David Harlander

Opfer des Schicksals

Knoruk starrte fassungslos auf das Blatt Papier in seiner Hand. Plötzlich, von einer Sekunde zur Anderen, war alles, was er dachte, fühlte und wusste von so nichtigem Wert, so unwichtig und überflüssig, wäre die gegenwärtige Situation nicht so ernst, er hätte in Anbetracht dieser Erkenntnis schallend gelacht. Es war Ironie auf höchster Stufe, wie von Gott selbst geschaffen. Also hat er doch Humor dachte sich Konruk, noch in der Bemühung, zu ignorieren, was er soeben erfahren hatte. Er schüttelte den Kopf. Mit trüben Blick wandte er seine Aufmerksamkeit den beiden Ratsagenden zu, die ihm die Nachricht überbracht hatten. Sie hatten keine Ahnung, was los war, das Blatt mit der apokalyptischen Nachricht war versiegelt gewesen, von der Agentur persönlich. Die Zeichen, die sich auf dem Umschlag und der Nachricht selbst fanden, schlossen eine Fälschung aus. Die Agentur war eine geheime Gesellschaft, die direkt dem Rat der Dreien unterstellt war, keiner außer dem Rat und der Mitglieder der Agentur selbst wussten von deren Existenz. Der Agentur gehörten die besten Experten der Welt an, in jeder Beziehung. Sie waren die eigentlichen Regenten, der Rat urteilte und beschloss auf ihren Überlegungen hin. Was die Agentur für richtig hielt, setzte der Rat um. Das System hatte sich bewährt. Seit der offiziellen Einführung des Rates und der inoffiziellen Gründung der Agentur hatte es keine Kriege mehr gegeben, die Verbrechensrate war zurück gegangen, die Hungersnöte auf der Welt fanden ihr Ende und auf Katastrophen wurde mit idealen Handeln reagiert. Die Welt war besser geworden. Wo früher Geld und Habgier herrschten, sorgte nun das strenge, aber gerechte Regime des Rates für Ordnung. Konruk war ein Wissenschaftler der Agentur, sein Spezialgebiet war die Astronomie, ins Besondere die Sonne. Er galt als führender Experte auf diesem Gebiet. Mit einem Mal hasste er sich für dieses Wissen. Mit einem Mal war alles unwichtig. Mit einem Mal war das Ende der Welt besiegelt. Konruk drehte sich um, sah seine Schüler an, wie sie auf ihren Plätzen saßen und beunruhigt die beiden Agenten betrachteten. Das sie mitten in einem Kurs Konruk aufgesucht hatten zeugte von der Wichtigkeit der Botschaft, das wussten alle. Wie wichtig, das war aber nur Konruk bewusst. Langsam glitt ihm das Blatt aus der Hand, fiel langsam zu Boden und blieb dort liegen. Schnell überschlug Konruk Zahlen in seinem Kopf, rechnete nach. Man nennt es wohl Schicksal. dachte er sich, denn so gering die Wahrscheinlichkeit war konnte nicht mehr von Zufall gesprochen werden. Eine Sternenkollision! Das war praktisch unmöglich! Bei einer Sternendichte von etwa 0.1 Sternen pro Kubiklichtjahr und 100 Milliarden Sternen in der Andromedagalaxie war das in der Galaxie seit deren über 10 Milliarden langer Existenz prozentual noch nie vorgekommen. Wie wahrscheinlich war es, das es aber genau den schlechtmöglichsten Fall traf? Ein weißer Zwerg, der die Sonne, um die der Planet von Konruk kreist, treffen wird? Der weiße Zwerg wird durch die Sonne hindurch fliegen, mit ausreichender Geschwindigkeit, damit die Stoßwelle die äußere Hülle entzünden und so etwa die gleiche Energie wie eine Supernova freisetzen wird. Die Meere werden verdampfen und sich mit der Atmosphäre ins Weltall verflüchtigen. Laut der Nachricht hatte sich der weiße Zwerg hinter dem Nabel, der am Rand des Sonnensystem jeden Blick nach draußen in diese Richtung verwehrte, versteckt und konnte so unbemerkt in das Sonnensystem vordringen. Es musste ein alter weißer Zwerg sein, der an seine Leuchtkraft schon stark verloren hat. Sonst hätte das vom Zwerg abgegebene Licht den Nebel durchdrungen. Somit war es zur Evakuierung des Planeten zu spät. Nicht, dass es leicht gewesen wäre, doch mit der Antriebstechnik und einem Generationenschiff, hätten sie innerhalb von 100 Jahren einen anderen Stern erreichen können. Doch dafür war es zu spät. Die Welt samt seinen Bewohnern war dem Untergang geweiht. Konruk blickte wieder zu den Agenten. "Sagt dem Rat, das es nichts gibt, was sie tun können. Wir alle sind verloren!" 

Leider wissen wir noch nicht viel über Sternkollisionen,
sie sind in der Tat so selten, das es noch nie direkt
beobachtet werden konnte!
David Harlander, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.08.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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