Andreas Rüdig

Gefahr im Theater

Das Phantom der Oper hat tatsächlich gelebt. Sonst hätte Gaston Leroux ja nicht darüber schreiben können. Die Oper, in der sich die dramatischen Ereignisse abspielten, gibt es heute noch. Besuchergruppen können sich dort heute führen lassen, um sich die Originalschauplätze anzuschauen.

Dabei muß man nicht unbedingt nach Paris fahren, um ein Phantom bewundern zu können. Das kann man auch bei uns. Ich gebe Ihnen hier eine Festschrift des Stadttheaters. Glauben Sie bitte nicht, was darin steht. Nehmen Sie nur die Geschichte, daß die Duisburger Tonhalle zu Beginn der `20er Jahre an derheutigen Tonhallenstraße gebaut wurde. Hinsichtlich des Gebäudes mag das stimmen. Es gab aber einen provisorischen Vorgängerbau. Er stand dort an der Neckarstraße, wo sich heute das Stadttheater befindet. Natürlich war der Vorgängerbau nicht so groß und pompös ausgestattet wie das heutige Theater. Für erste Aufführungen reicht es aber.

Kennen Sie Karl August Götzelmann? Oder Friedrich Wilhelm Adolf Winkelfrau? Nein? Wirklich nicht? Sollten Sie aber. Nicht, weil sie erfolgreich Musik machten oder berühmte Komponisten waren. Sie waren vielmehr die tragischten Figuren der örtlichen Duisburger Musikgeschichte. Man schreibt den 1. August 1899, als das Duisburger Musikvorführ- und Musikaufführhaus eröffnet werden sollte. "Ich habe hier eine opulente Oper," tönt Götzelmann. "Es ist eine tragische Liebesgeschichte aus alten Ruhrorter Tagen. Ein Meidericher Mädchen liebt einen Ruhrorter Rheinschiffer. Ihre Eltern sind alteingesessene Landwirte, seine schon lange Rheinschiffer, Flößer und Forstwirte. Zwei Welten prallen aufeinander. Werden sich die beiden kriegen?"

"Halt, stop, das ist ja fürchterlich," ruft in diesem Augenblick Winkelfrau. "Ich blicke in die Zukunft. Ich träume von einem Duisburger Großreich. Es umfaßt das Gebiet zwicshen Schloß Broich, Schloß Benrath, Schloß Moyland und der Schwanenburg. Das heutige Duisburger Rathaus stammt nicht aus dem Jahre 1900, wie uns der Grundstein glauben machen will. Bis zu diesem Tag stand dort die alte Duisburg, in der die damaligen adeligen Herren von Duisburg residierten, bevor sie in den Steinhof umzogen. Die Duisburg wurde im Jahre 1900 zum Rathaus in der heutigen Form umgebaut. Mein Singspiel berichtet von den Heldentaten des edlen Duisberts. Mein Heldenepos berichtet vom Aufstieg des kleinen Dorfes Duisburg zur bedeutenden Regionalmetropole."



Was also tun? Operndirektor Graf Wittlaer war ratlos. Er entschied sich aber letztschlußendlich für das Stück von Winkelfrau. Was natürlich Götzelmann erboste. "So eine Unverschämtheit," geiferte er. "Ich bin besser."

Also forderte Götzelmann Winkelfrau zum Duell heraus. Er schluß ihm den Fehdehandschu ins Gesicht. Doch wie der Name schon sagt: Bei Winkelfrau überwiegen die weiblichen EIgenschaften. Er ergriff die Flucht, als ihm der Ernst der Lage klar wurde. Seitdem rennt Winkelfrau vor Götzelmann weg, der Winkelfrau mit einem Degen in der Hand folgt. Damit beginnt eine endlose Geschichthe. Winkelfrau kennt viele Verstecke. Und da dauert es natürlich, bis Götzelmann ihn findet. Und dann beginnt das Spiel wieder von Neuem. Götzelmann jagt hinter Winkelfrau her, bis der ein neues Versteck gefunden hat.
 

Sehen Sie dieses blinkende Licht? Elektriker behaupten, da wäre ein Wackelkontakt. Andere Leute behaupten, da würde ein Hauselektriker Notsignale geben. Er wäre in der Zeit der Verdunklung während des letzten Krieges im Keller verlorengegangen. Er habe nachschauen wollen, ob auch tatsächlich alle Lampen ausgeschaltet seien. Und als alle kein Licht mehr gaben, fand er den Weg nicht mehr zurück. Mit den Lichtzeichen versucht er, auf sich aufmerksam zu machen. Nur findet ihn niemand. Das Kellersystem ist zu verzweigt, um eine erfolgreiche Suche zu beginnen....

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.12.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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