Ute Abele

Herausgefallen aus allem





Herausgefallen aus allem. Winter. Ein Abrisshaus in einer Siedlung millionenschwerer Leute.
Der Eigentümer viel zu beschäftigt um sich darum zu kümmern... er hat in dem lange ungenutzten
und verkommenen Haus nicht mal den Strom und das Bauwasser abstellen lassen. Was für ein Glück,
... LUXUS. Gieskanne, Wasserkocher, zwei Elektroplatten, ein Elektroheizkörper... das ist viel viel
mehr als die meisten in dieser Lage haben. Denn die Lage ist natürlich dieselbe wie die derer, die
unter der Brücke sind und vielleicht in diesem Winter erfrieren. Man kann sich täglich mit warmem
Wasser waschen, nur waschen, aber was heißt "nur"!! Essen kochen... naja, Dosen warmmachen. Die
Heizung - der Heizkörper, so klein für die riesigen Räume des ehemals stolzen Hauses. Aber immerhin,
er gibt Wärme ab und trocknet klamme Kleidung. Aber das Haus ist kalt und wird nie warm dadurch...
ein neuer Mitbewohner zieht ein - Schimmel. Aber da ist keine Wahl. Draußen ist es eiskalt. Schnee
liegt. Hübsche Eiszapfen hängen an der Dachrinne. - Es herrscht eine gewisse Ordnung in diesem
Chaos... eine kleine menschliche Ordnung... irgendwie vergebens und doch nicht vergebens. Irgendwie
herzerreißend. Es erinnert an den kleinen Vogel, der mit seinem Schnabel das Meer leerschöpfen wollte,
um sein Nest wiederzubekommen. Er tut eben was er kann, auch wenn es aussichtslos ist. So vergehen
Tage, Wochen und Monate. Ohne Hoffnung, ohne Glauben, dass man wieder ein Teil von irgendetwas
sein könnte. Alkohol gibt es auch, und das wohlige Gefühl des Vergessens, wenn er sich im Körper warm
ausbreitet. Aber das ist nicht typisch für diese Situation. Gesoffen wird überall, in den Millionenvillen
ebenso wie unter der Brücke... und überall dazwischen. Überall sind Menschen, die sich nicht ganz wohl
fühlen, warum auch immer, und sich ab und an trösten mit ein bisschen Bier oder Fusel... oder feinem
Sekt... dem Alkohol ist es egal, worin er schwimmt. - Die Zeit vergeht. Jeder Tag wird gelebt als wäre
es der letzte oder der einzige. Denn anders ist es nicht erträglich. Aussichten gibt es nicht. Dunkelheit.
Depression. Lähmung. Aber auch Tapferkeit, Hoffnung, sogar Fröhlichkeit in Momenten. Treue. Ein
tägliches Gebet... nicht mehr als ein Stoßgebet... nicht mehr als ein zwei Worte... "Oh Gott..." Zu mehr
reicht die Kraft nicht... und das Gefühl, unwürdig zu sein, um etwas bestimmtes zu bitten. Außerdem
fehlt die Kraft dazu. Dein Wille geschehe.



© Ute Abele





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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.02.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Mit dem Schreiben und Dichten, ist das so eine Sache.So war ich oft der Meinung, nur lyrisch Schreiben zu können, falls ich mich in einem annähernd, seelischen Gleichgewicht befände, erkannte aber bald die Unrichtigkeit dieser Hypothese.Wichtig allein, war der Mut des Eintauchens.Das Eins werden mit dem kollektiven Fluss des Ganzen. Meine Gedanken, zärtlich zu Papier gebrachten Gefühle,schöpfte ich stets aus diesem Fluss.

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