Wilhelm Westerkamp

Licht und Schatten

 

 

Ich goss mir eine heiße Tasse Kaffee ein, mit noch etwas Kaffeeweiser dazu und fünf
Süßstoff und schon stimmte das frische Aroma des Kaffees. Im Fernsehen, in der
ARD, sieht man die vielgeschmähte Tour de France, auch spöttisch genannt die
Tour de Dope“, das interessiert die ARD aber nicht, denn bisher gab es keinen ein-
zigen Dopingfall, also weiter übertragen, keine Frage. Eine blau-weiße Tüte „Milky
Way“, 250g leicht, erblicke ich erfreut auf meinem eckigen weißen Wohnzimmer-
tisch, als mir der Speichel im Mund zusammen läuft, reiße ich hastig die besagte
Tüte auf und verschlinge ein „Milky Way“ nach dem anderen, bis ich das unange-
nehme Gefühl verspüre, das mir schlecht im Magen wird, doch ich esse weiter und
weiter, nahe an den Brechreiz heran, doch ich erbreche nicht, esse weiter, bis ich
nicht mehr kann, bis der Bauch aufgebläht ist wie ein Ballon und keinen Bissen mehr
herunter bekomme. Im Badezimmer, mit vollem Bauch, sehe ich in den Spiegel, sehe
ein Gesicht, das einmal hübsch gewesen ist und nun ist es nicht mehr so hübsch, im
Gegenteil, es ist aufgedunsen und es wirkt fahl und die Augen sind klitzeklein, vor
Erschöpfung. Dann die Eilmeldung: Ole von Beust, erster Bürgermeister Hamburgs,
wird zurücktreten, Frau Merkel äußert sich nicht dazu, aber ihr laufen so langsam
alle Männer, die in der Koalition tätig sind, davon. Dieses intrigante Spielchen, interessiert
mich überhaupt nicht, mich interessiert auch Frau Dr. Merkel nicht und von Frauen in der
Politik lasse ich mir ohnehin nichts sagen, auch von der Kanzlerin nicht. Ich war immer ein
Gegner des Matriarchat und so soll es auch bleiben. Zur Abwechslung schaue ich wieder in
die Glotze. Nach der Tour, gibt es nun in der ARD die deutschen Meisterschaften der
Leichtathleten in Braunschweig zu bewundern.Wieder so eine Sportart, in der gedopt wird
und immer gedopt worden ist, die ARD überträgt trotzdem, hat anscheinend keine Skrupel
eine Dopingsportart , an die ARD Zuschauer zu verkaufen. Draußen hingegen scheint wei-
terhin die Sonne, die ewige Sonne, die das Symbol für das Schöne auf der Welt manifestiert.
Aber die Sonne kann uns auch verbrennen, deshalb sollten wir uns vor ihr in Acht nehmen,
denn das vermeidlich „Schöne“, kann auch so grausam sein, wir brauchen nur ein Blick in
die Geschichte zu werfen, um das zu bestätigen. Wir müssen uns die Welt durch Gesetze
und Spielregeln gefügig machen und die Gewalt und den Größenwahn, der in jedem
steckt, versuchen zurückzudrängen, solange es noch möglich ist. Die, die sich erwi-
schen lassen, sind dann die Kriminellen, die Gejagten, die Mörder, die Betrüger und
nicht zuletzt die perfiden Kinderschänder. Im Gefängnis ist die Welt nicht mehr
schön, sie hat ihren Zauber verloren. Der Inhaftierte muss in einer sieben Quadrat-
meter winzigen Zelle, sein klägliches Dasein fristen, inklusive einer schmucklosen
Toilette und Gitter vor dem kleinen Fenster, verstellen den Blick nach Draußen in die
Freiheit, doch der Strafgefangene muss noch lange warten, auf die Freiheit, er muss
für seine Taten büßen, so will es die verdammte Justiz, so will es auch der einfache
Bürger. Kleine Fehler im Leben kann man sich erlauben, große hingegen, können
dem Individuum die Beine brechen. Aber da gibt es ja noch die Liebe, auch unseren
Primus der Liebesgedichte, Johann Wolfgang von Goethe. Wo man nach so viel
Liebe schreit, werden auch die passenden Gedichte gefordert, Goethe war dies-
bezüglich sehr fleißig. Auch mindestens fünfzig Frauen soll Goethe in seinem langen Leben gehabt
haben, das sollte man nicht verschweigen, denn er war also nicht der Monogamie zugeneigt,
sondern brauchte ständig neue Frauen, auch sehr junge, vielleicht auch, um für neue Gedichte
eine Inspiration zu haben. War Goethe der Liebe treu ergeben, war ihm der Tod hingegen zu
wider. Er ging weder zum Grab seiner Eltern, noch zur Beerdigung seines Freundes Friedrich
Schillers, in dieser Beziehung war Goethe sehr konsequent. Der Dalai Lama, hat einmal gesagt,
das Sterben wäre eine traurige Angelegenheit, die aber zum Leben dazu gehören würde.
Wir als sterbliche Spezies, müssen uns ständig von irgendjemand verabschieden. Zuerst von
den Großeltern, dann von den eigenen Eltern und zum Schluss, so schwer es auch sein mag,
von uns selber. Wir kennen eigentlich nur unsere kleine Welt, die uns irgendwann genommen
wird, durch den Tod, der die letzte Konsequenz bedeutet und logischer Weise so sein muss,
denn wir sind alle sterbliche Wesen, dem sollten wir u
ns gewiss sein. Manche Menschen baden
sich im Selbstmitleid, schütten sich ihren ganzen Frust mit hochprozentigem Alkohol herunter.
Man sieht leider oft diese Penner“ in den großen Stätten, die im angetrunkenen Zustand, um
Kleingeld betteln, um vielleicht weiter dem Alkohol frönen zu können. Wir leben sicher in einer
„bunten Welt“ , mit all den möglichen Schattierungen, von hell bis dunkel, die in Licht und
Schatten wandeln. Das Leben ist ein Karussell wie auf dem Jahrmarkt, es ist so rasend schnell,
so schnell wie das Leben auch vorbei sein kann. Aber wir leben ja noch, wir atmen den süßen
Geruch des Lebens gierig ein, wir verspüren die Wolllust des Lebens, die Ekstase, auch ohne
Rauschmittel, es geht uns so gut, das wir miteinander tanzen wollen, uns die feuchten Hände
reichen, um uns freundlich zuzulächeln. Wir schauen uns auch in die lachenden Augen, sehen
die schönen Körper der Frauen, denn die Natur zeigt uns natürlich nur die schönen Seiten des
Lebens, um uns zu locken, das Leben zu lieben und zu meistern, Freude an ihm zu haben und
fälschlich zu meinen, es könne nie zu Ende gehen. Unter dem Freudentaumel vergisst man nur
zu leicht, das der Tod, das Ende des Lebens einläutet. Man lebt also für den Moment, für den
Augenblick, aber für die Ewigkeit, erst nach dem Tode. Aber irgendwann sind wir dann alle
verschwunden, auf dem stillen Friedhof liegend und die Ewigkeit hat von uns Besitz ergriffen
und das können wir Lebenden nicht begreifen, müssen wir aber auch nicht, denn unser Tod
wird kommen und mit ihm die verfluchte Ewigkeit.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Wilhelm Westerkamp).
Der Beitrag wurde von Wilhelm Westerkamp auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.07.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Wilhelm Westerkamp als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Anfang – Ein leiser Traum von Thorsteiin Spicker



Eine Expedition in dass Auf- und Ab des Lebens, der Sehnsucht und kleine leise Träume, Gefühle aus einer Welt die tief das innere selbst bewohnen, beschreibt der Autor in einer Auswahl von Gedichten die von Hoffnung genährt die Tinte auf das Papier zwischen den Jahren 2002 und 2003 fließen ließen. "Unentdecktes Niemandsland ist immer eine Herausforderung die Gänsehaut zaubert. Auf den Blickwinkel kommt es an, den man sich dabei selbst zurechtrückt..."

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Sonstige" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Wilhelm Westerkamp

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Die Grünen und der Klimawandel von Wilhelm Westerkamp (Essays)
MANCHMAL GIBT ES NOCH KLEINE WUNDER von Christine Wolny (Sonstige)
Augen wie Bernstein von Christiane Mielck-Retzdorff (Lebensgeschichten & Schicksale)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen