Joana Angelides

Am Arbeitsamt, Dialog, (Nur für Össis!)

 

„Der Nächste bitte! Guten Tag, bitte nehmen Sie Platz!“

„Danke!“

„Wie ist Ihr Name?

„Prasser,  Kai-Hans“

„Kommt mir so bekannt vor. Waren Sie nicht….?“

„Ja, ich war einmal Finanzminister, aber vielleicht haben Sie was anderes für mich? Aber etwas mit Pensionsberechtigung!“

„Na, Gott sei Dank, denn meine Angebote für einen Posten als Finanzminister  sind

sehr dünn gesät. Da hätte ich was, ein Unternehmen braucht einen Wahrsager. Können Sie das?“

„Naja, mit den Wahrheiten ist das so eine Sache. Da kommt es immer auf die Perspektive an, aus der  man sie betrachtet, bzw. wem man sie gerade verklickern will.“

„Also, nichts für Sie. Oh, da wäre eine Tätigkeit in einer Anwaltskanzlei. Als Zeuge im Zuge von Gerichtsverhandlungen, so quasi als Entlastung  für  Beschuldigte?“

„Das habe ich schon einige Male  probiert, ist aber auch nichts für mich, ich bin leider so vergesslich und kann mich dann nicht mehr genau erinnern!“

„Hören Sie, da ist eine Bank, die sucht einen Kassier. Das wäre doch was!“

„Ja, kassieren ist immer gut, aber da ich sehr viel auf Reisen bin, möchte ich die Beträge gerne auf die Cayman-Inseln oder nach Jersey in England überwiesen haben, da kann ich sie dann auch ohne Probleme nachzählen. Oder vielleicht nach Zypern, da hat mein Freund sogar ein Konto. Da könnte man es dann zwischenlagern, bis es überhaupt jemand abgeht!“

„Naja, aber nach dem Zählen, müssten sie die Gelder dann wieder zurück überweisen!“

„Achsoooo?“

„Ja natürlich! Haben Sie eigentlich auch eine eigene Home-Page?“

„Ja, die hat mir die Industriellenvereinigung finanziert. Ich sollte dafür positive Stimmung für die Industrie und Wirtschaft machen. Hat die Neider auf den Plan gerufen. Da musste ich in der Folge einige Fachleute bemühen, die dann bewiesen haben, dass ich da gar nicht steuerpflichtig war, eine glatte Sache. Einnahme ÖS 200.000.- und Ausgabe ÖS 200.000.- da bleibt dann nix mehr übrig zum versteuern!“

„Naja, wenn Sie das so sagen…., wenn ich das so überlege, dann ist ja das Steuerrecht doch sehr kompliziert, wenn da sogar ein Finanzminister Fachleute braucht!“

„Ja natürlich, was glauben Sie denn! Dafür war  ja schließlich auch ich zuständig, einfache Gesetze kann ja jeder machen!“

„Haben Sie eigentlich einen ordentlichen Wohnsitz?“

„Ja ein Häuschen, direkt am Wörthersee, geschenkt bekommen von meinem Vater. Muss ich aber erst fertig renovieren. Das dauert, das Häuschen hat je ca. 350 m2 Wohnfläche! Gibt es auch Mietzuschüsse für Arbeitslose?“

„Also, als ein Häuschen kann man das nicht gerade bezeichnen, ganz schön groß!“

„Einem geschenkten Gaul, schaut man eben nicht ins Maul.“

„Verstehen Sie was von Booten, denn da sucht jemand einen Bootsführer.“

„Ohja, da können Sie den Meischi, den Elsner und den Meinl jun. fragen. Das sind   Kumpel von mir,  auch teilweise arbeitslos.  Wir haben da schon einige Turns hinter uns, anstrengend sage ich Ihnen! Abends immer beschäftigt, bis in den späten Vormittag dann in den Kabinen, flach hingestreckt. Die Sonne war dann Mittag immer sehr stark. da mussten wir stets Sonnengläser getragen, das Licht hat  in den Augen direkt wehgetan!“

„Also Bootsführer ausschließlich für nachts werden keine gesucht. Aber hier  ist wieder was. Da sucht ein steinreicher Geschäftsmann einen Sekretär!“

„Ohja, mit Steinen, da kenne ich mich aus. Meine Frau handelt auch mit Steinen und ich begleite sie überall hin. Das klappt ganz wunderbar! Nur sollte es aber kein Ganztagsjob werden, denn ich habe so viele private Verpflichtungen, denen muss ich ja auch nachkommen. Am liebsten hätte ich einen Job, so eine Million im Jahr, Bürobeginn nach 12.ooh Mittag, Dienstauto, nicht weit von zu Hause weg und so, dass ich mich ab abends wieder meiner Frau widmen kann.“

 

„Also mein Herr, was Sie suchen ist eine Heimarbeit als Halbtagsbeschäftigter  mit Dienstauto, unbegrenzter Freizeit, Mietzinsbeihilfe und Pensionsberechtigung! Da muss ich derzeit  leider passen. Aber wenn jemand nach einem Finanzminister fragt, dann rufe ich Sie an. Inzwischen müssten Sie halt von der Notstandshilfe in ihrem kleinen Häuschen am See leben!“

„Sie wollen mich offenbar pflanzen?“

„Ja, aber angefangen haben Sie!“

 

„Der Nächste bitte!“

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.05.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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