialen Hintergrund , Beratungsresistenz im Sexualkundeunterricht , Diebstahl und schwerer Sachbeschädigung von Turnhalleneigentum  , Beleidigung  gegenüber Hausmeistern , Impfmüdigkeit  und , und , und , und !

Gutes Mädel , aufregende junge Frau mit hervorragenden Perspektiven . Die Inkarnation seines schändlichen Treibens . Schön , wenn man dann mal direkt die Belohnung für seine harte Arbeit präsentiert bekommt .

“Triple „ , sagt der Baron, “ könntest du bitte so freundliche sein und mir schnell eine Verbindung mit Dr.Mogele und anschließend mit dem STUDIENRAT herstellen ? “

“ Klar doch , Chef !“, flötete Triple Six fröhlich zurück . Doch jetzt kommen die Probleme . Sie schluckt und überlegt krampfhaft . Vier Steckverbindungen für vier Anschlüsse an ihrem Schaltbrett . Aber welche  war für welchen ?

Während er wartete , schweifen Baron-Didacticos Gedanken kurz zurück zu SUPERSONICMISTRESS und schon breitet sich ein leicht bitter schmeckender Pilzbelag auf seiner Zunge aus . Schnell stopft er sich einen Kanten Kautabak in den Mund um den Geschmack zu neutralisieren . Gut das ihn Damals eine Ahnung  dazu getrieben hat , dieses spezielle Projekt in dieser Wüste  voranzutreiben . Umsonst hielt er sich nicht in diesem staubtrockenen , toten Landstrich auf , wo Fuchs und Hase schon lange mumifiziert unter Wanderdünen lagen .

Immer wieder kam Sie ihn in die Quere . Das beschädigte Dach der Filzjurthe , erinnerte ihn tagtäglich daran . Apropos , er müßte eigentlich mal bei der Versicherung nachfragen , was aus seiner Schadensmeldung geworden ist. Immer wieder diese Frau und wie es den Anschein hatte , auch heute wieder . Wie hatte Sie es nur geschafft  der MANGONIT Falle in den Slum von – wo war das nochmal ??? Na Egal !! - zu entkommen . Möglicherweise war auch die Dosis zu gering gewesen . Aber andererseits waren damals die Vorräte ohnehin bereits erschöpft gewesen und das eingesetzte MANGONIT  die klägliche Neige . Aber , wegen seiner Umsicht ,  sollte sich das sicherlich  bald ändern . Plötzlich knackte es in der Leitung . Zwischen de Rauschen ertönte die Stimme von Dr. Mogele , dem Projektleiter der MANGONITMINEN .

“Tach , Chef , was ist los ?“ erklingt eine , stark von einem unheimlichen Dialekt , gefärbte Baritonstimme durch die Muschel . Im Hintergrund dringt das verzerrte Hämmern von  Maschinen und das Kreischen zermahlenen Gesteins durch.

Eigentlich mochte Baron-Didactico diese Deutschen . Egal was man Ihnen nachsagte , Ihre Arbeit machten sie immer akkurat . Ordnung ist das halbe Leben , ohne Fleiß kein Preis , Disziplin stärkt den Charakter – so sind sie und fast unbestechlich und kaum paranoid !!!

“ Wie weit sind Sie , Dr.Mogele ? Wann kann ich endlich mit Resultaten rechnen ?? ,

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sagte der Baron .

“ Nu Je , das habe ich Ihnen doch schon gestern Abend gesagt , Baron ...“,

Der Baron unterbricht ihn ungeduldig .

“....Dann sagen Sie es mir eben jetzt nochmal . Ist das ein Problem für Sie ?“,

“ …. Also , Nein , eigentlich nicht ! Aber wir haben Probleme in der Mine !“

“ Von was für Problemen faseln Sie eigentlich Dr.Mogele ? “

“ Nun , Baron , momentan findet gerade eine Zollkontrolle wegen Schwarzarbeit auf dem Werksgelände statt . Und natürlich hatten einige der Arbeiter wieder einmal

nicht ihre Sozialversicherungsausweise dabei , was unmittelbar dazu führte , daß sie vom Zoll zur Überprüfung ihrer Personalien mitgenommen worden sind , was ja

grundsätzlich auch in Ordnung ist . Kann man den Beamten auch nichts vorwerfen.

Außerdem wurden Mängel in dem technischen Bereich des Arbeitsschutz moniert ,woraufhin ich immer hingewiesen habe !  Zu wenig heiß Wasser bei den Duschen für die Arbeiter , keine getrennten Toilettenbereiche für die weiblichen Angestellten  . Ähhh , was noch ?? Ach Ja !!  Zu wenig schadstoffreie  Bleistifte für den Prokuristen und Lohntüten aus nicht abbaubaren Kunstoffen . Hagelt wahrscheinlich Ordnungsstrafen ! Ist Klar , aber einkalkuliert ! Kommen wir nicht herum !! Konnte gerade noch im persönlichen und intensiven  Gespräch mit dem Einsatzleiter Kontrollen in der Tiefe des Betriebes verhindern . Mußte natürlich Besserung geloben . Doch nicht genug dessen -  jetzt meldet sich auch noch der Betriebsratsvorsitzende bei mir . Höchstwahrscheinlich will er noch Nachtzuschläge herausschinden , wie auch Wochenendzulage und Weihnachtsgeld   . Weiss gerade nicht , wo mir der Kopf steht . Langer Rede kurzer Sinn ,  es wird Verzögerungen im  Produktionsprozess geben , ohne Zweifel! “

Der Baron reibt sich seine Schläfen . Er hört die Worte , aber er versteht den eigentlichen Sinn nicht . Er weiß nur , daß das sich alles sehr teuer für ihn anhört . Gut , sei es drum , denkt er .

“ Hören Sie Dr.Mogele , ich will nur eins wissen ! Wie steht es mit dem Vorkommen an MANGONIT  ????“ 

“Oooch , das meinen Sie Baron !! “, entgegnet Dr.Mogele und fast hört er sich ein wenig enttäuscht  an , “ Das Baron , ist kein Problem mehr !! Fast schon stündlich steigt der gemessene MANGONIT Gehalt des geförderten Materials . Bis zur  benötigten Verdichtung zur  kritischen  Masse kann es nur noch ein paar Tage dauern ! Warten , Sie , Baron ich hole nur kurz die entsprechenden Unterlagen ...“

Der Baron hört , wie der Hörer des Telephons von Dr.Mogele auf einen Tisch gelegt wird und sich Schritte entfernen .

“ Mogele !!!“, schreit der Baron ,“ Mogele , halten Sie mich nicht damit auf !! Es reicht ! …. Mogele ??? “ Der Baron pfeift ein zwei Mal in den Hörer , aber keine Reaktion mehr . Er atmet einmal durch und fingert , um sich zu beruhigen , ein   paar Stücke Obst aus der Frischhaltebox. Mmmhhh , Litschi !!! Dann nähern sich wieder Schritte .

“ …. So , Baron , da haben wir es schon ! … ( Papier raschelt , ) Jaaa , … genau !! Also Baron , die Reinheit des geförderten MANGONIT ist von bestechender Qualität . Daraus werden wir in Kürze eine wirklich schmutzige Anti-Superheldinnenbombe basteln können und dann kann Sie uns nicht mehr  aufhalten  , kein Zweifel !!! … ( kurze Pause )  …. Nicht diese sogenannte  SUPERSONICMISTRESS – Hi , Hi , Hi ( er lacht das leicht verklemmte Lachen eines Menschen , der es niemals verstanden hat aus der spiessigen  , muffigen Geisteshaltung einer wohlhabenden Kreisstadt auf dem Lande zu entkommen , in die  er einstmals hineingeboren worden ist  - egal wohin es ihn dieser Welt in der Zwischenzeit auch verschlagen

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haben mag . Nicht umsonst überwies Dr.Mogele  brav jeden Monat einen nicht

unbeträchtlichen Teil seines Judaslohnes auf ein aktiv-flexibles Bausparerkonto

mit variablen Zinsraten und doppelter Kursabsicherung zum Single-Bonus Tarif der örtlichen Sparkasse  in der alten Heimat . Gültig für alle Einlagen , außer Tiernahrung    )  

Man spürt jetzt förmlich , wie stolz Dr.Mogele auf seine Arbeit ist . Aber er hat auch noch etwas auf dem Herzen , was er bei dieser Gelegenheit unbedingt offenbaren

muß .

“ Ja , soweit so gut , Baron , aber … “ Dr.Mogeles Stimme stockt , “ . Jaa , nun .. “

Dem Baron entgeht das natürlich nicht und er fällt ihm ins Wort .

“ Was Mogele ? Was ist den nun noch ?? Auf keinen Fall werde ich den Arbeitgeberanteil an den Bruttolöhnen erhöhen , ist das Klar !?“

“ Natürlich , natürlich , “ antwortet Dr.Mogele , dem diese Sache zunehmend unangenehmer wird , “ Ist ja auch nicht das Thema ! “ Er nimmt seinen ganzen Mut

zusammen , dann platzt es aus im raus .

“ Nun , Baron , wir werden nur einen Versuch haben , denn seismischen Untersuchungen des Vorkommens zeigen ganz deutlich , daß das Material zwar hervorragend  geeignet ist für die angestrebten Zwecke , aber quantitativ nur zu einer Bombe ausreichen wird ! Ein Schuß und dann ist Schluß !! Abgesehen davon , wird demnächst hier an dieser Gegend ein Supervulkan ausbrechen und alles mit sich reissen . Für alle Ewigkeit!.  Verstehen Sie mich ????“

Stille .

Dann noch mehr Stille .

Dann schließlich kehrt Leben in den erstarrten Baron zurück .

“ Sie meinen … “

“ Ja , genau!!! “

“ Gut , Dr. Mogele , wir sprechen uns noch !! “

Der Baron legt auf und grübelt . Immerhin einen Versuch hatte er noch . Diesmal würde er ins Schwarze treffen . Dann greift er wieder zum Hörer und weist Triple Six an Ihm  eine Leitung  zu  dem STUDIENRAT herzustellen .

Es klinget und klingelt , doch keiner geht an den Apparat . Der Baron scharrt mit den Füssen und beobachten währenddessen seine Angestellten auf den Scheibenringen , die eigentlich ihrer Arbeit nachgehen sollten , die aber , dichtgedrängt , wiederum ihn beobachten . Er wendet seinen Blick ab und malt ein paar Kringel und Kästchen auf ein neben dem Telephon liegenden Notizblock . Plötzlich rauscht und knackt es . Der Baron hört mehrere  Stimmen zu gleich . Dazwischen jammert  ein Grammophon , das  eine ausgeleierte Platte mit  einer Tangomelodie spielt . Daneben  versucht eine alte Frau  einer anderen alten Frau ein Pastarezept , Ihrer jüngst verstorbenen Mutter ,  bestehend aus   frischen , matschigen Quallen in Öl , stark zerkocht  und in daumendicken Knoblauch geschwenkt , zu erklären . Ein Mann schreit dazwischen , die alten Vetteln sollen  sich gefälligst aus der Leitung scheren , er würde  ein  Gespräch mit dem  Premierminister erwarten   . Kinder heulen irgendwo   . Vespas hupen . Nebelhörner antworten .

Der Baron öffnet den Mund und  hebt an in die Muschel zu brüllen  . Schaut  dann nochmal auf den Hörer und legt resigniert auf . Irgendwas war mit den Sendemasten . Früher als er noch CB-Funk ( Stationsname : Huggy Bear ) benutzte , ist ihm das nie passiert . Er kurbelt nochmal und gibt Triple Six erneut die Anweisung die gewünschte Verbindung herzustellen . Diesmal vielleicht mit etwas mehr Sorgfalt in der Ausführung . Triple Six versteht und schluchzt auf . Das tut

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dem Baron etwas im Herzen weh .

Dann meldet sich endlich der STUDIENRAT . Seine Stimme ist  rau und kratzend ,

weswegen er scheinbar einen Bonbon  im Mund lutscht .

“ Jaa , Baron !“

Beeindruckend , findet der Baron . Soviel hatte der STUDIENRAT zur Begrüßung lange nicht mehr gesagt .

“ Schön , daß  Sie mich gleich erkennen ! Freut mich außerdem außerordentlich  Sie bei so bester Gesundheit anzutreffen !! ( der Baron wußte , daß  im Gegensatz zum 

STUDIENRAT ein medizinisch anerkannter  Hypochonder eine stabile Persönlichkeit darstellte . Darum ritt er gerne immer wieder darauf herum . Direkt

und indirekt . Die Vorstellung dem  STUDIENRAT  Schmerzen zufügen zu können , erregte ihn geradezu . Wobei er von des STUDIENRATS größter Angst wußte : Er fürchtete sich davor , eines Morgens aufzuwachen und in einen Käfer verwandelt zu sein . Zu gerne hätte der Baron dem STUDIENRAT eine Dose Insektenspray zukommen lassen , konnte es aber nicht , weil er dadurch seinen V-Mann in der Organisation des STUDIENRATS  verraten hätte . Fertig war er aber mit dem tumben Popanz  und seinen Lustknaben noch lange nicht ) Also bester Freund …. “

“ … Ich bin nicht ihr bester Freund , Baron ! Haben Sie das bereits wieder vergessen ? “

„ … Also , bester Freund ! Wer wird den so nachtragend sein ! … Kommen wir gleich zum Geschäft !! Es gibt Neuigkeiten , keine besonders Schönen , wie zu vermuten steht , werter Freund !!! “

“ Was sind das für  Neuigkeiten von denen ich noch nichts wüßte  ? “ gibt sich der

STUDIENRAT betont lässig und schiebt den Lutschbonbon in eine Zahntasche .

“SIE ist wieder da und SIE ist bereit uns Ärger zu machen !!!“ , sagt der Baron und betont langsam jedes einzelne Wort . 

Statt einer Antwort hört der Baron nur das schwere Atmen des STUDIENRATS . Seine Nasenflügel flattern leicht . Wahrscheinliche Vorstufe einer  entzündlichen  Seitenstrangangina .

Das Atmen wurde lauter . Nur unterbrochen vom vom Auf und Ab des Flatterns  und von einem weit aus der Tiefe emporsteigenden Flüstern  . Wortfetzen einer sehr, alten , ausgestorbenen Sprache  huschen am Ohr des Barons vorbei . Es ist für ihn nicht schwer zu erkennen , daß es sich  dabei um die blumigen Umschreibungen  von  Ausscheidungen der Stoffwechselprozesse verschiedener Lebewesen handelt . Warum dieser  Wichtigtuer nun ausgerechnet  in dieser Sprache flucht , ärgert den Baron schon ein wenig .

Dann kommt , was kommen muß beim STUDIENRAT . Der Baron hält den Hörer vom Kopf weg . Kreide , frische Kreide in bester Qualität wird über eine Tafel gezogen und bricht ab . Das daraus entstehende infernalische Geräusch kann einem das Blut in den Adern gefrieren lassen . Obwohl ihm diese Marotte  des STUDIENRATS wohl bekannt war  , so richtig würde sich der Baron niemals daran gewöhnen können . Das stand fest .

“ Schlimme Nachrichten , Baron . Schlimm , sehr Schlimm ! Schlimm genug , aber da gibt es noch etwas , was Sie noch nicht wissen , und vielleicht noch Schlimmer ist , Baron !“

Baron-Didacticos Mundwinkel biegen sich nach unten  .

“ Was ?“

“ Meine Agenten haben Post aus dem Briefkasten der Vereinigung der Vereinigten Superhelden stibitzt . Daraus geht ganz klar hervor , das der Magische Lehrplan III.1.X  kein Gerücht mehr ist , sondern bereits unter uns weilt !!!

Dem Baron wird flau in der Magengrube . Es verschlägt im buchstäblich die

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Sprache. Wenn es mal nicht läuft , dann läuft es aber richtig nicht . Sein freies

Wochenende  hatte sich wohl damit erledigt .

„“ Also , was schlagen Sie vor Baron ? “ , tönt  mit einmal die kräftiger gewordene

Stimme des STUDIENRATS  durch die Leitung .

Der Baron läßt alle denkbaren Konstellationen Revue passieren und kommt nur zu

de einen möglichen  Lösung , auf die er auch ohne Nachzudenken hätte kommen können und die in solchen Fällen immer ansteht , wenn das Böse nicht mehr weiter

weiss .

“ Wir müssen eine Konferenz aller beteiligten Lehrkräfte der Familie  einberufen ! Möglichst bald ,  möglichst schnell , jedoch unbedingt vor den Halbjahreszeugnissen !! 

 

BLOCK 3

16:35 , EINE HAUPTSTADT IRGENDWO IN DER MITTE EUROPAS . KURZ NACH DEM ENDE HEIDNISCHER FEIERTAGE . WETTER :  ZIEMLICH KALT , RAUER WIND , NICHT WEITER VERWUNDERLICH FÜR DIE LEZTEN WOCHEN IM JAHR IN DIESEN GEFILDEN  , ZUMINDEST SCHNEIT ES NICHT  . DÄMMERUNG LEGT SICH ÜBERDIE STADT . ORT : EIN HERUNTERGEKOMMENES CAFE IN ZENTRALER LAGE . MAN ERAHNT  BEIM ANBLICK  DER VERWITTERNDERN RESTE AN DER BRÖCKELIGEN  FASSADE , IN WELCHER FARBE ES  EINSTMALS GESTRICHEN GEWESEN SEIN MAG . GLANZ UND GLORIA EINER UNTERGEGANGENEN ZEIT . EIN PAAR TRÜBE FUNZELN GEBEN GELBLICH KRANKES LICHT . ENERGIESPARLAMPEN ???  FEHLANZEIGE ! WARUM AUCH , SCHLIESSLICH EXISTIERT DER ALTE BETREIBER DES CAFES IMMER NOCH . NUR DIE  INTERVALLE SEINER BESUCHE WERDEN STÄNDIG GRÖSSER . DA ER SICH ÜBER DIE JAHRE MEHR UND MEHR FÜR PSYCHISCH-SOZIALES MISSMANAGEMENT  , NOTORISCHEN GEIZ UND UNHEILBARER CHARAKTERSCHWÄCHE MEHR UND MEHR IN BEHANDLUNG HAT GEBEN MÜSSEN , IST DAS AUCH NICHT WEITER VERWUNDERLICH , DENN DAS HATTE SICH LANGE SCHON VORHER ABGEZEICNET . VOR DEM CAFE STEHT DIE  SOMMERBESTUHLUNG IN REIH UND GLIED . TEILWEISE TÜRMEN SICH LAUBBERGE UM DIE STÜHLE UND TISCHE . VORNE RECHTS UNTER EINEM TISCH  HAT SICH EINE WASCHBÄRENFAMILIE  IHR WINTERQUARTIER EINGERICHTET .  DIE TÜR DES CAFES  KLEMMT . DAS MÖBILIAR WIRD MIT HEFTKLAMMERN  UND PACKETKLEBESTREIFEN ZUSAMMENGEHALTEN . DER TRESEN HAT ZUR STABILISIERUNG EINIGE FRISCH GEHAUENE ASTGABELN ANGENAGELT BEKOMMEN . DIE HEBEANLAGE DER ABWASSERANLAGE FUNKTIONIERT AUCH IM XTEN JAHR DES BESTEHENS NICHT RICHTIG.  DIE FOLGEN SIND WOHLBEKANNT. TROTZ DES EHER TRAURIGEN ZUSTANDS DIESES ETABLISSEMENTS  , IST  KNAPP DIE HÄLFTE DER PLÄTZE  ZUR ALLGEMEINEN VERWUNDERUNG BELEGT . SELBST DIE GÄSTE STAUNEN , WENN SIE SICH WIEDER EINMAL SELBST DABEI ERTAPPEN , WIE IHRE FÜSSE SIE HIERHER TRAGEN .VOR DEM EINGANG AUF DER STRASSE , DIREKT AN DER  BUSHALTESTELLE VOR DEM CAFE , INMITTEN TAUSEND VORBEIHASTENDER LEUTE , ZEICHNET SICH DIE SILOUTTE EINER GROSSGEWACHSENE DAME AB .   SIE TRITT VON EINEM FUSS AUF DEN ANDEREN . IHRE HÄNDE SIND TIEF IN DEN MANTELTASCHEN VERGRABEN  . HOPPLA , EBEN WIRD SIE VON ZWEI LAUT GRÖHLENDEN  BETRUNKENEN  ANGEREMPELT , DIE WEIHNACHTSMÄNNERMÜTZEN UND BLAU-WEISS GESTREIFTE TRIKOTS TRAGEN .  IHRE AUGEN BLITZEN VOR WUT ,  ALS  SIE BEMERKT WIE BIER AUS IHREN BILLIGBIERBÜCHSEN AUF IHREN MANTEL SPRITZT . BEINAHE RUTSCHT  IHR  DIE HAND AUS .

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ABER DIE STRIKTEN REGULARIEN DER VEREINIGUNG  VERBIETEN AUSSEINANDERSETZUNGEN IN ZIVIL . SIE DREHT SICH SCHNELL WEG  UND STELLT SICH UNTER DAS VORDACH DES CAFE . SIE  SCHEINT EINDEUTIG   AUF JEMANDEN ZU WARTEN.

     

Machen wir es kurz . Bei dieser Frau vor dem Café  handelt es sich , das ist ja klar,  um   Kristeline Kaon , besser bekannt als   SUPERSONICMISTRESS  ,  in cognito in Ihrer zivilen Tarnexistenz , auf Heimatbesuch .  Während ihres freien Tages überkam Sie der Wunsch mal auf alten Pfaden zu wandeln  . Hier in dieser Stadt an  diesem Ort unter anderem  ,  Jahre zuvor , hatte Sie sich , im Schweiße Ihres Angesichts  , Ihr Brot zu Ihrem Studentendasein verdient . Es war eine Zeit , die solange zurück zu liegen schien , daß Sie manchmal versucht war zu glauben  , das alles wäre  nie geschehen , sondern würde nur in Ihrer Phantasie vorkommen  . Aber es war geschehen . In Ihrem ersten Leben . Daran konnte man nicht rütteln  und es war  keine schlechte Zeit gewesen . Mal von der einen oder anderen  Ausnahme abgesehen

Zu jener  Zeit war Sie eine normale Studentin und studierte  auf ein Lehramt   , so wie Sie es  geplant und mit eisernen Willen durchgezogen hatte . Später dann  , nach dem Examen  ,  diesen Job auch mit Leidenschaft begonnen   und die  ganzen Wucht Ihres ureigenen Wesens darin hineingelegt  . Was Sie nicht wußte und was keiner natürlich wissen konnte , denn es war ja ultra geheim , war das noch geheimere    Rekrutierungsprogramm der Vereinigung der Vereinigten Superhelden . Beständig durchforsteten mobile Bundesagententeams der Vereinigung die Welt mit Superheldenerkennungsscannern um verborgene Talente zu entdecken und dem Guten zuzuführen  . Es dauerte nicht lange und Bundesagenten der VdVSH machten Kristeline Koan an einem elendig schlechten Kleinstadtkolleg für Mädchen aus  . Ein Rohdiamant war ihnen da verheissen , daß wußten die Bundesagenten sofort. Sie nahmen unmittelbar Kontakt auf  . Zunächst machte Sie sich lustig über diesen skurilen Gestalten und ihren absonderlichen Geschichten und wollte sie kneifen  . Aber sie liessen nicht locker . Zu eindeutig waren bereits die gemessenen Ergebnisse. Schlussendlich ließ Sie breitschlagen und stimmte , auch wenn Sie skeptisch blieb , einem Test zu .

Man brachte Sie unter größter Geheimhaltung   in ein Labor der VdVSH , wo  Ihre Genom von Spezialisten der VdVSH auf das Genauste analysiert wurde  . Ergebnisse wurden  verglichen  . Alle möglichen  Wissenschaftler testeten Sie auf Herz und Nieren , stellten Ihr Fangfragen um Sie zum Kochen zu bringen sollten ,   brachten Sie zugleich an den Rand Ihrer Belastbarkeit und Ihrer Redlichkeit , indem Sie absichtlich  simulierten Einsatzszenarien aussetzten ( beliebtes Szenario : hilflos schreiende Kleinkinder in brennenden Häusern , währen gleichzeitig gehbehinderte Rentnerinnen mit prall gefüllten  Geldbörsen auf Zebrastreifen von Monstertrucks überfahren zu werden drohten  ) . Man war nur entzückt . Heimlich nickten sich die Prüfer hinter Ihrem Rücken zu .  Die  peinlichst genau protokollierten  Resultate entsprachen offensichtlich  Ihren  Vorstellungen   .

Man  bot  Ihr einen Ausbildungsvertrag in der Superheldenakademie der VdVSH an  . Zuerst zögerte Sie . Sie wußte weder ein noch aus und konnte sich das alles nicht so recht erklären , konnte niemanden um Rat fragen , begann an Ihrem Verstand zu zweifeln und hätte doch so gern Ja gesagt . Nach reiflicher Überlegung und vier weiteren Minuten Bedenkzeit  , sagte Sie schließlich : Ja ich will  .Und diese Formel kam nicht von ungefähr . Denn man band sich an die Vereinigung  zwar mit zeitlich begrenzten Verträgen , aber es blieb eine Verbindung für immer , in guten wie auch

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in schlechten Zeiten und nur eins konnte sie trennen : Eine stattliche , steuerfreie Abfindung  .

Um der Ehrlichkeit willen darf ein Detail nicht unerwähnt bleiben :  Nicht unwesentlich  zu Ihrer Entscheidung  trug auch die Tatsache bei , daß die Vereinigung  auch noch 10 Prozent Netto auf das 14. Monatsgehalt drauflegte . Moralisch nachzuvollziehen . Ein altes Mädchen wie Sie   , mußte schließlich auch sehen , wo es  im Leben blieb  !

Genau betrachtet , war das das ganz große Los , das Sie gezogen hatte . Was hätte Sie auch zu verlieren gehabt ?  Bestimmt nicht diesen grenzenlos langweiligen Job in der katholischen Mädchenschule , wo Sie heimlich , nur so zum Zeitvertreib und

um mal was Produktives zu tun , die Mädchen klassische Variationen von  Gothicmetal Hits   auf dem Klavier üben ließ  ( Sie hatte es sich nie richtig erklären können , warum diese Schule so schlecht war . Jetzt wußte Sie es besser . Der Einfluß der Dunklen Seite der Kultusministerkonferenz reichte bereits weit in die  heile Welt der Provinz ) Ohne diese Begegnung , wären Ihre Superheldinnen Qualitäten  sicherlich nie entdeckt worden und all das Gute wäre nie getan .

Außerdem spielte es bei näherer Betrachtung auch das Private keine Rolle . Auf welchen Kontinent Sie sich mit Ihrem heimlichen Verehrer , dem ewig rastlosen Journalisten Eddy Essex , nun gerade treffen würde , war letztendlich ohne  Bedeutung   . Der Herr war sowieso immer nur unterwegs und jagte einer noch größeren Story als der letzten hinterher , wenn er nicht gerade versuchte Sie andauernd  zum Essen , zum Trinken , ins Theater , ins Kino , zum Spazieren gehen , zum Matterhorn-BungeeJumping , zum Eisstockschießen , zum Homunkulusworkshop , zum Power Yoga und zu vielen Dingen mehr einzuladen . Meistens konnte Sie dann eh nicht . Immer kam dann doch noch ein Einsatz dazwischen , oder irgendetwas halt .

Mehr als einmal hatte Sie ihn stehen lassen müssen , um irgendwo eine Gelegenheit zum ins-Superheldinnenkostüm-schlüpfen zu suchen , wenn die Pflicht rief .  Er war ein Netter  , etwas weltfremd vielleicht , aber nett . Eigentlich traf Sie sich gerne mit ihm . Man würde sehen , ob er die erwartete Inkarnation sein würde . Jedenfalls ließ Sie ihn oftmals zappeln – und es schien ihm nichts auszumachen . Guter Junge !

Hocherfreut über Ihre Entscheidung reichten Ihr die Bundesagenten der VdVSH Füller und Papier und Sie unterschrieb in einer feierlichen Zeremonie Ihren Ausbildungsvertrag. Gut , daß der abgeschlossnen Vertrag auch einen Umzugsservice enthielt  , der praktischer weise alle Formalitäten mit übernahm , die solch eine plötzliche Änderung  der Lebensverhältnisse  nach sich zog , wie zum Beispiel die Abmeldung beim Einwohnermeldeamt .

Es folgte eine harte Lehrzeit . Acht Semester Regelstudienzeit . Auf den Punkt !  Da hiess es büffeln , büffeln , büffeln . Alle Tricks , alle Theorie , alle Superheldenkräfte mußten beherrscht werden . Das waren ausgefüllte  , durchorganisierte Tage gewesen , bei denen Sie froh war abends ins Bett zu fallen . Überflüssig zu erwähnen , daß Sie die Prüfung bestand – summa cum laude – natürlich !!

Was war das dann für ein Abschlussfest mit den anderen Absolventen . Gegenseitig warfen sie ihre neu erlangten Superheldenkostüme ausgelassen durch den Campus , bevor Sie sich zu einer Sause jenseits des Asteroidengürtels am Rande des Sonnensystems verabschiedeten .

Jetzt aber wartet Sie auf Ihre alten Freundinnen für Ihren Geschmack ein wenig zu lange . Sie streicht einmal über den ersten Mantelknopf und Ihre Superbrille faltet sich  automatisch  über Ihren Nasenrücken . Starkes Teil , sehr hautfreundlich .

     

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Sie ist sich nicht ganz sicher , ob Sie nicht besser im Café warten sollte . Zwar war

Sie nun schon seit längerem eine Superheldin , aber wenn  nur der Gedanken daran

aufglimmte allein diesen alten Ort zu betreten , dann beschleicht Sie doch ein

merkwürdiges Unbehagen . Komm , was soll das , wir werden doch ausgerechnet

jetzt nicht feige sein , denkt Sie und wundert sich über sich selber  .

Sie beschließt einen  Blick in das Café zu werfen  .  Mit dieser Brille , wer kann es verdenken bei dieser Supertechnologie ,  konnte  Sie  , wenn Sie wollte ,  jedes einzelne Chromosom in den Poren eines jeden Gastes begutachten . Also nichts würde ihr entgehen . Mal sehen , ob Sie noch jemanden erkennen würde , oder ob überhaupt noch jemand von damals zufällig anwesend ist  . Sie tritt näher an die

Fenster des Cafés . Ihr Odem erzeugt ein kleines kreisrundes Loch auf der  beschlagenen Scheibe .

Hinter dem Tresen entdeckte Sie sofort T-Homer , der scheinbar immer noch von der Ilias träumt und Bier zapft  . Unglaublich !  Und er hatte sich kaum verändert . Etwas fülliger vielleicht , die Haare dünner , aber ansonsten der Gleiche wie eh und

je und die gleiche Brille allemal  . Auf dem Tresen , gleich neben der schäumenden Spüle , steht ein kleine Papptafel , auf der ,  neben Rechtsberatung bei schweren Straftaten , Fahrradreparaturen auch Curry-Kochkurse und Kinorezensionen  als Dienstleistungen aus dem Hause T-HOMER Ltd. , angeboten werden  . Sieh an , er hatte die Palette seiner Tätigkeit zu verbreitern gewußt , denkt Kristeline Kaon anerkennend .

Um die Ecke geschossen , direkt aus der nebelverhangenen  Küche kommt  der Koch und sagt etwas zu T-Homer. Sein Adamsapfel hüpft hoch und runter . Homer hebt abwehrend die Hände , aber der Koch drückt ihm  , vermutlich aus Schlafmangel  völlig überdrehte ,  höchstens drei Jahre alte Zwillingsbuben in die Hand und verschwindet wieder mit Sieben Meilen Stiefeln in die  Küche .

Kristeline Kaon stutzt ein wenig  . Na Klar , soeben war Ihr  das lebende Fossil dieses Etablissements im Küchenbereich  erschienen  . Partido Popular , ewiger Stenz und vielleicht schon wieder Vater und irgendwie immer schon da .   Sonderbar nur , fragt Sie sich ,  wofür zum Henker trägt er  diese Gasmaske ? Vielleicht hatten dreißig Jahre Fettdämpfe ihren Tribut gefordert  .

Ach da schau her ! Sie bemerkt weitere vertraute Gestalten . Gleich vorne , wie immer und wo anders sonst , da sitzen sie wieder in trauter Runde .  Die vier Hefetiere der Garde des Königs Alkohol . Grauos , Thomos , Glazis , Sokongnan . Bierselig wie eh und je . Hoch die Tassen . Einer für alle , allen für einen . Wie sollte es auch anders sein .

Der Zahn der Zeit ist bei ihnen auch nicht spurlos vorübergegangen , wie man sieht . Nur waren sie bestimmt immer noch der Meinung ,  daß man ihn auch ziehen könnte , wenn man nur wollte  . Für die Verhältnisse sehen sie denn nun wirklich nicht  schlecht aus . Was sie wohl machen ? Wie es ihnen ergangen ist  ? Na besonders mies anscheinend nicht . Aus vollen Halse lachend , bestellte einer von Ihnen eine neue Runde Flaschenbier ,  begleitet vom meckernden Lachen Sokongnans ,  in das alle andere gleich mit einfallen   . Irgendwie fand Sie immer , daß ihr Lachen sich zu einer  Freakwave des Sounds aufschaukelte und irgendwie stellte Sie sich auch so die Geräusche aus einem Gehege mit Schimpansen auf LSD vor . Sie zuckt nur kurz mit den Schultern . OK , ist auszuhalten . Ihr Blick schweift weiter durch den Raum .

Erstaunlich viele bekannte Gesichter . Bei einigen erinnert Sie sich nicht mehr an die Namen . Bei anderen will Sie sich nicht erinnert .

So viele hätte Sie gar nicht erwartet zu sehen . Hey da war ja auch Peter Pan-Cake (  ein winziger Stich durchzuckt Sie  ) . Man , der sah auch noch ganz  gut aus . Nur

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das er in der Zwischenzeit einen Rollator mit eingebauten Getränkehalter zu

benötigen schien . Wer war nur der relativ junge Mann an seiner Seite mit den

Geheimratsecken und dem leichten Bauchansatz . Ob es sein Sohn war ? Mmhh , Kristeline Kaon ist sich nicht sicher . War er der Lukas Evangelium ??? Nun , man würde sehen .  Nur die jungschen Dinger mit den Kellnerschürzen ( im Übrigen  den Selben , wie früher , nur zerschlissener ) , die kannte Sie partout nicht mehr  !

Irgendwie reicht es Ihr aber jetzt hier draußen herumzustehen  . Die Vorstellungen über Ihren freien Abend , waren ganz anders gewesen als in der Kälte sich die Beine

in den Bauch zu stehen  . Im zivilen Zustand , das hieß wenn der Superheldinnen Modus aus technischen Gründen herunter gefahren war , fror Sie auch - und nicht zu knapp  . Scheußliches Gefühl mit kalten Füssen Abends ins Bett gehen zu müssen . In diesen Gedanken herein platzt eine SMS .

Irritiert , da gänzlich unerwartet , schreckt Kristeline Kaon aus ihren Gedanken auf  und fingert Ihr Mobiltelephon umständlich aus der Jackentasche . Sie schaut auf das gesprungene Display und liest eine Nachricht von Eddy Essex >>Bin gerade im Herzen des Empires . Hole mir letzte Nachrichten von meinen Informanten . Großes Ding im Gange bei den Jungs von der Dunklen Seite der Kultusministerkonferenz  . Irgendetwas hat sie aufgeschreckt . Baron-Didactico mit großer Entourage im Ritz abgestiegen .Weiß noch nicht genau was los ist . Große Aufregung !!! Krieg ich aber noch raus ! Gleich leider Ortstermin Hochanden !! Abends zurück . Lust demnächst auf eine All-you-can-Drink Rap Battle bei einem  Sissi- Ähnlichkeitswettbewerb ?? Gruß EE<<

Sie runzelt die Stirn . Eddy , Eddy , du machst mir Spaß !! Was mach ich bloß mit dir ?!? Morgen Abend , konnte Sie einfach noch nicht sagen . Mußte man den Dienstplan abwarten .

Aber was meinte er : Große Aufregung bei der Dunklen Seite der Kultusministerkonferenz !! Insbesondere die Erwähnung des Barons  , macht ihr auf einmal Sorgen . Dieser verdammte Mistkerl , der Abschaum des an Abschaum wahrlich nicht raren  Bösen . Der giftmischende Schurke , das übelriechendes Aas aus einer Leprakolonie  von Pädophilen . Ooops , Sie hält sich schnell die Hände vor dem Mund . Hatte Sie eben wirklich so geflucht im Geiste !!

Schade , denkt Sie , vor ein paar Jahren hätte Sie ihn beinahe erwischt und liquidiert . Ihre Gedanken schweifen für den Augenblick weit in die Vergangenheit .

Ein Verräter in den Reihen des Barons  hatte der VdVSH einen Tip gegeben , so daß eine konzertierte Submarine -Luftlandeoperation in der südlichen Arktis eingeleitet werden konnte . Alles was die Vereinigung  aufbieten konnte damals  , wurde in Marsch gesetzt . Doppel Whopper Kid , Missy Jezebel , Der Luftzerstäuber , Die Wundertippse , Persercatwomen  , alle , alle , ausnahmslos alle aus der Truppe  waren sie dabei gewesen , begierig darauf den Schmutz zusammen zu kehren .

Irgendwie hatte der Baron aber Lunte gerochen und konnte im letzten Augenblick durch einen geheimen Tunnel im arktischen Inlandeis  entkommen . Durch die  energetische Wahrheitskraft Ihres   Ringes schaffte Sie es ihm noch einen feurigen Abschiedsgruß hinterher zu schicken . Leider traf der Strahl nur das Dach seines verruchten  Hauptquartiers und schmolz es ein wenig weg . Schade eigentlich .

Dafür stellte er Ihr  im Gegenzug wenig später eine hinterhältige Falle  , der Sie nur mit Mühe und Not entging . Es war  damals bei einer autonomen Fahrradexkursion in irgendeiner afrikanischen Megapolis  , während Ihrer zweijährigen Auszeit , die

Sie wegen akuten hyperaktiven  Erschöpfungszuständen als unbezahlten Urlaub einlegen mußte . Zwei Jahre auf den Spuren Kara Ben Nemsis und  Marco Polos . Hätte aufregend werden können .

Nichts weniger als eine fiese MANGONIT Bombe verkürzte das Vergnügen . Versteckt

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in einer rollenden Garküche , irgendwo in den Gassen der wildwuchernden  Stadt  .

Die Auslagen sahen so lecker aus und wahrscheinlich war es der Hunger , aber auch die momentane Leichtigkeit des Seins  , die  Sie alle Vorsicht vergessen ließ . Die Bilder der brutzelnden , breit ausgelegten  Schlachterplatte kommen Ihr in den Sinn . Der leckere Duft steigt Ihr in die Nase und Kristeline Kaon fühlt , wie ihr das Wasser im Munde zusammenläuft.

Ihr  entglitt an diesem Tag an diesem Ort  die Kontrolle , was Ihre nächster Fehler gewesen ist . Schließlich befand Sie sich zu diesem Zeitpunkt mitten in Afrika . Ein Ort  der nicht unbedingt bekannt war für seine Schlachterplatten auf Hausmacherart  . Das hätte Sie verdammt nochmal wissen müssen . Jedenfalls stieg Sie ab , schloß Ihr Rad ordnungsgemäß an und ging auf den Stand zu .

Was dann geschah , passierte in weniger als einem  Bruchteil einer Sekunde . Kristeline Kaon schließt die Augen und sieht den Mann hinter der Garküche wieder direkt ins Gesicht . Er lächelte Sie freundlich an . Breitete die Arme aus und heißt

Sie willkommen . Sie lächelt zurück , obwohl  in Ihrem Hinterkopf bereits die Alarmglocken schrillen . Bloß weis Sie noch nicht warum und der Duft er Schlachterplatte bringt Sie fast um den Verstand .

Dann sieht Sie , in der letzten Sekunde  , daß der Mann dick schwarze , grobkörnige Schuhcreme auf sein Gesicht aufgetragen hat . Ihre hochtrainierten Instinkte und Reflexe springen an und retten Sie vor einem Leben in der MANGONIT  Heilanstalt für schwerst kontaminierte Superhelden . Sie rollte ab , die Bombe ging hoch . Höchstwahrscheinlich per Express Einschreiben/Rückschein gezündet . 

Ein Blitz , ein Knall  Der Mann löst sich im Nichts auf . Ebenso der Stand und alles was im Radius von 37 Zentimetern darum herum steht .  Alles fliegt Ihr um die Ohren . Sie selber segelt im hohen Bogen davon , dicht verfolgt von einer Wolke feinen MANGONIT Gesteinsstaubes , der  Sie lähmen und Ihrer Superkräfte berauben soll . Sie knallt gegen eine Wellblechbude . Das Dach knickt ab , senkt sich  über Sie und verhütet vorerst Schlimmeres . Irgendetwas prasselt von außen gegen das Blech . Es kracht nochmal heftig und fettige Tunke aus der Garküche ergießt sich durch alle Ritzen auf Sie . Sie schluckt einen Schwall , würgt und droht fast daran zu ersticken .

Dann kommt die Wolke und erwisch ihre blanken Füsse . Bei der Berührung ihr Haut  wirkt das MANGONIT sofort . Starke Schmerzwellen folgen , abgelöst von heftigeren Schmerzwellen . Sie stöhnt und windet sich und hat das Gefühl Lebendig begraben zu werden . Trotzdem gelingt es Ihr aus dem Blechgewirr herauszuwinden . Sie kriecht hervor und lehnt sich an das herabgestürzte Blechdach , welches gespickt ist mit Schweinerippchen  .

Ihr Füsse spürt Sie nicht mehr . Um Sie herum herrscht das Chaos . Feuer ist ausgebrochen . Menschen schreien und rennen hilflos herum . Weiter hinten , durch die Schlieren aufsteigender Hitze , sieht Sie einen großen hageren Mann in einer seltsamen Schuluniform langsam in eine Limousine einsteigen und davonfahren . Und Sie sieht noch etwas . Die Cyborgs der Turnerriege , feige Streber und Petzer im Dienste des Barons , brechen aus  Seitenausgänge hervor und gehen daran  Sie zu attackieren . In ihren geschmacklosen ,  schmutzig-orangefarbenen Sportanzüge eines Billigherstellers schwärmen sie aus  . Es kostet Sie Mühe nicht in Ohnmacht zu fallen  . Sie greift nach den Rippchen und kann mit gezielten Würfen gegen die Nahtstellen auf der Schädelkalotte  die ersten Drei erledigen . Blieben weitere etwa

neun Angreifer übrig  . Die Cyborgs formierten sich neu und wollten Sie in einer Zangenbewegung erledigen .

Dann kommt Ihr der Zufall zu Hilfe . Gerade als Sie glaubt nun sei alles aus , bricht

     

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ein angeknackster Stromabnehmer ab und fegt über die Straße . Bis auf einen gehen die Kobolde sofort in grell gelben Flammen auf ( die Farbanalyse der Flamme hätte zu Tage gebracht , daß ihre Sportanzüge aus höchst entflammbaren , aeroben  Kunstoffverbindungen gefertigt worden waren ) . Sie selber wird von der fettigen Tunke geschützt . Dick und sämig  , hüllt sie Sie ein und wirkt wie  eine schützende Gebärmutter gegen die Unwägbarkeiten des Lebens . Zumindest eine Zeitlang .

Alle Cyborgs sind erledigt , bis auf einen , dem es nur das Bein weggeschmort hat .  Er hält ein  angefeiltes Geometriedreieck in der Hand und kommt immer näher gekrochen . Sie kann nicht mehr . Die Schmerzen werden übermächtig . Sie fühlt Ihre Beine nicht mehr .Wie Sie nur Schmerzen verabscheute  , konnte sich keiner vorstellen . Unfähig sich zu wehren blickt Sie in die  puren Haß sprühenden  ,  aus Plastikkomponenten vom Billigdiscounter zusammen gelöteten , Elektroaugen  des Cyborgs .

Der hebt schon siegessicher das Geometriedreick zum tödlichen Stich , als ihn ein beherzter Springtritt von der Seite  in zwei Teile zerreisst  .  Der  Mann , der diese Rettungsaktion ausgeführt hat erhebt sich wieder  , klopft sich den Staub aus den Kleidern und rückt den Tropenhelm wieder zurecht . Erst entschuldigt er sich bei dem zerschmetterten Cyborg für die Anwendung von unsachgemäßer Gewalt in einer extremen Ausnahmesituation und läßt ihm seine Karte da für eventuelle Schadensersatzansprüche .

Dann beugt er sich zu Kristeline  herunter . Sie blickt in das Gesicht von Eddy Essex , an dessen Seite die Leute seiner  Kamera Crew neugierig herüber linsen .

Sie sieht ihr Gesicht sich in seinen Brillengläsern spiegeln . Mein Gott , wie sie aussah .  Dann senkte sich Nacht über Sie . Wie Sie von Eddy Essex davon getragen wurde , merkte Sie schon nicht mehr . Später erfuhr Sie , daß eine Special Unit der Vereinigung Sie aus der örtlichen Notaufnahme holte , wo man Sie nicht weiter behandeln wollte , weil Sie mal wieder Ihre Krankenkassenkarte verloren hatte . Das war also der Tag gewesen,  an dem Sie Eddy Essex kennenlernen durfte . Bis heute ahnte er nicht , wer Sie wirklich war und was Sie tat . Nicht nur ein Guter Junge , sondern auch noch starker Junge .

Ufff , Kristeline Kaon merkt plötzlich das Ihre Haupthirn dringend Befehle zum Weiteratmen sendet . Sie formt schnell mit Ihren Armen den Kranich  und atmet auf der Art der Kabalisten der skandinavischen Schule ein und aus . Gleich darauf füllt sich Ihr Körper mir erfrischenden O2 . Sicherheitshalber tastet Sie nach dem MANGONIT – Desensibilisierungspflaster auf Ihrem Bauch , das Sie seit dem Vorfall damals immer trug und das Ihre helfen sollte , bei einer  möglichen weiteren Konfrontation ,  hohe Dosen des  MANGONIT   besser zu verkraften .  Trotz allem , was passiert ist  . Sie ist und war das ewige Comeback Girl .

Aber jetzt ist Sie elektrisiert . Ihr natürliches Misstrauen ist  geweckt . Zu viele schlechte Zeichen auf einmal  . Der Baron taucht plötzlich in der Öffentlichkeit auf , die Unruhe bei den Gangs . Was war los .  Zufall ? Gewiss nicht !

Dinge  beginnen zu kreisen . Ihr Flügelschlag ist bereits fühlbar . Aber was genau für Dinge , konnte noch niemand sagen Das bereiteten den Boss der VdVSH in letzter Zeit erhebliche Magenschmerzen , das weiss Sie genau . Er wollte aber nicht mit der Sprache raus . Sie sah nur bei Ihm die sorgenzerfurchte   Stirn und dachte sich dann immer Ihren Teil  .

Sie schüttelt den Kopf . Schluß jetzt ! Nun ist es  aber genug , denkt Sie  . Heute Abend hat Sie frei und das will Sie geniessen . Alles andere hatte jetzt Zeit .

Außerdem war Ihr jetzt furchtbar kalt .   Noch einmal atmet Sie kräftig durch , dann  greift  Sie zur Türklinke und tritt in das Café. Ihre Freundinnen würden

     

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schon noch kommen . Kaum schließt sich die Türe hinter Ihr , füllt sich der Raum ,

wie von Geisterhand , von allen Seiten . Sie ist verwirrt , will den Mantelgürtel lösen und den Schal  ablegen , da tönt es  wie aus  tausend  Kehlen :

Ü B E R R A S C H U N G !!!!!

 

Block 4

14:30 , SELBER KONTINENT , IM HERZEN DES EMPIRES. SELBER TAG  UND WIE DIE UHRZEIT ZEIGT , ETWAS FRÜHER . POMPÖSER BEHERBERGUNGSBETRIEB DER GROSSEN BRIEFTASCHE , KRABBENZAHNFLEISCH IN KNABBERTÜTEN , PULSWÄRMER AUS  FÖTUSNERZ , KLOPAPIER ALLERDINGS ABGEZÄHLT , WEITERE BESCHREIBUNGEN DER EDELHÜTTE LEIDER NICHT MÖGLICH , DA SONST DAS MANAGEMENT LIZENZGEBÜHREN VERLANGT 

 

Rot livrierte Saaldiener öffnen nach einem uralten Ritual die goldbeschlagen Portale  eines  großen Saales . Kleinwüchsige Pagen treten herein und halten Banner aus schweren Damast in die Höhe . Bläsersonetten des Elisabethanischen Zeitalters und Trommelwirbel begleiten den Einzug des Baron-Didactico . Da stolziert er nun einher . Wie üblich mit großen Gefolge . Hinter ihm humpelt der STUDIENRAT . Er zieht seinen Klumpfuß nach  und macht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.

Einer der Lakaien des Barons spuckt nochmal schnell auf die blank gewichsten Stiefel des Barons und wischt in atemberaubender Schnelligkeit eine seiner Meinung nach noch stumpfe Stelle auf dem Schaft der Stiefel glatt . Dann gibt er sich mit den Händen Schwung und rollt eiligst mit seinem kleinen Holzwagen , wo sein beinloser Körper  festgeschnallt ist , leider den falschen  Weg entlang . Statt zurück zu den , günstig wegen Wochenendpauschale ( buch zwei Nächte , bleib drei ), angemieteten Räumlichkeiten der Entourage des Barons , stürzt er , wegen des großen Geschwindigkeit , die Kellertreppe hinunter in die unübersichtlichen  Eingeweide der Nobelherberge . Viele Jahre später , während einer der üblichen Inventuren ,  wird er dort unter einem Berg schmutziger Wäsche gefunden werden .  Abgemagert , nicht mehr ganz richtig im Kopf aber durchaus noch im Stande Schuhe zu putzen . Die Hotelleitung packt diese Gelegenheit beim Schopfe  und stellt ihn , neu ausstaffiert , als menschlichen Schuhputzautomaten in der Lobby des Hauses auf  .

Die wartenden Kanaillen der Journaille stürzen ausgehungert nach neuen Nachrichten von allen Seiten auf den Baron  zu . Mikrophone der Reporter recken sich ihm entgegen . Lichter gehen an .  Kameraleute rangeln um die besten Plätze .  Die Kobolde der Physik AG , als Saalordner engagiert , stellen sich dazwischen . Üble selbsternannte Eliten , die sie sind , lassen sie  keine Gelegenheit aus sich bei ihrem Meister einzuschmeicheln . Ihre hochmütigen Aknegesichter versprühen Abscheu beim Anblick der Vertreter einer freien Weltpresse . Zutiefst angewidert  gehen die sie in Hab-Acht Stellung , bereit sofort loszuschlagen .

Doch der Baron , obwohl sehr , sehr Böse im allgemeinen , versteht sein Handwerk in der Öffentlichkeit . Beschwichtigend hebt er die Hände und wendet sich  an die Presse .

“ Meine Herren , meine Herren und ich will natürlich nicht die  Damen unter Ihnen vergessen ! “ , er lächelt jovial . Einige Anwesende Reporter spricht er vertraulich mit ihrem Vornamen an und fragt nach dem wehrten Befinden  . Im Nu  hat er bei dem einen oder anderen  Schreibtischtäter des Boulevards  gewonnen  , “ Gemach ,

     

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meine Herrschaften !! Lassen Sie uns erst in Ruhe unser Treffen abhalten und dann werden wir Ihnen  und allen Ihren Fragen uns ausgiebigst zur Verfügung stehen !

Das Verspreche ich Ihnen !!“ Gesagt getan . Er winkt , deutet eine leichte Verbeugung an , küßt im Vorbeigehen einen Säugling auf den Kopf und gibt einen Kriegsveteranen noch ein Autogramm für seine Enkelin . Dann schließen sich die Türen des , in der Hotel-Wochenendpauschale beinhalteten , Sitzungsaales . Die Kobolde der Physik AG stellen sich davor auf mit auf dem Rücken verschränkten Armen . Zu Ihrer Enttäuschung zerstreut sich die Menge der Presseleute bald wieder . Die vom Baron mitgebrachten Canapés ( darf die Direktion nicht wissen und dem Baron ist deswegen etwas bange , da der Verzehr von mitgebrachte Speisen und Getränke  im ganzen Haus strikt untersagt ist ) üben  jetzt einen größeren Reiz aus .

 

 

Block 5

 

SELBER TAG , NUR VIEL FRÜHER DURCH ZEITVERSCHIEBUNG . ORT : GEHEIMES HOCHTAL IN EINEM ABGELEGENEN TEIL DER ANDEN IN DEM DIE ZEIT STILL STEHT . ZWEI MÄNNER AUF EINEM SCHMALEN PFAD . EIN EINHEIMISCHER UND SEIN KLIENT . WETTER : GANZ SCHÖN DURWACHSEN

 

Der Wind peitsch und heult . Regenschauer prasseln auf ihn herab . Dann brennt plötzlich wieder die Sonne . Aber Eddy Essex  ist nicht gewillt sich aufhalten zu lassen . Er hält kurz inne auf dem engen Bergpfad hoch in den Bergen , um zu verschnaufen . Sein einheimischer Führer läuft weiter und zieht es vor ihn zu ignorieren . Der Yankee Dollar ist gut , aber der Yankee ist meist schlapp , denkt der Einheimische . Flugs knotet er in seiner indigenen Knotensprache , ein Memo von diesen für ihn erheiternden Gedanken . Am Abend zu Haus würde er seiner Frau und Kindern und den Nachbarn von diesen Weissen mit den Puddingbeinen  erzählen und alle hätten dann etwas ordentlich zu lachen .

Eddy Essex nimmt die Brille ab . Er reibt sich den schmerzenden Nasenrücken und tupft sich die schweißnasse Stirn mit einem sterilisierten Einweg-Tuch aus seinem Survival-of-the-Fittest Kasten . Schnell noch ein Schluck Wasser , versetzt  mit isotonischen Spurenelementen und allerlei anderen angeblich  leistungsfördernden , neumodischen Mineralstoffen   . So nicht Freundchen . So würdest du ihn nicht abhängen können , zischt er durch die Zähne . Schritt für Schritt kommt er dem einheimischen Führer näher .

Der sitzt auf einem Felsbrocken und grinst ihn nur an . Als Eddy den Felsbrocken erreicht bietet der Führer im eine gut getrocknete  und dann frittierte Libelle an . Eddy winkt ab und trinkt lieber noch einen Schluck . Der einheimische Führer zuckt die Achseln und knabbert mit größten Vergnügen dem harten Insekt die Knopfaugen vom Kopf  . Wie blöd sind die weissen Touristen eigentlich  , schießt es ihm durch den Kopf . Hatten die sich nie gefragt , warum Leute wie er , in diesen scheiß Bergen , wo nichts Richtiges wachsen wollte , ständig so ausdauernd sein konnten . Nie ermüdeten  , immer fidel und lustig auch im größten Elend sind . Bei Tag und bei Nacht , stets volle Leistungsfähigkeit zeigen  und eigentlich  nie zu altern scheinen  ?

Die Antwort lag auf seiner Hand . Die getrocknete , leicht gesalzene Libelle stellte 35 Millionen Jahre ununterbrochene Entwicklungsgeschichte dar . Komplett gebündelt in diesen Körper ging die Erdenergie  auf den über , der sie , mit Respekt ,

           

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zu verzehren wußte . Abgesehen davon , klitzekleiner Nebeneffekt , stärkte es

einem die Manneskraft enorm  . Seine Frau konnte ein Lied davon singen – wenn sie

nicht gerade selber zu viel davon genascht hatte . Davor sollten ihn die Götter bewahren . Einmal hatte genügt !!!

Eddy hebt beide Hände und winkt .

“ Hallo , Hallo !!! “

Der Einheimische blickt ihn kurz mit einem Blick an , der Mitleid und das notwendige Minimum an Interesse zu vereinigen weiss  an  , sagt dann aber ,  sich  seiner kleinen Mahlzeit gleichzeitig wieder widmend  .

“ Ja ?“

“ Wissen Sie Sir , ich will nicht weiter stören , aber heute Abend muß ich wieder mein Flugzeug erreichen . Habe also nicht ewig Zeit . Deshalb wäre es für mich von größter Wichtigkeit  zu wissen , wie lange wir zur magischen Höhle noch brauchen könnten . Mein Zeitmanagement setzt mir  engen Grenze, Sir , wissen Sie !?! “

Eddy Essex hegt große Bewunderung für die Kultur der Einheimischen . Nie im Leben wäre es ihm den Sinn gekommen Schlechtes über sie , oder irgendjemand anderen zu denken . Philantroph war sein zweiter Vorname  . Gewalt ist ihm verhaßt ( außer es mußte unbedingt sein ) . Jetzt drängte aber doch die Zeit . Er muß sich vergewissern , was an diesen Gerüchten über die Prophezeiung der Ankunft einer überirdischen Kraft just in diesen Tagen , dran ist . Angeblich soll das Gute bereits geboren , gewachsen und nun kurz vor dem Erwachen sein . Das Böse würde vernichtet und alle Kinder wären auf Immer von Schulbuchgebühren befreit .

Das Gerücht soll sich aus diesen Tal heraus , ins ganze Land verbreitet haben . Irgendwo da oben am Berg , in einer Grotte , sollte ein Relikt gefunden worden sein , ein Tabernakel aus grauer Vorzeit ,  daß klar die Ankunft dieser Göttin vorhersagte . Alle spielten jedenfalls ordentlich  verrückt . Reisebüros organisierten bereits Pilgerfahrten . Der Vatikan dementierte natürlich vehement und versuchte insgeheim die Deutungshoheit über diesen Fall zu erlangen , indem kurzerhand einige Passagen  der Bibel von besonders begabten Ghostwritern umgeschrieben wurden . Das Übliche halt in solchen Fällen .

Sein Chefredakteur hatte ihn spontan die Recherchen zu  diesen Fall übertragen . Er hatte ja schon allerhand erlebt auf seinen Reisen , aber diese hier übertraf womöglich alles zuvor da gewesene  . Dann diese neue Entwicklung um den Baron  . Das war gleich der nächste Termin . Wenn er es nicht pünktlich zu der Pressekonferenz des Barons schafft , würde ihn  sein Chef den Kopf abreissen , vierteilen , den Rest mit kochenden Teer übergiessen , aber mindestens doch die  Spesenabrechnung peinlichst genau prüfen lassen   . Wahnsinn , dieses Pensum ! Aber im Wahnsinn selbst , da  lief immer zu Hochform auf .

Von dem allem ,  mußte er , in einer ruhigen Minute , unbedingt Kristeline  erzählen . Mein Gott , das Mädchen machte diesen todlangweiligen Musiklehrerinnen Job seit ewigen Zeiten und schien sich nie für etwas anderes zu interessieren , als Partituren , Kompositionen und Musiktherapien für Autisten .

Gönnte sich absolut nie etwas und hatte noch so wenig erlebt . Hier an diesem Punkt,  fühlte sich Eddy Essex etwas schuldig ihr gegenüber . Dauernd unterwegs , überall und nirgends , seit Jahren auf Achse , kannte er jeden Winkel der Welt .  Manchmal , ja sicher , da traf man sich in einem Stadtpark irgendwo , aß ein Vanilleeis , aber das war es dann auch schon . Die Pflicht hielt sie beide im festen Griff . Mehr als einmal mußte er zwei Vanilleeis Portionen essen , wenn die  Musik Task Force ihrer Schule Sie wieder zu einem neuen schweren Fall von Kakophonie

     

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bei Grundschülern riefen ließ und nur ein auf der Bank im Stadtpark klebender

Zettel sagte zu ihm bei seiner Rückkehr vom Eisstand : Tut mir leid , mußte ganz

dringend weg ! Denk an  dich , bis dann !!!

So war das . Er hatte ja Verständnis dafür . Der Job ging vor . Warum Sie aber manchmal ihre Strumpfhose liegen lies , hatte er nie verstanden .Gleich nach seiner Rückkehr würde er Sie kontaktieren , nimmt sich Eddy Essex vor . Vielleicht hatte Sie nächstes Jahr mehr Zeit für ihn  . Was für ein rassiges Weib .

“ Verflucht nochmal , wie viel Zeit ist den nun vergangen ? Ich stehe hier und schwelge vor mich hin und die Arbeit bleibt liegen . Hergottnochmal  , das muss besser werden !!! - Und warum funktionierte eigentlich meine  verdammte Uhr nicht ??  , entfährt es Eddy beim Blick auf seine stehen gebliebene Armbanduhr , die von Innen mit einer dünnen Eisschicht bedeckt ist . Nur Mühsam manövriert er eine kleine aufkommende Panikattacke aus , denn eine Uhr stellte eine fünfte Extremität für ihn dar .

“ Aijj , Weisser Mann “ , lenkt die Stimme des einheimischen Führers Eddy ab   .

“ Ähh , Ja , natürlich , Entschuldigen Sie , Sir ! Ist unerhört unhöflich von mir Sie nicht zu beachten !!“

Der Einheimische schluckt den letzten Rest der Libelle und denkt sich , was für ein komischer Kauz  dieser Weisse . Ob er regelmäßig eine Frau zu Hause hatte ?! Wirkte jedenfalls nicht so !

“ Aijj , du willst wissen wie lange noch “, sagt der Einheimische und streckt drei Finger der rechten Hand aus ,“ siehst du , noch drei Mal so lang wie ein Kind mit kurzen Beinen braucht , um am steinigen Ufer , an einem flachen See zur Zeit der höchsten Sonne  eine fickende  Kröte zu fangen , solange werden wir noch brauchen um die Höhle der Mama Pacha Educa zu erreichen !“

“ Ohhh – Ja!!! … Ja , Ja , nichtwahr , recht herzlichen Dank für diese so überaus präzise Auskunft , Sir !!!“

Fünf Minuten später , oder zwei Windungen den Berg herum erreichen Sie ihr Ziel .

Eddy Essex schlägt das Herz höher . Ganz genauso wie er es sich vorgestellt hatte . Ein schmaler Schlitz im Fels markiert den Eingang zur Höhle  . Man sieht , wo mit Hilfe von Werkzeug der Eingang verbreitet worden ist um ihn passierbarer zu machen .

Grüne Ranken , dick wie Elefantenrüssel  , einer fleischfressenden Pflanze , hängen die Felsenwand herunter bis dicht über den Eingang . Soeben schnappen sie sich eine unvorsichtige , weil liebestolle  Fledermaus aus der Luft . Deutlich sieht man , wie das zappelnde Wesen einem unbekannten Verdauungstrakt entgegen gesaugt wird . Eddy sieht es und es tut ihm leid . Die brutalen Gesetze der Natur strapazieren ihn jedes Mal .

Ein kleiner Platz liegt vor dem Eingang zur Höhle . Festgetrampelter Lehm  von  Füssen    die viele Jahrhunderte dafür gebraucht haben müssen . Zwei zottelbärtige Conquistadoren mit rostigen Helmen und Brustpanzern stützen sich auf gebrochene Lanzen und schauen ihn an . Ihre Augen sind tief in die  Höhlen gesunken . Ihre Blicke verlieren sich im Nirgendwo . Sie stehen nur da , so wie sie es seit Jahrhunderten tun , wenn sie nicht gerade ein wenig hin und her laufen um sich die Beine zu vertreten an diesem Ort , wo die Zeit stehen geblieben ist .

Als  Eddy an ihnen vorbei läuft grüßen sie ihn mit aller gebotenen Ehrerbietung  .  Eddy lüpft den Hut und grüßt zurück . Bei der Bitte der beiden  nach einer Pepsi Cola muß Eddy leider passen . Er hat nur Coca-Cola dabei . Die Conquistadoren nicken nur stumm und laufen dann weiter .

Direkt vor dem Eingang sitzt eine alte Frau im Schatten des fleischfressenden

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Gewächses und bietet aus Schilf geflochtene Fruchtbarkeitsamulette für junge

Frauen an . Oder auch praktische Nierengürtel für Mopedfahrer , wie auch Schutzkappen  für Neugeborene gegen den bösen Blick und andere nützliche Dinge

des täglichen Bedarfs .

Eddy gibt ihr eine Münze für einen mundgekauten Poncho und klemmt ihn sich unter dem Arm . Schönes Mitbringsel , denkt er . Die handgepinselten , naiven Indianermotive darauf  werden  Kristeline sicherlich gefallen .

Die alte Frau schaut ganz verdutzt auf die in ihrer Hand befindliche Münze . Ihr alter ausgemergelter Körper erbebt , denn sie spürt den großen Kupfer und Silbergehalt der Münze . Endlich ! Endlich ausreichend katalytische Masse um den Funken zum Materiesprung zu zünden .

Schließlich war sie gar nicht eine alte einheimische Frau , sonder ein gestrandeter Alien , der sich zufällig in den Körper einer alten einheimischen Frau eingenistet

hatte , um den für ihn zermalmenden  Gravitationskräften dieses elendigen Planeten und seiner scheußlichen Atmosphäre  zu entkommen . Jetzt aber , war es soweit . Der Mund der alten Frau/Alien öffnet sich . Von der einstmals vorhanden Zahnreihe sind nur zwei Zähne übrig .  Das genügt aber . Sie/Es klemmt sich die Münze zwischen die bröckelnden Zahnstummel  und drückt mit beiden Händen gleichzeitig  auf ein Ding , daß  aussieht wie  flauschiger kleinen Ball aus einer Bonustüte einer Fleischklopse Verkaufsstätte  .

Es wummert , kracht und zischt rings um die alte Frau. Strobolicht flackert . Eine massive  Basslinie , die jedem Rave zur Ehre gereicht hätte , baut sich auf . Schwer zu schätzen , aber vielleicht , dem Schockzustand nahe , zwei – bis dreihundert Beats-per-Minute donnern in dem engen Kessel vor dem Eingang der Höhle  . Unverwechselbare  Gitarrenriffs von Discoklassikern hacken sich in den Sound ein und   von der alten Frau bleiben auf einmal nur noch ihr weiter Faltenrock , ihre Bluse und ihr Hut  und ein paar Birkenstocksandalen  auf den Boden übrig . Seltsamerweise scheint sie nie Unterwäsche getragen zu haben . Die beiden Conquistadoren winken melancholisch mit Taschentüchern und gehen dann weiter ihre Runden .

Eddy Essex hat alles sorgfältig protokolliert . Einen gut formulierter , griffig   gemachter  Begleitkommentar zum per Handycam gedrehten Material geht gerade per Email an die Ethnoredaktion . Er verstaut alles  und schaut nach seinem Führer .

“ Entschuldigen Sie , Sir , nochmal ! Ist mir höchst peinlich , aber wie schaut es aus nun aus ? Ist dieser Weg der Richtige ??“ , sagt er und weist auf den Eingang der Höhle , obwohl er natürlich es genau weiss , will er dem Führer das Gefühl gebraucht zu werden vermitteln .

“ Ja !“ , mehr ist dem Führer nicht zu entlocken .

“ Und ???“ , Eddy ist sich unsicher , was er sagen soll .

“ Letztes Wegstück , ohne Führer . Bitte AGBs des Mietvertrages beachten !!!“ , antwortet  der einheimische Führer ihn . Er hockt sich hin und  macht es sich an dem Ort bequem , wo eben noch die alte Frau gesessen hat . Ihn freut die kleine neuerliche Mahlzeit , die auf ihn in seinem Rucksack wartet  . Außerdem wollte er die Pause bis zur Rückkehr des Yankees nutzen , einige längst überfällige Postkarten an seinen Verwandtschaft in Übersee zu knoten  .

Gut , dann werden wir Mal . Eddy macht sich daran seinen Reporterpflicht zu erfüllen .Da sich der Eingang als zu schmal erweist , läßt er seinen Rucksack , bis auf seine unverzichtbare portable Multimediaausrüstung , am Eingang zurück . Etwas quetschen , schieben , dann steht er im Vorhof eines rohe gehauenen Ganges im Fels . Er könnte jetzt die luftgefederte Rolltreppe nehme , aber leider

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nimmt der Automat keine der gängigen Kreditkarten . Auf allen Vieren geht es

weiter . Die Luft ist stickig und feucht ( Oh Gott , denkt Eddy in diesem Moment , hoffentlich haben die alten Bauleute hier entsprechende Luftfilter eingebaut  , denn er muß an den , durch elendig alte Schimmelsporen in der Luft ausgelösten “Fluch der Pharaonen “denken ) . Doch alles halb so schlimm . Nach ein paar dutzend Metern mündet der Gang in einer , nach alten Inka – Bautechniken errichteten , vollklimatisierten Kammer an deren Stirnwand das besagte Objekt zu bewundern ist . Die zerborstenen Überreste früherer Besucher sind sorgfältig zur Seite geräumt . Auch die bei solchen Gelegenheiten unabdingbaren , versteckt angelegten Trittfallen haben ihren Schrecken verloren , da von der zuständigen Verwaltung für eine ordnungsgemäße Einzäunung gesorgt worden war   .

Edyy blickt sich um . An den Decken der Kammer münden perfekt angelegte  Lichtschächte , die in den Himmel über dem  Felsmassiv weisen . Sie  zeigen auf bestimmte Sternbilder , wie sie vor Urzeiten aussahen und wie sie am Tag der Prophezeiung sein werden . Eddy kneift ein Auge zu und linst durch einen der schnurgeraden Schächte . Was er sieht ist allerdings nur das hektische Flattern einer schadhaften Neonreklame einer bekannten Getränkefirma , die den Blick völlig verstellt .

Links von dem Relikt  , ein paar Meter weiter hinter Postkartenständern versteckt , befinden sich die Besucher-WC und eine große doppelt-verglaste Eingangtür , die zu einem Busparkplatz auf einem Vorplatz führt . Dafür , daß die Entdeckung erst vor kurzer Zeit zu Stande gekommen ist , hat irgendjemand ganze Arbeit geleistet .

Insgesamt gesehen , ist Eddy Essex hellauf  begeistert . Er studiert begierig den Klappentext der ausliegenden Broschüren . Interessant , bereits am Anfang des kommenden  Monats soll die Prophezeiung eintreten . Er macht einige Aufnahmen des Reliktes  im Fels . Mit Spuke und Azeton wischt er vorher noch eine dieser : Harry war hier und trank Bier – Schmierereien  , sog gut es eben geht ,  weg .

In etwa 27 Quadratmeter ist das Relikt  groß . Sauber in den Fels geschlagen . Nicht richtig Rechteckig – oder Quadratisch , na ja ,   irgendwie dazwischen  . In jedem Fall aber  Steinmetzarbeiten von bester Qualität , ausgeführt von akribischen Arbeitern   zur  Ehren und zum Ruhme einer ihrer  Göttinnen  .

Fantastisches Gefühle überströmen Eddy im Angesichts der Ewigkeit . Eine angebrachte Tafel des Historischen Museums  weist auf die in Kunsthistoriker Kreisen gegenwärtig  heiß diskutierte These hin , daß Leonardo da Vinci von diesem Relikt der Mama Pacha Educa durchaus informiert gewesen sein könnte und geheime Hinweise darauf in seiner Mona Lisa hinterlassen hat  , deren Abbildung wiederum in dem  jungen Martin Luther  brennende Liebe entfacht hat und ihn  , aus Liebeskummer , zu den allseits bekannten Thesen inspiriert haben soll  . Wenn das stimmte , dann bedarf es wohl einer radikalen Neubewertung der Geschichte , sinniert Eddy .

Man sieht die stilisierte Darstellung einer weiblichen Göttin . Sie trägt ein Cape und eine Augenmaske . Ihre Brüste sind , ganz im Stil der Zeit in der es entstanden ist und in der vollkommenen Unterwerfung unter die göttliche Weiblichkeit  , üppig dargestellt .

Sie ist im Begriff mit einer Hand ein außerordentlich unattraktives , kahlköpfiges Wesen , das ein Art Monokel im Auge zu tragen scheint , zu Boden zu drücken  und mit aller Kraft  zu würgen . In der anderen Hand hält Sie hoch empor gestreckt ein  Stele mit den Gestalten lernenden Schülern aller Rassen . Hinter Ihr folgen andere geflügelte Götterwesen in dichter Folge den Himmel herunter . Wenn man genau hinschaut , erkennt man im Zentrum dieses Werkes  eine Bande von Normalsterblichen , die Bierflaschen ( ??? ) schwenken , deren Quersumme die

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 die Zahl  : 3110 ergibt . Bizarr und düster  ist  die Phantasie der Altvorderen  . 

Rings herum sind Szenen aus dem Alltag der Einheimischen dargestellt . Eigentlich uninteressant . Wer wollte denn wirklich wissen , wie die damalig Lebenden ihr ungenießbares Maisbier hergestellt und lieben langen Tag gesoffen haben , während sie sich langweilige , religiös motivierte , Ballspiele anschauten , an deren Ende die Verlierer aufgeschlitzt wurden .

Eddy schnalzt mit der Zunge . Die Begegnung mit diesem Meisterstück entschädigt ihn von aller erlittenen Müh . Er macht Photos von allen Seiten . Kauft noch ein paar Tütchen mit original eingepackten Materialproben zur späteren Bestimmung der Entstehungszeit nach der gängigen Radio-Carbon Methode . Auch ein Kautschukabguß des Relikts findet , sorgfältig zusammen gefaltet , noch Platz in den Seitentaschen seiner Hose , wobei er um das letzte momentan noch auf Lager befindliche  Stück kurz mit einer japanischen Reisgruppe raufen muss .

Schnell spricht er den erforderlichen Kommentar auf Band . Das übliche Interview mit dem Experten und einem zufällig Vorbeikommenden der Ausgewogenheit wegen  . Fertig !

Befriedigt wie nie nach einem Job , verlässt er die Kammer durch die Vordertür . Er blinzelt in die  Sonne . Schon kommt ein Taxi heran gebraust  . Er steigt ein und schließt die Tür . Das Gefühl wieder in weichen Polstern zu sitzen zu können , schläfert ihn beinahe augenblicklich  ein . Er nennt  den Fahrer den Flughafen als Fahrziel . Der Fahrer nickt und bietet Eddy noch eine Pepsi Cola an , doch Eddy lehnt dankend ab . Eddy Essex macht es sich richtig bequem . Aus dem Autoradio tönen die neusten Hits der Hochlandfolkcharts . Eddy Essex Augen werden immer schwerer . Er blickt auf seine Armbanduhr . Die Zeiger ticken wieder . Kurz bevor er einschläft denk er noch mal an Kristeline und was Sie wohl gerade macht .

 

Block 6

21:26 , ZURÜCK IM CAFE IN DER HAUPTSTADT IRGENDWO IN DER MITTE EUROPAS . NACH DEM GELUNGENEN ÜBERRASCHUNGSEMPFANG DURCH ALL IHRE FREUNDE , BEKANNTEN UND SONST  WIE IHR JEMALS ÜBER DEN WEG GELAUFENEN , HAT SICH EINE RESPEKTABLE SPONTANPARTY IN DEM CAFE ENTWICKELT . GANZ WIE ES IHRE ART IST , KONNTE KRISTELINE KAON ES NACH EINER WEILE NICHT MEHR MIT ANSEHEN ,  WIE DIE JUNGEN KELLNERINNEN , UNTER DER FLUT DER ÜBER SIE HEREINBRECHENDEN BESTELLUNGEN , ÜBERROLLT ZU WERDEN DROHTEN UND HATTE , SELBSTLOS WIE SIE IST , ZUM TABLETT GEGRIFFEN UND MITGEKELLNERT . JETZT ABER IST ERSTMAL PAUSE ANGESAGT UND SIE SPIELT EINIGE PARTIEN EINES MYSTERIÖSEN KARTENSPIELS , DESSEN REGELN NUR SIE UND EINIGE ANDERE EINGEWEIHTE VERSTEHEN . GOTT , WIE HATTE SIE DAS NUR VERMISST .

 

Für Kristeline Kaon ist es unfassbar . Die Wucht der Ereignisse der letzten Stunden hätte Sie mitnichten erwartet . Vielleicht , aber nur vielleicht , hatte es ganz tief in Ihr eine Stelle gegeben , die gehofft hätte – nein , aber sicherlich nicht so , wie es dann gekommen ist . Die Überraschung war kolossal  gewesen .

Etwas ausgelaugt sitzt Sie am alten Personaltisch und kann sich nicht mehr genau auf die Karten in Ihrer Hand konzentrieren . All die Gespräche , wie zum Beispiel mit Aurora , nunmehr endlich Therapeutin im sozial-psychiatrischen Dienst für psychisch auffällige  Psychiater tätig  , oder mit Effie , nach langen Irrwegen glücklich geworden als Storemanagerin einer Interkontinentalen Kette für  Beautyerzeugnisse   aus der nachhaltigen Produktion von Regenwaldvölkern   , natürlich auch mit Ninotschka , gefragte Pferdeflüsterin in den Gestüten auf der

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arabischen Halbinsel , wenn Sie nicht gerade Dattelplantagen in der Wüste gartenbautechnisch betreute  - und was wußte Sie noch mit wem , brummten und surrten  in Ihrem Kopf  hoch und runter .

Einige Begegnungen jedoch waren von unangenehmerer Natur – wie die mit Flaschenbürste etwa . Noch fettigere Kleidung als früher und viel Aufgedunsener im Gesicht . Von der Umarmung durch ihn , bleibt ein dicker Fettfleck auf Ihrem Mantel . Er tatscht an Ihr rum . Kristeline kommt es fast vor , als ob er noch auf einen Kuß aus ist . Erst als Sie droht ihm in den Unterleib zu treten rückt er von ihr  ab .

Ihr Terminkalender jedenfalls war voll mit anberaumten Treffen in der nächsten Zeit . Peter Pan-Cake bietet ihr , aufgestützt auf seinen Rollator ,    eine   frisch gedrehte , in feines Papier eingehüllte Tabakrolle mit halluzinogenen Inhalt an  . Seine Ehe mit Mary Jane hatte manche Probe zu bestehen gehabt , aber sie hielt  . Doch Sie lehnt erstmal ab ,  sich jedoch gleichzeitig  augenzwinkernd die Option für später offen haltend . Erstmal Pause ,  denkt Sie .  Es ist Zeit um Platz zu schaffen und Sie verschwindet auf das Klo . Durch kurzfristige Aktivierung Ihrer Superkräfte , gelingt es ihr die Klobrille und sonstige dazugehörige Apparaturen zumindest für eine Weile Keimfrei zu machen .

Aus dem Schankraum dringt das Gelächter und die auf – und ab wogenden  Gespräche  an ihr Ohr . Sie justiert Ihr Gehör entsprechend und lauscht mal hier mal dort , obwohl es eigentlich gar nicht Ihre Art ist .

“Wie findest du Sie so ?“ brabbelt es an einem Tisch

“ Na ja , ist schon irgendwie ganz die alte geblieben . Ein  paar Fältchen mehr , aber so richtig schlau werd ich nicht aus Ihr !¡

“ Wieso ?“ mischt sich jemand ein .

“ Wieso fragst du ? Ist doch klar ! Hat irgendjemand `ne Ahnung , was Sie eigentlich so treibt ? Wo Sie lebt und überhaupt ….?“

“ Mmhh , hast eigentlich recht ! Stimmt !!! War doch schon immer so ! Ist doch egal , bleibt doch trotzdem dufte ! Na , ich weiss nicht !!!“ antworten  mehrere Stimmen zugleich und quatschen ordentlich durcheinander . Keiner geht mehr richtig auf den anderen ein , oder hört zu . Die Halbwertzeit des eben Gesagten beträgt nur noch wenige Sekunden bis ein neues Thema aufkommt . Die Vermutungen steigern sich zu abstrusen Behauptungen . Unter dem reichlichen  Genuss des flüssigen Zellgiftes  , nicht sonderlich verwunderlich .

Stühle werden hin und her gerückt .  Personen stehen auf .  Schuhe scharren über den ausgelaugten Boden . Kristeline erkennt daran Cool Megies , Joshua Tree und Klodwig . Nach ein paar knappen Worten ,  kommen sie überein gemeinsam gasförmiges Zellgift zu sich zu nehmen . Anhand der Tritschallanalyse weiss Kristeline , daß alle drei , gemäß des Bodymaßindex , in der letzten Zeit Speck zugelegt haben . Brigitta und Baretta tuscheln auch über sie , widmen sich aber dann gleich wieder ihrem heiß diskutierten Thema , ob bestimmte Sexstellungen wirklich gegen eine Schweinegrippeinfektion helfen konnten  .

“ Nun ist aber Gut !!!“ , sagt jemand und schlägt auf den Tisch . Alle die gerade noch  vorhatten ihren  Senf zu dem Thema dazu zu geben  verstummen .  Hört , hört , Kristeline Kaon spitzt noch mehr die Ohren , denn Sie erkennt die Stimme Ihrer alten Leib-und Busenfreundin der Königen von Kastilien . Zwar war der Kontakt nie ganz abgebrochen zwischen Ihnen , aber man hatte  lange nichts mehr von einander  gehört  . Um so größer die Freude bei beiden hier sich wieder  gesehen zu haben. Wer genau hinschaute , konnte sogar einige Tränchen kullern sehen .

Die Welt ständig zu retten , war ein gehöriges Stück Arbeit für Kristeline . Ein

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Vollzeitjob unter größter Anspannung . Wer fragte nach Ihrem Privatleben . Wer fragte nach , wie ihr es ging . Hauptsache die Welt konnte beschützt ruhig schlafen gehen .

Abends dann zu Haus , in Ihrer Fortifikation des Alltags , wartete nur Ihr alter , langgedienter  Butler auf Sie , wenn Sie den Fahrstuhl aus der Tiefgarage entstieg . Er reichte ihr dann üblicherweise  das eine oder andere gut gemixten Getränk . Man unterhielt sich ein wenig kultiviert miteinander und Sie merkte wie der alte Mann sich Sorgen um Sie machte .  Zum Ausklang eines solchen Tages spielte Sie dann  mit ihm noch ein oder zwei Runden vierdimensionales Mau-Mau . Er ließ Sie immer gewinnen .

Die Königin von Kastilien hatte auch nicht gerade über lange Weile zu klagen in ihrem vollgepackten Leben . Drei Kinder sind zu versorgen  , zwei Männer sowieso  ( Vielmännerei war inzwischen in diesen Breiten nicht mehr verpönt , solange die Frauen Ihre Männer ernähren konnten ) , ein Liebhaber pochte dazu auch auf sein Recht  und – ach ja – der anstrengende Job zwischen Sansibar und Helgoland fraß den Rest der Zeit . Als Frau hatte man es eben nicht leicht .   Wo sollte da die Zeit für einen netten Kaffeeklatsch zwischendurch mit alten Freundinnen herkommen ???

Säuselnde Geräusche vom Tresen her erregen die Aufmerksamkeit von Kristeline . Interessant ! Sokongnan im trauten Zwiegespräch mit Effie ,  in das sich dann und wann T-Homer einschaltet . Was versucht Sokongnon nur Effie zu vermitteln . Oh Ja !! Eine möglicherweise interessante Theorie über die Zusammenhänge von Leben und Tod , im Zusammenspiel mit der  dazwischen liegenden Wiedergeburt . Kristeline Kaon wendet  sich diesem Gespräch zu . Bisweilen war es amüsant ihm zuzuhören .

“ `ssssss , also , Effie , verstehst was ich meine ?“ , Sokongnan  spricht mit schwererer Zunge und macht dabei die für ihn so typischen zischelnden Untertöne ,  wenn er angetrunken ist . Hatte sich also auch nichts weiter bei ihm verändert . Doch , der Bauchansatz ist deutlicher geworden und die Haare grauer .

“ Nein , eigentlich nicht . Aber du kannst es mir gerne nochmal versuchen zu erklären ! “, antwortet Effie und schaut ihn konzentriert ins Gesicht . Sokongnan nippt an seinem Bier und holt Luft .

“ Gut , es geht um Folgendes . Du hast doch , `sssss , bestimmt mal von Leuten gehört , die Nahtoderfahrungen gemacht haben ? “

Effie nickt .

“ Diese Leute erzählen übereinstimmend , daß ein beruhigendes Lichtphänomen sie in Empfang genommen hätte ab einem bestimmten Augenblick in dieser extremen Situation und sie sich dann total entspannt fühlten , richtig ?!?“

“ Habe davon gehört ....“ , entgegnet ihn Effie , die sich gerade  wünschen würde , keinen Pagenkopfschnitt  bei ihrem letzten Besuch beim Friseur angeordnet zu haben  , “ … Aber , man sagt ja , daß das alles nur eine Illusion ist ! Eine Illusion , erzeugt vom Gehirn des Menschen , um ihn den Abgang erträglicher zu machen , stimmts , oder habe ich recht !“, entgegnet ihm Effie bestimmt ..

“ Kann sein , kann aber auch nicht sein . Was ich jedenfalls sagen will , ist …. !!!“ , Sokongnon nimmt noch einen Schluck aus der Flasche , “ … ist also ….“ , wird aber von T-Homer unterbrochen . Lässig poliert T-Homer  dabei ein Hefeglas .

“ … Blödsinn , da glauben doch nur  matschebirnige   Weicheier !!! Tot ist tot ! Aus die Maus !!! Finito della Musica , so seh ich das jedenfalls !!!! “ Er kann sich ein  Schatten des  Missbehagens auf seinem Gesicht bezüglich dieses Themas   nicht verkneifen , da sich seine Intelligenz beleidigt fühlt .

“ … Jo , ist also  … “, versucht Sokognan den Faden wieder aufzunehmen , trinkt aber sicherheitshalber noch einen Schluck , “ …. Nun , ich denke , wenn das stimmt

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geht man höchstwahrscheinlich  ins Licht  , genauso wie man ist Licht geboren wird , oder hast du schon mal einen Kreisssaal gesehen , der nicht hell erleuchtet ist , wie die Oberfläche der Sonne , sondern stockduster  !! … Also , was ich meine ist , .. , vielleicht ist das alles nur ein nahtloser Wechsel von der gelebten Existenz in die neu zu lebende alte Existenz . Also , Wiedergeburt , und zwar nicht als Scheisshausfliege auf dem Bahnhofsabort von Lockebömmel-Süd . Nein , genau das

selbe Leben wieder – aber vielleicht unter neuen Bedingungen und damit vielleicht einen neuen Weg !!! “ , die Aussprache dieser Idee , zugegebener maßen wenn auch nur vor kleinem Publikum , gibt Sokongnan ein gutes Gefühl . Sein Körper strafft sich , so gut es eben noch geht . Den aufkeimenden Anfall von Größenwahn kämpft er gekonnt nieder  . Eine Reaktion erwartend blickt abwechselnd zu Effie und T-Homer .

“ Quatsch nicht so `ne gequirlte Scheiße ! Die Braut krichste sowieso nicht rum , du Torfneese . Effie pass uff , der ist sonst janz anders und looft in Pömps rum  !!“ , brüllendes Gelächter vom Tisch der Herren  Grauos , Thomos und Glazis , die mit Fingern aus Sokongnan zeigen und vor Lachen kaum an sich halten können .

Effie wirft nur kurz einen irritierten Blick auf die Bande der Uralt Kumpels . Die Jahre in diesen Hallen haben sie gelehrt nichts darauf zu geben , wenn junge Jungs , oder gar alte Jungs aus  gruppendynamischen Prozessen heraus , in vor pubertäre Verhaltensmuster zurück fallen .

“ Wenn ich dich also richtig verstehe  - bitte könntest du ein wenig weniger trinken , wenn ich mit dir rede . Und schau mich dabei an , hallo   - !!!“ , Effie war , seitdem sie diesen Führungsposten in der Firma übernommen hatte Zweifels- los autoritärer geworden . Dieses Gefühl tat ihr manchmal gut und machte Sie auf eine bestimmte Art attraktiver . Sokongnan heb den Kopf  und schaut verdutzt drein . Stellt sein Bier aber wieder auf den Tresen .

“ Na bitte , geht doch . Du meinst also , wir werden als die selben Menschen , die wir einst waren ,  wieder geboren , nur mit dem Unterschied , daß wir uns im neuen /alten Leben diesmal für den  rechten Abzweig , statt für den linken entscheiden und schon ist alles ganz anders . Richtig ?“

Sokongnon breitet die Arme aus und drückt Effie herzlich . Würde er nie machen , wenn sein Blut nicht schon Bier geschwängert wäre . Er dreht den Kopf zu den Kumpels .

“ Ihr haltet jetzt einfach mal die Schnauze !! Is Klar ? …. Is Klar ! …

“ Das freut mich ,d -daß es dich freut “ , sagt Effie , der beinahe die Luft wegbleibt .

“ Genau das isses , Effie , ´sssss , ALLES AUF ANFANG ! Nur ob wir statt rechts ,  lieber links abbiegen sollten und dann  den weiteren Weg  folgend , kann man nicht sagen . Vielleicht sollte man einfach auch gerade aus weiterlaufen  , oder vorsichtshalber lieber in die Kneipe an der Ecke der Kreuzung erstmal einkehren und verweilen ! Wer wees ! … “

Effie will an dieser Stelle etwas einwenden , doch Sie kommt nicht zu Wort . Denn St.Michi schlurft im Schlepptau des Besitzers vorbei und knufft Sie von er Seite  . Er macht das V-Zeichen und wünscht Frieden auf Erden .  Der Besitzer ist ganz irritiert  angesichts dieses vollen Ladens , was ihn insgeheim nur ins seiner Meinung bestätigt alles richtig gemacht  haben . Da es ihm mittler weilen aber zuwider geworden ist mit Menschen direkt zu sprechen , hatte er die Gebärdensprache gelernt . Per Handzeichen gibt er St.Michi die Order zur Feier des Tages eine Kiste Limonade den Anwesenden zu spendieren .

“ Super “, sagt Sokongnan , hebt dabei die Hände und sagt im lauten Ton , “ Bin noch nicht fertig , hatte gerade angefangen , nicht wahr Effie “ , nickt Effie  einmal zu und deutet eine leichte Verbeugung in Richtung der  gerade eintretenden Clodette und 

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Bezaubernde Jennie an , “ Gut ! Gut ! Die Chose fängt doch immer gleich an ! Spermium , eins von Millionen , man höre und staune , trifft Eizelle , zack , Eizelle sagt Ja und bumm isse zu !! …. Glotzt nicht alle so blöde …. ist doch klar . Über den rein mechanischen  Akt , wie es da hin gekommen ist , brauchen wa uns jetzt nicht zu unterhalten . Empfehle bei Wissenslücken entsprechende Informationen aus Presse , Funk und Fernsehen zu entnehmen . Also isse nun  zu , die Eizelle . Wat

passiert . Na Logo , Programm läuft an . Paar Wochen später glimmt das Kosmische Feuer . Noch `n  paar  Wochen später brennt es . Mutter Natur hat alles perfekt

eingerichtet bis zur Geburt . Zum Glück läuft ja auch meißtens alles Glatt . Irgendwann dann setzen die Wehen ein . Der durchweichte Wurm wird dem

Geburtskanal entgegen gedreht , findet das höchstwahrscheinlich ziemlich   beschissen  und fürchtet sich . Pressen , pressen , pressen , hoppla was ist das ? Was sehen die kleinen Äuglein zuerst ??  Na ???  Ein Licht am Ende des Tunnels , das immer  näher kommt – jetzt ist Transferdenken gefragt , Leute , denken !!! Meine Güte , Urplötzlich , Flutsch , Oohh , Aahh ,  Gleißenden Licht total !!! Peng , raus isses . Schon mal schlechte Laune . Fängt an zu heulen .  Ätzend Kalt.  Wenn die neuproduzierte Hardware jetzt noch über das nötige Übersetzungsprogramm verfügen würde , könnte es so was verstehen wie -  Er : Oh , Schatz , das hast du toll gemacht !  Sie : Lass meinen Kopf los du Idiot , ich habe Schmerzen ! - Kann es aber noch nicht , kommt aber noch . …. Also , `sssss , schnell noch `n Schluck , da verdörrt einem ja glatt die Kehle , … , also , irgendwo , irgendwann in den vergangenen 270 Tagen  , bin ich jedenfalls der Meinung , ist die alte Seele in die neu produzierte Hardware geschlüpft . Oder aus den Parallelwelten zurück an den Absender , wat  wees ich !! “

“ Bestimmt !“ , meint T-Homer lakonisch .

“ Klar , und dann hoff ich , daß se wieder Hertha Fan wird “, mischt sich Glazis ein .

“ Nur eine Empfehlung am Rande . Wirf einen Blick in die Schriften der alten Philosophen . Kann sein , daß sie dir ein Stück des Wegen voraus gewesen sind !“ , sagt St.Michi .

Sokongnan blickt alle an . Er zuckt mit den Achseln . Was soll`s . Kann schon sein , daß er daneben lag . Egal . Muß man eben durch .

“ Und du Effie ? “ , fragt er sie .

Sie lächelt verschmitzt .

“ Bin mir nicht sicher !“

“ OK , habe verstanden . Soll ich dir stattdessen lieber eine Geschichte erzählen ?“

“ Was für eine Geschichte ?“ , fragt Effie , die viel zu gut erzogen ist , als das Sie den halbtrunkenen Kerl brüsk abweisen würde .

“ Mmmhh , wie wärs beispielsweise damit : Romeo und Julia haben sich gar nicht umgebracht . Sie haben nur den Selbstmord vorgetäuscht , um der Rache Ihrer Familien , den Capulets und den Montagues möglichst elegant zu entkommen . Natürlich nicht ohne vorher die jeweiligen Familienkassen zu plündern . Sie verschwinden auf Nimmerwiedersehen auf einer Hansekogge gen Spanien , oder irgendwo , wo es auch schön warm ist . Kaufen sich mit dem gestohlenen Geld eine Hafenbar. Über Kurz oder Lang zerstreiten sie sich über finanzielle Dinge . Die Bar läuft nicht so , wie sie soll . Julia wird reiferund entdeckt Ihre Wirkung auf andere Männer . Romeo verzweifelt und gibt sich den Trunk hin , vor allen dingen weil er merkt , daß er auch eine Wirkung auf Männer hat    - Putzige Idee , nicht ?!? - . Irgendwann kommt natürlich alles ans Licht . Julia erleidet einen Nervenzusammenbruch , Romeo , von Scham und Schuldgefühlen geschüttelt , seiner ewigen Geilheit nicht Herr werdend ,   heuert mit seinem neuen Lover auf einem Freibeuter an und verschwindet aus ihrem Leben für immer in Richtung

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Neue Welt , wo er angeblich bis zu seinem Dahinscheiden freudlos sein hartes Brot in einer Spelunke in der Neu Amsterdamer St.Christophers Street verdienen wird.

Gramgebeugt und sexuell frustriert gibt Julia dem Drängen des schmierigsten Luden im Hafenviertel nach , ersticht diesen aber im  Rausch und endet geistig verwirrt in den Kerkern der Hafenstadt . Wie wär`s also mit diesem ,  dem zweiten , nie veröffentlichten Teil von Shakespeares Drama   ???

“ Interessant !“ , sagt Effie und blickt Sokongnon tief in die Augen . Irgendwie hat dieser Typ Sie schon immer in Verwirrung gestürzt .

Kristeline Kaon hat aufmerksam zu gehört . Ihr Stirn liegt in Falten . Zwischen durch juckt es ihr ordentlich in den Finger Sokongnan , dem arroganten , anmaßenden Scheusal mal ordentlich den Marsch zu blasen . Was hatte er den schon für eine Ahnung . Schließlich war Sie es  gewesen , die den Autostopp bis kurz vor dem Urknall hingelegt hatte . Außerdem ist Julia gar nicht verrückt geworden . Nach der Erdolchung des brutalen Zuhälterkönigs  konnte Sie flüchtete. Ihre Spur verlor sich dann in den Weiten des Heiligen Landes . Noch heute zeugen Sandsteinstatuen am Toten Meer von ihrem seligen Wirken als Heilpraktikerin mit Kassenzulassung . Shakespeares Tagebuchnotizen lagen in Ihrer Schublade - nicht in Sokongnans seiner !

Andererseits hatte Sokongnan  wiederum auch verdammt oft Recht gehabt ,  was Sie damals regelrecht auf die Palme zu treiben verstand  . Komischer Kauz , aber irgendwie auch liebenswertes Scheusal .

Mitten in diesen Gedanken wird Kristeline Kaons Brillengestell heiß . Sie weiss , was das bedeutet und schon ist sie da , die Eilmeldung vom Boss , Mr.Multiorganversagenman , aus der Zentrale  der Vereinigung der Vereinigten Superhelden auf Ihren Display :  Urlaubssperre mit sofortiger Wirkung erlassen . Alle im Zivilleben befindlichen Einsatzkräfte auf kürzesten Weg zurück zur Basis !!!

Schnelles Ende , eines wunderschönen Abends . Befehl ist aber Befehl . Irgendeine dramatische Entwicklung hatte eingesetzt . Jetzt läuft alles automatisch bei Ihr ab . Superheldenmodus hochfahren . Kräfte aktivieren , umziehen , Klospülung ziehen , ab durch das halb geöffnete Fenster . Das geht so rasend schnell , daß Sie keine Zeit mehr hat dem Klopfen an der Klotür Beachtung zu schenken . Ein paar Minuten später öffnet St.Michi die Tür des Damen – WC mit einem Nachschlüssel . Leer !

Er zeigt auf  die Königin von Kastilien und Southwest-Ännie  , die beide neben ihm stehen .

“ Ihr seid euch sicher , daß Kristeline hier auf dem Klo gehockt hat  , als ihr geklopft habt ?“

Beide nicken bekräftigend

“ Auf jeden Fall “, sagt die Königin von Kastilien , “  Sie brabbelt doch immer so komisch vor sich hin . Daran würde ich Sie auch im Tiefschlaf erkennen !!

“ Außerdem war unsere Kartenpartie noch nicht zu Ende gespielt . Ich glaub nicht , daß Sie die einfach so verlassen hätte “ , fügt Southwest-Ännie hinzu . Artemis kommt die Treppe herunter und beugt sich über das Geländer . Interessiert beäugt Sie die Szenerie.

“ Hallo , Hallo , hat sich irgendwo eine Mann zum Verlieben versteckt , Mädels , oder was ist los ? “ , flötet  Sie und grinst breit über das ganze Gesicht.

Die anderen Anwesenden schauen Sie nur ratlos an .

“ Komisch “ , sagt St.Michi und kratzt sich am Kinn bevor er sich kurz bückt und etwas aufhebt  , “  Dann muß Kristeline  es aber ziemlich eilig gehabt haben , oder warum läßt Sie Ihre Strumpfhose auf dem Klo liegen ???“

 

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Block 7

20:35 , WIEDER IM HERZEN DES EMPIRES . BEREITS BEKANNTES HOTEL ,

SITZUNGSSAAL `BALLROOMBLITZ '  . AUF DER GROSSEN TAFEL STEHEN OBSTKÖRBE , SCHÖN DRAPIERT AUF KLEINEN BESTICKTEN UNTERLEGERN.

SCHÜSSELN MIT VIELFÄLTIGEN KNABBERZEUG RUNDEN DAS LIEBEVOLLE ARRANGEMENT AB . DIE DUNKLE SEITE DER KULTUSMINISTERKONFERENZ UND DIE HEERSCHAREN IHRE HELFERSHELFER SIND VOLLZÄHLIG VERSAMMELT ZUR FÄLLIGEN LEHRERKONFERENZ . ALLE WARTEN GESPANNT UND KONZENTRIERT . NUR DIE ABGESANDTEN DER SCHULDIREKTOREN-IM-SOLDE-DES SCHRECKENS SCHAUEN HÖCHST VEGNÜGT AUF EINEM LAPTOP DIE FRISCH ABGEDREHTE NEUE FOLGE IHRER TÄGLICHEN SOAP : S.I.S.D.S , DIE DIESMAL SICH UM NACHILFE , EIFERSUCHT UND INTRIGEN IM TRANSSEXUELLEN MILIEU EINER LAUBENPIEPERKOLONIE DREHT .  DEN VORSITZ DES ABENDS FÜHRT BARON DIDACTICO . GANZ GROSSES KINO . ER SCHLÄGT MIT EINEM KLÖPPEL AN EINE TISCHGLOCKE UND RÄUSPERT SICH LAUT . DAS STIMMEN GEWIRR IM RAUM VEREBBT . DIE AUGEN ALLER VERSAMMELTEN MITGLIEDER DER EHRENWERTEN FAMILIEN DER DUNKLEN SEITE DER KULTUSMINISTERKONFERENZ RICHTEN SICH AUF IHN . BARON DIDACTO  SEHR THEATRALISCH .

“ Sehr geehrte Mitbösewichter , Schufte  und Halunken ,

recht Herzlich möchte ich mich bei allen heute Hier und zu diesem Abend Gekommen für das pünktliche und vollzählige Erscheinen bedanken . Besonders natürlich bei den ehrenwerten Mitgliedern der Kreationistischen Sturmabteilung , welche wir heute hier zum ersten mal begrüßen können ( Baron Didactico applaudiert . Die anderen Misstäter tun es ihm nach . Einer nach den anderen stehen die Kreationisten auf und verbeugen sich in alle Richtungen . Dabei verrutschen ihre aus Alufolie gefalteten Hüte mit dem komischen Zipfel , von denen sie glauben , die benutzte Alufolie würde ihre Gehirne vor den geheimen Bestrahlungsprogrammen durch die Regierung bewahren und somit unter anderem vor Vorehelichen Geschlechtsverkehr schützen . Der Baron räuspert sich und sucht den Faden wieder aufzunehmen ) …. Äähh …  ( durch sein Monokel kann der Baron das Skript in seiner Hand nur unvollkommen entziffern , auch geschuldet einer leichten , altersbedingten Trübung seiner beiden Augenlinsen . Deshalb zittert seine Stimme zwischendurch . Er hofft , daß niemand seine kleinen Malaise bemerken würden , denn das konnte schnell seine Stellung als Vorsitzender der Lehrerkonferenz in Frage stellen . Die Raubtiere um ihn herum würden es wittern . ) .. Ja , nun , nachdem unser Schatzmeister den Rechenschaftsbericht abgeliefert hat , die Spender nicht genannt hat , so wie es sich gehört und der Vorstand ordnungsgemäß für das laufende Jahr  entlastet worden ist von all seinen Missetaten , wende ich mich nun dem Hauptpunkt des Abends zu .

Äähhjmmh ... ( ein Hustenanfall des STUDIENRATS unterbricht ihn . Die Kreide in seinen krampfenden Händen zerknackt zum wiederholten Male . Sowieso ging er ihm gehörig auf die Nerven . Die Dünste des auf dem Runden Tisch aufgestellten Kamille-Dampfinhalators , gemischt mit dem scharfen Geruch von  Chinaöl , welches bartlose Knaben ihm unentwegt auf die Brust schmierten , brachten ihn an den Rand des Wahnsinns , was an sich ja nichts Schlechtes sein mußte ) …. möchte  ich jetzt also folgendes zu Protokoll geben ( er legt das Skript auf den Tisch , denn jetzt kommt der Moment der Improvisation } :

Nach langen Jahren der erfolgreichen Wühlarbeit an Kindergärten , Schulen und allen sonstigen verhassten Einrichtungen eines sogenannten staatlichen Bildungsangebotes  – hierfür sprechen die hervorragenden Ergebnisse der Siena –

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Studien , die Zahl der Schulabbrecher und Studienversager eine deutliche Sprache

zu unseren Gunsten – bei der jeder einzelne von Ihnen mit vollem und größten Engagement bei dem Voranbringen unserer Sache sein Gewicht in die Waagschale geworfen hat ….  ( Klopfen auf dem Tisch . Vereinzelt `Hört , Hört `- Rufe , der Abgesandte der Dunklen Seite der Kultusministerkonferenz hebt anerkennend eine Lineal aus Schwermetall mit dem  früher Schulkinder vermöbelt wurden und nickt dem Baron wohlwollenden zu ) … stehen wir jetzt vor einer der höchstwahrscheinlich schwierigsten Bewährungsproben seit Äonen .

Nein , meine Herren , kein Prinzip des Didaktischen Umgangs mit Heranwachsenden , wäre in der Lage uns vor ernsthafte Schwierigkeiten zu

stellen . Oder das summarische Konstrukt der  sogenannte ´Reformpädagogik `( er

spricht das Wort betont langsam aus , mit starken ironischen Unterton ) hat es je geschafft die Herrschaft der wahren Dummheit ernsthaft etwas entgegen zu setzen . Wie sollte es auch , wo doch heutzutage , unserer Arbeit zu verdanken , sogar ein stetig steigender Anteil an zukünftigen Doktoranden , also die vermeintliche Elite , gelinde gesagt , nur  über überschaubare bis mindere Kenntnisse der Rechtschreibung ,  der Grammatik , wie auch in allen anderen

relevanten naturwissenschaftlichen Wissensebenen verfügt . Fünf Millionen Analphabeten nur in diesem  Land sind ein ermutigendes Zeichen , aber auch ausbaufähig . In diesem Zusammenhang ist natürlich die von unsere Gemeinschaft forcierte Einführung des Privatfernsehens als Geniestreich  zu verstehen .

Darüber hinaus  , Dank der geschickt eingefädelten , dosiert eingeführten Batchelor- und Masterstudiengänge und dem damit verbundenen herrlichen , nicht zu bewältigenden Leistungsdruck , wird die Zahl derjenigen , die zermürbt aufgeben werden , mittelfristig sogar noch steigen . Halleluja , unsere Finger sind über all drin , es lebe die Inkompetenz auf allen Ebenen  ( die Runde um den Tisch imitiert eine La Hola Welle und bricht in diversen Hoch-Rufen aus )

Nein , Nein , hat den wirklich jemand geglaubt , das Lehren und Lernen durch sinnliche und natürliche Veranschaulichung des Stoffes auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätte ?  …. ( Atem holen , schelmisch dreinschauen  ) …. Stoff schon ,

den mögen die Kids alle Mal lieber , aber dabei bleibt es dann auch ( das versammelte Kollegium gluckst vor Vergnügen – Baron Didactico macht eine Kunstpause und geniesst die Heiterkeit im Saale . Er breitet jetzt seine Arme aus und richtet den Blick gen Himmel .   ) .

Doch jetzt , just zu dieser Stunde , meine lieben Mitbösewichter , stehen wir vor vielleicht einer der schwierigsten Prüfungen unseres Bestehens . Einer Prüfung , die so schwerwiegend sein wird , daß man ohne Wenn und Aber vom Endkampf mit dem `Guten `( er rotzt das Wort nur so hin und macht eine obszöne Bewegung mit der Hand )  reden muß .

Wie Sie ja alle wissen geistert seit Langem die Legende von der Wiederkehr des Magischen Lehrplanes III.I.X durch die einschlägig bekannte Fachliteratur . Und zwar so lange schon , daß viele von euch schon angefangen haben diese Prophezeiung nur als Legende zu sehen und nicht als reale Bedrohung  -  die sie auch ist !!! ( Kunstpause , ernstes Gesicht )

Denn , das bedauerliche Schicksal von unserem verblichenen Mitglied dem Lehrer ANUBIS  sollte euch immer daran erinnern , daß  es ist mehr als nur eine Legende ist – es ist die Wahrheit , die schreckliche Wahrheit !! ( auf einen Wink von Baron Didactico wird der Raum verdunkelt und eine Leinwand ausgerollt . Ein verwackelter Film eines heftigen , mit allen Mitteln geführten Kampfes auf Leben und Tod zwischen einem Mann und einer Frau flimmert über die Leinwand . Der Baron enthält sich eines Kommentars .  Die retouchierten Szenen aus Teenager

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Bobs Aufnahmen sollen für sich wirken . Ruhig schaut er sich in der Runde um . Wie

sich die Anwesenden auf die Lippen beissen , oder hochdosierte Beruhigungspülverchen  in die Tafelwasser mischen  . Dann fährt er fort  )

Hier meine Herren , sehen Sie eindeutig und ohne jeden Zweifel frisch aus dem YourTubus-Netz von unseren Experten herausgefiltert , den Beweis wie die andere Seite  Konventionen bricht . Brutal jedes international verbrieftes Recht mit Füssen tritt und keinen noch dreckigen Trick ausläßt . Warum tut sie das ? Weil sie jetzt glaubt  , im Rücken die Prophezeiung wähnend , könne ihr keiner und nun die Gelegenheit wittert Reinen Tisch zu machen . Und warum ausgerechnet jetzt ? Jetzt , kurz vor der anstehenden Jahreswechsel , warum wohl ?? Ganz klar !! Die Kosten für den Endkampf möchten die feinen Herren und Damen des Guten natürlich noch voll steuerlich absetzbar machen für das zu Ende gehende Fiskaljahr !!! …. ( Pfui Teufel , Schande – Rufe ) … Ja , Ja , meinen Herren ( Baron Didactico wedelt mit den Armen , um die Ruhe wieder herzustellen ) … raffiniert wie schäbig , aber dafür sind sich die Guten nicht zu Schade , wenn man einen Taler sparen kann !!!  Aber , die Guten haben die Rechnung ohne das Böse gemacht . Ich kann Sie voll und ganz beruhigen . Entsprechende Gegenmaßnahmen sind bereits eingeleitet . Sowohl , für die Gegenseite sehr überraschende , sehr schmerzhafte auf

Rechtsstaatlichen Gebiet , wie auch die üblichen von Gewalt geprägten ( ein hörbares Aufatmen geht durch den Raum ) !!!

Und das Beste , meine Herren , wir haben bereits den Träger des Magischen Lehrplans III.I.X identifiziert !!! Wir wissen wer es ist , wo es ist und wo er in Kürze sein wird … (  Flaschenbürste tritt aus den Kulissen , Baron Didactico umarmt ihn herzlich und heftet ihn eine Plastikmedaille an das fettige Revers . Flaschenbürste grinst einfältig , wie es eben seine Art ist ) … , dank der hervorragenden Arbeit dieses informellen  Mitarbeiters , der für die geleisteten Dienste diese Auszeichnung mehr als verdient hat  ( Applaus brandet auf ) . Und jetzt meine Herren , werden wir mal der wartenden Presse unsere Sicht auf die Wahrheit bekanntgeben ( noch mehr Applaus  und heiseres Lachen )!!! … Deshalb bitte ich Sie jetzt  die Gläser auf das erfolgreich abgeschlossene Jahr zu heben und gemeinsam mit mir den Rütlischulen-Schwur zu erneuern !“

Bei der anschließenden Pressekonferenz gibt Baron-Didactico , im Namen der Dunken Seite der Kultusminsterkonferenz , die Einreichung einer Klage bei einem Bundesgericht gegen die Vereinigung er Vereinigten Superhelden bekannt . Gegenstand des Verfahrens ist die von keinem Internationalen Rechtsstatut   gedeckte Eliminierung ihres Mitglieds , Lehrer ANUBIS , durch eine , unter dem Namen SUPERSONIMISTRESS  bekannte , Superheldin , unter Zuhilfenahme verbotener Angriffsstichwaffen ausserhalb der Haager Landkriegsordnung . Eine Schadensersatzforderung von 30 Trillionen ist beantragt .

Einer der Ersten Journalisten , der sich eine kritische Zwischenfrage erlaubt , ist Eddy Essex . Nach einer anschließenden Boxeinlage  mit den Kobolden der Physik AG ,  findet er sich jedoch schnell auf der Straße wieder , nicht ohne vorher noch einem elendigen Vertreter des Boulevards , der ihm in den Rücken gefallen ist , gekonnt das Nasenbein zu brechen . Bei soviel Hinterlist , hört auch Eddy Essex Philantrophie einfach mal auf .

 

Block 8

 ZENTRALE DER  DER VEREINIGUNG DER VEREINIGTEN  SUPERHELDEN . DER VORLETZTE TAG DES JAHRES LÄUFT .  ZIEMLICH BEKANNTES GEBÄUDE IN EINEM ZIEMLICH UNBEKANNTEN ORT . SO UNBEKANNT, DASS ALLE

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KINOFILME DER VERGANGENEN SAISON ERST MIT EINEM JAHR VERSPÄTUNG HIER STARTEN . IN DER CAFETERIA DER ZENTRALE SIND ALLE STÜHLE

BESETZT , DA ALLE  WEITEREN IN FRAGE KOMMENDEN RÄUMLICHKEITEN NOCH GESCHMÜCKT SIND VON DEM , TRADITIONELL ZUM HEIDNISCH INSPIRIERTEN FEST ZUM JAHRESENDE , STATTFINDENDEN TAG DER OFFENEN TÜR . WER KEINEN STUHL MEHR ERGATTERT HAT , STEHT MIT EINER TASSE KAFFEE EINES SPONSORS DER VEREINIGUNG IN DER HAND ZWISCHEN DEN STUHLREIHEN . DREHARBEITEN ZU EINEM WERBESPOT IN DER CAFETERIA SIND GERADE BEENDET . EINIGE  ARBEITER ROLLEN NOCH KABEL AUF . AN ZWEI ZUSAMMEN GESCHOBENEN TISCHEN SITZT DER  SOEBEN EINGETROFFENE BOSS DER VEREINIGUNG , MR: MULTIORGANVERSAGENMAN  UND ORDNET PAPIERE . MRS.WONDERBRA SEKUNDIERT IHM DABEI .

SIE MACHEN EINEN BESORGTEN EINDRUCK . HINTER IHNEN AN DER WAND HÄNGT DAS OFFIZIELLE EMBLEM DER VEREINIGUNG MIT IHREM WAHLSPRUCH : ERRARE HUMANUM EST   . GLEICH DANEBEN KLEBT EIN HOCHGLANZPLAKAT , AUF DEM DIE SUPERHELDEN , NACKT BIS AUF DIE AUGENMASKEN , GEGEN DAS TRAGEN VON PELZEN,  ZUGUNSTEN EINER TIERSCHUTZORGANISATION , POSIEREN . ALS  EINE DER LETZTEN BETRITT

SUPERSONICMISTRESS DEN VERSAMMLUNGSRAUM . SIE BEGRÜSST PER HANDSCHLG IM VORBEIGEHEN DIE WUNDERTIPPSE UND PERSERCATWOMEN . DEM EINEN ODER ANDEREN NICKT SIE FLÜCHTIG ZU . SUPERSONICMISTRESS ENTGEHT NICHT DIE KÜHLE STIMMUNG , DIE IHR ENTGEGENSCHLÄGT .

 

Ein Tischmikrophon wird eingeschaltet . Mr.Multiorganversagenman bittet die Kabelträger nunmehr den Raum zu verlassen  . Seine Stimme klingt ernst . Mrs.Wonderbra kämpft mit den Tränen .

“ Achtung , Achtung , Superhelden , bitte um Aufmerksamkeit !!“

Ein Ruck geht durch die versammelten Superhelden . Sie nehmen Haltung an . Ihr Hände liegen an der  Naht . Ihre Körper straffen sich . Akademiedrill , ganz automatisch .  Mr.Multiorganversagenman mustert seine Truppe . Er ist zufrieden .

“ Gut , Superhelden , stehen Sie bequem ! “ Seine Hände halten verkrampft die Notizen , die er vor der Versammlung gemacht hat , die ihm aber jetzt überflüssig vorkommen , wenn er auf seine brave , handverlesene Truppe von mutigen Superhelden schaut .

“ Gut “ , sagt er und kämpft gegen den Kloss in seinem Hals , “ Ich will nicht lange um den heißen Brei reden . Wir sind in ernsten Schwierigkeiten . Mrs.Wonerbra würden Sie bitte !“ , wendet sich an seine  Sekretärin . Sie betätigt den Abspielknopf 

der i-Matrix . Im Raum werden die bekannten Bilder des Kampfes von SUPERSONICMISTRESS mit dem Lehrer ANUBIS abgespielt . Einen Raunen geht durch die Reihen der Superhelden . Nicht jedoch bei allen . Neid , oder Schadenfreude unter Kollegen ist bei den Superhelden auch nicht unbekannt . Die Bilder erlöschen wieder .

“ Gut , meine Damen und Herren . Wer es noch nicht wußte , oder gehört hat  , sollte nun über die Dimension unseres Problems im Bilde sein . Nach diesem , an sich vorbildlichen  , Einsatz von SUPERSONICMISTRESS gegen einen besonders scheußlich zu nennenden Vertreter der Dunklen Seite der Kultusministerkonferenz , haben wir jetzt eine Vorladung zur Voruntersuchung bei einer Schadensersatzklage , in Höhe von 30 Trillionen , bei einem Bundesgericht , wegen der unrechtmäßigen Nutzung von Stichwaffen bei Superheldenauseinandersetzungen , ins Haus bekommen . Sollte die Klage Erfolg

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haben , das sollte Ihnen allen hier im Haus klar sein , sind wir finanzielle ruiniert und müssen das gesamte Superheldenkorps bei einem globalen Bankentrust in Zahlung geben . So Schlimm das ist , das ist noch nicht alles ! “ wieder wendet sich Mr. Multiorganversagenman an Mrs.Wonderbra . Sie steht auf und geht zu SUPERSONICMISTRESS . In ihrer Hand hält Mrs.Wonderbra einen Eispraydetektor . Bevor sich SUPERSONICMISTRESS versieht  wird Sie von einem feinporigen Eisnebel eingehüllt , der bis auf ihre blanke Haut durchdringt . Auf Höhe Ihrer Schulterblätter fiept es plötzlich . Irgendetwas löst sich und fällt klirrend zu Boden . Mrs.Wonderbra bückt sich schnell und legt zwei metallisch schimmernde Knöpfe in eine ausgespülte Keksdose und verschließt sie sorgfältig . SUPERSONICMISTRESS ist großen Maße verblüfft  . Sie schaut sich , wie die anderen Superhelden um Sie herum , die beide Knöpfe genauer an . Verdammt , BH- Wanzen . Kleine , halbintelligente Ortungsgeräte . Einmal an die Zielperson gebracht , suchten sie sich selbstständig den Weg zu den Metallclips am Öffnungsmechanismus des Büstenhalters und nisteten sich dort ein  . Unmöglich von der Zielperson zu bemerken . Fortan meldeten sie ihrem Auftraggeber einen Fülle an Daten der Zielperson . Ort und Zeit , Fortbewegungsgeschwindigkeit , Bewegungsrichtung , Atmung , Puls , Körpertemperatur , Bestandteile der letzten Mahlzeit  und der voraussichtlichen Zeitpunkt ihres Ausscheidens .

Flaschenbürste du Stück Dreck , zuckt es durch SUPERSONICMISTRESS . Sein plumpes Tatschen fällt ihr ein und Sie könnte vor Wut platzen auf so einen simplen Trick hereingefallen zu sein  . Die nächste Begegnung mit Flaschenbürste würde extrem schmerzhaft für ihn werden – das war für SUPERSONICMISTRESS so sicher , wie das Amen in der Kirche .

“ Gut “ ,  meldet sich Mr.Multiorganversagenman wieder zu Wort . “ Wie wir sehen , sind unsere ausgeklügelten Strategien , an einem unauffälligen Ort eine auffällige Existenz zu führen und somit unauffällig zu bleiben  ,  gescheitert . Es ist , liebe Superhelden – und Heldinnen dringend davon auszugehen , daß die andere Seite uns lokalisiert hat . Deshalb , was Sie nicht überraschen dürfte , erkläre ich jetzt ab sofort DefCon 3 . . Erschwerend kommt hinzu das anhängige Gerichtsverfahren , daß durchaus mit dem wirtschaftlichen  Ruin der Vereinigung der Vereinigten Superhelden und Ihren Finanziers enden kann .

Wie Sie wissen , können Sie ab sofort nicht mehr mit Unterstützung der Vereinigung rechnen , da wir Ihre Existenz leugnen werden . Ihre Arbeitsverträge sind bereits atomisiert . Die Firmeneigenen Kreditkarten gesperrt . Das Vermögen der Firma ist , wegen einer möglichen einstweiligen Verfügung seitens des Bundesrichters , an einen mittelprächtig bekannten Ort transferiert . Der Mietvertrag des Gebäudes  schon gekündigt  , ohne Rücksicht auf die Renovierungsklausel  .

Bis auf weiteres bitten wir  Sie sich zurück zuziehen und verlassen Sie möglichst bald und unauffällig  das firmeneigene Gelände . Außerdem empfehlen wir Ihnen in nächster Zeit keine Kreditverträge mit langer Laufzeit abzuschließen .

Über den Verlauf der rechtlichen Auseinandersetzung vor dem Bundesgericht werden wir Sie selbstverständlich über die üblichen Kanäle , also UKW 100,6 ,  auf dem Laufenden halten . Denken Sie des weiteren daran , daß  , je nach Ausgang  des Gerichtsverfahrens , Sie ebenso haftbar gemacht werden können . Geben Sie im Anschluß an diese Bekanntmachung Ihre Dienstmarken beim Pförtner ab . Es tut mir leid Jungs und Mädels , mir bricht es das Herz , aber ich konnte den Aufsichtsrat nicht vom Gegenteil überzeugen . Er fürchtet um die Rendite seiner Anleger … “ , in diesem Augenblick erstickt die Stimme von  Mr.Multiorganversagenman . Er und Mrs.Wonderbra fallen sich in die Arme und

     

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benetzen sich gegenseitig mit einer Flut an Tränen . Ihre Babies ab sofort  so alleine da draussen  zu wähnen ,  gezwungen in Schimpf und Schande Ihrer Mitbürger zu Leben , nach all dem was Sie für diese Welt getan hatten  ,  das alles  brach den beiden fast das Herz .

Betretenes Schweigen machte sich zunächst unter den Superhelden breit . Grüppchen bildeten sich auf den Weg nach draußen und diskutierten heftig untereinander . Man versucht noch schnell einst gemachte Schulden vom anderen einzutreiben . Doc Blowfly reist sich vom Luftzerstäuber los und geht auf SUPERSONICMISTRESS zu . Die Hände in die Hüften gestemmt baut er sich vor ihr auf .

“ Naaaa ! Zufrieden , daß uns alle verraten hast ?? Dumme Kuh !!!“ , blafft er Sie an

und kann kaum seinen Hass auf Sie verhehlen . Eigentlich eine Tatsache , die man ihm nicht nachtragen kann , weil er eher mit  schlichteren Gemüt  ausgestattet ist . Für Einsätze in den Kampfzonen der Destillen reichte es , für mehr allerdings nicht ! Sein Examen hatte er als Drittletzter seines Jahrganges bestanden . Gemunkelt wurde über ihn auch , er hätte es eigentlich nur  dem Einfluß seines stinkreichen Vaters zu verdanken .

“ Aber Natürlich , Blowie , sehr zufrieden ! Wie sollte ich auch anders ? Wenn ich so ein bescheuertes Stück Scheiße wie dich sehe , kann ich doch nur meinen Schöpfer danken   , nicht so ein Schrumpfhirn  zu sein , wie du !! Würdest du mir da nicht zustimmen , Blowie ?!?“ , sagt SUPERSONICMISTRESS kühl ohne sich von dem Polieren Ihrer Fingernägel ablenken zu lassen .

Doc Blowfly schäumt . Agressiv rückt er näher . Die Wundertippse und Persercatwomen , beide die besten Freundinnen und Mitbewohnerinnen von SUPERSONICMISTRESS während der Akademiezeit  , lassen ihn nicht aus den Augen , bereit jederzeit hilfreich in die Bresche zu springen . Die Haare von Persercatwomen sträuben sich vor Abscheu beim Anblick von Doc Blowfly .  SUPERSONICMISTRESS gibt ihnen ein Zeichen sich zurück zu halten . Doc Blowfly ist ein Maulheld , der stets und ewig seine Fähigkeiten zu überschätzen wußte . Schon damals auf den Semesterabschlußbällen hatte er es nicht verknusen können , daß Sie Ihn ein ums andere Mal hatte abblitzen lassen . Lieber würde Sie den Hintern eines alten Esels küssen , als den Mund dieses Widerlings .

“ Baby , du glaubst wohl , du bist die Schärfste , nicht wahr ?!? Die supertolle , einzigartige SUPERSONICMISTRESS , gekommen um die ganze Welt zu retten !!! Darunter machst du es ja auch gar nicht , oder ? Und wir anderen sind nur dumme , unfähige Idioten , die Ihren Job nicht verstehen !! Das meinst du doch , du Miststück !! Aber sieh dich vor , wir sind noch nicht fertig miteinander !!!“ , Doc Blowfly droht mit der Faust , zieht es dann aber vor zu gehen  .

Die Cafeteria ist jetzt fast leer . Nur Mr.Multiorganversagenman , Mrs. Wonderbra und SUPERSONICMISTRESS und Ihre Freundinnen sind noch da .

“ Auf ein Wort noch , SUPERSONICMISTRESS !“ spricht Mr.Multiorganversagenman in das Mikrophon . Seine Worte hallen gespenstig in dem leeren Raum .

“ Ja , Sir ! Selbstverständlich !! “ , antwortet SUPERSONICMISTRESS und geht zu seinem Tisch . “ Wie kann ich helfen , Sir ?“

“ Vorallendingen steh erstmal nicht mehr stramm , Kristeline !“ , das war das erste Mal , daß Sie Ihren wirklichen Namen von Ihrem Boss zu hören bekam . Welch aussergewöhnlicher Vorfall . Ihre Freundinnen kichern und schauen sich an .

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“ Kristeline , es tut mir so sehr Leid . Ich kann kaum mein Bedauern in Worte

fassen . Aber ich hoffe , du kannst verstehen , daß die Sicherung der Vereinigung vor dem persönlichen Einzelschicksal steht !“

SUPERSONICMISTRESS nickt nur .

“ Es ist wirklich nicht persönlich , Kristeline , aber der Fortbestand der Vereinigung der Vereinigten Superhelden ist einfach zu wichtig , als das wir Individuell Rücksicht nehmen könnten . Die Vereinigung ist viel wichtiger als wir alle -  und sie irrt nur selten ! Das war schon immer so und das muß auch so bleiben !!!

Bei dir allerdings sind wir in einer Sondersituation . Hast du schon jemals vom Magischen Lehrplan III.I.X gehört ? “ , fragt Sie Mr. Multiorganversagenman .

SUPERSONICMISTRESS denkt fieberhaft nach . Irgendetwas klingelt , aber es will nicht die Tür aufgehen .

“ Na Klar , Boss , “ mischt sich Persercatwomen ein . “ Bei dem Magischen Lehrplan handelt es sich um einen uralte Prophezeiung , die besagt das eines Tages jemand , oder etwas kommen wird , was die Gerechtigkeit im Bildungssystem wieder herstellen wird . Transparenz , Effizienz , Chancengleichheit - in allen Belangen der Bildung . Leider vergaß die Prophezeiung zu erwähnen , wie , wann , wer und wo ! Die anschließende  Zahlenkombination in römischen Ziffern , interpretieren Experten als das jeweils neuste Betriebssystem der Prophezeiung  , die sich ja auch im Lauf der Zeit weiterentwickelt !“

“ Gut gesprochen , Persercatwomen !“ , sagt Mr. Multiorganversagenman . “ Und ich kann euch eins verraten . Unzweifelhaft stehen wir unmittelbar vor der Erfüllung der Prophezeiung . Ein Mensch , noch unentdeckt unter uns weilend , ist einst geboren worden , um die Welt besser zu machen . Irgendwo da draussen lebt er und weiss es nur noch nicht . Unsere Abteilung  : Ortung von Prophezeiungen    zeichnet in den letzten Tagen immer deutlichere mystische Schwingungen auf der nach oben offenen Moses-Skala auf . Je näher da Jahr seinem Ende entgegen geht , desto größer wird die Prophezeiungsamplitude . Das Team der Abteilung   ist ganz dicht dran , kann es sich aber noch nicht völlig orten . Die Jungs sind ganz aus dem Häuschen und das wären sie nicht , wenn sie nicht Grund dazu hätten !

Deshalb , egal was die nächsten Tage noch passieren wird , egal wie wir vor Gericht abschneiden werden , taucht einstweilen ab , aber haltet euch unauffällig  immer bereit . Du vor allen dingen Dingen , Kristeline . Du bist schließlich unsere wichtigste Zeugin vor Gericht , wenn es Hart auf Hart kommt .   Indess , meine Damen , wie auch immer, abschließend wünschen wir  Ihnen angenehme Feiertage und ein Schönes Neues Jahr !!!“

Mr.Multiorganversagenman und Mrs.Wonderbra drücken die drei verbliebenen Superheldinnen ganz fest an sich , bevor sie sich verabschieden . Die Cafeteria liegt nun still da.

An der Bushaltestelle vor dem Gebäude der Vereinigung verabschieden sich die Freundinnen . Ungewiss wann Sie sich je wieder  sehen würden , tauschen sie noch ihre privaten Mobilfunknummern aus . Da mit der Abgabe der Superheldenmarke auch keine freie Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel mehr möglich ist , teilen sich Persercatwomen und die Wundertippse eine Rikscha in die Stadt .

SUPERSONICMISTRESS schaut dem Taxi noch eine Weile nach bis seine Lichter in der Dunkelheit erlöschen . Sie blickt in den klaren , kalten Himmel . Die frische Luft zu atmen tut ihr gut . Hinter Ihr hüllt sich das Hauptquartier der Vereinigung in eine Nebelwand und hebt sacht ab . Die derzeit herrschenden Westwinde nutzend , treibt es bald in höhere Gefilde der Atmosphäre . Die verbliebene Besatzung der Zentrale , schalten die Schäfchenwolken-Tarnung an und wartet auf neue Befehle .

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SUPERSONICMISTRESS   braucht eine Zeitlang  , um Ordnung in Ihre Gedanken zu bringen . Sie zieht Phobos und Deimos heraus und wiegt sie in den Händen . Die Sterne spiegeln sich auf ihren stählernen Klingen . Sie ahnt  , was zu tun ist , doch ihr Herz ist schwer dabei.

Die Zeiten des Redens waren vorbei. Jetzt mußte getan werden , was schon lange hätte getan werden müssen . Aber Obacht , erst den einen  Schritt vor dem anderen . Die Rache ist mein , sprach die Herrin .

Wenn nur dieses unangenehme Kribbeln zwischen Ihren Schulterblättern nicht wäre . Was war das überhaupt und wann hatte es angefangen ? Noch ganz vertieft in Ihre Erkenntnisse  ,  fliegt Sie nach Haus in die Fortifikation des Alltags . Deswegen bemerkt Sie auch nicht , wie ihr zwei geschniegelte Jünglinge aus des STUFIENRATS Privatseminar zu folgen beginnen , während zwei Weitere hinter Ihren Freundinnen her sind .

 

Block 9

 

FRÜHER ABEND . EIN PAAR STUNDEN NOCH BIS ZUM ENDE DES ALTEN JAHRES . ALTE STILLGELEGTE FABRIK AM RANDE DER STADT. EINSAMES GELÄNDE AM ENDE EINER BUSLINIE . AUF TURMHOHEN PLAKATWÄNDE AUFGEMALTE TOTENKÖPFE WARNEN VOR DEM BETRETEN DES GELÄNDES . GERADE IST KRISTELINE KAON IN IHRE FORTIFIKATION DES ALLTAGS ZURÜCK GEKEHRT .

 

Ihr Butler hatte heute frei , was Kristeline Kaon nicht unlieb ist . So gern Sie den alten Mann auch hat , die Anwesenheit eines anderen Menschen wäre Ihr jetzt nicht angenehm gewesen . Sie braucht die Zeit jetzt um weiter nachzudenken . Sie bittet T.A.N.T.E , das fürsorgliche Positronengehirn Ihrer Fortifikation  , die Füllung der  voluminösen Badewanne in ihrer extraterrestrischen Badelandschaft zu aktivieren . Automatisch wird dazu die richtige Menge an Floteekräutern in das Wasser gemischt . T.A.N.T.E. ist der Gemütszustand von Kristeline Kaon nicht entgangen , deshalb entscheidet Sie laute , tanzbare Musik , auf der Basis von Walgesängen , mit eingestreuten populären Samples durch die  , weitläufig in den Hallen der  ehemaligen Produktionsstätte  angelegten  , Räumlichkeiten Ihrer Fortifikation , schallen zu lassen und und dann mal zu schauen , wie sich der  Abend weiter entwickeln wird   .

Die  Postadresse der Fortifikation des Alltags ist allerdings ein kleiner Imbiss gegenüber dem alten Werkstor , gleich neben der Endhaltestelle des Busses  . Etwas kompliziert gestaltet , aber für die regelmässige  Postzustellung   nunmal unbedingt notwendig .

Die einzelnen Teile Ihres  Coco Chanel Superheldenkostüm liegen dort , wo Sie sie hat fallen lassen , gleich neben  der in den Boden  eingelegte Wanne aus geschliffenen Naturstein . Das zinslos gewährte , sehr großzügige Darlehen der Vereinigung , hatte Sie in die Lage versetzt einstmals , ihre Superheldinnen Wohnräumlichkeiten nach ihrem persönlich Geschmack optimal einzurichten . Vom technischen Firlefanz hätte es aber in nach hinein betrachtet , vielleicht eher etwas weniger sein können . Bezüglich der entstandenen Kosten , war mit dem ausführenden Innenarchitekten sowieso noch ein Hühnchen zu rupfen . Vorsorglich   waren zur Zahlung anstehende Gelder von Kristeline Kaons Anwalt zurück behalten worden . Wie Sie solche Dinge hasste .

Ein aufgerissener Briefumschlag   auf den Terrakottafliesen neben der Wanne , wirkt wie achtlos weggeworfen . Was er auch ist . Denn Kristeline Kaon ist sich

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gleich im Klaren darüber , was er birgt und womit Sie sich nicht gleich beschäftigen

mag . Ihre Schuhe verstreute Sie im Raum . Ein Longdrinkglas und ein Aschenbecher stehen auf der Ablage eines schwimmenden , gelben Gummientchens

mit lustigen Knopfaugen  und dümpeln über das Wasser der Wanne  . Die Beleuchtung ist dezent. Sie passt sich auf  direkter Gehirnwellenebene Ihren derzeitigen Gefühlszustand an .

Ihren Wahrheitsring  , die Brosche und Ihre beiden Kurzschwerter , liegen am Wannenrand in Reichweite . Das MANGONIT – Desensibilisierungspflaster auf Ihrem Bauch juckt schon seit geraumer Zeit und das warm-weiche Wasser macht die Sache nicht leichter . Sie reißt es mit einem Ruck ab . Autsch , ihr Gesicht verzerrt sich für einen Augenblick . Auf Ihrem Bauch hat sich eine typische Rötung eingestellt . Was soll`s , denkt Kristeline   Kaon  , die Bikinisaison stand ohnehin nicht gerade vor der Tür . Dennoch , die Dosis der Desensibilisierung sollte Sie wohl oder übel erhöhen . Eine lästige , aber notwendige Injektion steht ihr noch bevor .

Per Knopfdruck wählt Kristeline für Ihre Bad eine Nordatlantik- Golfströmung auf Stufe Zwei . Das Wasser , gesteuert von die Erdrotation imitierenden Magnetkraftkammern , umspült Ihren ausgestreckten Körper und erzeugen eine beruhigende Wirkung durch ausgeklügelte Stimulierung bestimmter Körperregionen..

Die auf ihr Körpergewicht ausgerichtete Menge an Floteekräutern entfaltet eine dermatologische  Pflegewirkung  erster Güte . Wobei der Begriff `Kräuter ` ihres Badezusatzes nicht ganz zutraf , da es sich eher um eine Art extraterrestrischen Kryll handelte , der sich von Hautpartikeln aller Art ernährte .

Jedesmal ist es eine Wonne für Sie , wenn Sie sich  nach einem anstrengenden Tag , diese einmalige Rund-um-Massage knabbernder Kleinstlebewesen gönnen konnte . Schnell noch einen Schluck aus dem Glas mit dem alkoholischen Mixgetränk . Ihr Blick wandert aus den Panoramafenster hinaus zu den Lichtern der Stadt . Von außen waren Sie nicht zu entdecken . Jedermann , der sich in diese Gegend verirren sollte , sah nur die abgewrackte Fensterfront  eines nicht mehr benötigten Sauriers aus dem Industriezeitalter .  Doch in Wirklichkeit befindet sich Ihr Domizil dahinter  von wo Sie aus  alles und jeden beobachten konnte .

Ihre Deckadresse für Ihr normales Leben , eine kleine , Zweizimmer Wohnung in der City Nähe,  Küche/Bad ,  inclusive Gartenmitbenutzung 400 warm ,  gleich um die Ecke Ihrer  Schule , wo Sie offiziell arbeitete , benutzte Sie dagegen nicht allzu oft . Nur wenn es  sich nicht umgehen ließ aus Gründen der Tarnung , dann lud Sie dort Kollegen ein und veranstaltete Spielabende mit Gebäck und Tee . Herjeehh , demnächst mußte Sie mal wieder Lüften gehen .

Die ersten Raketen zum baldigen Jahreswechsel fliegen bereits in den Nachthimmel . Richtig , das kommt ja auch noch heute  .  Es blieb eine ärgerliche Angelegenheit  , so viel Mittel unproduktiv verpuffen zu sehen . Von der verängstigten Vogelschar ganz zu Schweigen . Sie dunkelt die Panoramafenster wieder ab . Auf ein Kopfnicken von Ihr  , bietet T.A.N.T.E.   einige verschiedene Bücher zur Lektüre an . Kristeline Kaon entscheidet sich für eine wissenschaftliche Abhandlung über `Das geheime Liebesleben von Robinson Crusoe ` . Die nächsten Minuten verbringt Sie damit ein paar hundert Seiten zu lesen  , was Sie aber schnell zu langweilen beginnt , denn der Text , so ausschweifend bunt und detailreich er auch geschrieben ist , entbehrt schlussendlich  bedauerlicherweise jeglicher Substanz und endet außerdem ohne Happy End , was Sie nicht leiden konnte .

Kristeline Kaon klinkt sich wieder in den Fluß Ihrer Gedanken ein .  Klar war für Sie , daß man nun endgültig mit dem Baron Schluß machen mußte . Daran führte kein Weg vorbei . Nur wie ? OK , wie wußte Sie schon , aber wo höhlte der Schurke

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und wie kam man an ihn ran ?

Was mit der Vereinigung der Vereinigten Superhelden passiert ist , tat Ihr zwar  leid , aber ob die  , an sich widersinnige , Erhebung einer Klage , bei gerichtlicher Überprüfung Erfolg haben würde , stand sehr zu bezweifeln . Da ist sich Kristeline

Kaon ziemlich sicher und sieht dieser Angelegenheit zuversichtlich entgegen . Umso dringender den dahinter Stehenden baldigst zur Rechenschaft zu ziehen , womit Sie  erneut bei Ihrem Problem , dem Baron , angekommen ist .

Kristeline Kaon drück Ihre Zigarette aus und  wälzt sich einmal kurz aus der Wanne  und fischt den Brief nun doch vom Boden . Ach sieh an , wie erwartet , die Vorladung zur Zeugenaussage , datierend auf Anfang kommende Woche schon . Da hatte es ja wohl jemand ziemlich eilig . Sei es drum !

Noch einmal streckt Sie sich in voller Körperlänge in die ausladende Wanne . Sie

spannt jeden einzelnen Muskel Ihres Körpers an . Alle zugleich und dann nach einander . Und dann wieder vorn vorn . Kleines Training konnte nicht schaden . Verflixt , dieses Kribbeln auf Ihrem Rücken  würde Sie noch wahnsinnig machen . Beinah kommt es Ihr vor  , als ob es sich über die Schulterblätter ausgebreitet hätte . Nach einem tiefen  Schluck aus dem Longdrink Glas  , kontrolliert Sie die Nachrichtenspeicher Ihres  Mobiltelephons . Diverse Nachrichten sind eingegangen in den letzten Stunden . Erfreulicherweise auch einige von Ihren erst gerade wieder getroffenen alten Freunden und Bekannten. Viele Einladungen sind dabei für den heutigen Abend  .  Ihr Blick fällt auf die abgespeicherte SMS von Eddy Essex . Was hatte er nochmal geschrieben ? Verfluchtes Display  ! Der Sprung darin erschwerte die Entzifferung einer jeden Nachricht ! Nächstes Jahr war definitiv ein Neues fällig !! All-you-can Drink Rap Battle bei einem Sissi- Ähnlichkeitswettbewerb , hatte er geschrieben .  OK ! Warum eigentlich nicht ! Hörte sich spannenden an und jetzt , nach dem Genuß des ersten Glases , überkommt Sie die Lust auf weitere  !! Ohne hinzuschauen ,  tippten Ihre Finger schon die entsprechende Botschaft an Eddy Essex .

 

Block 10

 

IMMER NOCH FRÜHER ABEND . HQ VON BARON DIDACTICO . AUF DEM EILLIG , ÜBER INTERNET GEBUCHTEN ,  CAMPINGPLATZ AN EINEM IM SOMMER BELIEBTEN URLAUBSORT , DER JETZT ABER ZU DER JAHRESZEIT , BIS AUF EIN PAAR HUNDERT HOLLÄNDER , VERLASSEN DA LIEGT , HERRSCHT EMSIGES  TREIBEN ALLENTHALBEN . DIE KREATUREN DES BARONS  WIMMELN WIE IN EINEM AMEISENHAUFEN DURCHEINANDER . VIELE HÄNDE PACKEN BEHERZT ALLE MÖGLICHEN TEILE ZUSAMMEN . DER BARON SELBER  STAPFT DURCH SCHLAMMIGE PFÜTZEN WÜTEND ZU SEINER FILZJURTHE ZURÜCK . ER KOMMT GERADE VOM BETREIBER DES CAMPINGPLATZES ZURÜCK , DER DIE  ENTRICHTETE  VORKASSE VOLL EINBEHÄLT  UND , NACH INTERVENTION SEINER RESOLUTEN EHEFRAU , AUCH DIE  HAPPIGE KAUTION NICHT MEHR RAUSRÜCKEN WILL

 

“ Unglaublich , gibt es denn keine ehrlichen Menschen mehr . Wo soll das denn nochmal hinführen alles , fragt man sich da ! Und diese Preise ! Unverschämtheit ! Außerdem scheiß ich auf seine Hauordnung !! “ schimpft der Baron vor sich hin . Er knallt einen Packen Papiere mit amtlichen Charakter dem Professor a.D. vor die Füsse   .  Schnurstracks  geht er dann  zu einem großen , langgezogenen Tisch bei dem einige Leute auf ihn warten .

“ Und , Dr.Mogele , wird es funktionieren ?“ , fragt Baron Didactico , der jetzt kaum

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seinen Blick von dem frisch produzierten  MANGONIT Waffenarsenal lassen kann , welches sich im schimmernden Erz vor ihm ausbreitet .

Zärtlich streichen Finger über allerlei verschiedene Patronengrößen für allerlei verschiedene Schnellfeuerwaffen . Kleinen Bömbchen für die Handtasche , die so

aussehen als ob sie Parfüm Flacons wären .  Vergifteten Süssigkeiten , unübersehbar verpackt  in knallbunten Bonbonpapier . Austernmesser mit gezackten Klingen für den hinterrücksen Meuchelmord im Fischrestaurant  , Morgensterne für Kneipenkeilereien , Krampen für Schießgummis bis zur siebenten Klasse  ,  Rammböcke zur Öffnung von Karzern . Wo man überall dieses teuflische MANGONIT unterbringen konnte , war  der pure Wahnsinn  . Dr.Mogele hatte ganze Arbeit geleistet . Er war die Personifizierung des Wahnsinns . Diese Effektivität des Deutschen war beängstigend . Ein wahrhaft schwer kranker  Geist mit einem gesunden Geiz in einem kümmerlichen Körper .

“ Sicherlich , Baron , warum den nicht ! Nachdem es uns gelungen ist ein MANGONIT der reinsten Güter herzustellen , haben wir , da ja die Vorräte nunmehr fast völlig erschöpft sind und kurz bevor der Vulkan die Schürfstätte nun für immer versiegen lassen wird bei seinem Ausbruch -  ( er wirft einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr , hebt den Finger und zählt von 10 bis 0 runter ) , also ab genau jetzt  -  neu angefangen zu überlegen , wie wir diese Anti-Superheldenwaffe sinnvoller einsetzen können . Dabei sind wir auf einen Weg gestoßen , das MANGONIT einer Nanonisierung seiner Elementarstruktur auszusetzen und somit eine breitere Fächerung zu erreichen , ohne groß von der Wirkung einzubüßen  .

Sie müssen es sich so vorstellen Baron : Werfen Sie einen Klumpen Öl auf die Wellen der See , wird er sich auch um eine Vielfaches seiner ursprünglichen Größe ausdehnen . Die Quantität ist erheblich gesteigert worden durch unsere Tüftelei . Darum sind wir vom Bau von nur einer Bombe abgekommen.  Ganz zu schweigen von der Vielfältigkeit der Einsatzmöglichkeiten , die erdacht worden sind , wie Sie ja hier sehen können .!“ , antwortet Dr.Mogele . Stolz über das Erreichte wandert sein Blick über das angelegte Sammelsurium  .

“ Schön , Dr.Mogele , sehr Schön ! Ich überlasse ihnen alle weiteren Vorbereitungen !! “ , der Baron nimmt seinen Monokel aus dem Auge . Er ist ein wenig müde . Kein Auge hatte er in den letzten Tagen zu machen können . Besonders geärgert hatte er sich zudem über die Kreationisten auf der Lehrerkonferenz . Einfach glatt abgereist ohne die Minibarrechnung zu begleichen . Von der Extragebühr wegen Sonderreinigung der Zimmer ganz zu Schweigen  !! 

Aber der Ärger ist wie weggeblasen  . Jeder einzelne Gedanke an niedergemetzelte Superhelden , insbesondere einer Superheldin , wog alle Mühe auf . Sein  Kinn kratzt . Eine Rasur täte mal not . Keine Zeit . Er hatte noch weitere Dinge zu erledigen und die Abreise steht bevor .

“ Zu Befehl , Baron !!“ , Dr.Mogele grüßte zackig und tritt ab .

 

Block 11

NATÜRLICH IMMER NOCH DER SELBE ABEND . KLEINE WOHNUNG . VOLL MIT PUBLIKATIONEN ALLER ART . KREUZ UND QUER GEHEN DIE DRÄHTE VON MITEINANDER VERKABELTEN COMPUTERNETZWERKEN . EINE ESPRESSOKANNE GLUCKERT IN DER KÜCHE VOR SICH HIN . ALS EINE GEBRÄUNTE SCHEIBE TOAST AUS DEN TOASTER SPRINGT KNALLT SIE GEGEN EIN WURMSTICHIGES WANDSCHRANK , DESSEN KLAPPE AUFSPRINGT . ZWISCHEN OMAGESCHIRR QUILLT EINE NICHT GANZ AUFGEPUMPTE  , VOLLBUSIGE LUSTPUPPE HERAUS . GEKLEIDET IN AKURATER CRICKET SPORTKLEIDUNG .

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Eddy Essex kühlt sich in seiner Wohnung mit einem Eisbeutel sein geschwollenes Auge . Oh , wie war eben bis vor einem Augenblick noch sauer gewesen auf die

ungerechte Behandlung während der Pressekonferenz des Barons . Kurzzeitig hatte

er eine eindeutig formulierte Beschwerde  an die Ethikkommission des Presserates gedacht , den Gedanken aber wieder verworfen , da er nicht seinen Chef , oder die Redaktion in Verruf bringen wollte . Gut nur , daß der Galgenvogel vom Boulevard noch sein Fett weg bekommen hatte . Diesbezüglich brauchte er sich keinerlei Sorgen über eine strafrechtliche Verfolgung zu machen . Schließlich galten diese Sorte von Journalisten im allgemeinen Konsens als vogelfrei .

Nun aber hüpfte er von einem Bein auf das andere . Soeben ist die Mitteilung von Kristeline Kaon eingetroffen . Juchuhu-hu-hu !! Heute Abend würden Sie sich begegnen . Und das Beste : Sie ist auf seinen Vorschlag eingegangen . Dabei konnte er gar nicht rappen und Alkohol vertrug er nun auch nicht gerade in rauen Mengen . Das mit dem Alkohol  ist biologisch und kaum zu ändern . Aber einen Rap hinkriegen , das müßte sich doch machen lassen , bei entsprechender Präparation . Schnell ging Eddy Essex online auf die Suche nach dem richtigen Schulungsprogramm  `Rap Battle für Anfänger `. Da wäre doch gelacht , wenn da nichts seiner Feder entspringen würde , denkt er sich , während er in die Küche geht , die Espressokanne vom Herd nimmt , die Toastscheibe aufhebt und geistesabwesend die Lustpuppe in den Schrank zurück quetscht .

 

Block 12

DUMME FRAGE . NATÜRLICH NOCH SELBER ABEND , NUR SPÄTER . ZENTRALE DER VEREINIGUNG DER VEREINIGETEN SUPERHELDEN. MR.MULTIORGANVERSAGENMAN UND MRS.WONDERBRA BEIM MEETING IN EINEM ABHÖRSICHEREN RAUM . SICHERHEITSHALBER HABEN BEIDE  STIMMVERZERRER VOR DEM MUND GESCHNALLT  , DEREN VERZERRTE TÖNE VON  EINWEG-ENTZERRERN IN DEN GEHÖRGÄNGEN DER BEIDEN DECHEFFRIERT WERDEN . ABHÖRSICHERE RÄUME WAREN AUCH NICHT MEHR DAS , WAS SIE EINSTMALS IN DER GUTEN ALTEN ZEIT GEWESEN SIND .

 

Mr. Multiorganversagenman : Sind Sie sicher Mrs.Wonderbra ?

Mrs.WONDERBRA : Es besteht kein Zweifel , Mr.Multiorhanversagenman !!  Die Ergebnisse der Ortung der Abteilung : Ortung von Prophezeiungen  sind eindeutig !!

Mr.Multiorganversagenman : Dann ist Sie es tatsächlich ! Ich ahnte es schon irgendwie vorher . Doch ich war zu blind um zu glauben . Und jetzt ist Sie allein da draußen ! Wo ist Sie jetzt ?

Mr.Wonderbra : Keine Ahnung , Chef ! T.A.N.T.E. ist ganz verstört und will um keinen Preis  antworten . Habe T.A.N.T.E. noch vorher so erlebt . Etwas ist passiert , daß ist so sicher wie das Amen in der Kirche .  Die persönliche  Mobilfunknummer von Kristeline habe ich leider neulich in der U-Bahn verbummelt , sorry !!

 

Block 13

JA , JA , SELBER ABEND  , NUR ETWAS FRÜHER ALS IN DER ZENTRALE DER VEREINIGUNG DER VEREINIGTEN SUPERHELDEN , ODER SONSTWO . ORT : FORTIFIKATION DES ALLTAGS . KRISTELINE KAON ALLEIN VOR DEM SPIEGEL .

 

Über einen Schminktisch gebeugt , betrachtet  Kristeline Kaon von allen Seiten Ihr Aussehen eingehend in drei Spiegeln gleichzeitig  . Vor Ihr auf den Tisch liegen diverse Schminkutensilien . Eine leere Ampulle und eine Injektionsnadel sind

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entsorgt in einem kleinen Abfalleimer . Die dazu gehörende aufgerissene Schachtel mit weiteren , vollen Ampullen steht noch auf den Tisch . In Ihrer Armbeuge klebt

ein Pflaster . Über einen Stuhl in dem Zimmer türmt sich eine Kleiderberg , der für

den heutigen Abend keine Gnade vor den Augen von Kristeline Kaon gefunden

hatte .

Kritisch beäugt Sie sich sicherheitshalber noch einmal vor dem Spiegel . Eigentlich ist Sie ausgehfertig  . Dennoch wandert Ihr Blick prüfend über Ihre Erscheinung . Sie ist sich einfach nicht sicher . Vielleicht doch zu viel Make up ? Oder zu wenig ? Nein , eher zu wenig ist besser ! Ein Blick auf die Uhr sagt Ihr , daß es Zeit ist zu gehen . 

Mitten in die  Überlegungen über Ihr abendliche Garderobe fliegt Ihr Eingangstor mit Getöse aus den Angeln . Perfekte Explosion . Zwei Pakete Plastikgartenliegestuhl-Haftsprengstoff reichen aus das massive Tor zu pulverisieren . Die zwei geschniegelten Jünglinge des STUFIENRATS dringen , im Schutze der Sprengladung , in die Fortifikation des Alltags ein . Sie schießen sofort

auf alles , was sie meinen es könnte sich bewegen . Innerhalb einer Minute verwüstet ihre großkalibrige Sprengmunition aus Vollmantelantimaterie die gesamte Wohnung . Unter dem über Ihr zusammengebrochenen Turm Ihrer Kleider ist Kristeline Kaon aber bestens geschützt .

Von Raserei erfasst , die Mündungen ihrer Waffen rotglühend , achten die beiden Jünglinge nicht auf den über den Boden wandernden Kleiderhaufen . Den ersten der beiden erwischt Kristeline mit der Injektionsnadel aus dem Abfalleimer . Die Nadel dringt in sein Auge ein . Ein letzter Tropfen der MANGONIT Immunisierung ergießt sich durch den den Aufpralldruck in seinen Glaskörper und löst eine heftige Allergische Abwehrreaktion aus . Binnen Sekunden schmilzt , von seinem Auge ausgehend , die Hälfte seines Schädels weg .

Im Fallen reisst er seine Waffe noch einmal nach oben und gibt eine letzte Salve ab . Eine Garbe trifft Kristelien Kaon quer über die Brust und prallt ab , wie ein Schwarm Eintagsfliegen . Kein Wunder , Kristeline Kaon geht nie aus ohne das hauchdünne , schußfeste Ganzkörper-Schutzgewebe , gefertigt aus den Chitinpanzern  mikronesischer Tiefseeasseln ,  für Superhelden , die privat auszugehen gedenken   .

Dummerweise zerfetzen Ihr die Geschosse das  Abendkleid .  Jetzt wird der zweite Jüngling auf Sie aufmerksam . Er schwenkt den Lauf seiner Waffe auf Sie ein . Leicht tänzelt Kristeline Kaon die böse zwitschernden Kugeln aus . Sie nimmt den kürzeren Weg über die Wand und die Decke , dicht gefolgt von den Einschüssen in der Wand . Staub wirbelt auf . Putz rieselt in Massen herunter . Armierungseisen brechen aus den Wänden . Na Klasse , denkt Kristeline Kaon , auch noch Pfusch am Bau . Diesen Architekten würden Sie verklagen , bis Sie ihm die Hose vom Leib pfänden konnte .

Was folgt ist die oft geübte Praxis der  Vollkontaktausschaltung  . Lang Lebe Meister Kim Chi , in dessen Kurs für “  Kampfkunst bei Schiessereien in geschlossenen Räumen “ Sie immer ganz vorne mit dabei war . Zack . Zack . Der Jüngling hat keine Chance gegen Kristeline Kaon . Sie beendet den Kampf , indem Sie ihm Zeige – und Mittelfinger direkt durch seine Nasenlöcher ins Hirn treibt .

Er erschlafft sofort . Kristeline Kaon synchronisiert Ihre Zellschwingung mit denen des Gehirns des Jünglings . Dadurch gelingt es ihr , indem  bestimmte Synapsen stimuliert werden  , nach Informationen über die Hintergründe des Überfalls zu suchen . Ach Ja , da hatte Sie ja auch schon , Originalton-und Bild des STUFIENRATS , dem dreisten Auftraggeber dieses feigen Überfalls . Daher wehte der Wind also auch . Damit war eine unsichtbare Linie überschritten . Wie sicher

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mochte sich die Dunkle Seite der Kultusministerkonferenz fühlen , wenn sie ihren tollen Hunden derart freien Lauf ließ ? Auch Gut ! Dann steht ab sofort noch ein Name auf Ihrer Liste .

Verdammt , was ist denn das ! Ihre Finger übermitteln gerade die Information , daß

Sie einen Einser Abiturienten erledigt hatte . Wie konnte das sein ? Puhh , mit Spickzettel und Erpressung geht das wohl ! Was taugte da noch die beste Prüfungsordnung bei dem Grad der moralischen Verrohung ?

Problematischer gestaltet sich nun die Frage für Kristeline Kaon  , was Sie jetzt , wo Ihr Kleid ruiniert ist , überhaupt anziehen soll . Sie entscheidet , daß der Zufall Herr über diese Entscheidung sein soll . Sie deckt Ihre Augen ab und greift blind in den Haufen von Kleidung . Wenig später ist Sie soweit und schwebt ab . Um die Fortifikation des Alltags würde Sie sich später kümmern müssen .

Etwas später trifft ein , von Multiorganversagenmann ausgeschickter ,  Trupp von Superhelden ein , findet aber außer der rauchenden Fortifikation nichts mehr vor . Im Troß befindliche Messtechniker der Abteilung Ortung von Prophezeiungen machen flugs Messungen in allen Ecken und nicken sich viel sagend  zu .

 

Block 14

UND ? WAS DAGEGEN ?? MIR EGAL ! DESHALB : SELBER ABEND IMMER NOCH  , NUR ETWAS SPÄTER . STADT BEKANNTES LOKAL . BERÜHMT FÜR SEINE REGELMÄSSIG STATTFINDENDEN RAP VERANSTALTUNGEN  ÜBER DIE GRENZEN DER STADT HINAUS . GENAU DAS IST SEIN PROBLEM . VOM GEHEIMTIP ZUM GENERALISIERTEN EINTRAG IN JEDEM TOURISTENFÜHRER AUF DEN VORDEREN SEITEN . VON DER BOHEME ZUM  MAINSTREAM . DEN INHABERN IST ES EGAL . SOLANGE DIE KASSEN KLINGELN . ACH JA , VOLL , ÜBERVOLL IST ES NATÜRLICH AUCH .  ZUM GLÜCK HÖRT MAN NICHTS IM LOKAL VON DER STETIG ZUNEHMENDEN ZAHL ABGEBRENNENDER BÖLLER .

 

Eddy Essex ist nervös . Wann hatte er sich zum letzten Mal mit Kristeline bei so einer Gelegenheit , zu so einem Abend getroffenen ? Er konnte sich nicht erinnern . Um ihn tobt das Leben und das er sich unbedingt Mut hat antrinken wollen , bekommt ihn gerade nicht gut . Es ist laut und stickig . Ständig schieben sich Menschen durch das Lokal hin und her . Auf einer , im hinteren Teil des Lokals befindlichen , etwas größeren Bühne posiert ein neuerlich Schub an Teilnehmern des Ähnlichkeitswettbewerbes in aberwitzigen Kostümen jenseits jeglichen Geschmackes . Eine Jury benebelter B-Promis hebt Benotungstafeln in Höhe . Ein Confroncier reisst billige Witzchen auf Kosten von Alten Jungfern  . Das Publik rast . Ein Tusch wird eingespielt . Tränen fliessen bei gedemütigten Damen . Das schert aber niemanden . Das Publikum will unterhalten werden und trinkt sich die Tatsache schön , bald wieder eine Jahr weniger auf dieser Seite  verbringen zu dürfen .

Eddy  kann sich kaum auf seine Notizen konzentrieren . Dabei war er so stolz auf sich  gewesen  , die den  Rap Battle  , laut  Anfänger Kurs , zu Grunde liegenden Elemente so schnell verinnerlicht zu haben . Aus diesen Bausteinen hatte er kleinen Haus gebaut . Diese Frucht seiner Einfälle liegt , in fein säuberlicher Kaligraphie aufgeschrieben ,   auf kleinen Zetteln vor ihm . Doch jetzt kommt es ihn kindisch vor . Was hatte ihn nur geritten , dieses Etablissement zur gemeinsamen Abendgestaltung  vorzuschlagen . Auf offenen Bühnen wurde ihm immer ganz schummrig vor Augen und er neigte zum stottern , wenn ihm viele Menschen anschauten .

Irgendeine Frau beugt sich zu ihm herunter . Sie krault im den Kopf flüstert ihm ins

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Ohr , er wäre die perfekte Sissi , wenn er nur wollen würde . Dann geht Sie weiter . Gerade hauen , auf einer kleinen runden Bühne mehr in  der Mitte des Lokals  hip-hopsend , zwei Vierergruppen von saturierten Wohlstandsbürgern  im mittleren Alter , sich gegenseitig  barsche Worte über ihr tristes , perspektivloses Leben jedes Wochenende im Golfclub um die Ohren . Ungelenke Bewegungen , zeugen von gut dotierten Sesseljobs und Kohlehydrate reicher Nahrung . Jetzt setzt eine Mann , sekundiert von wahrscheinlich seiner Frau , zu einem artistischen Breakdance Challenge  an . Wumm , da ist es passiert . Bandscheibenvorfall . Der TonIng stellt vorsorglich sofort das Mikro ab . Die nächste Crew formiert sich .

Wo bleibt Sie nur , denkt Eddy Essex , dem Unbehaglich zu Mute ist . Dem fordernden  Blick der Kellnerin kann er nicht mehr ausweichen und ordert einen besonders teuren Cocktail , nur um Sie Milde zu stimmen .

 

 

Block 16

ZIEMLICH ZEITGLEICH  , IST NUN MAL SO , AM ANDEREN ENDE DER STADT . ALTES INDUSTRIEVIERTEL .  KOMMT EINEN IRGENDWIE BEKANNT VOR .VOR EINER QUALMENDEN INDUSTRIERUINE STEHEN VIELE GROSSE GELÄNDEWAGEN MIT GETÖNTEN SCHEIBEN . DER BARON FRAGT SICH  , WAS SIE DORT WOHL TUN .  DIE KURFRISTIG ANGEORDNETE  VERLEGUNG  DES HQ HAT GERADE NOCH SO GEKLAPPT  . WAR ABER SCHWER GEWESEN EINEN PLATZ ZUFINDEN . NA KLAR , DIE STADT IST JA AUCH RANDVOLL . ZUM GLÜCK KAM DER BARON AUF DIE IDEE MIT DER WANDERGEWERBEKARTE FÜR SCHAUSTELLERBETRIEBE . SEIN HQ FIRMIERT FÜR DIE NÄCHSTEN TAGE UNTER DER RUBRIK : KINDEZIRKUS MIT SCHANKBETRIEB . DAHER KONNTE DIE STADT IHM NOCH DIESEN STELLPLATZ ZUWEISEN . BEDIENSTETE SIND DABEI DIE FILZJURTHE DES BARONS MIT LEUCHTGIRLANDEN ZU SCHMÜCKEN . DAS KASSENHÄUSSCHEN IST GEÖFFNET UND BIETET ERMÄSSIGTE PREISE FÜR RENTER UND ERWERBSLOSE . DER PROFESSOR A.D. LEGT LIEBEVOLL PROGRAMMHEFTCHEN AUS . DR.MOGELE HINGEGEN ZÜCHTET NOCH SCHNELL IN SEINEM LABOR AUS EINEM MIX VON  TIERISCHEN UND MENSCHLICHEN ERBGUT ZWITTERWESEN ,  DIE ZUR MITTERNACHTSHOW DER ARTISTEN GALA AUFTRETEN UND  DEN BUNTEN HÖHEPUNKT DES ABENDS DARSTELLEN SOLLEN

 

Der Baron atmet tief durch . Die Dinge hatten sich in den letzten 24 Stunden anders entwickelt als er geplant hatte . Anders , aber nicht unbedingt schlechter. SUPERSONICMISTRESS hat ihm ungewollt eine Last abgenommen und den STUDIENRAT ausgeschaltet . Seinen letzten Opponenten in der Lehrerkonferenz , der ihm im Weg zur Machtergreifung hätte ernsthaft verstellen können . Frohlocket ihr Kinderlein . Hätte keinen schönen Anblick abgegeben , der STUDIENRAT , so wie er da so dalag in seinem privaten Hammam , den breiigen Kreideschlamm in Nase und Mund , nur mit einem Handtuch um die Lenden , die Brustwarzen gepierct .

Der Baron empfindet das Schicksal des STUDIENRATS als gerechte Strafe für ein Leben , das mehr und mehr dem eigenen Laster als dem Bösen gerecht wurde   . Wer so dilletantisch SUPERSONICMISTRESS nach dem Leben trachtet , der hatte keine andere Strafe verdient . Aber SUPERSONICMISTRESS hatte etwas übersehen . Etwas , was jetzt in seinem Besitz war und mit dem er spielen konnte . 

“ Hallo ihr beiden Süßen !“ , sagt der Baron zuckersüß zu Persercatwomen und Die

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WUNDERTIPPSE , die  beiden , bis auf die Köpfe , in komprimierten Gasblöcken 

eingeschloßen sind .  “ Ich hoffe es geht euch gut meine Täubchen !!“ , dann lacht der Baron schallend, wie lange nicht mehr gelacht hat  . Aus einer Einkaufstüte holt er zwei kleine Flachbildschirme auf MANGONIT Basis hervor und stellt sie den beiden vor die Nase . Er wischt die Bildschirme staubfrei und stellt einen Privatsender ein .

“ Sollt auch noch etwas Spaß haben in diesem Jahr  , Ihr beiden Hübschen !! Und vergeßt nachher nicht mitzuzählen , wenn die Stunde naht . Das heißt, wenn ihr dann noch überhaupt könnt !!“ , der Baron schüttet sich aus vor Lachen . Sein ganzer Körper bebt . Dann geht er hinaus .

Als er weg ist drehen Die WUNDERTIPPSE und Persercatwomen die Köpfe zu einander und beraten die schwierige Lage  , was schon nach wenigen Worten anstrengend wir , denn die Strahlung aus den MANGONIT Bildschirmen legt sich auf ihre Bronchien . Wäre vielleicht auszuhalten , wenn das Programm nicht noch viel üblere Torturen parat hätte .

Plötzlich mischt sich jemand von der anderen Seite des Raumes ein .

“ Entschuldigen Sie , die Damen “ , sagt ein Mann im typischen Blaumann eines Handwerkers , der ebenso wie die Superheldinnen in einen Block eingeschloßen ist , “ Sind Sie zufälligerweise gewerkschaftlich organisiert ? Falls nicht , Eintrittformulare liegen im Foyer aus . Ich bin es jedenfalls ! Und nicht nur das , ich bin auch Mitglied im Betriebsrat dieses Vereins hier . Jawoll !! Glauben Sie mal ja nicht , ich würde dem Baron diesen sittenwidrigen Verstoß gegen Arbeitsschutzrechtliche Auflagen , im Rahmen des 2. Buches der neuen  Sozial Gesetzgebung , auch nur eine Sekunde durchgehen lassen . Ach , übrigens , könnten Sie mir , meine Damen , eventuell dieses  klebrige Stück Schokopapier von der Stirn pusten !!!“

 

 

Block 17

ZACK , ZACK , BLITZSCHNELL ZURÜCK ZUM  LOKAL . NUR STATT DRINNEN , NUN VOR DEM LOKAL . KRISTELINE KAON STREBT FEDERNDEN FUSSES AUF DEN EINGANG ZU . SIE ÄRGERT SICH OB DER VERSPÄTUNG . ABER SIE HATTE  UNBEDINGT ETWAS NOCH ZU ERLEDIGEN GEHABT

 

Eine lange Reihe geduldig wartender Besucher schlängelt sich an der Hauswand des Lokals bis um die Ecke des nächsten Blocks . Definitiv zu viel für Sie , die Sie sowieso unter dem Druck der Verspätung steht . Forsch drängelt Kristeline Kaon sich an allen anderen vorbei . Ein Türsteher , ein Kerl wie ein Baum ,  versperrt Ihr den  letzten Meter . Kein Problem . Sie setzt Ihr bestes Lächeln auf und stellt sich auf die Zehenspitzen . Auf die empörten Sprüche der Wartenden geht Sie erst gar nicht ein . Der Mann ist verblüfft , schenkt Ihr aber sein Ohr . Hätte er lieber nicht tun sollen . Zwei – drei säuselnde Zeilen der Standard KO-Hypnose  und er ist glücklich Sie einlassen zu dürfen . Sein Glück geht sogar soweit , daß er Ihr von ganzen Herzen  sein Schmiergeld in die Handtasche schiebt . Dann tritt Kristeline Kaon ein . Sie braucht nicht lange um Eddy Essex zu entdecken . Er scheint in Aufzeichnungen vertieft zu sein , denn er bemerkt nicht , wie Sie an den Tisch tritt . Doch dann schreckt er aus seinen Gedanken auf . Er brauch noch eine Sekunde um zu begreifen . Um so erfreuter richtet er sich auf und drückt Kristeline Kaon heftig . Er riecht streng nach Alkohol bemerkt Sie dabei .

“ Menschenskinder“ , sprudelt es aus ihm heraus ,“ hab schon gedacht es wäre wieder was dazwischen gekommen und du würdest nicht mehr kommen !“ . Diesen Satz wiederholt er mehrmals und steht dann nochmal auf um Sie fester zu

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drücken . Auf einmal legt sich sein Kopf etwas zur Seite und mustert Sie skeptisch  .

“ Du siehst einfach toll , daß muß ich dir jetzt einfach mal sagen ! Aber was ist den mit deinem Mantel eigentlich passiert ? “ , er streicht mit den Finger über einige große , feuchte , weiße Flecken ,“ Mmhh  , ist das  Kreide ?

Sie lächelt nur . Zieht den Mantel aus und legt ihn auf einen Nebenstuhl .

“ Nichts besonderes Eddy , nur ein kleiner Unfall . Bring ich Morgen zur Reinigung ! Kein Problem ! Nun schau nicht so entsetzt . Ist nur ein Mantel ! Gibt es hier eigentlich etwas zu trinken ? “

“ Aber selbstverständlich . Entschuldige meine Nachlässigkeit !“ , beeilt sich Eddy Essex dem Wunsch Folge zu leisten , dem seine  Unachtsamkeit äußerst peinlich ist . Immerhin zahlt sich jetzt der , über reichlich Trinkgeld erkaufte , persönliche Kontakt zur zuständigen Kellnerin aus . Ein Nicken und sie kommt prompt .

Als die neue Runde an Getränken auf den Tisch steht , entspinnt sich eine rege Plauderei  zwischen den beiden . Jeder hat einen Menge zu erzählen . Man scherzt , man lacht und natürlich trinkt man auch reichlich . Heftig diskutieren die beiden über Ansätze zur Verbesserung des allgemeinen Bildungsklimas . Eddy und Kristeline sprechen daüber ,  in wie weit  die dafür notwendigen finanziellen Mittel per Sondersteuerm von  Begüterten  aufgebracht werden müßten und überhaupt wie wichtig es wäre Ausbildung in alle Teile der Welt zu bringen . Gerade bei Frauen hatte sich der Zugang zu Schulen als probates Mittel im Kampf gegen die Überbevölkerung erwiesen . In dem Zusammenhang wird natürlich auch Sinn und Unsinn von Co-Edukation behandelt und gleich wieder , wegen der Unvereinbarkeit der Standpunkte , fallengelassen ,  Also wie man sieht , brandheiße Themen . Wie brandheiß sie für Kristeline wirklich waren , konnte Eddy Essex  nicht im geringsten ahnen .

Bei dem Punkt , ob staatlicher Dirigismus , oder mehr private Entfaltung das Bildungssystem tragen  sollten , gerieten die beiden an den Rand eines Streits . Kristeline Kaon , mittlerweile leicht erhitzt , macht das Time Out Zeichen und deutet auf Ihr fast leeres Glas . Schnell kippt Sie den Rest runter und dreht sich zu der Kellnerin um , aber  was Sie sieht ist ein Mann in einer Schuluniform , der gegen das Licht steht  und   dessen  Schattenriss ihr wohl bekannt ist . Das letzte Mal , als Sie ihn gewahr wurde  , befand er sich in der Nähe einer explodierten Garküche mit Schlachterplattenangebot ( Mist , und wieder läuft Ihr das Wasser im Munde zusammen bei dem Gedanken , was ist bloß los mit Ihr ?) . Nur jetzt trägt er einen grauen Mantel mit hochgeschlagenen Kragen und eine Sportmütze eines Sportvereins auf den Kopf und ist schlecht rasiert .

“ Guten Abend , Baron , was gibt und die Ehre ?“ , sagt Krsteline .

Der Baron schenkt Ihr ein  Lächeln aller erster Güte  . Auf seinen ebenmäßigen , blank polierten Zahnreihen flackern die Lichter des Lokals . Er beugt sich hinunter zu Kristeline Kaon und deutet einen Handkuß an . Allerdings gelingt im dies erst nach zweimaligen Anlauf , weil , wie gesagt , seine Augen sind nicht mehr die Besten  .

 “ Guten Abend meine Beste , doch lassen wir diese Förmlichkeiten . Nennen Sie mich einfach Didi , wie all meine Freunde ! Ich bin entzückt ! Sie hier zu treffen !  Frau Kaon persönlich  , oder soll ich besser sagen  … ( er wirft kurz einen Blick auf Eddy Essex ) …. Nun , belassen wir es dabei , Frau Kaon ! Bin jedenfalls hocherfreut , oder sollte ich es nicht ?!?“

Jetzt nimmt der Baron Kristeline Kaons Hand  . Die Linke , denn an dem rechten Zeigefinger steckt der Wahrheitsring , dem er tunlichst nicht zu Nahe kommen will . Sein Mund nähert sich Ihrem Ohr . Er flüstert . “ Wenn du kein Blutbad willst ,  dann

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denk nicht mal im Traum daran , Schlampe  , oder willst du etwa doch !?!“ .

Die Ausläufer der schlangenartigen Zunge des Barons berühren bei seinen Worten  leicht Ihre Haut und verursachen eine kleine ätzende Spur . Die  schwefligen Ausdünstungen des Barons bereitet  Ihr einen leichten Schwindelanfall  .

Eddy ist irritiert , sagt aber nichts . Irgendwoher kannte er diese Person , aber sein Name wollte ihm partout nicht einfallen . Nicht weiter verwunderlich , da der Baron für Ihn nur als Hologramm , in Gestalt eines südländischen Papagallos mit entsprechenden Akzent , sichtbar ist . Der Baron wählte gerne diese Figur bei Kundenbesuchen im Aussendienst  , wenn mit männliche Partnern des Zielobjektes zu rechnen war . Ein Schuß Eifersucht zu erzeugen , war wie ein zusätzliches Aß im Ärmel zu haben bei kniffligen , unkalkulierbaren Gegebenheiten .  

Kristeline hat die Situation sofort analysiert . Per 360 Grad Check mußte Sie feststellen , die Männer des Barons alle strategischen Positionen des Lokals eingenommen hatten . Nichts ging mehr . Wenn Sie wollten , ging auch niemand mehr auf das Gäste WC . So unverfroren wie sie waren , steckten sie sich jetzt sogar das Pinkelgeld in die eigene Tasche .

“ Ich fass es nicht , meine Beste ! Sie hier ! Kristeline Kaon , manchmal werden Wünsche doch schneller wahr , als man denkt , meine Beste , ist es nicht so  !! ....  Wo ich Sie aber nun schon Mal treffe an diesem recht ungewöhnlich Ort , meine Beste , diesmal wird Ihnen keine Ausrede helfen !! Nein , Nein , Sie sind mir eine Verabredung schuldig , meine Beste !!!“

Beim Hinsetzen in einen Sessel hält der Baron , wie beiläufig  Ihre Hand immer noch in der seinen .

Kälte zieht in die Finger von Kristeline Kaon . Mit dem kleinen Finger der anderen Hand streicht der Baron leicht über einen weissen Fleck auf dem Handrücken von Ihr  . Er führt den Finger zum Mund . Seine Zunge leckt die Kreidepartikel mit Wonne auf . Ein leises Stöhnen entfleucht ihm .

“ Sie müssen einräumen , meine Beste , das ich sogar Kreide fresse für Sie !!!“

“ Ähh , entschuldigen Sie “ , bringt sich Eddy wieder in Erinnerung . Er greift über den Tisch  entwindet die Hand Kristelines dem Baron .“ Könnten Sie mir vielleicht eine Erklärung für Ihre Verhalten geben , mein Herr – wer sind Sie denn überhaupt und  was wollen Sie von Frau Kaon ??“

Wie mit Zauberhand findet sich die Zigarettenspitze des Barons mit einer glimmenden Zigarette , zwischen seinen Zahnreihen in seinem Mundwinkel . Sein Blick wandert zu Kristeline Kaon .

“ Nichts weiter Eddy ,“ sagt Sie ,“ es gab nur ein paar Probleme mit  dem …. , mit Didi  in jüngster Vergangenheit  !“ Sie mußte unbedingt Eddy aus dem Spiel raushalten . Fieberhaft arbeitet Ihr Verstand an einer Lösung . Wenn ihr dabei nicht noch so der Rücken kribbeln würde .

“ Was für Probleme , Kristeline ! Davon hast du mir nie etwas erzählt !“

“ Sie hat Ihnen so manches nicht erzählt , junger Mann !“ , wirft der Baron höhnisch ein . Feist lehnt er jetzt in seinem Sessel und ergötzt sich an der Situation.

Eddy schüttelt nur den Kopf .  Der verdammte Alkohol trübt sein Aufnahmevermögen . Kristeline Kaon drückt Eddy die Hand . Die aufkeimende Wut an Ihr kann Sie nur mühevoll bändigen . Vor Ihrem geistigen Auge wühlte Sie mit Phobos und Deimos gleichzeitig , voll Wonne und ungeahnter Lust ,   in dem verstümmelten Körper des Barons . 

“ Keine Probleme , Eddy . Didi  meint eher , nun ja , Dissonanzen zwischen uns !“

Eddy versteht immer weniger . War dieser Didi ein Musiklehrerkollege ? Noch nie hatte er diesen Mann gesehen  .  Jedenfalls sah er aus wie ein unrasierter ,

     

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südländischer Erotikstar aus den 70ger Jahren und  hörte sich auch noch beschissen an mit dem schweren Aktzent . Eddy ist sich sicher , daß er ihn nicht mögen würde ! .

“ Wie geht es eigentlich ihren Häusschen , Didi ? Den Schaden beheben können ?“wirft Kristeline Kaon in die Runde . Zeit schinden erschein Ihr jetzt als das Gebot der Stunde .

Ein Schatten jagt über das Gesicht des Barons .

“ Danke der Nachfrage , meine Beste . Sicherlich zu Ihrem großen  Vergnügen wird es für Sie beruhigend zu wissen sein , daß meine Versicherung voll in den Schadensfall eingetreten ist !! Apropos , heute schon gegessen ? Wie wär`s mit etwas Rustikalem ?? “

Dann sagen beide nichts . Sie schauen sich nur an . Genauso wie Kristeline Kaon in Agressionen schwelgt , kann sich der Baron auch ganz andere Dinge vorstellen , die er mit Ihr anstellen würde , als ein vordergründig  entspanntes Gespräch zu führen .

“ OK , OK , OK , alles klar Leute ! Ich merke schon ,daß ich überflüssig bin an diesem Tisch . Uff , brauch jetzt mal `ne kleine Pause und werd mich mal umschauen gehen !!!“ , sagt Eddy . Gesagt getan . Er steht auf , Kristeline will ihn noch zurück halten , doch seine Haltung signalisiert , daß er jetzt allein sein will . Kristeline Kaon wendet sich wieder dem Baron zu . Sie schlägt die Beine übereinander und trinkt noch einen Schluck aus einem Glas , was in der Zwischenzeit serviert worden ist . Sie fixiert den Baron .

“ Und Nun ? Tragen wir es hier aus ??“

“ Nichts lieber als das , meine Beste !! Stünde Ihnen sofort zur vollsten Verfügung !!! Mich wundert nur eins . Die vielen Opfer machen Ihnen gar nichts aus? Was ist nur los mit Ihnen , meine Beste ? Ach ja , bevor ich es vergesse , Ihr reizender Freund wäre natürlich eines der ersten bedauerlichen Opfer !!“

Krsiteline sieht Eddy an der Bar stehen . Zwei Männer des Baron halten Eddy untergehakt und zwingen Ihnen  asiatischen Bier zu trinken . Übel ! Wirklich übel !!

“ Nun Gut , Baron , nur wir beide , gleich jetzt  , aber draußen !“

“ Gern würde ich ja Ihren unwiderstehlichen  Vorschlag sofort Folge leisten , meine Beste . Aber warum sollte ich es darauf ankommen lassen ? Mir gefällt es hier sehr ! Schauen Sie sich doch nur um , meine Beste . Aufregende Musik , nette Drinks ,  interessante Leute , noch interessantere Damen , “ dabei gibt er der zufällig vorbeikommenden Kellnerin einen Klaps auf den Po , worauf hin Sie ihm gegen das Schienenbein tritt , was ihn wiederum Ihn dazu bringt der , aus seiner Sicht natürlich renitenten Person ,  augenblicklich den  Wissensspeicher in Ihrem Gehirn über die  Prävention von Geschlechtskrankheiten zu löschen , “ Also Gut , wie auch immer , fast nur interessante Damen  und natürlich die  Anwesenheit Ihre Person , meine Beste , in einer nicht vorteilhaften Lage . Lange nicht mehr so amüsiert , gestehe ich frank und frei !! Ich bin ehrlich , es erregt mich gerade zu Sie leiden zu sehen .  In Sorge um Ihre lieben Mitmenschen , Ihren Freund und all dem anderen Gewürm um uns herum . Ein berauschendes Gefühl .  Ach , nebenbei , ich habe noch etwas für Sie , meine Beste !!! “ Der Baron greift in die Tasche und wirft zwei Dinge auf en Tisch .

Kristeline Kaon läuft es Kalt den Rücken herunter . Sie läßt sich aber nichts anmerken . Vor Ihr auf den Tisch liegen ein Stück Farbband und ein Büschel dichter Haare .  Der Baron hatte Die Wundertippse und Persercatwomen in seiner Gewalt .

“ Schöne Grüße soll ich Ihnen noch ausrichten , meine Beste . Ich und Ihre Kolleginnen , oder soll ich lieber Freundinnen sagen ,  hatten schon eine Menge

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Spaß miteinander . So viel Spaß , daß ich mir nicht vorstellen  kann ,  daß sie mich

bald wieder verlassen wollen würden . Nebenbei , Ihr Make up ist hypnotisierend schön . Vielleicht eine Spur zu deutlich , oder ist es etwa wegen der Pickel auf Ihrem Gesicht  ,  !?!“ , die Zigarettenspitze knirscht zwischen den Zähnen des Barons , der einen Lachanfall  unterdrückt . Böse zu sein konnte solch ein unwahrscheinlich starkes  Gefühl der  Befriedigung erzeugen . Kein normaler Mensch wäre im Stande , dies nachzuvollziehen . Schon gar nicht so eine elendig gute Superheldin , wie die vor ihm .

“ Was schlagen Sie vor , Baron ? “ , entgegnet Kristeline , die die Fäuste unter dem Tisch ballt und sich denkt , daß es immer schon so gewesen ist , daß wer zuletzt lacht , immer am besten lacht .

Des Barons Gesicht verfinstert sich mit einmal . Er beugt sich vor über den Tisch . Kristeline schiebt Ihre Hand mit dem Wahrheitsring zwischen Ihnen . Wie von einem Stromschlag getroffen zuckt der Baron zurück . Er knurrt .

“ Gut , Schlampe , da du mir heute einen großen Gefallen getan hast , möchte ich dir eine faire Chance einräumen “ , er weist mit dem Kopf zu der Rap Battle Bühne , “  Nur du und ich ! Schwergewichts – Rap -  Battle  pur  über 12 Runden  . Keine Tricks , kein doppelter Boden .  Mann gegen Frau . Frau gegen Mann und es kann nur einen Sieger geben !!“

Kristeline Kaon stülpt etwas die Unterlippe nach vorne und macht ein paar undefinierbare Geräusche , so wie es immer tut  , wenn Sie unschlüssig ist  . Schnell wiegt Sie die Chancen ab . Persönlich sieht Sie sich in keiner schlechten Position . Einerseits ist Sie  deutlich jünger und damit näher dran an dem Vokabular der Neuzeit . Andererseits ist der Baron aber  viel länger im Geschäft und mit allen Wassern gewaschen , aber genau das könnte ihm zum Schluß  zum Nachteil gereichen , da er sich sicherlich viel auf seine Routine einbilden würde . Man weiss , ja , Routine kann tödlich sein . Hoffentlich !   Aber hauptsächlich  würde Sie Zeit gewinnen . Sie nickt nur .

“ Ich wußte , Sie würden sich so entscheiden , meine Beste !“ , der Baron steht auf und bietet Kristeline Kaon seinen Arm an . Die verzichtet dankend und steht ebenso auf . Der Baron gewährt Ihr den Vortritt . Dicht beisammen gehen sie durch die Reihen des Lokals zur Bühne . Eddy Essex beobachtet sie . Er ist mittler weilen streng betrunken und fühlt etwas , was er nie für möglich gehalten hätte – rasende Eifersucht . Er kann nicht mehr hinschauen . Von den Männern des Barons pumpt er sich Geld und kauft sich selbst eine neue Runde  asiatischen Biers.

Der Baron und Kristeline Kaon erreichen die Bühne . Sie blicken in tausende gaffende Augenpaare ,   während dessen der Rap Battle Bühnenrichter ,  in ein von  der Decke des Lokals  hängendes Mikrophon marktschreierisch und voller Pathos  das nächste Paar ankündigt :

“ Und nun meine Damen und Herren kommen wir zu dem unwiderruflichen Höhe- punkt des heutigen Abend . Der Kampf der Giganten , die ultimative Schlagabtausch , der tödliche Talk . Zu meiner Linken , in er blauen Ecke – der einmalige TalkDirty-Didi  und zu meiner Rechten in der roten Ecke die gnadenlose Krissi- Poem !!!“ Sekundanten führen die beiden in ihre jeweiligen Ecken . Die Beiden machen sich noch etwas locker . Sie gehen kurz in die Hocke und strecken die Hälse . Jemand reicht noch Riechsalz . Der Ringrichter mahnt nochmal einen fairen Rap an . Keine verbalen Tiefschläge , keine versteckten Spitzen . Vom Ringgericht werden die Mikros den Kombattanten übergeben . Dann geht es los . Der Beat geht gleich ins Blut . Die um die Bühne versammelte halbseidene Gesellschaft  feuert lautstark ihren Favoriten an .

Erst umkreisen sich der Baron und Kristeline behutsam . Jeder hält Ausschau nach

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einer schwachen Stelle in der Deckung des anderen . Der Baron ist der erste der

eine Attacke wagt  :

 Uhhh , yeah , du bist nichts , du bist Dreck und dich schaff ich  ganz schnell weg !

ahah , geh weg , geh  fort ,  bleib immer dort , denn ich bin der Baron auf diesen Thron

deshalb , ahahah  , besser macht dich klein , versteck dich vor mir , die Schule ist mein Revier ,

bleib ja wo du bist , du dummer Mist ! Lauf mir nicht über den Weg , ich rates dir ,  die Note Sechs ,  die schenk ich dir , yeaaaahh

Kristeline Kaon duckt sich geschickt weg , so daß die Worte des Barons weitestgehend wirkunsglos verpuffen .  Sie versteht es zurück zu schlagen :

Hey du  , was  geht ab , du checkst es nicht . Bald bist du Matsch , der Rest ist Tratsch

Erzähl kein Stuss , den bald ist Schluss , du hast keine Chance mit deiner Avance

ich mach dich fertig und hab viel Spaß , zu sehen , was aus dir wird du Aas

Komm , hör nicht auf , lass uns  spielen mit den Gefühlen

du hast es gewollt , du tust es gern , doch ich verzeihe nie den Leuten , die betrügen

deshalb , mein armer Freund , geniesse den Augenblick

so viele schöne Zeiten sind nicht in Ausblick

Peng , Peng , Peng , es schlägt beim Baron von allen Seiten ein . Kristeline rapt sich in einen Rausch . Das Publikum um die die Bühne herum tobt , will Blut sehen und schreit  in Rage Hassgesänge heraus . Der Pausengong rettet den Baron in die nächste Runde . Er atmet schwer . Seine Sekundanten versuchen alles mögliche ihn neu zu briefen . Kristeline atmet hingegen ruhig und tänzelt auf der Stelle . Sie läßt den Baron nicht aus den Augen . Sie will ihn am Boden sehen . Nicht weiter verwunderlich , daß die erste Runde klar an Kristeline geht . Die nächsten drei gehen auch relativ leicht an Sie . Der Baron ist in die Defensive gedrängt . Seine Texte sind erbärmlich . Kaum ein Wort erzielt Wirkung .

In der Pause zur fünften Runde ändert der Baron dann plötzlich seine Taktik . Trotz Ermahnungen seitens des Ringrichters , verarbeitet er Dinge aus Kristelines Kaons Privatleben auf eindeutig diffamierender Weise . Worte können so weh tun . Mit diesem hinterhältigen Trick hat Kristeline nicht gerechnet . Beinahe geht Sie in die Knie , während der Baron weiter auf Sie eindrischt . Die Runden vergehen . Nur noch drei zu rappen .  Er drück , er stochert , er schreit , er lügt , wie gedruckt . Es steht nicht gut um Kristeline . Aber dann , na dann , rotzt Sie noch einmal in das Mikro den alles erlösenden Lucky Punch  :

Hey , Hey , Hey , du kleiner Wicht , macht doch aus das Licht ,

so ganz allein , in deine Bettdecke gehüllt , fühlst du dich zerknüllt ,

du weißt doch , statt Liebe , gibt es Hiebe , du bist ganz allein

die Menschen sagen , lass es sein 

Ins Schwarze getroffen . Dem Baron werden die Knie weich . Es reicht nicht mehr . Wie ein nasser Sack fällt er in den Staub . Ein Blutrinnsal sickert ihm aus den Ohren  . Er ist fertig . Gleich darauf bricht ein Orkan der Begeisterung sich seine Bahn . Im Nun ist die Bühne überfüllt mit Offiziellen , Halboffiziellen  und Leuten die sich verlaufen haben und nach der U-Bahn fragen . Es geht zu wie in einem Hühnerhaufen  .  Kristeline Kaon wird auf die Schultern gehoben und es wird Ihr der Rap-Battle Meistergürtel umgeschnallt . Im Hintergrund bemühen sich die Männer des Barons ihn wieder aufzupäppeln . Der Bühnenrichter verkündet das amtliche Ergebnis :

“ Ladies und Gentleman  , durch verbalen KO in der neunten von zwölf Runden eindeutiger Sieger dieses heutigen Abends und neuer Träger des Weltmeistergürtels der Schwergewichts Rap-Klasse in der Version des Phillologen Verbandes  - Kristline Kaon alias Krissi Poem – Applaus , Applaus , Applaus !!!“

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Und der brandet dann auch auf . TV-Reporter versuchen von allen Seiten ein

Interview mit Kristeline Kaon zu erhaschen . Doch selbst wenn Sie wollte , wäre

Ihre Kehle im Moment viel zu ausgetrocknet dafür .  Krächzend bittet Sie um Verständnis . Und  dann bricht die Hölle aus .

Garben aus Leuchtspurmunition  mähen die ersten Reihen der die umlagernden Leute weg . Der Turm aus Körpern der Kristeline Kaon trägt bricht in sich zusammen und sie verschwindet in seinem  Orkus . Explosionen reissen Löcher in den Boden . Die Kellnerinnen kassieren schnell ab  . Der Confroncier wird von einem germanischen Wurfspieß an die Wand genagelt . Verspottete alte Jungfern rächen sich an ihm , indem sie ihm ihre hartlackierten Fingernägel in die Weichteile treiben und ihn ausweiden .

Große , Kleine , Dicke , Dünne , Beinamputierte , Wasserköpfige Sissis  von dem noch laufenden Ähnlichkeitswettbewerb spritzen , mit wehenden Röcken , in alle Richtungen auseinander . Nicht alles schaffen es auf das Damen-WC zu entkommen . Eddy Essex ist am Tresen in einen tiefen , traumlosen Schlaf gefallen .

Durch den   zusammengebrochenen Turm der Körper breiten sich plötzlich konzentrische Wellen aus . Aus seiner Mitte schießt unter Getöse ein schwarzer Engel heraus .

Jemand schreit in dem Lärm : Was ist das ? Ist es ein Zauber ?? . Jemand anderes antwortet : Nein , kein Zauber , es ist SUPERSONICMISTRESS !!!

Sofort gerät SUPERSONICMISTRESS unter schweren Beschuß mit MANGONIT haltigen Kugeln . Dank Ihrer Prophylaxe und der Verstärkung der Immunisierung durch die Benutzung eines Anti-Mangonit – Zäpfchens ( leider hatte SUPERSONICMISTRESS beim Umziehen  keine Zeit gehabt , den Beipackzettel genau nach möglichen Neben – oder Wechselwirkungen mit Alkohol durchzulesen )  können die Kugeln Ihr vorläufig nichts anhaben .   Durch eine Wand bricht jetzt noch ein schwerer Panzer . Sein Rohr richtet sich aus . Er feuert eine normalerweise Superhelden brechende Granate mit MANGONIT-Kern ab . Aber nichts kann dem Coco Chanel Superheldenkostüm ,  unter der wahrhaftig wahren Wirkung des glühenden Wahrheitsrings , anhaben . Die Granate prallt ab , jagt durch  das gesamte Haus in den Himmel über dem Lokal , wo es unter den tausenden anderen Raketen dieser Nacht ein hübsches Licht macht . Der Hausbesitzer legt die entstandenen Schäden über die Betriebskostenabrechnung zur Mitte des nächsten Jahres auf alle Mieter um , was ihm einen respektablen Musterprozess  vor einem ordentlichen Gericht einbringen wird , der den Rechtsstaat an die Grenzen seiner Belastbarkeit bringt .

Jetzt ist aber Zeit für SUPERSONICMISTRESS die Initiative zu übernehmen . Sie schafft einen Mahlstrom , der durch die Überlagerung verschiedener Felder ein Raum-Zeit Kontinuum erzeugt . Alles steht still . Nun kann Sie jedes einzelne Geschoß in der Luft abpflücken und die paralysierten Männer des Barons wie Pakete zusammenbinden . Nur der Baron ist wieder entkommen .  Was Ihr noch bleibt , ist das Lokal wieder einigermaßen aufzuräumen . Den Toten einen Erkennungszettel an den großen Zeh zu heften und den Verwundeten größtmöglichen Trost zu spenden und Erste Hilfe zu leisten .  Sie greift sich den schlafenden Eddy Essex , zahlt noch die offenen Getränke und fliegt ab in das soeben angebrochene Neue Jahr .

 

Block 18

DIE ZEIT  DÜRFTE BEKANNT SEIN  . EINE MENGE LEUTE SIND IN EINER KLEINEN BAR , NAMENS ZUM “TRUTHAHN“ , VERSAMMELT UND TUN WAS NÖTIG IST DIE FLÜSSIGKEITSAUFNAHME ZU BESCHLEUNIGEN . IHRE METHODE

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DER VERGÄNGLICHKEIT DEN STINKEFINGER ZU ZEIGEN . AUCH HIER IST ES LAUT UND STICKIG. VIELLEICHT SOGAR EINE SPUR STICKIGER , ALS IN

VERGLEICHBAREN GASTSTÄTTEN . BESTIMMT DESWEGEN , WEIL IN DIESEM ETABLISSEMENT AUSNAHMSLOS NUR RAUCHER  ZUTRITT HABEN .

 

“ Und , wer kommt noch ?“ , fragt  Martinsgans Peter Pan-Cake .

“ Weist du doch !“ , antwortet Peter , der Skatkarten mischt .

“ Weis ich nicht ! Sonst würde ich doch nicht fragen !!“ , gibt Martinsgans zurück .

“ Quatscht nicht , jetzt wird gespielt Jungs !!!“ , mischt sich Lukas Evangelium ein . Seine jugendliche Nonchalance ist nach Jahren , einer gewissen Ernüchterung gewichen . Überhaupt nicht mehr mochte er ,wenn ,  in seinen Augen  , überflüssige Diskussionen  , vor den wichtigen Dingen im Leben eines Mannes , Zeit beanspruchten .

“ Also , man wird doch mal fragen dürfen , wer noch kommt , oder ?!? “ , entgegnet Martinsgans , der sich jetzt ein wenig beleidigt fühlt .

“ Das wirst du doch noch sehen , mein Junge “ , meldet sich St.Michi zu Wort und nippt an seinem Bier .

“ Habt Du eigentlich auch Kristeline Bescheid gegeben , daß hier im  … “ mäkelt Martinsgans

“ Halt jetzt mal die Klappe und spiel !! Entweder kommt Sie , oder Sie kommt nicht !! Ist doch auch Wurst !! Spätestens an dem speziellen Tag wird Sie auf jeden Fall kommen !!!“ , macht  Peter Pan-Cake  eine klare Ansage und legt die erste Karte auf den Tisch .

 

Block 19

WEIT NACH MITTERNACHT . EIN UNSCHEINBARES WOHNHAUS   , MODELL : AUFBAUJAHRE . NICHTS BESONDERES , ABER GEDIEGEN .

 

SUPERSONICMISTRESS landet auf dem Hof Ihrer Deckadresse hinter einer Hecke . Sie legt den schlaffen Körper von Eddy Essex in das nasse Gras eines kleinen Grünstreifens vor den Müllcontainern . Schnell umziehen ist die Devise , bevor jemand Ihre Anwesenheit bemerkt . Uff , erledigt . Jetzt den betrunkenen Eddy in Ihre Wohnung schleppen und nachdenken . Mist , wo hatte Sie nur Ihre verfluchten Hausschlüssel wieder gelassen ? Zum X-ten Male verlegt . Auch egal ! Dann eben Supertürschlossöffnungstechnik . Leise öffnet Sie die Hintertür und schleicht , Eddy über die Schulter geworfen  , dessen Hände über die Treppe schleifen , zu Ihrer Wohnung im Hochparterre . Auf einmal öffnet sich überraschend die Tür Ihrer Nachbarin Frau Pachottke . Es bleibt einem auch nichts erspart .

„ `n Abend , Frau Kaon , und Schönes Neues noch , nich!! Na , woher des Weges noch so spät ??“ , krächzt die häßliche , neugierige , alte Vettel , die nichts weiter zu tun hat den lieben langen Tag und deswegen gern jeden Mieter nachspioniert . Aber Kristeline Kaon möchte die Form wahren .

“ Ja , doch , durch aus … “ , sagt Sie halb zu Frau Pachottke gedreht , verzweifelt bemüht den Türknauf Ihrer Wohnung schnellstmöglich zu drehen , da fällt Ihr Frau Pachottke schon ins Wort .

“ Ja , Ja , is schon klar ! Der Kerl ist mal wieder voll wie n Eima ! Seh ich doch gleich ! Sajen se mal , Frau Kaon , man sieht sie ja so jar nich in letzter Zeit ! Wat machen se eijentlich !! Urlaub ? Oda hamse Kerle an der Backe ?? Nu ma raus mit da Sprache Mädel , weil mir kannstes ja ooch sajen !!!“

“ Ganz genau , Frau Pachottke , aber jetzt muß ich aber mal schlafen gehen !“ ,

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endlich die Tür öffnet sich und Krristeline Kaon verschwindet so schnell wie möglich darin -

“ Hübsche Wohnung hamse ja , wie ich sehe “ , ruft Ihr Frau Pachottke noch

hinterher , die noch schnell einen  Blick erhaschen kann ,   “ Todschicke Tapeten , muß ick sajen Frau Kaon , vielleicht n bißchen billig in der Qualität !!Wie

wäret mit na Tasse Instant Kaffe Morjen nachmittag bei mir , `n Plausch unta Fraun sozusajen . Apropos , könnse mir noch ne Tasse Mehl leihen !!“

Ruhe . Nun nicht als Ruhe . Eddy findet seinen Schlafplatz auf der Couch . Er merkt ohnehin nichts . Sein regelmäßiges Röcheln zeigt aber , daß die elementaren Vitalfunktionen noch funktionieren .

Kristeline Kaon macht es sich in Ihrem Ohrensessel bequem . Sie streckt die Füsse aus und denkt über die vergangenen Stunden nach . OK , eine Runde ist an Sie gegangen , aber Ihrem eigentlichen Ziel ist Sie nicht näher gekommen . Über Ihr Brillendisplay kontrolliert Sie mögliche Infos aus der Zentrale . Nichts . Die Verbindung ruht . Zu gern hätte Sie jetzt gewußt , ob es was Neues geben würde . Nun Gut , denkt Sie , ein paar Stunden Schlaf könnten erstmal nicht schaden . Wenn da nicht dieses Kribbeln wäre , das nun bis in Ihre Füße reicht .

Aus ein paar Stunden wird der halbe Tag . Die letzte Zeit ist wohl zu anstrengend gewesen . Eddy Essex geht es langsam wieder besser . Aber mehr als eine Tasse Tee ist  er nicht in der Lage gewesen zu sich zu nehmen . Immerhin gelingt es ihm sein Reisemitbringsel an die Frau zu bringen . Die Freude ist groß , weil die naiven Indianermotive auf den Poncho einen Job von Ihre beschreiben , den Sie vor ein paar Jahren dort in der Gegend zu erledigen hatte . Ein Schuldirektor , der Integralrechnung als Folter für Vorschulkinder hatte einführen wollen , hatte zur Raison gebracht werden müssen . So etwas in diese Richtung war wohl gewesen .

So verdämmert der gesamte Neujahrstag . Ohne Hast und ohne Eile , einzig dem Ziel verschrieben , bestmöglich zu regenerieren . Auch der Akku von Superheldinnen ist mal erschöpft . Sie müssen dann , wie jeder andere auch , schlafen , anständig essen und sich am Bauch kratzen  .

Am nächsten Morgen , es graut bereits , wecken Sie die Stimmen der vorbei hastenden Zeitungsjungen .

EXTRABLATT , EXTRABLATT ,

lesen Sie das Neuste vom Kampf Gut gegen Böse .

Überraschunsgsattacke auf die Zentrale der Vereinigung der Vereinigten Superhelden im Schutze der Sylvesternacht , erfolgreich pariert !!

Verräter Doc Blow Fly auf der Flucht !!

Das Innenministerium protestiert !

Spannung vor dem heutigen Gerichtstermin in Sachen Dunkle Seite der Kultusministerkonferenz / Vereinigte Superhelden

Der Baron geht KO – neue Meisterin aller Klassen – Dann wilde Schiesserei im LOKAL .

Alle Ministerinnen des Bundeskabinetts heute total nackt auf der Innenseite !!!

EXTRABLATT /EXTRABLATT

Kristeline Kaon schlägt sich mit der Hand vor die Stirn . Verflucht . Der Gerichtstermin ! Wie spät ist es !! Glück gehabt ! Noch Zeit . Schnell jetzt . Rasch Zähneputzen und etwas anhübschen . Vor dem Verlassen Ihrer Wohnung kneift Sie Eddy im Vorbeigehen in den Arm . Der grunzt nur und dreht sich auf die andere Seite .

Kurz darauf , schon in Dienstkleidung , die Maske ordentlich  aufgesetzt , landet Sie vor dem Gerichtsgebäude . Mr.Multiorganversagenman und Mrs.Wonderbra warten bereits . Anwesende Reporter möchte erste Statements , doch Mr.

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Multiorganversasgenman verweist Sie auf die vorbereite Presseerklärung durch den Anwalt der Vereinigung . Auf dem Weg zum Gerichtsaal nimmt Sie Mr.

Multiorganversagenman schnell in den Arm .

“ Excellente Arbeit , der Baron ist ausgezählt . Er hat es noch nicht mal geschafft die fällige Gerichtsgebühr bisher zu entrichten . Wo er Die Wundertippse und Persercatwomen gefangen hält wissen wir auch schon . Du wirst dich wundern wo !

Ach Ja , Doc Blowfly ist geschnappt . Glaubte unerkannt in der Verkleidung eines Handelsvertreters für Spirituosenprodukte das Land verlassen zu können . Keine Chance ! Wir haben ihn und er sitzt in U-Haft  . Scheint aber den Verstand verloren zu haben . Mußten ihm eine Zwangsjacke anlegen .  Malt unaufhörlich mit den Füssen dein Gesicht auf die Wände und streicht es dann durch ! Wie auch immer , wir besprechen später Genaueres !!

Dann beginnt das Warten . Als Zeugin , die Sie ist , wartet SUPERSONICMISTRESS außerhalb des Gerichtssaales auf einer harten , von vielen Hintern im Laufe der Jahre blank polierten  , Bank . Der Baron kommt auch noch auf den letzten Drücker . Er sieht blass aus und zieht sein Bein hinterher . Er wirk gebrochen . Ein Mann aus seinem Gefolge muß ihn stützen . Was SUPERSONICMISTRESS jetzt in dem Augenblick noch nicht wissen kann ist die Tatsache , daß die Dunkle Seite der Kultusministerkonferenz den kalten Putsch des Barons gegen den STUDIENRAT mißbilligt hatte . Seine Niederlage im Rap Ring verbesserte nicht unbedingt seine Position .

So kam es nicht von ungefähr , daß  die Dunkle Seite der Kultusministerkonferenz ihm die gewährten Privilegien , aufgrund des außerordentlichen Schadensfalls , fristlos gekündigt hat . Dementsprechende Klauseln  in den Verträgen mit Ihren Angestellten machten  solche Trennungen jederzeit möglich . Selbstredend konnte natürlich auch die Nutzung der Filzjurthe nicht mehr fortgesetzt werden . Der Rückbau in den vertraglich vereinbarten Zustand würde sicherlich eine kaum zu bewältigende  Angelegenheit .

Bei der Gerichtskasse macht der Baron eine kleine Anzahlung . Er verspricht mit stockender Stimme den Rest baldmöglichst nachzureichen . Der Kassierer lehnt aber den  Groschenbeutel rund weg ab . Als der Baron Ringe von seinen Finger zieht und diese anbietet , gehen die eisernen Rolläden der Gerichtskasse herunter . Danach versucht er noch Dr.Mogele anzupumpen . Bei ihm blitzt er eiskalt ab. Aus alter Freundschaft willen hat er den Baron noch her kutschiert . Aber jetzt ist Schluß . Vor allen weil ihm der Abgesandte eines Nordkoeranischen Trusts , der geheimen Gefangenlager betriebt , eine interessante , gut dotierte zukünftige Tätigkeit im wissenschaftlichen Bereich mit Pensionsanspruch angeboten hat .

 Etwas später werden die Parteien zur Anhörung in den Gerichtssaal gerufen . Der Richter ist sichtlich noch reichlich verkatert und kommt mehr oder weniger gerade von seiner Geliebten in den Gerichtsaal . Wenn er an seine Frau dachte und an den damit verbundenen Stress zu Haus , wurde ihm schon ganz flau in der Magengegend . Diesen heutigen Termin empfand er als besonders lästig . Er muß zusehen , wie er  diese nervigen Menschen da unten vor ihm  , so schnell wie möglich los werde konnte . Er klopft mit dem Hammer  auf das Richterpult .

“ Ähääm , die Sitzung zur Voruntersuchung : Baron Didactico gegen Die Vereinigung der vereinigten Superhelden , ist hiermit offiziell eröffnet . Um keinerlei Illusionen bei den beteiligten aufkommen zu lassen , halte ich die  eingereichten Unterlagen für eine Zumutung . Wer auch immer dem Kläger dazu geraten hat , der hat ihn schlecht beraten . Insgesamt gesehen kann ich keinen Verstoß gegen die Haager Landkriegsordnung erkennen aus folgenden Gründen :

                    Ableben des in der Klageschrift aufgeführten Lehrers  ANUBIS durch

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absichtlich herbeigeführte Aktivitäten des als SUPERSONICMISTRESS bekannten Mitgliedes der Vereinigung der Vereinigten Superhelden , ist nicht zu erkennen  , da diese in einer eindeutigen Notwehrsituation die dafür notwendigen Mittel einsetzen mußte !

 

                    Vielmehr steht zu befürchten , daß die eindeutig identifizierte Terra Watt Kettensäge über keine gültige Betriebserlaubnis verfügt und deshalb zu keinerlei Zeitpunkt in geschlossenen Räumen hätte geführt werden dürfen . Diesbezüglich wird das Ermittlungsverfahren abgetrennt und steht im Mittelpunkt eines anderen Prozess

 

 

                    das vom Kläger vorgebrachte Argument der unberechtigten Führung von Angriffsstichwaffen , trotz des Nichterbringens der dafür notwenigen amtlichen Führungszeugnisse durch SUPERSONICMISTRESS  , sieht das Gericht als nicht gegeben an , da diese bereits seit 2000 Jahre in Gebrauch sind und darüber hinaus in jedem gut sortierten Schreibwarenladen als Briefbeschwerer käuflich erhältlich sind

                    Aus o.g. Punkten kommt das  Gericht deshalb zu folgenden Schluß :

1. Klage auf Zahlung von 30 Trillionen wird abgewiesen

2. Kläger trägt alle Gerichtskosten , wahlweise 300 Jahre Beugehaft

3. SUPERSONICISTRESS  wird verurteilt zu 45 Stunden Sozialdienst in Problemvierteln und dem Erwerb eines Fechtdiploms

4. Revision in diesem Verfahren wird nicht zugelassen 

 

Wieder klopf der Hammer des Richters auf den Pult . Er schließt seine Akten und verläßt den Gerichtssaal . Gott ist ihm schlecht . Die Hände zittern und der Puls rast . Hoffentlich hat er noch Aspirin Super Forte und ein Bier  in seinem Schreibtisch .

Da bricht der Baron mit Herzkammerflimmern zusammen . Gerichtsdiener springen dazu und versuchen zu helfen . Der Professor a.D. hält  seine Hand .

Die Delegation der Vereinigung geht in einer geschlossnen Phalanx , mit breiter Brust vor die wartende Öffentlichkeit . Ihr Anwalt verliest die Proklamation . Alles wird live in alle Welt übertragen .

Als sich die Menge verläuft steigt aus einem Lieferwagen die Marriaciband . Ihr schmachtender Gesang , die traurigen Melodien hallen lange Zeit die Strassen entlang . 

Später , im Clubbereich einer superlangen , Limousine unterhalten sich SUPERSONICMISTRESS mit Ihrem Boss und Mrs. WONDERBRA . Sie prosten sich zu . Die Stimmung ist heiter .

“ Das hätte keiner von uns gedacht , SUPERSONICMISTRESS “ , sagt Mr. Multiorganversagenman , dem das alkoholhaltige Getränk etwas in den Kopf gestiegen ist und der Kristeline Kaon wieder bei Ihrem Superheldinnennamen nennt “ Nein , keineswegs . Wäre hätte das gedacht , das der Baron so pfuscht . Gut für uns . Habe schon Anweisung gegeben die zentrale aus der Stratosphäre wieder auf den angestammten Platz zu bringen . Was für Tage waren das nur ! Hättest du sehen sollen , wie wir den Angriff der Armada der Kobolde der Physik AG und den Cyborgs abgewehrt haben . Haben sich blutige Köpfe geholt und sind jetzt in alle Winde verstreut . Davon erholt sich die Dunkle Seite der Kultusministerkonferenz nicht so schnell . Nur der Verräter Doc Blow Fly ist durchgekommen . Na Klar , er kannte sich ja auch aus mit den Verteidigungsmechanismen der Zentrale . Tut mir

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leid dir das sagen zu müssen , Supersonicmistress , dein Spind ist völlig hinüber . Doc Blow Fly hat sich an ihm ausgetobt . Was zu retten war , liegt in meinem Büro ! Nun Ja …  “ . Mr. Multiorganversagenmann trinkt noch einen ordentlichen Schluck und lehnt sich in die weichen Polster zurück . Der Tag gefällt ihm . Der nächste würde , aller Wahrscheinlichkeit noch besser .

Mrs.Wonderbra greift nach SUPERSONICMISTRESS Arm .

“ Kindchen “ , sagt Sie mit ernsthaften Unterton , der SUPERSONICMISTRESS nicht entgeht “ Kindchen , wie geht es dir eigentlich ? Zwischendurch haben wir uns schreckliche Sorgen um dich gemacht gemacht !“

SUPERSONICMISTRESS hebt abwehrend die Hände , obgleich das Kribbeln in Ihrem Körper langsam schwer erträgliche  Ausmaße angenommen hatte  .

“ Gut , Gut , paßt schon alles ! Job ist Job , egal wie man sich fühlt !!“

“ Die Einstellung lob ich mir , wenn doch nur alle Superhelden so wären !!“ , gluckst Mr.Multiorganversagenman .

“ Sei nicht so ironisch . Sag ihr lieber die Überraschung !!“ , stupst ihn Mrs.Wonderbra an .

“ Überraschung ? “ , SUPERSONICMISTRESS runzelt die Stirn .

“ Ja , ja , Überraschung kann man es nennen . Wenn man an die alten knausrigen Herren des Aufsichtsrates denkt , dann ist das nicht selbstverständlich . Jedenfalls , für den Ärger der letzten Tage , den verlorenen Rentenpunkten durch die erzwungene Beschäftigungslosigkeit , wird jetzt eine kleine Prämie , sozusagen  ,  plus Urlaubstage ausgeschüttet unter der Belegschaft !! Habe dafür gekämpft wie ein Löwe !!!“ , Mr. Multiorganversagenman macht sich größer , als er in Wirklichkeit ist .

“ Nun ist aber gut , Oskar !! Es reicht ! Gib mir dein Glas “ , Mrs.Wonderbra nimmt ihm den Alkohol weg .

Sieh an , Oskar heißt er also , wer hätte das gedacht , denkt SUPERSONICISTRESS .Ob die beiden was zu Laufen hatten . Ungewöhnlich wär es nicht . Ach ja ,  Urlaub , mmhhh , wär nicht schlecht .

“ Hey , Ladies , schnell , schnell , schauen sie mal schnell in die TV-Übertragung . !“

Mr.Multiorganversagenman dreht den Bildschirm in die Richtung von SUPERSONICMISTRESS und Mrs.Wonderbra .

Von einem kreisenden Hubschrauber aus erkennt man das HQ des Barons . Die Leuchtgirlanden blinken immer noch . Polizeibeamte versiegeln die Filzjurthe , die per Eilbeschluß zur Sicherung der Gerichtskosten gepfändet worden ist . Personen werden herausgeführt . Die Regie schaltet um zu einem Reporter vor der Filzjurthe . Er versucht mit Leuten Interviews zu führen . Eine junge Frau hält ein ein altertümliches Schaltbrett fest umklammert und heult wie ein Schloßhund , als er ihr das Mikrophon vor dem Mund hält .  Auf einmal wird Sie agressiv . Sie speit Kotze und beschimpft wüst den Reporter . Zwei Beamte dängen Sie ab . Da Sie sich nicht beruhigen will , wird Sie auf den Boden geworfen und mit Kabelbindern ruhig gestellt . Das Schaltbrett klemmt zwischen ihren Kiefern , wie in einem Schraubstock gepresst .

Im Hintergrund neutralisiert die Special Unit der Vereinigung die komprimierten Gasblöcke in denen Die WUNDERTIPPSE und Persercatwomen eingeschlossen sind . Ein Mann im Blaumann steht neben ihnen und redet auf sie eine . Kaum sind die beiden auch befreit , gehen sie mit dem Mann gemeinsam los und drücken Eintrittsformulare für die Gewerkschaft  jeden , der ihnen begegnet , in die Hand .

Weiter rechts im Bild steigen dünne Rauchfahnen aus den Trümmern der

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Fortifikation des Alltags . SUPERSONICMISTRESS seufzt . Hoffentlich ist

T.A.N.T.E. nicht verrückt geworden . Ohne ihre Hilfe , würde der Wiederaufbau ein verdammt harte Arbeit werden .

“ Wo soll ich Sie absetzen , SUPERSONICISTRESS ? “ , meldet sich

Mr.Multiorganversagenman zurück .

“ Ach , schon Gut , Boss . Da vorne , an der Ecke , wäre gut !“

“ So soll es sein “, Mr. Multiorganversagenman weist den Fahrer an zu halten . SUPERSONICISTRESS steigt aus . Mr.Multiorganversagenman öffnet das Seitenfenster und beugt sich heraus .

“ Also , SUPERSONICISTRESS , ruhen Sie sich die nächsten Tage ordentlich aus . Am nächsten Montag erwarte ich Sie frisch , fröhlich zum Dienst zurück ! Übrigens , wie geht es eigentlich Ihrem Freund ? “ ,

SUPERSONICMISTRESS ist verblüfft . Mit dieser Frage hat Sie überhaupt nicht gerechnet .

“ Ähh , Sir , was für einen Freund ? “

“ Na , dieser patente junge Mann , mit dem man Sie immer sieht . Dieser , dieser , ähh , Reporter ist er , glaub ich !“

“ Ach , den meinen Sie , Sir , Wir sind gute Bekannte  !“

Mr.Multiorganveragenman blickt Ihr tief in die Augen , nickt und  grüßt kurz .  Die Limousine fährt ab .

Über Umwege gelangt SUPERSONICISTRESS zu Ihrer Deckadresse . Da Sie keine Lust hat sich irgendwo ein Plätzchen zum Umziehen zu suchen , wählt Sie den Weg durch den Abluftkamin , weiter über die Rohre des Ölzentralheizung und zischt zum Schluß durch das Ventil des Heizkörperthermostaten . Zu Ihrem Glück saugt Eddy Essex Staubt im Nebenzimmer und kann Sie  nicht hören .

Als er um die Ecke biegt fällt im fast vor Schreck der Staubsauger aus der Hand .

“ Ahoi  , Kapitän  ! Willkommen in deinem Zuhause ! Matrose Essex meldet Klar Schiff . Geschirr abgewaschen , Küche und Bad geputzt , Wäsche erledigt ,  Fensterrahmen repariert  , Fensterscheiben gereinigt , Staub gesaugt und natürlich durchlüftet !“ , er führt seine flache Hand an die Stirn und salutiert imaginär .

SUPERSONICISTRESS , mittlerweile wieder Kristeline Kaon , ist Baff . Der Kerl steckte voller Überraschungen .

“ Außerdem , Kapitän  , Matrose Essex meldet gehorsamst , ausgehfertig und voller Tatendrang für die heutige Party zu Ihren Ehren !!“

Oh Jeh , die Party , diese Party , die war ja auch noch !

 

Block   20

Es ist Abend . Der “ Truthahn“ `ist  brechend voll . Zu dem unmittelbar bevorstehenden Festtag zur erneuten Wiederkehr des in Sein geworfen von Kristeline Kaon , haben sich jede Menge Leute eingefunden . Trotz der Kälte stehen viele draussen vor der Tür und rauchen , da in dem Laden der Sauerstoffgehalt der Luft sich einer bedenklich niedrigen Marke nähert und  keine Feuerzeug mehr eine Flamme zustande bringen will   .

Nach der Aufregung der vergangenen Tage ist Kristeline Kaon eigentlich gar nicht nach feiern zumute . Insgesamt gesehen , bei fortschreitenden Alter sowieso , empfindet Sie diesen rein zufällig zustande gekommen Tag , als zunehmend bedeutungslos . Nun , da es sich aber um die Vollendung eines weiteren Jahrzehnts auf diesem Planeten handelt , kann Sie sich aber nicht den Gegebenheiten entziehen . Ihre Gedanken schweifen ab . Während die Königin von Kastilien auf Sie einredet , läßt Sie die sich zugetragenen  Ereignisse  Revue passieren . Wo hatte Sie einen Fehler gemacht ? War Ihr Verhalten vielleicht bei der einen oder anderen

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Lage falsch gewesen , oder moralisch nicht einwandfrei  ? Aber am Schlimmsten ist , Montag mußte Sie wieder arbeiten gehen  ! OK , das mußten all die Sterblichen , die gerade um Sie herum stehen auch , weshalb man die Feier zu Ihren Ehren auf den heutigen Abend gelegt hatte um in den speziellen Tag hinein zu tagen .

“ Jetzt hör aber auf ! Das ist doch Quatsch was du erzählst !! Nein , Nein , ich glaub dir das einfach nicht , daß die Neandertalerfrauen rasierte Beine  gehabt haben sollen  !!“ , hört Sie Effie empört entsprechende Informationen von Sokongnan negieren . So vehement Effie sich gegen diese Theorie wehrt , so sehr lacht Soutwest-Annie darüber . Ninotschka kommt zu Kristeline und stößt mit Ihr an . Sie hat es gerade noch aus der großen Sandwüste geschafft den Anschlußflug auf den Alten Kontinent zu bekommen . Die Bräune steht ihr gut . Peter Pan Cake stellt sich dazu und grinst Kristeline Kaon breit an .  Er , Ninotschka , wie auch Kristeline teilen sich   geschwisterlich eine meisterlich gefertigten Schultüte von erlesener Qualität .

Eddy Essex dikutiert  mit Glazis , Lukas Evangelium und Sokongnan  intensiv die Ergebnisse des letzten Spieltages auf der Insel . Man merkt , wie er aufblüht . Auch die  Bierflasche  in seiner Hand wird nicht leer . Insgeheim würde er sich aber am liebsten über Cricket unterhalten . Doch es gibt niemanden  , der nur annähernd weiss , um was es sich dabei handelt . Vielmehr unterliegen die Meisten dem Trugschluß , daß  Cricket eine neue Sorte gesalzener Kräckerstangen aus der Werbung wäre .

So wogt die ausgelassene Meute von der Straße wieder in den “ Truthahn “ und zurück . Langsam aber stetig treibt die Gesellschaft der Geisterstunde entgegen . Kristeline Kaon  ist jetzt auf dem besten Wege betrunken zu sein . Wenigstens hilft der Alkohol gegen das wahnsinnig intensive Kribbeln  , das jetzt Ihren ganzen Körper durchdrungen hat .

Die Königin von Kastilien aktiviert ihr Megaphon . Klare Anweisung ergehen , wie sich wer , wo mit wem vor dem “ Truthahn “ aufzustellen hat . Sputen soll man sich , denn von nun an drängt die Zeit für die besprochene Choreographie .  Souverän , wie eine Feldherrin und wie sie es auch gewohnt ist  ihre eigenen Männer anzuleiten  , verschiebt die Königin von Kastilien die  Menge hin und her , bis endlich die gewünschte  Ordnung  hergestellt ist . Die Zahlen eines  digitalen Countdowns  über dem Eingang des “ Truthahn “ zeigen  die verbleibende Zeit an  .

Kristeline ist gerührt . Sie steht wie eine Lehrerin vor der Gruppe Ihrer Schüler . Ein paar dumme Sprüche aus der Mitte der versammelten Gruppe werden gemacht , so in die Richtung : Stramm auf die Rente zu , aber noch immer ganz schön knackig ! . Dann beginnt die Gruppe die letzten sechzig Sekunden laut herunter zu zählen .

Was Kristeline Kaon dann aber irritiert ist das blendende Licht auf den Gesichtern der Leute vor Ihr . Wie aus dem Nicht , fluten grelle , kalte Strahlen das Areal . Die Münder all Ihrer bekannten und Freunde werden immer offener . Ihre Stimmen verstummen .

Kristeline Kaon dreht sich um erstarrt nicht zu Salz . Gibt es keinen Grund dafür . Es hat sich  nur ein vertikaler Riss in der Realität  aufgetan . Durch den zwängt sich gerade der hohlwangig gewordene Baron Didactico und greift nach Kristeline Kaon . Ihr Reflex kommt zu spät . Er packt Sie mit den Händen , groß wie Baggerschaufeln , und zieht Sie hinüber zu sich . Kristeline Kaon weiß auch schon wohin  - der Baron meldet sich zurück aus der Takatukaeinöde . Die letzte Bastion die ihm geblieben ist . Der letzte Stopp vor den verzehrenden Kaminfeuern der Reihensiedlungen der Dunklen Seite der Kultusministerkonferenz . Weit entfernt am Horizont der Takatukaeinöde , stehen die erschreckend banalen Gestalten  der

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Bewohner der Reihensiedlungen auf ihren Gartenzäunen lehnend . Argusaugen  beobachten   das Geschehen das durch den Riss in ihre Welt gekommen ist .

Dicht an dicht gepresst schweben der Baron und Kristeline Kaon   umeinander in dieser unwirklichen Welt .  Absolute Stille . Kein Laut dring an ihr Ohr . Jede Farbe verwischt zu der schmutzigen Version  ihrer selbst . Halt ziemlich ungastlich diese Takatukaeinöde .

Der Baron hält eine übergroßes Einwegglas in seiner Hand . Darin eingeschlossen sieht Kristeline Kaon die zarten Körper von Kinder aller Rassen der Erde . Ängstlich drücken sich ihre Gesichter an das Glas . Ihre Hände halten Schulmappen  umklammert .

Dieses Schwein , denkt Kristeline Kaon , er will die Symbole der personifizierte Bildung , die Hoffnung für eine bessere Zukunft der ganzen Welt vernichten .

  Wie gefällt dir das , Superfrauchen !“ , keift er erschreckend ausgemergelte Baron triumphal . Aus seiner Brust wuchert ein Konstrukt aus Schläuchen und genieteten Blechen   . Motoren und Pumpen gegeben keuchende Geräusche . Transparente Schläuche transportieren giftgelbe Flüssigkeiten irgendwo anders hin in seinem Korpus . 

 “ Du hast gedacht , du hättest mich erledigt . Hast du falsch gedacht ! Dafür braucht es mehr als nur ein beschissenes Wortspiel !!“  Dar Wahnsinn flackert in seinen Augen . “ Du bist der elendige , dreckige , Magische Lehrplan III.I.X ,  das war mir schon lange Klar ! Damit durchkommen wirst du aber nicht !! Du siehst was ich hier habe in meiner Hand ! Dank an Doc Blow Fly ! Echt irrer Junge , frag mich nur was du mit ihm gemacht hast ? Egal ! Kleiner Tausch gefällig ? Du gegen diese miesen Gören ! Du gegen die Welt !!!“ Immer wieder wird der Baron von Hustenanfällen und von Kichern unterbrochen . Er schüttelt jetzt das Glas einmal durch . Die Kinder darin fangen an zu weinen .

Kristeline Kaon fühlt sich schwach . Sie merkt die auslaugende Kraft der Takatukaeinöde  an Ihrem Körper zerren . Sieh sieht , wie Menschen sich an den Riss drängen . Das Gesicht der Königin von Kastilien  blickt besorgt und nach Verständnis ringend zu Ihr hinauf .

“ Also , was ist ! Du gegen diese Kinder !!“ , sticht erneut die Stimme des Barons in die Ohren von Kristeline Kaon . Sie spürt Ihre Schwäche , wie nie zuvor . Wenn es denn so ist , dann soll es sein .

“ Gutes Kind , brav so !“ , frohlockt er Baron . Schnell sprüht er sich einen Atemspray in den Mund , denn er will seinen Sieg mit einem tödlichen Kuß veredeln . Selbst dazu aber stellt er sich zu ungeschickt an . Gut , dann eben das Wichtigste . Seine Finger verwandeln sich in rotierende MANGONIT- Kopfbohrer mit Ansaugstutzen  . Was interessiert ihn ihr Köper , den Geist von Kristeline Kaon   wollte er haben .

Tja , man sollte nie den Tag vor dem Abend loben . Gerade glaubt der Baron das Spiel gewonnen zu haben , da treffen ihn die einzigen Waffen über die die Freunde von Kristeline Kaon verfügen – Bierflaschen . Volle , halbvolle , meißtens jedoch schon fast leere , was das Flugverhalten nicht sonderlich beeinträchtigt .

Eine nach der anderen , kräftig und zielsicher geschleudert vom offenen Riss aus , schlagen sie auf seinen Schädel auf . Der Baron kreischt wie altes Waschweib . Ihm entgleitet das Glas , wie auch Kristline Kaon . Beides trudelt durch den Raum . Beherzt greifen Hände nach ihr und dem Glas von Wagemutigen Besuchern des “Truthahns“  , die sich nicht gescheut haben todesverachtend in die Takatukaeinöde zu tauchen . Es entwickelt sich ein wüstes  Knäul von rangelnden Körpern . Jemand würgt den Baron , der spuckt ihm ins Auge . Im nächsten Augenblick bekommt er einen Tritt in die Genitalien verpasst . Er verteilt

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Kopfnüsse . Dann ist Schluss .

Die Superheldenkollegen von Kristeline Kaon greifen ein . Große Schleppnetze im

Gepäck sammeln sie alles was so herum schwebt penibel ein und laden   ihre prallvollen Netze vor dem “Truthahn “ wieder aus . Wie frischgefangene Fische flutschen alle Protagonisten heraus und schütteln sich . Woher aber die rostige Karosserie eines Mittelklassewagens herkommt , kann sich keiner erklären .

Die Szenerie wird beherrscht von den Superhelden der Vereinigung . Der Ort ist hermetisch abgeriegelt . Der Verkehr wird bereits umgeleitet . Die Abteilung : Ortung von Prophezeiungen klatscht sich gegenseitig ab  . Aus Jux und Dollerei peilen sie eine vorüberfahrenden Müllwagen an .

Mr.Multiorganversagenman kümmert sich um Kristeline Kaon .   Der Baron währenddessen jault und windet sich auf den Boden . Der unauthorisierte Aufenthalt auf Erden macht seiner artifiziellen Hülle zu schaffen . Kein Wunder , daß er gleich darauf wie  eine faulige  Wasserlmelone einfach aufplatzt . Zum Vorschein kommt die Figur eines wehleidig jammernden Männchens . Schütteres Haar , schiefe Brille , Mordszinken im Gesicht . Alte Kleidung und Schuhe  , mottenzerfressene Fäustlinge .

“ Sieh an !“ , sagt Mr.Multiorganversagenman , “ Unser guter alter Bekannter der Schulmeister Loisl Buchschinder ! Schätze , hab dich seit dem 17.Jahrhundert nicht mehr gesehen , als ich dir die Benutzung der Eisernen Jungfrau im Heimatunterricht ausgetrieben habe  !!!“In dem Moment springt die letzte Ziffer ,  des Countdowns über dem Eingang des “Truthahns“ , auf Null .

Kristline Kaon , die bis dato noch gestützt in den Armen von Multiorganversagenman liegt , wird von krampfartigen Anfällen geschüttelt . Die Blicke aller richten sich auf Sie . Ein Kreis bildet sich . Die Anfälle werden heftiger . Sie verändert ihre Farbe . Licht scheint aus ihr zu strömen . Eine unbekannte Kraft hebt Sie langsam hoch in die Luft . Ihre Arme breiten sich aus . Ihr Füsse kreuzen sich übereinander . Sie wirkt nun wie in Trance . Ihr Blick strömt unendliche Milde aus . Die Jungs und Mädels auf dem Boden trinken hastig noch aus ihren Flaschen und können kaum einen Blick von Ihr lassen . Obwohl niemand wirklich etwas versteht , kann sich auch niemand dem faszinierenden Szenario entziehen . Nur Martinsgans ist es zu kalt . Er geht lieber rein .

Mehr und mehr Licht strömt aus ihr hinaus in . Plötzlich trägt sie ein weisses Gewand . Christen , von denen es tatsächlich heutzutage noch einige geben soll  -  zumindest zersprengt , zersplittert , zerstritten und belächelt von der Hedonistischen Weltmehrheit - würden jetzt sicherlich entschieden christliche Motive erkennen . Kann man so sehen , besonders weil es den Anschein hat Nägel wären durch Ihre Füsse getrieben , dabei handelt es sich nur um schief gebundene Schnürsenkel . Sollte es tatsächlich Parallelen geben , wären diese natürlich nur rein zufällig .

Die Intensität erreicht ihren Höhepunkt . Der Körper von Kristeline Kaon bäumt sich auf . Kreisförmige Lichtimpulse jagen aus ihr heraus und erreichen alle Ecken und Enden dieser Welt . Die heilende Wirkung des Magischen Lehrplans III.I.X entfaltet nahezu sofort ihr Werk . In Sondersitzungen streicht der Kongress den Wehretat zugunsten des der Bildung . Abertausende von angeblich am Burn.out Syndrom leidenden Lehrern schnüren ihren Ranzen und machen  sich freiwillig auf in die Dritte Welt . Der Vatikan beginnt Kondome ohne Geschmack an seine Seminaristen zu verteilen   . Schulspeisungen erfolgen überall gratis .  Hartgesottene Camorristen  spenden freiwillig eingetriebene Schutzgelder zum Ausbau von Schulbussystem . Die Fülle der positiven Veränderungen ist unmöglich aufzuzählen . Eine Welt mitten in der Veränderung zum Guten .

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Kristeline Kaon sinkt zu Boden in die Arme von Peter Pan Cake . Die Königin von Kastilien eilt hinzu .   Jeder möchte Sie aus der Nähe sehen . Knöpfe von Ihrem Mantel werden ihr entwendet . Haarspitzen abgeschnitten . Ja es versucht sogar jemand ihr einen Fingernagel abzuknipsen . Heiligenreliquien würden bestimmt

bald eine Menge Moos einbringen . Die vier Hefetiere kreuzen die Bierflaschen .

T-Homer kommt aus dem Staunen nicht heraus . Sein Weltbild zeigt sich erschüttert Ein paar andere meinen es schon immer gewußt zu haben . St.Michi lächelt nur still . Cool Megies raucht noch mehr als sonst üblich .  Eddy Essex , da nichts zur Hand , öffnet sich eine kleine Ader und  kritzelt mit Blut sein weisses  Hemd mit Notizen voll . Er wird schier wahnsinnig bei den vergeblichen Versuchen Kontakt mit seiner Redaktion zu bekommen .

Keiner hat mehr an den Schulmeister Loisl Buchschinder gedacht . Der denkt sich , es wäre wohl an der Zeit zu verschwinden . Fast schafft er es auch , wäre da nicht die riesige Zunge aus dem gigantischen Rachen eines Vorstehers der Dunklen Seite der Kultusministerkonferenz gewesen , die  aus dem Riss  in die Realität schnellt und ihn  aufschleckt . Der Riss schließt sich , hoffentlich für immer !

Dann schlägt Kristeline die Augen wieder auf . Peter Pan Cake streicht ihr die Haare aus dem Gesicht und blickt Sie an .

“ Kristeline “ , sagt er , “ wer bist du bloß ????“ 

 

Was bleibt ist eine Aufräumaktion . Da natürlich niemand jemals von diesen für die Menschheit so entscheidenden Sekunden erfahren darf , werden die Erinnerungen aller direkt -oder indirekt Beteiligten durch die Männer von Mr.Multiorganversagenman überspielt . Bei einem zufällig zu dieser Stunde mit seinem Hund Gassi gehenden Rentner , der interessiert dem Ganzen gefolgt ist , versagt sich eine solch Methode , da die Rechtslage dies nicht hergibt . Zähneknirschend akzeptiert Mr.Multiorganversagenman die horrende Schweigegeldforderung des alten Fuchses .

Dann herrscht Ruhe . Im offiziellen Polizeibericht wird der Zwischenfall als die “ Truthahn-Unruhen “ geführt . Diesbezüglich geht auch eine Meldung an den Lokalteil der überregionalen Tageszeitung .

Nach dem nun alle glauben frisch fröhlich in den Geburtstag von Kristeline Kaon gefeiert zu haben , zerstreut sich die Besucherschar dann nach einer Weile i den frühen Morgenstunden wieder  . Kontakte werden zum Abschied erneuert und Telephonnummern ausgetauscht und mit dem – natürlich – festen Versprechen sich baldmöglichst wieder treffen zu wollen gehen die Leute ihrer Wege  .

Eddy Essex wundert sich über sein verschmiertes Hemd , als er ins Gefährt mit Kristeline Kaon steigt . Er macht sich aber keine weiteren Gedanken mehr . Die Müdigkeit übermannt ihn und er schläft beinahe sofort auf dem Beifahrersitz ein . Entzückend , denkt Kristeline , die einen zu Sitzen hat und normalerweise nie fährt in dem Zustand . Seufzend betätigt Sie die Zündung und legt den ersten Gang ein . Als Sie ausparken will bemerkt Sie , wie sich ein Fahrradfahrer von hinten nähert . Ohne Licht und geduckt auf den  den Sattel gepresst . Kristeline erkennt ihn sofort . Sie reisst die Fahrertür auf und er Fahrradfahrer segelt im hohen Bogen über das Fahrzeug . Flaschenbürste bremst einige Meter weiter mit dem Gesicht auf dem nassen Asphalt . Der Sturz raspelt ihm ein Teil seiner entstellten Visage weg , was ihm zumindest die Chance wieder eröffnet wieder soziale Kontakte knüpfen zu können . Kristeline Kaon kommt nicht umhin , der um Gnade winselnden Flaschenbürste ,  noch ein paar mal genüßlich auf ihm rum zutrampeln . Ja , Ja , Flaschenbürste , das Leben ist kein Ponyhof !

Doch noch ein ziemlich guter Abend geworden . Sie steigt wieder ein und braust mit

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einem erhebenden Gefühl gen Heimat .

Dann fällt der Vorhang.

 

 

 

                                   -

Nachsitzen

 

Atemlose Spannung herrscht in der altehrwürdigen Vorführungsstätte . Die Nerven

der Menschen sind zum zerreissen gespannt . Etwas mehr als drei Stunden haben sie der Uraufführung nun gebannt gefolgt . Es ist so still , daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können . Die erste , die die Stille durchbricht ist Ihre Majestät . Langsem erhebt Sie sich von ihrem Stuhl in der Ehrenloge und fängt an zu klatschen . Der Damm ist gebrochen . Erst vereinzelt , dann immer mehr , zum Schluß stehen alle Besucher der Uraufführung . Sie klatschen , applaudieren , toben und trampeln mit den Füssen , solange bis die versammelte Schauspielerschar sich genötigt fühlt aufzustehen und auf die Bühne zu gehen . Die Darstellen von Kristeline Kaon , Eddy Essex . Baron Didactico und Multiorganversagenman haken sich ein und verbeugen sich mehr als nur einmal . Ihr Dank gilt dem Regisseur , dem Team und allen die zum Gelingen mit beigetragen haben . Insbesondere der rastlos um ihr Wohlergehen stets bemühte Partyservice wird extra hervorgehoben .

Abschließend defilieren die anwesenden Darstellen auf dem roten Teppich im Blitzlichtgewitter . Sie posieren neckisch mit kreischenden Fans , oder beantworten geduldig Fragen neugieriger Reporter von Society Magazinen . Ein mit laufenden Taxometer wartendes Großraumtaxi nimmt dann alle auf und fährt sie zur Premierenfeier . Bezahlen müssen sie es allerdings selber . Diese Produktion hat so unwahrscheinlich viel Geld verschlungen während der Arbeiten , daß buchstäblich  auf den letzten Pfennig eine Zielpunktlandung hingelegt worden ist . Nur 20 Minuten längere Filmaufnahmen und der Produzent hätte Konkurs anmelden können . Nun ist aber guter Hoffnung das vielleicht beste Kassenergebnis am ersten Wochenende aller Zeiten einfahren zu können . Hoffen wir mit ihm

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