Andreas Gritsch

a bor Guadl





















Mei Opa is ned ausm Griag hoamkehma, i hobm leida a sonst ned kenalerna derfn, weil nia vo eym gred worn is. Auf grod zwoa Photos hob i eyam gsegn, wiara no a junger Bursch war, aber liaber war a ma ois oider Mo gwesn, der wos vom Lebm vazeyn ko. Des werd da Grund gwen sei, warum i ois gloana Bua recht gern mit de Leid ausm Heim beinander ghogt bin. Voi warns ja nimmer unterwegs, aber in da Mittn vo unserm Dorf hods a Parkbank gebm, do sans gern gsessn und ham an ganzen Dog de Autos im Kreisverkehr nochgschaut. Oana vo dene hod oiwei sei gleiche Zeit ghobd, der hod a nia wos gred, aber de andern ham ma vazeyht, daß er sei ganz Lebm lang, und des warn mindestens 72 Johr, bei uns im Dorf glebt hod, und a nia länger ois drei Wocha weg war. Koana woaß mehr wann er ins Heim kemma is, aber olle wissn, daß er kurz nach seiner Einlieferung as Redn aufekehrt hod.
Oiwei am Dienstag is er zwischen drei und viere auf dieser Parkbank gsessn, manchmoi bin i grod zu der Zeit an eym vorbeiganga, hobn ogschaut in Hoffnung irgendoana Reaktion, aber do is nia wos kema. Ois i dann an am Dog d`Schui gschwänzt hob, weil grod Leibesertüchtigung für die Bundesjungendspiele aufm Plan gschtandn is, bin i durch d´Ortschaft glaffn, hob gor ned an eym denkt, do steh i aufoamoi vor eym und sog so zu mir selbst, jetzt setzt di oafach moi dazua. I eiso an da oana Lehne, er an da andern, koa Blick, koa Wort, aber weg hod a mi a ned gschickt. So samma do na für zwoa Stunden gsessn, ohne Redn, aber doch mit irgendoam Verständnis. Na is er aufgstandn und wegganga, I woid a scho weg, do draht a si um, lächelt milde, und is weider hoam ins Heim ganga.
Daraufhin samma immer wieder midanand schweigend auf der Parkbank gsessn, gern häd i irgendwos vo eym erfahrn, aber i hob mi ned draud zum frogn. Irgendwann sann na de Jugendspiele kehma, deswegn hob i na a zeitlang ned bei eym sei kehna. I hob ohne jegliche Ertüchtigung dabei den dritten Platz im Weitsprung erreicht, dafür a Urkunde griagt, die i eyam glei am nächsten Dienstag zogn woid, aber leider war er ned do. Deswegn bin i na ins Heim um mi wegn eyam zu erkundigen. Die Betreuerin hod ma gsogt, dass er im Moment ned guad beinand is und mi gfrogt, ob i sei Enkelkind bin. Ois des a andere Bewohnerin keyht hod, is de ins vazeyhn kehma. Sie hod gmoand, daß er sei ganz Lebm lang a Eisenwarengeschäft im Dorf ghabt hod des eigentlich recht guad glaffn is, aber glücklich is a nia gwoarn. Mit seim Sohn, der recht fria scho Vater gworn is, hod a sich zerstritten, aber ois a sein Enkel des erste moi im Arm ghabt hod, sans wieder zammkehma. Doch ois da gloane drei war und sei Sohn neinzehn, hobm beide an schweren Autounfall ghabt und san kurz danoch vastorbm.
Er seybst hod si nur durch sei Frau am Lebm hoidn kehna und hod ogfanga in seim Geschäft oiwei Süßigkeiten zu verteilen, um wenigstens manchmoi Kinder zum segn. Weil de Kinder gwußt ham, daß er seine eigenen verlorn hod, sans gern zu eyam ganga, manche sogar bis ins Erwachsensein, am End mit dem eignen Nachwuchs. I wär oiso genau in dem Alter gwesn wia sei Enkelkind, des war unser Verbindung. I bin wochenlang danach jeden Dienstag an der Parkbank vorbeiganga, ohne daß er do war. Ois i scho langsam de Hoffnung aufgebm hob, is er na doch noch an oam Dog wieder do gwesn. Oiss war wia vorher, mia san beinandergsessn, er an der oana, i an der andern Lehne und koana hod wos gsogt. Nur desmoi, ois a aufgstandn is, hod a mi ogschaut bevor er hoamganga is, hod in sei Manteldaschn griffn, a kloane Tüttn mit Süßtigkeiten rauskoiht und mia davo a bor Guadl gschenkt...

































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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.03.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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