Sebastian Sonntag

Der Sternenerbe


Kapitel Eins – Endlich Ferien!


Es war ein Morgen wie jeder andere im hessischen Frankfurt am
Main. Die Sonne stand schon halb am grauen Oktoberhimmel und schenkte
dem Raum nur ein fades, gelbliches Licht.
Der Wecker begann seiner täglichen Arbeit nachzugehen und
Philipp, der todmüde vom letzten Abend im Bett lag zuckte zusammen.
Er zog sich die Bettdecke über das Gesicht, drehte sich auf die
linke Seite und versuche mit seinem rechten Fuß den Wecker zu
erreichen. So langsam hatte er Übung darin bekommen den
allmorgendlichen Übeltäter mit einem geschickten Stoß von seinem
kleinen Nachtschränkchen zu befördern und ihn somit zum schweigen
zu bringen. Doch so sehr er sich auch bemühte und streckte, den
Wecker erreichte er nicht.
„Philipp!“ hörte er seine Mutter rufen. „Hast du mir nicht
gestern Abend versprochen heute früh aufzustehen um mir beim
Einladen zu helfen?“
„Die Herbstferien!“, dachte er,
„Hörst du mir überhaupt zu? Bestimmt wieder die ganze Nacht
vor dieser Flimmerkiste gesessen, oder? Wenn deine Noten in Bio und
Mathe sich nicht bald bessern, dann werden wir uns da wohl auch was
anderes überlegen müssen!“ stöhnte seine Mutter, stellte den
Wecker zurück auf den Nachttisch und verließ den Raum in Richtung
Küche.
In der Schule lief es seit einer Weile nicht besonders gut, fing
wohl alles damit an, dass Philipps Vater kurz nach seiner Geburt auf
einer Geschäftsreise spurlos verschwand und seine Mutter mit den
Jahren überfordert war. Sie sprachen beide oft über ihn, schauten
sich alte Bilder an. Irgendwann würde er zurückkommen, davon war
Philipp überzeugt. Seine Mutter allerdings weniger.
Philipp stand auf und ging ins Bad um sich fertig zu machen. Auf
dem Flur konnte er schon die leckeren Waffeln riechen, die seine
Mutter Evelyn gerne am Wochenende machte. Er beeilte sich im Bad und
saß eine viertel Stunde später am Küchentisch. „Ich freue mich
auf die Ferien bei Oma Magda“, sagte er. „Vielleicht kann ich die
Zeit ja zum lernen nutzen?“ Seine Mutter schaute ihn mit großen
Augen an. „Du und lernen!“, schmunzelte sie. „Iss lieber auf
und hilf mir die restlichen Sachen ins Auto zu laden, der Weg ist
schließlich kein Katzensprung“.
Da hatte sie recht. Der alte Bauernhof befand sich nahe der
französischen Grenze im Schweizer Städtchen Meyrin, das unmittelbar
an Genf grenzte. Philipps Großeltern hatten den Hof schon kurz nach
dem zweiten Weltkrieg gekauft und waren dorthin umgezogen. Sie waren
damals selbst Flüchtlinge so wie er die meisten Erzählungen seiner
Mutter klangen. So richtig sprach sie sich aber nie mit Ihm aus. Er
war ein intelligenter Junge und merkte wann es an der Zeit war
taktvoll beziehungsweise rücksichtsvoll seiner Mutter gegenüber zu
sein. Sie hatte genug um die Ohren, irgendwann würde sie ihm schon
alles erzählen.
Nachdem die Koffer und der Reiseproviant in dem kleinen VW Käfer
verstaut waren – und Philipp den Frühstückstisch abgeräumt
hatte, gingen die Ferien endlich richtig los. Es war nun 2 Jahre her,
dass er seine Großeltern das letzte mal gesehen hatte. Er freute
sich, stellte sich vor seine Oma wiederzusehen, versank in den
schönen Erinnerungen und nickte schließlich auf dem Beifahrersitz
ein. „Er muss einfach früher ins Bett kommen und nicht den ganzen
Tag vor dem Computer sitzen. Die Ferien auf dem Land werden ihm
richtig gut tun!“, dachte seine Mutter, und schob ihm vorsichtig
ein Kissen zwischen Kopf und Fenster. Es war eine lange Fahrt bis
nach Meyrin. Bis in die Schweiz würde sie durchfahren, die erste und
einzige Rast wollte sie in Basel einlegen. Sie war diese Strecke
schon oft gefahren. Damals als sie Philipps Vater auf einer
Studienfahrt in der Schweiz kennen lernte sogar fast jedes
Wochenende.
Philipp schlug die Augen plötzlich wieder auf. Seine Mutter war
in Meyrin angekommen, bog gerade von der Hauptstraße auf einen
Feldweg ein, wobei man den Unterschied zur sogenannten "Grand
Rue" nicht wirklich feststellen konnte. Er hatte von seinem
Vater geträumt. Er sah ihn alleine in einer großen dunklen Halle
sitzen. Türen oder Fenster konnte er nicht erkennen, die Wände
schimmerten als wären sie aus schwarzem Wasser. Nur das Gesicht
seines Vaters erschien ihm in der Dunkelheit. Die Schlaglöcher des
Feldwegs ließen ihn wieder aufwachen. „Na endlich, ich dachte
schon dass du die ganzen Ferien durch schlafen willst, so wird das
aber sicher nichts mit dem lernen. Wenigstens konntest du die Fahrt
unbeschwert im Land der Träume genießen“, witzelte
Der Feldweg führte über eine kleine Hügellandschaft an einem
großen Rapsfeld vorbei, welches den Weg von beiden Seiten umgab und
führte schließlich durch ein kleines Fichtenwäldchen direkt zum
Hof seiner Großeltern. Schon von weitem konnte er den großen
Wetterturm und die Scheune sehen. Das Wohnhaus und die Stallungen
würden nach einem weiteren Hügel aus dem Westen her auftauchen.
Schon seit langer Zeit wurde der Hof nur noch zu privaten Zwecken
benutzt. Die Stallungen waren leer, in der Scheune stand nur altes
Gerümpel herum. Seine Großeltern bewirtschafteten zwar noch den
kleinen Garten hinter dem Haus, doch für die alltäglichen
Bedürfnisse fuhr sein Opa Ben noch jeden Tag mit seinem alten
Transporter in die Stadt um einzukaufen.
Sie hatten den letzten Hügel umfahren und der Feldweg führte auf
ein großes Holztor zu. Philipp erkannte jetzt wieder die alten
Schilder, welche die Menschen davor warnen sollten sich abseits der
befestigten Wege aufzuhalten. Vor Jahren hatte Opa Ben ihm versucht
zu erklären, was es mit der Wissenschaftlichen Versuchsanlage
C.E.R.N in Genf auf sich hatte, doch Philipp hatte besseres im Sinn
als den einschläfernden Reden seines Großvaters zu lauschen. Seine
Generation interessierte sich für das Internet. Für Computer und
Onlinespiele. Da war kein Platz für langweilige Vorträge über
diese alte Versuchsanlage, damals zumindest nicht. Er konnte sich
nicht mal mehr genau erinnern, was hier genau erforscht wurde.
Sie hatten das Holztor hinter sich gelassen und näherten sich dem
großen Hauptgebäude mit seinem prächtigen roten Ziegeldach, den
Fachwerkbalken mit den etlichen Schnitzereien und Verzierungen. Im
Hintergrund erstreckten sich die schneebedeckten Gipfel der Alpen,
ein weiteres kleines Wäldchen wurde hinter dem Hof sichtbar. Es war
ein wunderschöner Anblick. Philipp hatte es genau so in Erinnerung
gehabt. Als sie den Wagen vor dem Wohnhaus vor fuhren, sah er schon
seine Oma aus dem Gemüsegarten, der sich hinter dem Haus befand
hervor kommen. „Evelyn! Philipp! Da seid ihr ja endlich! Es ist so
eine große Freude euch endlich mal wieder zu Besuch zu haben! Kommt
her und lasst euch drücken. Ihr müsst ja von der langen Fahrt total
erschöpft sein. Kommt erstmal ins Haus, dort wartet schon das
Abendessen auf euch!“, rief sie und winkte den Beiden dabei mit den
Händen zu.
Magda war eine richtige Bilderbuchoma, so wie man sie sich
vorstellt. Sie war nicht besonders groß, hatte schulterlanges
silbern glänzendes Haar und war immer bester Laune.
Sie führte die beiden Besucher in die Wohnküche des Hauses.
Schon beim überqueren der Türschwelle konnte Philipp den saftigen
Braten riechen, der dort im Ofen brutzeln müsste. Das Wasser lief
ihm im Mund zusammen als sie endlich vor dem reich gedeckten Esstisch
standen. „Setzt euch meine Lieben! Ben müsste eigentlich schon
längst wieder aus der Stadt zurück sein. Möchte wissen warum er
mal wieder so lange braucht. Wir fangen einfach schon mal ohne ihn
an, wäre ja Schade wenn das gute Essen kalt wird!“, sagte Magda
und stellte den Braten auf den Tisch.
Nachdem sie sich satt gegessen und Magda alle Details über die
Fahrt und das vergangene letzte Jahr erzählt hatten, war Philipp
müde geworden und wollte ins Bett.
Opa Ben war immer noch nicht aufgetaucht, Magda und Evelyn hatten
beschlossen auf zubleiben und auf ihn zu warten. „Wir bleiben noch
ein Weilchen in der Küche sitzen und genießen unser Wiedersehen.
Wir haben Dir wieder dein Lieblingszimmer im zweiten Stock
hergerichtet, Opa wird noch eine Weile brauchen bis er nach Hause
kommt.“ sagte Magda und zeigte mit dem Finger in Richtung der
massiven breiten Eichenholztreppe, die sich parallel zur Küche
befand und alle Etagen des Wohnhauses miteinander verband.
„Das ist gut“. Ich bin wirklich müde von der Fahrt, obwohl
ich die ganze Zeit geschlafen habe, dachte Philipp nach. Er wünschte
beiden eine gute Nacht, verabschiedete sich mit einer Umarmung und
lief mit seinem Koffer Richtung Treppe. Die Dunkelheit war
mittlerweile über den Hof gekommen und Philipp, der durch das große
Treppenhausfenster ins freie schauen wollte sah nur noch die Umrisse
der angrenzenden Gebäude, mehr erkannte er nicht. Einzig alleine im
Wetterturm schräg gegenüber waren kleine Lichtpunkte zu erkennen.
Auf seinem Zimmer angekommen lies er den Koffer neben der Tür
stehen und ließ sich aufs Bett fallen. Er dachte noch einen Moment
über den Verblieb seines Opas nach, doch dann übermannte ihn die
Müdigkeit und er schlief ein.
 
Kapitel Zwei - Unvorhersehbare Konsequenzen 


Clement Pascal war auf dem Weg in sein Büro. Vom Chef des
Nachrichtendiensts hatte er gerade seinen nächsten Auftrag bekommen
und er grübelte darüber nach. Vor 2 Wochen erst war er aus Südkorea
zurückgekehrt. Die Informationen über nordkoreanische
Reaktoranlagen hatte er dem französischen Geheimdienst DGSE
(Direction Générale de la Sécurité Extérieure ) vorgelegt und
seine Vorgesetzen waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden gewesen. Doch
nun wurde er in ein kleines Forschungslabor im Südwesten Frankreichs
geschickt. Normalerweise wurde er für seine Aufträge vom Chef des
DGSE, Adama Rougé persönlich instruiert, doch diesmal sollte ihn
seine Kontaktperson erst an Ort und Stelle informieren. Er las ein
letztes mal seine Anweisungen, faltete den Zettel dann sorgfältig
und lies ihn in einem Aktenvernichter verschwinden. Danach machte er
sich auf den Weg zur Ausrüstungsabteilung im dritten Untergeschoss
des großen Verwaltungsgebäudes und nahm seinen Koffer in Empfang.
Der DGSE kümmerte sich um alles, was der Agent im Einsatz benötigen
könnte und stellte dementsprechende Koffersets zusammen. Nachdem er
alles in seinem schwarzen Dienstwagen verstaut hatte gab er die
Adressdaten in sein Navigationssystem ein und fuhr los. Er freute
sich auf seinen neuen Auftrag, auch wenn er nicht wusste was ihn
erwarten würde.
Philipp wurde durch ein lautes Geräusch geweckt. Seine Großmutter
stoß die schwere Holztür auf und hastete in sein Zimmer. Mit großen
Augen sah er sie an. „Philipp, du musst jetzt sehr tapfer sein.
Bitte stelle mir jetzt keine Fragen. Steh auf und komm mit mir, wir
haben kaum noch Zeit. Sie haben uns gefunden! Ich wusste, dass sie
uns früher oder später finden würden!“ Er richtete sich auf und
schaute sie mit großen Augen an. „Wer hat uns gefunden?“
stammelte er. Er wurde blass um die Stirn. „Wohin soll ich
mitkommen?“. So hatte er seine Großmutter noch nie gesehen. Ihr
Gesicht war bleich, die Augen voller Angst erfüllt. Ihre Hände
zitterten. „Komm bitte einfach mit, Opa wird dir alles erklären.
Die Zeit rennt uns davon, er wartet im Wetterturm auf uns. Deine
Mutter ist auch schon auf dem Weg dort hin. Um Himmels Willen Junge,
bitte beeile Dich!. Urplötzlich erkannte Philipp den Ernst der Lage,
zog seine Schuhe an und folge Oma Magda hinaus auf den dunklen Flur
des Wohnhauses. Sie eilten die massive Holztreppe hinunter, liefen
den Hauptflur in Richtung Küche entlang und kamen schließlich an
die Hintertür. „Ich will jetzt endlich mal wissen was hier
eigentlich los ist, Oma!“ keuchte Philipp.“Vor wem laufen wir
denn weg? Und was wollen wir im Wetterturm? Ich dachte Opa wäre noch
nicht zu hause. Wenn er jetzt im Turm ist, warum brannte dort dann
als ich schlafen ging das Licht?“ Sie nahm seinen Arm, öffnete die
Tür und lief mit ihm Richtung Turm. Um keinen Umweg zu machen
rannten sie quer durch den liebevoll angelegten Gemüsegarten. Als
sie die Tür zum Turm erreichten vernahm Philipp ein elektrisches
Summen. Das Geräusch war lauter geworden um so näher sie der Tür
gekommen waren. Oma Magda öffnete die Tür und Beide traten ein.
Philipp überkam ein beängstigtes Gefühl. Er glaubte seinen Augen
nicht zu trauen, schaute sich nochmals ungläubig um und stürzte auf
allen Vieren wieder zum Ausgang. „Das...das kann nicht sein.“
stammelte er. Nun stand er wieder kurz vor dem Turm und sah ihn wie
ein Wesen aus einer anderen Welt an. Kurz darauf ergriffen ihn vier
Hände, zogen ihn wieder in den Turm und verschlossen die Tür hinter
ihm. „Junge, bitte versteh doch.“, seufzte Ben. Nun erkannte er,
dass sein Großvater und seine Mutter ihn herein gezogen hatten. „Ich
werde Dir alles erklären, wenn wir drüben sind, aber jetzt fehlt
uns einfach die Zeit dafür!“.
Philipp verstand nun gar nichts mehr. Der Turm war kein Turm. Die
Wände im inneren sahen aus als wären sie aus schwarzen Wasser.
Träumte er denn? Der Raum glich dem aus seinem Traum fast bis ins
Detail. Die Fenster und Türen waren nicht mehr zu sehen. Der Raum an
sich war viel größer als der Turm jemals hätte sein können. Er
schaute auf die Wand. Es schien als würden tausende von kleinen
Wasserscharaden in umgekehrter Richtung vom Boden an die Decke
fließen um dort eine seeartige Oberfläche zu bilden. Noch nie hatte
er die Wand so detailreich gesehen. Es faszinierte ihn obwohl ihm
gleichzeitig schwindelig wurde.
In der Mitte des Raumes stand auf einem dicken Metallsockel ein
ebenso massiver Metallkasten der einem übergroßen Kühlschrank
glich. Allerlei Kabel und elektronische Teile führten in diesen
Kasten oder kamen aus ihm heraus, hunderte von kleinen Lämpchen und
Anzeigen waren am blinken.
„Der Transportkanalisator wird sich nun gleich für Dich öffnen,
stelle Dich einfach mit dem Rücken in die Fassung. Die Maschine wird
sich automatisch deiner Körperform anpassen.“ Verwirrt schaute er
seinen Großvater an. „Was passiert dann mit mir? Was ist das für
ne komische Maschine?“ Er kniff die Augen zusammen und betrachtete
die Maschine genauer.
In diesem Augenblick gab es eine laute Explosion die von außerhalb
zu kommen schien. Dort wo früher einmal die Tür war erschien jetzt
ein dunkler Gang der von einen dunklen Nebelschleier verdeckt
wurde.“Sie haben uns gefunden!“ Auf Ben's Gesicht stand der
Angstschweiß. „Das Tor wurde von der anderen Seite her auf
gesprengt, wir müssen machen dass wir von hier wegkommen! Philipp
rein da jetzt, dies ist unsere letzte Chance!“
Die Kühlschrankartige Riesenkammer öffnete sich und Philipp
stellte sich mit dem Rücken an die Kammerwand.“Bis gleich und hab
keine Angst, mein Junge. Gleich auf der anderen Seite werden wir dir
alles erklären!“ „Die andere Seite?“ , dachte er sich, sah
seine Mutter und seine Großeltern ein letztes mal an, dann schloss
sich die Kammer langsam. Im letzten Augenblick gab es zwei weitere
laute Explosionen und einen hellen Lichtblitz. Seine Mutter schrie
auf. Die Kammer war nun verschlossen, hatte sich mit einem zischenden
Geräusch verriegelt und Philipp konnte vor Dunkelheit rein gar
nichts mehr erkennen. Er stellte nun auch fest, dass er bis auf die
Finger und seine Augen keine Gliedmaßen mehr bewegen konnte. Eine
schaumige schleimige schwarze Masse hatte die Ausbuchtungen in die er
sich mit dem Rücken gestellt hatte komplett ausgefüllt und nur
Hände und sein Gesicht ausgelassen. Langsam hörte er das
elektrische Summen wieder lauter werden, dass ihm schon vor dem Turm
aufgefallen war. Er bekam es mit der Angst zu tun. Er wollte
weglaufen doch konnte er sich keinen Millimeter bewegen. Ein kleiner
Bildschirm mit Anzeigen in einer ihm Fremder Sprache leuchtete vor
ihm in einer orangefarbenen Schrift auf. Links daneben war eine
Schemazeichnung der Kammer und so etwas wie ein Ladebalken der sich
nach Rechts bewegte. Das Summen und Surren wurde lauter, die
dreieckige Öffnung über ihm fuhr zurück und ermöglichte ihm den
Blick auf den schwarzen See an der Decke in dessen Mitte sich nun
eine Kuppel aus grünem Licht befand. Er wollte schreien, doch der
Anblick der Decke raubte ihm den Atem. Die Außenwände der Kammer
begannen sich um Philipp zu drehen, die elektrischen Geräusche
wurden immer Lauter, Blitze zucken an der Decke entlang. Es wurde
unerträglich laut und er konnte nun vor lauter Helligkeit nichts
mehr erkennen, als er mit dem gewaltigen Druck einer Achterbahn in
die Höhe geschossen wurde. Kurz darauf wurde ihm schwarz vor Augen.
Clement Pascal verließ die Schnellstraße 345B und kam nach
einigen weiteren Kilometern Landstraße in Sergy an. Er runzelte die
Stirn. Man hatte ihm aufgetragen sich beim Leitenden Wissenschaftler
des C.E.R.N Projekts in einem der französischen Labors zu melden,
weiteres war ihm noch immer nicht bekannt. Er bog in eine prächtige
Allee ein, auf der aber nichts weiter zu sehen war als große
Forschungsanlagen auf beiden Seiten, jedenfalls vermutete er dies.
Man hatte ihn auf seinem Weg hier her jetzt schon 3 mal kontrolliert
und die Sicherheitsbeamten wurden von mal zu mal finsterer. Der
Schein der prächtigen Anlage trügte und Clement Pascal wusste, dass
der Tag für ihn schon bereits ins Wasser gefallen war.
Er kam an einem Gebäude mit einer auffallenden hohen Kuppel an.
„Rue de Noir 25 – Forschungsstation Sergy Alpha. Hier bin ich
wohl richtig“, dachte er sich und lenkte seinen Wagen in die
Einfahrt der zum Komplex gehörenden Tiefgarage. Er parkte seinen
Wagen, stieg aus und nahm sein Gepäck aus dem Kofferraum. Danach
verschloss er seinen Wagen und ging langsam in die Richtung der
beiden Herren, die ihm in weißen Anzügen gekleidet aus dem anderen
Ende des Parkdecks aus einem Aufzug aus entgegenkamen.
Der rechte von ihnen erhob eine Augenbraue. „Monsieur Pascal
nehme ich an? Ihr eintreffen wurde uns soeben von verschiedenen
Stellen berichtet.“ „So ist es“, erwiderte Pascal. „Vergeben
sie mir bitte meine Manieren, Monsieur, wir haben hier alle gerade
ein wenig viel an der Backe, wenn der Vergleich gestattet ist.“
Mein Name ist Simon Boem und dies ist mein Assistent Ron Blackwater.
„Sehr erfreut“, erwiderte Pascal „Und wie kann ich den werten
Wissenschaftlern weiterhelfen? Sie brauchen mich sicherlich nicht um
sich eine neue Bahnbrechende Formel bestätigen zu lassen“. „Das
eher weniger. Ich informiere sie auf dem Weg in die Zentrale“
erklärte Boem und winkte mit einer Handbewegung ab, „Wir möchten
sicherstellen, dass vor dem nächsten Abschuss keine weiteren
Zwischenfälle mehr passieren“. Sie hatten Parkdeck 2 hinter sich
gelassen und befanden sich nun im Aufzug in eines der Obergeschosse.
Zwischenfälle, darauf hatte sich Pascal natürlich am meisten
gefreut. Gerade noch rechtzeitig war er vor knapp zwei Wochen dem
Nordkoreanischen Regime mit geheime Plänen zum Bau von Nuklearwaffen
entkommen und nun stand ihm schon die nächste heikle Situation
bevor. Das C.E.R.N Projekt wurde Anfang der sechziger Jahre von
verschiedenen europäischen Staaten ins Leben gerufen und
beschäftigte sich mit der Erforschung von Energiequellen. Man baute
riesige, kilometerlange Tunnel in Kreisform unter dem Testgelände.
Dort wurden dann kleinste Partikel aufeinander geschossen um diese zu
spalten und zu Energie machen zu können. Ein Teil dieser
Versuchsanlage stand in Frankreich, doch der Hauptteil von über 80%
steht auf der Schweizer Seite in nähe der Stadt Genf, soweit war
Pascal bereits von Adama Rougé informiert worden.
Aber was konnte bei einer so gewaltigen Anlage als Zwischenfall
aufkommen? „Wir haben bei diversen Testläufen einen immensen
Abfall der Energiewerte aufgezeichnet,“ ergriff Beom wieder das
Wort und zerriss Pascals Überlegungen. „In 40% der Fälle kommt
sogar überhaupt keine Energie bei uns an. Deswegen möchten wir,
dass sie mit ihren außerordentlichen Spionagefähigkeiten den
Tunnelring absuchen. Ist so etwas denn nicht eine Aufgabe für die
Wissenschaft?“, fiel ihm Pascal ins Wort und hob eine Augenbraue .
Im Normalfall gebe ich ihnen da vollkommen recht, Monsieur, aber hier
ist die Wissenschaft eindeutig am Ende. Wir haben unwiderlegbar
festgestellt, dass die Energie zwar entsteht aber dann einfach
außerhalb des Leitungssystems verschwindet. Und Messfehler
beziehungsweise defekte Geräte sind ausgeschlossen? Ja, Monsieur,“
antwortete Boem und zuckte mit den Schultern. Dabei schob er mit dem
Zeigefinger seine dicke runde Brille zurück auf die viel zu große
Nase. „Dafür brauchen wir ihre Hilfe Monsieur. Sie müssen den
Tunnel an seiner Oberfläche ablaufen um Einwirkungen von außen
ausschließen zu können. Wann können Sie aufbrechen?“ Sie sahen
ihn erwartungsvoll an. „Wenn es die Herren wünschen sofort.“
entgegnete Pascal lässig.
Er packte seine Ausrüstung zusammen und zog seinen Tarnanzug an.
Das Nachtsichtgerät, mit dem er eher einem Actionheld aus einem
Computerspiel als mit einem Geheimagenten glich saß auf seiner Stirn
und wartete auf seinen Einsatz. Gerade erst hatte die Dämmerung
eingesetzt und er würde es noch nicht benötigen. Er hatte den
Forschungskomplex mit einem hauseigenen Geländefahrzeug verlassen
und war bis an den Rand des Tunnelrings vorgefahren, der oberirdisch
mit Fähnchen und Warnschildern abgegrenzt war. er keine größere
Straftat begangen, doch wollte er sich den Papierkram und die
Befragungen doch lieber ersparen. Das C.E.R.N. Projekt war zwar
eigentlich ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Staaten, doch hatte
die französische Regierung hin und wieder ihr eigenes Projekt
geplant und verwirklicht. 299 792 458 Kilometer pro Sekunde
aufeinander treffen erscheint selbst mir etwas fragwürdig.“ Er
beschloss es dem Forschungskomplex zu melden und setzte seinen Weg
fort. Den See Umgang er auf der linken Seite und verspürte eine
eigenartige Kälte, als er an ihm vorbeiging. Wieder setzte er seinen
Weg durch die Schneise fort, fand bis auf ein im freien kampierendes
Pärchen nichts Verdächtiges.
„Boem an Agent Pascal! Boem an Agent Pascal!“, krächzte es
aus dem Funkgerät. „Hier Pascal, was gibt es Neues“?, wollte
Pascal wissen und erhoffte sich neue Erkenntnisse. „Bei uns
weiterhin nichts. Der Sicherheitsdienst wurde losgeschickt um das
Pärchen weg zuschicken. Der von ihnen gemeldete Anstau von Wasser im
nördlichen Planquadrat hat uns allerdings sehr nachdenklich
gestimmt. Wir möchten, dass sie nochmals an diese Stelle
zurückkehren und diesen sogenannten kleinen See bei aktiven
Protonenkolider beobachten.!“ das Funkgerät verstummte jäh. Boem
hatte sich irgendwie eigenartig angehört. Fast als hatte er Angst
vor etwas gehabt.
Pascal beschloss seine neuen Anweisungen auszuführen und lief
weiter. Er kam wieder an dem Hof vorbei, nur musste er nun sein
Nachtsichtgerät benutzen um noch etwas sehen zu können. Es war ein
tolles Gerät und faszinierte ihn immer wieder aufs neue. Kaum hatte
er es über die Augen gezogen und aktiviert, wurde die Nacht zum Tage
gemacht. Die Technik machte es möglich bei Dunkelheit annähernd so
gut zu sehen wie am Tage. Vereinzelte kleine Lichtpunkte sah man im
Dunkeln sehr deutlich, so wie er es zum Beispiel am Wetterturm des
kleinen Hofes entdecken konnte. Nach einigen Metern kam er an die
Stelle an dem eigentlich der See erscheinen sollte. Nur war dort kein
See. Bei näherem betrachten sah Pascal eine eigenartig aussehende
Metallkiste auf der Oberfläche an der sich eine Art schwarzer
Schleim von unten nach oben bewegte. Des weiteren ragten einige
Antennen und Kabel aus dem Kasten und bizarre Summlaute wurden
wahrnehmbar.
Ihm wurde wieder ganz kalt und er nahm die Nachtsichtbrille ab. Er
traute seinen Augen nicht, als er feststelle dass er schon bis zu den
Knien im eiskalten Wassers des Sees stand. „Moment mal!“, dachte
er sich. „Der See ist wieder da? Ich glaube so langsam hab ich eine
Ahnung was hier gespielt wird.“ Er genoss seinen kleinen Erfolg,
zog wieder die Nachtsichtbrille wieder über sein Gesicht und freute
sich über den erneuten Anblick des seltsamen Kastens. Der See war
wieder verschwunden, doch die Kälte die er an der Stelle verspürte
wo er das Wasser noch eben sah blieb. „Ein Tarnfeld!“, schoss es
ihm durch den Kopf. Die Labore des DGSE arbeitete nun schon seit
Jahren an genau solch einem Versuch, Gegenstände vor unliebsamen
Blicken zu schützen, doch das was er da vor sich sah war den
Versuchen im Labor um Jahrzehnte wenn nicht Jahrhunderte voraus.
Er sah, dass einige der dickeren Kabel in Richtung des Hofes
verliefen und er beschloss ihnen zu folgen. Auf dem Weg zum
Wetterturm, auf den die Kabel ohne Zweifel zusteuerten, auch wenn sie
von dem demjenigen, der sie dort versteckt hatte ziemlich gut getarnt
worden waren, erstattete Pascal über Funk Bericht bei
Chefwissenschaftler Simon Boem.
„Sie haben WAS entdeckt?“ kam eine aufgeregte Stimme aus dem
Funkgerät. „Der alte Hof im Norden bei Planquadrat 7 sagen Sie?
Pascal war überrascht eine ihm unbekannte und sehr donnernde Stimme
zu hören. „Bleiben Sie an Ort und Stelle, Wir werden uns der Sache
persönlich annehmen!“ Die unbekannte Stimme verstummte und das
Funkgerät war wieder ruhig. Pascal verstand die Welt nicht mehr. Die
Sache kam ihm immer mysteriöser vor. Wer war nun wieder der fremde
Mann am Funkgerät gewesen und was war mit Simon Boem geschehen?
Er sah in der Ferne drei Fahrzeuge in den Feldweg einbiegen. Die
Nachtsichtbrille hatte er wieder aufgezogen. Er hatte beschlossen
seine Stellung zu verlassen und näher an das Haus heran zu
schleichen. Er war mit Leib und Seele Agent und würde im finalen
Schritt bestimmt nicht zurücktreten und Anderen die Aufklärung
überlassen. Er legte einen Teil seiner Ausrüstung ab, verschnaufte
noch einen kleinen Moment und bewegte sich dann zielstrebig Richtung
Hof. Als er sich bis auf wenige Hundert Meter genähert hatte sah er
vom Hauptgebäude aus zwei Personen zum großen Wetterturm laufen. Er
beeilte sich, die zwei Gestalten schienen es sehr eilig zu haben. Sie
hatten bestimmt etwas zu verbergen, dessen war er sich so gut wie
sicher.
Nachdem er seinen Weg durch einige Büsche und an einem Rapsfeld
hinweg vorbei fortsetze, kam er fast zeitgleich mit den drei
Fahrzeugen an den Gebäuden an. Er war hinter einem Gatter in Deckung
gegangen, da er beschloss die Situation erst einmal aus der Ferne zu
beobachten. Er machte es sich hinter seiner neuen Stellung gemütlich
und beobachte die Fahrzeuge durch sein Nachtsichtgerät. Es waren
Militärtransporter. Drei Militärtransporter voller Elitesoldaten
einer ihm fremden Armee, soviel konnte er erkennen. Von den zwei
Personen war niemand mehr zu sehen nur in dem Turm konnte man durch
Fenster und Türspalten einen hellen Lichtschimmer erkennen.
„Sofort die Tür zum Turm öffnen!“, brüllte der größte der
24 Männer einen der anderen Soldaten an. „Wenn die Tür verriegelt
ist, sofort auf sprengen, wir haben keine Zeit! Diesmal dürfen sie
uns nicht entkommen, oder es war alles umsonst!“ Jawohl Regent
General Jazurok! Für den Ruhm und die Ehre von Kenuron! Er strich
sich durch sein gelbliches kurzes Stoppelhaar. „Meine Befehle sollt
ihr ausführen ihr Hunde! Oder muss ich euch wieder Nachts in die
Brutstätten von Gu'koshs schicken um eure Arbeitsmoral zu
steigern!?“ Seine Stimme klang wutentbrannt und wie ein lautes
tiefes Donnern, welches selbst Clement Pascal für den Bruchteil
einer Sekunde hinter seinem Gatter zusammen zucken lies.
„Materiedetonatoren platziert, Countdown aktiviert!“ ,teilte
einer der Soldaten lautstark mit. Gerade versuchte Pascal die Lage
Richtig zu erfassen als ihm ein heftiger Lichtblitz gefolgt von zwei
lauten Explosion die Sinne raubte. Das helle Licht, dass durch die
Brille noch verstärkt wurde lies ihn laut aufschreien und ihn hinter
seiner Deckung zusammensacken.
„Wir haben den Agenten des DGSE gefunden, Regent General.“,
hörte Pascal einen der Soldaten schnaufen. Sein Kopf schmerzte noch
höllisch und das Denken viel ihm schwer. „Paralysestrahl, fesseln
und mitnehmen!“ hörte er die heftige Stimme des großen Mannes auf
ihn nieder donnern. „Er sollte außerhalb seine Befehle abwarten,
nun wird er für seinen ungehorsam bezahlen und dem neuen großen
Imperium als Forschungsmaterial dienen!“. Er drehte sich um und
rieb sich die Hände. Dann strich er sich ein weiteres Mal durch die
Haare und verschwand hastig im inneren des Turms. Dies war das letzte
das Pascal etwas von dem Geschehen um sich herum mitbekam. Sekunden
darauf traf ihn ein rötlicher Strahl am Oberkörper. Er krümmte
sich vor schmerzen, sackte ein weiteres mal auf den Boden und wurde
Bewusstlos. Die Soldaten packen ihn an seinen Füßen und
verschwanden mit ihm ebenfalls im inneren des Turms.
Philipps Schädel schmerzte stark. Eigentlich schmerzte nicht nur
sein Kopf sondern sein gesamter Körper. Er Versuchte seine Augen zu
öffnen, doch sie taten ihm weh. Er spürte einen warmen sommerlichen
Windhauch in seinem Nacken und er versuchte sich in dessen Richtung,
nämlich auf die linke Seite zu drehen. Seine Bewegungen schmerzten
noch immer, aber es gelang ihm nun ohne Mühen sich ganz um
zudrehen.„Das kann doch nicht wahr sein.“, stammelte er und
blickte Fassungslos auf das große Loch der Turmruine, welches einen
Blick auf eine gewaltige mit Gras bewachsenen Hügellandschaft
preisgab. „Wo bin ich hier nur gelandet?“. Er hielt sich die Hand
an den noch immer schmerzenden Kopf und richtete sich langsam auf.
„Was ist nur mit mir passiert, und wo sind die Anderen?“ Nun nahm
er allen Mut zusammen und trat durch das gewaltige Loch hinaus ins
Freie. Seine Augen schmerzten und der Atem stockte ihm ein weiteres
Mal, als er die zwei großen orangefarbenen Sonnen im dunkelgrünen
Himmel stehen sah. Er vernahm auf einmal einen süßlichen Geruch in
der Luft, der ihm beinahe so vor kam, als würde man in der
Weihnachtszeit zu Hause Plätzchen backen. Fast wie in Trance stand
Philipp fast für eine ganze Minute im inneren des steinernen Turms,
bis er auf einmal bemerkte, dass es auf der Oberfläche seiner
rechten Hand zu jucken begann. Noch ehe er wusste was mit ihm
geschah, fühlte er sich auf einmal sehr müde und entkräftet. Er
hatte das Bedürfnis sich auf den Boden zu legen und die Augen zu
schließen, doch bevor er reagieren konnte wurde ihm schon schwarz
vor Augen und er sackte auf dem grauen Steinboden zusammen.
Kapitel Drei – Einer ist immer der Dumme
 
Glimron Flinkfuß saß am Küchentisch und schnürte sich hastig
die Schuhe zu. Er war fast zwei Meter groß (wobei seine beiden Beine
etwa zwei drittel seiner gesamten Körpergröße ausmachen), hatte
dunkelblondes zerzaustes aber dennoch gepflegtes Haar und trug den
blaugrünen Dienstoverall den er über alles hasste.Vor ihm auf dem
großen schweren Eichentisch lag ein Brot mit einer blauen Paste
bestrichen auf einem weißen Porzellanteller, der am Tellerrand einen
blauen Strich als Verzierung hatte. Glimron hatte erst einmal von dem
Brot abgebissen, Krümel lagen vor dem Teller. Seine Laune war an
diesem eigentlich recht freundlich anfangenden Tag im Spätwentober
nicht gerade auf ihrem höchsten Stand. Schon wieder hatte ihn seine
selbst gebaute Weckvorrichtung im Stich gelassen und schon wieder
schien er deswegen zu spät zur Arbeit zu kommen. Eigentlich war er
stolz auf seinen Arbeitsplatz. So wie es sich nun mal für einen
Flinkfuß gehörte, hatte er sich in jungen Jahren beim Transportamt
der Hauptstadt beworben, so wie sein Vater und dessen Vater zuvor
auch. Damals vor der Kapitulation war der Dienst als kaiserlicher
Logistiker noch ein ehrbarer Beruf gewesen, doch als die Besatzer
kamen wurde alles verändert und auf den Kopf gestellt. Mehr als ein
Botenjunge war er jetzt nicht mehr. Die neuen Kenurischen Herrscher
hatten sämtliche Einrichtungen auf Mocida umfunktionieren lassen,
alles kaiserliche wurde verboten und nach und nach privatisiert. In
ihm stieg wieder die Wut auf. Er biss ein letztes mal von seinem
Yunbabrot ab und warf den Rest zurück auf den Porzellanteller.
Danach trank er sein Glas mit Hunjupsaft hastig leer und verließ
sein Wohnquartier im zweiten Wohndistrikt des ehemaligen
Regierungsplaneten in Richtung der Hauptstraße. Auf Mocida wurden
seit knapp 15 Jahren keine Regierungsgeschäfte mehr geführt. Seit
der damaligen Kapitulation war der ehemalige Haupt- und
Ursprungsplanet des Mocaidischen Sternenkaiserreichs nichts weiter
als ein enttechnifizieferter Handelsplanet. Um den Rebellen Herr zu
werden wurden damals drei Anti-Tech-Satelliten in die Umlaufbahn von
Mocida gebracht, die sämtliche elektrischen Geräte ausser Funktion
gesetzt hatte.
Gimron kam am Ende seines Stockwerks an. Sein Quartier befand sich
im 25. des 46 stöckigen Wohnhauses. Da auch der Aufzug schon seit
Jahren keinen Strom mehr bekam und nur im Falle eines Umzugs oder
Notfalles manuell per Hand bedient wurden konnte, verschwand er im
dunklen Treppenhaus. Als er im Erdgeschoss ankam und durch die braune
Doppelschwungtür trat, sah er auf seinen Zeitmesser. Er trug ihn wie
jeder andere Mocidaner auch am linken Handrücken. Der Blick
veranlasste ihn dazu, sich noch zügiger in Richtung des Ausgangs zu
begeben. Wenn er sich beeilte, dann konnte er vielleicht noch den
Dampfdruckbus in die Innenstadt erwischen. Die Haltestelle befand
sich etwa zwei Wohnblöcke entfernt und der Bus würde sie in etwa 5
Minuten erreichen. Die gelben Zwillinge, so wie die beiden
Doppelsonnen des Mocidasystems liebevoll von ihren Bewohnern genannt
wurden standen schon hoch am Himmel und gaben ihre wohltuende Wärme
an den Planeten ab. Gimron spürte die sonnigen Strahlen auf seinem
Gesicht. Er lief die Hauptstraße hinunter und bog am nächsten
Wohnblock nach rechts ab.
Auf Mocida waren die Blöcke fast so ähnlich aufgeteilt wie auf
der Erde. Je vier bis sechs Wohnhäuser bildeten einen Block. In der
Mitte jeden Blockes war immer eine Grünanlage vorhanden, in denen
sich zumeist ein Paar Bäume, Bänke und Spielplätze verbargen. Nach
dem Ausfall der elektrischen Systeme versuchte man so gut wie alles
auf Dampfdruck umzustellen, deshalb waren die etlichen Rohre und
Leitungen über und unter den Straßen der Hauptstadt auch nicht mehr
wegzudenken. Gimron war mittlerweile an der Haltestelle, die sich vor
einem Backhaus befand angekommen. An dem kleinen Wartehäuschen
befanden sich noch einige andere Mocidaner, zwei ältere Damen sassen
auf der Sitzbank vor der Haltestelle.
„Zum Glück habe Ich den Bus nicht verpasst“, dachte sich
Glimron und stellte sich zu den anderen Wartenden.
„WO zur Hölle steckt Glimron schon wieder?! Er kommt nun schon
zum zweiten mal innerhalb einer Woche zu spät zu seiner Schicht!“,
brüllte Vontan Jeholza die verdutzt schauende und sichtlich hilflose
Vorzimmerdame an. Sein Kopf war leicht gerötet und Schweißperlen
standen auf seiner Stirn. An seinem Hals sah man meherer Adern
pulsieren.
„Sir, ähm Ich weiß es nicht, ähm vielleicht...“ , versuchte
die Sekretärin die Situation zu enstpannen, doch der
Abteilungsleiter der gesamten südlichen Distrikte Mocidas fiel ihr
sofort wieder ins Wort:
„Natürlich wissen Sie nichts! Sie wissen ja nie etwas! Ich
frage mich langsam warum ich Sie überhaupt noch bei...“, brüllte
Jeholza, doch er wurde von der großen metallenen Eingangstür
unterbrochen, die mit einem hydraulischen Zischen und Dampfen zur
Seite glitt.
 
 
Fortsetzung folgt!
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.02.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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