Rüdiger Nazar

Frankreich sollte ein neiuer Anfang sein....4...

Am anderen Tag...kam Andre bei uns vorbei mit einer Botschaft von Jille.
Pierro... du brauchst auch nicht mehr arbeiten kommen...da du Rüdiger in deiner Wohnung aufgenommen hast.
Nun standen wir ganz auf dem Schlauch...die Lebensmittel gingen zu Ende und das Geld war auch knapp. Aber eine Zeitlang sollten wir schon auskommen.
Pierro und ich fuhren nach Metz um einen deutschsprachigen Anwalt zu suchen...was würde er wohl kosten ? Wir fanden eine Anwältin die sehr gut Deutsch sprach.
Das wird wohl schwer...sagte diese...sie haben keinen Mietvertrag. Ja ... das war eben das Problem. Jedenfalls würde sie ein Gerichtsverfahren gegen Jille einleiten...wir möchten doch auf Bescheid warten.
Auf der Heimfahrt fuhren wir einige Firmen an um uns vorzustellen...Fragebögen wurden ausgefüllt...die gleiche Antwort...bitte warten...sie bekommen Bescheid.
Zwei Dörfer weiter...kurz hinter....Maizieres le Vic...gab es eine Schuhfabrik...jedem bekannt...Bata. Der Ort hieß Batatown. Ja wir suchen noch Mitarbeiter...sie bekommen Bescheid. Es kam nie  eine Nachricht von Bata.
Im Haus von den Blondets ging es drunter und drüber.  Pierro stand vor seinem Vater stramm...die Ehefrau hatte Angst in den Augen.
Mittlerweile erfuhr ich auch...das der Alte eine Freundin hatte...wo er öfters hinfuhr.
Eines Tages als wir vom Einkaufen zurück kamen...erschrak ich sehr. Die Ehefrau hatte ein blaues Auge und eine bunte Schwellung im Gesicht. Was ist denn das...fragte ich.
Pierre erzählte mir...das seine Freundin da war und sich mit seiner Frau gezankt hätte...da hatte sie zugeschlagen.  Eigentlich glaubte ich das nicht so recht...aber es war je immerhin möglich.
Wochen später erfuhr ich...das es der Alte selber war...weil sie sich weigerte ihm einen Kaffee zu machen.
Tage später war Pierre weg. Er war mit seiner Freundin unterwegs  zur Normandie...Urlaub wie er sagte. Die Ehefrau war erleichtert.
Die Lebensmittel gingen zur neige...vielleicht noch zwei Brote...etwas Wurst...und Käse...den man nicht mehr essen konnte weil er schon Schimmel ansetzte.
Was nun ?
Nachts bekam ich auf einmal Magenkrämpfe...der Notarzt mußte gerufen werden.
Wir schicken einen Krankenwagen. Das wollte ich nicht...aber ich spuckte Blut und der Schmerz war nicht auszuhalten. Der Krankenwagen kam eine halbe Stunde später aus Sarrebourg. Schneller ging es nicht. Oh mein Gott...im akutem Falle wäre ich sicherlich über die Klinge gesprungen. Das hat man davon...wenn man so weit draußen auf dem Lande wohnt.
Ich kam am Tropf. Die Nacht war furchtbar...aber der Schmerz verging. Am anderen Tage wurde ich entlassen...da nicht versichert.
Im Hause war absolut nichts zu essen. Was jetzt.
Gerda rief ihre Oma in Deutschland an ob sie etwas Geld schicken könnte. Es kam kein Geld...dafür aber ihre Oma. Sie brachte Lebensmittel mit. Es war ein Festschmaus und ein Gefühl wie Weihnachten. Drei Tage später fuhr ihre Oma wieder zurück.
Hinter dem Bauernhof war eine alte Backstube...ein richtiger alter Backofen mit Holzschieber...so um das Brot in den Ofen zu schieben und wieder heraus zu holen. Aber der Raum war voller Schutt. Aus Langeweile begann Pierro und ich diesen leer zu räumen. Wir wollten das Haus auf Vordermann bringen und etwas wohnlich machen.
Ich verputzte auch die Wände in der Küche...der auch gleichzeitig als Wohnraum diente.
Jedes Zimmer hatte einen Holz-Bollerofen. Im Vorraum war ein Kamin. Dieser war so gewaltig...das man Holzstämme von  einem Meter Länge hineinstecken konnte.
Dann kam ein Anruf. Pierre war wieder auf dem Rückwege . Die Frau von ihm erschrak sehr und verstummte.
Sie packte eilig  einige Sachen und war weg. Wir wußten nicht wohin.
Im Frauenhaus in Metz...meinte Pierro...da ist Mutter wohl hin.
Die Frau tat mir so leid. Einen Tag später war Pierre wieder da...mit seiner Freundin.
Sie sprach Deutsch...Elsässerin. Sie war sehr sympathisch. Es dauerte nur einige Stunden um klar zu werden...daß auch sie Angst vor Pierre hatte ...und ihm hörig.
Sie blieben nur einige Tage....weil er etwas  in Dieuze erledigen mußte...dann waren sie wieder weg...Richtung Normandie.
Pierro vermißte seine Mutter. Komm`sagte er...wir fahren nach Metz zum Frauenheim.
Ich schaute auf meine Tanknadel. Hm...lange konnte ich nicht mehr fahren...aber wir fuhren. Und ? Ja...sie war im Frauenheim. Sie hatte Angst in den Augen. Kommt ihr mit Pierre ? Nein...wir sind alleine. Sie atmete auf. Gott sei Dank.
Im Vorzimmer saßen noch andere Frauen...alle von zuhause geflüchtet...die meisten weil sie zuhause von ihren Ehemännern Prügel bekamen.
Eine etwas jüngere wechselte Blickkontakt mit Pierro...er war hin und weg...und sie war schwanger...das Bäuchlein war schon zu sehen.
Als wir nach Stunden den Heimweg antraten...fuhr sie mit. Auch noch eine Freundin von ihr...die mir verliebte Blicke zuwarf. Pierro sagte mit keiner Silbe...das ich zuhause eine Freundin hatte die wartete...!  Er machte sich einen Spaß daraus und fand es lustig.
Als wir wieder am Hof ankamen...war Gerda natürlich sauer...und die andere...ihre Kinnlade klappte nach unten. Sie schimpfte mit Pierro...der sich dann kaputt lachte.
Wir saßen im Wohnraum...und Gerda und das Mädchen beäugelten sich wie lauernde Katzen. Und ich...ich kam mir wie ein Verurteilter vor...was hatte ich denn falsch gemacht?


                                                                                                      Rüdiger Nazar
                                                                                                       16.April 2011
                                                                                                   melvin6@gmx.de






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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.04.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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