Hans Witteborg

Die Jägerprüfung

Eine schöne Geschichte

Der Mensch – mitunter zu Unrecht als vernunftbegabtes Wesen bezeichnet, macht sich so seine Gedanken. Hierbei geistert er nicht nur in so hehren Sphären wie Philosophie, Religion, Wissenschaft oder Politik herum - vielmehr, gewissermassen als gedankliche Hausmannskost, knüpfen seine Synopsen ganz banale neuralgische Netze in denen sich quirlige Gedanken des täglichen Lebens wie kleine Fische verfangen.
Wir greifen willkürlich einen im Allgemeinen unwichtigen Alltagsbereich heraus: sagen wir zum Beispiel die Jägerprüfung.
Nichts liegt mir ferner, als irgendjemand mit meiner nachstehenden Beschreibung zu kränken oder ihn zu verunglimpfen. Sollte sich dennoch ein Zweibein aus ethnischen, religiösen, sozialen waidgerechtigkeits Gründen oder niedrigen IQ (AI Quus(II Kuus)) angegriffen fühlen, so bedauere ich das selbstverständlich im Voraus und bitte denjenigen, sich den Schuh auch tatsächlich anzuziehen! Aber zum Thema!
Folgendes Szenario stellt sich uns dar.

Die Prüfungskommission der Jägerprüfung des Kreises eines nicht näher bezeichneten Bundeslandes hat nach einigen Räuspern Platz genommen – so zu sagen “von teutschen Landen frisch an den Tisch!“ (der Bauernverband möge verzeihen)
Der Vorsitzende kramt in seinen Unterlagen und reicht einen sauber gefalteten Brief an seinen Nachbarn, dem 2. Prüfer weiter.
Wir können den Absender aus unserem Blickwinkel nicht entziffern, erkennen aber rechts im Briefkopf die Buchstaben
MdL
Ich sehe schon, Sie verfolgen mit ähnlich grossem Interesse das Entfalten des Briefes, wie der korrekt aussehende, beamtete Prüfer, der ihn überfliegt und mit gerunzelter Stirn an Prüfer 3 weiterleitet. Wir erkennen nur bruchstückhaft mit geschultem Blick die so wichtige Botschaft…………und beschwöre Sie nochmals, auch im Namen des Staatssekretärs, als Parteifreund und Jagdgenosse dem Prüfling jede erdenkliche Unterstützung und Hilfe zukommmen zu lassen . Ihr Dr. von…(.Name unleserlich ). Das Schriftstück verschwindet diskret unter einem Stapel Notizpapiers.
Die Prüfer schauen leicht irritiert aber ohne Selbstzweifel, atmen durch und wollen ihres Amtes walten. Man gibt das Zeichen zum Beginn.

Ein smarter Prüfling tritt herein, gesegnet mit dem Selbstvertrauen des allzeit Unwissenden und der unverkennbaren Dynamik eines mit Vitamin „B“ gedopten Gewinners – kurzum ein auf Anhieb erkennbarer Sympathiebolzen.
Es entspinnt sich folgender Dialog.
1. Prüfer
Herr Kandidat, wir haben…..
Prüfling unterbricht:
Wenn schon nur Kandidat, dann aber bitte mit „von“ – soviel Zeit muss sein!!!
1. Prüfer, irritiert und verärgert- aber eingedenk des Briefes…(na, Sie wissen schon)
„Also gut, Herr von Kandidat, Sie haben in der schriftlichen Prüfung offenbar alle Multiple Choice Möglichkeiten angekreuzt. Da wir die Bögen computergesteuert ausgelesen haben, wissen wir nicht, ob ein technischer Defekt vorlag. Aus diesem Grunde, und weil auch zwangsläufig alle richtigen Antworten angekreuzt waren, lassen wir Sie zur mündlichen Prüfung zu. (Etwas süffisant:) Jetzt können Sie ja zeigen, was Sie drauf haben!“
„Kommen wir also zur ersten Frage aus dem Gebiet Wildkunde.
„Wo sitzen die sogn. Federn beim ausgewachsen Stück Schwarzwild?“
Prüfling verständnislos:
Häh?? Sie wollen mich reinlegen…….Schwarzwild ist doch kein Federviech äh, wollte sagen :Federwild.“
Die Prüfungskommission zeigt sich verwirrt und überfordert.
1. Prüfer: „Kommen wir zur nächsten Frage: Wieviele Eier befinden sich im Nest einer Ringeltaube?“
In der peinlich langen Überlegungsphase versucht es Prüfer 3 mit Hilfestellung. Er legt 2 Finger so auf den Tisch, dass der Prüfling es merken muss.
Unglücklicherweise zeigen diese Finger ein V, was der Prüfling auch prompt als Römische Zahl auffasst und spontan mit
„fünf“
antwortet.
Prüfer 3 möchte nicht Schuld am Versagen des Kandidaten sein und ergänzt schnell: „richtig, wenn die Täubin zweimal nachgelegt und ein Eichhorn davon eines stibitzt hätte!“
Der Prüfling erkennt seinen Irrtum diesmal schnell, rechnet nach und kommt zu dem Ergebnis
„Zwei, selbstverständlich- ach das ist alles so verwirrend hier“.
1. Prüfer streng: „dann konzentrieren Sie sich bitte und sagen mir welches Wild keine Gallenblase hat?“
Der Prüfling, von keiner Sachkenntnis belastet, stottert herum:
„Hm, ähh, äh –(Schweigen)

„Ich gebe Ihnen eine kleine Hilfestellung: denken Sie z.B. an Skat, da gibt es CONTRA und…?
Keine Reaktion beim Prüfling - er spielt nur 17 und 4!
Der Prüfer- eingedenk des Briefes, wir erinnern uns-, versucht es erneut:
„da gab es mal in Schweden einen Test bei dem ein Auto umfiel-----na, wie nannte man den??“
Weiterhin betretenes Schweigen--- der Prüfling ist S-Klasse-Fahrer!
Prüfer 3 sieht ein Debakel auf sich zukommen.
„Überlegen Sie in aller Ruhe – Sie sind doch kein Dummkopf oder wie man in Bayern dazu sagt..
Der Prüfling platzt welterfahren raus:
Hirsch!
„Richtig“, nicken alle Prüfer erleichtert dem verblüfften Kandidaten zu. Und, um von diesem, dem Delinquenten offenbar nicht favorisierten Fachgebiet wegzukommen, schneidet der Vorsitzende das Thema Landschafts- und Naturschutz an.
1. Prüfer
„ Wer macht eine Metamorphose durch?“
Kandidat, wieder kackfrech obenauf:
„Kommen Sie mir doch nicht mit Latein…..Sie wissen schon Vergil… oder nein, nicht es war OVID mit Metamorphosen ………zitiert:
„quamquam sunt sub aqua, sub aqua, maledicere temptant……..was hat das denn mit….
Ein Prüfer unterbricht schnell bevor jetzt Unsinn kommt:
„Ja, richtig, das haben Sie lautmalerisch sehr gut beschrieben, Frösche!“
Die anderen Prüfer, eingedenk, na Sie wissen schon..blicken voller Dankbarkeit auf ihren Kollegen.
Vorsorglich und weil die Zeit drängt, wechselt man das Sachgebiet.
Waffenkunde und - technik steht an.
Gleich die erste Frage trifft unseren Delinquenten wie eine volle Deckung Schrot: er zeigt Schockwirkung!
„nennen Sie mir ein Zerlegungsgeschoss“
Lange Pause…….noch mehr Pause……Pause ohne Ende.
Plötzlich leise aber deutlich vernehmbar:

„Splittergranate“

Das saß!
Die Prüfungskommission sackt schlagartig, wie von einer solchen getroffen, zusammen.
Eisiges Schweigen kriecht durch den Raum und senkt sich drohend auf den Prüfling. Selbst der merkt: irgendetwas hat er wohl falsch gemacht.
Er setzt verzweifelt in Notwehr nach: „ das können Sie nicht abstreiten - oder?“
Der Vorsitzende steht wortlos und wankend auf, ergreift wie im Trance eine der auf dem Tisch liegenden Langwaffen und verlässt schleppenden Schrittes den Raum.
Der Kandidat verunsichert:“ Habe ich bestanden?????
Wie, als sei dies die Antwort, fällt im Nebenraum ein Schuss.
Und während der Vorsitzende „weiß zeigt“, diskutieren seine Kollegen, ob dieser eher gedämpfte Knall aus einer Beretta Selbstladebüchse oder aus einer Repetierwaffe 98 entwich!

Und die Moral? Es gibt keine!
Und das mag man auslegen wie man will!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.10.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Die Gedichte begleiten durch die vier Jahreszeiten und erzählen wie die Natur erwacht, blüht und welkt, wissen von reicher Ernte zu berichten. Der Spätsommer im Park, winterliche Gefilde oder Mailandschaften scheinen auf. Der Autor verwendet meist gereimte Zeilen, zeigt sich als Suchender, der neues Terrain entdecken möchte. Der Band spricht von den Zeiten der Liebe, zeigt enttäuschte Hoffnungen und die Spur der Einsamkeit. Wut und Trauer werden nicht ausgespart. Es dreht sich das Kaleidoskop der Emotionen. Der kritische Blick auf die Gesellschaft und sich selbst kommt zum Zuge. Kassandras Rufe sind zu hören. Zu guter Letzt würzt ein Kapitel Humor und Satire. So nimmt der Autor seine Zettelwirtschaft aufs Korn, ein hoffnungsloser Fall.

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