Paul Rudolf Uhl

USA 1993 (5)

 
Auf Gretl`s Rat hin besuchten wir am nächsten Tag Cortez, an dessen südlichem Ortseingang das Motel „El Capri“ liegt, das sie uns besonders empfahl und das einem alten Partenkirchener gehört, der Sepp und Gretl gut kennt. Er hatte auch meinen Vater gekannt (wer nicht?) und hatte nicht gewusst, dass der Sepp noch einen Halbbruder hatte. Die Flossmanns waren nette Leute, aber ein bisschen umständlich... Gegen 16 Uhr fuhren wir noch zum Nationalpark „Mesa Verde“, der im Gegensatz zu den anderer Ntl.-Parks nicht so trocken und steinig ist, sondern schön bewachsen und grün. Wir sahen uns die Formation „Cliff Palace“ an, und das dazugehörige Museum. Nach dem Dinner kauften wir in Cortez Schmuck und trafen den Hersteller meines Bolo`s wieder, der hier eine Werkstatt hat. Dann fielen wir müde ins Bett, wir hatten ja wieder 6 Stunden Fahrt und ein ganz schönes Pensum Marsch hinter uns.
Als der neue Morgen heraufzog, freuten wir uns schon auf das nächste Highlight: die Eisenbahnfahrt mit dem Dampfzug von Durango nach Silverton. Da die Zeit für hin und zurück nicht reichte, losten wir aus, wer den Zug nehmen darf: Inge gewann und bestieg den Zug, ich fuhr mit dem Auto hinterher und voraus...  Die Straße führte über den 3.636 m hohen Molas- Paß, und der Zug fuhr weiter unten, aber auch über eine Höhe von 2600 m mit dramatischer Streckenführung, berichtete Inge. Silverton ist ein reizendes, ursprüngliches Westernstädtchen und -würde man die Autos weglassen- wäre die Illusion perfekt: man könnte glauben, im Jahr 1867 zu sein. Nach dem Essen in Silverton im Chattanooga- Cafè ging es über den Redstone- Paß noch Quray, einer alten Silberminenstadt, die landschaftlich reizend liegt und wo wir wieder dem shopping frönten (Indianerschmuck!). Der Weg führte weiter nach Redstone, wieder über einer hohen Pass und hier begann es zu schneien. Drunten in Redstone hatten sie alle Hände voll zu tun, um das Hochwasser des Baches zu zähmen und mit Brettern und Sandsäcken konnte man ihn in seinen Bett halten...
Wir übernachteten wieder in einem Motel, einfach und sauber, und nach dem Frühstück lenkte ich den Wagen Richtung Denver, weil - nach Inges Zeitberechnung - morgen unser Rückflug war. Die Fahrt durch die Großstadt auf achtspuriger Stadtautobahn war eine haarige Sache. Inge saß am Stadtplan und sagte an, ich fuhr und das Arschwasser kochte mir... Heute war der 28. Mai, da hatten wir den Wagen zurückzugeben und morgen um 8.50 ging der Flug. Zur letzten Übernachtung in den USA checkten wir im Hotel ein. Dort belehrten sie uns, dass heute erst der 27. sei und der Flug erst übermorgen ginge ... Ein Urlaub bringt eben das Zeitgefühl durcheinander. So buchten wir eben zwei Übernachtungen und hatten Gelegenheit an diesem „geschenkten Urlaubstag“, Denvers Innenstadt noch kennenzulernen (carpe diem!). Die Stadt hat wieder Schachbrettmuster, Streets und Avenues. Die „Mall“ ist auch hier die Einkaufsstraße und dort ist die Staatsmacht durch berittene Polizei repräsentiert. Die Cops waren aber äußerst freundlich und ließen sich gerne fotografieren. Wir machten shopping, besuchten das „Denver Art Museum“, ein Kunstmuseum am Cicvic Square. Am Larimer Square aßen wir bei „Josephinas“ und im Russischen Cafè lernten wir einen tschechischen Kellner  kennen, der wie viele Ami`s an 7 Wochentagen 16 Stunden arbeitet. - Abends war noch Zeit für ein kleines musical: „forever played“- es war nett.
 
6) Heimreise:
Abflug war morgens um 8.50 und die B 737 zog hoch. Unter uns die Stadt und dann über den Wolken grelle Sonne. Zwischenlandung in St.Louis - leider - aber der Blick auf den Missouri entschädigte für den Zeitverlust. Der Copilot meldete sich, teilte mit, dass leider noch eine Zwischenlandung und ein Umsteigen erfolgen müsse, nämlich in Washington DC - na, bravo! Dort hatten wir wieder 2 Stunden Aufenthalt. Dann war endlich der Start über den Ozean um 9.15 Ortszeit in einer B 767... Sie hatte Bordkino und guten Service. Die Kopfhörer für das Bordkino gab es diesmal umsonst, was mich erstaunte, weil  wir bei derselben Fluggesellschaft auf dem Hinflug für den KH 4 Dollar hätten zahlen sollen. Beim Hinflug hatte auch die Dose Bier 3 Dollar gekostet, diesmal gab es sogar Wein kostenlos. „Wir haben unsere Politik geändert!“ sagte man uns auf verwunderte Nachfrage.
 
Gegen 20 Uhr Ami- Zeit ging die Sonne unter, links am Flieger (Inge hatte noch immer die MEZ am Handgelenk, da war es 2 Uhr morgens). Vier Stunden später ging die Sonne wieder auf, wiederum links am Flieger! Lösung des Rätsels: a) nur vier Stunden, weil wir ja gegen die Sonnenbahn flogen; b) wieder links, weil wir über den Pol flogen (also nach Norden) und dann vom Pol aus nach Süden (vom Pol aus ist ja überall Süden) so dass wir die aufgehende Sonne im Osten, also von links sehen mussten...
In Paris mußten wir noch eine Zwischenlandung hinnehmen, wieder mit zwei Stunden Aufenthalt und - ächz! - alles zog sich hin! Um halb neun endlich Abflug in Paris/ Orly, Landung in München um 10 Uhr. In Freising hatten wir auch noch zwei Stunden auf den Zug nach Passau zu warten und so waren vom Abflug in Denver bis zum Einlaufen in Passau sage und schreibe 23 Stunden vergangen. Da könnte einem das Fernreisen wirklich vergehen !
 
 
 
7) Rückblick:
Es war eine tolle Reise, aber ungeheuer anstrengend. Der Jetlak hatte mich fast zwei Wochen im Griff. Wir hatten viele freundliche und nette Menschen getroffen. Der Service in USA ist fast überall recht gut, nur die beiden schwarzen Mädchen am Transportation-Desk in N.Y. waren ungehalten und schroff. Klima im Sommer: New York ist schwül und feucht, abends in einem „Biergarten“ hatten wir um elf noch 37 Grad und 94 % Luftfeuchtigkeit! Wilmington im Südosten hat ein Klima fast wie bei uns und im Wilden Westen (Colorado) ist es trocken und heiß (41 Grad) aber wegen der trockenen Luft sehr angenehm. Die Entfernungen sind ungeheuer groß und wegen der Geschwindigkeitsbeschränkungen braucht man zum Reisen auf der Straße viel mehr Zeit als in Europa!
Neben all den beschriebenen Erlebnissen gab es zahlreiche Highlights, komische Menschen und seltsame Tiere und so viele Naturschönheiten, dass man es in dieser kurzen Form nicht beschreiben kann. Für heute muss es also reichen - so long!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.08.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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