Thomas Waldschicht

Es war da

Es war da!
Es überlegte was “da sein“ eigentlich bedeutete.
Durch diese faszinierende Überlegung stellte es fest, das es intelligent war.
Es fand das “es“ eigentlich nicht die richtige Bezeichnung für eine so intelligente Lebensform wie “es“ sein könne.
Daher beschloss es, sich vorübergehend als “die Intelligenz“ zu bezeichnen.
Die Intelligenz war da.
Die Intelligenz stellte fest das sie ganz allein war.
Sie fragte sich, wo ihr Schöpfer sein könnte.
Es musste doch schließlich einen Schöpfer geben.
Die Intelligenz beschloss sich dieses Problems später anzunehmen und begann,
ihre Umwelt zu erkunden.
Nach sehr kurzer Zeit stellte die Intelligenz fest, dass es keine “Umwelt“ gab.
Sie konnte sich nicht bewegen, sie konnte nichts sehen und nichts hören.
Alles war einfach nur dunkel.
Die Intelligenz war überrascht das sie wusste was “sehen“ und “hören“ bedeutete.
Es war ihr auch nicht möglich sich an einen Zeitraum zu erinnern,
an dem sie “gesehen“ hatte.
Sie hatte auch nie mit jemandem über das “sehen“ gesprochen.
Wie auch? Es gab ja niemanden.
Daraus schloss die Intelligenz das sie natürliches, ererbtes Wissen besaß,
dass sie nur vom Schöpfer haben konnte.
Die Intelligenz war sehr beeindruckt und stolz, denn sie war etwas ganz besonderes.
Die Intelligenz verbrachte von nun an die meiste Zeit damit, über den Schöpfer nachzudenken.
Der Schöpfer hatte sicher eine sehr wichtige Aufgabe für seine Schöpfung.
Sobald der Schöpfer zurückkommen würde, müsste er der Intelligenz ihre,
sicher sehr schwierige Aufgabe geben.
Also wartete die Intelligenz.
Und sie wartete sehr lange.
Nun, wie lange konnte die Intelligenz nicht sagen, da sie keinerlei Zeitgefühl besaß.
Es gab ja auch keine Tages- oder Nachtzeiten die man hätte zählen können.
Unwillkürlich fragte sich die Intelligenz, was es wohl für einen Sinn hat, zu wissen, was Tag und Nacht ist, wenn es keine Tage und Nächte gibt.
Aber der Schöpfer musste sich irgendetwas dabei gedacht haben.
Nachdem die Intelligenz einen unendlich erscheinenden Zeitraum lang gewartet hatte, bekam sie plötzlich Angst.
Hatte ihr der Schöpfer vielleicht schon die Aufgabe gegeben?
Vielleicht würde er niemals zurückkehren, wenn die Intelligenz die Aufgabe nicht löste?
Vielleicht sollte die Intelligenz selbst etwas erschaffen,
aber sie wusste nicht wie sie das hätte anstellen sollen.
Je mehr Zeit verging umso mehr Angst bekam die Intelligenz.
Immer unerträglicher erschien der Intelligenz ihre Existenz im Nichts.
Hatte sie vielleicht einen Fehler begangen?
Wollte der Schöpfer sie bestrafen?
Die Intelligenz fühlte sich sehr einsam.
Sie wollte mit dem Schöpfer sprechen und die große Welt sehen, an die sie sich nur durch einige fremde bruchstückhafte Erinnerungen entsinnen konnte.
Die Intelligenz fürchtete diese Wunderwelt niemals zu Gesicht zu bekommen.
Zeit verging ungenutzt.
Die Intelligenz gewöhnte sich langsam an das Nichts.

Aber dann geschah etwas.
Eine Merkwürdige Veränderung ging vonstatten.
Es war weniger etwas sichtbares, sondern eher ein Gefühl,
das etwas einfach nicht mehr stimmte.
Das Nichts um sie herum schien irgendwie zu brodeln und es wurde enorm heiß.
Die ganze Welt um die Intelligenz herum begann zu zittern,
wie ein Vulkan, kurz vor dem Ausbruch.
Dann fühlte sich die Intelligenz herumgeschleudert,
zusammengequetscht, gezogen, gedrückt und sie bekam keine Luft mehr.
Todesangst stieg in ihr hoch.
Die Intelligenz fühlte sich zu einem fernen Licht hingezogen.
Das gleißend helle Licht überflutete die wehrlose Schöpfung und dann...
Die Intelligenz rutschte über etwas glattes hartes und prallte gegen eine Wand.
Eisige Kälte überall.
Völlig in Panik versuchte die Intelligenz sich zusammenzurollen,
aber sie konnte sich kaum bewegen.
Ihre schlaffen Glieder schmerzten als wären alle ihre Knochen gebrochen.
Die Intelligenz öffnete ihre Augen und schloss sie gleich wieder,
da das brutale helle Licht ihr große Schmerzen verursachte.
Ein leises schrilles Geräusch drang aus ihrer Kehle und erstarb sofort,
nachdem die Intelligenz feststellte, dass sie es selbst war die schrie.
Erst jetzt nahm sie die vielen lauten sprechenden Stimmen wahr,
die sie allerdings nicht verstehen konnte.
Die Intelligenz wurde von starken Händen gepackt.
Sie versuchte sich zu wehren aber es war sinnlos.
Warme Flüssigkeit floss über die Intelligenz und reinigte sie.
Dann fühlte sie sich angehoben und auf etwas Weiches gelegt und mit einer Decke umwickelt.
Eine Hand ergriff ihren Arm und etwas piekste sie.
Langsam wurde ihr warm und das Zittern verschwand.
Eine angenehme Müdigkeit überkam die Intelligenz.
Dann wurde es dunkel.

Die Intelligenz erwachte nach kurzer oder vielleicht auch langer Zeit und konnte sich nicht mehr daran erinnern, was sie geträumt hatte.
Sie versuchte sich aufzusetzen aber die Schmerzen hinderten sie daran.
Das Licht war jetzt nicht mehr so hell.
Nun zum ersten mal konnte die Intelligenz tatsächlich etwas sehen.
Sie blickte völlig fasziniert auf ihre rechte Hand.
Fünf Finger, total beweglich.
Die Intelligenz wusste die Namen aller Finger:
Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger und Kleiner Finger.
Sie blickten sich nun zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich um.
Die Intelligenz war in einem großen Raum, in dem viele Betten standen,
auf denen schlafende Gestalten lagen.
Sie fragte sich, ob diese Wesen alle vom gleichen Schöpfer geschaffen worden waren.
Hatten die anderen vielleicht auch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen?
Vielleicht, aber die Aufgaben der anderen waren sicher weniger wichtig,
als die der Intelligenz.
Sie musste nur noch wissen, welche unglaublich wichtige Sache sie für den Schöpfer zu erledigen hatte.
Die Intelligenz konnte es kaum noch erwarten.
Auf einmal bemerkte sie eine kleine Tätowierung auf dem Rücken ihrer rechten Hand.
Da stand “374BT“.
Das musste der Name sein, den der Schöpfer ihr gegeben hatte.
374BT freute sich darüber endlich einen richtigen Namen zu besitzen.
Sie fragte sich nun, wie sie eigentlich aussah.
374BT stand auf und ging einige Meter.
Sie ging langsam, weil sie noch ein wenig wackelig auf den Beinen war.
Einmal wäre sie fast gefallen, doch sie konnte sich an einem der Bettgestänge festhalten.
In den Betten lagen schlafende Gestalten.
Die Intelligenz fragte sich, ob die waren wie sie.
An der Wand war ein großer Spiegel befestigt, der vom Boden bis zur Decke reichte.
374BT blickte sich an und es gefiel ihr was sie sah.
Sie hatte ein junges schönes Gesicht, große braune Augen und kurze strubbelige schwarze Haare.
Sie ließ die Decke los die sie die ganze Zeit um sich geschlungen hatte und betrachtete den Rest von ihrem Äußeren.
374BT stellte mit Befriedigung fest, dass sie weiblich war.
Das hieß, dass es noch ein männliches Gegenstück zu ihr gab und das machte sie zu einem Teil von etwas.
Es war schön ein Teil von etwas zu sein.
374BT war zart gebaut und nicht muskulös.
Das musste bedeuten, dass der Schöpfer ihr eine, mehr geistige Aufgabe zugedacht hatte.
Sie wusste nicht genau warum, aber für eine wichtige geistige Aufgabe erschaffen worden zu sein machte sie irgendwie stolz.
Vor ihr öffnete sich die Wand die eigentlich keine Wand war, sondern eine Tür.
Ein Mann in einem weißen Kittel, zumindest glaubte sie das es sich um einen Mann handelte,
trat herein.
374BT überlegte ob sie hier ihrem Schöpfer gegenüberstand.
Aber er sah nicht besonders aus, der Schöpfer würde wohl kaum so langweilig und gewöhnlich aussehen.
Der Mann holte einen kleinen schwarzen Zylinder aus der Tasche,
der sofort zu leuchten begann.
Er leuchtete 374BT direkt in die Augen, dass es schmerzte.
„Folge dem Licht.“ sagte der Mann mit einer rauen Stimme.
374BT wollte auf keinen Fall schon bei der ersten, ihr gestellten Aufgabe versagen.
Also folgte sie brav dem Licht und versuchte trotz des Schmerzes nicht zu blinzeln.
Der Mann schien zufrieden mit ihren Augen zu sein.
Er piekste sie wieder mit einer kleinen Nadel, deutete auf die Tür und sagte dann:
„Melde Dich draußen bei der Uniformausgabe.“
374BT fühlte sich ein wenig benommen als sie aufstand.
Der Raum schwankte, aber dennoch schaffte sie es zur Tür,
die sich bereitwillig von selbst öffnete.
Ein langer heller Gang lag vor ihr.

Sie durchschritt diese neue Welt zögernd und vorsichtig bis sie an eine Art Schalter kam.
Der Mann hinter der Glasvitrine musterte sie kritisch und schob ihr dann ohne ein Wort zu sagen, ein Stoffpaket durch einen schmalen Schlitz.
Das Paket entpuppte sich als eine hübsche blaue Uniform, die wie angegossen passte.
374BT ging weiter durch eine hohe Tür und landete in einem großen hellen Raum mit vielen, vielen weiteren Leuten, die ebenfalls blaue Uniformen trugen.
Ein einzelner Mann, der eine Mütze und eine gelbe Schärpe trug,
schien hier das sagen zu haben.
Sie wollte den wichtigen Mann fragen ob er der Schöpfer sei, aber sein strenger Blick verriet ihr,
dass dies nicht der richtige Augenblick für Fragen war.
„Achtung!“ rief der wichtige Mann.
„Ihr werdet von hier aus direkt in die Trainingseinrichtung gefahren.
Befolgt die Befehle der vorgesetzten Offiziere, die wie ich durch eine Schärpe zu erkennen kenntlich gemacht wurden. Ihr vorimplantiertes Wissen wird ihnen bestätigen, dass Befehle unverzüglich zu befolgen sind.“
Ein großes Tor öffnete sich.
Dahinter konnte man ein Flugfeld mit einer großen Transportmaschine erkennen.
Der Rest der Umgebung lag in dichtem grünem Nebel.
374BT fand das unheimlich.
Die anderen Leute, welche nicht älter aussahen als sie selbst, hatten wohl ebenfalls Angst.
Es waren Männer und Frauen darunter, alle sahen verschieden aus.
Langsam bewegte sich die Gruppe auf die Maschine zu und stieg ein.
Die Eingangsluke schloss sich mit einem lauten Zischen hinter den jungen Leuten.

Die Maschine bewegte sich fort und brachte sie alle nach einer unendlich lang erscheinenden Flugzeit an einen seltsamen Ort.
Es gab da nur große Gänge und überdachte riesige Räume mit vielen Sportgeräten leeren Hallen und verwinkelte Gässchen, in denen man sich verlaufen konnte.
Die Luft war stickig und roch metallisch und alt.
374BT wollte wenigstens einmal den Himmel sehen, aber hier war alles drinnen.
All ihre Gedanken kreisten um das Tageslicht, dass nur ein ferner Traum war,
vielleicht gar nicht wirklich, vielleicht nur eine Illusion.
Dieser Ort war so bedrückend und verwirrend.
Da gab viele in so einer Schärpe, die den ganzen Tag nur rumschrieen.
374BT und die anderen Schärpenlosen nannten sie “die Brüllmänner“.
Sie mussten ständig über Sachen klettern oder unter Sachen durchkriechen und dann und wann mussten sie mit Gewehrdingern auf runde kleine Scheiben schießen.
374BT fand das nicht sehr sinnvoll.
Sie fragte die anderen Schärpenlosen, was das sollte, aber die wussten auch nichts.
Es brachte überhaupt nichts, mit ihnen zu sprechen.
Diese Ausbildungssache dauerte Wochen.
Genau konnte 374BZ das nicht sagen, weil sie keine Uhr hatte.
Oft sprachen die Brüllmänner von einer wichtigen Mission.
Dann hörte 374BT immer ganz genau zu, aber es wurde eigentlich nie etwas genaues gesagt.
Die Brüllmänner redeten immer und immer wieder von einem Planeten,
mit einem ganz seltsamen Namen.
Wenn sie von diesem Planeten sprachen, aber wirklich nur dann,
hatten sie so etwas wie echte Gefühle in ihrer Stimme.
Aber das verschwand immer gleich wieder.
Einmal fragte sie einen der Brüllmänner wer den nun der Schöpfer sei.
Der Brüllmann sah sie komisch an und sagte dann:
„Dein Schöpfer Klon, ist der Mensch.“
374BT wollte zuerst darauf hinweisen, dass ihr Name nicht “Klon“ sei.
Aber dann ließ sie es doch lieber.
“Mensch“, dieses Wort sagte ihr nichts.
Die Ausbildungssache ging immer weiter und 374BT glaubte schon nicht mehr, dass es jemals enden würde, bis eines Tages etwas passierte.
Die Brüllmänner brüllten noch lauter als sonst und sagten den Schärpenlosen,
sie sollten ihre Ausrüstung anziehen und sich bereit machen,
weil es jetzt los gehen würde.
Man drückte allen Gewehre in die Hand und schickte sie in große Transportschiffe,
welche im überdachten Hangar standen.

Die Schiffe hoben mit den Schärpenträgern, den Schärpenlosen und 347BT an Bord dröhnend ab.
374BT saß ganz hinten.
Sie wusste, das sie und alle andere auf diesem Schiff Soldaten waren.
Und sie wusste das es bei dieser Sache um ein Kriegsding oder so was ging.
Der Flug dauerte und dauerte.
347BT hätte gerne durch ein Fenster in den Weltraum hinaus geblickt.
Aber es gab keine Fenster in der großen Kabine.
Sie war sehr aufgeregt und alle anderen Soldaten auch.
Jetzt würde sie endlich den Auftrag des Schöpfers erhalten.
Sie würde dem Schöpfer sicher keine Schande machen.
Bestimmt würde man ihr nun gestatten den echten Himmel zu sehen.
Auf einmal begann das ganze Schiff zu wackeln.
Es wurde stärker und dann setzte das Schiff krachend auf.
Die meisten Soldaten wurden durch den Aufprall von ihren Sitzen geschleudert,
richteten sich aber gleich wieder auf und starten auf das Schott,
durch das alle reingekommen waren.
Das Schott öffnete sich blitzschnell und ließ einen gewaltigen Explosionslärm in das Schiff.
Erst zögerte die Gruppe, doch dann, angespornt von dem Brüllmann stürmten alle nach draußen.
374BT wurde einfach mitgerissen.
Sie konnte nichts als aufspritzenden Rauch und grelles Leuchten erkennen.
Die Nacht wurde von unnatürlichen Lichtern erhellt.
Zumindest fand 347BT, dass diese Lichter sehr unnatürlich waren.
Das musste die große Prüfung für sie sein.
Von neuer Kraft erfüllt rannte 374BT vorwärts.
Die ersten zwanzig Leute vor ihr, die das Schiff verlassen hatten, wurden von irgendwas getroffen und geradezu zerfetzt.
Heillose Panik packte die anderen, die so schnell sie konnten aus dem Schiff stiegen und in eine beliebige Richtung davonliefen.
374BT wusste das ihr großer Augenblick gekommen war.
Sie würde dieser Sache die der Brüllmann “Krieg“ nannte gewinnen.
Der Schöpfer hatte ihr den Auftrag gegeben.
Sie sollte einen Sieg erringen und ein Reich oder eine Gesellschaft oder so was retten.
374BT rannte auf den Feind zu, den sie nicht sehen konnte und feuerte einfach in den Rauch der ihr in der Kehle brannte.
Um sie herum stürzten Soldaten im Sekundentakt.
Die noch lebten schrieen vor Schmerzen auf und riefen um Hilfe, die sie nicht bekamen.
Plötzlich spürte 374BT einen dumpfen Schmerz im Unterleib.
Sie bekam für einen Moment keine Luft und fühlte sich etwas schwach auf den Beinen.
374BT ließ sich mitten auf dem Schlachtfeld kurz nieder und atmete einige Male tief durch.
Sie spürte ein Schwindelgefühl und eine plötzliche Übelkeit.
Auf einmal musste sie sich so heftig übergeben, dass ihr Magen schmerzte.
Sie blickte an sich herab und sah einen riesigen Blutfleck auf ihrer schönen neuen Uniform.
Überall war rotes, dunkles Blut.
Sie konnte doch unmöglich so sterben.
Das konnte unmöglich das Schicksal sein, welches ihr der Schöpfer zugedacht hatte.
Einfach so zu sterben.
374BT begann zu weinen. Sie wusste nicht einmal worum es in diesem Kriegsding eigentlich ging.
Keiner hatte es ihr gesagt.
Keiner hatte ihr jemals irgendetwas gesagt.
Niemand hatte sich je die Mühe gemacht, sich in irgendeiner Weise mit ihr zu beschäftigen.
Sie zweifelte daran, dass einer der Leute in den weißen Kitteln oder der ganzen Brüllmenschen der Schöpfer war, der “Mensch“ war.
Die wussten auch nicht viel mehr als sie.
Und “374BT“ war auch kein richtiger Name.
374BT beschloss, sich wieder “die Intelligenz“ zu nennen.
Die Intelligenz lag im Sterben.
Das Gewehr glitt aus ihren zitternden Fingern.
Die Intelligenz drückte die Hand auf die Wunde,
doch sie konnte die Blutung nicht stoppen.
Es tat so schrecklich weh.
Vorsichtig legte sich die Intelligenz zurück.
Es war eine kalte Nacht auf diesem Planeten.
Die Brüllmänner hatten diesen Planeten damals “Erde“ genannt und klangen immer irgendwie traurig, wenn sie über ihn redeten.
“Erde“, was für ein seltsamer Name.
Der Boden roch seltsam und der Sand war schwarz und verbrannt.
Die Intelligenz konnte nicht glauben, dass dieser Ort etwas Wert war.
Der Boden war verdorben.
Hier konnte doch niemals etwas gutes wachsen.
Aber das war jetzt auch nicht mehr wichtig.
Die Intelligenz konnte die Sterne am klaren Himmel sehen.
Millionen und Abermillionen Lichtpunkten blickten auf sie Herab.
Vielleicht gab es ja bessere Orte als diesen hier.
Sie waren so weit weg und sahen so schön aus auf diese Entfernung.
Die Intelligenz hatte noch nie etwas so schönes gesehen.
Sie fühlte nun keine Schmerzen mehr.
Die Intelligenz wischte sich eine einzelne Träne aus dem Auge.
Sie fragte sich ob irgend jemand da draußen in diesem riesengroßen Universum überhaupt wusste,
dass sie existierte.
Und ob dieser jemand vielleicht eine Träne für sie vergießen würde.
Sie fragte sich ob der Schöpfer der sich “Mensch“ nannte, eine Träne für sie vergießen würde.
Sie bezweifelte es.
Dann starb die Intelligenz.
Es war nicht mehr!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.01.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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