Maria Mittermayr

Der Sohn des unbekannten Morgen- Morgendämmerung 1

„,Nun ja , es gibt da jetzt sicher viel zu erzählen, doch ich will das ganze möglichst kurz halten.Ich will nur sagen das es für einen Außenstehenden oft schwer ist die Cory zu verstehen.
Noch schwerer ist es allerdings unter ihnen aufzuwachsen denn erst einmal ist schon die Sprache für Erwachsene gemacht.Dann wurde ich auch streng erzogen was jetzt aber alles andere heißt als das mich jemand schlug.
Ganz im Gegenteil denn wer das wagte, wäre des Lebens müde gewesen ,schließlich stand ich ja unter Sajihs persönlichen Schutz.
Kaum ein Anderer durfte mich berühren oder strafen.
Doch da die Cory unfruchtbar sind ,- zumindest im menschlichen Sinne wurde ich schon als Kind wie ein kleiner Erwachsener behandelt .
.Ich lernte einfach was sich gehört und setzte mich im Gegensatz zu ,,normalen" Kindern auch nur selten über die mir aufgezeigten Grenzen hinweg weil mein Alter ab da ich sprechen und verstehen konnte ebenso selten als Entschuldigung für schlechtes Verhalten akzeptiert wurde.
Dadurch nahm ich schon sehr früh die ernste, stolze Mentalität der Cory als meine eigene an und hielt mich deshalb meist im Zaum wenn ich mit den anderen zusammen war aber es gab auch Zeiten in denen ich ausgelassen sein durfte .
Ich konnte des öfteren spielen und toben und trieb mindestens genausoviel Unsinn wie das auch andere kleine Jungen tun."

(Michael zu meiner Frage über seine Kindheit bei den Cory)
 

 

 Morgendämmerung

 
,,B itte, bitte!, sagt mir, Wieso ist das so Dich´ja ?"
Fragte ich an einem schönen Nachmittag . .
 
Das ist das Erste an das ich mich wirklich klar erinnern kann also soll meine Geschichte auch hier beginnen.
 
Ich ,war so glaube ich gerade erst vier geworden und wir gingen zusammen durch den nahe gelegenen Wald wie wir das laut meiner Lehrmeisterin schon im letzten Sommer getan hatten und im Vorletzten obwohl ich natürlich nichts mehr davon wußte.
 
Sajih hatte mir nach ständigen Betteln schließlich auch endlich erlaubt die störenden Schuhe auszuziehen obwohl der Boden noch immer ziemlich kalt war.
 
Normalerweise war sie ja sehr streng mit solchen Dingen denn ich war ein ziemlich schmächtiger Junge dem von Anfang an alles Runde zu fehlen schien das kleine Kinder sonst so an sich haben.
 
Viel mehr war ich immer etwas zu groß für mein Alter, knochig und sehnig mit einem schmalen Gesicht welches in einem spitzen Kinn endete.
Meine Arme waren knochendürr.
Ebenso meine Beine und die Füße wirkten wie Kopf und Hände viel zu groß für meinen mageren Leib.
 
Nochdazu war ich nach Maßstäben der alten Cory ohnehin empfindlich wie ein rohes Ei und ständig krank .
 
Aber sie wußte auch das ich so bald ich mir etwas in den Kopf setzte meine ganz eigenen Techniken hatte, um es durchzusetzen.
So auch diesmal.
 
Immer wieder hatte ich gesagt während wir nebeneinander hergingen und ich meinerseits ungeduldig von einer Seite auf die andere tänzelnd mal ihre rechte dann wieder die linke Hand in meine nahm, das ich doch das Moos so mochte und die Bäume und das Gras.
 
Das  ich die Geräusche mochte und wie es im Wald roch und gern große Steine aus der Erde grub .
 
Ich sagte, mir gefallen auch die Vögel wie sie fliegen und ich sähe sogar einer Schnecke gerne zu wie sie einfach so einen Baum hinaufkriecht.
 
Das sei alles wunderschön!.
 
Aber es würde mir eben alles noch mehr gefallen wenn sie die Schuhe für mich tragen könnte und ich mit den nackten Füßen laufen dürfe und die Langlebige hatte sich wie sooft obwohl sie sich sicherlich immer wieder von neuem schwor es nicht mehr zu tun, von meinem ewigen Gejammer erweichen lassen.
 
Deshalb sprang ich jetzt auch ausgelassen um sie herum stellte eine Frage nach der anderen und rief wieder und wieder :
 
,,Bitte, Dich´ja, Sagt mir doch ..-"
Aber nun fiel meine Vertraute mir ins Wort noch ehe ich den Satz zu Ende bringen konnte.
 
Sag mir!, sag mir!, sag mir!. Ja ich glaube ich muß dich von heute an Mich´wa –sag - mir nennen!."
Lachte sie.
 
Mich´wa, um das vorweg zu erklären, so wurde ich von den Cory gerufen .
Es war mein Name wenn auch kein Richtiger weil Nich´hamar wenn er mich schon neben sich dulden mußte von Anfang an sehr strikt darauf bestanden hatte mir wenigstens keinen echten Namen zu geben.
 
Von Anfang an hatte er mich nur voll Verachtens Mich´wa genannt.
Mich´wahier und Mich´wa da obwohl Sajih ihn immerwieder mindestens ebenso ausdrücklich daran erinnert hatte es nicht zu tun, wie sie sich selbst mahnte mir weniger oft nachzugeben aber was soll ich sagen?.
Nich´hamar war von jeher anders als Sajih gewesen.
Seine Bemerkungen waren schon damals nicht selten voll beißendem Spott, es ist ihm meistens auch völlig gleichgültig ob er andere damit gegen sich aufbringt und soweit ich ihn heute kenne denke ich er genoß es damals einfach nur die Dajhar damit ärgern zu können.
 
Natürlich versuchte diese schließlich das Ganze doch noch zu beenden indem sie mich nach den ersten paar Wochen in denen ich bei den Nich´hvanj gelebt hatte endlich anders rief.
Doch auch sie hatte es, zumindest ganz zu Beginn getan als sie noch nicht gewußt hatte wie sie mich sonnst hätte nennen sollen und mit der Zeit hatte ich dann natürlich auch auf nichts anderes mehr gehört als auf eben dieses Raha-Wort welches schlicht und einfach das bezeichnete was ich eben war:
Ein kleines Menschenkind also blieb es dabei.
Nich´hamar hatte gewonnen.
 
Allerdings hatten die meisten Leute ein Problem mit der Raha- Aussprache und da man ohnehin doch kein Kind ernsthaft mit einem Cory-Wort benennen konnte, stand nicht einmal das sondern nurMichael Nichwani in meinem Meldezettel, Paß, Ausweis....-
- Ja einfach überall, und das tut es auch heute noch. .
 
Doch natürlich hätte ich damals weder das eine noch das andere verstanden.
 
Ich wußte nichts davon und es kümmerte mich auch nicht.
 
Viel mehr interessierte mich da schon Sajihs Lachen denn es war ein freundliches Lachen mit einem ganz speziellen Ton den sie nur für mich hatte.
 
Schön und warm war der.
 
Warm wie die Sonnenstrahlen welche vereinzelt durch das kühle, Blätterdach auf mich fielen und normalerweise freute ich mich wenn ich ihn einfach so hörte weil das etwas besonderes war was nur mir und Dich´hja uns allein gehörte.
 
Denn ich liebte sie wirklich sehr und mit eben jenem Urvertrauen dass Kinder nur ein einziges Mal im Leben so großzügig verschenken .
 
Hätte am liebsten den ganzen Tag solche Spaziergänge gemacht wo ich sie dann nicht nur kurz für mich allein gehabt hätte.
 
Aber weil sie nun einmal Dajhar war, ging das natürlich nicht!.
 
Ich mußte ihre wertvolle Aufmerksamkeit ob ich das nun wollte oder nicht, mit zehn anderen teilen die sie ebenso mit ihren Wünschen und Anliegen behelligten . Außerdem war es auch gar nicht so einfach diesen Ton zu hören.
 
Aber an diesem Tag freute es mich nicht denn Dichja hatte mich gerade eben mit diesem Ton ausgelacht!.
 
Abrupt blieb ich stehen.
 
Ich fühlte wie mein Gesicht ganz heiß wurde wie immer wenn ich mich schämte und verstummte. denn eigentlich stimmte es was sie sagte.
 
Schließlich sprach ich ja bereits fließend   den Avijahi-Dialekt der Nic´hvanj und besonders in den letzten Tagen waren  Varahar´wa saan"
meine Lieblingsworte geworden um eine Frage zu beginnen:
Sag mir...erklär mir....zeig mir...lehre mich...
Aber wer sollte es mir verübeln?.
 
Es gab ja auch so viel zu lernen, zu entdecken und ich wollte wie alle Kinder eben sind, am liebsten sofort alles wissen.
Ab und zu zehrte das ganz sicher an den Nerven der gutmütigen Dajhar aber jetzt wo sie merkte das ich so unglücklich dreinschaute ließ sie sich doch erweichen.
,,Nun gut"
Seufzte sie und strich mir dabei schon wieder versöhnlich über den Rücken.
,,Was will Mich´wa-sag-mir denn dieses mal wissen?"
,,Hat in unserer Sprache alles einen Namen?. "
Fragte ich
,,Ja .Sajih nickte .
"Warum fragst du ?"
,, Na zum Beispiel der Himmel!"
versuchte ich nun unbeholfen zu erklären .
,,Wenn ich da hin sehe, sehe ich erst was das heißt , Himmel!. Aber es gibt da noch etwas und da fehlt mir ein Wort!.
Ich kann sagen etwas ist so hell wie der Himmel aber das ist trotzdem was anderes!.
Erst vor einpaar Tagen ist mir das aufgefallen!...Bitte Sagt mir,!, wie heißt das richtige Wort dafür?"
,,Der Himmel?."
Fragte Sajih nun ebenfalls während sie kurz nach oben blickte und anschließend die Stirn runzelte
,,Du weißt, wenn du willst das ich dir etwas erkläre musst du schon wissen was es ist."
,,Ja schon!, "
Jammerte ich
,,Aber jemand muß das doch auch sehen!, Vögel haben das auch und alles was wächst und das Wasser auch!
Alles was es gibt hat das aber nur ich sehe es .Das weiß ich weil ich Schwesterchen Mirja´wa auch schon danach gefragt habe!."
,,Ah ja:"
Dichja blieb kurz stehen und schien nachzudenken.
Dabei sah sie den Himmel an als sei er ihr plötzlich ein einziges Rätsel und ich wurde schon ganz ungeduldig und zappelig
,, Ist das normal das man etwas sieht....etwas wo der Name fehlt?"
Fragte ich schließlich vorsichtig .
Ich wagte nur zu flüstern und kaum zu atmen denn ich hatte Angst vor diesem Etwas ohne Namen
Aber sie schien das nicht zu kümmern.
Sie schien einfach durch mich durchzusehen,
blieb dabei aber stehen wie ein Baum und schwieg.
Doch so war das schon immer gewesen .
Sajih dachte eine Weile nach ob ihr einfiel was ich meinen könnte und wenn sie es wußte bekam ich auch immer meine Antwort.
Wenn sie es aber nicht verstand oder zumindest so tat als würde sie es nicht verstehen sagte sie meistens gar nichts dazu und tat nach ihrer Denkpause als hätte ich sie auch nie danach gefragt.
Ich fand das manchmal zwar immer noch einwenig seltsam aber hatte mich schließlich doch damit abgefunden.
Denn wenn meine Lehrmeisterin beim ersten Mal nichts dazu sagte, das wußte ich inzwischen aus Erfahrung , brachte es auch nichts sie noch hundertmal zu fragen egal wie sehr ich mich in meiner kindlichen Ungeduld darüber ärgerte und so ging es mir auch jetzt.
Ich wollte die Antwort schon aufgeben obwohl mir mittlerweile die furchtbare Angst davor das ich als Einziger Sachen sah die anscheinend nicht da waren den Atem raubte .
Aber dann geschah zum Glück doch etwas.
Sajih erwachte aus ihrer Starre und sah mich endlich an.
Ihre Augen musterten mich freundlich und sie sagte
,,Du meinst Farbe. Ja sicherlich ist das eines der Worte das du suchst Mich´wa."
,,Ja...vielleicht ...antwortete ich.
,,Aber was ist das? Ist das denn gefährlich?, oder eine Krankheit ?. "
Fragte ich und Tränen rannen mir die Wangen hinunter
,,Alles andere als das!"
Sajih lachte wieder und wischte mir die Tränen fort wie sie es sooft schon getan hatte .
Während sie das sagte legte sie tröstend die Arme um mich.
,,Alles hat soweit ich weiß eine andere Farbe."
Fuhr sie fort
 
,, Der Himmel ist zum Beispiel blau. Erde ist braun, Blut ist rot und das Gras und die Blätter...- ja,...- ich denke sie nennen es grün. Es ist normal und es ist gut das du das siehst."
 
,,Die Blätter sind chrynn...?,Seht...seht Ihr es denn auch?" Fragte ich unsicher, verknotete mir fast die Zunge während ich mit piepsiger Stimme eines dieser neuen Wörter ausprobierte und versuchte gleichzeitig schniefend einpaar meiner Tränen hochzuziehen.
 
,,Ja. ,,Aber ich sehe sie nur manchmal. Nur im Traum"
Die Cory legte ihre Arme um mich.
Sie roch leicht nach getrockneten Kräutern welche sie in kleine Leinensäckchen gefüllt gerne in ihr Badewasser gab
.Die Pflanzen wuchsen in unserem Garten und im Wald .
Sajih schnitt von Zeit zu Zeit etwas davon ab und trocknete es auf dem Dachboden.
Manchmal fand ich sogar ein Stückchen davon in ihren langen Haaren wenn ich es vorsichtig mit meinen Fingern durchkämmte doch an diesem Tag suchte ich nicht danach.
Ich genoß es nur ihren Geruch einzuatmen und erst nach einer weile hob ich den Kopf.
,,Im Traum seht Ihr sie?."
Fragte ich
,,Aber habt Ihr sie denn auch einmal wie ich gesehen?"
,, Das auch" ,
Sajih nickte.
,,Aber das ist schon sehr lange her.
Vergangen, und die Erinnerung daran ist fort .
Die Farben kommen nämlich aus der Vaha´j-Sprache und es ist etwas Besonderes das du sie sehen kannst verstehst du mich?."
,,Was die Vaha´j?!"
Rief ich .
Sofort war alles vergessen und ich sprang hastig auf.
Über die Farben dachte ich inzwischen aber gar nicht mehr nach sondern nur über die Vaha´j eines der vielen Worte welche die Cory für die Menschen verwenden .
,,Etwa die mit der großen Versammlung?"
,,Ja, die Vaha´j."
Dichja seufzte und schien es gleichzeitig zu bereuen damit angefangen zu haben und aus Erfahrung wußte sie auch genau was jetzt passierte denn sofort begann ich wieder wie verrückt herumzuspringen und bettelte dabei:
,,Bitte , bitte Dichja, Laßt mich doch einmal mitgehen!. Einmal nur!.
Ich möchte so gerne die große Versammlung sehen!.
Mein verehrter Bruder Rashan sagte einmal da gibt es riesige Häuser in denen man alles gegen kleine glitzernde Kreise und gemustertes rechteckiges Papier tauschen kann !.
Das möchte ich sehen und das da so viele Vaha´j herumrennen wie es Bienen in einem Bienenstock gibt!, die will ich auch sehen!"
,,Rashan!, ich denke er erzählt dir gerne Geschichten weil du ihm zuhörst aber wer weiß?. Vielleicht nehme ich dich mit.
Irgendwann ."
Antwortete Sajih nur gleichmütig.
Doch ich hörte sie garnicht und bettelte weiter .
,,...Und die ganzen anderen Sachen will ich auch sehen! Und ich will im Bauch  von einem dieser  großen seelenlosen Ungeheuer die die Vaha´j erschaffen dorthin reiten !. Bitte, bitte Dichja!, ich werde mich auch gut benehmen bei meiner Ehre !...Das ist alles was ich mir wünsche!,ich bitte Euch!"
,,Hör doch zu!, Ich sagte doch vielleicht, immerhin,"
Sajih zupfte prüfend an einem meiner bereits etwas zu kurz geratenen Hosenbeine,
,,Brauchst du ja auch bald wieder neue Kleider, bei den Ahnen!, wer weiß denn das ein Kind derart viele Kleider braucht?"
,, Sichish´h!, Paßt auf!"
sagte ich nun und stellte mich die Hände in den Hüften wichtig vor der Dajhar auf.
,,Ich wachse Euch bald bis dahin!, bis über Euren Kopf!"
;;Ja meinst du?,"
Sajih fuhr mir über meine blonden Locken welche mir zu einem schulterlangen Zopf geflochten fast bis zu den Hüften reichten.
,,Aber bis es soweit ist du kleiner, frecher Wicht wird es noch dauern"
Und dann tat sie etwas wofür ich sie auch liebte.
Sie war spontan!.
Denn noch ehe ich reagieren konnte hatte sie ebenfalls ihre Schuhe ausgezogen und war mir davon gelaufen!.
 
,,Na wartet! , Ihr fordert mich heraus?, das werdet Ihr bereuen!"
Schrie ich meinerseits fröhlich und setzte ihr nach so schnell ich konnte was im Vergleich mit jedem Cory immer noch schrecklich langsam war.
 
Heute ist mir das natürlich klar.
Ich weiß auch, das Sajih absichtlich langsamer lief damit ich Schritt halten konnte.
 
Doch damals als ich noch ein Kind war, war ich stolz darauf weil ich dachte meine kurzen Beine auf denen ich Dichja ungeschickt nachstolperte würden mich so schnell durch den Wald tragen.
 
Ich fühlte mich unbeschwert und frei wenn ich lief doch ich hielt nicht lange durch.
 
Zwar versuchte ich immer mich zum Weiterlaufen zu zwingen weil ich nicht verstehen konnte warum Sajih nicht müde zu werden schien aber ich konnte es nicht ändern.
 
Wenn meine Lungen langsam anfingen zu brennen und ich kaum noch Luft bekam so wie auch dieses mal , wußte ich das ich nicht mehr konnte.
 
Also blieb ich stehen und sah mich suchend um.
Sajih war nur noch ein kleiner Punkt in der Ferne.
 
Doch im Gegensatz zu anderen Kindern in diesem zarten Alter hatte ich keine Angst und rief auch nicht nach ihr.
 
Ich wußte nämlich ganz genau, das es meiner Lehrmeisterin immer rechtzeitig auffiel das ich nicht mehr in ihrer Nähe war, dann kam sie zurück um mich zu suchen und sie fand mich immer sehr schnell.
 
Außerdem hatte ich auch gar keine Zeit dafür denn ich hatte etwas viel besseres entdeckt..
 
Mittlerweile befanden wir uns nämlich in einem etwas unberührerten Bereich des Waldes.
Es schien hier dunkler zu sein weil weniger Licht durch das viel dichtere Blattwerk der Baumkronen fiel.
 
Das Gras wuchs ziemlich hoch und direkt vor mir erhob sich der gewaltigste Baum den ich je gesehen hatte
Er hatte eine engverzweigte Krone und dicke , moosbewachsene Äste .
Ein Sturm hatte einen davon fast abgebrochen.
Dieser Ast reichte nun bis zum Boden und hing nur mehr mit wenigen mehr oder weniger dicken, holzigen Fasern an seinem früheren Platz und ohne diesen Ast wäre ich wohl niemals auf die Idee gekommen auf diesem Riesen herumzuklettern da ich ohne ihn auch nie und nimmer hinauf gekommen wäre.
Doch so sah ich es als Herausforderung .
 
Allerdings war es gar nicht so einfach weil ich mich zuerst durch eine Menge stachliger Büsche und Gewächse zwängen mußte ohne mir dabei die Haut aufzureißen oder hängenzubleiben und so kam es das ich als Sajih wieder zu mir kam erst gerade dabei war, den ersten, noch fest mit dem Baum verwachsenen Ast zu erklimmen.
 
,,Was machst du Mich´wa? komm mit mir, wir müssen zurück"
Sagte sie sofort.
 
Meine Vertraute klang ernst und auch ein kleines bißchen besorgt.
Das hörte ich.
Aber ich hatte diesen Baum entdeckt!.
 
Ich wollte, ja ich mußte um jeden Preis ganz hinauf klettern.
Deshalb sagte ich mit ebenso ernster Stimme
 
,,Ich bin Mich´wa vom Clan der mutigen Kletterer und gehe jetzt in mein Versteck, aber wenn Ihr wollt das ich Euch als Euer Gefangener folge, müsst Ihr mich erst fangen!"
Ich sagte das alles ganz munter und unbeschwert wie eben ein Kind das nur spielen und gleichzeitig die Geduld der Eltern auf die Probe stellen wollte.
Doch in Wirklichkeit hielt ich den Atem an.
 
Ganz besonders als ich hörte wie Sajih ungeduldig seufzte denn ich wußte wenn Dichja mich jetzt noch einmal rief würde ich ohne Widerworte herunterkommen müssen auch wenn ich nicht wollte .
 
Aber schließlich wurde ich ja unter Wesen groß die meinem eigentlichen Volk in Stärke und Geschick bei weitem überlegen waren und gerade deshalb ahnte sie vielleicht auch wie wichtig so eine in den Augen Erwachsener vielleicht nur unwichtige Kinderei für einen kleinen Jungen wie mich war denn plötzlich hörte ich ein dumpfes Plumps!
als sie unsere Schuhe einfach ins Gras fallen ließ und dann auch noch etwas sagte womit ich wirklich nicht gerechnet hatte.
 
,,Wohl an Mich´wa ,Erbe jenes feindlichen Clans welcher es gewagt hat mich herauszufordern , dann zeig dein Können denn ich bin dir auf den Fersen!."
 
Innerlich stieß ich einen Jubelschrei aus denn ich freute mich das Dichja auf mein Spiel einging und beeilte mich nun wirklich um vor ihr ganz oben zu sein.
Das mußte doch zu schaffen sein!, sagte ich mir.
 
Aber natürlich schaffte ich es nicht.
Trotz aller Anstrengung denn ich war noch viel zu klein
Noch dazu hatte ich kleine schwache Kinderhände ,dünne Kindermuskeln und auch sonst noch nicht viel Übung im Baumklettern.
Meine empfindliche Haut bekam sofort Schürfwunden wenn ich an der rauen Rinde abrutschte und als ich schließlich doch nicht ganz ohne Sajihs Hilfe oben ankam, waren meine Arme völlig blutig gekratzt, meine Hose voll Moosflecken und ich selbst ganz außer Atem.
 
Völlig geschafft hockte ich mich neben Sajih auf einen knorrigen Ast.
 
Es war zwar nicht ganz oben aber die Aussicht war dennoch überwältigend und ich war völlig sprachlos.
Doch Dichja schien bald schon jegliches Interesse an der Sache verloren zu haben.
 
,,Jetzt sind wir hier. Das ist es doch was du wolltest, dann laß uns jetzt auch wieder hinunterklettern."
 
Sagte sie schließlich als sie es bereits nach kurzem müde geworden war ihren gelangweilten Blick über die Wipfel der Bäume schweifen zu lassen und statt dessen meinem langsam ruhiger werdendem Atemzügen lauschte bis sie daraus entnahm das ich wieder halbwegs zur Ruhe gekommen war .

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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Maria Mittermayr).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.05.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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