Joana Angelides

Strahlende Zukunft, böse Satire

 

 

 

Wie wir wissen, kommt der Strom aus der Steckdose. Wie er da reinkommt, ist ja nicht so wichtig, sagen wir und drehen die Klimaanlage auf.

 

Es ist ja auch so einfach, Schalter umlegen und es wird hell.

 

Gefahr? Rein theoretisch sind die Betreiber eines Atomkraftwerkes voll verantwortlich für die Anlagen und das beruhigt ja ungemein.

Im Falle des Falles  werden sie beteuern, dass sie alle Auflagen erfüllt haben. Was kann man denn dafür, wenn etwas passiert, was eigentlich nicht passieren hätte sollen?  So ein Supergau vielleicht?

Wer kann schon damit rechnen, dass sich Erdbeben ereignen oder ein Ventil platzt?

 

Man kann die Verantwortlichen im Falle eines Unfalles ja anklagen, sie vor Gericht stellen und dann bestrafen. Wenn man sie zu fassen bekommt. Denn sehr oft verschwinden die Chancen, sie zu orten in den Vorschriften, Kompetenzen und Akten

Es bleibt dann eine kollektive Schuld an dem Unternehmen hängen, aber niemand ist namentlich wirklich schuldig! Und die Aufklärung  kann Jahre dauern. Die eventuellen Opfer eines Austrittes von tödlichen Strahlen leben dann längst nicht mehr und das vereinfacht die Sache ungemein.

 

Eventuelle Strafen werden materiell abgegolten, was die Erben freut. Also sind alle zufrieden. Die Toten werden nicht mehr gehört, auch wenn sie irgendwo aus dem Jenseits herüberschauen und eine Träne verdrücken. Ihr Ende auf Erden war jedenfalls strahlend.

 

Der Umstand, dass man Radioaktivität nicht sehen kann, sie auch nicht unmittelbar spürt, fördert natürlich unsere Unbekümmertheit.  Erst wenn sich die Haut von den Knochen ablöst, oder sich Zellen krebsartig vermehren, merken wir plötzlich, dass da was nicht stimmt.

Man wird isoliert, analysiert, therapiert und dann begraben. In einem versiegelten Sag natürlich, damit ja nur nichts nach außen dringt! In jeder Hinsicht.

 

Eventuell erscheint beim Begräbnis ein Vertreter des Kraftwerksbetreibers, eine salbungsvolle Rede wird gehalten und man wird in die Reihe der Helden eingeordnet.

Damit aber ja nur das Gras der Vergessenheit über den kleinen Hügel wachsen kann, gibt es kein Ehrengrab. Im gegenständlichen Falle bräuchte man ja sonst dafür einen eigenen Friedhof, denn bei einem Opfer wird es ja nicht bleiben und ein Massengrab wäre zu auffällig. Am besten, man verteilt die Särge auf einige Friedhöfe, unauffällig und still.

 

Die eventuell Überlebenden werden beruhigt, belogen und unaufgeklärt ihrem Schicksal überlassen. Denn wer weiß wie lange es dauert, bis sich Folgeschäden offenbaren, da sind sicherlich schon andere an den Hebeln der Macht und Schuldige sowieso nicht mehr definierbar.

 

Dafür wird die Geschichte ihre Opfer nicht vergessen, man wird ihnen in den Annalen sicher einige Kapitel widmen und sie als verlorene Generation ehren. Ist doch auch etwas. Ihre Kinder und Kindeskinder werden vielleicht missgebildet oder krank sein. Historiker und die nachfolgenden Generationen   werden  ihre Hände in Unschuld waschen.

 

Und dann wird munter weiter gebaut, wir brauchen ja schließlich Energie um unseren Wohlstand, unseren Luxus und unsere Bequemlichkeit weiterhin zu bewahren um ja nicht auf etwas verzichten zu  müssen.

 

Der nächste Supergau kommt bestimmt und das Rad dreht sich weiter.

Vielleicht wird uns ein Heer von Skeletten, blind und seelenlos aber strahlend überdauern?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.03.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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