Rainer-Maria Rohloff

Das moderne Märchen vom “Kleinen u.d. Großem Klaus“ Teil IV

Das moderne Märchen vom “Kleinen u.d. Großem Klaus“  Teil IV

 

„ Hast du in deinen Büchern gekramt“, Opa, fragte Hans? Habe ich, Junge. Aber Opa macht dir heute einen Vorschlag, diesen „ Zaren“ erklär ich dir später, heut ist erst einmal ein anderer wichtiger Tag dran und der begann eigentlich sehr friedlich. Die Geschichtsschreiber werden ihn später als den 17. Juni 1953 benennen, den so genannten Volksaufstand.
Ich hatte dir erzählt, was die unzufriedene Masse der Menschen auf dieser Seite, der Zone, wie sie von denen aus dem Westen genannt wurde, lautstark schrieen: „….. es ist genug, es ist so schon schwer genug, zu dir zu halten….nieder mit dem kleinen Klaus“!
Und sie marschierten friedlich, in Marschblöcken, mit Transparenten, mit Losungen, sie waren wütend…Aber der Mob mischte sich unter die Menge…was ist ein Mob, Opa?
Ein Mob ist ein „ undisziplinierter, randalierender Haufe von Menschen“! Und die Friedliche Masse konnte nichts tun, hatte ihn nicht im Griff, er brandschatzte, plünderte, zerstörte, verletzte und tötete…..und die Masse sah hilflos zu. Aber es gab auch welche, die schlossen sich ihnen an
Waren da auch Menschen vom großen Klaus dabei, Opa?
Also wen der Opa jetzt richtig überlegt, würde ich deine Frage mit Ja beantworten. Dieser Freund vom kleinen Klaus, dieser Nikita aber war ein Mann, der vorausdachte, er hatte Bogenschützen mitgebracht und sie lagerten noch im Nebel, aus dem er gekommen war.
Alles kampfererprobte, erfahrene Männer, den sie hatten früher schon unter dem Stählernen gegen einen gewissen Adolf Hitler gekämpft.
Turkmenische Bauernsöhne, mongolische Rinderzüchter, ukrainische Bergarbeitersöhne, aber so wild sie auch aussahen, Hans, auch ihnen stand die Angst vor dem Ausgang des Kampfes an diesem Tag ins Gesicht geschrieben.
Er ließ sie sofort Aufstellung nehmen, die Reihen fest schließen, die Pfeile auflegen und der Kampf begann.
So wie in „ Herr der Ringe“, Opa? Ja, so ähnlich. Der Kampf wogte hin und her, blutig, es gab Opfer auf beiden Seiten und am Ende des Tages sammelten die Bogenschützen ihre Gefallenen auf, begruben alle Toten…..und die Gefangenen, Opa? Gute Frage, Junge.
Also der kleine untersetzte Mann, dieser Nikita trat vor seine Männer hin und der kleine Klaus stand an seiner Seite, zitterte, sein Blick war unsicher sosehr hatten in diese ungewohnten Ereignisse des Tages erschüttert.
Nikita sprach mit fester Stimme: „ Ihr habt gut gekämpft, Männer, der Sieg ist unser, so nehmt jetzt die Gefangenen mit und geht“. So sprach er und sie verschwanden im Nebel, aus dem sie gekommen waren.
Eine Weile noch hörte man das Klirren ihrer Schwerter, das Schnaufen der Pferde.
Wie war das nun bei den Menschen, Opa, die erst so friedlich…? Und was wurde mit den Gefangenen?
Immer der Reihe nach, Junge, den dies ist gar nicht so einfach zu beantworten. Die Menschen, Hans waren immer noch verunsichert. Mit so einem Ausgang des Tages, nein, besser ausgedrückt, mit solchen Folgen hatten sie nicht gerechnet. Eine Woge, eine Wucht, eine Welle der Gewalt hatte sie überrollt und nur langsam fanden viele in den Alltag zurück.
Es gab Erleichterungen, etwas mehr zu Essen, die Anforderungen an die Arbeiter wurden gemindert aber diese Entscheidungen hatte der kleine Klaus eigentlich schon ein paar Tage vor diesem 17. Juni getroffen. Nur, man hatte es irgendwie nicht richtig wahrgenommen, es war im Trubel der vorangegangenen Tage untergegangen.
Jetzt zu den Gefangenen, der Volksmund …was ist ein…Warte, ich…ein V. ist das Gerede, die Unterhaltung des einfachen Menschen auf der Straße untereinander.
Also man flüsterte von „ Gulags“, finsteren Lagern…in die man die G. gebracht hatte und viele von ihnen sind nicht zurückgekehrt zum kleinen Klaus.
Diese „ Gulags“ sind übrigens eine Erfindung des Zaren gewesen den auch der Stählerne und seine Freunde hatte man schon früher einmal darin eingesperrt! Also haben sie sich gerächt, Opa?
„Rache“ , mein Junge ist ein schlechter Ratgeber, er macht dich blind in deinem Handeln, er lässt dich völlig unüberlegte Entscheidungen treffen! Also lässt du sie gar nicht erst zu, diese „ Rache“.
Ich nehme eher an, diese Lager waren einmal da, vorhanden, also wurden sie auch gleich wieder genutzt.
Während des ganzen Tages standen drei Männer auf der anderen Seite des Zaunes auf einem Hügel und blickten angestrengt nach drüben. Es waren der große Klaus, Mister Marshall und ein schlanker großer hagerer Mann, er hatte so ein „ Raubvogelgesicht“. Dieser blickte sehr ernst und meinte zu den Beiden: „ Die Befreiung ist gescheitert“. Immer mit der Ruhe, meinte Mister Marshall, das war nur ein Tag und was bedeutet der schon in der Geschichte der Menschheit! Da haben wir schon ganz andere Dinger gedreht.
Der große Klaus zog die Stirn in Falten und grübelte, dann brach es aus ihm heraus: „ Ich mag mir gar nicht ausmahlen, wenn das bei uns passiert“.
Ich möchte mich ungern wiederholen, meinte Marshall, aber solange der „ Überfluss“ existiert, wegen was wollen sie den protestieren, deine Menschen?
„ Ein satter Bauch macht träge, sorgt für ein wohliges Gefühl, betäubt das Gehirn“, meinte er noch.
Wer war dieser hagere Mann, Opa?
Man nannte ihn Konrad Adenauer, Junge.
Das Leben ging weiter, es wurde geklettert, hin und her. Die Hunde und ihre neuen Hundeführer taten ihr Bestes aber der Mensch, Hans ist erfinderisch, er fand immer einen neuen Weg, die Verbote zu umgehen.
Welche Verbote…..? Na, zum Beispiel nicht zu „ Schiebern“, meinte der Opa.
So, Hans, der Opa ist mal drei Tage mit Oma bei Freunden in Hamburg. Wie heißen sie, Opa.?
Sie heißen Turtle mit Nachnahmen, So wie die Serie, das ist toll, meinte Hans, ich habe die ganzen Videos da….
Nein, er ist ein Seemann und kann so schöne Geschichten erzählen, trinkfest ist er auch und Opa kennt ihn von früher, aus seiner Armeezeit. Aber darüber erzähle ich dir später…los ins Bett.
Gute Nacht, Hans.
Gute Nacht, Opa

 PS: Teil V folgt am 8.5.10

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.05.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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