Unsere Kindheit haben wir in Dresden erlebt und somit auch den Luftangriff am 13. Februar 1945. Die ganze Innenstadt war zerstört - in der einen Richtung bis zum Großen Garten.
Durch diesen war Marianne, meine spätere Schwiegermutter, mit einem Soldaten, der gerade auf Urlaub und ein Freund der Familie war, unterwegs. Sie kamen von einer Faschingsfeier mit Bekannten und wollten nach Hause.
Sie sahen hinter sich das Flammeninferno und über sich eine Bomberstaffel, aus der die Flieger Phosphor auf einzelne, erkennbare Passanten auskippten.
Um dem zu entgehen, krochen sie in eines der Wasserrohre, die die kleinen Seen im Großen Garten mit Nass versorgten. Man schrieb ja Februar, und da standen die Seen ohne Wasser.
Marianne und der Soldat krochen rückwärts in ein großes Rohr, so dass sie die Gefahr von außen beobachten konnten. Marianne spürte hinter sich eine Gestalt und sprach begütigend auf diese ein. Daraufhin merkte sie eine warme Berührung. Sie sprach unentwegt weiter:
"Haben sie nur keine Angst, wir warten bis die Flugzeuge verschwunden sind, vielleicht können wir dann sogar ein Stück zusammengehen, usw. usw."
Dann waren die endlos langen, bangen Minuten im Rohr vorbei. Der Soldat sowie Marianne krochen heraus und forderten die noch unbekannte Gestalt auf, ihnen zu folgen.
Sie warteten und warteten ... dann erschien zur großen Überraschung - ein Löwe! Völlig verängstigt und zerzaust. Wollte er sie begleiten? Aber wie sollten sie ihn wieder los werden? Er war dem brennenden Zoologischen Garten am Rande des Großen Gartens entkommen. Aber dann verkroch er sich ganz schnell im Gebüsch.
Als sie weiterliefen, sahen sie viel Elend. Zu Hause angekommen, war nichts mehr wie es vorher war. Alle mussten sich eine neue Bleibe suchen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.03.2011.
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