Werner Gschwandtner

Mit den Augen des Mörders



Ein schwacher Lichtschein fiel auf den Leblosen Körper, der Regungslos, auf dem weichen Teppich lag. Die gebrochenen Augen blickten starr gegen die Decke. Aus dem Mundwinkel floss ein feiner Rinnsaal Blut. Das gezackte Loch in der Stirn, genau, zwischen den Augen, zeigte die Art des Ablebens.
Ich blickte auf die tote Frau zu meinen Füßen. Ich hatte sie mit einen einfachen Fingerkrümmen beseitigt. Es war einfach gewesen, kostete nur ein paar Überwindungen und befreite meine Seele von einer schweren Last.
Sie hatte nicht einmal erfahren dass sie mir im Weg war. Nicht erkannt, das ich sie töten musste. Das Warum war für diese junge Frau im Dunkeln geblieben. Der Tod war schnell und vollkommen Überraschend über sie herein gebrochen.
Ich blickte mich ein letztes Mal in der Luxuriösen Wohnung um. Mit einer Taschenlampe leuchtete ich mir meinen Weg, konnte jedoch in diesem schwachen Schein, keine Mängel ersehen... Alles schien in bester Ordnung zu sein, den Schuss konnte niemand gehört haben, denn ich benutzte einen Schaldämpfer. Die Gläser hatte ich in die Spülmaschine geräumt… Und ich hatte alle Gegenstände, welche ich ohne Handschuhe berührt hatte, mit einem feuchten Lappen abgewischt… Es war an der Zeit, das Appartement zu verlassen. Ich blies die beiden Kerzen aus und wandte mich zum gehen.
Der Gang lag im Dunkeln. Und ich hütete mich, Licht zu machen. Behutsam zog ich die Türe ins Schloss. Auf leisen Sohlen, das klappern, der Lackschuhabsätze vermeidend, schlich ich vorsichtig zum Fahrstuhl und drückte den Knopf. Es war still in dem Wohnhaus. Es lag wohl daran, dass wir einen Wochentag hatten und es bereits lange nach Mitternacht war.
Surrend, kam der Lift hoch. Ich betrat ihn und fuhr in das Erdgeschoss. Hier gab es noch einmal, einen Augenblick, der Unsicherheit. Ein Älterer Mann, der seinen Hund, einen Rauhaar Dackel Gassi führte, verweilte unweit des Haustores. Ich beobachtete den Passanten im Dunkeln. Ich musste es vermeiden, dass er mich sah. Bisher war alles gut gegangen, das Glück durfte mich jetzt, nicht verlassen.
Endlich, der Alte ging weiter. Der Dackel lief schnüffelnd neben ihm her.
In dem Haus, hatte sich weiterhin, keiner gerührt. Fortuna stand mir zur Seite...
Ich schlüpfte aus dem Tor und hielt mich ständig im Schatten der Hausmauer. Mein Wagen parkte nicht weit von hier. Nur zwei Seitengassen entfernt. Ich hatte dafür gesorgt, dass man meinen weisen Mazda, in der unmittelbaren Umgebung zu dem Haus Nummer fünf, nicht gewahrt wurde. Als der Motor ansprang, atmete ich ein paar Mal tief durch. Mein Plan hatte Funktioniert, jetzt hieß es weiter hin, die Nerven zu behalten. Ich lenkte den Mazda auf die Hauptstrasse, sie war zu dieser späten, oder eigentlich schon frühen Stunde, sehr wenig befahren. Mit jedem Kilometer, den ich zu dem Wohnhaus Nummer fünf, zurück legte, mit jedem Kilometer, frohlockte und triumphierte mein Herz vor Freude.
 
Ich erwachte am späten Vormittag und streckte mich behaglich in meinem Bette. Gegen zwei Uhr Morgens, war ich nach Hause gekommen und hatte mich nur noch in die Federn begeben. Jetzt hieß es, alle verräterischen Spuren, die noch an meinen Kleidern haften konnten, zu beseitigen. Und natürlich, die Waffe... Ich musste mich beeilen, denn, um 13 Uhr, hatte ich wieder Dienst.
Ich stieg aus dem Bett und schlüpfte in meinen Morgenmantel. Die warmen Pantoffeln, an den Füßen, so schlenderte ich gut gelaunt, in das Badezimmer und machte mich erst einmal frisch. Die heiße Dusche tat mir gut und vertrieb die letzten Schatten der Nacht.
Nachdem ich Herzhaft gefrühstückt hatte, obwohl man da schon mehr Mittagessen, dazu sagen konnte, begutachtete ich meinen Smoking. Die Dunkle Hose, war in Ordnung, es gab keine Anzeichen – die mich mit der Toden Frau in Verbindung bringen konnte. Klar, ich musste sie reinigen lassen. Aber das würde ich noch in dieser Woche erledigen. Das Jackett, zeigte auch keine Spuren. Doch halt, wo war die weise Nelke, die ich im obersten Knopfloch hatte? Ich besaß sie noch, bevor ich mich für immer, von der Dame entledigt handhabte. Wo war sie?
Sie fehlte, Verdammt noch einmal. Hatte ich sie in der Wohnung zurück gelassen? Ich hätte doch Licht machen sollen, aber ich wollte vermeiden, dass mich jemand sehen konnte, obwohl ja die Vorhänge zu gezogen waren. Ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen – jetzt, war es zu spät. Ich konnte nicht mehr zurück.
Vielleicht, hatte ich sie auch auf dem Heim Weg verloren? Oder im Auto? Es half nichts, über diesen Umstand, nach zudenken. Ich konnte nur das Beste daraus machen.
Der Gedanke, dass ich, die doch relativ unbedeutende Blume vergessen hatte, machte mich ein wenig Nervös. Ich hatte alles so schön geplant, alles so genau Abgestimmt und so Unauffällig wie nur möglich, in die Wege geleitet. Es gab keine Offizielle Verbindung, zwischen mir und dieser verstorbenen Lady. Und dennoch, der Verlust der Nelke, ließ tief in mir eine Panik aufkommen.
Leise in mich hinein Fluchend, stopfte ich die Kleiderstücke in einen festen Jutesack und verschnürte ihn. Das musste, so schnell wie möglich, in die Reinigung. Als nächster nahm ich mir die Waffe, eine Glock 17 vor. Ich verpackte sie sorgfältig zu einem Päckchen und bereitete es zum Abtransport vor... Natürlich, konnte ich es nicht einfach auf die Post bringen. Ich wusste noch nicht, wie ich mich, dieser Gegenstände entledigen sollte. Aber, ich war mir Sicher, das mir noch eine gute Möglichkeit einfallen würde...
 
Elf Tage waren vergangen, wir haben heute den 07. September 2002. Ein Samstag. Die Kleider hatte ich noch am selben Tag, in die Reinigung gebracht. Ich hatte alle Zeitungen: Krone, Kurier und auch die Presse, so wie den Standard – nach einer Notiz, über den Vorfall in der Markomannenstrasse Nummer fünf durch sucht. Keine Silbe, war verlautete worden. Die Polizei hüllte sich in schweigen. Und das war Beunruhigend. Normaler weise wurde ein solcher Fall, sofort, in der Zeitung aus geschlachtet. Doch hierbei kein einziges Wort.
Die Waffe machte mir Kopf zerbrechen. Noch war mir nicht geläufig geworden, wie ich die Glock loswerden konnte. Ich hatte das Päckchen, tief hinten, im Kleiderschrank, verstaut. Wenn alles gut verliefe, brauchte ich mir um die Tatwaffe ja keine Sorgen zu machen. Aber der Teufel schläft bekanntlich nicht… Dennoch, ich hatte eigentlich keine Gewissensbisse. Doch, des Nächtens, träumte ich hin und wieder, von meiner Tat.
„Ich wusste nicht, dass meine Mutter, auch noch einen Sohn hatte.“
Die elegante Frau, Anfang der Dreißig, reichte mir ein Glas Champagner und prostete mir zu.
„Auf uns mein lieber Bruder. Ich danke Gott, für den Anonymen Hinweis, auf deine Existenz“
Ich nahm das Glas an mich und lächelte der Frau zu. Monatelang, hatte ich Arbeit in Recherchen, über meine Herkunft gesteckt. Nur durch einen Zufall, hatte ich in den persönlichen Aufzeichnungen meiner Mutter, den versteckten Hinweis, auf meine unbekannte Schwester gefunden. Die Millionenschwere Presse Teilhaberin Susanne Martin.
„Als ich unsere Mutter, vor zwölf Jahren, das letzte Mal sah, sprach sie nicht über dich.“
„Warum wohntest du nie bei uns?“ fragte ich meine neu gewonnene Schwester. „Mutter hat auch niemals, von dir gesprochen.“
„Die Führsorge hat mich von der Seite unserer Mutter gerissen“, Susanne Martin trank ihr Glas aus.
„Damals war das finanzielle Verhältnis unserer Mutter nicht sehr gut. Vater hatte uns vor ein paar Monaten verlassen und alle seine Schulden, auf ihren Schultern lasten lassen.“
„Ich bin heute zweiundzwanzig, Mutter starb vor einem Jahr und hat mir so gut wie nichts Hinterlassen. Der Krebs hat sie zerfressen.“
Susanne strich mir über den Smoking. Ihre dünnen Finger spielten an meiner Nelke.
„Ich habe bereits Vorkehrungen getroffen. Ab heute, soll es dir besser gehen. Aber, du darfst nicht zu viel erwarten.“
Sie beugte sich zu mir nieder und hauchte mich an. Ich hatte mir seit Tagen, einen Plan zu Recht gelegt. Jetzt war der Zeitpunkt, zum Handeln gekommen. Ruckartig, stieß ich Susanne Martin von mir und der Lauf einer Waffe, blitzte kurz im Kerzenschein auf. Die Vorhänge, waren zu gezogen und auf der Glock, befand sich ein Schaldämpfer. Niemand würde den Schuss hören! Nur ein Plopp, wurde lau, als die Kugel ihren lauf nahm. Doch, dieses Geräusch, hörte Susanne nicht mehr. Sie brach zusammen...
Ich wachte auf, wieder hatte ich diesen, doch schrecklichen Traum gehabt. Ich musste sie Töten, denn ich brauchte Geld, viel Geld. Mutter hatte bei ihren Tod, einen Schuldenberg von über einer Million Euro hinter lassen. Und die Bank, wollte ihren Zaster sehen. Jetzt, da ich der einzige Blutsverwandte von Susanne Martin war, gehörte ihr gesamtes Vermögen, so gut, wie mir alleine. Es durfte nur keine Banne geschehen... Ich blickte auf die Uhr, es war 04 Uhr früh. Am Montag, den 09. September.
 
Die Türklocke, riss mich aus meinen Schlaf. Knurrend, schlug ich die Augen auf und wischte mir die Nacht aus den Augen. Ein Blick auf den Wecker sagte mir, dass es kurz nach neun war. Wer stand zu so früher Stunde vor meiner Wohnung?
„Ja ich komme“, rief ich in die Küche. Hastig, das Klingeln wurde jetzt von einen heftigen klopfen unterstützt, stieg ich in meine Hosen und schlurfte zur Tür.
„Ja, sagte ich“, etwas ungehalten, drehte ich den Schlüssel und zog die Kette zurück.
„Bin doch schon da. Wollt ihr mir die Tür ein schlagen?“
Ich drückte die Klinge nieder und öffnete die Tür. Innerlich Erschrak ich ein wenig. Vor mir standen zwei uniformierte Polizisten.
„Guten Morgen. Sind sie Manfred Brenner?“ fragte der eine und ich nickte.
„Ja, worum geht es?“
„Herr Brenner, Kriminalkommissar Lehmann ersucht sie um einen kurzen Besuch. Es handelt sich um eine recht dringliche Angelegenheit.“
Ich überlegte, wie ich reagieren sollte. War ein erstaunter Ausdruck angebracht? Ich entschied mit dafür.
„Können sie nicht mehr in die Details gehen? Was genau will der Kommissar von mir?“
„Tut uns leid Herr Brenner, aber der Kriminalkommissar wird ihnen alles genau berichten. Wenn sie nun mit uns kommen möchten.“
Ich biss mir auf die Lippen. „Okay“ dachte ich flüchtig bei mir, „Jetzt nur nicht die Nerven verlieren.“
Ich öffnete die Tür ein Stück weiter und bat die Beamten ein zutreten.
„Kommen sie, ich muss mich erst Anziehen.“
Einladend, winkte ich die Polizisten herein.
„Sie brauchen nicht auf dem Korridor zu warten. Es dauert nicht lange.“
„Vielen Dank Herr Brenner, kein Problem. Wir sind nicht in eile.“
Ich nickte den Beamten zu und zog mich in das Badezimmer zurück. Mit leicht zitternder Hand, verschloss ich die Tür und lehnte mich durch atmend, an die Fliesenwand.
„Jetzt scheint es ernst zu werden“, dachte ich bei mir, „bestimmt will mich dieser Lohmann, wegen Susanne Martin sehen.“ Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Und ich malte mir schon die besten Kommentare aus, um dem Treffen, mit dem Kommissar gewappnet zu sein.
Dreizehn Tage waren seit dem Geschehen vergangen. Noch immer hatte die Polizei nichts verlauten lassen. Ich tappte etwas im Dunkeln. Was wusste die Polizei? Wie sollte ich dem Kommissar begegnen?
Hastig, rasierte ich mich. Nachdem ich mich unter die Dusche begeben hatte, trocknete ich mich ab und ging, das Badetuch um die Hüften, in das Schlafzimmer. Die beiden Beamten, warteten ruhig im Wohnzimmer.
„Einen Augenblick noch meine Herren, ich bin gleich soweit.“
Ich kleidete mich an, mir fiel die Waffe wieder ein. Das Päckchen war noch immer, im hintersten Winkel, des Schrankes verborgen. Ich musste nun dieses Indiz unbedingt loswerden... Klar, jetzt konnte ich nichts in diesem Bezug unternehmen. Aber es musste sich, auf Grund der vorhandenen Situation, rasch einen Weg zur Beseitigung finden.
„Kommen sie meine Herren“, ich trat in das Wohnzimmer und setzte meinen Hut auf. Ein Blick aus dem Fenster hatte mir gezeigt, das es zu Regnen begonnen hatte. „Ich bin soweit. Ich nehme an, wir müssen zur Rötzergasse?“
„Nein mein Herr. Kommissar Lohmann untersteht dem Bezirkskommissariat Donaustadt.“
Ich wusste nun Bescheid. Es konnte sich definitiv nur um den Mordfall Susanne Martin handeln. Ich nickte den Beamten zu und verließ hinter ihnen, meine Wohnung. Ich schloss ab und schritt, den kurzen Gang, zum Tor entlang. Der Streifenwagen, parkte in zweiter Spur, in der stillen Geblergasse und nur die Blinkeranlage, signalisierte den vereinzelten, zum Gürtel führenden, Verkehr.
„Steigen sie bitte im Fond ein“, einer der Polizisten öffnete für mich den Verschlag und ich ließ mich auf der Rückbank nieder.
„Es wird nicht lange dauern.“
Der Streifenwagen setzte sich in Bewegung. Beide Beamte hatten im Bug platz genommen und schwiegen. Ich überlegte mir noch immer, eine Strategie, um den Kommissar, ohne Besorgnis, gegenüber treten zu können. Und ich hatte dazu nicht mehr viel Zeit.
 
„Nehmen sie Platz Herr Brenner, es wird nicht lange dauern.“ Ich ergriff die Hand, die mir Kommissar Lohmann entgegen hielt und setzte mich, auf den angebotenen Stuhl.
„Ich bin nur ein wenig Verwundert Herr Kommissar. Weshalb haben sie mich hier her kommen lassen?“
Kommissar Lohmann, steckte sich eine Zigarette in den Mund, zündete sie an und reichte auch mir die Schachtel.
„Wollen sie eine?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein Danke. Ich bin nicht Raucher.“
„Ich habe sie her bringen lassen, weil ich ein paar Angaben von ihnen brauche.“
Lohmann zog sich einen Akt heran und sichtete ihn.
„Zuerst einmal vorweg, ist ihnen eine Susanne Martin bekannt?“
Ich lauerte, mein Blick blieb aber starr auf den Kriminalisten gerichtet.
„Susanne Martin?“ wiederholte ich langsam und zog den Namen dabei in die Länge.
„Nein, bedaure. Aber dieser Name ist mir nicht geläufig.“
„Das dachte ich mir eigentlich auch, aber ich wollte da ganz Sicher gehen. Können sie mir, nur noch sagen, wo sie am 27. August zur Nacht waren?“
Ich blieb weiter ruhig. Lohmann gab mir das Gefühl, nur eine Figur am Rande zu sein. Ich legte meine Stirn in Falten und dachte nach.
„Am 27. August? Was war das schnell noch für ein Tag?“
„Ein Dienstag“, half mir Lohmann auf die Sprünge, „ich brauche die Zeit, von zweiundzwanzig Uhr Abends, bis etwa drei Uhr Früh.“
Ich strich mir über das Kien, ein weiter Zeitrahmen.
„Nur keine Panik“, dachte ich bei mir, „Angriff ist die beste Verteidigung.“
Ich lehnte mich, ein wenig bequemer zurück und schlug die Beine über einander. Mit ruhiger und fester Stimme antwortete ich.
„Dienstag habe ich immer bis zwanzig Uhr Dienst. So auch am 27., danach bin ich, ohne umschweife nach Hause gefahren und bin dort auch geblieben. Ich kam ungefähr gegen 20:40 Uhr zuhause an und habe mir eine Kleinigkeit zu Abend zu Recht gemacht. Ich habe mir, wie jeden Dienstag, Stargate im ATV aufgenommen, das um 20:15 Uhr beginnt und bis etwa 21:10 Uhr dauert. Während, meines Abendessens, schaute ich mir die aufgenommene Folge, mit dem Titel „Der Fall des Sonnengottes“ an.“
Lohmann hatte mir aufmerksam zu gehört, seine Mine, verriet keine Regung. Er notierte sich nur ein paar Stichworte und nickte mir schließlich freundlich zu.
„Ich denke, das genügt. Würden sie mir nur noch sagen, wo sie Arbeiten? Und als was?“
„Ich bin Kaufhaus Detektiv, Überwachungsfirma Sasse. Tätig, im ersten Bezirk, Kärntner Strasse 19. Kaufhaus Steffl.“
„Danke, nach dem sie sich die Fernsehsendung angesehen hatten, sie haben sie aufgenommen – sagten sie. Wie spät war es da und was haben sie dann gemacht?“
„Etwa 20 Minuten vor 23 Uhr, war die Folge aus. Ich bin dann nur noch schnell ins Bad, habe mich gewaschen und mir die Zähne geputzt. Anschließend, bin ich dann sofort ins Bett. Hatte am darauf folgenden Tag, ja wieder gegen Mittag Dienst.“
„Gut Herr Brenner, das war es schon. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag.“
Ich erhob mich, wandte mich zum gehen und blieb in der Bewegung stehen. Ein letztes Mal, drehte ich mich zu Lohmann um und fragte.
„Würden sie mir bitte erklären, um was es sich Handelt? Wer ist diese Susanne Martin? Und was habe ich mit ihr zu schaffen?“
„Eine vermögende Presseteilhaberin“, antwortete der Kommissar Höfflich,
„sie wurde in ihrer Wohnung erschossen. Aber was das sonderbarste zu sein Scheint, sie dürfte ihre Schwester sein.“ endete Lohmann trocken.
„Meine Schwester?“ fragte ich, nun etwas beunruhigt.
„Wie kommen sie darauf? Ich wüsste nicht, dass ich eine Schwester habe. Meine Mutter ist vor einem Jahr gestorben und sie hat mir niemals, von einer Schwester erzählt.“
„Das ist eine verworrene Geschichte Herr Brenner, ich blicke da auch noch nicht durch. Aber, es hat den Anschein, dass Frau Martin, ihre Schwester ist und deswegen, musste ich laut Dienstvorschrift, sie über die Mordnacht befragen. Aber“, fügte der Kriminalist endend hinzu, „sie wussten ja nichts von der Existenz von Frau Susanne Martin und deswegen, scheiden sie als möglicher ja Täter auch aus. Wenn Sie nur noch die Güte hätten das Protokoll zu lesen und danach zu Unterzeichen. Ist nur Routine, für die Akten. Wann arbeiten sie heute?“
„Überhaupt nicht Herr Kommissar“, ich lächelte innerlich. Es war leichter gewesen, als erwartet, den Polizisten ein wenig Honig ums Maul zu schmieren. Rasch überflog ich meine Aussage und setzte zur Bekräftigung meinen Namen darunter.
„Ich bin in der zweiten Woche in Urlaub. Für insgesamt vier. Einen schönen Tag noch.“
Ich ging nun endgültig. Lohmann bemerkte auch nichts weiter an. Er hatte sich wieder in seine Akten vertieft. Vor dem Polizeipräsidium, atmete ich einmal erst, tief durch. Es war alles wie geschmiert gelaufen. Alle Last und Sorgen, waren, wie mit einem Streich, von meiner Seele genommen worden. Und da es offensichtlich war, das Martin, meine Schwester darstellte – konnte ich mich jetzt, an die Arbeit machen und behördliche Nachforschungen, im Bezug auf mein Erbe anstellen.
 
„ ...Ich weiß noch nicht“, eine kleine Pause, „Sie Exhumieren die Leiche.“ sagte Mister Kennicut ein wenig unbehaglich. Der Privatdetektiv rollte seine Hemdsärmel auf und stieg, ebenfalls, ein wenig verwundernd blickend, in den Silber verchromten Rolls Royce.
„Sagen sie mir warum?“ fragte der Detektiv, während er sich neben den Presse Verleger setzte.
„Wissen sie“, begann Kennicut, „der Inspektor hat eine Idee… “
Durch ein Klingeln an der Wohnungstüre, wurde ich aus meiner Konzentration gerissen. Ich erhob mich und behielt den Fernseher, in dem die Columbo Wiederholung vom vergangenen Sonntag lief, so weit es ging im Auge. Mord mit der linken Hand, hieß die Folge, wo ein Privatdetektiv, eine Frau – im Effekt tötete und sie irgendwo, weit vom Tatort entfernt, ablud.
Ich zog die Kette zurück und schloss auf, draußen standen wieder die beiden Beamten, die schon einmal an meiner Türe geläutet hatten.
„Ja?“ fragte ich. „Womit kann ich ihnen gegenwärtig dienen?“
„Guten Tag Herr Brenner, es tut mir leid, das wir so schon wieder stören, aber es hat sich ein äußerst Wichtiger Umstand ergeben und Kommissar Lohmann, ersucht um ihre Anwesenheit.“
Ich seufzte ein wenig beklemmend. „Wenn es sein muss Gentleman, dann werde ich mich anziehen.“
„Wir bitten darum.“
Ich ließ die Haustüre geöffnet und begab mich zurück ins Wohnzimmer, wo ich schließlich den Fernseher abschaltete.
„Inspektor, es ist reichlich spät und ich habe noch zu tun.“ sprach der Privatdetektiv in diesen Moment, zu Columbo, der sich den Teppich, des Mannes, genauer ansah.
„Sie wollten auf mein Angebot zurückkommen.“ Columbo blickte den Detektiv fest an und erwiderte.
„Also, am besten ich mache es kurz Mister Primmer.“
Das Bild erlosch, ich schlüpfte in meine Hosen und war wenige Minuten danach, Reise fertig. Ein Blick auf die Armbanduhr, sagte mir, dass es zwanzig Minuten vor Zwölf Uhr Mittag war.
„Ich hoffe, das es schnell geht“, sprach ich zu den Beamten, „ich habe noch nicht zu Mittag gegessen und bin dem entsprechend, missgelaunt.“
Ich warf die Tür ins Schloss und strich mir durch das Haar. Es war Mittwoch, der 11. September.
„Heute vor einem Jahr war der Terroranschlag auf das World Trade Center“, entfuhr es mir, während der Fahrt zum Präsidium. Ich hatte mich zuletzt sehr sicher gefüllt, was konnte der Kommissar nur noch von mir wollen?
 
„Nehmen Sie doch bitte Platz“, Kommissar Lohmann deutete auf einen Stuhl, „es sind ein paar Ungereimtheiten auf getreten. Ihre Antworten darauf werden den weiteren Verlauf zeichnen.“
Ich stutzte, welche Ungereimtheiten? Vorsichtig nahm ich Platz und blickte gelassen wirkend auf den Kriminalisten.
„Sagen Sie schon Herr Kommissar“, brach ich schließlich die Stille, „welche Fragen haben Sie an mich?“
„Sie haben vor zwei Tagen ausgesagt“, und Lohmann legte mir dabei meine unterschriebene Angabe vor, „das Sie Fr. Susanne Martin nicht kennen. Bleiben Sie bei dieser Meinung?“
„Ja Herr Kommissar“, sagte ich offen, „das ist absolut korrekt.“
„Gut. Kann es sein, das Sie einmal, bei einer Dame zu Besuch waren, die sie eventuell nur Flüchtig kannten, auf einen Kaffee oder so zum Beispiel? Möglicherweise hat sich die Frau nicht, oder mit falschen Namen vorgestellt!“
„Nein Herr Kommissar“, ich schüttelte den Kopf, „nicht das ich wüsste. Um ehrlich zu sein, ich bin kein sehr geselliger Mensch. Ich bin viel lieber alleine und gehe auch selten aus.“
„Waren Sie schon einmal auf der Quellenstraße im 10. Bezirk?“
„Nein“, wiederholte ich ehrlich, „niemals.“
„Und wie sieht es mit einem anderen Bezirk aus. Sagen wir mal den ersten?“
„Na klar“, sagte ich, „am Graben beim Meinl. Schon mehrmals.“
„Ich rede nicht von Geschäften oder dergleichen. Sondern von Privathäusern. Von Wohnungen?“
„Nein“, war meine kurze Antwort.
Lohmann setzt diese Art der Befragung fort und immer wieder wollte er wissen ob ich in den unterschiedlichen Bezirken privat Haushalte aufgesucht hatte.
„Und zum xten mal Nein Herr Kommissar“, allmählich verlor ich die Geduld. Diese Unterhaltung war einfach nur lächerlich.
„Also mit einem Wort, außer in Ihrer Wohnung waren Sie in keiner anderen. Familie und Freunde ausgeschlossen.“
„Freunde habe ich keine, und Familie auch nicht mehr. Meine Mutter ist seit einem Jahr tot und von meiner so genannten Schwester wusste ich bislang ja nichts, daher kann ich auch niemals in ihrer Wohnung gewesen sein.“
„Gut Herr Brenner, Ihre Aussage ist notiert. Die beiden Beamten, welche mich eskortiert hatten, waren bislang still an der Tür gestanden. Nun gab Ihnen Lohmann einen Wink und ebenso schweigsam verschwanden sie.
„Es wird nun doch etwas länger dauern“, sagte der Kommissar kühl, „aber wir müssen den Vorschriften gerecht werden. Nur um der Wahrheit die Treue zu halten, es sieht nicht sehr gut für Sie aus Herr Brenner. Wollen Sie nicht doch lieber ihr Gewissen erleichtern und ein Geständnis ablegen? Es wäre hilfreich für Ihre Strafzumessung.“
Ich schaute Lohmann fragend an, schwieg nun aber. Irgendetwas braute sich zusammen, ich wusste nur nicht genau was. Ich überlegte fieberhaft, was konnte ich so schmählich außer Acht gelassen haben? Im Grunde konnte ich keinen tragenden Fehler gemacht haben. Warum konnte der Kommissar so sicher von einem Schuldeingeständnis sprechen? Ich kam da nicht ganz mit.
„Haben Sie nichts darauf zu sagen?“ fragte Lohmann weiter, doch auch diesbezüglich hüllte ich mich lieber in Stille.
Es dauerte etwas mehr als eine Stunde und einer der beiden Beamten, kehrte zurück. Er nickte Lohmann nur kurz zu und postierte sich, wie zuvor, an der Tür.
„Ich geben Ihnen nun letztmalig die Chance, auf ein freiwilliges Geständnis“, wandte sich der Kommissar an mich, „sobald in etwa 20 Minuten das Telefon läutet, gibt es keinen Deal mehr. Dann wird Sie die volle Härte des Gesetz treffen Herr Brenner.“
„Er blufft“, das war alles was mir in den Sinn kam, „er kann keinen definitiven Beweis haben. Auch die vermaledeite Nelke kann mir nicht das Genick brechen.“ Mir fiel die Glock wieder ein, welche noch immer im hintersten Winkel meines Kleiderschranks lauerte. Nach dem ersten Gespräch mit Lohmann hatte ich sie einfach gelassen, wo sie war. Doch auch sie konnte mir ohne Durchsuchungsbefehl nicht gefährlich werden, und um einen derartigen Beschluss zu erwirken, dazu gehörte viel mehr als Lohmann haben konnte.
Ich schwieg also und lehnte mich gelassen zurück. Lohmann folgte meinem Beispiel und sagte nur kurz.
„Wie Sie meinen, es ist Ihre Entscheidung.“
Die Minuten strichen dahin und wie es der Kommissar angedeutet hatte, etwa 20 Minuten später läutete das Telefon und Lohmann hob ab.
„Ja?“ fragte er, „eine Übereinstimmung?“
Das Gespräch dauerte nicht lange und Lohmann sagte abschließend.
„In Ordnung, gute Arbeit. Bringt alles zu mir, ich konfrontiere den Verdächtigen mit der Beweislage.“ Den Kopf, noch
Lohmann legte auf und schaute mich still an. Er sprach lange kein Wort, dann endlich, nach unzähligen Minuten, brach er die Stille.
„Ich sage es Ihnen gleich vorweg, Leugnen macht keinen Sinn. Ich weiß alles und ich wusste es schon vor zwei Tagen. Wollte Ihnen nur Gelegenheit lassen, ihr weiteres tun zu überdenken.“
„Was?“ ich versuchte weiterhin den unwissenden zu spielen.
„Wovon reden sie Herr Kommissar?“
Lohmann schüttelt den Kopf, noch ließ er die Katze nicht aus dem Sack, aber in seinen Augen stand es knallhart: Er meinte das Gesagte absolut Ernst.
Nach wiederholten Minuten kam auch der andere Beamte zurück und er legte einige Dokumente, sowie andere Utensilien, aus einem Koffer, auf Lohmanns Schreibtisch. Darunter, auch meine Glock…
„Ich schluckte merklich, der Kommissar registrierte es und sagte.
„Ja, nun erkennen Sie wohl, das ich mitnichten bluffe. Ich sage ihnen auf den Kopf zu, dass Sie Susanne Martin erschossen haben. Mit dieser Waffe, welche in ihrer Wohnung Sichergestellt wurde.“
Bei diesen Worten legte mir Lohmann den Hausdurchsuchungsbeschluss vor.
„Die Ballistik bewies“, sprach er weiter, „was ich schon zuvor wusste. Die Kugel, welche wir aus dem Kopf von Fr. Martin holten, ist identisch mit einer Schussprobe aus ihrer Glock. Schon das alleine beweist, das Sie der Täter und somit der Mörder ihrer Schwester, Susanne Martin sind.“
„Die Nelke“, flüsterte ich, „meine verloren gegangene Nelke hat mich verraten. Nicht wahr?“
„Welche Nelke?“ fragte mich der Kommissar überrascht.
„Nein Herr Brenner. Sie waren zwar einerseits so schlau, kein Licht zu machen. Sogar einen Schalldämpfer zu benutzen und auch ihren Wagen haben sie ganz schön abseits zum Tatort belassen, aber bei all diesen Ausgefuchsten Taten, haben sie doch eine winzige Kleinigkeit Vergessen.“
Ich war perplex, was zum Kuckuck konnte ich da außer Acht gelassen haben?“
„Sie haben sogar die Champagnergläser weggeräumt. Dabei und auch bei anderen Aktivitäten in der Wohnung, Handschuhe getragen… Doch Sie haben vergessen die Geschirrmaschine einzuschalten. Auf einem der zwei Champagnergläser fanden wir Ihre DNS und Ihre Fingerabdrücke. Und somit: Sind Sie im Namen des Gesetztes Verhaftet!“
 
Ich hatte hoch gespielt, hatte gehofft, sogar geglaubt, das ich alles bedacht hatte, doch am Ende hatte ich erkennen müssen, das man, egal wie Sorgfältig man auch Plant, immer ein wesendliches Detail übersieht. Meine Fehler war nicht die dumme Blume, meine verlorne Nelke gewesen, nein. Mein Fehler war noch simpler verlaufen, ich hatte lediglich vergessen die Geschirrspülmaschine ein zuschalten. Ein unterlassener Knopfdruck, der mich Lebenslänglich kostete… !

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.01.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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