Norbert Wittke

Ein Denkmal für Rolf?

Nein, ein Denkmal wird Rolf wohl nie bekommen. Deshalb will ich ihm dieses
"kleine denk mal nach" widmen.

Er wurde in den letzten Kriegsjahren geboren. In den ersten Nachkriegsjahren
hatte er eine Augenerkrankung, die zu dem Zeitpunkt nicht geheilt werden konnte
Einige Jahre später wäre es kein Problem gewesen.

Als ich ihn kennen lernte, war er Telefonist an dem Finanzamt, an das ich nach
meiner Prüfung versetzt wurde.  Wir verstanden uns von Anfang an sehr gut.
Mir machte es richtig Freude zu sehen, wie er immer wieder anderen Menschen
Mut machte. Seine positive Lebenseinstellung gefiel mir besonders.

Er wurde meine Brücke nach außen. Zu der Zeit  musste für jedes Telefon-
gespräch ein Antrag über den Sachgebietsleiter und die Geschäftsstelle
gestellt werden. So war eine direkte Nachfrage bei der Bearbeitung der
Steuererklärung unmöglich. Er bot mir an, weil er wusste, dass ich keine
unnötigen Gespräche führte, mir eine Telefonleitung frei zu schalten.

In seinen Pausen kam er mich regelmäßig besuchen. Er ging dabei besser
als ein Sehender durch das Haus. Seine Telefonzentrale war im dritten
Stock, mein Büro in der ersten Etage. Wenn es die Zeit erlaubte, führten
wir ein kleinen Plausch.

Ich wohnte außerhalb, so dass wir uns in der Freizeit kaum sahen.  Aber ich
hörte von seinen Kollegen, mit denen er befreundet war, dass er regelmäßig
kegelte und besser war als die Sehenden. Auch zum Striptease begleitete er
sie.

Als ich schon über 10 Jahre  weg war vom Finanzamt, musste ich dort dienst-
lich anrufen. Hatte ihn dann am Apparat. "Weißt du eigentlich wer dran ist?"
fragte ich. Er: "Meinst du Norbert, du kannst mich verarschen."

Einige Zeit später hörte ich, dass er viel zu früh verstorben war. Obwohl ich ihn
aus den Augen verloren habe, habe ich oft an ihn gedacht. Er hat, trotz seiner
Einschränkungen durch die Blindheit, allen vor gelebt, dass man Hindernisse
im Leben meistern kann.

24.05.2010               Norbert Wittke

 

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