Wenn ich diesen Vers lese, gehen meine Gedanken weit zurück in die Vergangenheit:
Ich bin ein kleines Kind. Mama steht am Kohlenofen und kocht für uns das Mittagessen. Ich hänge an ihrer Schürze. Doch sie scheint mich gar nicht zu bemerken.
Ich bitte und bettle, sie soll sich mir doch zuwenden, doch nichts geschieht.
Das war ihre Art mit uns Kindern umzugehen, wenn wir ungezogen waren und sie sehr betrübt hatten. Sie strafte uns mit Nichtachtung.
Für mich persönlich war dies die härteste aller Strafen. Luft zu sein für Mama, die ich doch eigentlich so lieb hatte. Ich hätte sterben mögen vor Scham und Trauer darüber, was ich wieder mal angestellt hatte. Ich wünschte mir sehnlichst, sie möge einen Stock nehmen und mir tüchtig den Hintern versohlen. Das war damals die normale Art des Strafens. Zu Hause und auch in der Schule. Damit konnte ich leben. Ich war ungehorsam und bekam den Hintern voll.
Doch diese abweisende Art meiner Mutter, die mir zeigte: Du bist mir nicht mehr wichtig. Du bist Luft für mich!
Das ging über meine Kraft.
Wie anders ergeht es Petrus hier. Er ist Jesus zum Verhör gefolgt, um zu sehen, was mit seinem Herrn geschieht. Doch dann wird er erkannt und leugnet dreimal aufs heftigste, Jesus zu kennen. Da kräht der Hahn! In diesem Moment dreht Jesus sich um und sieht den Jünger an.
Er wendet sich dem Verräter zu. Er hat ihn im Blick. Und Petrus fallen die Worte Jesu wieder ein, die er zu ihm gesagt hat: "Ehe der Hahn kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen." Jetzt kann er nicht mehr. Nun begreift er erst, was er seinem geliebten Herrn und Meister angetan hat und weint bitterlich.
Ob ihm damals aufgegangen ist, das Jesus ihn nicht verstoßen hat? Ich glaube nicht. Jesus hat ihn nicht mit Verachtung bestraft. Er hatte ihn im Blick. Sein Jünger war ihm nicht egal. Er hat ihm schon vergeben. Denn: Er wandte sich um und sah ihn an!
Welch ein Trost kann das für jeden von uns sein. Jesus Augen sind auf uns gerichtet, er hat dich und mich im Blick! Auch wenn wir ihn verleugnen. Wenn uns der Mut zum Gottesbekenntnis fehlt, hat er uns im Blick. Liebevoll und voller Trauer sind seine Augen auf uns gerichtet. Und wir dürfen wissen, wenn wir unser tun Tun bereuen, vergibt er uns unsere Schuld. Und er hilft uns, wieder auf den rechten Weg zurück zu kommen.
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