Helga Schmiedel

Pilz-Zeit

„Ja, jetzt beginnt die Zeit für Pilze, aber es ist viel zu trocken“, so erzählt mir eine Naturschützerin. „Der Waldboden ist durch die vielen heißen Sonnentage zu sehr ausgetrocknet. Und wenn es regnet, so dringt das Wasser meist nicht bis zum Myzel-Geflecht durch“.

Pilze zählen nicht zu den Pflanzen. Sie bilden eine eigene Gattung – die Pilze. Ihr Fadenwesen führt ein verworrenes und finsteres Leben. Was wir sehen ist nur der Fruchtkörper. Ähnlich wie reife Äpfel, die am Baum hängen. Der echte Pilz ist nicht zu sehen, denn dieser steckt als Myzel-Geflecht unter der Erde. Erst wenn er sich fortpflanzen möchte, dann sprießen die Fruchtkörper nach oben. Es werden viele Hunderte von Sporen aus dem Hut freigesetzt und wie feiner Staub weitertransportiert. So vermehren sie sich an anderen Stellen.

Der größte Pilz Europas ist ein Hallimasch. Er wurde 2004 entdeckt, und zwar im schweizerischen Nationalpark im Unterengadin. Das unterirdische Geflecht ist 800 Meter lang und 500 Meter breit. Er hat eine Fläche von etwa 35 Hektar, ungefähr 50 Fußballfelder groß. Seine dicken Fäden haben sich wie Wurzeln durch den Boden gearbeitet. An einigen Stellen bildet er die bekannten Pilz-Fruchtkörper.

Die von den Menschen gesammelten kleinen Pilze, also die Fruchtkörper, stammen von einer so riesigen „Mutter“ ab – und noch dazu von einer, die etwa 1000 Jahre alt ist!

Wissenschaftler sind der Meinung, dass wahrscheinlich das größte und älteste Pilz-Lebewesen der Welt 2.400 Jahre zählt. Ebenso ist es auch ein Hallimasch im National Forrest von Oregon in den USA. Er breitet sich über eine Fläche von neun Quadratkilometern aus! Und er wiegt geschätzte 600 Tonnen!

Mit Sonnenenergie können Pilze nichts anfangen. Ihr Überlebensgeheimnis ist die Chemie. Hochaktive Substanzen helfen ihnen, Nährstoffe und Mineralien aus dem Boden zu lösen. Diese Komplexen Stoffe können für uns giftig, ja sogar berauschend, oder auch sehr nützlich sein. Als Alexander Fleming den Penicillin-Pilz entdeckte, konnten durch ihn viele Krankheiten geheilt werden. Denn durch diesen Penicillin-Pilz können bestimmte Bakterien getötet werden.

Normalerweise können wir die Pilzkörper nicht sehen. Aber es gibt kaum einen Ort, an dem sie, oder vielmehr ihre Sporen, nicht zu finden sind. So musste die Flugzeugindustrie spezielle Filter entwickeln. Diese müssen die Verbrennungskammern vor Pilzsporen schützen, die sich vom Treibstoff Kerosin ernähren. Und sogar im Weltraum bereiteten sie große Sorgen für die Besatzung der russischen Raumfähre „MIR“. Hier machten Pilze die Fensterscheiben der Bullaugen milchig, und die Crew versuchte vergeblich sie zu reinigen.

Viele Mythen und Sagen ranken sich um Pilze, wie um die Hexenringe. Diese breiten sich vom  Mutter-Pilz in der Erde aus – im Kreis in alle Richtungen. An den Enden sprießen dann die Fruchtkörper aus dem Boden. Ein Hexenring ist ein einziger Pilz-Organismus! Die Größe des Ringes verrät das Alter des Pilzes. Diese runden Formen hielt man im Volksglauben für Versammlungsorte von Hexen. Und jedem, der es wagte, die Kreise zu betreten, sollte Unheil drohen.

Heute sind Pilze immer noch geheimnisvoll. Denn diese ältesten bekannten Lebewesen sind noch immer nicht ganz erforscht!

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