Beate Minderjahn

5.) Sintflut und Staubsauger - Unser neues Leben am ...

5.) Sintflut und Staubsauger
Unser neues Leben am Ende der Welt – Neuseeland 12. November 1999
Zur Zeit planschen wir zwar nicht im Meer, sondern zu Hause und  es kann nicht mehr lange dauern bis unsere kleine Huette auf der Sintflut taenzelt und sich „vom Acker“ macht. Dann schippern wir mit Kind und Kegel, Buegelbrett und Sofakissen einschliesslich unserer neuen Bratpfanne aufs offene Meer hinaus und kommen wahrscheinlich irgendwann im Hamburger Hafen an. Der einzige Trost ist, dass Henry bis dahin erwachsen ist und mitpaddeln kann.  Hoffe, dass es nicht so weit kommt. Es waere schade um die Bratpfanne.
Vor zwei Tagen rief mein Vater aus Deutschland an und hinterliess eine Nachricht auf dem hoellischen Anrufbeantworter. Da Henry gerade einen Schreianfall hatte, konnte ich das Gespraech nicht entgegennehmen. Haette kein Wort verstanden.  Aber eine Stunde und 20 Baby-Beruhigungsmethoden  spaeter rief ich ihn zurueck, um die tolle Neuigkeit zu erfahren, dass  er jetzt so billig telefonieren kann. Da hatte ich gleich meinen Bruder in Verdacht, der  in Geldsachen so klever ist, dass er vermutlich eine Telefonfirma gefunden hat, die einem noch Geld rausgibt, wenn man nach Neuseeland telefoniert. Wuerde mich auch nicht wundern, wenn er das Toilettenpapier in der Waschmaschine waescht, um das Geld fuer neues zu sparen oder das gebrauchte Kaffepulver im Trockner trocknet, um es als Nescafe wiederzuverwenden.  Egal, ich freue mich ueber jede Nachricht aus good old Germany, fuer 24 Pfennig oder 1.80DM pro Minute.
Der Staubsauger, der zum Haus gehoert und den man eigentlich nicht „Sauger“ nennen kann,  spuckt mehr Dreck aus als den, den er  wegsaugen soll.  Henry saugt mehr Fusseln auf, wenn er auf dem Bauch liegt, als dieses heimtueckische Vorkriegsmodell von Sauger.  Also haben der Finanzminister, was mein bakterienallergischer Goettergatte Bernie ist, und ich beschlossen, unser restliches Vermoegen langfristig in einen neues Modell zu investieren, damit ich endlich diese krankheitserregenden Polstermoebel, Teppichboeden, Waende, Buecherregale, Muelleimer, Tagesdecken und handgeschnitzten Holzplanken auf der Terrasse von widerspenstigen Bakterien, Viren, Fusseln,  Hund-Katze-Maus-Haaren und anderen Krankheitserregern (?) befreien kann.  Mein Mit-Investor denkt ja praktisch und schlug vor, einen Industrie-Nass-Trockensauger zu kaufen, den er spaeter bei seiner  Arbeit nutzen kann. Und man koennte damit  den Dinosaurier in der Garage reinigen und die Spatzen aus ihrem Nest ueber unserem Grill  saugen. Gesagt, getan! Da haben wir uns also auf den Weg ins Einkaufszentrum nach Albany gemacht und dort im Baumarkt den Super-Monster-Wet&Dry-Vacuum-Blower gekauft. Den haette Bernd eigentlich schon dort vor der Tuere ausprobieren koennen, da es wieder in Stroemen geregnet hat. Also, das Ding ist perfekt. Es saugt die Muster vom Sessel, die Haare von den Beinen, die Buecher aus dem Regal und seit dem ersten Saug-Test kann ich die Sofakissen, den Vorleger und die Gardinen nicht mehr finden... Ab sofort sind Haustiere und Kleinkinder auf dem Fussboden verboten. Die Gefahr ist zu gross, dass sie ploetzlich in einem Vakuum verschwinden.  Es hat richtig Spass gemacht, mal alles abzusaugen, ausser dass die Monster-Maschine einen hoellischen Larm macht. Sie koennte sich mit meiner hinterlistigen Waschmaschine verloben. Man muss allerdings aufpassen, dass man nicht zu nah and Wandtellern und Gemaelden saugt, da es in gebrochenem Englisch sehr schwer ist, der Vermieterin  zu erklaeren wo ihre jahrzehntelang gesammelten Souveniers und der goldene Teller  von der Oma geblieben sind. Dieses Multitalent an Hausequipment frisst wirklich alles und das Schoenste ist, mit einem Knopfdruck kann man den ganzen Prozess umkehren und er spuckt alles wieder aus und blaest es durchs Zimmer.  Man kann ja nie wissen, wozu man das mal braucht  (vielleicht um jemanden zu aergern, der eine Katzenallergie hat und Briefmarken sammelt).  
Falls unser Arche Noah leaked, koennen wir jetzt wenigstens das Wasser raussaugen, wieder ins Meer blasen und weiter paddeln.
Naechste Woche werden wir Mitglied in der Stadtbuecherei. Das ist kostenlos und wir koennen uns mal ein paar interessante Buecher ausleihen ueber Plumbing, Sex,  Basteln und Seefahrt.
Zum Abendessen gab es heute leckere Haehnchenschenkel. Sie sahen so prall und verfuehrerisch aus, als sie im Olivenoel  knusperten.  Konnte nicht erwarten, bis sie auf unseren Tellern lagen. Aber als wir endlich mit waessrigen Gaumen am Tisch sassen und ich mit der Gabel reinstach, um  eine Kostprobe zu nehmen, muss ich wohl die Hauptschlagader getroffen haben. Das Blut kam aus der Keule gespritzt und auf die Schnelle konnte ich in diesem ueberdimensionalen Wandschrank nicht  den Verbandskasten finden.  Erste Hilfe war zwar angebracht, aber der Schenkel hat zum Glueck nicht geschrien, mir trotzdem aber den Appetit verdorben und zur Strafe habe ich ihn grausam auf dem Teller verbluten lassen.  Da wollte Bernd seine zwei Gebeine auch nicht mehr essen und jetzt liegen sie alle blutueberstroemt in der Kueche und warten auf Erloesung. Die letzte Reise wird die Beerdigung im Muelleimer sein. Gott hab‘ sie selig und lass sich doch die Ratten und Maeuse drum streiten. So ist das im Leben...! Mahlzeit! Drei Beine ist eh keine gute Zahl fuer Huehnerbeine, ist irgendwie gemein!
 Henry reitet draussen gerade auf einem Seepferdchen vorbei, Bernd sucht die Gummi-Ente und ich halte bei dieser anhaltenden Sintflut mal lieber den neuen Monstersauger griffbereit. Frage mich, wie lange es hier noch regnet?
 
Fortsetzung folgt...
 
(c) Beate Minderjahn

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