Maria Mittermayr

Der Sohn des unbekannten Morgen- Nacht 2

Gut man sah tatsächlich etwas kämpfen: Einen kleineren weißen Fleck gegen einen größeren weißen Fleck umzingelt von einem Meer aus Köpfen.
Beide Flecken hatten zwar eine menschliche Form doch ob es sich um Menschen oder Cory handelte ließ sich kaum sagen.
Ich meinerseits war ja der Meinung dieser Typ war selber ein Cory und erlaubte sich damit einen äußerst geschmacklosen Scherz auf Michaels Kosten.
Bei den Leuten kam das natürlich wahnsinnig gut an und auf einmal war alles wohin man auch blickte voll mit irgendwelchen Möchtegerns die diesem Jungen aus dem YouTube Video schon mal begegnet sein wollten.
Ich hatte selbstverständlich keine dieser hirnrissigen Storys geglaubt , hielt Herrn Nich´hvanj zwar für einen außergewöhnlichen, starken Menschen,
einen jungen Medizinstudenten mit einer schwierigen Geschichte der aus irgendeinem mir unbekannten Grund eine äußerst tiefe Affinität zu den Cory entwickelt hatte und sich deshalb für ihre Rechte einsetzte, nicht mehr und nicht weniger .

Auch dass er allem Anschein nach ein paar Worte Raha sprach war mir bis zu diesem Augenblick nicht seltsam vorgekommen.
Schließlich gab es ja genug Dinge und Sprachen die die jungen Leute heutzutage lernen wollten also warum nicht auch diese?.
Doch nun wo ich diesen jungen Mann derart aufgelöst vor mir sah war ich dementsprechend verwirrt und mir lief es eiskalt den Buckel runter.
,,Ja natürlich!, wie sollten Sie es wissen."
Fuhr der Junge  fort, seine  leise fast schon flüsternde Stimme klang unnatürlich laut und seine Augen waren nun voller Tränen was meinen eigenen emotionalen Zustand nicht wirklich verbesserte.
„Die, die wir so eben beerdigten, ist die Cory die vor zwei Tagen in der Nähe eines Lokals starb. Fünf Jugendliche erstachen sie mit Messern .Getötet von halben Kindern. Der jüngste von ihnen war soweit mittlerweile bekannt ist gerade erst zwölf. Die Langlebige die sie ermordeten war aufgrund ihres Alters bereits etwas geschwächt, und der Angriff kam plötzlich.
Vermutlich ließ sie sich sogar töten aus Angst diese Leute zu verletzen und in dem Glauben wenn sie nur aufhört sich zu rühren werden die Angreifer von ihr ablassen aber das taten sie nicht.
Sie starb an einem Lungenstich und ich bin überzeugt: Die Zeitung säte den Hass in die Seelen dieser Menschen und Sie wurde indirekt Opfer dieser Wortverdreher.
Doch die verstecken sich hinter Ausflüchten wollen sich natürlich herausreden.Ein Cory wird oft mal ermordet.
Der Krieg ist noch nicht lang genug vorbei das passiert nun mal und das es ausgerechnet Diese war, sei ein Zufall !.´
Blöder Zufall nannten sie diesen feigen, hinterhältigen und nutzlosen Mord !.Aber ich weiß warum es geschah.
Wegen dieser Lügen!, denn das sind sie... Sie quälten mich nie !.Ich lebe bei den Cory aus freien Stücken.
Sie retteten mich ....Waren die einzige Familie die ich hatte, und habe wie jeder im Leben nur eine hat und die einzigen Menschen oder auch Wesen wie immer Sie das sehen wollen, die je wirklich an meinem Weiterleben interessiert waren ."

Während er das sagte schwangen in Michaels Stimme so viel Trauer und zugleich eine tiefe Zuneigung für diese verstorbene Langlebige mit das mir sofort klar war das er entweder wirklich so verrückt sein musste wie alle behaupteten oder aber die Wahrheit sagte.
Vielleicht auch Beides.
Noch dazu hatte ich über diesen ,,Cory - Mord in der Innenstadt" wirklich etwas gelesen, nämlich ausgerechnet im Tagesthema.
Das Opfer war eine weibliche, sehr alte Cory gewesen der man durch das weiße Haar welches bei diesen Wesen den baldigen Tod ankündigt die Jahre zu ihrem Pech auch noch angesehen hatte.
Sie hatte laut Polizei eben dieses Lokal geführt und viele der Gäste hatten sie gern gehabt.
 Laut diesen war sie auch immer ehrlich und rechtschaffen gewesen.
Hatte gerne geholfen wenn sie konnte.

Aber anscheinend hatte das nicht gezählt denn trotzdem hatte man ihr Alter gesehen
und dadurch auch das sie bereits viele Menschenleben auf dem Gewissen gehabt hatte.
Unzählig oft getötet hatte bis der Frieden endlich ausgerufen werden konnte.
Das sie es tun musste um selbst zu überleben und keine andere Wahl gehabt hatte außer der elend zu Grunde zu gehen, hatte dabei keinen gekümmert denn ihre selbsternannten ,,Richter" waren nicht bei bösen Blicken geblieben.
Waren vermutlich erst einfach so ins Lokal gekommen, und hatten laut einigen Augenzeugen erst auch ein bisschen was getrunken.
Dann aber hatten sie mit dem angefangen was sie eigentlich wollten: zu randalieren und die Cory hatte sie des Lokals verwiesen war ihnen nur gefolgt weil die fünf nachdem sie ein paar Tische und Stühle zerlegt hatten schließlich auch noch gegangen waren ohne zu bezahlen.
Die Langlebige hatte nur fordern wollen was ihr zugestanden wäre aber stattdessen selbst bezahlt.
Jetzt war sie tot.
Abgestochen wie ein Hund obwohl für Cory zumindest ansatzweise Menschenrechte gelten und es tat mir plötzlich sehr leid dass ich überhaupt hergekommen war.
,,Nun..."
Überwand ich mich endlich zu sagen.
,,Ich kannte diese...Person... ja nicht aber würden sie mir trotzdem glauben das ich , hätte ich gewusst wie´s grade um Sie steht mich niemals mit ihnen getroffen hätte um Sie mit meinen Fragen zu belästigen?."
,,Ja"
Die leichte Andeutung eines Lächelns huschte kurz über Michaels Gesicht um anschließend genauso schnell wieder zu verschwinden wie ein Sonnenstrahl in einer Wolke .
,, Ich glaube ihnen, denn sie sind ein guter Mensch Silvia von denen es nur wenige gibt.
Kaum jemand wird sich schon allein wegen der Cory tatsächlich trauen hierher zu kommen.
Das allein zeugt davon das sie anders sind als die Meisten die bereits zu mir kamen um irgendeine Geschichte zu schreiben...
Ja Sie sind ehrlich, ihr Bedauern ist ehrlich und deshalb denke ich, dass ich nun doch mit ihnen sprechen möchte, allerdings nur unter vier Bedingungen."
,,Also gut, alles was sie wollen!, Sie sind der Boss!" seufzte ich erleichtert und war froh das Michael schließlich doch seine Ansichten geändert hatte.
,,Nun denn"
Der junge Mann musterte mich nochmals eingehend und ernst bevor er fortfuhr
,,Erstens : Ich möchte das fertiggestellte Buch noch bevor es an einen Verlag kommt als erstes selbst lesen und danach nochmals einem Mitglied meiner Familie als Lektüre überlassen um auch festzustellen ob das was sie schreiben der Richtigkeit entspricht und ob uns gefällt was sie schließlich aus meinen Informationen machen.“
 (Das er diesen Clan als seine Familie bezeichnete nahm ich inzwischen etwas gelassener zur Kenntnis.)
„Zweitens : Das Buch verbleibt nach der Fertigstellung unter der Obhut jenes Familienmitgliedes und auch dieses begleitet Sie schließlich zu ihrem Verleger um zu vermeiden das sie das Werk durch ein negatives Duplikat austauschen. Haben Sie dies dennoch vor und gelingt es Ihnen uns trotz aller Vorsichtsmaßnahmen unsererseits zu hintergehen, Tragen Sie und nur Sie ganz allein die Folgen des Ärgers der meinem Haus daraus entwächst. Drittens: Während der Arbeit an diesem Buch sind Sie von heute an Gast der Nich´hvanj.  Sie leben während dieser Zeit in unserem Haus, können dort schlafen und auch arbeiten.
Einerseits um sie zu überwachen, andererseits damit sie unsere Sitten und Gebräuche kennenlernen.  Fragen sie uns wenn etwas neu für sie ist bevor sie jemanden wortlos anstarren wie zuvor Naawja.
Falls das wie ein Vorwurf klingt, haben Sie es falsch verstanden. Ich leiste hier nur Aufklärungsarbeit denn Sie müssen wissen, jemanden derart aggressiv anzustarren gilt bei den Cory als äußerst unhöflich und Viertens, das soll nun die wichtigste Regel sein : Während sie bei uns leben, genießen sie den Schutz der Familie und sind uns zu Gleichem verpflichtet.
Sie werden wie ein vollwertiges Mitglied behandelt und übrigens: Lernen Sie eine Sprache bevor Sie sie anwenden. Es gibt Leute die zuweilen weniger Humor aufbringen als ich."

Bei diesem letzten Satz lachte der Bursch kurz auf denn er hatte es anscheinend irgendwie witzig gefunden.
Doch ich, die so arglos zugesagt hatte, nichtsahnend das so etwas wie das eben seine Forderungen sein könnten, fühlte mich wie betäubt und als hätte ich eine Rolle Stacheldraht verschluckt.
Doch nicht weil ich jemals vorgehabt hätte Michaels Freunden, dieser Cory - Sippe schaden zu wollen.
Nichts lag mir ferner denn ich hatte sehr, sehr viel Freude am Leben, wirklich!,
Aber ich war schockiert welche Dinge mir der Junge da zutraute!. Verleugnung, Rufmord, Betrug!...
So sah ich doch nicht aus.....-oder?.
Und außerdem wusste ich nicht was nun da auf mich zukommen würde wenn ich die nächsten Wochen wirklich bei einem Cory - Clan leben müsste...
Damit meine ich nicht das ich tatsächlich Angst um mein Leben gehabt hätte was ja auch ziemlich albern gewesen wäre denn kein Cory hatte einem Menschen seit dem Beschluss des Narii-Pakts am fünfzehnten November zweitausendelf mutwillig Schaden zugefügt es sei denn in Notwehr .
Doch ich wusste das die meisten Langlebigen nie einen Menschen nah an sich heranließen und ganz besonders die Älteren die eben in sogenannten ,,Clans" zusammenlebten wie Michaels "Familie", waren uns Menschen gegenüber, seit dem Krieg der dem nun herrschenden Frieden vorangegangen war, äußerst negativ eingestellt.
Vor dem fürchtete ich mich und davor wie eine Gefangene behandelt zu werden.
Andererseits aber sah ich, natürlich erst als ich mich wieder etwas gefasst hatte und mein Adrenalinspiegel auf ein normales Level zurückgegangen war, auch die einmalige Gelegenheit vor mir, wirklich ihre Lebensweise kennenzulernen.
Etwas Neues, vielleicht sogar richtig Bedeutendes zu schreiben.
Deshalb glaube ich stimmte ich schließlich auch zu.
,,Gut , das freut mich. Sie müssten nun aber trotzdem draußen warten bis meine Familie kommt, das verstehen Sie doch sicher."
Antwortete Michael und ging mit mir zurück zum Friedhofstor.
Dann wollte er sich abwenden um wieder an der Trauerzeremonie teilzunehmen die sich inzwischen ins Innere eines der kleineren Hütten verlagert hatte welche zwischen den vereinzelten Bäumen der großen Anlage verstreut lagen.
Das Feuer war bereits gelöscht.
Der Platz wo vor kurzem noch mehrere Cory gestanden hatten war vollkommen leer und dadurch daß das alles an einem Herbsttag passierte wirkte es nun durch die kahlen Bäume noch trostloser als eine Beerdigung egal wessen Beerdigung ohnehin schon war.
Das braune, welke, halberfrorene Gras ,der Regen und dazu Michaels trauriges, hoffnungsloses Gesicht. Ich hab zwar keine Kinder und zweifle stark daran,  dass ich mit dreiundvierzig noch welche bekommen werde.
Aber dieser Junge  der soeben wegen einer toten Cory in ein schwarzes Loch fiel…
-Er hätte mein Sohn sein können! .
Egal ob er verrückt war oder nicht, er tat mir auf eine Weise leid die mich mehr berührte als ich ertragen konnte
und diese Naawja ganz gleich in welcher Beziehung sie zu dem Jungen stand und egal wie seltsam und befremdend ich es fand das er diese Sippe allem Anschein nach nicht nur als seine Familie bezeichnete ,sondern das auch wirklich so empfand, was ich getan hatte war falsch von mir gewesen und ich beschloss mich zu entschuldigen.
,,Das was vorhin mit ihrer...ähem... Freundin passiert ist tut mir leid. Das arme Mädchen hat sicher auch so schon genug zu leiden. Sicher hat sie gedacht ich mache mich lustig über sie!."
Sagte ich deshalb und legte mein ganzes Bedauern in diesen einen Satz in der Hoffnung der junge Mann würde mir zumindest glauben das ich es ernst meinte.
Doch Michael schien mich nicht ganz zu verstehen denn anstatt meine Entschuldigung anzunehmen blieb er mitten im Schritt stehen.
,,Das arme Mädchen? "
Fragte er nur ohne sich umzudrehen.
,,Ich meine...natürlich haben Sie sich falsch verhalten , aber warum denken sie Naawja würde leiden?"
,Nun,"
Ich fühlte wie mir das Blut aus dem Gesicht wich.
„Sie ist doch sicher sehr krank!. Sie sieht doch so schwach aus und...-"
Gerade hatte ich nochmals beteuern wollen wie leid mir das alles tat als Michael mich plötzlich mitten im Satz unterbrach.
,,Halt!,-.....-Sie wissen sehr wenig über die Cory hab ich Recht?"
Fragte er und als er sich umdrehte hatte ich Angst er würde jetzt vielleicht sogar wütend werden und mich anschreien doch statt dessen stellte ich fest das er eher belustigt wirkte während er fortfuhr
„Wissen Sie , Naawja ist noch sehr jung. Ihr Körper ist durch den Übergang in ihre jetzige Gestalt noch ziemlich geschwächt, Bei allen Cory ist das so. Sie wirken das erste Jahr ihrer neuen Existenz unterernährt, ihre Haare wachsen gerade erst nach und sie sind schwach. Wie ein Kind ist Naawja in ihrem momentanen Zustand ganz auf den Schutz und die Pflege durch andere ihres Clans angewiesen und wie fast alle jungen Cory kommt sie damit schlecht zurecht , doch ansonsten geht es ihr sehr gut. Vor kurzem erst hat sie ihre ersten, länger bleibenden Zähne bekommen, sie legt kontinuierlich Gewicht zu. Ja, Jetzt dauert es nur mehr wenige Wochen und sie wird ganz von selbst stärker werden, aber was erzähle ich?, wenn sie jetzt einige Zeit bei uns leben werden sie es sowieso sehen."
,,Was?!"
Nun war es an mir verwirrt zu sein.
,,Gehört... Nawia etwa auch zu ihrer Familie?!."
,Ja."
Michael sah mich freundlich an und schien nur mit den Augen zu lächeln.
,,Alle die Sie heute bei der Zeremonie rund um das Feuer sahen gehören zu meiner Familie!"
,,Du meine Güte!."
platzte es einfach so aus mir heraus.
,,Das waren ja sicher bestimmt neun wenn nicht noch mehr!"
„Ja, Sie haben gute Augen. Momentan sind es sieben um genau zu sein."
Klärte der Bursche mich auf und beobachtete dabei aufmerksam wie mein Gesicht in Kürzester Zeit die unterschiedlichsten Farben wechselte.
Er schien seine helle Freude daran zu haben.
Doch ich hatte nun wirklich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.
Hautnah mit sieben(!) Cory
zusammen zu leben hatte ich mir bei aller Nächstenliebe und Integration schließlich doch nicht vorgestellt.
Als Michael von seiner,, Familie" sprach hatte ich ja noch in normalen Zahlen gedacht, vier oder fünf vielleicht....-
...- Allerhöchstens fünf in freundlichem Andenken an die gute alte Großfamilie .
Die anderen hatte ich gehofft, wären vielleicht nur entfernt mit der Toten bekannt gewesen und würden wie auch bei uns Menschen üblich nur wegen diesem Anlaß ,- Der Beisetzung, erscheinen.
Doch da hatte ich mich anscheinend grundlegend getäuscht.

 Kurz spielte ich mit dem Gedanken doch noch einen Rückzieher zu machen, aber ich verwarf ihn auch ebenso schnell wieder denn jetzt doch noch nein zu sagen hätte meinem Stolz zutiefst widerstrebt.
Also schwieg ich eisern und es war mir auch völlig egal ob ich mich als schließlich eine Dreiviertelstunde später die gesamte Schar auftauchte fühlte wie ein Hase der dem Fuchs auf einem silbernen Tablett serviert wird.
Fassungslos zählte ich nach und stellte fest das es wirklich Sieben waren! , sieben Augenpaare die mich lauernd anstarrten!.
Noch schlimmere Ausmaße nahm das ganze allerdings an als einer der männlichen Cory schließlich auf mich zukam.
Er war mindestens einen Kopf kleiner als Michael, und seine Gestalt war zwar wie bei  allen seiner Art hager und sehnig, doch ansonsten wirkte er fast schon gewöhnlich und ja vielleicht war gerade das das Schockierendste an meiner ersten Begegnung mit den Nich’hvanj denn im Gegensatz zu Naawja wirkten er und auch alle anderen völlig normal, man sah ihnen  „ Es" nicht sofort an und hätte ich nur ein paar Jahrzehnte früher gelebt  hätte ich sofort meine rechte Hand darauf verwettet das es sich bei dieser Person die nun unmittebar vor mir stand um nichts weiter handeln konnte als um einen durchschnittlichen sportlichen Mann mitte fünfzig, wobei er sich mir damals sicher nicht ohne guten Grund soweit genähert hätte.
Das zu glauben was mir mein Hirn auf den ersten Blick vorgaukelte wäre mein Todesurteil gewesen.
Die Tarnung perfekt  .


Doch da ich eben in einer Zeit lebe wo mittlerweile alle die Wahrheit kennen, vergaß ich doch keinen Augenblick mit was ich es zu tun hatte.
Ich war umgeben von Cory und die sehen alle, soweit ich gehört hatte, zumindest bis knapp vor ihrem natürlichen Tod frisch und jugendlich aus.
Also beschloss ich das mit dem Alter schätzen lieber ganz schnell wieder sein zu lassen, kam aber trotzdem nicht umhin seine fast hypnotisierende Ausstrahlung wahrzunehmen.
Seine silbergrauen, schulterlangen Haare, welche nur mehr am Ansatz ihre ursprüngliche, vermutlich einmal ziemlich dunkle Farbe erahnen ließen fielen ihm zu einem etwas schlampigen Zopf geflochten über die Schultern.
Sie waren dicht und grob wie eine Pferdemähne und der graue Schatten eines gerade nachwachsenden Bartes ließ die Partie um Mund und Kinn herum etwas dunkler wirken während ernste graublaue Augen den Blick der meinen suchten.
jetzt im Dämmerlicht waren die Pupillen groß und mandelförmig und in seinem ganzen Gehabe schien eine unglaubliche Ruhe zu liegen aber gleichzeitig auch eine solch intensive Art von Kraft und Selbstbewußtsein wie ich es noch nie zuvor bei irgend jemand anders gespürt hatte.
Doch das war noch nicht alles .
Ich sah sogar etwas seltsam Schalkhaftes fast spitzbübisches in diesen Augen aufblitzen, ganz kurz nur doch es verschwand sofort wieder als er mich völlig unerwartet ansprach.
Seine Stimme paßte perfekt zu seinem Erscheinungsbild ,Dunkel und kräftig.
Sie klang wie warmer Honig der über kalte Bitterschokolade rinnt.

,,Du mußt diese Schriftstellerin sein, der Junge liegt mir schon seit Tagen in den Ohren und hat mir gerade von eurem Abkommen erzählt. Er sagt er hält dich für ehrenwert…er denkt du bist  anders als die meisten Fremden die in den letzten Tagen kamen und gingen .Zu meinem Bedauern kann ich diese Ansicht nicht teilen. Ich könnte dich kaum von ihnen unterscheiden. Wie sie riechst nach Angst und wenn ich dich ansehe sehe ich nur einen schwachen Menschen.Ihr seid  alle gleich . Infolgedessen bin ich wie du dir sicher denken kannst alles andere als froh über deine Anwesenheit aber  dennoch habe ich mein Wort gegeben. Ich bin nach Dama´W-Sajihs Erwachen Dajhar der Nich´hvanj und die Sippe vertraut meinem Entschluß,  also  erkenne ich dich hiermit ab heute als einen der unseren an und stelle dich zugleich unter unseren Schutz,- Nirh jm´mar-s´n-ngi !. J-hn´wa J´navii-Shi´wa Rin-s´n-ni. ”
“Ajini, Aha´j ira´h-ni!“
 Antworteten ihm die übrigen Clanmitglieder wie im Chor und hörten auch endlich auf mich so drohend anzusehen nachdem der eine Cory die letzten Worte anscheinend an die übrigen "Familienmitglieder" gerichtet hatte.

Natürlich wußte ich nicht was er zu ihnen gesagt hatte.
Ich verstand ja noch nicht einmal wirklich den deutschen Teil der mir gegolten hatte!.
schon garnicht dieses überaus charmante "Menschen sind alle gleich" Aber zwei Dinge wußte ich trotzdem:
Zum einen, das die Übrigen anscheinend ebenfalls nicht unbedingt glücklich waren mich unter ihnen dulden zu müssen denn die Stimmen der meisten hatten nicht gerade erfreut geklungen.
Eher wie eine gut einstudierte Pflichtübung für die es keine anderen Worte gab und zum Zweiten, das dieser Dajhar anscheinend so eine Art Anführerposition bekleidete.

Ich wußte ja nicht, wie es in anderen Sippen zuging oder was genau so ein Dajhar machte, aber ich merkte sofort das ein jeder dieser Cory hier dem ebengenannten Anführer jede Menge Respekt zukommen ließ.
Keiner von ihnen würde es also wagen mir auch nur ein Haar zu krümmen solange er mich unter seinen Schutz stellte und deshalb war ich verdammt froh das es einen Dajhar gab,was immer das auch sein mochte.

,, Möglicherweise hast du nun Zweifel an diesem ganzen Unterfangen."
Wandte das mysteriöse Clanoberhaupt sich schließlich völlig unverhofft nochmals an mich während er in einer lächerlich normalen Geste wie ein eifriger Geschäftsmann hastig auf seine Digitalarmbanduhr schaute, allerdings hinderte ihn der Umstand das er irgendwie gestrest wirkte keineswegs daran fortzufahren:
,,Glaube mir das ich  diese durchaus verstehe und vorallem doppelt teile. Wie du damit umgehst ist mir gleich aber ich möchte schon im Vornherein  das du dir über eine Sache klar bist : Wir haben zu viel getan um unser Leben auf diese neue Situation auszurichten , und werden es nicht durch unüberlegte Rache in Gefahr bringen . Nur deshalb wirst du sicher bei uns sein, selbst wenn du es wagen solltest unseren Namen in den Schmutz zu ziehen. Aber  genug der Höflichkeiten . Da du nun mehr oder weniger...wenn auch eher weniger eine von uns bist solltest du auch wissen dass mich  jeder den du hier siehst auch Mich´wa mit meinem Titel anspricht. Aber Menschen sind es gewohnt Namen zu tragen und auch wir haben Namen Nich´hamar ist nur einer davon . Zwar ist das alles andere als üblich und im Grunde sogar äußerst unhöflich .Ja wärst du einer von uns würde es dich sogar Kopf und Kragen kosten mich so zu nennen glaube mir, aber da du ja ein Mensch bist werde ich dir  diese Freiheit einräumen."
Sagte er.
Er rasselte das alles ziemlich beifällig herunter und ich meinerseits brummte nur kurz so etwas wie ein halblautes ,,Ja" und nickte dabei stumm auch auf die Gefahr hin unhöflich zu wirken .
: Doch das musste man verstehen! Erstens einmal war ich nämlich schon seit drei Uhr morgens auf den Beinen.
Inzwischen fielen mir vor Müdigkeit fast die Augen zu,
Ich hatte Blasen an den Füßen und meine weißen zweihundert Euro Rauhlederstiefel waren voll Schlamm.
Zweitens hatte der Regen mein Make-up derart ruiniert das ich damit allerhöchstens auf einer Kinder- Helloweenparty gut geschminkt gewirkt hätte .
Drittens stellte ich fest dass mir meine viel zu dünne Armani-Jacke die ich anscheinend mehr schlecht als recht imprägniert hatte , bereits mitsamt der Bluse für die ich einmal ein Vermögen ausgegeben hatte ziemlich durchnässt am Körper klebte wie ein äußerst unbequemes Oberteil eines Billig-Radleranzugs und viertens hatte dieser Nich´hamar die Höflichkeit auch nicht gerade mit Gottes größtem Löffel gefressen.
Außerdem war mir kalt als ich mit den Cory durch die Gegend stapfte und hätte schließlich sogar ernsthafte Probleme bekommen mit ihnen Schritt zu halten wenn nicht plötzlich einer, oder besser gesagt eine von ihnen denn es war eine weibliche, hochgewachsene Cory bemerkt hätte wie es um mich stand.
Sie bildete das Schlusslicht und trug inzwischen wie die meisten der anderen auch einen dicken, aus weißem wolligen Stoff gefertigten Umhang über ihrer normalen Kleidung der ihr bis zu den Knöcheln reichte und auf deren Rückenseite so etwas wie ein hundeartiges Tier mit grauen Fäden aufgestickt war.
An unteren Saum baumelten eine Vielzahl von lustigen Fransen
und irgendwie fand ich diese Kleidungsstücke niedlich denn sie erinnerten mich an all die knuddligen Sachen die meine liebe Oma, Gott hab sie selig!,.. seit meiner frühesten Kindheit laufend für mich gefertigt hatte während sie in ihrem Ohrensessel am Kamin saß und mir wenn ich wollte, Geschichten erzählte.
Doch dieses Gefühl hielt nicht lange an denn nun zog sie eben genau dieses Strickwerk von ihren Schultern und kam plötzlich mit nichts weiter als einem beigen Rollkragenpullover fast gleichfarbiger Hose und Schuhen bekleidet zu mir herüber.
Sie trug eine dünne Kette mit einem unter den Kleidern verborgenen Anhänger um den Hals und sah bis auf ein breites Stirnband welches so angebracht worden war das es auch ihre Ohren verdeckte genauso aus wie eine ich mir als kleines Mädchen Elfen vorgestellt hatte: genauso schlank, beinahe zerbrechlich .Ihre Augen waren hellblau und sie hatte wie alle anderen auch langes Haar, allerdings war ihres nicht schwarz, dunkelbraun oder grau wie bei den anderen sondern lockig und blond-die einzige richtige Farbe für Elfenhaar zumindest nach Meinung der Sechsjährigen die ich mal gewesen war .
Nur die katzenartigen Pupillen wollten nicht so recht dazu passen , das fiel mir allerdings erst auf als die "Elfe" direkt vor mir stand.
,,Hier!."
Sagte sie plötzlich und drückte mir noch ehe mir ganz bewusst war was eigentlich um mich vorging den vom Regen feuchten Umhang ohne weitere Erklärung in die Hände .
"Nein!, nicht doch!."Sofort erwachte ich aus meiner Starre und obwohl ich wirklich schrecklich fror wehrte ich dankend ab.
Einerseits weil ich mich etwas schämte da ich als eingefleischter Stadtmensch welcher emanzipiert und allein in einer fünfundvierzig Quadratmeter Mansarde lebt diese vertrauliche Art einer völlig Fremden mir gegenüber nicht gewohnt war .
Zweitens aber auch, weil ich nicht unbedingt etwas anziehen wollte was zuvor ein Cory am Leib getragen hatte ,
auch wenn’s nur ein etwas besseres Stückchen Stoff mit Kapuze war , deshalb sagte ich
,,Das geht schon aber Sie werden doch völlig durchnäßt bei dem Wetter!"

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.04.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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