Jürgen Berndt-Lüders

Am Stammtisch belauscht (2) Gregor & Klaus

Gleich am nächsten Tag saßen dort zwei andere. Das heißt, ich dachte zuerst, da säßen komplett andere, aber da war nur einer anders, nämlich Klaus Ernst, der westdeutschen Andocker bei der Linken, der jetzt bei denen  zusammen mit einer Frau das Sagen hat, die aus dem Osten kommt.
 
„Wie fühlst du dich eigentlich, zusammen mit Gesine?“, fragte Gregor.
 
„Wie man sich täuschen kann“, meinte Klaus. „Zuerst dachte ich, die hätte nichts drauf, weil sie kaum gestylt ist. Aber sie ist schließlich aus einem anderen Kulturkreis. Bei euch waren ja nur die Russinnen geschminkt.“
 
„Bei uns hatten die Frauen es nicht nötig, sich zu stylen“, sagte Gregor stolz. „Die wurden nach den inneren und nicht nach den äußeren Qualitäten beurteilt.“
 
„Du sagst ja immer ‚bei uns’, kritisierte Klaus. „Wollen wir denn nicht endlich mal Deutschland als Ganzes sehen?“
 
„Kannst du ja, wenn du meinst, dass Deutschland ein Ganzes ist. Aber solange unterschiedliche Renten und Löhne gezahlt werden...“
 
„Sei zufrieden. Die Diäten sind schließlich gleich, und das ist die Hauptsache“, knurrte Klaus Ernst.
 
„Du kriegst ja sowieso die Schnauze nicht voll“, rief Gregor. „Bedienst dich doppelt und dreifach. Ich frage mich, weshalb du damals in der WASG mitgemischt hast und nicht bei der FDP.“
 
„Die Stelle war grad frei, und ich bin nicht mehr in dem Alter, wo man überall Karriere machen kann.“
 
„Aber so’n bisschen Idealismus muss aber sein, Klaus“, protestierte Gregor. „Vor allem als Linker. Sonst könntest du ebensogut wirklich  in der FDP sein.“
 
„So gut wie Guido bin ich allemal“, meinte Klaus nach kurzem Überlegen. „Auch die Abgeordnetendiäten sind dieselben, aber wenn die noch einen guten Aufsichtsratposten in einer Bank für mich hätten... Im Vertrauen, nach der Wahl, wenn ich in einer Koalition mit den Grünen und der SPD Finanzminister bin, werde ich bei der Hypo Real Estate den Vorsitz übernehmen. Die ist sowieso staatlich. Verstaatlichen ist links.“
 
„Mannmann, Klaus“, stöhnte Guido. „Wenn die Leute, die 89 in der DDR auf die Straße gegangen sind, gewusst hätten, dass es Leute wie dich gibt...“
 
„Ich bin ebensogut 'Das Volk'. Nur eben cleverer“, sagte Klaus.
 
Dann rief er nach dem Kellner.
 
„Zahlst du, Gregor? Ich hab mein Portemonnaie vergessen.“
 

Sicherlich könnte ich "heftiger", aber ich will nicht polarisieren. Meine Polit-Satire soll lediglich ein wenig auf den Klischees herum reiten, in denen die Protagonisten bei den meisten Leuten eh schon stecken.

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Jürgen Berndt-Lüders, Anmerkung zur Geschichte

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