Bodo Mario Woltiri

In der Schwebe halten

Gedanken zur Fastenzeit aus der Vogelperspektive

 

Die Schwebe halten. Wissen Sie, was mit einem Vogel passiert, der die Flügel einzieht? Natürlich: er stürzt ab. Sicher, es kann auch den Grund haben, wenn er ein Raubvogel ist, dass er sich auf die Beute stürzt. Aber im Normalfall fliegt der Vogel. Mal schwingt er sich höher, mal gleitet er gelassen durch die Luft. Denn Luft ist das tragende Element zwischen Himmel und Erde, nicht irgendwelche Bauwerke, die sich von der Erde in den Himmel strecken. Dass das auf die Dauer nicht trägt, hat ja schon der Turmbau zu Babel bewiesen. Dabei ist unser Glaube auch kein Luftschloss!

 

Aber warum erzähle ich Ihnen das eigentlich? Nun, weil wir uns jetzt gerade in diesem Schwebezustand befinden. Denn das ist der Sinn der Fastenzeit: Wir stellen in unserem Leben die richtige Balance zwischen Himmel und Erde wieder her. Wir müssen uns nicht anstrengen und aufgeregt mit den Flügeln schlagen, sondern dürfen uns von Gott tragen lassen. Sofern wir das wollen.

 

Dabei werfen wir viel irdischen Ballast ab: Handys, Computer, Chips – ich meine jetzt Kartoffelchips – alle irdischen Sorgen, die nächste Gala-Ausgabe, die dritte Lebensversicherung usw. usw. Jetzt werden natürlich die Geschäftsleute unter uns aufstehen und sagen: Halt! Was wird denn dann aus dem wirtschaftlichen Wachstum, wer kurbelt denn dann den Konsum an? Sechs Wochen Ausfallzeit, das kann sich doch kein Land leisten!  Kommt darauf an, sage ich. Worauf, fragen Sie mich? Nun, zum Beispiel könnten wir die Dinge mal aus einer anderen Perspektive angehen: indem wir alle Headhunter und Karrieplaner auf Familienberater umschulen, ausschließlich auf erneuerbare Energien setzen, ein Patentamt für gesellschaftsdienliche Erfindungen gründen; indem wir alle Behörden, die gegeneinander arbeiten, abschaffen; jeden Scheidungsanwalt, der eine Ehe rettet, mit einer Prämie belohnen; und indem wir Gottesdienst so erleben, dass Gott uns dient, dass er uns neue Flügel für den Alltag verleiht.

 

Gut, ich höre ja schon auf. Aber glauben Sie mir: es funktioniert ja jetzt schon: Die Sonne scheint auch ohne Ihr Zutun auf das Solardach und sorgt für Ihren Strom. Ihre Familie ist auch heute schon Ihr bester Coach und verbannt Sie auf die Couch zum Nichtstun, wenn Sie mal wieder durchdrehen. „Papa, chill mal“, war eine Zeit lang der häufigste Satz, den meine Kinder zu mir sagten; ganz abgesehen von den Bemerkungen, wenn ich wieder ein paar Gramm zugenommen habe. Das ist die beste kostenlose Diät und Entschlackungskur, die Sie sich vorstellen können. Nicht nur für Männer!

 

Über den Dingen schweben, aber nicht abheben! Das sollte unser Motto sein für die Fastenzeit. Das erfordert nur ein bisschen Fantasie. Aber die haben wir Christen ja sowieso, oder?

 

© Bodo Mario Woltiri 2011

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