Paul Rudolf Uhl

Ganymed 3

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Bericht Jose Manjares:
 
Ich heiße Jose Manjares, bin Spanier und arbeite mit im geheimen Raumfahrt-Versuchszentrum in Dallas/Texas. Heute ist der 23. Oktober 2067 und mein Chef; Dr. T.G. Dyler, meint, nun sei uns ein wesentlicher Fortschritt ge­lungen: heute wird der erste Versuchstransmitter getestet!
Seit zwei Jahren arbeiten wir an dieser Vorrichtung, die einen Materietransport über größere Entfernungen auf dem Funkwege ermöglichen soll. Der heutige Termin ist wichtig: die Anlage wird bei einem Testlauf von hohen Persönlich­keiten besichtigt und vom Erfolg kann abhängen, ob wir künftig noch Geld zum Weitermachen erhalten…
Die Sendekabine ist nur provisorisch verkleidet, aber die wichtigen Anlagen, nämlich der Materie-Wandler und die Sendevorrichtung sind fertig. Es dürfen nur sechs Personen dabei sein: ein Vertreter des Präsidentenamtes, der Leiter des FBI, der Direktor des Versuchszentrums, jemand von
der NASA, mein Chef (der leitende Ingenieur) und ich - ­welche Ehre - aber einen, der die Maschine bedient und notfalls Werkzeug parat hat, brauchen sie eben…
Die Empfangsanlage ist am anderen Ende des Versuchsge­ländes, etwa 400 m entfernt, aufgebaut; hier befinden sich zwei weitere Ingenieure meines Instituts, die in audiovisuel­ler Verbindung mit dem Senderaum stehen.
 
Als erstes Transportobjekt ist ein Gegenstand ausgesucht worden, der aus verschiedenen Materialien besteht: ein Ku­bus auf Kunststoff, darin Metallschrauben, Holzteile, ein Stück Schweinefleisch, ein Behälter mit Erde, eine Patrone und ein elektronisches Bauteil aus einem Computer. Die Zuschauer sitzen in angemessener Entfernung vor der Anla­ge, durch eine stabile Fiberglas- Scheibe abge­schirmt. Ich befinde mich innerhalb des Versuchsgehäuses.
 
Auf das Zeichen meines Ingenieurs schalte ich die Anlage ein, fahre den Transmittergenerator hoch, setze das Trans­portobjekt zwischen die Wandlerplatten. Ich schließe das Sicherheitsgitter, gehe zur Schaltanlage und auf ein weiteres Zeichen meines Chefs betätige ich den Wandler- und Sende­schalter.
Ich verspüre sofort ein unangenehmes Kribbeln im ganzen Körper und es wird mir heiß. Die Wandler brummen, ein Vibrieren ist in der gesamten Halle zu fühlen. Dann gibt es einen Lichtblitz, Rauch und etwas Feuer zwischen den Wandlerplatten, das aber von der automatischen Löschan­lage sofort gelöscht wird. Mein Chef flucht, der Vertreter der NASA lacht schallend, die anderen Herren zeigen Ver­legenheit und Bestürzung.
Der Versuch ist offensichtlich mißlungen, eine Überspannung wohl... und der Kubus ist verschwunden - wurde er transmittiert oder ist er explodiert? Da ruft der Kollege Mr. Royds aus der Empfangsanlage an: der Versuchskörper sei angekommen, aber sehr heiß und er zeige starke Schäden. Sie bringen das Objekt in den Senderaum. Die Kunststoff­teilesind zerborsten, das Fleischstück riecht wie angebra­ten, die Patrone mußte explodiert sein...
 
Mein Chef untersucht die Sendeanlage und stellt fest, daß es wohl zu einer Überspannung im Sendegenerator gekommen war - ausgerechnet heute hatte ein Bauteil den Geist aufgegeben - der Vorführ - Effekt!
 
Ich mußte ein neues Hochspannungsteil einsetzen, der Ver­such wurde 30 Minuten später mit einem weiteren, vorbereite­ten Transportobjekt gleicher Bauart wiederholt.
Beim Einschalten des Senders verspüre ich wieder das bekannte Kribbeln, das wir alle schon bei vorausgegange­nen Versuchen bemerkt haben. Nach einem kurzen Brum­men ist das Objekt gesendet und die Kollegen in der Emp­fangsanlage teilen mit, daß der Versuch erfolgreich war...
Der hohe Beamte des Präsidialbüros und der Direktor mei­ner Dienststelle tuscheln, nicken und sagen zu meinem Chef: „So, nun lassen Sie - wie abgesprochen - den Tier­versuch beginnen!"
Ich hole das nächste Versuchsobjekt - eine weiße Ratte aus dem Käfig, setze das Tier zwischen die Polplatten und auf das Zeichen gebe ich Energie auf den Sender: Es ist sofort verschwunden und schon drüben im Empfangsgerät!
 
Dann hole ich die nächsten Objekte: eine Maus und einen Goldhamster. Die Tiere sollen gemeinsam transmittiert werden. Als sie drüben ankommen, rufen die Kollegen dort, es sei etwas daneben gegangen. Sie bringen die Tiere und es ist schrecklich: Der Hamster hat hinten einen zweiten Kopf und von der Maus ist nur ein Fleischstück übrig! Auf diesen Vorfall hin verlassen die hohen Herren kopfschüttelnd das Versuchszentrum.. .
 
Wir arbeiten weitere drei Monate, um die Ursache dieses Vorfalls zu klären. Es waren kurzfristige Spannungsschwankungen, die den Rhythmus des Wieder-Zusammensetzens in der Empfangsanlage gestört hatten. Bis zum Transport von Menschen haben wir wohl noch einen weiten Weg...
Ende des Berichts  Manjares.


 
Das Wohlverhalten der Bevölkerung konnte durch das all­gegenwärtige Kontrollsystem von Kameras und dank der totalen Vernetzung (teils durch veraltete, aber in einigen, topographisch problematischen Gegenden notwendige Ka­belverbindungen, meist aber durch Funkverbindungen) mühelos kontrolliert und ein eventuelles Fehlverhalten sofort abgestellt werden, weil die Polizei Transmitter besaß, deren Ziel punkte keine Station benötigten. Es war möglich, sie durch einen Leitstrahl zu ersetzen. So war bei Verbre­chen in wenigen Sekunden Hilfe anforderbar, aber auch das Vergehen politischer Abweichler war kurzfristig zu ahnden, die Polizei war sekundenschnell präsent, der "Bösewicht" wurde sofort verhaftet.

Fortsetzung folgt!
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.09.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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