Nicolas Gelis

The 2nd Moon

The 2nd Moon

 

„Mein Reich ist das All.
Als Kind des Orion
Werde ich euch erscheinen.
Das Kleid des Todes
Werde ich tragen
Und trotzdem nur Gutes sein.“

 

Zuallererst ward das Licht. Es schien heller als andere, aber dunkler als das Gefilde.
Schön und schrecklich zugleich.

Am 10.12.2010 konnte das Hubble-Teleskop ein Objekt im All ausfindig machen, dass ein Volumen eines frei bewegenden Objektes von nie gesehener Größe sein musste.
Schlagzeilen wie, „Der Komet der Saurier kehrt zurück!“, „Der Todesmeteorit“, oder „Todesball wird uns töten! Was nun, Obama?“, waren in jeder Zeitschrift abgebildet, nachdem Die Weltregierung die existenzauslöschende Nachricht den allgemeinen Völkern der Erde per weltweiter Medienübertragung überbrachte, so wie schon zu 9/11.

„My dear fellow citizens of the world, the President of the United States of America.“:

„Völker der Erde, um 13 Uhr amerikanischer Zeit wurde uns eine äußerst schreckliche Nachricht der Hubbleastronomen zugesandt. Das Hubble-Teleskop hat ein Objekt ausgemacht, dass in unser Planetensystem eingedrungen ist. Bei den derzeitigen Bildern gehen die Forscher davon aus, dass es sich um einen Mond eines instabilen Systems handeln muss, der dieses verlassen hat.“

Die erste Hand schießt hoch und fragt: „Aber was hat das mit uns zu tun?“

„Nun, dieser “Mond“ wird laut aktuellen Berechnungen in etwa 2 Jahren die Sonnenumlaufbahn der Erde kreuzen und höchstwahrscheinlich mit ihr kollidieren.“

Die Welt zog simultan ruckartig Luft ein. Entsetzen, aber keine Panik. Alle waren blass, wie der Präsident. Es schien als wäre selbst Kronos erschrocken und erstarrt. Dann, Getuschel.

„Ich bitte um Ruhe.“ Der Präsident räusperte sich und zog an seiner Krawatte, die nun mehr einen Strick versinnbildlichte, als das Sicherheitspersonal die Anwesenden etwas mehr umkreiste.

Totenstille. „Wir haben im UN-Rat und mit Experten aus der ganzen Welt folgende Optionen erarbeitet, von denen ich die Beste aufsteigend darlegen werde:
1st, we do nothing and accept our fate, as we accept the end of our existence. 2nd , We put up mass hydraulic systems, which were able to bounce off the alien element. It´s slow and its mass would not have the effect to clash and destroy the earth at once. Disadvantage of hydraulic systems would cause immemorial to unattainable ressources to create. The 3rd and last Option would be to start a nuclear strike against the alienate object. Because we cannot afford the action to infiltrate the object with drillprobes and initiate explosives, we only succeed in waiting until the object reach its optimal distance to earth, that at least the pitch of explsion stays low. Disadvantage: As the radiation would cause fallout and the exploded parts of that moon would crash with the earth, we had to accept colleteral damage in sense of a maximum credible accident. Also the world had to start nuclear programs in which we had to increase a hundredfold of the worlds actuel atom bombs.“

Stille. Mit senken der Stimme des Präsidenten. Die Ehrlichkeit ist schockierend und herzerwärmend zugleich. Noch nie waren die Aussagen eines Politikers so klar und ehrlich, weswegen ein Reporter ganz ungeniert die letzte Frage dieses weltbewegenden Interviews stellte:

„Wieso die 100 Fache Menge? Wie groß ist dieser 2te Mond denn?

„Er besitzt etwa die 13fache Größe unseren Mondes...“

Erste Bilder des Hubbles wurden veröffentlicht. Der Mond war nicht etwa hell, sondern schwarz, überzogen von grünen neonfarbenen Linien. Forscher vermuteten das der Dunkelanteil von seiner geschichtlichen Herkunft und einer Metallstaubschicht herrührte und Photonen an bestimmten Stellen das Energiepotential erhöhten und so zum leuchten brachten. Krater waren zu sehen.
Es war sozusagen ein schwarzer Mond.
 

Denial

 

Die Menschen glaubten nicht. Sie verwarfen es. Anfangs blieb jeder verhangen in seinem Alltag, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verlieren, dass die gesamte Menschliche Rasse ausradiert werden würde. Es waren schlussendlich noch 2 Jahre hin und es gab Hoffnung: „ Die Regierung und Forscher werden das schon schaffen.“ So machten sie sich Hoffnung. Die positive Energie verflog erst, als die Nachricht publik wurde, dass der 2te Mond nicht mit Pluto kollidieren würde. Die Gravitation bewirkte, dass der 2te Mond seine Bahn Richtung Erde etwas änderte, aber wen interessierte schon Pluto, der sich selber nur in seinem eigenen dunklen Glanz schmückte. Das Nuklearprogramm war auf Hochtouren und die Menschen leugneten jeden, der vom Untergang sprach. Der gravistationäre Drall von Pluto bewegte den 2ten Mond auf Neptun zu. Voraussagen wurden getroffen und die Mehrheit der Forscher errechnete, dass der 2te Mond doch auf Neptun aufprallen würde. Die Menschheit jubelte auf. Die Weltuntergangsspannung nahm ab und alles bewegte sich zurück in alte Bahnen und Verhaltensmuster, welches eine sofortige weltweite Rezession mit sich trug, denn Geld wurde nunmehr wieder gespart. Ein Countdown sollte die Erlösung einleiten.

 

Anger

 

Alles saß gespannt vor dem Fernseher, oder stand vor den nun mehr staatlich und weltweit eingerichteten Public Viewing. „Now we are close to the crash.“ einige Minuten sollte es noch dauern und der überdurchschnittliche und junge Fox-news Moderator saß aalglatt und gespannt vor der Kamera. 5, 4, 3, 2, 1...Es wurde festlicher gefeiert, als je ein Neujahr gefeiert wurde, doch der Moderator saß mit Hand auf dem Ohr noch immer still und die Augen der Zuschauer fielen auf seine nicht deutbare Reaktion. „We got Information of the crash. Scientist are now verifying the first pictures of Hubble-Telescope.“ Wieder hält der Moderator die Hand aufs Ohr. Unglaube überträgt er weltweit weiter. Starrer Blick in die Kamera: „The pictures are now verified and it appears to be, that the 2nd Moon did not collide with Neptune.

I reapeat, the 2nd Moon did not collide with Neptune!“

Leicht stöhnendes: „What the fuck...?“ Man konnte nicht glauben was da auf einen einrieselte.

Die Massen erhoben sich voll Zorn, wie einst Poseidon, wenn Versprechen gebrochen wurden. Aus der ungläubigen Angst wurde Hass. Die Majorität der Untergangspropheten nahm zu und der Glaube an die Wissenschaft der Zahlen ab. Einmal mehr, als klar wurde wie unwahrscheinlich es doch war, dass der 2te Mond jeden Planeten kreuzen , aber mit keinem von ihnen kollidieren sollte.

Aber auf wissenschaftliche Rechtfertigung gab es nun nur Spott und Erniedrigung, sodass neue Wissenschaftler den Krisenrat schmückten. Im vierten Monat bewegte sich das Ende Richtung Uranus und das warten hielt wieder Regierung, Astronomen und den Rest der Welt in Atem.

Planet X Nibiru, wie der 2te Mond, aus Rechenschaft einiger Theoretiker eindeutig erkannt und genannt wurde, passierte am 6.6.2011 Uranus. Wie konnte es sein das Selbst der Sohn und Ehegatte Gaias ein solches Unglück zulässt? War er in der schon so lang dauernden Ehe nicht mehr glücklich, oder wollte er die Schuld nur nicht alleine Tragen? Oder war er so zornig, weil er keinen Sex mehr haben konnte, nachdem Gaia ihre eigenen Kinder dazu anstiftete ihn zu bekämpfen und Kronos ihn kastrierte? Gaia würde sich eindeutig wegen Körperverletzung von Uranus trennen, nur wer bekam dann das Sorgerecht über die Titanen, Kyklopen, Hekatoncheiren und alle anderen Kinder? Könnte Uranus überhaupt Unterhalt zahlen?

 

Bargaining

 

All das bewegte die Menschen in Ihrer Wut nicht, stattdessen gewann der fanatische Aberglaube der Christen mehr Gewicht, denn Ihres Feindes Macht wird nach dem Großen Spruche uns im Jüngsten Gericht freisprechen und die Ungläubigen werden verdammt. Die Bewohner der Erde ließen sich von der Demagogie infizieren und bettelten den Gegner aller Bösen Dinge an, die Schuld von ihnen zu nehmen und sie zu erlösen. So schlug das bevorstehende Desaster von Wut über in die ersten Funken der konjunktiven Wahrnehmung. Hätte, würde, könnte. Immer wieder. Again and Again. Hätte, würde, könnte, hätte, würde, könnte, hätte, würde, könnte, könnte, würde hätte. Das die Menschheit ein Superlativ dieses Mantras vollziehen konnte bewies Saturn, als er Nibiru kennenlernte. Man hätte denken können Kronos würde Nibiru als sein Sohn anerkennen und verschlingen, aber eher sah er ihn mit Argusaugen an und wurde sich bewusst, das Nibiru der sein könnte, welcher seinen Sohn bezwingen und ihn wieder zu neuer Macht bringen würde.

So ließ auch Saturn den 2ten Mond ziehen, im Glauben der erneuerbaren Mächtigkeit.

My dear fellow citizens of the world, the President of the United States of America.“:

In sequence of the last events I want to please everybody to believe in hope and to rise up so we, the world, are able to discharge the needed obligations. Its not meant to forbid anyone of the freedom of prayer, but to remind you on the task we all are involved in. To fortify and sustain my statement and this hope I like to present to you Dr. Oxymoron from the UN-Crisismanagement. Please.“ Der Präsident stellt sich zur linken seines Pults und bittet mit der Geste eines offenen Armes den Mann mit griechischem Touch, grau dunkler Mähne und Vollbart, einer Brille und einem weißen Kittel seinen Platz einzunehmen. Sein Akzent ist unterirdisch: „Heute bin ich hier, um Ihnen allen die Bedeutung unserer Forschung nahezubringen. Zum einen sind unsere Mittel beschränkt, wodurch auch unsere Berechnungen ungenau erscheinen. Doch heute möchte ich sie ermutigen. Der 2te Mond steht kurz davor Jupiter zu erreichen und wird unseren Berechnungen zufolge von seinem Gravitationsfeld geschluckt!“ Cheers...

Nicht nur er, auch alle anderen Mathematiker, Forscher und Physiker klangen mit ein und urteilten die These, als sei sie ein Gesetz der sie zu folgen hätten. Schier endlose Formeln und Berechnungen würden es ja bestätigen. Die Menschen akzeptierten sie in ihrer öden Hoffnung, denn wann hätte die Mathematik sich jemals getäuscht...?

Die Rede des Präsidenten löste eine Welle im neu formierten Kader der Kirche aus, wo es jetzt das wichtigste war, so kurz vor dem Jüngsten Tag, die neu Bekehrten zu halten. Neo Kulturkampf.

Eine normale Ordnung in der globalen prozentualen Angehörigkeit aller Glaubensrichtungen, wie sie vor dem Eintreten der Kenntlichkeit des 2ten Mondes geführt wurden, entstand als der Papst etwas naiv allen Gottesfürchtigen und Ergebenen heilsgewiss versprach. Jupiter, der eine selbst, werde die Menschen wahren! Göttlicher Enthusiasmus...

Zeus also. Der Göttervater selbst, der seinen eigenen Vater Kronos nach Prophezeiung bezwang und seine Titanengeschwister befreite, sollte nun von Nibiru gefällt werden? Seit mal ganz still. Ja, ganz still. Hört ihr es? Es ist wie ein Gegurgel, aber hört in Richtung Griechenland, in Richtung Mytikas. Ja, jetzt hört ihr es. Das Gelächter vom Olymp.

„The Gravitation of Saturn will suck the 2nd Moon into itself.“ Das war der Weltpopulation nun immer auf den Lippen. Also sollte Zeus nun wie sein Vater anfangen Götter zu fressen, nur um sein eigenes Schicksal abzuwenden, oder es geradezu erfüllen?

Jetzt ging es schlag auf schlag.

Oktober 2011. Blitz und Donner zuckten über den Köpfen der Erdbewohner und sie flehten. Zum medialen Spektakulum zur Weiterführung der Menschlichen Rasse waren sie alle voll. Sie waren die Spannung leid und ertränkten diese in Bier. Das Endspiel hieß F.C. Terra gegen die Outerspace Soccerassociation des 2nd Moon Clubs. Auf dem Spielfeld an der Spitze stand Jupiter. Die Halbzeit und auch die Nachspielzeit waren vorbei. Jupiter musste im Elfmeter, nach den letzten fünf Torschüsse, jetzt das Tor machen, oder alles war aus. Die Männer standen von ihren Bierbänken auf, das Maul voll Schaum, setzten den Krug ab. Ihre Augen wurden groß, wie die von Kindern und selbst der letzte, hartgesottenste Hooligan fing an zu beten und hofften „Bitte Jupiter, schieße ein Tor!“. Selbst Uranus war in der Fanmeile und fieberte mit. Endlich wieder König der Welt, stand auf seinem kleinen selbst gebastelten Banner. „Jupiter streckt seine Beine und nimmt Position ein. Die Mitspielerschaft des F.C. Terra steht Arm in Arm hinter ihm. Der Blitz auf Jupiters Trikot leuchtet auf, während er für den letzten Schuss anlaufen nimmt, und, und? NEIN! Oh bei Gott, NEIN, dass kann nicht sein! Jupiter vergibt die Chance und schießt weit daneben! Was war da los!? Der glanzvolle Spieler des F.C. Terra fällt auf die Knie. Noch nie hat er einen Ball verschossen. Die Fans weinen. All das Bitten, all das Hoffen war umsonst. Das wars gewesen. Eine Tragödie. Das Aus für den F.C. Terra am Sun System Cup.“

Würde ein Gott, wie Zeus ein Tor schießen und damit sich selber umbringen, um andere zu retten? Was nehmen die Menschen in ihrem Egoismus immer heraus, andere sollten so sozial sein, um ihr Ego und auch Ismus aufzupeppen? Jemanden zu helfen, den man kaum kennt und dafür selber noch eins auf die Kappe bekommen? Ich bitte euch! Ja, ok, um drei Ecken gesehen ist Gaia schon so etwas wie Jupiters Oma, aber auch ein Kind, dass ohne drei Fragezeichen und TKKG aufgewachsen ist, sollte diese Fragen beantworten können. Wie kam es, dass Menschen so niveaulos wurden, dass sie etwas entgegen fieberten, hofften und sogar im absoluten Atheismus anfingen Gott anzubeten, obwohl es Kausal, logisch und gleichzeitig nicht denkbar war, weil es einfach niemand machen würde...

„Nicht verzagen, Dave. Erst der nächste Schuss entscheidet. Wenn Keeper Mars jetzt nicht hält ist es vorbei. Ah, da bewegt er sich auch schon ins Tor...“

 

Depression

 

Aufnahmen zeigten, dass der Mond kurz vor Eintritt in die Umlaufbahn des Saturns stark an Geschwindigkeit verlor. Glück im Unglück, trotzdem war dies nach jedem physikalischen Gesetz unmöglich. Die Forscher des Generalstabes murmelten nur „dass kann nicht sein.“, in ihre bauschigen, feuchtfröhlichen Bärte.

Eine erste logische Aussage wurde für die Verfehlung der logischen Berechnung aufgestellt.

Ein Mann, der in der Satzbauartikulation ähnlich klang wie Joachim Bublath:

„Der Mond muss gänzlich aus Metall bestehen, damit er durch das Magnetfeld des Saturns abgewiesen wird. Die Polung ist dabei Negativ und Positiv, oder Umgekehrt. *Stimme senkt sich* Das würde dann auch erklären, warum die Oberfläche des Objekts metallisch ist. Dennoch gehen wir davon aus, dass auch die Sonnenstürme der letzten Tage, dass Magnetfeld des Saturns, bzw. des Objektes verändert haben könnten.“

Ein anderer exotischer, Hippie-gleicher Forscher, mit schweizerischem Akzent: „Ja *schmatz*, dies is a Mond einer ahndern dimensionaln Ärde, die des Gegenstück zu unsrer Ärde is. Die kam durch ei schwarzloch bis in unser Planätensystem, um zu unsrer Ärde zu gelahngen. So, wie ei Künd, dass seine Muttrer szucht, oder ei Jobloser Mohnd, der wieder ein Job szucht und das halt bei huns.“ Er versuchte es mit der gleichen Eigenschaft zweier kopierter Quantenteilchen zu erklären, die sich versuchen würden zu finden, aber nach dem ersten Satz war schon jede Konzentration der Zuhörer in der Talkrunde vergangen. Sie saßen da, die Köpfe in ihre drei Finger gespreizten Hand aufgesetzt und waren am Boden der Tatsache. Das war´s jetzt definitiv. Ich will nicht wie der Rest hier krepieren. Wie komm ich raus? Ein Schiff? Nein. Ein Raumschiff? Aber wer hat sowas. Könnten wir sowas baun? Könnte man im All überleben. Wer könnte mich da reinschleusen. Ich will nicht wie die anderen sterben. Vielleicht...? „Herr Minister, wie wollen sie das Volk aufmuntern?“ „Gute Frau, noch ist nicht aller tage Abend.“

Die Menschen wussten es. Es war zu Ende. Schluss. Aus. Klappe zu, Affe tot. Überdimensionale Klappe, überintelligente Affen. Es kommt aufs gleiche hinaus. Wieder hielt Obama eine Rede, diesmal nicht mit dem Hintergrund den Übereifer der Gläubigkeit zu bekämpfen (Prozentual war sie eh zurück gegangen, denn nach Auffassung der Mehrheit über das Erlebte, gab es eh keinen Gott mehr), sondern die Leute wieder zu mobilisieren, nachdem der harte Kern mitansehen musste wie eine halbe Menschheit ihr Leben depressiv wie Penner verbrachte, heulten, Drogen nahmen, von Dächern sprang, sich Aufhing. Millionen Abschiedsbriefe auf Tonnen vergänglichem Papier geschrieben, mit königsblauer Tinte. Was war hier los. Genau. Das Philosophische Kernthema ergriff auf einmal alle: Das Leben hat keinen Sinn (mehr). Scheiß drauf, ich verzocke mein Geld. Scheiß drauf ich geh in die 10.000 Miesen und geh Shoppen. Scheiß drauf, ich vergewaltige sie.

Scheiß auf euch! Ist das eure Einstellung im Auge des Jüngsten Gerichts? Scheiß drauf? Scheiß auf alles? Eure Familie? Eure Freunde? Eure Mitmenschen? Wisst ihr, wie klar mir das war. Seht euch die Faschisten in den Nadelstreifenanzügen an, wie sie Telefonate führen. Kommunizieren mit anderen Faschisten die andere Länder leiten und versuchen das Schlimmste aufzuhalten, euren Arsch zu retten. Die so pöbelfein waren und bis heute sind, dass sie nicht verstehen, dass es einen Punkt gibt an dem man einfach nicht mehr kann, an dem man aufgibt. An dem einem alles egal ist, an dem man sagt: „Scheiß drauf. Ich hau jetzt auf die Kacke, egal ob es ein Morgen gibt oder nicht.“ Versteht ihr jetzt, warum ich solche Menschen nicht mag. Kommt mal näher, ich flüster es euch ins Ohr. Ich glaub die sind nicht von hier. Die sind genau so Außerirdisch, wie der zweite Mond und genauso gefährlich!

 

Leider waren die höchst einfache Magnetfeldtheorie und die abstrakte Theorie des quantären Jobsuchenden, mutterlosen Mondbruders und jeder andere Meinung dieser Professoren, Doktoren, Spezialisten und hochgebildeten Menschen nun völlig egal. Sozusagen scheißegal. Auf einen viel größeren Widerspruch dieser Misere kam ein Forscher, als er bemerkte, dass der zweite Mond wirklich jeden möglichem Planeten scharf passiert hatte, den es in unserem System gab. Eine praktisch perfekte Sternenkonstellation. Wo war aber der Forscher des Hubbles geblieben, der die erste Brechung aufgestellt hatte. Einige waren gekündigt wurden, aber wo war der eine? Unauffindbar, vom Erdboden verschluckt. Höchst seltsam. Aber nichtsdestotrotz Scheißegal.

Die Wahrscheinlichkeit 1:10^57, so ein anderer Wissenschaftler, dass alles bis jetzt passierte, wie es passierte. Egal. Vor allem im Winter. Es gab ein sehr besinnliches und verschneites Weihnachten. Langsam kamen die Menschen wieder zur Besinnung. Nachdem Jupiter so gnadenlos verschossen hatte, stürmte Nibiru langsam auf Torwart Mars zu. Ein kleiner aggressiver Keeper, der wegen seiner Körpergröße sich sehr sportlich aktiv betätigt hatte, um von anderen Anerkennung zu erhaschen. Nun stand er da im rotbraunen Trikot. Sollte Mars jetzt halten, würde die Erde noch mit einem Beinbruch, Prellungen und einem Schleudertrauma davonkommen. Es sollte sich entscheiden, dass auch Mars im Ehrgeiz seinem Vater in nichts nachsteht. Genügsamkeit,Wut und Freude ließen dann den Ball im Sommer ins Netz gehen.

 

Acceptance

 

Die letzten Tage verliefen Sanft, wie ein Spätsommerwind, der durch die Bäume blies, während man in der Hängematte liegt und nichts hört, außer die Insekten, das Zirpen und das Rascheln der Blätter. Alles war entspannt, denn man akzeptierte die letzte Phase. Das Krisenmanagement war vollzogen. Die Atomkörper waren in Stellung gebracht und bereit. Obama stand an seinem Pult, voller Zuversicht vermittelte er, dass es nun nur noch eine Frage der Zeit war. Das war okay. Was hätte man auch dazu noch sagen können. Nein? Dieses Versprechen war aber nicht, was die Menschen zusammen hielt. Es war die Toleranz und Liebe der Menschen, als sie das erste Mal vor einer vollkommnen Auslöschung stand, denn anstatt in Panik zu geraten wuchs die Menschheit zusammen. Von Chaos und Anarchie war man ausgegangen, doch ins Gegenteil verlief die Aussage. Jeder half dem anderen. Menschen mussten nicht mehr Hungern. Es gab keine Grenzen mehr, jeder konnte einreisen wohin er wollte. Sogar die weltweite Depression der Märkte endete mit einem mal, denn die Menschen konsumierten wie nie, zumal die Produkte immer mehr an Wert verloren. Menschen ließen sich mit Menschen ein, mit denen sie sonst niemals Kontakt aufgenommen hätten. Jeder war des Anderen sein Nächster und die Menschen liebten sich. Sie besuchten sich und genossen all das, was die Erde ihnen zu bieten hatte, als wäre es der erste Tag, den sie auf diesem Planeten leben würden. Die Welt schien im Angesicht des Todes ein besserer Ort geworden zu sein. Nur etwas im All zog dies alles ins Vergängliche.

Die letzte Liebe und einzige Liebe wurde ausgetauscht. Eros war verzückt, was hätte er sich schöneres vorstellen können. Die Menschheit atmete tief ein und wieder aus.

Beruhigt und auf das Ende wartend.

 

The Revelation

 

Ich habe kein Ziel.

Mit einem Hauch erlösche ich die Kerzen und lege mein Buch beiseite. Genug Information, genug Zeit. Eine halbe Stunde, um genau zu sein. Erfrischt und ausgeschlafen stehe ich aus meinem Bett aus. Die letzten Tage musste ich nicht mehr arbeiten. Mein Körper ist wohltuend warm. Geborgenheit und Ausgeglichenheit durchfließen mich. Ich fühle mich im Hier und Jetzt. Körper, Geist und Seele haben ihr Optimum erreicht. Ich ziehe meine blaue Jeans, das Cargohemd, meine Felljacke und meine schwarze Mütze an. Unsere blaue Tür fällt ins schloss, während ich meine alten Winternickeys auf meine Füße ziehe. Jeder Schritt auf der Treppe zur Haustür signalisiert meinem Ich entspannt das Näherkommen der Schwerkraft. Mein Atem umnebelt mein Gesicht in dieser kalten, klaren Nacht. Jeder Schritt knackt friedlich auf dem frostigen Boden, während ich langsam Richtung Innenstadt wandre. Leicht grünlich funkelt die einsame Straße und der Schnee. Die Bäume der Allee zeigen ein eintöniges, dunkelgrünes, prismatisches Spiel, als der Wind zwischen ihnen hindurch fegt. Ich grabe mich tiefer in die Höhle meiner Außenhülle und betrachte die Sterne des kristallklaren Nachthimmels. Keine tiefe Depression liegt mehr in mir, nur die durchströmende Sehnsucht nach Geselligkeit. Ich atme tief ein und wieder aus, in dieser letzten Nacht der Erde.

Wie zu Silvester, hat sich die städtische Gemeinschaft im Zentrum versammelt. Die riesigen Plasmabildschirme, die jede neue Nachricht des Erdgeschehens verbreitet hatten, sind erloschen, genauso wie jede andere Elektrik. Keiner hatte am Ende damit gerechnet, dass das Magnetfeld des 2ten Mondes einem globalen EMP gleichen würde. So stürzte durch das von langer Hand geplante Atomabwehrkonzept der Regierung in ein dunkles, stromloses Loch. Alles war vorbereitet, doch das hellrote Licht, des erdrettenden Knopfes erlosch in letzter Sekunde. Auch nach mehrfachen drücken blieb jede Rakete eingefroren in ihrer Abschussrampe stecken. In einem magnetischem Schlaf gefallen waren aber nicht die Raketen, die nun über dem Himmel sausten, mit Prominenter Mannschaft an Bord, um wenigstens einen kleinen Teil der wichtigsten Menschen der Erde zu retten. Frauen und Männer mit Kindern auf den Armen schauen hoch zum Himmel, den riesigen schwarzen Koloss betrachten, in dessen Schatten sich nun die Feiglinge flogen. Die grün funkelnden Bahnen des Balls waren nun deutlich zu erkennen. Dieses fahle Licht, gemischt mit dem des Mondes, der voll hinter dem neuen Mond aufgeht, wiegt die Gesichter in der Farbe der Hoffnung. Unwirklich in dieser endenden Realität.

Die Intensität des Lichts wird stärker. Die Spektralfarben der Häuser, der Lampen, des Pflastersteins, der Menschen wird mit einem grünen Glimmer überzogen, so dass jede Farbe wie bei Umkehrfarben falsch zurück scheint. Eine neue Farbskala des grünen Endes.

Unverfälschlich, surreal und dennoch wahr. Die Zeit, die vergeht, wenn man sich entschlossen hat die Schönheit eines Moments, wie die des Sonnenaufgangs zu genießen, kennt tief in uns jeder. Die Zeit fließt wie Sand. Jede Bewegung ist nicht mehr wahrnehmbar und dennoch geschieht sie.

Zuerst war da nur ein Stück der Sonne und plötzlich war sie ganz aufgegangen. Wo war aber die Zeit dazwischen? Fragt man sich, wie lange es gedauert hat, würden viele meinen fünf Sekunden und eine halbe Ewigkeit. Bewegt sich etwas von den Sinnen unerkannt langsam, sind wir nicht schneller geworden. Haben wir uns der Fähigkeit der Konzentration beraubt, die wirklich schönen Momente zu genießen? Die Menschen wurden schneller und schneller. Wir haben die Zeit mit unserer Konzentration nicht angehalten, sondern beschleunigt und somit unser eigenes Ende besiegelt. Endlich hat der dunkle Stern, der zweite Mond, uns dazu verleitet jedes Quantum Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Die Zeit steht still. Kein neuer Morgen, sondern unser Untergang. Das Ende.

Zuallererst ward das Licht. Es schien heller als die Sterne in seiner Umgebung, wurde größer.

Schön und schrecklich zugleich. So groß wie der Mond und größer. Ein Horizontaler Kontrast von einer dunklen und einer hellen Kugel in der Nacht. Die Endphase läutete sich mit diesem Lichtgemisch ein, das jetzt sogar den Hauch unseres Atems färbt. Kriechend langsam kam es auf uns zu und steht nun Angesicht zu Angesicht vor uns.

Ich fühle mich, als könnte ich mit einem Sprung herankommen. Es gibt keinen Himmel mehr. Nur noch die grüne Nyx. Nur noch Minuten und der zweite Mond wird uns zerquetschen. Eros zerbersten. Über Aether und Hemera siegen.Wird Gaia aufreißen. Wird einen Krater in sie schlagen und uns in den Tartaros rammen, bis ihre kleinen Teile sich in der Unendlichkeit, Kälte und Schwerelosigkeit Erebos auflösen und wir in dieser unendlichen Weite ein neues Zuhause finden.

 

2013. Die Menschen haben gelernt. Nicht irgendwie, sondern alle, als ein Komplex, ein Organismus. Als eine Vernetzte Intelligenz hat jedes Individuum das Gleiche gelernt. Der Mond in der Nacht des 21.12.2012 war nicht die Vernichtung. Wie eine Seifenblase explodierte der Mond auf unserer Erde in goldenen Staub, den die Menschen einatmeten. Alles glänzte golden. Alles war von Gold bedeckt. Mit der Gabe des spirituellen Goldes kam eine Nachricht. Keine Nachricht, die du lesen würdest, keine Nachricht, die du in Schrift oder Zahlen angeben könntest.

Es war eine Nachrichten, die immer in dir war und schlief:

Haltet euch mal die Nase zu und sagt: „Hallo“

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.09.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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