Jürgen Berndt-Lüders

Too sexy for sixty

Letzt las ich wieder einmal, dass unsere jüngste Generation, die eben aufwächst, alle Chancen hat, einmal hundert Jahre alt zu werden. Weil das Angebot an Nahrungsmitteln im Schnitt besser ist als jemals zuvor ist, wenn man es denn nützt, und weil die Medizin weit entwickelt zu sein scheint.

 

Eine Doku im Fernsehen stellte kürzlich die zehn ältesten Lebewesen der Erde vor. Am Ende vermuteten Wissenschaftler, dass alt werden könne, wer zum einen gute Gene habe und zum anderen mit seiner Energie haushalte.

 

Hurra, ich werde also hundert. Alle Chancen sind auf meiner Seite. Gehaushaltet habe ich immer.  Fit wie ein Turnschuh bin ich allemal, der Arzt sieht mich nur bei Vorsorgeuntersuchungen und die Frauen ab Mitte vierzig starren mir auf den Arsch. Na, wenn die mir jetzt auch noch gefallen würden, könnten wir ja los legen...

 

Jetzt wieder: die Hausgemeinschaft in meiner Gegend fand sich zusammen, um die Kellerräume vom Müll der Jahre zu befreien.

 

„Senioren müssen nicht“, meinte das selbsternannte, Gauloise konsumierende, ständig hustende Alpha-Tier. „Setzen Sie sich mal dahin und genießen Sie die Sonne.“

 

Nun, ich bat einen Mittfünfziger um Hilfe und wir schleppten zwei kaputte E-Herde und zwei Waschmaschinen auf die Straße. Diverse Kaffeemaschinen, Toaster und Staubsauger folgten, und ehe sich die jüngeren Herrschaften besannen, waren zweidrittel der Arbeit erledigt.

 

Gegen elf, als es richtig warm wurde,  waren wir Alten fertig und gingen baden.

 

Mein Gott, wie herrlich ist mein Alter. Wer mit seinen Kräften haushaltet, Sport treibt und sich vernünftig ernährt, wer Gutfreund mit seinem Körper ist und mit ihm kommuniziert, der kann aus seinen Erfahrungen schöpfen und das Gelernte sogar noch umsetzen, ohne sich zu übernehmen.

 

Sechziger können mit jungen Frauen flirten, ihnen die Komplimente nur so um die Ohren hauen, Verwirrung stiften, Gesichtsröte bei den Mädels erzeugen und die jungen Kerle neidisch und  „alt aussehen lassen“, wie man so schön sagt.

 

Lustig. Wir alten Knochen sehen wirklich alt aus und können die Jungs so aussehen lassen, wie wir sind. Nur dass wir uns selber nicht mehr jung aussehen lassen können.

 

Der Knackpunkt: alle Logik sagt mir, dass es nicht ewig so weiter gehen kann. Irgendwann ist abrupt Schluss mit dem Highlife. Ich sehe mich im Geiste schon im Rolli am Fenster sitzen und zuschauen, wie die knackigen Kerle die jungen Frauen abstauben und wie die dann sechzig Jahre alten ihnen zeigen, wie man’s machen könnte, wenn man schon in jungen Jahren die Erfahrungen hätte, die man dazu unbedingt braucht...

 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Jürgen Berndt-Lüders).
Der Beitrag wurde von Jürgen Berndt-Lüders auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.06.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Jürgen Berndt-Lüders als Lieblingsautor markieren

Buch von Jürgen Berndt-Lüders:

cover

The power of butterflies - Geschichten und Gedichte zum Thema Liebe von Jürgen Berndt-Lüders



Die Kraft der Liebe führt und verführt uns ein Leben lang. Der Autor schwelgt in Empathie.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (3)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Wie das Leben so spielt" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Jürgen Berndt-Lüders

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Meine rotzfreche Nachbarin von Jürgen Berndt-Lüders (Humor)
Der Augenblick von Klaus-D. Heid (Wie das Leben so spielt)
Bennys Weihnachten von Monika Klemmstein (Abschied)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen