Rüdiger Nazar

Frankreich sollte ein neuer Anfang sein...9...

Ich gebe zu...jetzt hatte ich schon Angst.
Gut daß die Türe abgeschlossen war. Von unten hörte ich laute Gespräche und Geschreie.
Etwas wurde umgeworfen...etwas prallte auf den Boden...aber ich wollte nichts mehr sehen...
nichts mehr hören. ...es reichte für heute.
Ich schlief die ganze Nacht nicht...horchte ob sich etwas unserer Türe nähern würde.
Einen dicken Knüppel hatte ich neben meinem Bett gelegt...für den Fall der Fälle.
Die Nacht war ruhig...gerda schnarchte.
Am anderen Morgen war ich als erster unten. Pierro und Freundin saßen schon am Tisch.
Und sagte ich...was ist ? Erst jetzt sah ich...das Pierro grün und blau im Gesicht war.
Dieses feige Schwein hatte sich an seinem Sohn vergriffen...als Rache dafür...das er gegen mich nicht ankam. Oh...das tut mir so leid...sagte ich ihm. Egal sagte er...nicht das erste mal...
und zuckte die Schultern. Seine Freundin weinte.
Wo ist dein Vater ? Weg...sagte er...vermutlich wieder Richtung Normandie...mit Freundin.
Kaffee hatten sie...oh Wunder...dagelassen. Kaffee...oh wie gut der heiße Trank tat.
Heute gehen wir angeln sagte ich...ich habe Hunger...und ihr sicherlich auch.
Ich sah das die abgenagten Knochen der Hähnchenflügel auf dem Tisch lagen. Pierro hatte
sich an den Resten gütlich getan. Etwas wie Mitleid quoll in mir auf...armes Schwein dachte ich. Aber uns ...und mir ging es auch nicht besser.
Nachts hatte ich Alpträume...von gebratenem...von frischem Holländerkäse...gekochtem Schinken...oh...mein Gott...das Kopfkissen war von Speichel morgens total naß.
Ja sagte er...wir gehen heiute Angeln. Gerda kam herunter...guten Morgen.
Sie war sehr tapfer...und mir schoss es durch den Kopf...was hatte ich diesem jungen Mädchen...dieser jungen Frau...nur zugemutet...nur angetan ? Sie sollte wohl in ihrem Alter jetzt irgendwo in einer Diskothek rumhüpfen...und nicht hier in Frankreich hungern.
Aber es war ihre Entscheidung...sie wollte mit nach Frankreich...die Aussichten auf eine Geflügelzucht waren reizvoll.
Wir Frauen gehen spazieren sagte sie...geht ihr nur mal angeln...viel Glück. Von den Handgranaten wußten sie nichts. Die würden bestimmt erstaunt schauen...dachte ich...wenn wir mit Tüten voll Fischen nach Hause kommen würden.
Die Handgranaten wurden in eine Leinentasche gepackt..und wir gingen los.
Das Wetter war frostig schön...aber es regnete nicht. Am See angekommen kamen mir Zweifel. Hoffentlich würde es nicht auffallen ? Aber nein...es konnte nicht...da die Detonation ja unter Wasser war...also lautlos...mehr oder weniger.
Wir standen am Ufer...ich die Granate in der Hand...und mir war nicht wohl zumute.
Kein Mensch weit und breit...also los.
Ich zog der Stift des Zünders...zweiundzwanzig...dreiundzwanzig...vierundzwanzig...und warf die Granate is Wasser. Mit einem Glucks ging sie unter. Ein oder zwei Sekunden...dann müßte die Detonation erfolgen.
Nichts geschah...Schweiß stand iuns auf der Stirn.
Was war los ?  Fehlzündung...verzögerte Zündung ?  Nichts geschah.
Aber wir hatten ja noch eine. Ich zog den Stift und warf. Einundzwanzig...zweiundzwanzig...dreiundzwanzig...nun endlich... bumm.
Meine Augen waren nur noch kleine Schlitze...Pierro zuckte die Schultern...nichts geschah.
Es schoss mir durch den Kopf. Pierre...der alte...wollte sich vor seinem Sohn nur wichtig tun...mit den Handgranbaten... es waren vermutlich nur entschärfte...so als Souvenier der Militärzeit.
Pierro sagte...vielleicht haben sie in der feuchten Erde im Garten gelitten.
Nein sagte ich...niemels. Man findet heute noch Granaten aus dem zweiten Weltkrieg...die immer noch scharf sind und explodieren...viele unvorsichtige sind dadurch schon zu Schaden gekommen oder gestorben.
Er sah sehr zerknirscht aus...aber auch ich...keine Tüte voll Fische....also weiter Hunger schieben.
Die Frauen warteten zuhause...und ? Nichts...sagte ich...sie haben nicht angebissen.
Gerda holte die restlichen Kartoffeln hervor...na dann mal Mahlzeit. Sie schälte sie...und ab in den Kochtopf. Wo hast du die Schalen gelassen fragte ich. Sie sah mich verwundert an. Wo denn schon...im Mülleimer.
Ich holte sie wieder heraus...wusch sie sauber...und legte sie in eine Schüssel voll Wasser...die ich dann im Kühlschrank stellte.
Die Freundin von Pierrto verzog das Gesicht. Ihr werdet euch wundern sagte ich...übermorgen gibt es Pommes. Alle lachten...ein Lachen der verzweiflung.
Weißt du was...sagte Pierro...Morgen gehen wir raus...wenn es dunkel ist. Wieso fragte ich?
Auf den Weiden stehen Schafe und Ziegen . Aha sagte ich...und ? Er nahm ein langes Messer aus der Schublade ..wetzte es an einem Stahl...und hielt es sich an den Hals.
Oh mein Gott dachte ich...auch das noch...aber ich hatte irgendwie keine Einwände...der Hunger war zu groß.
Er war gelernter Kopfschlächter  in einem Schlachthof. Er sollte es wohl machen...ich konnte soetwas nicht.
Des Nachts träumte ich davon und wachte schweißgebadet auf...na dann mal gute Nacht.


                                                                                                       Rüdiger Nazar
                                                                                                       20.April 2011
                                                                                                   melvin6@gmx.de
















 

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