Ich starrte ihn stumm an. Unfähig, ein Wort sagen zu können.
In meinem Kopf herrschte totale Leere. Kein Gedanke wollte sich mehr formen.
Ich wusste nicht, was los war. Warum ich hier stand und ihn anstarrte.
Das einzige, das ich wusste, war, das ich einen Revolver in der Hand hielt.
Ein kleines schwarzes Ding, das ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte.
Er schien mir auch gar nicht zu gehören.
Er passte nicht zu meiner zierlichen weißen Hand und den abgerissenen Fingernägeln.
Nein, viel eher hätte er in eine große schwere Hand gehört. Am besten in die eines Mannes.
Und dennoch war ich es, die in hielt. In einer äußerst merkwürdigen Position sogar.
Den Arm hatte ich senkrecht ausgestreckt, so das die Mündung des Revolvers
genau auf ihn gerichtet war. Oder viel eher auf seinen Kopf.
Merkwürdig. Sehr merkwürdig. Wie konnte das passieren?
Wie kam es, das ich mit einer Waffe auf meinen Freund zielte?
Ich spürte, wie sich etwas in meinem Kopf regte. Ein Bild...
Langsam nahm es Form an. Wurde immer schärfer und schärfer, bis ich es genau
sehen konnte. Ein junger Mann, der auf eine junge Frau einschlug. Immer und immer wieder.
Sie versuchte, sich zu wehren. Ohne Erfolg.
Diese junge Frau war ich. Und dieser junge Mann war... Ich kannte ihn nicht.
Und diese Szene, die sich da in meinem Kopf abspielte, kam mir auch ganz
und gar nicht bekannt vor. Was sollte das? Was tat ich hier?
„Bitte, ich...“ Erschrocken fuhr ich zusammen. Mein Freund hatte sich aufgerichtet
und starrte mich mit angsterfüllten Augen an.
„Es tut mir so leid...Ich wollte das nicht. Ich war betrunken. Ich..“
„Was wolltest du nicht?“ fragte ich, mit einer erstaunlichen Ruhe in der Stimme.
Verwirrt sah er mich an. „Ich wollte dir nicht weh tun.“
„Du hast mir weh getan?“ wiederholte ich überrascht.
Er schwieg.
Krampfhaft versuchte ich nachzudenken. Mich zu erinnern. Aber es ging nicht.
Es schien, als ob ich nichts hätte, woran ich mich erinnern könnte.
Da war nur dieses Gefühl...Dieser abgrundtiefe Hass...
Mein Blick ging wieder zu dem Revolver.
Ich wusste nicht, warum ich ihn hatte und woher.
In diesem Moment wurde mir nur eins klar, das ich ein wunderbares Spielzeug in
der Hand hielt.
Und das ich auch mit ihm spielen würde...
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.02.2003.
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