Klaus Eylmann

Fatale Verkettung

Eine Kommissar Schneider Geschichte

Hamburg im Juli, und es war heiß an diesem Tag. Die Luft flirrte, Häuserfassaden erschienen heller unter den Strahlen der Sonne. Dampfer schoben sich asthmatisch über den Fluss. Boote lagen regungslos im Wasser. Schlapp hingen ihre Segel am Mast. Schwitzende Touristen fotografierten das Rathaus. Busse standen davor wie Backofen mit offenen Türen und etwa einhundert Meter weiter, am Ufer des Alsterfleetes, saβ ein kleines Mädchen mit seiner Mutter auf der steinernen Treppe. Es fütterte Schwäne und beobachtete fasziniert, wie gravitätisch sich die Tiere den Brotstücken näherten. Sie kannten die Routine und störten sich auch nicht daran, als es rief: “Mutti, da schwimmt ein Messer im Wasser!”
“Was sagst du da!” Die Mutter stand in Gedanken schon auf einer Rolltreppe von Karstadt, doch dann sah sie es auch. Die Klinge eines grossen Küchenmessers blinkte in der Sonne. Sie steckte in einem Baumstamm, der im Wasser trieb, oder, die Mutter sah näher hin und sprang erschrocken hoch. Nervös zog sie das Mädchen vom Ufer fort und langte nach ihrem Handy.

“Recht angenehm auf dem Boot. Vor zehn Jahren hatte ich die letzte Barkassenfahrt gemacht.” Udo hielt sich an der Reeling fest. “War ne Hafen-Rundfahrt.” Eine leichte Brise kräuselte das Wasser.
“Hier muss es irgendwo sein,” bedeutete Heinrich Schneider dem Wasserschutzpolizisten. “Am besten Sie fahren mit Ihrer Barkasse einen Kreis.”
Schneider überlegte zu spät. Das hätte er nicht sagen sollen, der Polizist wußte wohl besser, wie man Leichen im Wasser aufspürte, doch er verzog keine Miene.
Sie hörten eine Stimme vom Bug. Das Boot stoppte und die beiden Polizisten zogen einen Mann an Bord. Er trug einen dunklen Straßenanzug und war tot. Wie eine weiße Schlange lag das lose Ende eines Strickes auf den Planken. Das andere war um seine Hüften geschlungen. Doktor Petersen fotografierte den Mann, streifte Latexhandschuhe über seine Hände, ergriff das Messer und zog es mit einem Ruck aus dem Rücken. Dann drehte er den Toten herum. Hände, Hals und Gesicht waren aufgequollen. Die Augen standen weit offen, und Schneider schien, als wolle der Mund den Namen des Mörders herausschreien.
“Muss schon mehrere Tage im Wasser gelegen haben.” Petersen richtete sich auf, sah zu den Polizisten hinüber. “Decken Sie den Mann zu. Wir bringen ihn ins Institut.”
“Warten Sie mal!”, rief Udo. “Ich glaube, ich kenne ihn. Es ist Emil Hessler aus unserem Schachclub.”

Gegen fünf Uhr abends ging Schneider die Berichte der Spurensicherung und des Gerichtsmedizinischen Instituts durch.
“Hast Recht, Udo. Er hieß Emil Hessler.” Schneider schob die Zettel über den Tisch. “Wurde vor etwa sieben Tagen erstochen und ins Fleet geworfen. An dem Strick um seinen Körper muss ein schwerer Stein befestigt gewesen sein. Er hat ein Portmonnaie mit zweihundert Euro und seinen Führerschein bei sich gehabt.”
“Fingerabdrücke auf dem Messer?”
“Keine.”
“Wir können Raubmord ausschliessen,” meinte Udo. “Als Schachspieler war Hessler eine Klasse für sich. Bei Turnieren in den vorderen Rängen.”
“Was machte er?”
“Er besaβ ein Bekleidungsgeschäft in den Colonnaden am Dammtor.”
“War er verheiratet? Wo wohnte er?” Udo griff nach dem Bericht der Spurensicherung, dann langte er nach dem Telefonbuch.
“Hamburg Norderstedt, Buddentwiete 3. Ich ruf an, dass wir vorbeikommen.”

Das Haus versteckte sich hinter einer hohen Ligusterhecke. Die Pforte war verschlossen. Schneider läutete. Es dauerte eine Weile, dann kam eine Frau aus dem Haus. Schneider zeigte seinen Ausweis.
“Frau Hessler?” Die Frau nickte und blickte sie schweigend an. Sie trug einen Morgenrock. Blonde Strähnen hingen ihr ins Gesicht. Die Augen waren verquollen. Schneider schätzte sie um die vierzig.
“Schneider und Schmitz von der Mordkommission. Nehmen Sie bitte unser Beileid entgegen. Können wir reinkommen? Wir möchten Ihnen einige Fragen stellen.”
Die Frau öffnete ihnen, drehte sich um und ging zum Haus zurück. Der Vorgarten war ungepflegt, der Rasen nicht gemäht. Neben der Garage lagen ein Haufen unordentlich aufgeschichteter Holzscheite und ein Block, in dem eine Axt steckte. Frau Hessler öffnete die Tür, lieβ Schneider und Udo in die Wohnung. Sie gingen ins Wohnzimmer.
“Dürfen wir uns setzen?” Die Frau nickte wieder.
Udo zog ein Notizbuch aus seiner Jackentasche.
“Wann haben Sie Ihren Mann zuletzt gesehen?”
“Es war Donnerstag vor einer Woche, als er ins Geschäft fahren wollte. Zwei Tage später habe ich eine Vermisstenanzeige aufgegeben.”
Udo sah von seinen Aufzeichungen hoch.
“Warum erst nach zwei Tagen?”
Frau Hessler griff nach einer Keksdose und reichte sie herum. Ihre Hand zitterte.
“Es war nicht ungewöhnlich, dass er über Nacht fortblieb. Wir haben uns seit Monaten auseinander gelebt.” Der traurige Ausdruck in ihrem Gesicht schien wie festgeklebt.
“Ich kannte Ihren Mann vom Schachklub,” meinte Udo. “Doch der macht gegen elf Uhr abends zu.”
“Ich weiß nicht, wo sich mein Mann des Nachts rumtrieb. Aber der Schachklub war es sicher nicht.”
Eine U-Bahn rumpelte vorbei.
“Hatte Ihr Mann Feinde?”
“Davon weiß ich nichts.”
“Haben Sie Kinder?”
“Einen Sohn und eine Tochter. Mein Sohn müsste gleich aus dem Geschäft kommen.”
“Und ihre Tochter?”
“Sie lebt ihr Leben.”
Schneider war irritiert. “Was meinen Sie damit?”
“Sie geht auf den Strich.”
“Wo?”
“Am Steindamm.”
“Haben Sie noch Kontakt zu ihr?”
“Nein.”
“Wir werden mit ihr reden müssen,” meinte Udo. “Können Sie uns ein Foto von ihr geben?”
Frau Hessler ging zu einer Anrichte, holte ein Foto heraus und reichte es ihm.
Sie hörten, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Ein junger Mann kam ins Zimmer und blickte mürrisch auf sie herab. Er trug einen grauen Zweireiher, eine blonde Bürstenfrisur über einem rot angelaufenen Gesicht.
“Was machen Sie hier?”
“Peter, die Herren sind von der Polizei.”
“Bitte gehen Sie. Meine Mutter hat schon genug durchgemacht”. Der junge Mann legte einen Arm um seine Mutter.
“Wir möchten nicht länger stören,” meinte Schneider. “Herr Hessler, auf Sie werden wir später zu kommen.”


“Was hältst du davon?” Schneider sah die Anrufzettel durch, die sich auf seinem Schreibtisch angesammelt hatten.
“Dysfunktionale Familie.” Udo sah zum Fenster hinaus. Dunkle Wolken kündigten ein Gewitter an.
“Der Mann machte einen coolen Eindruck, wenn er Schach spielte. In dem Moment schien er alles hinter sich gelassen zu haben.”
Schneider legte den Anrufzettel seiner Frau zur Seite. Er hatte ihr eine einwöchige Kreuzfahrt versprochen. Dieser Mord hagelte in seinen Urlaub hinein. Er sah, wie Udo den Bericht in den Computer eingab.
“Udo, was hältst du davon, wenn ich Dr. Schneider bitte, dir den Fall zu übertragen. Du weißt, Übermorgen gehe ich in Urlaub.”

Bei Tageslicht sahen die Frauen aus, als sei ihnen das Blut ausgesaugt worden. Crackpfeifen hatten sie schon am frühen Morgen auf das Zwischenreich vorbereitet, in dem ihre Gehirnchemie Euphorie vorgaukelte, mit der sie aus sandpapiergrauen Gesichtern Männer anmachten. Als Schneider den Steindamm entlang schlenderte, zog er hin und wieder das Bild der Tochter Hesslers aus der Jackentasche. Dann sah er sie in einem der Hauseingänge. Sie trug einen Mini, eine halb offene Bluse, Schuhe mit hohen Absätzen. Ihre Figur war jugendlich. Das Gesicht schien zwanzig Jahre älter.
“Viktoria Hessler?”
“Wer sind Sie, was wollen Sie?”
“Schneider von der Mordkommission. Sie wissen, Ihr Vater wurde umgebracht. Ich möchte Ihnen einige Fragen stellen.”
“Wer bezahlt mir den Verdienstausfall?”
Schneider war versucht zu sagen, dass der Mann mit dem Blindenhund schon vor zehn Minuten vorbei gegangen sei. Er zog einen Hunderter aus der Tasche.
“Ist Ihrer, wenn wir gesprochen haben.”
In der nächsten Kneipe bestellte Schneider zwei Bier. Sie sahen sich abschätzend an. Eigenartige Augen, dachte Schneider. Dann sah er es. Die Pupillen der Hessler waren abnorm geweitet.
“Was hassten Sie am meisten an Ihrem Vater?”
“Wieso kommen Sie darauf, dass ich ihn hasste?” Aber sie schien nicht wütend.
“Sie haben Recht, ich hasste ihn.”
Schneider wartete.
“Er wollte, ich solle in seinem dämlichen Textilladen arbeiten, und ich brauchte Geld für die Schauspielschule.” Sie zuckte mit den Schultern.
“Das, was Sie hier sehen, ist dabei rausgekommen.”
Schneider winkte den Wirt herbei und zahlte.
“Wann haben sie ihn zuletzt gesehen?”
“Vor einem halben Jahr.”
“Haben Sie eine Ahnung, wo er sich aufhält, wenn er nicht im Geschäft oder zu Hause ist?”
“Im Schachklub oder sonstwo. Vermutlich bei einer Frau.”
Sie stand auf. “War das alles? Wo bleibt mein Hunderter?”
Schneider gab ihr den Schein, sah ihr nach, als sie ohne zu grüßen aus der Kneipe rannte.

“Der Scheißfahrstuhl funktioniert wieder nicht. Also, Hessler war die letzten Tage vor seinem Tod abends mit Hans Gröning zusammen gewesen.”
Udo setzte sich heftig atmend auf seinen Platz.
“Der junge Hessler und ich haben die Eintragungen der letzten Tage im Notizbuch des Ermordeten durchgesehen.” Udo knallte ein kleines schwarzes Heft auf den Tisch.
“Ich kenne Gröning auch aus dem Schachklub. Spielt nicht besonders gut. Er hatte mich mal zu sich eingeladen. Hat eine ganz reizende Frau.” Udo sah Schneider ratlos an. “’Goldener Fender’ stand neben Grönings Namen. Ist das ein Lokal?”

Nun war Heinrich auf Urlaub. Udo legte die Bild-Zeitung zur Seite und sah auf dessen leeren Schreibtisch. Mit Emma auf Kreuzfahrt. Muss ein Heidengeld gekostet haben. Hatte Emma von ihrem ererbten Vermögen spendiert. Es war Heinrich gar nicht recht gewesen. Aber er hätte es nie von seinem Polizistengehalt bezahlen können.
Heinrich. ‘INFLAMMABLE ‘. Udo dachte an Fässer aus Action-Filmen. Entflammbar, das war Heinrich, sobald ihm eine attraktive Frau über den Weg lief. Der Mann mit dem Hans Albers-Blick, der ‘Hoppla-jetzt-komm-ich’ Attitüde. Das konnte sogar Emma auf Dauer nicht verborgen geblieben sein. Seit Wochen war Funkstille zwischen den beiden gewesen. Udos Blick verweilte auf dem Gummibaum neben dem Fenster. Vor ein paar Wochen war Heinrich mit ihm ins Büro gekommen. “Meine Frau will ihn nicht mehr im Haus haben,” hatte er gesagt. “Ich glaube, der Baum bin ich.”
Udo seufzte. Emma. Warmherzig und häuslich. Und sexy. Sie sah nicht aus wie Madonna, aber so ähnlich. Konnte Emma singen? Der Heinrich hatte sie nicht alle. Es sah so aus, als ob Emma ihrem Mann noch einmal eine Chance hatte geben wollen. Auf einem Dampfer konnten sie sich schließlich nicht aus dem Wege gehen.

Udo nahm einen Zettel zur Hand und fragte sich: Was haben wir bisher? Er schrieb:

 Emil Hessler: vor neun Tagen ermordet, Küchenmesser.
 Frau: wirkt vernachlässigt
 Tochter: Geht auf den Strich. Hat ein Motiv.
 Sohn: arbeitete mit Hessler im Textilgeschäft.
 Emil Hessler, Hans Gröning: ‘Zum Goldenen Fender’.

Udo ging zu Holzmann ins Zimmer, grüßte zu Anna hinüber. Beide saßen vor ihren Bildschirmen.
“Gerd, hast du schon mal was vom Lokal ‘Zum Goldenen Fender’ gehört?”
Holzmann tippte weiter. “Ist ein Schwulenlokal. Befindet sich am Rödingsmarkt. Heißt auch ‘Zum Goldenen Ständer”. Holzmann grinste zu Anna hinüber. “Aber nur in einschlägigen Kreisen.”
“Woher weißt du denn das?”, wunderte sich Udo.
“War mal bei der Sitte.”

“Ich gehe rein!” rief Udo in Gedanken einer imaginären Einsatzgruppe zu, dann betrat er das Lokal. Es war schummrig und schwül. Udo wartete darauf, dass sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, dann sah er eine Theke, dahinter einen Mann im Unterhemd.
Männer sassen an den Tischen. Kurze Hosen und Goldkettchen. Einige standen auf der kleinen Tanzfläche und hielten sich umschlungen. Udo trat an die Theke.
“Na mein Guter, was kann ich für dich tun?”
“Ich suche Hans Gröning. Ist der heute hier?”
“Habe ihn schon gesehen. Woher kennst du ihn?”
“Von unserem Schachklub,” meinte Udo und drehte sich um. Gröning war nicht zu sehen.
“Sieh mal auf der Toilette nach.” Der Mann hinter der Bar fuhr fort, seine Gläser zu spülen.
Wieso gab es auch hier eine Damentoilette? Welcher von den Jungs ging da rein? Oder lag es an der Gaststättenverordnung? Udo wusch sich die Hände. Wo war Gröning? Es rummste, er hörte Stöhnen. Zwei Männer kamen aus einem der Verschläge.
“Na Hans? Wie gehts? Anscheinend noch ganz gut, was?”
“Udo, was machst Du denn hier?” Ihre Blicke begegneten sich im Spiegel.
“Bin dienstlich hier. Brauch ne Auskunft von Dir. Setzen wir uns doch irgendwo hin.
“Addi, bring mal zwei Holsten!”, rief Gröning, als sie an einem leeren Tisch Platz nahmen. Udo sah sich um. Grönings Toilettenpartner war untergetaucht.
“War schon etwas überrascht, Dich hier zu sehen. Was sagt denn Deine Frau dazu?”
“Sie weiß Bescheid. Mehr will ich dazu nicht sagen.”
Udo nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Er wollte den schlechten Geschmack wegbekommen.
“Was hältst du von dem Mord an Hessler?”
“Schlimme Sache. Er war ein so guter Schachspieler.”
“Hast du ihn ausserhalb des Schachklubs gesehen?”
“Nee. Wieso sollte ich?” Udo lehnte sich zurück und betrachtete Gröning wie ein seltenes Insekt.
“Weil Dein Name mit dem des Lokals hier in seinem Notizbuch standen.”
Gröning zuckte zusammen.
“Nun ja, wenn es so ist. Ich habe ihn hierher gebeten.”
“Auf die Toilette?”
“Was soll das?” Gröning rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. “Wir beide haben uns eben doch auch da getroffen.”
“War Hessler schwul?”
“Nein.” Gröning sah über Udos Schulter hinweg. Udo wandte seinen Kopf und sah, dass Grönings Partner wild gestikulierend auf seine Armbanduhr zeigte.
Gröning stand auf. Udo erhob sich ebenfalls.
“Was wolltest du dann von ihm?”
“Er wollte mit mir reden.”
“Das hättet ihr doch auch im Schachklub machen können,” sagte Udo verblüfft.
“Nein, nicht so was, und jetzt lass mich gehen. Ich muss los.” Udo sah, wie Gröning und sein Partner aus dem Lokal verschwanden.

Im Büro vervollständigte Udo seine Notizen. Er war sich im Klaren darüber, er musste Gröning noch einmal befragen. Dessen Unterredung mit Hessler, von der Gröning im ‘Goldenen Fender’ gesprochen hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf. Er nahm sich Udo Hesslers Notizbuch noch einmal vor und blätterte es von vorn bis hinten durch. Er hätte es schon machen sollen, als er es mit dem jungen Hessler zum ersten Mal durchgesehen hatte. Udo fand einen Eintrag am fünfzehnten Juni. Das war vor einem Monat. Dort stand Grönings Name und seine Anschrift.

Am Abend erhielt er einen Anruf von seinem Vorgesetzten, Gröning sei aus dem Fenster seiner Zahnarztpraxis gefallen und sofort tot gewesen. Udo wählte Petersens Nummer, dabei sah er kurz zur Straße hinaus. Die rote Scheibe der Abendsonne spiegelte sich in den Fenstern der gegenüberliegenden Bürohäuser.
“Dr. Petersen. Erinnern Sie sich an den Hessler von vor zwei Wochen? Den Toten im Fleet? Ich glaube, es besteht ein Zusammenhang mit Grönings Fenstersturz. Wir müssen wissen, ob es wirklich ein Selbstmord war.”

Der Ort war abgesichert und lag unter dem Licht starker Scheinwerfer. Die Leiche wurde abtransportiert, nachdem ein Polizist ihre Position auf dem Betonboden des Innenhofes mit Kreide markiert hatte. Kriminaltechniker der Spurensicherung untersuchten die Stelle des Aufpralles und nahmen auch die Zahnarztpraxis unter die Lupe. Udo stieg die Treppe zur Praxis empor, als Petersen ihm entgegenkam.
“Herr Schmitz. In der Praxis lässt nichts darauf schließen, dass es zu Gewalteinwirkung gekommen ist. Sie sieht aufgeräumt und ordentlich aus. Das Fenster stand offen. Gröning hat sich da rausfallen lassen. Ich habe die Tür versiegelt. Wir kommen morgen noch einmal und werden den Raum auf Fingerabdrücke untersuchen.”

Als Grönings Frau am nächsten Morgen die Tür öffnete, sah Udo, dass sie ein dunkles Kostüm trug. Ihr zartes Gesicht, der sanfte Blick ihrer Augen riefen Udos Beschützerinstinkte hervor. Ihr Mund lud zum Küssen ein. Nur, das war wohl nicht der geeignete Zeitpunkt. Und dann, welcher Zeitpunkt war der geeignete?
“Gisela. Es tut mir leid, dass mein Besuch mit einem so traurigen Anlass zusammenfällt. Nehmen Sie mein Beileid entgegen.”
Sie nickte nur und trat zurück, um ihn in die Wohnung zu lassen. Im Wohnzimmer sassen sie sich gegenüber und blickten sich an, dann sah sie zu Boden und weinte.
Udo versuchte gelassen zu bleiben.
“Gisela. Hatte Ihr Mann Feinde?”
“Ich kann es mir nicht vorstellen.”
“Wir haben bei Hessler Aufzeichnungen gefunden, die darauf hindeuten, dass er sich im Juni in Ihrer Wohnung aufgehalten hat. Können Sie mir dazu etwas sagen?”
“Er war mein Liebhaber.” Sie lehnte sich etwas zurück und schlug ihre Beine übereinander. Einen Moment blieb Udo sprachlos, dann fasste er sich wieder.
“Wußte Ihr Mann davon?”
“Er hatte uns zusammen gebracht.”
“Wieso das?”
“Er wollte, daß ich, wenn er schon nicht mehr mit mir schlief, einen Ausgleich hatte, und er wollte, dass ich es mit jemandem tat, den er kannte.”
Er kannte mich doch auch, dachte Udo. Sein Blick glitt ihre Beine entlang.
“Mein Mann und Emil Hessler spielten Schach. In dieser Wohnung. Es ging um mich. Hans sagte, wenn Emil gewönne, könne er mit mir schlafen.”
“Bei Hans Spielstärke stand das Ergebnis von vorn herein fest. Und Sie ließen sich darauf ein?”
“Ja.” Frau Gröning blickte Udo in die Augen. “Mein Mann hatte sich anders orientiert. Was sollte ich denn machen?”
“War Herrn Hessler zu diesem Zeitpunkt bekannt, dass Ihr Mann im ‘Goldenen Fender’ verkehrte?”
“Nein.”

Sie stiegen ein paar Treppen hinab und beobachteten die Kriminaltechniker in der Zahnarztpraxis, welche Tür- und Fenstergriffe auf Fingerabdrücke untersuchten.
“Gisela, fällt Ihnen in der Praxis Ihres Mannes etwas auf?”
Die Frau sah sich um.
“Er hängt falsch am Haken.”
“Wer?” Frau Gröning deutete mit dem Kopf auf das Becken.
“Der Speichelsauger. Mein Mann hängte ihn immer so, dass der Sauger hierher zeigte. Dieser zeigt jedoch in die andere Richtung. Und dann das Zahnarztbesteck. Mein Mann legte den Spiegel rechts neben die Pinzetten. Hier
liegt er jedoch links davon.”

Udo saß mit geschlossenen Augen in seinem Büro und überdachte die Ereignisse der vergangenen Tage. Es sah so aus, als sei Gröning aus dem Fenster gestoßen worden. Von einem Mann. Gröning zum Fenster zu tragen oder zu drängen erforderte Kraft. Die Beweislage war dünn. Die Aussage seiner Frau würde vor einem Richter keinen Bestand haben. Udo wandte sich wieder dem Mord an Emil Hessler zu, fragte sich, wer hatte ein Motiv und griff nach einem Zettel. Er schrieb

‘Viktoria Hessler’. Ihr Vater gab kein Geld für den Schauspielunterricht.
‘Hans Gröning’. Hessler schlief mit seiner Frau. Zwar mit Grönings Einverständnis. Gröning konnte es sich jedoch später anders überlegt haben.
Nun war Gröning tot. Was aber, wenn er sich doch aus dem Fenster gestürzt hatte?
Gisela Grönings Gesicht schob sich in seine Gedanken. Was war mit ihr? War es normal, dass sie sich mit dem Vorschlag ihres Mannes einverstanden erklären konnte, mit Hessler zu schlafen? Udo war gewohnt, Spielzüge vorauszuberechnen. Wieder war er schockiert, dass menschliches Verhalten so vollkommen anders geartet war. Wenn Gröning ihm den Vorschlag gemacht hätte, mit dessen Frau zu schlafen. Wie hätte er, Udo, reagiert? Hätte er abgelehnt? Er wusste es nicht. Sicher, wenn ihm bekannt gewesen wäre, das Gröning schwul war. Nur Hessler hatte das nicht gewusst.
Udo griff zum Telefon.
“Doktor Petersen. Sind Hessler und Gröning schon zur Beerdigung freigegeben?”
“Nein? Kann man noch rausbekommen, of sie HIV infiziert waren?”
“Ja? Die Viren sind nicht mehr feststellbar, aber die Antikörper? Wir sollten das Blut untersuchen.”

Hessler und Gröning waren mit dem HIV infiziert gewesen. Udo machte sich am Abend auf den Weg zu Gisela Grönings Wohnung und überlegte sich die Fragen. “Gisela, haben Sie AIDS?” War zu direkt. “Gisela, wussten Sie, dass Ihr Mann und Hessler mit dem AIDS Virus infiziert gewesen waren. Wo hatte Hessler seine Ansteckung her?” War diplomatischer.
Udo klingelte wiederholt. Gisela Gröning schien nicht in der Wohnung zu sein. Vielleicht gab es in ihrer Wohnung Aufzeichnungen, die ihm weiterhelfen konnten. Udo zog einen Nachschlüssel hervor. Einen Grund für das Eindringen würde er sich später einfallen lassen. Dann sah er sie im Wohnzimmer und ihm wurde übel. Ihr Kopf hing über die Sofalehne. Aus einer klaffenden Halswunde tropfte Blut auf den Teppich. Der Mörder konnte noch nicht weit sein. Udo stürzte zum Fenster, öffnete es, lehnte sich weit hinaus, ließ frische Luft in seine Lungen. Dann griff er zum Handy.

Stunden später hatte Udo sich noch immer nicht von dem Schock erholt. Frau Gröning. Wieso hatte man auch sie ermordet? Polizei hatte die nähere Umgebung abgesperrt. Ohne Ergebnis. Was hätte es auch bringen sollen? Der Mörder hatte sich unauffällig verhalten. Udo hatte mit Doktor Petersen und seinen Kriminaltechnikern die Wohnung gründlich durchsucht und nichts Ungewöhnliches entdeckt. Das Telefon klingelte. Petersen war am Apparat.
“Frau Gröning war ebenfalls infiziert? Danke.”
Hessler, Gröning und seine Frau. Sie waren alle infiziert gewesen. Ein gemeinsames Element. Wie sah es mit Frau Hessler aus? Er beschloss zu ihr zu fahren und wählte ihre Nummer, um sich anzumelden. Es nahm niemand ab. Udo überlegte. Peter Hessler musste sich im Geschäft aufhalten. Als Udo ihn am Telefon hatte, erfuhr er, dass Hesslers Mutter mit einem Herzinfarkt in die Universitätsklinik Eppendorf eingeliefert worden war.

Udo traf dort ein, als die Frau von der Intensivstation auf ein Zweibettzimmer verlegt wurde. Sie hing am Tropf. Vermutlich ein Blutverdünner, dachte er und sah, wie eine jüngere Frau die Hand der Hessler hielt. Sie weinte. Dann fuhr sie sich mit beiden Händen durch die Haare. Frau Hesslers Tochter. Er erkannte sie von dem Foto, obwohl sie älter aussah. Von der anderen Seite des Bettes hörte er eine gereizte Stimme.
“Was wollen Sie denn hier?” Peter Hessler sah wütend zu ihm herüber.
“Wissen, wie es Frau Hessler geht. Wie geht es Ihnen, Frau Hessler?”
“Nicht gut.” Ihre Stimme klang schwach.
“Es ist besser, Sie gehen.” Peter Hessler sah zu seiner Schwester hinüber. “Wenn Sie Auskünfte benötigen, kommen Sie zu mir ins Geschäft.”
Udo wünschte gute Besserung und entfernte sich. War die Hessler auch infiziert?

Im Büro nahm sich Udo seine Notizen vor. Wie konnte das AIDS-Virus übertragen worden sein?

1. Hans Gröning, 2. Gisela Gröning, 3. Emil Hessler, 4. Frau Hessler?

Er las die Namen auf dem Papier: Viktoria Hessler, Hans Gröning. Er hätte Gisela Gröning hinzufügen sollen. Sie alle hatten Mordmotive gehabt. Doch zwei von ihnen waren tot. Er konnte Hans Gröning und seine Frau streichen. Oder hatte Hans Gröning Hessler umgebracht und sich dann einige Tage später aus dem Fenster gestürzt? Udo glaubte es nicht.

Er ging zu seinem Vorgesetzten hoch.
“Frau Hessler sollte im Krankenhaus auf HIV getestet werden.”
“Wieso das, Udo?” Schneider nahm umständlich seine Brille ab und hielt sie gegen das Licht.
“Die Ermordeten hatten sich und vermutlich andere Personen mit HIV infiziert. Dies könnte ein Mordmotiv sein. Ich kann mich irren, doch die HIV-Infektion ist das einzige verbindende Element.”
“Wo liegt die Frau?”
“In der Uniklinik Eppendorf auf der Internen Medizin.”
“Ich kümmere mich darum.” Schneider malte etwas in seinen Kalender hinein.
“Morgen nachmittag haben Sie das Ergebnis.”

Am darauffolgenden Tag lag der Befund vor. Auch Frau Hessler hatte AIDS. Wußte sie davon? Er sah davon ab, die Frau zu befragen. Ihr Zustand war prekär. Udo nahm sich vor, Viktoria Hessler aufzusuchen. Er fuhr zum Steindamm und fand sie nicht. Udo ging in die nächste Kneipe, setzte sich an die Theke, bestellte ein Pils und fragte nach Viktoria.
“Kenne ich nicht. Oder meinen Sie Vikki?” Udo zog Viktorias Photo aus der Jackentasche.
“Ist sie das?”
“Das ist Vikki. Was hat sie denn angestellt?”
“Wieso fragen Sie?”
“Sie sind von der Polizei, nicht wahr?”
“Woran sehen Sie das?”
“Das sieht man nicht, Du kleiner Schelm. Du siehst süß aus. Aber das Foto. Nur Polizisten laufen mit Fotos herum”. Die Bardame war in ihre natürliche Tonlage verfallen. Himmel, wo hatte er seine Augen gehabt. Ein Transvestit. Udo machte ein treuherziges Gesicht.
”Du hast mich erwischt. Ich heiße Udo, und du?”
“Gerda. Udo, gibst du einen aus?” Udo nickte und Gerda goss sich einen Champus ins Glas.
“Da brauch ich aber ne Rechnung für.” Udo hoffte nur, dass Dr. Schneider ihm den Spesenbeleg abzeichnete.
“Also Gerda. Ich hab hier noch ein Foto.” Udo zeigte ihre ein Bild von dem ermordeten Hessler.
“Hast du diesen Mann schon mal gesehen?”
“Ja, vor ungefähr zwei Wochen. Vikki kam mit ihm hier rein. Sie waren ziemlich laut. Daher erinnere ich mich an sie.”
“Hast du gehört, was sie sagten?”
“Er brüllte was wie: ‘Du Nutte. Wenn ich dir einen Hunderter gebe, lässt Du doch auch mich zwischen die Beine’, oder so ähnlich. Vikki weinte. So hatte ich sie noch nie gesehen.”
Udo trank sein Bier aus. “Weißt du, wo sie wohnt?”
“Ich glaub in Norderstedt bei ihren Eltern.”
“Meinst du, sie ist jetzt zu Hause?”
“Kann schon sein. Über Nacht habe ich sie hier gesehen. Sie schläft sich wohl aus.”
Gerda schrieb die Rechnung und Udo starrte schockiert auf den Betrag. Sechzig Euro, für ein Bier und eine kleine Flasche Sekt.
“Ein Freundschaftspreis, Udo. Weil du so süß bist. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.”

Nachdem Udo ins Büro zurückgekehrt war, zog er seine Jacke gar nicht aus, sondern das Protokoll hervor, welches Schneider nach seiner Unterredung mit Viktoria Hessler geschrieben hatte. Er fand die Stelle, in der die Frau erzählt hatte, dass sie ihren Vater seit einem halben Jahr nicht mehr zu Gesicht bekam. Warum hatte sie gelogen? Sein Instinkt sagte ihm, dass es besser sei, wenn ihn Holzmann und Anna begleiteten. Er ging zum Schrank und hängte sich das Holster mit der Dienstpistole um. Dann sah er noch einmal ins Protokoll. Schneider hatte einen handschriftlichen Vermerk hinzugefügt, dass die Pupillen der Hessler extrem geweitet waren. Udo rief Dr. Petersen an.
“Könnte Kokain sein. Was macht die Frau?”
“Geht auf den Strich.”
“Es ist Crack. Seien Sie vorsichtig, Herr Schmitz. Entzug macht die Typen unberechenbar.” Ein Grund mehr, dachte Udo, Anna und Gerd mitzunehmen.
Sie verließen das Büro und fuhren zum Haus der Hesslers. Anna und Holzmann blieben im Wagen, Udo ging zur Pforte und läutete, mehrere Male, bis eine verschlafen aussehende jüngere Frau in der Haustür erschien.
“Viktoria Hessler?”
“Ja. Was wollen Sie denn.”
“Udo Schmitz von der Hamburger Mordkommission. Ich möchte mit Ihnen reden.”
“Kommen Sie morgen wieder vorbei. Ich möchte schlafen.”
“Es geht um den Mord an ihrem Vater.”
“Ich habe schon alles gesagt.”
“Und Sie haben gelogen. Wenn es Ihnen lieber ist, bestelle ich Sie für Morgen 10 Uhr ins Polizeipräsidium.”
Udo sah, wie widerwillig sie auf ihn zu kam. Sie öffnete die Gartenpforte.
“Kommen Sie schon.” Udo folgte ihr in die Wohnstube. Die Frau trug einen Morgenrock und jetzt sah Udo, dass sie barfuß war. In der Wohnstube ließ sie sich in einen Sessel fallen ohne Udo einen Platz anzubieten.
Für eine junge Frau sieht sie ziemlich alt aus, fand Udo. Zumindest im Gesicht.
Aschgrau, aufgedunsen, und ihre Augen klein wie Kürbiskerne. Ihre Hände zitterten, fuhren ins Gesicht, strichen über die Sessellehnen, dann versuchte die Frau sie unter ihre Kontrolle zu bekommen, in dem sie die Arme verschränkte. Ihre Figur war jedoch gut erhalten, und Udo fragte sich: Wie macht sie das?
“Frau Hessler. Sie wohnten die ganze Zeit bei Ihrer Familie. Wieso haben Sie uns erzählt, sie hätten Ihren Vater vor einem halben Jahr zuletzt gesehen? Und warum hatte Ihre Mutter verneint, dass sie noch Kontakt mit Ihnen habe, als wir sie danach gefragt hatten?”
“Weil es stimmt! Wir wohnen in dem gleichen Haus. Aber sie spricht nicht mit mir. Auch nicht im Krankenhaus.” Die Körper der Frau zuckte unkontrolliert, als sie in Tränen ausbrach.
“Auch mein Vater will nichts von mir wissen. Ich hasse ihn. Erst bringt er mich dazu, dass ich zur Nutte werde, dann macht er es mir zum Vorwurf.”
Das Schluchzen hatte aufgehört. Die Frau schien sich wieder gefangen zu haben.
Ihr Gesicht glich einer schiefen Maske, als sie zu lächeln versuchte.
“Haben Sie Stoff für mich? Ich brauche ihn jetzt.”
“Was für Stoff?” Udo zauberte einen verwunderten Ausdruck in sein Gesicht.
“Na Crack. Was denn sonst, Sie Wichser! Polizisten haben doch immer so was bei sich. Verstecken es bei Leuten im Auto, wenn sie sie in den Knast bringen wollen. Hab ich doch gesehn.”
“Wo?”
“Im Film.”
“Nun ja. Im Film kann man auch sehen, wie Fingerabdrücke beseitigt werden. Nur in Ihrem Fall hat es nicht geklappt.”
“Was meinen Sie damit?”
“Die Abdrücke auf dem Messer sind mit Ihren identisch.”
Die Frau sprang aus dem Sessel und schlug die Hände vor das Gesicht.
“Die haben Sie doch gar nicht. Woher wollen Sie das wissen?”
“Mein Kollege hat mit Ihnen Bier getrunken oder? Muss ich noch deutlicher werden?”
“Ich halt es im Kopf nicht aus!” Wie gehetzt lief sie im Raum hin und her. “Was werfen Sie mir eigentlich vor? Schließlich habe ich den Mann, der sich mein Vater schimpft, der gerechten Strafe zugeführt. Die ganze Zeit hat er mich erniedrigt. Sie wissen ja gar nicht, wie ich mich fühlte, als er plötzlich am Steindamm auftauchte und mich für einhundert Euro vögeln wollte. Ich sei eine Nutte wie alle anderen, meinte er. Sind Sie der gleichen Ansicht? Da kommt mein Bruder, der wird Ihnen was…”
Die Tür wurde aufgerissen und Peter Hessler stürmte mit hochrotem Kopf ins Wohnzimmer. Er hielt eine Axt in der Hand.
“Sie schon wieder! Ich habe Sie durch das Fenster gesehen. Sie kleiner Polizeispitzel! Was wollten Sie von meiner Schwester?”
“Peter, er weiß alles!”, schrie sie. “Er will mich mitnehmen.”
“Haben Sie gedacht, wir lassen uns gefallen, daß unsere Mutter mit Aids infiziert wird? Ich habe die Schweinebande aus dem Weg geräumt. Und jetzt sind Sie dran!”
Hessler holte mit der Hand zum Schwung aus. Als sein Arm nach vorn schnellte, traf Hessler ein Schuss aus Udos Pistole. Er schwankte, die Axt flog aus Hesslers Hand. Eine Blutfontäne spritzte aus Viktoria Hesslers Hals und Udo sah, wie der Kopf auf den Teppich fiel, dann folgte der Rumpf, und Udo dachte noch: ‘Der Kopf passte sowieso nicht zum Körper’. Dann wurde es dunkel um ihn.

“Udo, Udo!” Jemand kniff in seine Nase. Holzmann stand über ihm. Stöhnend richtete sich Udo auf.
“Wie sieht es aus? Sind sie beide tot?”
“Ja, aber das hätte ins Auge gehen können. Anna und ich hätten Sie da nicht allein reingehen lassen sollen.”
“Wo ist Anna überhaupt?” Udo stand auf und sah sich um.
Hessler lag bewegungslos auf dem Boden, seine Schwester einige Meter daneben. Körper, Blut, Kopf und Axt, ein surreales Gemälde.
“Sie hat es vorgezogen, draußen auf Ambulanz und Spurensicherung zu warten.”
“Kann ich verstehen.” Udo würgte und versuchte seinen Mageninhalt zurückzuhalten. “Ich glaube, ich warte noch einige Tage, bevor ich Mutter Hessler die Nachricht überbringe.”
Udo und Holzmann verließen das Haus, gesellten sich zu Anna und warteten.


Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Klaus Eylmann).
Der Beitrag wurde von Klaus Eylmann auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.01.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Klaus Eylmann als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Alltagsrosen von Christa Siegl



Die Autorin entführt den Leser in ihre gereimte Geschichtenwelt einerseits mit Ironie die schmunzeln läßt, anderseits regen lebensnahe Themen zum Nachdenken an. Die Gedichte muntern auf und zaubern ein Lächeln aufs Gesicht und in das Herz.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Krimi" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Klaus Eylmann

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Lord Frisbee von Klaus Eylmann (Fantasy)
19“ von Klaus-D. Heid (Krimi)
Jeder Schritt ein Abenteuer von Christa Astl (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen