Verzeihen Sie, sagte ich und hielt dem Ersten, er las gerade die Zeitung, das Mikrofon vors Gesicht: “Wissen Sie was der Mensch ist?“ „Der Mensch ...Wie meinen sie das ? Es gibt Schwarze und Weiße, Arme und Reiche, Männer und Frauen, Junge und Alte! Wissen Sie doch... “
Der Zweite sagte: „Der Mensch ist kein Tier, auch wenn er ...neija, Sie wissen schon, was ich meine...“
Der Dritte hatte die Mähne tragisch tief in die Stirn gezogen: „Schau in den Spiegel“, riet er, „Die gesamte Menschheit, ob du willst oder nicht, trägt dein Gesicht“.
Inzwischen verfinsterte der Himmel sich, Regen fiel.
Der Nächste, ein Buch schützend unter den Arm geklemmt fragte: „Der Mensch ? ... Der Mensch ist Materie, die sich selbst reflektiert, einzige Stimme im All... was weiß ich ...
Ich war froh, als ein Kind kam und rief : „Na du und ich!“ winkt und springt vergnügt in die nächste Pfütze.
Der Sechste zuckte die Achseln : „Man kann diese Frage niemandem als sich selbst stellen...Fragen Sie mich, ist der Mensch ein Ich, das lebenslang Brücken schlägt ...zu anderen , vor allem aber zu sich, denn sich selbst ist er das größte Rätsel, sprach’ s und ging.
Dann kam noch Einer, der überlegte nicht lang: „ Die Meisten von uns sind, glaube ich, Kinder der Liebe. Oder waren es ...Möglich dass auch DER MENSCH das ist...
"Danke sagte ich. Die Meisten von uns sind, glaube ich, Kinder der Liebe oder waren es... Genügt das nicht, unser Bewusstsein und die Welt zu verändern?
Brauchen wir den Rest unserer Fragen?
*
Tagebuchnotiz 9. Juni, '98
Vor circa einer Woche das entsetzliche Unglück bei Eschede. Menschen, die sich eben noch rasierten, überlegten, ob ihr Cholesterinspiegel das Frühstücksei erlaube, ihr Haar anordneten, immer wieder auf die Uhr schauten, ihren Chef verfluchten, sorgenvoll einen Pickel anstarrten, ein Kind küssten, - Menschen, die wie du und ich liebten, hassten, sich sorgten, sich an tausend Banalitäten vergeudeten:
Um 11 Uhr MEZ auf dem Weg irgendwohin: in Stücke zerrissen, zermalmt, zertrümmert , fürs Leben verstümmelt in einem mit 200km/Std dahinzischenden, entgleisenden, sich gegen Beton schleudernden und von Beton teils begraben lassenden Zug.
Einer der tausend oder so Helfer kniete auf offenem Feld nieder und betete...
*
Vorheriger TitelNächster TitelText monatelang wegen Technik-trouble unbrauchbar. Ende Dezember /10 wieder eingetragen. I.L.Ingrid Lehmann, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.06.2010.
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