Helmut Meyd

Ein Glück zu spät

Sie genießt äußerst glücklich sowohl das Bad als auch den Sekt, welchen Sie gerade, gut gekühlt, in ein Glas gegossen hat. Es ist ein Samstagmorgen im Spätherbst, wie gemalt. Sie heißt Elvira und ist Verkäuferin in einem gutgehenden Modegeschäft in Frankfurt am Main. Trotz Ihrer 35 Jahre wirkt Elvira als sei Sie eben 25. Sie hat blaue Augen und schulterlanges blondes Haar und mit 175cm Körpergröße mit einem Gewicht von 60Kg erfüllt Sie auch fast die Modelmaße. Wie gesagt fast, es müßten 10 Kg und mindestens 15 Jahre weg.

Der Grund Ihrer Freude ist Tom, ein Börsenspezialist. Er ist 45Jahre,schwarze Haare, 180cm groß mit 60Kg schlank. Ein Gentleman wie Er im Buche steht. Viel unterwegs, im Augenblick in New York. Seine Gedanken sind bei Elvira in Frankfurt, wo Ihr griffbereit liegendes Handy klingelt, dessen Nummer Tom gewählt hat und Elvira nun aus Ihren Tagträumen reißt.

“Ja, Elvira Sommer“ grüßt Evira. “Hier Tom“ kommt es zurück, “bei mir läuft alles prima, Flugzeug gebucht, wird Heute Nachmittag um 20Uhr in Frankfurt/ Main landen, ich muß nur noch packen.“ “Ich liege in der Wanne schlürfe Sekt und träume,“ schwärmt Elvira. “Wenn Du es irgendwie einrichten kannst, vorausgesetzt das Dein Bad und der Sekt es zeitlich zulassen, vielleicht am Flughafen sein, mich abholen, dann brauche ich nicht erst ein Taxi suchen, oder was meinst Du?“ Endet Tom.

“Ja und ob ich da sein werde!“ ruft Elvira,“ nicht das Du in ein Taxi steigst und mit einer anderen Frau zu einer anderen Adresse fährst.“ Beide lachen. “OK,“ so Tom, „ich muß nun aber, denn ich muß noch ein zwei Anrufe tätigen, packen und schnell duschen und vor allem liebe ich Dich,“ schließt Tom.“ Ja ich liebe Dich auch, beeile Dich, bis heute Abend,“ schließt nun auch Elvira. Das Gespräch ist beendet. Elvira trinkt noch das Glas Sekt leer und steigt aus die Wanne.

Es ist 19Uhr und 45 Minuten als Elvira, jetzt in einem weißen Kleid darüber einen weißen dünnen Mantel, den Mercedes auf das Gelände des Flughafens lenkt. In der Halle angekommen und wie Sie es gerne hat noch etwas Zeit holt Sie sich einen Kaffee und eine Zeitschrift. Sie setzt sich bequem in einen Sessel und genießt den Kaffee und den Modeteil der Zeitschrift.

Die Menschen um sich herum bemerkt Elvira nicht so sehr ist Sie in Gedanken versunken. Ein Blick auf Ihre Armbanduhr, eine Citizen, läßt Sie erschrecken, es ist 20Uhr und 30Minuten. Nun faltet Sie die Zeitschrift zusammen trinkt den nun kalten Kaffee aus und geht zügig zur Information. Auf den Weg dorthin, ca.20Meter werden die Stimmen um Sie herum lauter und lauter, Kinder rufen und es hat die Szeenerie irgendwie etwas bedrohliches, unerklärlich aber bedrohlich. Elvira fröstelt es und Sie rennt fast, als Sie an der Information ankommt hat Sie tatsächlich eine Gänsehaut, obwohl es wirklich nicht kalt, sondern angenehm warm ist.

Eine sehr ernst wirkende ältere Dame um die 70Jahre,mollig und klein zwängt sich förmlich zwischen Elvira und dem Informationsstand. Elvira starrt zunächst die Frau an der Information dann die alte Dame wortlos an. “Wann kommt endlich die Maschine aus New York?“ fragt die alte Dame und fährt fort,“ die Amerikaner können nie pünktlich sein, immer das selbe.“ Mit diesen Worten blickt sich die alte Dame nun zu Elvira um auf Zustimmung hoffend, doch vergeblich.

Die Frau an der Information ist eher klein um die 155cm, schlank und hat kurzes schwarzes Haar. Sie wirkt etwas angespannt, ja unruhig. “Die Gäste des Flughafens, welche auf Passagiere der Maschine aus New York mit geplanter Landung 20Uhr in Frankfurt warten, werden gebeten sich im Raum Anmeldung,“ - Sie deutet mit dem Zeigefinger auf eine Tür in ungefähr 25Meter Entfernung und fährt fort, -“ ein zu finden in dem werden Sie durch unser Personal über alles weitere Informiert.“

Es war nun sehr ruhig, man hätte jetzt die berühmte Nadel fallen hören können. Die alte Dame schwieg ebenso wie Elvira. Sie blickten sich nun sehr ernst an. Elvira wird es schwindelig. Die alte Dame setzt sich in Bewegung direkt von der fast torkelnden Elvira gefolgt. Beide erreichen den Raum treten ein und setzen sich auf zwei von insgesamt 30 noch leeren Stühlen. Innerhalb der nächsten 10Minuten füllt sich der Raum mit etwa 25 Personen.

Brechendvoll ist der Raum. Elvira und die alte Dame sitzen ganz vorne als die Tür geöffnet wird, diesmal von einem Mann der wie ein General aussieht. Ein Mann mit weißem Vollbart 190cm groß mindestens 120Kg schwer, weiße kurze Haare, ein Riese. Jeder der Hier Anwesenden mußte sich wohl die gleichen Fragen stellen nämlich wie zum Beispiel: “Was war passiert?“ Oder: “War überhaupt etwas passiert?“

Stimmen werden laut, Hektik und Aufregung die irgendwann in Panik umschlagen konnte wurde nur durch ein tiefes eher donnerndes „Meine Damen und Herren,“ unterbrochen. Der Riese läßt ,fast theatralisch, eine Pause ehe Er fortfährt: “Die Nachricht die Ich Ihnen nun überbringen muß,“ - Sein Gesicht wirkt nun grau und die alte Dame fällt fast vom Stuhl wäre da nicht Elvira die Sie auffängt. Irgendwer ruft Wasser, ein Glas Wasser bitte für die alte Dame. Irgend jemand kommt mit einem Glas Wasser.

Der General fährt erneut fort: “Die Nachricht ist, das die Maschine eine Boing 747 von New York nach Frankfurt/Main,“ Er holt Luft sieht zur Decke dann in die Menge und sagt: “Die Maschine ist um 18Uhr und 20Minuten abgestürzt. Ob es Überlebende gibt oder wieviel das wissen wir noch nicht. Unser Personal wird Sie jetzt betreuen und Ihnen soweit es geht helfen und--“

Die alte Dame ist inzwischen erstarrt, Tränen laufen Ihr die Wangen herunter und Sie sucht an der Stuhllehne Halt. Elvira sucht auch aber erstmal daß Weite. Die Tür fällt hinter Ihr zu, Sie rennt nun richtig, zur Information und reicht der verdutzt schauenden Frau Ihre Visitenkarte mit den Worten: “Wenn Sie etwas neues wissen, dann rufen Sie mich an.“ Elvira ist weg, raus aus der Halle im Mercedes und auf dem Weg nach Hause.

In Ihrer Wohnung angekommen verschließ Sie die Wohnungstür zweimal, Kette vor, Mantel und Schuhe ausgezogen und sich in einem Sessel fallen lassend. Wieder aufstehen zur Bar gehen eine Flasche Sekt heraus nehmen, Flasche öffnen dann wieder in den Sessel fallen lassen und nun Sekt in sich kippen, ohne Glas und ohne Hemmungen. Elvira ist schnell betrunken und wird Müde schläft ein. Es ist wieder das Klingeln des Handys was Elvira hört, weit weg.

Elvira öffnet die Augen macht Licht im Schlafzimmer und sieht auf den Wecker, es ist Nachts 3Uhr.Das Handy liegt im Wohnzimmer. Elvira steht auf geht ins Wohnzimmer greift sich das Handy und stellt es aus. - Das was Ihr jetzt irgendwer mitteilen will kann man Ihr auch Morgen sagen oder auch nicht, lieber nicht, denkt Elvira. - Das nächste was Elvira macht ist die Wohnungsklingel abzustellen und anschließend eine weitere Flasche Sekt in sich hinein zu kippen.

Die Stimmen im Flur hört Elvira genauso wenig wie das Klopfen. Als Sie um 10Uhr richtig wach ist, ist es ruhig. Es ist ein schöner ruhiger Sonntagmorgen. - Jetzt einen schönen starken Kaffee, dann wird alles gut, alles wird sich als Irrtum herausstellen - denkt Elvira und dann weiß Sie das es kein Irrtum ist und nichts gut wird, denn - wo ist Tom? Er wäre eigentlich Hier, dann wäre alles gut Was soll aus Ihr werden ohne Tom? Ihr Herz wird schwer Sie weint. So plötzlich war Ihre Welt zusammengebrochen hatte das Leben seinen Sinn verloren, einfach so von einer Sekunde zur anderen -.

Das Klopfen reißt Elvira brutal in die Realität zurück. Wie gelähmt steht Sie im Schlafzimmer vor dem großen, jetzt viel zu großem Bett. Wie in Trance ist Sie Aufgestanden und so bewegt Sie sich nun Richtung Wohnzimmer. Doch dann schießt Ihr ein Gedanke durch den Kopf - weglaufen kann ich nicht ewig, also egal was kommen will das kommt sowieso, dann lieber sofort und schnell - während dieser Gedanken geht Elvira nun schnell durchs Wohnzimmer, Ihr Herz scheint stehenbleiben zu wollen so schwer fällt Ihr das Atmen und der Lärm den Ihr Atem und Herzschlag verursachen die Stille, dann der Flur, die Tür, Kette weg, aufgeschlossen und dann....

dann sieht Elvira in ein Gesicht das Sie kennt, Sie sieht in das erschrockene Gesicht des Hausmeisters und erschrickt selber. “Wir dachten, also Frau Sommer, Sie, ich,“ stottert der 65Jahre alte 150cm kleine glatzköpfige Hausmeister und Er fährt fort,“ Wir,“ dabei dreht Er den Kopf nach links und deutet auf etwas das Elvira nicht sehen kann, “wir dachten es sei etwas passiert, weil Sie wenn Sie doch da sind die Tür öffnen würden.“ Endet Er verzweifelt.

„Ich gehe jetzt, entschuldigen Sie vielmals,“ brabbelt der arme Mensch und greift sich Schraubenzieher und Zange und verschwindet im Aufzug. Elvira sieht nun wieder aber auf einen großen, sehr großen Strauß Blumen der auf Sie zu kommt. Dann bewegt sich der Strauß nicht nur auf Elvira zu sondern auch auseinander und Elvira sieht wieder in ein Gesicht, welches nicht erschrocken sondern grinsend auf Elvira sieht, es ist ein Ihr vertrautes, ja sehr vertrautes Gesicht, daß Gesicht von Tom.

Ihr Aufschrei und Sprung nach vorne Tom in Ihre Arme reißend war eins. Sie weint.
Aber diesmal vor Freude. Reden, nein das kann Elvira im Moment nicht, Sie kneift abwechselnd sich dann Tom, sehr oft, bis Sie Tom hört: “Elvira wenn Du so weitermachst dann wird mich in New York niemand mehr erkennen und ich werde meinen Job verlieren.“ Tom löst sich von Elvira zärtlich aber bestimmt und sieht in Ihr verweintes Gesicht. “Ich dachte Du lebst nicht mehr,“ schießt es aus Elvira heraus.

„Ja ich hörte von dem Unglück, es hat niemand überlebt. Ich hatte Gestern den eigentlichen Flug verpaßt weil das Taxi eine Panne hatte und ich wie immer so schon zu spät dran war. Ich habe versucht Dich zu erreichen zuletzt muß es schon mitten in der Nacht gewesen sein so um 2Uhr oder 3Uhr.“Endet Tom. Nun entgegnet Elvira: “Ja ich hörte das Handy denn davon bin ich aufgewacht, aber ich dachte es sei jemand vom Flughafen und will mir mitteilen das Du dieses Unglück nicht überlebt hast, da habe ich das Handy abgestellt und die Klingel der Tür genauso.“

Nun mußte Elvira an die alte Dame denken - War es wohl Ihr Sohn , Ihre Tochter, Ihr Enkel, Ihre Enkelin, Bruder Schwester oder sonst ein lieber Mensch den Sie abholen wollte? War der Jenige nun nicht mehr am Leben oder hatte Er das Glück wie Tom?
Ein sehr großes Glück?
Ein Glück zu spät.
Ende

Urheberrecht:"Helmut und Helga Meyd."

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.08.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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