Evelyn Goßmann

Strandgut

 

Endlich Urlaub - wer freut sich nicht auf die schönen Wochen im Jahr, in denen man sich  erholen, neue Menschen und Länder kennen lernen kann.

Über lange Zeit wird eine solche Reise geplant, in Katalogen geblättert, lockende Fotos von Traumzielen sehnsüchtig angeschaut, und sieht vor dem geistigen Auge alles so wie man es sich ausmalt oder die Phantasie vorgaukelt.

Am Meer träumen, schwimmen, in der brennenden Sonne schmoren, Sehenswürdigkeiten bewundern und was man sonst alles erleben und unternehmen kann.

Für die Kinder war das Thema Ferien immer schon wie eine Ansage für die Fahrt ins Paradies. In den kleinen Köpfen purzelten die Gedanken kunterbunt durcheinander. Mit Begeisterung wurde geplant und den Sommerferien entgegengefiebert. Pacos Eltern würden in diesem Jahr keinen Urlaub machen können, darüber war der Kleine sehr traurig. Die meisten Freunde fuhren fort und  Pia hatte so lange gebettelt bis die Eltern zustimmten dass ihr kleiner Freund mit in die Ferien fahren dürfte. Seine Eltern waren glücklicherweise schnell einverstanden, und die beiden Unzertrennlichen freuten sich riesig. Bald schon ging die Reise los, die Kinder zappelten vor Ungeduld und waren froh, als das Ziel bald erreicht war.

Es waren herrliche Tage für alle, die Kinder liebten das Meer das so herrlich in der Sonne glitzerte, und waren kaum aus dem Wasser zu bekommen, es sei denn der Hunger plagte sie sehr. Dann aber ging es schnell wieder zu den neu gewonnenen Freunden zurück um weiter kunstvolle Burgen zu bauen, schlammige Rittergräben anzulegen, die kleinen Burgfräulein mit Muschelkettchen zu schmücken, Ball zu spielen oder sich mit sonstigen Strandspielen zu vergnügen..

Hin und wieder gab es auch die beliebten, lange Strandspaziergänge, bei denen man  kleine Schätze finden konnte. Die Freude war immer groß, egal ob es sich um Muscheln mit  besonderen Formen, oder ungewöhnlichen, vielfältigem Perlmuttschimmer handelte. Bei jedem Fund war die Begeisterung grenzenlos. Hin und wieder gab es auch kleine Krebse, die sie bei ihrem seltsamen und wahnsinnig schnellen Seitengang beobachteten, aber auch besondere Steine in verschiedenen Größen, bizarren Formen und Farben fanden Beachtung. Das alles gehörte einfach zu unbeschwerten Ferienfreuden und Abenteuern dazu.

Die Eltern hatten eben solche Freude an dem Vergnügen der Kinder und liebten diese kleinen Entdeckungsreisen ebenfalls sehr, auch wenn sie viele Fragen bei den Kindern aufkommen ließ, und gute Antworten und plausible Erklärung erforderten. So hatte jeder auf seine Weise gute Unterhaltung und verbrachte eine wundervoll erholsame, unbeschwerte Zeit miteinander.

Reich mit Beute beladen, die bei Paco in der Taucherbrille, bei Pia im Eimerchen gebunkert wurde, trat man dann irgendwann den Rückweg an. Unbemerkt war einige Zeit vergangen, und nun lauthals nach einer Erfrischung gerufen. Also steuerten die Vier auf den nächsten offenen Pavillon zu um den großen Durst zu löschen, die Kinder, um genüsslich ein dickes Eis zu schlecken.

Durch den feinen weißen Sand glitzerten auch wieder kleinste Steinchen und sonstiges Kleinod für kleine Piraten und Seemannsbräute die auf Schatzsuche waren. Hin und wieder hob man so ein winziges Teilchen auf um es genau zu betrachten. Nach eingehender Prüfung wurde entschieden ob es würdig genug sei in der Schatztruhe zu landen. Sie wurde in der übrigen Zeit des Jahres immer wieder gerne hervorgeholt um sehnsüchtig angeschaut und an sich an solche Erlebnisse und fröhliche Ferien zu erinnern.

Pia und Paco bückten sich plötzlich und starrten fasziniert auf einen kleinen Stein. Sie hoben ihn auf, und konnten ihn nicht genug bewundern. Die Eltern fragten sich was sie wohl gefunden haben könnten, das ihre Blicke förmlich dort festkleben ließe.

Schon kamen beide aufgeregt angelaufen und präsentierten mit strahlenden Augen den kleinen Schatz. Pia öffnete die kleine Faust, streckte ihre kleine sandige Hand flach aus und gab den Blick frei auf einen kleinen rötlich braunen Stein mit kleinen Pünktchen in der exakten Form eines Herzchens.

Das war er - der Schatz des Jahres. Sorgsam wurde er gehütet, und später gut verpackt mit auf die Heimreise genommen.

Später, wenn die beiden wieder mehr still im Zimmer spielten, und die Tür recht geheimnisvoll geschlossen wurde, wussten die Eltern genau: nun wurde die kleine Schatztruhe wieder geöffnet, Geschichten rund um alle Funde hervorgekramt, erzählt und sehnsüchtig zurückgeträumt.

 "Weißt du noch...", hörte man manchmal durch die Türe Pias helle Stimme wispern. Darauf folgte dann etwas bestimmter Pacos dunklere Stimme: " Na klar, das waren Super Ferien".

Seither ist das kleine steinerne Herzchen vom Sandstrand zum Symbol ihrer Freundschaft geworden.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.06.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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