David Harlander

Optimaler Zeitverlauf

"Und, wie ist es gelaufen?". Mark trat in den Raum und warf einen kurzen Blick in die Runde. Ein großer, ovaler Tisch aus poliertem und gelackten, dunklen Holz stand in der Mitte, um ihn herum waren mehrere schwarze Ledersessel arrangiert, alle auf den Mittelpunkt des Tisches ausgerichtet, über dem ein kleines, unscheinbares Hologramm das Firmenlogo dar stellte. Der Boden war mit einem hellgrünen Teppich ausgelegt, an der Wand hingen mehrere Bilder, unter anderem das kantige und unansehnliche Gesicht des Firmengründers, dessen strenger Blick sogar von diesem Bild angsteinflößend war. In dem Raum gab es keine Fenster, das Licht kam von mehreren Lampen, die übergangslos in der Decke verbaut waren. Alles so wie immer. In einem der Ledersessel saß Gregory, er war der stellvertretende Firmenleiter, der mit seinem strahlenden Lächeln und den tiefgrünen Augen nicht nur einer Frau den Kopf verdreht hatte. Mit einem müden Lächeln saß er da und schien wie immer in seinen Gedanken verloren zu sein. Als Mark eintrat, richtete Gregory wie ein ertappter Junge seine Aufmerksamkeit einer Akte zu, die vor ihm auf den Tisch lag. Mark entspannte sich. Er kannte Gregory schon lange genug um seine Reaktion einschätzen zu können. Alles war glatt gegangen. "Setz dich Mark." sagte er nur mit seiner markanten Stimme. Mark steuerte wie immer auf seinen Sessel zu und ließ sich seufzend in ihn hinein fallen. Wie Gregory hatte auch er wieder einmal dringend Urlaub nötig. "Hattest du eine angenehme Reise?" fragte Gregory. Welch eine Farce. Gregory wusste über die Reiseverhältnisse besser Bescheid als er selbst, immerhin hatte der Computer die Daten aufgezeichnet. "Ging so. Das Navi hat mich mal um drei Ecken zu früh abbiegen lassen, wäre fast in einen Lavastrom geraten!" lieferte Mark seine Standardantwort. Gregory blickte kurz auf und schenkte ihm ein ironisches Lächeln. Es war immer das selbe Spiel. In Wirklichkeit hatte Mark nicht den geringsten Einfluss auf die Zeitreise, tatsächlich bekam er selten mehr als ein paar Sekunden davon mit. "Also war die Mission erfolgreich? Wurde der atomare Weltkrieg verhindert?" fragte Mark ein wenig angespannt. Nicht, das es schlimm gewesen wäre, wäre die Mission fehl geschlagen. Eine Zeitreise hat den angenehmen Vorteil immer wieder begehbar zu sein, solange eben bis man mit dem Ergebnis zufrieden war. Der Arbeitsaufwand war es, der im Sorgen machte. Wieder blickte Gregory von seiner Akte auf. " Ja. Die neue Geschichte sieht jetzt so aus: Ein Kerl namens Hitler zettelte mit dem deutschen Reich 1939 den zweiten Weltkrieg an, dadurch entlud sich die politische Spannung schon vor der Erfindung der Atombombe. Also führten die Vereinigten europäischen Länder 1963 keinen Erstschlag gegen Amerika und Russland zettelte keinen Krieg mit China an." rekapitulierte er. Alles nach Plan. "Hmm, interessant...". Mark blickte auf Gregory, der wieder in seine Akten vertieft war und warf ihm einen fragenden Blick zu. Als hätte Gregory es gespürt sagte er "Der erste Mondflug war schon 1969, 30 Jahre früher! Interessant. Oh. Das sieht nicht gut aus." Mit gerunzelter Stirn hob Gregory erneut den Kopf und blickte Mark an. " Es gibt wieder Arbeit. Anscheinend gibt es Anfangs des 21 Jahrhunderts mehrere Konflikte zwischen den USA und mehreren asiatischen Ländern. 2012 führt das zu einem atomaren Zwischenfall mit Nord-Korea. " meinte er, immer wieder in die Akte blickend. Mark nickte langsam. Mit einem derartigen Angriff war zu rechnen. Er war wenig überrascht. Aber was ihn noch immer beschäftigte, war die Frau, die er auf seinem Eingriff in die Zeit getroffen hatte. Mary. Sie war bei seiner Ankunft in ihrer Zeit von einer Energieentladung verletzt worden. Mark konnte sie gegen allen Vorschriften nicht sterbend zurück lassen. Während er sie versorgte entlockte sie ihm zahlreiche Informationen. Ihr Charme hatte ihn blind gemacht. Trotzdem musste er noch immer den Kopf schütteln über so viel Arroganz. Warum die Basis für die Eingriffe in die Zeit weit in der Vergangenheit liegt, war ihr nach einer kurzen Erklärung noch klar geworden. Eine Veränderung in der Vergangenheit könnte auch eine Basis in der Zukunft beeinflussen. Aber warum diese Eingriffe erfolgten konnte sie nicht vorstehen. Warum verursachte man absichtlich einen so schrecklichen Weltkrieg? Ihr fehlte der objektive Blick. Auch wenn in diesem Krieg Millionen starben, so rettet er schlussendlich doch Milliarden anderen das Leben. Es war eine simple Gleichung. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.07.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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