Klaus Buschendorf

Gott und die Welt. Religionen - Kultur, Opium, Machterhalt?

Ein unlogisches Erstes Gebot – warum gibt es das? Nichts in der Welt ist ohne Zweck. Wer das aufgeschrieben hat, verfolgte damit ein Ziel. Nun ist ja die Bibel Gottes Wort, auch wenn Menschen diese Worte aufgeschrieben haben, so waren diese Menschen nur seine Werkzeuge. So habe ich das als getaufter Christ in Christenlehre und Konfirmationsunterricht gelernt. Daran zu zweifeln lernte ich viel später.

Wann erhielten die Menschen die Gebote? Die Juden hatten sich aus der Knechtschaft Ägyptens gelöst und zogen durch die Wüste Sinai. Diese Menschen kosteten die Freiheit aus und taten zunächst, was in jeder vorher unterdrückten Gruppe geschieht: Sie schlugen über die Stränge. Ihr Führer Moses sah Notwendigkeit zum Handeln und brachte die Gebote – das waren Grenzen, notwendig, damit eine Gemeinschaft funktioniert. Wir Heutigen sollten uns überlegen und vor Augen führen, dass vor den Geboten all das erlaubt war! Aber mit Anarchie als Grundlage kann keine größere Gemeinschaft funktionieren. Nun gab es die Gebote, Grenzen – das war auch Kultur in den Beziehungen der Menschen untereinander. Das war auch Zwang – und zum ersten Mal erlebte diese Volksgruppe, dass Freiheit und Zwang zusammenwirken, dass beide immer da sind. Vergessen wir Heutigen das nicht!

Als „auserkoren Volk Gottes“ hatten ihnen Jahwe (oder Jehova, man schrieb damals nur Konsonanten auf) ein „Gelobtes Land“ hinter der Wüste versprochen. Sie fanden es und sahen: Da lebten schon Menschen. Was tun?

In der Bibel finden wir keine Hinweise, ob man friedliches Einigen versucht hat. Moses Nachfolger Josua behauptete vor seinem Volk, Gott habe angewiesen, mit Feuer und Schwert jeden Menschen zu vernichten, der ihrer Landnahme wehren wolle. Wo blieben da die Gebote? Du sollst nicht töten! Du sollst nicht begehren Deines Nächsten …! Im Umgang mit „Fremden“ wurden sie ignoriert, sozusagen auf „völkerrechtlicher Ebene“.

Ist Ihnen schon einmal aufgegangen, wie in alten christlichen Liedern die Worte „Herr“, „König“, „Gott“, „Vater“ völlig durcheinander gehen? Hier kommt die Unlogik des Ersten Gebotes im praktischen Handeln zum Vorteil des „Herrn“ – ob er nun Vater oder König ist – Du sollst keinen anderen … haben neben ihm! Folge Josua, damals im „Gelobten Land“, keinem anderen! So lautet die Botschaft praktisch für den einzelnen Menschen!

Hier finden wir die Wurzel für das „Gottesgnadentum“ der Fürsten, die Machtgrundlage für das ganze Mittelalter. Der einfache Mensch braucht nicht nachdenken, er braucht nur Glaube und Gottvertrauen. Und kommen dennoch einmal Zweifel, dann sind „Gottes Wege unerforschlich“, und da wir alle nur „Werkzeuge seines Willens“ sind, ist auch der Trost für begangene Sünden nicht weit. Priester erteilen Absolution nach erfolgter Beichte – und die Welt ist für den Naiven wieder in Ordnung.

Machterhalt – natürlich dient die Religion dem Machterhalt und, wie wir sehen, ist das Opium auch nicht weit. Es greift ineinander und schwer ist es für den einfach Gebildeten, die Grenzen und Zwecke zu erkennen.

Ist das heute alles – so ganz anders? Ist es nicht, behaupte ich. Unsere Josuas (Moses Nachfolger) heißen Bush oder Obama – sie nehmen auf „völkerrechtlicher Ebene“ sich die Freiheit eines Gottesgnadentums, auf die „Zehn Gebote“ zu verzichten! Man folge nicht mehr „dem König“, sondern kämpfe gegen das „Reich des Bösen“ – das ist der ganze Unterschied zum Mittelalter. Und erklären, was „das Böse“ ist, dieses Recht nehmen sich die heutigen Josuas genauso heraus wie damals im fernen Kanaan! Und es gibt viele „Christen“, die das erklären, die behaupten: „Bomben und Beten, das geht!“

Das sind für mich keine Christen. Gott hat die Gebote für alle Lebenslagen gegeben und die „völkerrechtliche Ebene“ nicht ausgenommen! Echte Christen haben freilich das Recht auf Selbstverteidigung. Wer das als gerechten Krieg bezeichnen will – bitte, das ist nur eine Wortwahl für eine Sache, die nun einmal existiert. Doch am Hindukusch kann ein Christ aus Deutschland nicht von Selbstverteidigung sprechen, ohne von der Religion als Opium beeinflusst zu sein. Religion als Kultur – natürlich, sie hilft, mit seinesgleichen gut miteinander umzugehen. Doch die Religion zu missbrauchen, führt zur Scheinheiligkeit, ob als Machtmittel oder Opium. Das ist nicht im Sinne Abrahams, Moses oder Jesus von Nazareth.      

Hallo,
das ist die Fortsetzung meines Beitrages über "Gott und die Welt - Nachdenken über Menschen und Religionen" aus aktuellem Anlass.
Viel Nachdeneklichkeit beim Lesen wünscht herzlich
Klaus Buschendorf
Klaus Buschendorf, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.06.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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