Alexandra Reiß

Ein Menschenleben

Was ist mit mir los? Ist es Angst? Ist es Ungewissheit? Bin ich vielleicht nicht stark genug? Ich fühle mich so fremd, mein kaltes Herz wird nicht warm, es wird einfach nicht warm. Wer bin ich? Bin ich diejenige, für die ich mich halte? Woher kommt diese Angst? Mein kaltes Herz schlägt schneller, es hört nicht auf schneller zu schlagen. Bin ich gefangen? In mir selbst? Mein kaltes Herz ist voller Hass, aber auf wen oder was? Ich kann all diese Fragen nicht beantworten, ich weiß das alles nicht. Bin ich anders? Nein, aber wieso fühle ich mich verloren und einsam, obwohl ich es nicht bin? Was fehlt mir? Wieso ist mein Herz so kalt? Ich mag mein Leben, doch habe ich Angst. Angst vor der Ungewissheit! Die Ungewissheit, die mich auffrisst, vor der ich nicht weglaufen kann. Bin ich schwach? Ja, denn jeder Mensch ist schwach. Das ist seine Eigenschaft. Mein kaltes Herz ist kälter geworden, ja sogar unerträglich kalt. Wie konnte das nur passieren? Waren es die Schicksalsschläge? Waren es die schlimmen Momente? Ich habe Angst, dass mein kaltes Herz versagt. Bitte wärm es auf, wärm es auf, damit es  mich wärmt, damit ich keine Angst mehr zu haben brauche. Bin ich diese Frau von damals, dieses Mädchen? Bin ich dieses kleine zarte Geschöpf, das hilflos alles miterlebte und nichts sagte. Ich kann schweigen wie ein Grab, wenn es um mein Inneres geht. Ich habe Angst zu reden, obwohl ich gerne rede. Bin ich alleine? Ich weiß es nicht. Sie sind alle da, aber ich spüre sie nicht, ich spüre nichts. Es ist so dunkel hier, und kalt. Wieso ich? Wieso nur ich? Am liebsten würde ich aufstehen und es von mir abschütteln. Ich würde mich wehren, doch ich bin zu schwach. Hilf mir! Hilf mir hier raus, denn ich kann das nicht alleine. Ist dieses Leben nur Schein und Rauch? Sind wir zum Leiden bestimmt? Bin ich ein schlechter Mensch? Nein, das bin ich nicht. Ich kann lieben, doch nur fühle ich nichts. Bin ich deswegen anders als ihr? Schau mir tief in die Augen. Die Augen sind der Spiegel der Seele und in meinen siehst du tiefe Dun! kelheit. Ja, ich habe eine schwarze Seele, doch warum? Sie war hell wie der Sonnenschein, weiß wie der Schnee, doch die Ungewissheit hat alles geraubt. Die Angst hat den Platz eingenommen. Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Welche Jahreszeit haben wir? Haben wir Herbst, Sommer, Frühling oder Winter? Ich sehe kein Licht, spüre keine Sonne, die mich wärmt. Ich bin ein Kind des Lichtes, ich will hier raus, ich will aus dem Schatten treten und allen sagen, dass ich irgendwann mal Sonne im Herzen hatte. Wann kommt sie wieder? Ich brauche sie und ihre Wärme. Bin ich ein gebrandmarktes Kind? Bin ich vorbelastet? Ich wie es nicht, doch ich will die Kraft aufbringen, ich will es. Zuerst muss ich die Sonne zurückholen, dann die Freude und das Glück. Es wird alles heller, ich kann dich sehn. Ich kann die Bäume sehn. Mein Herz wird warm, es taut auf, es schlägt wieder gleichmäßig. Die Freude kehrt zurück und ich beherrsche das Glück. Die Ungewissheit war mal und die Angst ist zerschlagen. Ich wollte das alles so und ich habe es bekommen, doch wie lange werde ich es haben?
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.04.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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