Rosie Taubmann

Der Gehirnfresser!

 



In einer finsteren Nacht, in der die Sterne und der Mond ihre Gesichter verhüllen,  treibt das Grauen sein Unwesen. In diesen Nächten legt sich eine unheimliche Stille über das Land.
 Menschen und Tiere verkriechen sich, denn lautlos ist das Grauen plötzlich da,  legt sich um die Beine des Ahnungslosen, kriecht blitzschnell an ihnen empor umfasst den ganzen Körper und verschluckt ihn. Schmatzende schlürfende Geräusche unterbrechen die Stille, nach ein paar Minuten ist alles vorbei und die tiefe Stille tritt wieder ein. Das Grauen zieht weiter - zurück bleibt ein toter Körper mit hervor gequollenen Augen, einem weit wie zum Schrei aufgerissenem Mund  und das Gesicht in unbeschreiblichen Grauen verzerrt.
 So sahen sie, die Opfer alle aus die sich das Grauen holte, daher hat es seinen Namen.
 Marienberg so heißt der kleine Ort mit etwa 2000 Einwohner, das von diesem Fluch heimgesucht wird. An den wunderschönen alten Fachwerkhäuser sind alle Risse und Spalten abgedichtet, die Fenster und Türen hermetisch verriegelt. Auch die kleine alte Kirche sicherten sie so ab, denn nicht einmal vor ihr machte das Grauen halt, es holte sich den Pfarrer.
  Gestern kam der neue Pfarrer, ein energischer junger Mann, mit dem Namen Emanuel Schmitt. Er hatte von den unheimlichen Geschehnissen gehört. Was ihm sofort auffällt ist, dass es in diesem Ort kein einziges Tier gibt. Auf seine Frage nach ihnen sagten ihm die Menschen, das Grauen hat sie sich alle geholt, im Dorf, im Wald in der ganzen Umgebung. Kopfschüttelnd fragt er, wer oder was ist das Grauen? Doch nur ein Schulterzucken ist die Antwort.
Nach einiger Überlegung trommelt er die Einwohner zusammen um sich zu beraten, denn so konnte es nicht weiter gehen. Keith ein junger Mann unterbreitet ihnen, den ganzen Ort hell zu erleuchten um endlich mal zu erkennen wer oder was das Grauen ist, denn nur so können wir Gegenmaßnahmen ergreifen. Morgen Nacht ist Neumond, also eine finstere Nacht. Wir haben für die Vorbereitung nur einen Tag Zeit. Wenn alles hell erleuchtet ist, binden wir auf dem Marktplatz eine Ziege als Köder an. Alle sind einverstanden.
So beginnen sie Haus für Haus mit starken Lichtstrahler zu bestücken, die sie sich in genügender Anzahl aus der Stadt besorgten. Gegen Abend des nächsten Tages sind sie fertig,
die Ziege wird noch angebunden, dann begeben sich die Menschen in ihre Häuser, denn jetzt heißt es warten. Da in dieser Nacht keiner allein sein wollte, sitzen Familien und Freunde beisammen. Das Pfarrhaus ist die Kommandozentrale, von hier aus wird die Lichtflut eingeschaltet.
 Schweigend ihren Gedanken nachhängend sitzen hier vier junge Männer. Um 23 Uhr draußen ist es stockdunkel schaltet Keith das Licht an. Mit einem Schlag ist das Dorf taghell erleuchtet. Auf dem Marktplatz springt die Ziege unruhig hin und her. Und dann sehen sie es, ein glibberndes flaches Etwas das die ganze Straße in der Breite ein nimmt und eine Länge von etwa fünf Meter hat. Doch was ist das, es verändert sein Aussehen, wird zu einer Kugel die den Berg schnell hinunter rollt. Unten auf dem Marktplatz verändert es sich wieder, wird lang und dünn wie ein großer Finger, legt sich so um die Beine der Ziege umwickelt sie weiter und weiter bis sie vollkommen umschlungen ist. Schmatzende schlürfende Geräusche dringen den Zuschauer ans Ohr, nach zwei Minuten ist alles vorbei. Die Masse gleitet von der Ziege herunter, die tot zusammen bricht und setzt ihren Weg fort.
 Unfassbar, was ist das nur schießt es dem Pfarrer durch den Kopf. Die jungen Männer schauen sich voller Entsetzen an, so etwas gruseliges hatten sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Alle schauen sie dieser polypenartigen Horrorfigur wie gebannt nach, bis die Dunkelheit sie verschluckt.
 In dieser Nacht waren ihnen die Hände gebunden, sie konnten nicht auf die Straße ohne sich in tödliche Gefahr zu begeben. Jedoch in der Helle des Morgens laufen sie zur Ziege, sie lag da wie alle Opfer. Der Pfarrer lässt sie in das Kühlhaus des Metzgers schaffen und ruft den zuständigen Veterinär herbei,
der sie sofort untersucht. Er konnte keine äußerlichen Verletzungen feststellen deshalb musste er sie obduzieren. Dabei stellte er fest, dass, das Gehirn fehlt. Dies teilt er der Polizei wie auch dem Pfarrer mit.
 Daraufhin erließ das Gericht den richterlichen Befehl, zwei der 25 Leichen die dem Grauen zum Opfer fielen zu exhumieren. An Hand der Vorgeschichte konnte der Gerichtsmediziner sofort feststellen, dass den Opfern lebend das Gehirn durch die Nase ausgesaugt wurde. Ein grässlicher Tod, da musste selbst der abgebrühte Pathologe schlucken. Vorher sind wir sagte er, von einem Erstickungstod ausgegangen, da alle Anzeichen darauf hin wiesen. doch das hier ist so abgefeimt und bösartig, dass man sich die Leiden der Opfer nicht vorzustellen vermag.
Inzwischen hat sich der Pfarrer mit dem Spezialisten der Biologie Alfred Becker in Verbindung gesetzt, ihm die Sachlage erklärt mit der Bitte um Hilfe. Am späten Abend trifft der Biologe ein. Der Pfarrer begrüßt den alten Studienfreund. Auch Alfred freut sich Emanuel wieder zu sehen. Sie tauschen Erinnerungen ihrer Studienzeit aus. Doch dann werden die
Gesichter ernst, denn Emanuel erzählt haarklein was er hier erlebte und weshalb er den Freund so dringend um Hilfe bat. Wenn ich euch helfen soll, sagt Alfred brauche ich ein Stück der Masse dieses Wesens, damit ich es analysieren kann. Deshalb beschließen die Freunde am Morgen die nähere Umgebung abzusuchen.
 Sie sind den ganzen Tag unterwegs, doch gefunden haben sie nichts. Am nächsten Morgen machen sie sich erneut auf die Suche. Und im etwas entfernten Tal des Feuers finden sie die erste Spur. Das niedergewalzte Gras in mindestens vier Meter breite und umgeknickte kleine Bäumchen. Sie folgten der zerstörerischen Spur.
Währenddessen fragte Alfred wieso heißt dieses Tal, das Tal des Feuers?  Am Ende des Tales gibt es einen kalten Vulkan. Vor etwa 150 Jahren erlosch er. Seine Lava lief durch dieses Tal. Heute erinnern nur noch der weiter entfernte Vulkankegel und die hier in der Nähe liegende Maare an diese Zeit antwortet Emanuel. Die üppige Vegetation dieses Tales lässt jedes Forscherherz höher schlagen sagt Alfred und dann standen sie vor einem Maar. Die Maare entstehen durch eine vulkanische Gasexplosion, zurück bleibt ein tiefer Krater, der sich fast immer mit Wasser füllt und so entsteht ein Kratersee. Aber es gibt auch trockene und dieses ist so eines.
 Vorsichtig umrunden sie es und entdecken in dem rissigen Gestein, einen kleinen Fetzen. Nachdem sie ihn geborgen haben machen sich die Männer wieder auf den Heimweg. Mit diesem Maar haben die Männer auch das Nest des Untieres, in das es sich tagsüber zurück zieht, gefunden.
 Im Pfarrhaus beginnt Alfred mit seinen Untersuchungen an dem gummiartigen Fetzen. Nach gut zwei Stunden sagt er zu Emanuel; das ist ein Einzeller, doch ich kann ihn nicht einordnen. Bisher habe ich so etwas noch nicht gesehen oder davon gehört. Ich glaube es stammt aus der prähistorischen Zeit. Uns kann nur ein Paläontologe, ein Einzellerforscher der Entwicklungs und Evolutionsbiologie helfen. Ich kenne nur einen, Mark Adams, der Beste auf diesem Gebiet. Alfred setzt  sich mit ihm in Verbindung und neugierig sagt Mark sein kommen zu. Zwei Tage später ist er da. Die Freunde  erzählen die Geschehnisse, als auch von der Entdeckung die Alfred machte. Fasziniert schaute er sich den Fund an und sagt, meiner Meinung nach ist das ein uralter noch nicht entdeckter Einzeller. Allerdings muss ich noch einige Analysen machen
um die Spezies in etwa eingrenzen zu können.
Und wieder ist es Nacht geworden. Eine jener berüchtigten Nächte mit ihrer unheimlichen Stille. Eine Stille die man fast greifen kann. Sie legt sich erdrückend auf die Gemüter der Menschen. Ängstlich sitzen sie wieder in ihren Häuser und harren der Dinge die noch geschehen werden. Die Neugier der beiden Forscher das Grauen zu sehen ist sehr groß. Deshalb wird wieder  eine Ziege auf dem Marktplatz angebunden. Um 23 Uhr schaltet Emanuel das Licht ein und nach etwa einer halben Stunde ungeduldigen Wartens, kommt es angekrochen. Seine Quallenartige und vielfach veränderliche Fortbewegungsart faszinierte die Forscher. Auch seine Art der
Beuteerlegung und der Nahrungsaufnahme. Dies alles war neu für die Forscher. Nachdem das Grauen, das weder Mensch noch ein richtiges Tier ist, in der Dunkelheit verschwunden ist, setzen sich die Männer zusammen und überlegen was zu tun ist, denn dieser Einzeller war eine evolutionäre Sensation, ein urzeitliches Lebewesen, das viele Thesen der Wissenschaft auf den Kopf stellt.
 Die beiden Forscher wenden sich an ausländische Wissenschaftler um sich deren Meinung anzuhören. Innerhalb kürzester Zeit war der kleine Ort von Wissenschaftler, Reporter aus der ganzen Welt, sowie sensationslüsterne Menschen völlig überlaufen.
In dem großen Saal des Rathauses sitzen die Forscher zusammen und überlegen wie sie diesen für die Wissenschaft sensationellen Fund, dieser neuen unbekannten Spezies, habhaft werden können ohne es zu töten. Schließlich einigten sie sich auf einen luftdicht verschlossenen Container, den sie geöffnet mit einem Lockmittel darin auf den Marktplatz drapieren. Ist der Einzeller drinnen, wird die Tür automatisch mit einem Beamer verschlossen. Mit Feuereifer machen sie sich an die Arbeit und zwei Tage später steht der Container auf dem Marktplatz. Soweit war jetzt alles erledigt, nun heißt es warten bis zur nächsten dunklen Nacht. Drei Tage später ist es soweit. Der Tag ist trüb und Wolkenverhangen, so ist eine dunkle Nacht zu erwarten.
Den ganzen Tag über herrscht eine hektische Aufregung im Ort. Die vielen Besucher sind einfach nicht alle unterzubringen. Die Polizei und Einwohner appellieren an ihre Vernunft nach Hause zu fahren  und ihr Leben nicht aufs Spiel zu setzen. Doch viele beschließen im Auto zu bleiben, da sie sich die Sensation nicht entgehen lassen wollen.
 Inzwischen ist es Abend geworden. Tief unten im Maar erwacht das Grauen. Langsam und leise gleitet es die Wände empor. Tentakelartig greifen Arme über den Rand der Öffnung und ziehen den Rest des Körpers nach. Draußen angekommen schaut es sich um - es hat Hunger. Der Duft von Leben umweht es. Dort unten im Dorf wartet sein Essen und so macht es sich ungeduldig auf den Weg. Kurz vor dem Dorf das hell erleuchtet ist verharrt es, nimmt die Eindrücke in sich auf und sortiert sie. Da stehen Autos, ein Container und Menschen laufen herum. Es schaut sich den Container genauer an und stellt fest, dass es eine Falle ist. Eine Falle für mich denkt es, doch ich werde ihnen die Gemeinheit heimzahlen, mich einfangen zu wollen, das werden sie büßen. Langsam setzt es sich in Bewegung, behält die Menschen im Auge. Noch hat mich niemand bemerkt, ich muss nur weiterhin ganz flach über den Boden gleiten, sagt es sich, je später sie  mich bemerken um so schneller kann ich meinen Hunger stillen.
 Die Einheimischen haben sich mit ihren Gästen in die Häuser zurück gezogen.  Sie ziehen die Sicherheit vor. Reporter und Fotografen befinden sich, da sie sich nicht als ängstlich erweisen möchten noch auf den Straßen. Viele der Neugierigen sitzen in ihren Autos. Dann geht ein Aufschrei durch den Ort - das Grauen es ist gekommen. Fotografen reißen die Kameras hoch, Blitzlichter zucken, die Stimmen der Reporter überschlagen sich im Eifer der Meldungen und Beschreibungen. Langsam kriecht es immer näher, seine Ausmaße nehmen die ganze Breite der Straße ein. Die Menschen reißen die Augen auf, so etwas war noch nie da gewesen. Plötzlich schießt aus der wabbelnden Masse blitzschnell ein Tentakel hervor, legt sich um einen Fotografen zieht ihn zu sich heran, bedeckt ihn vollkommen, Sogleich dringt ein schreckliches Schlürfen und Schmatzen durch die eingetretene Stille. Das  Grauen sinkt zu Boden und der Fotograf bricht tot zusammen.  Schon gleitet es auf den Nächsten zu, die Menschen stoben schreiend auseinander und geraten immer mehr in Panik, Verletzte sinken oder stürzen zu Boden, einige versuchen weg zu kriechen, doch das Grauen holt sie sich. Es wird immer schneller und schneller, die Jagd nach menschlichen Gehirnen ist eröffnet. So holt es sich einen nach dem anderen bis kein Leben mehr auf der Straße ist. Dann wendet es sich den Autos zu.
Entsetzte Gesichter starren durch die Autoscheiben auf das gruselige Geschehen. Die Polizei schießt auf das Ungeheuer, doch von seiner gummiartigen Haut prallen die Kugeln ab. Blitzschnell wendet es sich den Polizisten zu, ein Tentakel schießt nach vorn, doch die Polizisten bringen sich mit zwei riesigen Sätze in die Sicherheit der Wache. Sie müssen dem Massaker machtlos zusehen. Überall wohin man blickt tote Menschen und noch immer hat es nicht genug.
 Jetzt hat es das erste Auto erreicht schlängelt sich hoch und kriecht durch den Lüftungsschacht ins Innere. Da das ganze Auto auch von außen mit der Masse bedeckt ist, bleibt den Insassen jeder Fluchtweg abgeschnitten, sie werden alle getötet. Schon wendet es sich dem nächsten Auto zu. Die übrigen Fahrer ergreifen die Flucht. In dem wilden Durcheinander kracht und scheppert es an allen Ecken, doch das stört niemanden, denn sie alle haben nur den einen Gedanken - weg. - Weg von diesem Ort des Grauens und in wilder Flucht rasen sie davon.
 Zwischenzeitlich schaut sich das Grauen um. Es sieht die vor Schreck und Angst verzerrten Gesichter der Menschen hinter den Fensterscheiben. In seinem blinden Blutrausch kriecht es die Wände der Häuser empor, doch es ist nicht der kleinste Riss oder Spalt zu finden, sogar die Kamine sind zugemauert. Es ist sinnlos denkt es an diese Beute komme ich heute nicht heran. Langsam gleitet es auf die Straße zurück. Sein Umfang ist enorm gewachsen, fast um das doppelte. Einige Minuten liegt es still und ausgebreitet wie ein Teppich. In der Mitte entsteht plötzlich Bewegung, eine runde Ausbuchtung ist zu sehen, aus der sich ein Kopf formt mit Augen und einem breiten Maul. Mit einem Ruck reißt es das Maul auf und stößt einen schaurigen triumphierenden Schrei aus, der unnatürlich laut von den Wänden der Häuser widerhallt. Den Menschen laufen eisige Schauer den Rücken herunter. Mancher junge Mensch hat seit dieser Nacht schlohweißes Haar. Niemand kann die Schrecken dieser Nacht so einfach weg stecken. Der Kopf des Ungeheuers dreht sich einige Male hin und her, als wollte es sich alles genau einprägen. Dann wendet es sich ab, gleitet die Straße entlang in die Dunkelheit zurück. So gesättigt war ich schon lange nicht mehr denkt es und fühlt sich so richtig wohlig müde. Jetzt ins Nest und mindestens eine Woche schlafen. Einmal noch verharrt es kurz, schaut zurück und denkt  -  ich komme wieder und ich lasse mir etwas einfallen wie ich in eure Häuser komme. Wiegt euch nur nicht zu sehr in Sicherheit. Bei all den Gehirnen heute wird doch wohl eines dabei sein, das mir durch seine Intelligenz nützlich ist, wir werden sehen. Dann wendet es sich um und setzt seinen Weg fort. Am Maar angekommen gleitet es die Wände hinab und legt sich zufrieden schlafen.
Im Dorf sitzen die Menschen still beisammen, dieses grauenhafte Ereignis hat sie sprachlos gemacht. Sie warten auf das Morgengrauen um sich das Ausmaß der furchtbaren Bluttat anzusehen.
 Mit der ersten Dämmerung strömen sie auf die Straße. Der Marktplatz und die Straße waren mit Leichen übersät, es ist ein fürchterlicher Anblick. Die zwei Forscher und der Priester schauen erschüttert sich um, hier wütete ein fürchterliches Untier. Diese Nacht geht als Blutnacht in die Geschichte ein. Nach Rücksprache mit der Regierung sperrt die Polizei den ganzen Ort ab. Nach und nach treffen Vertreter der Regierung, der Bundeswehr und des  forensischen Labors ein.
Der Innenminister, der Verteidigungsminister, der Polizeichef und die Forscher überlegen und beraten wie dieses Ungeheuer zu vernichten ist.  Währenddessen  tragen die Soldaten die Leichen zusammen. Auf dem Marktplatz wurde ein großes Zelt aufgestellt, in dem die Toten untersucht werden, die Identität fest gestellt wird und schließlich eingesargt um sie in ihre Heimatorte zu überführen.
Die Politiker und die Wissenschaftler diskutieren noch immer. Der Verteidigungsminister schlägt vor Laserwaffen einzusetzen, doch die Wissenschaftler sind dagegen. Dieses Wesen ist ein Einzeller sagt Alfred, es ist gegen herkömmliche Waffen gefeit, auch mit Feuer ist nichts zu machen da es eine gummiartige Haut hat die nicht brennt. Es lebt tief unten in der Erde und liebt die Hitze. Mit dem Laser könnte man es verletzen, vielleicht auch töten. Ist es nur verletzt kann das für uns verheerende Folgen haben. Dieser Einzeller spaltet sich selbst und einer von dieser Größe kann sich hundertfach teilen. Dann hätten wir eine Invasion dieser unbekannten mordlüsternen Spezies. Dieses Risiko können wir nicht eingehen. Wir müssen eine andere Lösung finden. So überlegen sie weiter. Nach einiger Zeit sagte Mark aus einem Gedanken heraus - wir müssen Kälte anwenden, zum Beispiel Eis. Der Verteidigungsminister sagt: Wir haben Kanonen die mit Trockeneisbomben bestückt sind, die können wir verwenden. Außerdem können wir als erstes Schneekanonen einsetzen um es durch die Kälte erstarren zu lassen und es anschließend mit den Trockeneisbomben  vernichten. Dieser Vorschlag überzeugte auch die Wissenschaftler. Allerdings ließ Mark verhören, haben wir noch ein Problem, dieses Wesen ist schlau,
die Intelligenz der Gehirne scheint sich auf es zu übertragen und lässt es denken wie ein Mensch. Es wird somit nicht leicht sein ihm eine Falle zu stellen.
 Entschlossen gehen sie zum Maar um sich die Örtlichkeit genau anzusehen. Da dieses Wesen nur Nachts in Erscheinung tritt, können sie sich am Tag frei bewegen. Am Maar angekommen, sehen sie die breite Spur, die das Wesen hinterlassen hat. Rechts, links auch hinter dem Maar wächst eine wilde vielfältige Vegetation. Bäume, Büsche, Kleingehölze, Blumen stehen dicht stellenweise verwachsen beieinander. Die Männer beschließen eine Fläche von 500 Meter im Umkreis völlig kahl zu roden. Nur hier direkt bei seinem Nest können sie ihm eine Falle stellen.
Am nächsten Morgen machen sich die Soldaten wie auch die Einheimischen ans Werk. Die Politiker reisen in die Hauptstadt zurück.  Die Kanonen mit sechs Kanoniere sind unterwegs. Innerhalb von zwei Tagen ist die ganze Arbeit erledigt. Major Hansen der den Einsatz leitet hat überall Flutlicht anbringen lassen. Heute sind die Kanonen angekommen und werden jetzt im Kreis aufgestellt. Der Major hat die Polizeistation als Kommandozentrale übernommen. Am Maar wurden Bewegungsmelder und Digitalkameras aufgestellt, die hier über die Computer in der Zentrale laufen.
  Nun ist es schon die vierte Nacht und nichts geschieht. Der Major, die Forscher, der Bürgermeister wie auch der Pfarrer diskutieren wie das Wesen anzulocken ist. Es gibt nur ein Mittel sagt Alfred und das ist Gehirnmasse, doch wo sollen wir die herbekommen?  Vom Schlachthof erwidert Mark. Der nächste Schlachthof ist etwa 50 Kilometer von hier weg sagt der Bürgermeister. Er setzt sich mit dem Leiter des Schlachthofs in Verbindung, erklärte ihm die Situation und erhält die verbindliche Zusage, dass am nächsten Tag sieben frische warme  Rindergehirne bereit stehen. Der Bürgermeister fährt selbst hin und transportiert die bereit gestellten Gehirne in einer Wärmebox zurück.
 Am Abend legen die Männer  die Gehirne aus, eines direkt am Maar, die Anderen zur Mitte des für die Kanonen gut erreichbaren Platzes, hin. Unterdessen beziehen die Kanoniere  ihre Stellung, auch der Major und fünfzehn Soldaten stehen bereit. Mit Schutzanzügen der Astronauten aus der Raumfahrt ausgerüstet, wirken sie befremdlich, wie Monster aus einer anderen Welt. Dennoch ist es ein Todeskommando und das ist allen Männer bewusst.
Nach zwei Stunden angespannten Wartens, hören sie ein schleifendes kratzendes Geräusch aus dem Krater. Und schon tasten sich drei polypenartige Arme über den Rand, die den massigen Körper hinterher ziehen. Dann ein schmatzendes schlürfendes Geräusch und weg ist das erste Gehirn. Langsam breitet es sich in seiner vollständigen Größe aus. Den Männer stockt der Atem, sie reißen die Augen auf, so etwas haben sie noch nie gesehen. Eine mindestens zehn Meter breite und ebenso lange Kreatur, das die Bösartigkeit regelrecht ausstrahlt. Schon ist es am zweiten Gehirn als es sich plötzlich aufrichtet und umher schaut. Nanu denkt es was sind denn das für Wesen, das muss ich mir genauer ansehen. Neugierig kommt es näher, tastet mit dem Tentakel über den Anzug des ihm am nächsten Stehenden. Was ist das denkt es, menschlicher Geruch und doch kein Mensch. Es kann diese Gestalt nicht einordnen. Also wendet es sich wieder der Nahrung zu, die ihm so freizügig angeboten wird. Der herrliche Duft macht es verrückt und stachelt die Gier so sehr an, dass sie überhand nimmt. Und schon verschlingt es das zweite und dritte Gehirn. Der Major schaut immer noch fassungslos auf die riesige Kreatur. Aus welcher Hölle ist dieses Ungeheuer entwischt fragt er sich. Dann schüttelt er seine Benommenheit ab und gibt mit lauter Stimme den Befehl die Schneekanonen in Gang zu setzen.
 Durch die laute Stimme irritiert schaut das Grauen auf die Männer, sieht von den Schneekanonen diesen weißen, dicken Strahl auf  sich zukommen und weiß nicht was das ist, denn Schnee kennt es nicht. Den ganzen Winter hindurch schläft es in seinem warmen Nest und kommt erst im Frühling wieder nach oben. Und so trifft es die plötzliche Kälte ganz unvermutet, innerhalb von Sekunden ist es und der ganze Platz mit Schnee bedeckt. Voller Schreck bleibt es erstmals ganz ruhig liegen. Es spürt die Kälte auf seiner Haut. Überall liegt dieses Zeug, es kann weder vor noch zurück. Eine Falle schießt es ihm durch den Kopf, sammele deine Kräfte und wehr dich. Es bäumt sich auf und stößt ein schreckliches Gebrüll aus. In rasender Schnelligkeit bilden sich Tentakel ergreifen die Männer hinter den Kanonen, ziehen sie zu sich heran und drücken immer fester zu.  Die Männer schreien, Knochen brechen, dann schleudert es sie mit Wucht zu Boden. Sie hatten keine Chance diese Attacke zu überleben. Sofort übernehmen Soldaten ihre Stellung, damit der Beschuss nicht abreißt. Immer noch fürchterlich brüllend richtet sich das Grauen auf, wird immer größer und länger als wollte es in den Himmel flüchten. So steht es Minuten lang, wie ein riesiger mahnender Zeigefinger, dann kracht es so schwer zu Boden, dass die Erde erbebt.
 Unsäglicher Schmerz durchzieht seinen Körper. Es kann sich nicht mehr bewegen, die Kälte das brennen des Eises ist kaum zu ertragen. Ich will nicht sterben denkt es und so sammelt
es seine letzten Kräfte und bäumt sich immer wieder auf. Doch es hat seinen größten Kampf schon verloren. Das Brüllen wird leiser und geht in ein Röcheln über, die Kälte lässt das Leben langsam entweichen. Noch einmal bäumt es sich auf, stößt einen Schrei aus und sinkt ermattet zu Boden.  Zuckende Bewegungen durchlaufen den Körper des riesigen Monsters, dann liegt es still, mit Brandblasen übersäht.
 Eine Kreatur aus der Urzeit - mit  modernen Waffen zur Strecke gebracht. - Das Grauen ist tot!
 Es ist vorbei sagt der Major und schaut mit bleichem Gesicht seine  Männer an. Der schreckliche Todeskampf der Kreatur und das Massaker an den Männern hat auch bei ihm seine Spuren hinterlassen. Das Grauen so denkt er, war schon der richtige Name für diese Bestie. Langsam gehen die Männer in den Ort zurück. Und am Maar verschwindet ein Handteller  großes schwammiges gummiartiges Etwas blitzschnell im Krater!   

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.03.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

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Sinnenflut von Gerhild Decker



Eine Flut von Sinneseindrücken wird in den Gedichten von Gerhild Decker heraufbeschworen. Die Themenvielfalt ist so bunt, wie sie nur von einem intensiven Leben vorgegeben werden kann. Die Autorin ist mit der Realität fest verwurzelt, wagt aber immer wieder Ausflüge in die Welt der Träume und Wünsche. Kleinigkeiten, die an ihrem Wegrand auftauchen, schenkt sie genauso Beachtung, wie den grossen Zielen, die jeder Mensch in sich trägt.

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