Werner Gschwandtner

Eine Weihnachtsfabel

Es war einmal, vor langer, langer Zeit, in einer Region, die heute bereits in vollkommene Vergessenheit geraten ist, ein zauberhafter Wald. Der « Hain des Sonnenfriedens »!
In jenem Walde lebten zu seiner Zeit viele unterschiedliche Tiere. Familie Bär, Gevatter Fuchs, sowie Tante Specht und Onkel Langohr waren nur einige der unzähligen Bewohner.
Der Hain war ein gemischter Tannen und Laubwald gewesen, seine mächtigen Bäume ragten hoch in den blauen Himmel und es gab zu jeder der vier Jahreszeiten ein berauschendes Fest.
Im Frühling, wenn die noch blasse Sonne aus den Schneebergen aufstieg, wenn die ersten Knospen sprangen – da wurde das Bankett « Des Lebens » gefeiert. Rasch schmolz in diesen Tagen der letzte Schnee dahin und erste grüne Grashalme erwachten aus dem langen Winterschlaf.
Im Sommer, in den Monaten Juni bis Ende September, in den längsten Tagen des Jahres – war eigentlich jede Stunde ein Moment des Feierns. Die Kinder des Waldes hatten schulfrei und Professor Dachs, der Lehrer der Kinder, konnte sich in diesen Monaten auch seine wohlverdiente Pause gönnen.
Nach dem Sommer trat schon der Herbst, mit seinem bunten Blätterregen ins Land. Die Sonne schien zeitweise noch heiß vom Himmel, doch allmählich wandelte sich die Witterung in kältere Tage...
Der Herbst begann mit der neuen Schulzeit, die Eltern brachten ihre Kleinen ins Schulzentrum und am Abend des ersten Tages wurde die Feier « Habt Dank », zum gleichgesetzten Beginn der Erntezeit abgehalten. Unter freiem Himmel, nach dem Sonnenuntergang, loderte ein helles Lagerfeuer auf, man grillte Würstchen, Folienkartoffeln lagen in der heißen Asche und es gab auch frischen Mais, sowie Tomaten und knackige Äpfel. Alles war vorhanden, wonach das Herz begehrte und wofür man dankbar sein sollte...
Mit Anfang November wurde es bitterkalt in dem Hain des Sonnenfriedens, die letzten Blätter waren schon lange von den Bäumen gefallen und anstelle des hellen Sonnenscheins gab es nunmehr morgendliche Nebelfelder, Nieselregen und heftige Niederfälle.
Das Jahr neigte sich langsam dem Ende zu, das Leben im Wald wurde um einiges ruhiger. Die Erntezeit war vorüber, und die neue Saat würde erst wieder im kommenden Frühling ausgeworfen werden.
Man bereitete sich nun auf den Dezember vor und besonders die Kleinen Waldbewohner freuten sich schon eifrig auf den Heiligen Nikolaus, dieser war der liebe Vorbote des Christkindes, und kehrte alljährlich am sechsten des Wintermonats ins Land.
In der Nacht zum ersten Dezember fiel der erste Schnee, Neuschnee – wie ihn die Bewohner nannten. Es schneite die ganze Nacht durch, am Morgen lagen etwa zwanzig Zentimeter des Wintergeschenks und die Wipfel, sowie Äste der Bäume trugen dicke Schneehauben. Auch die Tannenbäume standen im weißen Kleid, hin und wieder guckte ein grüner Tannenzweig aus dem Schnee heraus. Die Sonne ging nur mehr sehr matt über dem Wald auf, und hatte auch nicht mehr sehr viel Kraft in ihren Strahlen, die Luft roch herrlich winterlich – war aber zum Schneiden kalt. Für die Kinder des Waldes war diese Jahreszeit ebenfalls ein Wonnemonat, sie hatten nur vormittags Schule und konnten den Rest des Tages im frischen Schnee herumtollen...
Es war also immer wieder aufs Neue ein wunderbares Leben im Hain des Sonnenfriedens, bis an jenem Dezember, wo Vater Bär, das Oberhaupt der Familie Bär seinen langjährigen Platz in der Honigfabrik verlor. Sein Chef rief den alten Angestellten am ersten Dezember in sein Büro und teilte ihm die schlimme Nachricht persönlich mit. Und dabei lag ein gewisser Unterton in seiner Stimme.
 „Es tut mir leid mein alter Freund“,
sprach Herr Zottel, ein schon ergrauter Braunbär mit tiefer brummender Stimme.
 „Die Firma muss zu ihren bedauern leider Einsparungen vornehmen. Die Wirtschaftslage, zusammen genommen mit bisher unerklärlichen internen Vorfällen, ist im Augenblick sehr schlecht und es bleibt uns nicht erspart einige Posten zu streichen.“
Darunter fiel zum Leidwesen von Vater Bär, auch seine Arbeitsstelle, er war mit dem heutigen Tag gekündigt und bekam auch nur mehr für eine Woche zusätzlich seinen Lohn. Wie sollte es danach weiter gehen? Das war die erste Frage, die sich Vater Bär nach dieser schlimmen Botschaft stellte. Ja, wie sollte es nur weitergehen? Und welche internen Vorfälle hatte Herr Zottel hier angesprochen?
 
Vater Bär, ein großer Braunbär, schon einigermaßen ins Alter gekommen, schaute geistesabwesend zu seinem Chef hinüber, der auf der anderen Seite des Schreibtisches saß. Hätte er zuvor, auf Ersuchen seines Chef und Freund nicht Platz genommen, er wäre zweifellos aus den Schuhen gekippt. Herr Zottel blickte aus noch hellen Augen auf seinen Mitarbeiter, er war zwar der Chef der Firma, Personalangelegenheiten unterlagen aber nicht seinem Ressort. Es schmerzte ihn das gerade sein privater Freund nun auf der Kündigungsliste stand. Er hatte alles versucht ihn davor zu bewahren, doch der Personalchef war der Ansicht das privates und firmeninternes strikt getrennt gehört.
 « Insbesondere der Verdachtsmomente! », hatte Magister Otter warnend gezüngelt.
 „Ich verstehe“, antwortete Vater Bär traurig. Er kannte seinen alten Freund und Arbeitgeber, er wusste, dass er alles menschenmögliche versucht hatte, um ihn zu schützen.
 „Gibt es eine eventuelle Wiederaufnahme?“
Eine vorübergehende Kündigung hatte es schon oft gegeben, die Firma, die im Honig Im- und Export tätig war, sicherte sich so ihre loyalen Mitarbeiter.
Herr Zottel konnte dies nicht sagen, er hatte lediglich bei Vater Bär die Aufgabe übernommen die schlechte Nachricht zu übermitteln.
 „Vielleicht mein Freund, das kann man im Augenblick noch nicht sagen.“ Antwortete Herr Zottel freundlich,
 „Ich hoffe schon, dass sich die rare Wirtschaftslage und alle weiteren Bedenken in der nächsten Zeit verflüchtigen werden.“
Vater Bär erhob sich nun sehr  schwerfällig von dem Stuhl. In seinem Kopf rast es. Er wusste zur gegenwärtigen Zeit keine interessante Aussage darauf, und es gab im Moment auch nichts mehr weiter dazu zu sagen. Vater Bär stapfte langsam und schon von Sorgen geplagt in die Umkleideräumlichkeiten der Firma und schloss mit zitternder Tatze seinen Schrank auf. Darin befand sich nur seine Privatkleidung und sein Lunchkoffer, für eine Weile stand er regungslos vor dem Spind, seine Frau und seine beiden Kinder kamen ihm in den Sinn. Wovon sollte er heuer das Weihnachtsfest für seine Lieben bezahlen? Wie sollte er in Zukunft überhaupt etwas bezahlen? Miete, Strom und Nahrung? Er wusste es nicht und diese Unwissenheit bescherte dem braven Familienvater Kopfschmerzen.
Benommen stieg Vater Bär aus dem Arbeitsoverall, sorgfältig packte er ihn ein und schlüpfte schweigsam in seinen dunklen Anzug. Nun musste er diese böse Neuigkeit seiner Familie beibringen...
 
Der Morgen des ersten Dezember war für die beiden Kinder von Vater Bär die reinste Augenweide, noch zum Frühstück fiel leicht der Schnee und die liebevollen Eltern entließen die beiden Geschwister noch rasch zum Spielen in den ersten Neuschnee. Vater Bär trank nur hastig eine heiße Tasse Kaffee, er las dabei flüchtig die Morgenzeitung und eben jener Artikel über die flaue Wirtschaftslage sprang ihm gleich ins Auge.
 „Hoffentlich bleibt unsere Firma von dieser miserablen Konjunktur verschont.“ Hatte Vater Bär noch still bei sich gedacht und verabschiedete sich dann von seiner Gattin, die hatte indessen das Lunchpaket für ihren Gemahl vorbereitet und Vater Bär nahm es dankend in Empfang.
Während er zur Arbeit ging, es war ein kurzer Fußmarsch von etwa zwanzig Minuten, quer durch den Winterwald, zog Mutter Bär die beiden Kinder an und geleitete sie im Anschluss bis zum Schulzentrum. Professor Dachs, ein schneidiger Bursche und mit seinen drei weißen Streifen im Gesicht durchaus gelehrt aussehend, nahm sich der Kinder, Sohn Brumm und Töchterchen Brummi, erfreut an und führte sie in das Klassenzimmer. Er wusste wie er seine Schüler, immer wieder aufs Neue zum Lernen begeistern konnte und so hatte er für den heutigen Morgen bereits ein spezielles Projekt erdacht…
Vor dem Fenster standen dicke Eisblumen, im Kamin brannte ein lustiges Feuer und verbreitete wohlige Wärme im Raum.
 „Heute wollen wir uns erste Gedanken über das kommende Weihnachtsfest machen“,
hörte Mutter Bär noch die ansetzenden, freundlichen Worte von Professor Dachs, dann wandte sie sich lächelnd um, und schritt gemächlich den zugeschneiten Pfad zurück nach Hause.
Brumm und Brummi waren zweieiige Zwillinge, beide zur selben Stunde geboren, mit nur drei Minuten unterschied. Kurz vor dem Haus der Familie Bär, traf Mutter Bär auf Gevatter Fuchs. Der listige Jäger war der Hüter des Hains und versorgte zu allen Jahreszeiten die Notleidenden Tiere des Waldes. Und, er war ein Freund der Familie und hatte nach der Geburt der beiden Kinder ihre Patenschaft angenommen. Dies war nun schon acht Lenze her, die Kleinen lebten wohlbehütet und ihr wuchs gedieh ihrer Natur entsprechend.
 „Guten Morgen Mutter Bär“,
sprach Gevatter Fuchs erfreut, als er ihrer ansichtig wurde. Auch Mutter Bär grüßte freundlich.
 „Einen schönen Morgen wünsche auch ich Gevatter Fuchs, ich hoffe ihr Wohlbefinden ist gut?“
Gevatter Fuchs deutete eine tiefe Verbeugung an, sein grüner Jägerrock war fein säuberlich gebürstet und die goldenen Knöpfe blank poliert. Die lange Feder am Filzhut, wippte bei jedem Schritt, den Gevatter Fuchs trat hin und her.
 „Oh ja“, antwortete Gevatter Fuchs lachend.
 „Ich fühle mich ausgesprochen wohl in meiner Haut, es ist aber auch ein herrlicher Morgen heute.“
Dies konnte Mutter Bär nur bestätigen, die Sonne stand schon hoch am Himmel, dieser war, obgleich er dennoch recht blass und verschleiert aussah, wolkenlos und die matte Scheibe der Sonne sandte ihre winterlichen Strahlen zur Erde. Der Schnee funkelte im hellen Licht und die Luft, obwohl sie Kälte mit sich führte, schmeckte frisch und sauber.
 „Wollen sie uns nicht am Sankt Nikolaus Tag die Ehre ihres Besuchs machen?“ fragte Mutter Bär beiläufig, Gevatter Fuchs nahm diese Einladung dankend an, er offerierte wieder seine höfliche Huldigung.
 „Sehr gerne Mutter Bär“, sprach er.
 „Es wäre „Mir“ eine Ehre“, betonte Gevatter Fuchs,
 „nun muss ich mich aber sputen. Der Tag ist zwar noch lang, aber ich habe noch viele, viele Futterstellen zu füllen.“
Gevatter Fuchs verabschiedete sich freundlich von Mutter Bär und eilte in den Winterwald davon. Seine Gefühle waren gespalten, einerseits hatte er soeben sein Kommen zugesagt, andererseits sprach die gegenwärtige Sachlage eine komplett andere Sprache. Wie sollte er sich nun Verhalten?
 
Mutter Bär blickte froh gestimmt hinter dem « Waldhirten », wie ihn die Bewohner des Hains, des Sonnenfriedens erheiternd nannten, drein. Er war schon ein seltsamer Zeitgenosse, immer lustig aufgelegt und immer mit einem Lachen auf den Zügen. Doch war dies verwerflich? Ein jedes Lebewesen sollte sich über eine solche Frohnatur erfreuen, das Leben an sich war schon hart genug.
Wenige Minuten danach erreichte Mutter Bär ihre Behausung, sie fegte zuerst die Einfahrt und setzte folglich frisches Wasser auf. Sie bereitete langsam das Mittagsmahl vor, begann in der Küche Kartoffeln und Zwiebeln zu schälen – als sie die Eingangstür aufgehen hörte. Etwas irritiert legte sie das Küchenmesser beiseite und wischte sich die Tatzen an einem Geschirrtuch ab. Es kam sonst, besonders in letzter Zeit, niemals unangekündigter Besuch!
Stampfende Schritte kamen näher, ein gequältes brummen wurde laut. Dann erschien Vater Bär in der Küchentür.
 „Du?“ fragte Mutter Bär überrascht, Vater Bär nickte und stellte sein Lunchköfferchen auf dem Küchentisch ab.
 „Ja meine Liebe, ich.“ Antwortete Vater Bär zerknirscht.
 „Dunkle Wolken liegen nun über unserem Leben. Die flaue Wirtschaftslage hat auch unseren Wald erreicht, und ich bin einer von den vielen, die nun gekündigt sind.“
 „Gekündigt?“ wiederholte Mutter Bär unverständlich.
 „Du bist gekündigt, als Freund des Firmeninhabers?“
Vater Bär nickte, er nahm seine Gemahlin bei der Tatze und führte sie in das Wohnzimmer. Nachdem sie auf dem bequemen Sofa Platz genommen hatten, berichtete Vater Bär in groben Worten, das Gespräch mit seinem Freund und ehemaligen Arbeitsgeber und endete mit dem Satz:
 „Noch heute Morgen beim Frühstück habe ich in der Zeitung von diesen schlimmen Veränderungen gelesen. Nur habe ich mir nicht im Traum ausgemalt, dass es dabei auch mich treffen könnte. Eine wahrhaftig böse Erkenntnis für unsere Zukunft. Und noch irritierender“, fügte Vater Bär hinzu.
 „war Zottels Ansprache über ungewisse interne Probleme!“
 
Sechs Stunden später am selben Tag. Die Stimmung im Hause Bär war alles andere als erfreut. Mutter Bär war den Tränen nahe, sie konnte die Endwicklung der Wirtschaft, die so schlechte Konjunktur der Firma Zottel GmbH nicht ernsthaft verstehen. Über die internen Fragen wollte sie gar nichts wissen, diese Themen interessierten die brave Hausfrau nicht.
Bisher war doch alles so glatt gelaufen, die vergangenen fünfzehn Jahre waren doch so glücklich und wohlwollend gewesen, es war immer reichlich zu Essen am Tisch der Familie und als dann später der Nachwuchs angekommen war, hatte es bisher auch noch keinen Tag des Elends gegeben. Und dies alles sollte nun mit einem einzigen Schlag vorüber sein? Weggewischt, als hätten diese Tage der Schuldlosigkeit niemals existiert? Mutter Bär konnte und wollte das nicht glauben.
Vater Bär hatte sich umgeblickt. Lange war es her, das er vormittags zu Hause gewesen war – vor Monaten hatte er die letzte Spätschicht absolviert. Neugierig frage er:
 „Deine Freundin ist gar nicht hier? Sie besuchte dich doch sonst immer morgens, wenn die Kinder in der Schule sind!“
Mutter Bär nickte.
 „Das hat sie wahrlich getan. Aber seit ein paar Wochen blieben ihre Besuche aus. Habe noch nicht darüber nachgedacht, aber jetzt wo du fragst, kommt es mir auch sehr seltsam vor.“
 „Hattet ihr Streit?“ Hinterfragte Vater Bär, doch seine Gemahlin verneinte…
 
Nach dem Mittagessen, welches an diesem Tag im Hause Bär kalt ausfiel, Mutter Bär war durch den Schock der Kündigung noch immer nicht in der Lage an das weitere Leben zu denken, erschienen quietsch vergnügt ihre beiden Kinder. Brumm und Brummi hatten ihr Mittagsmahl bereits in der Schule eingenommen, dieses Service war eine Dienstleistung, die Professor Dachs, als oberster Lehrkörper des Waldes, angeregt hatte.
Ihre Wangen waren rot, die Krallen noch vom Schnee leicht gefroren. Man sah den beiden an der Nasenspitze an, das sie eine schöne Zeit im Neuschnee verbracht hatten – der Heimweg vom Schulzentrum war nicht sehr weit, dennoch war er lange genug um den beiden Kindern eine hitzige Schneeballschlacht, zusammen mit anderen Kids aus dem Wald zu bescheren.
Sie stürmten lautstark in das Haus, ihre Augen leuchteten vor Freude, doch schon nach dem ersten Schritt in die Heimstätte der Familie Bär wandelte sich der Gesichtsausdruck der Kinder von Jubel in Besorgnis. Sie erkannten schon im Flur, dass sich etwas Ungewöhnliches ereignet haben musste. Kein Speisenduft lag in der heimischen Luft, keine freundliche Stimme – nämlich die der Mutter, empfang die Kleinen, nein. Nichts von all dem was die Kinder gewohnt waren erwartete sie an diesem ersten Dezember.
Vater war da, das war neu. Normalerweise kam er erst gegen Abend, so um 17h nach Hause. Er hielt Mutter im Arm und diese weinte noch immer, zaghaft blieben die Kinder in der Türe zum Wohnzimmer stehen, sie wussten nicht genau was sie tun sollten. War es angebracht dass sie sich bemerkbar machten? Oder sollten sie sich lieber still und heimlich zurückziehen? Brumm, als der große Bruder nahm seine zierliche Schwester an der Tatze und zog sie mit sich.
 „Komm“, sprach er.
 „lass uns auf unsere Zimmer gehen. Die Eltern werden uns holen, wenn sie es für angebracht erachten.“
Der Nachmittag schritt weiter, der Abend brach herein. Mutter Bär hatte sich, nach Stunden der Mutlosigkeit, erneut der Küchenarbeit zugewandt. Das Mittagessen fiel ohnehin schon aus, aber das Nachtmahl musste auf den Tisch und auch Vater Bär konnte sich augenblicklich nicht länger der Sorgenfront widmen. Er wollte noch vor dem Einbruch der endgültigen Dunkelheit, mit seinen beiden Kindern in den frischen Schnee hinaus. Sie sollten noch nicht unter dem Druck der Zukunft leiden, die harte Realität würde sie noch früh genug einholen... So dachte Vater Bär, und so handelte er auch. Er war zu seinen Kindern auf ihre Zimmer gegangen und hatte sie aufgefordert, sich für einen Abendausflug durch den Winterwald vorzubereiten.
Nun waren sie unterwegs, Mutter Bär war derselben Ansicht wie ihr Gatte. Die Kleinen sollten noch vor der unsicheren Zukunft, bewahrt sein. Die angenehm kühle Abendluft, ließ das Ausschreiten leicht von sich gehen, die untergehende Sonne warf zauberhafte Schatten in den Wald und ihr blass rosa Licht tauchte die Landschaft bis an den Horizont ein.
Der Schnee lag bereits Kniehoch, und für die kommenden Tage waren erneute Fälle angesagt. Hoch über ihnen erklang plötzlich ein rauschen, es hörte sich an wie wen mächtige Schwingen durch die nun dämmrige Luft schnitten. Sie sahen nach oben, gegen den Abendhimmel, und erkannten Tante Specht. Sie kam auch eben von der Arbeit nachhause und Familie Bär rief ihr freundlich zu:
„Schönen Abend Tante Specht“.
Frau Specht reagierte nicht. Sie schlug nur heftiger mit den Flügeln und war auch schon im nächsten Augenblick hinter den mächtigen Bäumen des Waldes verschwunden. Vater Bär lächelte, er meinte, Tante Specht hätte sie nicht gehört.
 « Sie war immer so hektisch », dachte er still bei sich,
 « sie eilt stets von einem Job in den anderen und gönnte sich nur selten eine Erholungspause. »
Tagsüber, koordinierte Tante Specht den Verkehr im Walde und nachts überwachte sie, zusammen mit General Falk und der Sicherungstruppe, die internen Grenzen des Hains des Sonnenfriedens. Sie war eine der Verdientesten Zeitgenossen in dem Wald, bekleidete sie schließlich zwei öffentliche Ämter!
Mutter Bär hatte es anders empfunden. Sie fühle, durch ihren fraulichen Instinkt, dass Tante Specht mit voller Absicht die freundlichen Worte der Familie überhört hatte. Aber sie schwieg sich über ihre Ansicht noch aus. Welchen Sinn sollte es machen, die dunkle Belastung am Horizont durch erweiterte Schatten noch mehr zu trüben!
Während Vater Bär liebevoll mit den Kindern spielte, ging sie nur in sich und gedachte der schrittweißen Veränderung der kürzlichen Vergangenheit. Jetzt, wo sie darüber nachsann, konnte man erkennen dass sich alle auf die eine oder andere Weise absonderten von der Familie Bär…
Lautstark bauten sie zusammen einen Schneemann und hielten eine Schneeballschlacht, Mutter Bär beteiligte sich auch an dem fröhlichen Schneetreiben und schob kurzerhand ihre Gedanken bei Seite. Doch ganz vergessen konnte sie die laufenden Probleme nicht, und sie sah an der Mimik ihres Gatten, das auch er immer wieder an die zukünftigen Tage, auch wenn er es sich nicht anmerken lassen wollte, dachte. Der vernichtende Nebel der Sorgenzeit lag tief über dem Gemüht des braven Familienvaters.
Er hatte sich schon längst vorgenommen, am kommenden Morgen am Amt für Arbeitsvermittlungen vorzusprechen. Es würden zwar einige Tage vergehen, bis er in eine eventuelle Vermittlung rutschen konnte – aber diese vage Aussicht war besser, als zu Hause, untätig die Krallen zudrehen.
Langsam machten sie kehrt, es wurde nun zunehmend dunkler und Vater Bär wollte nicht all zu spät das Abendessen seinen Kindern reichen müssen. Mutter Bär sah dies gar nicht gerne und schimpfte dann auch immer ein wenig. Selbst dann, wenn sie selber auch mit von der Partie war… Und das wolle er nicht, er wollte nie dass seine Gattin Grund zum Schimpfen hatte, die gemeinsame Zeit war ohnehin nur kurz bemessen, um sie im Streit zu verbringen. Sie stapften einen Halbkreis und näherten sich von der Rückseite der Familienbehausung.
Mutter Bär war bereits vor einigen Minuten nach Hause vor geeilt um das Abendmahl warm zu machen, schon in der Ferne sahen sie die Lichter hinter den verhangenen Fenstern und rochen den köstlichen Duft des köstlichen Abendmahls. Die ersten Sterne zeigten sich am Abendhimmel und sie versprachen eine schöne Nacht.
 
Fünf Tage waren vergangen, das Leben der Familie Bär hatte sich schon ein wenig verändert. Der langjährig gewohnte Tagesablauf sah in diesen Tagen vollkommen anders aus – Vater Bär brachte nunmehr die beiden Kinder zum Schulzentrum, im Anschluss stapfte er weiter zum Vermittlungsamt, wo er sich um eine neue Arbeitsstelle bemühte. Er konnte es nicht fassen, bereits am ersten Tag, traf er dort zehn weitere Kollegen aus seiner alten Firma. Und mit jedem Tag, der verging, kamen neue hinzu... Die Wirtschaftslage schien sich noch tiefer zu verschlechtern, und auch auf dem Amt für Arbeitsvermittlung gab es augenblicklich keine offenen Stellen. Denn jeden Tag sagte man ihm dasselbe, er müsse warten. Es war für den alten Bären schon sehr hart, so untätig in den Tag zu leben.... Zudem kam noch erschwerend hinzu, dass sich in den letzten Wochen unzählige Diebstähle im Wald ereignet hatten. Die Zeitung brachte fortan jeden Tag ein anders Opfer und Onkel Langohr, der Großhändler der Gegend, war der erste Leidtragende gewesen, so nun das Tagesblatt, im war aus seinem Wintergarten eine goldene Uhr, die er von seinem Vater vererbt bekommen hatte, entwendet worden. Es gab jedoch keine wirklichen Zeugen, nur Verdachtsmomente, welche noch nicht an die Öffentlichkeit weiter gegeben werden sollten. Und es gab auch keine greifbar verwertbaren Spuren, die Polizei, unter der Führung von Inspektor Wolf, tappte augenblicklich noch im Dunklen.
Vater Bär hatte an diesem Morgen auf dem Vermittlungsamt erfahren, das in den kommenden Tagen ein außerordentlicher Schneefall angesagt sei, und er, dadurch die Möglichkeit hatte, als Schneeräumer beim Bund angestellt zu werden. Dies war wenigstens eine Arbeit, wo Geld ins Haus kommen würde. Denn die Reserven waren schon beinahe aufgebraucht und am heutigen Sankt Nikolaustag, bestand die Gefahr, das für die Kinder kein Geschenk abfallen würde...
Mutter Bär sprach zuhause mit Tante Specht und Onkel Langohr, so abrupt, wie sich Freunde und Bekannte fern gehalten hatten, ebenso schlagartig stellte sich in diesen Tagen ihre Anwesenheit wieder ein. Beide hatten sich zur Mittagsstunde im Hause der Familie Bär eingefunden und zu dritt wurde die verzwickte Sachlage aus diskutiert – Tante Specht war dafür, das Vater Bär im Verkehrswesen Fuß fasste, sie könnte mit ihrem Vorgesetzten sprechen. Doch vor den Weihnachtsfeiertagen, war in dieser Branche nichts zu machen – so musste auch Onkel Langohr argumentieren, er könnte sehr wohl für Vater Bär einen Posten in seinem Laden frei machen, doch auch erst wieder, ab dem neuen Jahr.
 „So leid es mir tut“, sprach der geschäftige Hase langsam,
 „aber zuvor habe ich leider keine neue Stellenausschreibung.“
 „Das verstehe ich“, hatte Mutter Bär geantwortet, sie wollte ja auch nicht, dass eigens für ihren Gatten ein anderer seinen Posten verlor, das wäre nicht fair und keiner der Beteiligten könnte danach auch nur ein ruhiges Auge zutun.
 „Bis dahin werden wir schon über die Runden kommen, zwar mehr schlecht als recht – aber es muss gehen.“
Tante Specht warf einen traurigen Blick auf Onkel Langohr, dieser nickte schweigend. Er hatte verstanden, hier war Not am Mann und die beiden Verwandten der Familie, würden sich für den kommenden Abend etwas einfallen lassen. Sie verabschiedeten sich, es gab noch viel zu tun und die Mittagspause war ohnehin zu ende. Zuvor lüfteten Specht und Langohr das wirre Geheimnis um das reservierte Verhalten aller. Vater Bär war längere Zeit unter Verdacht gestanden, bei den ersten Vorfällen schien es ganz so, als wäre er der Täter jener ungeklärten Diebstähle…
 
Mutter Bär blieb in Folge alleine zurück, sie hatte Tränen in den Augen, wie schon so oft in den vergangenen Tagen. Nicht nur wegen der vorhandenen, verfahrenen Situation. Nein, diese Problematik war schon irgendwie Teil des gegenwärtigen Lebens geworden, mehr deswegen, da Freunde und Bekannte wahrhaftig an eine Schuld von Vater Bär geglaubt hatten.
Anderswo, vor dem Ermittlungsamt, traf Vater Bär, der eine formelle Vorladung erhalten hatte, auf Inspektor Wolf. Der oberste Kriminalbeamte des Waldes ermittelte in den ominösen Diebstählen und noch immer hatte sich keine brauchbare Spur ergeben. Sein erster Verdacht hatte sich jedoch durch Vorfälle in den letzten Tagen stark gemildert. Diesbezüglich wollte Inspektor Wolf mit Vater Bär sprechen. Er wollte die Karten offen legen, und hatte dazu auch Herrn Zottel geladen.
Die erste Aussprache zwischen dem Familienvater und dem Kriminalisten war leicht bedrückend. Für beide Seiten! Inspektor Wolf gestand ein, dass Vater Bär geraume Zeit unter dem Verdacht gestanden hatte, jene dubiosen Diebstähle begangen zu haben. Es wurde auch Kundgetan, das in den vergangenen Tagen, wiederholte Diebereien vonstattengegangen waren. Doch hierbei ereigneten sich jene Vorfälle an Orten, wo Vater Bär nicht zugegen gewesen war.
Für den erfahrenen Detektiv stand nunmehr fest, der vorerst Verdächtige konnte absolut nichts mit dem laufenden Fall zu tun haben.
 „Ich bedaure sehr jene Situation, in der sie sich augenblicklich befinden“, Inspektor Wolf wiegte bedächtig seinen weißen Kopf.
 „Herr Zottel will auch gerne, gegen den Rat des Personalchefs, die Kündigung zurücknehmen. Aber leider benötigt diese Aktion auch wieder Zeit.“
 „So ist es“, bestätigte Herr Zottel ebenso zerknirscht.
 „Vor den Weihnachtsfeiertagen ist hierbei absolut nichts zu machen. Die Kündigungen“, Zottel sprach nunmehr sämtliche- vorgenommene Entlassungen an:
 „wurden ja nicht wegen der Diebstähle ausgesprochen, dazu gab es ja reinweg keinen einzigen Beweis für die jeweilige Schuld, sondern auf Grund der wirtschaftlichen Krise in dieser Zeit.“
Als Vater Bär das Ermittlungsamt des Waldes verließ, war er sehr nachdenklich. Inspektor Wolf, hatte dem Familienvater, einem kurzen Einblick in die laufende Untersuchungsakte gewährt und auch offen erklärt, dass es zur gegebenen Stunde, keine verwertbaren Spuren gab.
 « Alle Diebstähle fanden an leicht zugänglichen Plätzen statt. Unsere Beurteilungen ergaben keinen einzigen strategischen Punkt. Fast planlos wurden von unterschiedlichen Orten, glitzernde-, oder funkelnde Gegenstände – oftmals ohne wirklichen materiellen Belang, entwendet. Ein finanzieller Schaden ist bislang nicht aufgetreten, alle gestohlenen Objekte besitzen im Grunde nur persönlichen sentimentalen Wert. »
Die Worte Inspektor Wolfs hallten lange nach in den Ohren von Vater Bär. Über den ganzen Heimweg entlang, sinnierte der kräftige Braunbär über das gehörte nach.
Das er selbst vorübergehend unter Verdacht gestanden war, das machte ihm jetzt keine Kopfzerbrechen mehr. Diese Situation schien durchaus gerechtfertigt gewesen zu sein, und es machte nun auch keinen Sinn, über vergossene Milch zu klagen. Die Sachlage hatte sich ihm zu Gunsten wieder entschärft und noch bevor Vater Bär seine Behausung erreicht hatte, war er zu einem, wenn auch sehr extravaganten, Entschluss gekommen.
 
Der späte Nachmittag war nunmehr angebrochen. Die zweite Kerze am Adventskranz würde heute angezündet werden und zugleich kam auch der liebe Sankt Nikolaus ins Haus.
Nur Vater Bär sah sich in diesem Jahr außerstande, seinen Kindern diese Freude zuteilwerden zu lassen. Es war kein überschüssiges Geld mehr in der Haushaltskasse und das Jahr, wenn auch bereits am Ausklingen, war trotz allem noch sehr lange.
Um 18 Uhr klopfte es und Mutter Bär öffnete die Tür. Ihre Freundin, Galant Gazelle, in Begleitung von Tante Sprecht, Gevatter Fuchs und Onkel Langohr standen fröhlich lachend vor der Pforte und wünschten erheiternd den frohen zweiten Advent.
Galant Gazelles Blick war zunächst sehr beschämt. Sie entschuldigte sich mittels ihrer Blicke für ihr Verhalten und Mutter Bär nahm bereitwillig die Vergebung an.
 „Wir haben unterwegs den Nikolaus getroffen“, rauten Tante Specht mit ihrer schrillen Stimme.
 „Er ist auf dem Weg zu euch“, bestätigte auch Onkel Langohr.
 „Sein Gabensack ist voll. Ihr müsst ja ganz besonders brav gewesen sein, in diesem Jahr!“
Brumm und Brummi, ebenso wie Vater Bär, die längst zu den Ankommenden hinzu gestoßen waren, erröteten vor Freude. Nur in Vater Bärs Blick lag Traurigkeit, er konnte an das Gehörte nicht glauben, da er heuer keine Möglichkeit dazu hatte.
Eine unscheinbare Träne lief ihm über die Wange und obgleich Vater Bär es verbergen wollte, sah es Onkel Langohr dennoch. Er legte seine Pfote auf des Bären Schulter uns wisperte ihm zu.
 „Habe keinen Verdruss mein Freund“, der Geschäftsmann zwinkerte amüsant.
 „Es wurde für alles Sorge getragen.“
Etwas verunsichert schaute Vater Bär auf seinen Freund, auch Tante Specht und Gevatter Fuchs nickten still… nur in ihren Augen leuchtete das Licht der Zuversicht, der Hoffnung und des Glaubens. Und ein weiterer Funke war zu erkennen: Jener des Wissens!
Gemeinsam gingen sie in das Wohnzimmer. Mutter Bär fragte nach den Wünschen der Gäste und kurze Zeit darauf brachte sie Kaffee, oder Tee- so wie es eben erbeten worden war.
 „Komm mein Gemahl“, die attraktive Bärin reichte ihren Gatten das Stabfeuerzeug.
 „Vergiss für ein paar Stunden sämtliche Probleme und entzünde für uns das zweite Licht.“
Bereitwillig nahm Vater Bär diese Aufforderung wahr und wie es geheißen hatte, entfachte er die beiden Flammen des diesjährigen Advents.
Vor dem Fenster lag bereits die Dunkelheit. Die Straßenlaternen hatten sich eingeschaltet und im Lichte ihrer, konnte man erkennen, dass es abermals zu schneien begonnen hatte.
Im Haus erklang besinnliche Weihnachtsmusik und Mutter Bär reichte selbstgebackenes… süßen Honiglebkuchen ebenso, wie Vanillekipferln und glasierte Kekse.
Brumm und Brummi waren voller Spannung. Würde wirklich der Nikolaus schon auf dem Weg zu ihnen sein? Immer wieder liefen sie zum Fenster, schoben etwas die vorgezogenen Vorhänge auf und linsten hinaus. Das Schneetreiben war noch stärker geworden. Es war lustig anzusehen, wie die dicken Flocken vom Himmel hoch hernieder fielen.
Und als sie wieder einmal so in die dunkle Nacht blicken, sahen sie einen beweglichen Schatten, der sich zielstrebig ihrer Behausung näherte.
Die Bischofsmütze auf, den goldenen Stab in der rechten Hand, sowie den vollen Gabensack auf dem Rücken, so stapfte der Heilige Mann durch den winterlichen Wald.
 „Sankt Nikolaus kommt“, rief Brumm erregt und auch seine Schwester konnte ihre Freude nicht verbergen.
 „Er ist gleich da“, jauchzte Brummi und lief mit knallroten Wangen zu ihren Platz und lies sich nieder.
Auch Brumm setze sich. Seine Augen fieberten erregt zur Tür, welche aus der Küche ins Wohnzimmer führte, und sein Atem ging schwer.
Schließlich klopfte es an die Eingangspforte und Mutter Bär ging öffnen. Sanftes Stimmengewirr war zu hören, dann, nach einigen Momenten der kompletten Anspannung, öffnete sich die Tür zum Wohnzimmer vollends und Sankt Nikolaus trat ein.
 „Guten Abend Kinder“, der heilige Mann schaute freundlich in die Runde der Anwesenden, stellte dabei seinen prall gefüllten Gabensack ab, und entnahm ihm sein dickes, goldenes Buch.
 „Brumm und Brummi“, rezitierte Nikolaus aus dem Buch.
 „Acht Jahre alt. In diesem Jahr, besonders seit der schweren Sachlage eures Vaters, wart ihr wahrhaftig sehr brav, meine Kinder. Ich, Sankt Nikolaus bin nunmehr heute gekommen, um euer Verhalten zu ehren.“
Noch kurz las der Nikolaus aus seinem Buch vor, dann klappte er es zusammen, verstaute es im Gabensack und griff tiefer in denselben.
 „Ich freue mich immer, wenn ich solch musterhaften Kindern eine kleine Freude bereiten kann“.
Als seine Hand aus dem Gabensack wieder zum Vorschein kam, hielt sie ein rotes, bis oben hin gefülltes, Nikolauspräsent. Der heilige Mann winkte Brumm zu sich und als der Bub vor ihm stand, überreichte er dem Jungen sein Geschenk. In Folge handhabte der Nikolaus dasselbe Verfahren bei Brummi und das Mädchen erhielt ebenso ihre persönliche Gabe vom Nikolaus.
 „Bewahrt euch diesen Moment, und alle welche waren, und noch kommen in euren Herzen. Seit weiterhin folgsam und bleibt eurer Seele treu.“
Der heilige Mann verneigte sich kurz, nahm seinen Gabensack wieder auf und wandte sich, begleitet von Mutter Bär, zum gehen. Dabei sprach er abschließend:
 „In einem Jahr, am sechsten des Dezember, komme ich wieder. Lebt bis dahin wohl und bleibt allesamt gesund.“
Danach schritt er würdevoll aus dem Wohnzimmer. Kaum war die Tür hinter dem Nikolaus ins Schloss gefallen, sprangen Brumm und Brummi voller Freude auf, liefen zum Fenster und schauten begiert in die dunkle Nacht.
Noch immer fiel der Schnee. Die Laterne vor der Behausung spendete umfangreiches Licht und so konnten die Zwillingsgeschwister den gemächlichen Abgang des Sankt Nikolaus’ still und ehrfürchtig beobachten.
Vater Bär schluckte schwer. Er wusste nicht genau, wie das alles möglich gewesen war, er hatte nur gesehen, dass es möglich gewesen ist. Ja, manchmal, besonders zur Weihnachtszeit, konnten schon noch Wunder wahr werden. Man musste nur an das Gute glauben und die Hoffnung zu keiner Zeit verlieren. Niemals aufgeben, diesen Vorsatz nahm sich nun schon jetzt, Vater Bär für das kommende Jahr als Axiom.
Noch eine geraume Zeit, verbrachten die Freunde, im Kreise der Familie und gemeinsam, froh und auch leicht beschwingt, ließen sie den zweiten Advent ausklingen. Das Morgen war noch Morgen und sollte genau in diesen Stunden des gemütlichen Beisammenseins, keine Schatten werfen können.
 
Zwölf Tage waren seit dem « Sankt Nikolaus » Tag vergangen. Zwölf Tage, in denen Vater Bär, seine Entscheidung vorangetrieben hatte.
Am heutigen Samstag, am Vorabend des vierten Advents, konnte der brave Familienvater seine Recherchen abschließen. Er hatte mit allen Geschädigten gesprochen, von allen sogar Fotos der abhanden gekommenen Gegenstände erhalten und nun sichtete der Braunbär alle Indizien und versuchte ein Schema in den Diebstählen zu finden.
 « Uhren, Ketten, Münzen und geschliffene Glassteine. » Sinnierte Vater Bär nach.
 « Keine wirklich berauschende Ausbeute. Warum hat es einer, auf diese, im Grunde recht wertlosen Gegenstände abgesehen? »
Und so war es. Die Geldstücke welche Herrn Wiesel abhanden gekommen waren, waren veralterte Währungsmünzen aus alten Tagen des Waldes. Wertlos, was den kommerziellen Verdienst betraf, aber eben viel bedeutend, welches den individuellen empfindungsvollen Wert darstellte.
Herr Wiesel hatte erzählt, dass er die zehn Münzen, welche er von der vergangenen Währung aufbewahrt, einmal die Woche auf absoluten Hochglanz poliert hatte.
 „Ihr Funkeln hättest du miterleben müssen“, begeisterte sich Wiesel unter Tränen.
 „Es war immer wieder aufs Neue eine Freude, sie zu betrachten.“
Und so ging es dahin. Frau Storch vermisste ihre Perlenkette. Zunächst klang dies so, als wäre es hier ein beträchtlicher Wert… Doch rasch klärte die ältliche Dame auf.
 „Die Kette war mein erstes Schmuckstück, welches ich mir als junge Frau gekauft habe. Modeschmuck nannte man zu jener Zeit diese Art. Damals und auch heute, uneingeschränkt nichts Wert – außer eben die emotionale Bindung zwischen uns.“
Frau Storch berichtete weiter, dass sich in den Plastikperlen Fragmente von grellen Glitzersteinchen befunden hätten.
 „Im Sonnenlicht strahlten die Perlen wie ein mit Diamanten besetztes Diadem.“ Schwärmte Frau Storch über ihren verlorenen Schatz.
Keiner konnte begreifen, warum ein Dieb ausgerechnet diese Gegenstände rauben sollte.
 „Selbst ein Laie könnte auf dem ersten Blick erkennen, dass diese Sachen absolut keinen materiellen Wert besitzen.“
Nicht einmal Onkel Langohrs Uhr, welche aus seinem Garten gestohlen worden war. Sie funktionierte seit vielen Jahren nicht mehr… Langohr hatte die Uhr nur aus jenem Grund aufbewahrt, sie war ein Erbstück und somit, wie alle anderen Objekte, ein Gegenstand der gefühlsbetonten inneren Welt.
 „Es war die Taschenuhr meines Vaters“, gab Langohr beim Kaffee kund.
 „Sie hing an einer vergoldeten Kette in meinem Wintergarten. Doch einen finanziellen Erlös würde für diese Stücke nicht erzielt werden können.“
Vater Bär blickte von seinen Aufzeichnungen und Fotos auf. Er war nun dabei einen Plan zu entwickeln um diesen eigentümlichen Dieb in eine Falle zu locken. Doch sollte er die Polizei hinzu ziehen? Konnte dieser skurrile Langfinger eine Gefahr für ihn darstellen?
Vater Bär kam zu dem Entschluss, dass dies nicht der Fall sein konnte. Es würde im Bezug auf jene Motive, welche er an sich brachte, keinen Sinn ergeben.
 „Inspektor Wolf kann vorerst einmal außen vor bleiben.“ Entschied Vater Bär, dann erhob er sich und begab sich auf den Speicher seiner Behausung. Es war ihm eingefallen, das er auf dem Dachboden, in einigen Truhen, ebenfalls solche besonderen Objekte hatte. Belanglose Dinge, die rein einen individuellen Wert besaßen… Viele von ihnen konnten einen glitzernden Effekt erzeugen und genau diese Utensilien wollte Vater Bär für seine Falle benutzen.
 
Der 20. Dezember, der vierte Advent, erwachte, und Vater Bär war schon früh aufgestanden um sein Werk anzugehen. Noch in derselben Nacht hatte er die Kisten auf seinem Dachboden durchforstet und einige schöne Erinnerungsstücke zu Tage gefördert.
Die Sichtung der unterschiedlichsten Diebstahlsorte hatte den Familienvater einen Knotenpunkt vorgezeigt, an dem der ominöse Klauer unweigerlich vorbei kommen musste. Eine übersichtliche Lichtung, noch ein Stück weiter tiefer im Wald, die geradezu prädestiniert war für sein Vorhaben.
Mit dem Wissen, das er nur ein paar Stunden des hellen Tages nutzen konnte, mache sich Vater Bär auf den Weg zu jener Lichtung, um noch im letzten Schein des Mondes seinen Hinterhalt zu legen.
Geschwind hatte der Braunbär eine Fallgrube ausgehoben. Nicht zu tief, das sich keiner verletzen konnte, aber dennoch ausreichend, um den Dieb stellen zu können. Nach getaner Arbeit, deckte Vater Bär die Grube mit dünnen Ästen, Gräsern und Blättern ab, sodass man das Loch nicht erkennen konnte. Den Abschluss bildete eine hauchdünne Schicht Schnee und in Folge vernichtete Vater Bär noch sämtliche Spuren seiner aktiven Tätigkeit.
Zusätzlich zu dieser ersten Falle, legte er noch eine weitere Fährte, bestehend aus geschliffenen Glassteinen, die im Licht der Sonne, besonders hervorgehoben durch die Schneedecke, in allen Farben des Regenbogens funkelten. Diese Steine führten in einen Drahtkäfig, der ebenfalls sorgfältig mit Gräsern und Schnee verschleiert war.
Mit dem ersten Licht des Morgens, war der Hinterhalt gestellt und Vater Bär, gut getarnt im Unterholz der Lichtung, richtete sich auf eine lange, und auch feuchte Wartezeit ein. Er wusste genau, dass nicht ausgerechnet heute der Halunke hier des Weges kommen musste. Es konnte durchaus sein, das er viele Stunden, von vielen Tagen hier standzuhalten hatte. Der Erfolg konnte sich über kurz oder lang einstellen… Das alleine lag in der Hand des Schicksals.
Der Morgen nahm seinen Lauf. Höher und höher stieg die matte Sonne und ließ immer wieder die ausgelegten Köder in ihren Glanz aufblitzen.
Stunde um Stunde verging. Vater Bär, der still, unbeweglich und voller Geduld auf der Lauer lag, fühlte sich nach enormen Stunden des reglosen Liegens ausgelaugt, hungrig und nass bis auf die Knochen. Die Kälte kroch immer mehr in seine Empfindung und es wurde von Minute zu Minute schwerer, absolut reglos auszuharren.
Mittag war nun längst schon an ihm vorüber geschritten, und nach dem Gefühl des Bären, näherte sich die Zeit bereits wieder der ersten Abendstunde. Dennoch wagte er es noch nicht seine Position zu verlassen. Noch sandte die Sonne ihr wenigen Strahlen zur Erde und ließ die ausgelegten Köder im matten Licht funkeln.
 „Ich habe ja eh nicht erwartet, gleich am ersten Tag den Volltreffer zu erzielen.“ Sprach Vater Bär leise zu sich. Den ganzen Tag hatte sich absolut niemand hier zeigen lassen, und dennoch etwas wehmütig über den augenblicklichen Misserfolg, blickte er noch einmal gegen den schon sehr verdunkelten Himmel und wollte sich soeben von seinem Platz erheben, als ein sanftes Rauschen durch die kalte Luft schnitt.
Rasch duckte sich der Braunbär abermals in seiner Deckung nieder, und verblieb in dieser beweglosen Ansicht. Nur seine Augen blickten vorsichtig über den Rand seiner Schneefestung. Das Rauschen kam zügig näher und Vater Bär erkannte bald, dass es sich um Flügelschläge handelte. Irgendetwas kam aus der Luft an die übersichtliche Schneise geflogen.
Im letzten Licht der untergehenden Sonne, erstrahlte die ausgelegte Falle noch einmal in seiner funkelnden Schönheit, dann senkte sich urplötzlich die Dunkelheit über die Waldlichtung.
Vater Bär konnte in diesem Dämmerlicht nicht erkennen, wer da nun auf die freie Blöße zusteuerte, er hörte nur das Schlagen der Flügel und da jenes Geräusch immer intensiver wurde, nahm der Bär an, das der Ankommende nun langsam die kleine Lichtung anflog.
 „Freue dich nicht zu früh“, dachte Vater Bär bei sich.
 „Das kann auch ein vollkommen Unschuldiger sein, der nur seine abendliche Runde hier dreht.“
Doch schnell sollte dieser Gedanke vergessen sein. Vater Bär spürte mehr, als das er es sah, dass sich das Federvieh elegant aus den Lüften dem Boden näherte und mit raschen Flügelschlägen setzte der Unbekannte über die Fallgrube hinweg. Seine Beine grabschten rasch nach einigen Stücken, welche auf der hauchdünnen Schneedecke ausgebreitet lagen, und wollte schon wieder, zum Ärgernis von Vater Bär, in den abendlichen Himmel steigen, als der Fremde der anderen Steinen gewahr wurde.
Eine Schleife fliegend, setzte der Vogel rasch auf dem Boden auf, und sammelte mit seinem Schnabel die ausgelegten Steine ein. Ohne Argwohn näherte sich das Tier immer mehr dem getarnten Drahtkäfig und Vater Bär, der voller Spannung und innerliche Erregung, nun auf der Lauer lag, hielt mit jedem Schritt, den der unbekannte Flieger tat, die Luft an. Nur mehr wenige Augenblicke, dann musste sich entscheiden, ob die Falle des Braunbären gut genug war, für diesen extravaganten Dieb.
Näher und näher kam das Tier. Nun setzte es schon den ersten Fuß in den Käfig und rasch folgte der zweite. In der Falle selber, hatte Vater Bär den größten Steindiamanten ausgelegt, den er in seinen Truhen finden hatte können. Dieses geschliffene Glas hatte seine absolute Wirkung auf den fremden Langfinger ausgeübt. Ohne zu Zögern, tappte der Vogel in den gestellten Hinterhalt. Als sich die Drahtklappe hinter ihm schloss, wirbelte der Fremde herum, aber es war zu spät. Der Käfig war verschlossen und der Flieger saß fest…
Vater Bär erhob sich aus seiner Deckung. Sein Magen knurrte, aber er überhörte diese Forderung vorerst, und blickte nur rasch auf seine Taschenuhr, welche er in seiner Jacke hatte.
 „18:30 Uhr“, murmelte der Braunbär und schüttelte das nasse Fell.
 „Dennoch, wie es den Anschein hat, hat sich das Beständigsein, gelohnt.“
Schnell schritt er auf den Käfig zu und musterte von außen das gefangene Tier. Noch hatte er dennoch Zweifel, trotz allem könnte dieser Vogel noch immer ein Unschuldiger sein. Er wollte nicht, ohne offensichtliche Beweise jemanden verurteilen…
Eine leise Stimme kam nun aus dem Drahtkäfig. Sie klang ängstlich und auch voller Kummer. Es war die sanfte Stimme, einer jungen Frau und sie ersuchte bittend um Milde.
 „Verzeiht mir Herr Inspektor“, das Tier hielt den stattlichen Braunbären für einen Polizisten.
 „Ich kann verstehen, dass Sie, und auch alle anderen etwas erbost auf mich sind. Aber ich tue dies nicht um persönlichen Profit zu erzielen. Ich muss einfach so handeln, ob ich damit konform gehe, oder nicht.“
Zunächst klärte der Bär die Sachlage auf. Er gab an, kein Polizist zu sein, und er ließ auch verlauten, dass die Behörde noch nichts von diesem Alleingang wusste.
 „Ich wollte nur den Dieb stellen“, setze Vater Bär hinzu.
 „Dass bisher keiner wirklich geschädigt wurde, das habe ich schon beim Sichten der Berichte erkannt. Alle gestohlenen Gegenstände besitzen nur emotionalen Wert, welcher aber auch doch sehr tragend ist. Nur eben nicht vor dem Gesetz!“
Die Diebin senkte im Käfig das Haupt, und der Braunbär sah nun, dass es sich hierbei um eine Elster handelte.
 „Ich hatte auch nicht vor die Sachen zu behalten, aber ich wusste bislang auch nicht wie ich sie wieder zurückgeben kann. Es liegt leider in meiner Natur, das ich blinkende, und funkelnde Dinge an mich nehmen muss.“
Vater Bär öffnete den Käfig und ließ den kleinen Vogel heraus kommen. Das Fräulein stellte sich als Amanda Elster vor und dabei suchte ihr Blick immer wieder verlegen den Schneebedeckten Boden der Waldlichtung auf.
 „Ich hätte da so eine Idee“, gab Vater Bär freundlich kund.
 „Sollte mein Plan aufgehen, so wäre für alle Gerechtigkeit getan und dennoch müsste sich keiner vor einem Gericht verantworten.“ Der Braunbär zwinkerte der jungen Elster zu und diese lief errötend an. Sie wusste momentan nicht, was sie darauf sagen sollte, gab aber zu verstehen, dass sie alles befürworten wollte, welches dazu beitragen konnte, das keine Gerichtsverhandlung anstehen würde.
 
Vater Bär kehrte kurz nach acht Uhr in seine Behausung zurück. Ihm war erbärmlich kalt, die Nässe war ihm bis in die Knochen gekrochen, und er spürte beinahe seinen Magen nicht mehr, derartig quälte ihn der Hunger.
Vater Bär wusste, dass er sehr spät dran war, aber das erledigte Tagewerk heute hatte einen wahren Erfolg erzielt. Nun konnte er, beruhigt und wissend, dass gegenwärtig kein neuer Diebstahl vorkommen würde, den vierten Advent mit seinen Lieben feiern.
Mutter Bär musterte argwöhnisch die erschöpfte Erscheinung ihres Gatten, sagte aber kein Wort dazu und holte ihrem Mann ein paar warmer Decken. Anschließend begab sie sich in die Küche, und richtete das Abendbrot für den Gemahl.
Vater Bär zog sich die nassen Kleider aus, wickelte sich rasch in die warmen  Decken ein, und schaute danach nach seinen Kinder. Brumm und Brummi spielten, bereits im Schlafanzug, im Zimmer Brumms. Als sie ihren Vater ansichtig wurden, erhoben sie sich erfreut, und liefen beschwingt auf den Braunbären zu.
 „Endlich bist du nach Hause gekommen“, Brummi fiel dem Vater um den Hals.
 „Ja“, äußerte sich auch Brumm.
 „So lange haben wir auf dich gewartet. Heute ist doch der letzte Advent, du musst noch die vierte Kerze entzünden.“
Vater Bär nickte.
 „Ja Kinder, so ist es“, bestätigte er lächelnd.
 „Es tut mir auch wirklich sehr leid, dass ich erst jetzt wieder erscheine, aber es war unbedingt notwendig, um eine skurrile Sachlage zu klären.“
Die Kinder waren rasch versöhnt, trugen es dem Vater nicht lange nach, und gemeinsam kehrten sie in das Wohnzimmer zurück. Vater Bär ging sich geschwind frisch anziehen, während dessen deckte Mutter Bär den Tisch für das Abendessen und die Kinder legten frohe Weihnachtsmusik auf.
Minuten später brannten die vier Kerzen lustig am grünen Adventkranz und der letzte Adventsonntag war hiermit eingeläutet…
Am kommenden Morgen suchte Vater Bär als ersten Onkel Langohr auf. Es gab nun viel zu besprechen, und der Ladenbesitzer konnte am besten das weitere Treffen aller Beteiligten organisieren.
Langohr war zunächst skeptisch. Er wollte wissen, was genau die Grundlage zu dieser Zusammenkunft wäre, doch Vater Bär hüllte sich zunächst noch in Schweigen. Er gab nur so viel preis, das damit für alle abhanden gekommen Gegenstände ihre Rückkehr zu den Besitzern vorgelegt werden würde.
Trotz dieser Aussicht war Onkel Langohr noch immer ausnehmend kritisch. Er zweifelte innerlich an die Option, dass sein Erbstück jemals wieder zu ihm kommen würde.
 „Ich werde eine Zusammenkunft anstreben“, sagte er betrübt.
 „Aber ich glaube nicht dass viele deinen Optimismus teilen. Besonders Richter Eule wird diesbezüglich keinen Spaß verstehen. Sei gegen 15h wieder hier, dann werden, so es Gott will, alle Vorort sein.“
 „Richter Eule ist die wichtigste Person hierbei“, ließ Vater Bär belustigt wissen.
 „Wenn er hinter meiner Idee steht, dann gewinnen alle. Und das ohne Hinzuziehung eines Gerichts.“
Nach der Aussprache mit Langohr, trat Vater Bär den langen Weg zu Amanda Elster an. Die junge Frau wohnte am anderen Ende des Waldes und nach ihrer Erzählung, lebte sie dort, seit dem Tod der Eltern, ganz alleine.
Am späten Vormittag erreiche der Braunbär das Nest der Elster. Amanda war still zugegen, und hatte in der Zwischenzeit alle entwendeten Utensilien zusammen getragen.
 „Es ist alles hier“, sagte sie leise.
 „Werden die Opfer sich darauf einlassen, keine Polizei mehr hinzu zu ziehen?“
Das konnte Vater Bär noch nicht definitiv sagen, aber die Möglichkeit stand gut dafür. Der Bär schulterte das Diebesgut auf seinen Rücken und bat die Elster am Weihnachtstag zu seiner Behausung zu kommen.
 „Vertraue mir“, sagte er offen.
 „Mit ein bisschen Glück wird alles wieder gut. Besonders deswegen da wir ja garantieren können, das keine Gegenstände mehr abhandenkommen werden in Zukunft.“
Amanda Elster senkte wiederholt das Haupt. Sie konnte an ein gutes Ende noch nicht glauben und sie hatte Angst. Große Angst sogar…
Wieder fiel das Mittagessen aus, wieder verspürte Vater Bär einen unbändigen Appetit. Dennoch schob er den aufsteigenden Hunger beiseite, und trat, ohne zu zögern den Rückweg an. Zunächst brachte er die heiße Ware zu sich nach Hause. Er hatte einen Plan, wie alle Gegenstände wieder zu ihren Eigentümern finden konnten. Nachdem die Beute gut verstaut war, näherte sich die Zeit bereits scharf auf den Augenblick der Zusammenkunft, und Vater Bär schlug abermals den Pfad zu der Lokalität Onkel Langohrs ein.
Als der Braunbär das Geschäft des Kaufmanns betrat, stand Langohr hinter der Theke und sichtete gegenwärtig seine Waren.
 „Konntest du alle überzeugen?“ Fragte Vater Bär nach dem Gruß.
 „Es sind alle Anwesend“, wich zunächst Langohr der Frage etwas aus.
 „Ob alle Überzeugt sind, das entzieht sich meiner Kenntnis. Ich selber bin es leider nicht. Dennoch bin ich bereit, offen zu sein für deinen Vorschlag. Gehe schon mal voraus mein Freund, ich folge dir umgehend.“
Vater Bär konnte die Emotion Langohrs sehr gut verstehen. Es war nicht leicht, so ohne weiteres an ein kleines Wunder zu glauben. Die Polizei tappte bislang in diesem Fall absolut im Dunkeln, wie konnte es da möglich sein, das ausgerechnet er Erfolg gehabt, wo die Behörde bislang kläglich versagt hatte!
Vater Bär schritt nun eilig in das Hinterzimmer wo nach seinem Eintreten, sechs Augenpaare auf ihn gerichtet waren.
 „Seid gegrüßt“, Vater Bär tippte sich freundlich gegen die Schläfe und verneigte sich kurz.
 „Ich danke euch allen, dass ihr den Ruf gefolgt seid.“
 „Gefolgt sind wir ihm“, äußerte sich Richter Eule sachlich, nachdem er sich erhoben hatte.
 „Und interessiert an deiner Vorstellung, geschätzter Citoyen. Dennoch sei bedacht, das unsere Geduld durch das lange Versagen der Exekutive, extrem erschöpft ist. Dein Vorschlag muss schon sehr tragend sein, das wir ihn akzeptieren können.“
Nun gesellte sich auch Onkel Langohr zu der Versammlung und Vater Bär begann von seinen privaten Ermittlungen zu erzählen:
 „Ich habe schnell erkannt, dass jene entfernte Lichtung der ideale Platz für meinen Hinterhalt wäre. Ich habe den Köder ausgelegt, und auch den Dieb gefasst.“
Ungläubigkeit stand zunächst in den Gesichtern aller Anwesenden. Richter Eule ließ leicht grollend, seine scharfen Augen rollen und Fred Eichhorn, der vom Volk gewählte Bürgermeister, sprang erregt von seinem Stuhl auf.
 „Sie haben den Dieb erwischt? Wo ist er? Wer ist es? Wo ist mein Eigentum?“
Auch Richter Eule und das frisch vermählte Pärchen Igel, wollten dies wissen. Ein gemischtes Raunen, welches Hoffnung, erste Zuversicht, aber auch starken Unmut widerspiegelte, ging durch die Runde.
 „Alles zu seiner Zeit liebe Freunde“, beschwichtigte Vater Bär die Opfer.
 „Ich ersuche zuvor um eine Bitte. Der Dieb handelte nicht aus Profitgier, sondern aufgrund seiner Natur. Ich erbitte für Sie, um die Gunst des Nachsehens. Sie wollte die Gegenstände nicht behalten, und es wird in Folge auch keine Entwendung mehr geben, das kann ich einem Jeden garantieren.“
 „Sie!“ wiederholte Leonard Igel, ein Mitarbeiter der Energiewerke, direkt.
 „Es war also eine Diebin?“
Auch seine Gattin, Dorothea Igel, welche im örtlichen Kaufhaus arbeitete, wollte wissen welche Identität hinter der Diebin steckte.
 „Diese Offenbarung können wir vorerst außer Acht lassen“, riss nun Richter Eule das Wort an sich.
 „Natürlich nur vorläufig“, betonte Eule korrekt und sprach dann weiter.
 „Nur wie soll es weiter gehen?“
Vater Bär erklärte geschickt seine Idee. Er präsentierte seinen Vorschlag derart konkret, dass selbst, nicht einmal der Bürgermeister, der den Ruf vertrat unnachgiebig zu sein, einen Einwand vorbrachte.
 „Unnachgiebig ja“, äußerte er sich nur kurz dazu.
 „Aber dennoch nicht unmenschlich oder stur. Hart“, endete er offen,
 „aber durchaus auch gerecht.“
Im Grunde war die rührende Bitte Vater Bärs, zugunsten von Amanda Elster, angenommen. Richter Eule stelle allerdings auch eine Konzession, von dieser einzigen Bedingung, ließ sich der erfahrene Jurist um nichts abbringen.
 „Wir können gerne die Polizei außen vor lassen. Dennoch, und wenn auch nur privat, Inspektor Wolf muss zugegen sein. Aber ich stehe mit meinem Wort, das er keine amtliche Befugnis inne trägt, für diese Aussprache. Weder aktuell, noch im Nachhinein… “
 
Der Weihnachtstag war endlich gekommen. Vater Bär hatte am Folgetag nach dem Kolloquium, Amanda Elster aufgesucht und ihr von den, doch guten Ausgang der Zusammenkunft berichtet. Nur die wissende Aussicht, dass zum abschließenden Diskurs auch Inspektor Wolf, wenn auch nur privat, anwesend sein würde, ließ das junge Fräulein erschauern. Durch diese Kenntnis stieg die Angst abermals im Herzen der Elster auf.
Den Vormittag des Heiligabends verbrachte Vater Bär damit, den Christbaum im Wohnzimmer zu schmücken und die Räumlichkeit, so wie jedes Jahr, der Geburt Jesu entsprechend, zu dekorieren.
Unter dem Weihnachtsbaum direkt, lagen die Geschenke für seine Kinder. Herr Zottel, Vater Bärs ehemaliger Arbeitgeber und privater Freund, der ebenfalls, so wie alle Weihnachtstage bislang, zur Bescherung geladen war, hatte den Familienvater nach dem vierten Advent aufgesucht, und dem Braunbären nachträglich eine Aufbesserung der Haushaltskasse angetragen. Vater Bär sollte es nicht als Almosen, sondern als überfällige Kompensation zu seinem vorangegangenen Arbeitsvertrag sehen.
Auf einem kleinen Tischchen, unweit des Christbaumes, stand die winterliche Krippe, welche die Geburtsstunde Jesus nachstellte. Unter diesem lagen zusätzlich noch sieben Geschenke. Vater Bär hatte jene in den letzten Tagen eigenhändig verpackt und ferner, so wie bei den Geschenken für seine Familie, zierte jedes Päckchen ein individuelles Namenschild.
Am frühen Nachmittag kehrten die ersten Gäste in die Behausung von Familie Bär ein. Den Auftakt, bereits kurz nach dem Mittagessen, machte Amanda Elster. Vater Bär hatte ihr dringend geraten, dass sie die erste sein sollte, um ihren guten Willen schlechthin zu demonstrieren.
Nach Richter Eule traf Onkel Langohr, Tante Specht und das junge Pärchen Igel ein. Zusätzlich zu den sieben Opfern waren auch Gevatter Fuchs, Galant Gazelle und Professor Dachs geladen. Kurz nach 17h traf, als Abschluss, auch Inspektor Wolf ein.
Zuerst war die Stimmung etwas kühl zwischen den Opfern, und Amanda Elster. Das junge Fräulein zeigte sich höflich, zuvorkommend, aber enorm schüchtern – letzteres war zudem noch gezeichnet von einem offenen Schuldbekenntnis und von ehrlicher Reue.
Joe Wiesel machte schließlich den Anfang, und ohne weitere Aufforderung reichte er Amanda Elster die Pfote, und meinte versöhnend:
 „Es ist Weihnachten“, sagte er feierlich.
 „Ein wirklicher Schaden ist nicht entstanden und da uns Vater Bär zusagte das alle Gegenstände zurück gegeben werden, und auch die Garantie ausgesprochen wurde, das fortan keine Sachen mehr abhandenkommen würden, so möchte ich der erste sein, der ihnen die Vergebung aussprechen möchte. Es soll verziehen und vergessen sein!“
Sogar jetzt noch war Amanda Elster voller Angst. Zögernd und den Blick demütig gesenkt, nahm sie die Pfote Herrn Wiesels zum Dank an, und flüsterte beinahe unhörbar:
 „Ich danke Ihnen sehr. Meine Natur zwang mich glitzernde Dinge an mich zu bringen. Es tut mir wirklich leid, dass Sie, und alle anderen auch, durch meine Art, eine derartige Situation erleben mussten. Es wird in Zukunft nicht mehr vorkommen!“
 „So“, höhnte etwas ironisch Inspektor Wolf, der sich durch den verhängten Maulkorb Richter Eules, nicht besonders konform sah:
 „Wie wollen sie nun diese Aussage belegen? Ziehen sie weg aus unseren Wald? Anderenfalls können sie wohl kaum ihrer Natur widersprechen!“
 „Berechtigte Frage“, lächelte milde Richter Eule.
 „Aber ich schlage vor, dass wir diese Sache nach der Bescherung ansprechen. Vater Bär scheint hierbei eine Strategie zu verfolgen. Er hat die Arbeit der Polizei erledigt, es sei nun auch sein Wille, der für alle, den befriedigenden Abschluss liefert.“
Man konnte Anfangs zwar erkennen das Inspektor Wolf hierbei nicht einverstanden war, aber er fügte sich der richterlichen Direktive. Mutter Bär brachte für die Erwachsenen nun eisgekühlten Eierpunsch, und für die Kinder heißen Kakao. Auch Kekse und andere Köstlichkeiten wurden gereicht, welches Herr Zottel übernommen hatte.
 „Das Christkind ist sicherlich schon dabei den letzten Schliff zu tätigen“, feixte Vater Bär belustigend.
 „Lauscht bitte aufmerksam“, diese Aussage betraf eigentlich mehr die Kinder, dennoch war es nicht verkehrt, wenn auch die Großen ihre Ohren spitzten, denn etwas Kindliches sollte in jedem von uns erhalten bleiben.
 „Wenn das Glöckchen schließlich ertönt, dann kommt herein. Ich werde nun dem Christkind helfen gehen, damit es nicht alles alleine machen muss.“
Brumm und Brummi hatten den ganzen Tag über, auch wenn weder Vater oder Mutter im Wohnsalon gewesen waren, eigentümliche Geräusche gehört. Das Rücken von einer Leiter, das liebliche Klingen von Weihnachtsschmuck, wenn er genommen und an den Baum gehängt wurde, und auch immer wieder tönte Musik auf. Das Herz der beiden Zwillinge schlug mit jeder Minute, die verging höher und sie konnten den Moment der Bescherung kaum noch erwarten.
Vater Bär trat geschwind in das Wohnzimmer ein, und verschloss sorgfältig die Tür zu jener Räumlichkeit. Er wusste dass seine Kinder schon brav ausharren würden, dennoch war zu dieser Stunde des Tages, die Versuchung einfach zu groß.
Vor dem Zimmer, den Blick nicht von der Klinge nehmend, lauerten zappelig Brumm und Brummi. Gemächlich tickten die Minuten dahin, und es wurde, auch nicht von den Erwachsenen, kaum gesprochen. Ein jeder konzentrierte sich auf das sehnsüchtig erwartete Glöckchen klingen und keiner der Anwesenden wollte diesen verheißungsvollen Ton versäumen.
Dann endlich war es soweit. Das Glöckchen erklang, und es ging die Ehre an Brummi, welche die Klinke nieder drücken durfte. Als die Tür aufschwang, erklang das Lied der « Stillen Nacht » und ein jeder trat ein.
Der Schein der Weihnacht war atemberaubend. Der Christbaum stand unweit des Fensters, seine unzähligen Kerzen und die Sternspritzer brannten fröhlich und man konnte die friedvolle Emotion hautnah spüren.
Geschlossen standen alle da, hatten den Blick auf den Weihnachtsbaum gerichtet und man lauschte besinnlich dem wohl bekanntesten Weihnachtslied unserer Zeit.
 
Nachdem die Stille Nacht verklungen war, ging es ans verteilen der Geschenke. Für die Kinder war dieser Augenblick natürlich äußerst erfreulich. Herr Zottel reichte Vater Bär, während Brumm und Brummi ihre Päckchen auspackten, ein offizielles Schreiben. Darin stand vermerkt, dass Vater Bär in den letzten Wochen nicht gekündigt gewesen war, sondern einen bezahlten Sonderurlaub erhalten hatte. Der erste Arbeitstag war auf den vierten Januar datiert.
Ein fester Händedruck zwischen den Freunden und Arbeitskollegen besiegelte diese Abmachung.
Schließlich wandte sich Vater Bär an die sieben Opfer der vergangenen Diebstähle. Er teilte ihnen mit, dass auch sie Päckchen erhalten würden, und führte sie an den Krippentisch.
 „Es kehrt zurück, welches zu euch gehört“, sagte Vater Bär offen.
 „Und da ich für Amanda Elster zu festgelegten Zeiten, blinkende Gegenstände aus meinen privaten Sachen auslege, braucht die liebe Elster nicht mehr ihrer Natur zu folgen, und fremde Glitzerdinge zu stehlen.“
Auf diese Offenbarung hatte Richter Eule geduldig gewartet. Er empfand diese Garantie als ausreichend und akzeptierte Vater Bärs Aussage, welche auch demütig von Amanda Elster bestätigt wurde. Der Fall konnte somit als erledigt zu den Akten gelegt werden und, obgleich Inspektor Wolf zuvor außerordentlich differenziert jene Abmachung gegenüber gestanden war, auch der Polizist sah sich imstande mit offenem Herzen, jenen Verlauf anzunehmen.
 „Frohe Weihnachten“, Richter Eule erhob feierlich sein Punschglas.
 „Schöne Feiertage für uns alle und einen guten Rutsch ins neue Jahr.“
Jedermann stieß an, auch Amanda Elster fühlte sich nun etwas befreit von einer schweren Last, und man prostete sich zu. Die Natur war für jeden zwingend, man konnte ihr nicht entfliehen. Man konnte nur versuchen einen geraden Weg zu finden und den Mitmenschen offen gegenüber zu treten. Und man musste auch verzeihen können, den Fehler sind menschlich… und vergeben ein Akt von Verständnis für den nächsten. Und wo würde unsere, schon genügend blutende, Erde sein, wenn es nicht die Hoffnung, den Glauben und die Zuversicht an sich gäbe? Sie wandelt alltäglich am Rande des Abgrunds, nur durch unsere Gebete, durch unseren Optimismus und durch unser Bekenntnis dem Anderen gegenüber, verliert sich das Vertrauen nicht vollends im absoluten Nichts der Endlosigkeit…

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Der Beitrag wurde von Werner Gschwandtner auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.01.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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