Christine Wolny

ICH STELLE MIR VOR.....

anlässlich des großen Leides, das viele Bewohner in Japan getroffen hat. 


Ich liege auf dem kalten Boden einer Turnhalle, bin eines der Opfer, die am 11.3.2011 vom Erdbeben und Tsunami meine Bleibe verloren haben.
Zwar habe ich überlebt. Wie viele mussten ihr Leben lassen, sind ins Meer gespült worden, wurden durch herum fliegende Teile erschlagen.
Mein kleines Häuschen, in dem nichts mehr an seinem Platz steht, musste ich verlassen.
Die beschädigten Atom Meiler in meiner Nähe sind schuld daran.
Mein GOTT, warum hast du uns verlassen?
Gleich drei Unglücke auf einmal.
Das schlimme Erdbeben Stärke 9 hätte schon gereicht.
Danach der Tsunami, der meterhohe Wellen über die Küstenstädte peitschte und so viele Leben auslöschte.
Und nun noch das Elend, das das Kraftwerk in Fukushima  über die Menschen bringt.
Wir sind aufgefordert worden, die Wohnung zu verlassen.
Soll ich mitten im Müll bleiben und versuchen, in meinen vier Wänden weiter zu leben?
Etwas Essbares habe ich noch im Haus. Doch das reicht höchstens für ein paar Tage. Und dann? Es gibt nichts zu kaufen. Alles ist kaputt. Zerstörungen weit und breit. So stelle ich mir eine Mondlandschaft vor.
Begehbare Straßen gibt es nicht mehr. Ich muss über Berge von Müll steigen.
Warum habe ich überlebt?  Vielleicht wäre ein schneller Tod gnädiger gewesen.
Auch solche Gedanken gehen mir durch den Kopf. Ist es ein Glück, überlebt zu haben?
Was ist mir geblieben?
In meiner Tasche, die ich in der Eile zusammen gepackt habe, ist nicht viel. Eine warme Jacke, eine Mütze, etwas Unterwäsche, mein Pass, ein wenig Geld.
Ich sitze auf dem Boden der Turnhalle, die mit Menschen überfüllt ist.
Da und dort weint ein Kind. Menschen laufen herum. Alte Menschen jammern vor sich hin.
Meine Medikamente habe ich nicht gefunden. Es muss ohne sie gehen.
Zum Glück bekommen wir alle eine warme Decke.
Meine Unterwäsche, die sich in einer Plastiktüte befindet, dient mir als Kopfkissen. Gott, bin ich dankbar für meine warme Jacke.
Trotzdem friere ich.
Ein Helfer verteilt Wasser und bringt jedem eine Schale Reis.
DANKE, danke, danke.
Die alte Frau neben mir weint. Ich streichele ihr wortlos den Arm.
Sie schaut mich mit ihren traurigen Augen an.
Wir können uns nicht unterhalten, sprechen wir doch verschiedene Sprachen. Trotzdem verstehen wir uns in unserem Leid.
Vielleicht bringt uns der Schlaf für ein paar Stunden Vergessen.
 
© C.W. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.03.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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