Norbert Wittke

Stark kommt vorbei

 


Nicht immer ist es langweilig beim Finanzamt. Es gibt auch sehr interessante
Fälle. So wie bei Stark (Name geändert), der einer der ersten war, die Leih-
arbeiter vermittelten. Er selber hatte nur 13 Vorstrafen. Eine sehr gute Auswahl
von Betrug bis Körperverletzung.

Die Steuerfahndung war ihm bei einem Vermögensvergleich auf die Schliche
gekommen. Man vergleicht da das am Beginn vorhandene Vermögen mit dem
Vermögen zum Zeitpunkt der Prüfung. Das erklärte Einkommen wird mit
einbezogen. Es war bei ihm unmöglich, dass er die Vermögenswerte mit
seinem Einkommen, das er klärt war, erwerben konnte.

So flüchtete er sich in die Behauptung, dass er alles in Spielbanken gewonnen
hätte. Die Beamten der Steufa fuhren viele Spielbanken im In- und Ausland
ab, wo er angeblich seine Gewinne erzielt hatte. In Deutschland werden die
Spieler, die sich ausweisen müssen, in Spielbüchern mit Datum eingetragen.
Siehe da. Er erschien nur zweimal mit seinem Namen. Als ihm das vorgehalten
wurde behauptete er, dass er in den anderen Fällen durch die Fenster von
Croupiers eingelassen wurde, da er die Eintrittsgelder sparen wollte.

In der Schweiz wollte er eine große Summe an einem Tag gewonnen haben
Die Beamten stellten es nach. Durch die Beschränkung des Höchsteinsatzes
dort konnte er selbst bei ständigem Gewinn nicht die Summe erreicht haben.
So gingen die Nachforderungen an Steuern in die Vollstreckung.

 

Stark hatte dort mehrfach gedroht, dass er an einem der Beamten ein Exempel
statuieren werde, schließlich sei er im Besitz von Schusswaffen. Die Vorgänge
und Berichte lagen bei mir im Aktenschrank.

 

Eines Tages ging die Tür auf. Er kam herein und stellte sich vor. Fragte nach,
ob ich in seiner Angelegenheit Bescheid wüsste. Er war sehr gut gekleidet,
hatte seine Krawatte sogar mit einer Nadel befestigt.

Ich überlegte und verneinte." Nein, ich weiß nicht Bescheid. Denn solche Akten
bekomme ich als kleiner Steuerinspektor nicht zu Gesicht." Ich fühlte mich noch
zu jung zum Sterben. Das wollte ich lieber höheren Gehaltsklassen überlassen.

So fragte ich nach, was denn passiert sei. Ließ mir dann die ganze Sache aus
seiner Sicht schildern. Es verging ziemlich Zeit damit, aber ich hörte ihm mit
Interesse zu. Als er fertig war sagte er:"Sie waren nett und haben nochmal Glück
gehabt. Hätten Sie sich anders verhalten, wären Sie in einem Bericht erschienen.
Ich werde meinen Fall an den Spiegel oder den Stern verkaufen. Sehen Sie meine
Krawattennadel. Darin verbirgt sich ein Mikrofon. Unten in meinem Wagen, habe
ich das ganze Gespräch aufgezeichnet."

Er ging. Ich war froh darüber. Aber in keinem Magazin erschien über ihn eine
Geschichte. Er ließ mich unbedeutenden kleinen Beamten auch in Ruhe.

29.05.2010               Norbert Wittke

 


 

 

 

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