Mert Sargin

Die Fassade, als Grinsen





Spanien, 15:36 Uhr, eine Stimme die immer deutlicher
wird, sie kommt immer näher und wiederholt sich immer öfter,
mittlerweile kann ich die Wörter verstehen :
„¿me
pueden ayudar?, ¿me pueden ayudar? !! ¿me pueden ayudar? !!!!
„ hör ich die Stimme sagen,
bis sich aus dem Nebel auf dem Strand
ein ärmlich bekleideter Mann zeigt, er hat eine große Wunde am
linken Schienenbein, sein Knochen zeigt sich förmlich, ich laufe
ihm entgegen um ihn zu stützen, sein Alkohol Gestank sticht mir in
meine Nase, ich setze ihn auf eine Bank. „Gracias”
sagt er mit einer fröhlichen Stimme, mit meinem mangelndem Spanisch
versteh ich es noch gerade so, „No, no problema“ geb ich
flüsternd und stotternd von mir, ohne zu wissen ob es richtig ist.


Seine Mundwinkel breiten
sich zu einem breiten Grinsen auf, er liest die Aufschrift auf meinem
T -shirt, wo auf Deutsch steht „Fick für Ruhm“ was so viel heißt
wie Kämpfe für Erfolg. „Ach was bist ja nen Deutscher ! „
sagt er und er fängt an zu lachen , sein Gelache ist so ansteckend
das es auch mich dazu verführt . Nach dem er sich wieder ein
gekriegt hat und ich ihn mit einem Grinsen anstarre, korrigiere ich
ihn „Nein Türke, aber lebe in Deutschland“. Ich frage mich doch
trotzdem wie er sich so ein breites Grinsen aufsetzen kann, wen sein
halbes Bein doch unter Blut steht, was zwar schon getrocknet ist,
doch die Schmerzen sollten doch da sein.
Plötzlich ändert sich
sein Blick um 180°,
mit einem total ernstem
Blick sagt er: „Auch gut, naja egal . Du ich komme die Treppen
nicht hoch, könntest du mich vielleicht stützen?“


So höflich wie ich bin
bzw. schon immer war, stimme ich dem natürlich zu, ich packe seinen
rechten Arm und leg es auf meine rechte Schulter. Der Gestank des
Alkohols war auf einmal wie verflogen, Grund dafür war sehr
wahrscheinlich das ich mittlerweile auch stinke. Jedenfalls stütze
ihn die Treppen hoch, auf den hunderten von Treppen die im Zickzack
fast steil bergauf verlaufen, überwinde ich mich und fragte ihn nach
seinem Beim.


Da ist es schon wieder,
das Grinsen, welches nach außen sehr fröhlich wirkt, doch es ist
kein Geheimnis das ihn was bedrückt, man kann erkennen das sich
hinter der Fassade welche er Aufgebaut hat um sich optisch in
Wohlform zu zeigen, ein sehr trauriger und Hilfe suchender junger
Mann befindet, ich darf natürlich meine Schlüsse nicht so voreilig
ziehen, doch irgendwas gab mir diese Sicherheit, dass meine Schlüsse
nicht verkehrt sind.
„Ach, weist du, ich
reise Überall hin wo ich die Möglichkeit habe hin zu gelangen, nun
wollte ich hier einen 10 Meter Berg hinauf klettern, wo ich nach ca.
4m nicht mehr konnte und mich fallen lies. Bis jetzt ging es immer
gut aus, doch dieses mal hatte ich wohl Pech und landete genau auf
meinem linken beim.“ lachend setzt er sich stürmend auf eine
Treppe, nimmt einen Schluck aus seiner Flasche und wiederholt doppelt
und dreifach wie dumm er sei.


Ich merke ihm die
Verzweiflung an, ich kann da nicht mitlachen. Ich empfinde nur Trauer
für ihn, denn ich habe solche Momente auch durchlebt , ich weiß wie
es sich anfühlt gehasst zu werden, anders zu sein oder vor allem
einen schweren bzw. großen Fehler begangen zu haben. Mir kommen
dabei Emotionen hoch, ich packe seinen Arm und ziehe ihn die
restlichen Treppen hoch, wo ich ihn dann letztendlich absetze, mich
selber erschöpft gegen eine Wand lehne und mich langsam zu Boden
begebe.


Mit einem Blick sieht er
mich an, und sagt „Danke,“. Er hat erkannt das ich weiß wie es
in ihm aussieht, diesen Blick in seinen Augen werde ich nie
vergessen, wie er in mich rein gesehen hat durch meine Augen
hindurch.


Ich begebe mich zu ihm und
frage ihn ob wir noch hoch zum Krankenhaus wollen, den die Schmerzen
sind sicher nicht zu ertragen. Mit einem wie üblichem breiten
grinsen antwortet er mir: „Nein alles okay, der Alkoholrausch lässt
es mich ertragen „. Beunruhigt nehme ich diese Entscheidung nicht
ernst, doch was kann ich denn schon machen? Ich denke mir das er
schon weiß was er für Entscheidungen trifft. Ich geselle mich zu
ihm. Durch seinen etwas längeren Bart kratzend sagt er: „Du,
womit kann ich dir danken? Du bist ein guter Mensch.“





 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.12.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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