Klaus-D. Heid

Idiotie

Die Welt steht an der Schwelle zu einem Angriffskrieg gegen den Irak – und Martina jammert sich die Seele aus dem Leib, weil ihr wieder mal der Milchreis angebrannt ist...

Sie glauben gar nicht, wie ich diese Ignoranz weltpolitischer Dramatik hasse! Wie kann man sich nur in nichtigen, unwichtigen und unbedeutenden Kleinigkeiten verlieren, wenn doch in Kürze Bomben Hunderttausende Zivilisten in Stücke reißen werden?

Natürlich habe ich Martina meine Meinung gesagt:

„Glaubst Du tatsächlich, dass ich mir jetzt dein Gejammer wegen Milchreis anhören will? Wie abgestumpft bist Du eigentlich, dass Dich alles kalt lässt, was um Dich herum geschieht? Verschone mich – in Gottes Namen – mit Deinem Milchreisproblem, ja? In meinem Kopf ist für derartige Peanuts kein Platz.“

Martina reagierte genauso, wie sie immer reagiert, wenn sie meine Gedankengänge nicht begreift:

„Musst Du in den Krieg ziehen? Glaubst Du, dass uns hier – in Deutschland – dieser Scheißkrieg auch nur im Geringsten tangiert? Wie kann man nur so bescheuert sein, sich wie ein Geisteskranker aufzuführen, weil die Amis irgendwo in der Welt Krieg spielen wollen...?“

Sie versteht es eben nicht!

Krieg – egal, wo und mit wem – ist so schwerwiegend, dass alltägliche Kleinigkeiten daneben verblassen. Wie kann ich mich denn mit dem Problem des angebrannten Milchreis identifizieren, wenn ich an die armen gebeutelten Menschen denken muss, die ihr Leben verlieren werden?
Soll ich mir vielleicht noch Gedanken darüber machen, ob noch genug Klopapier im Bad liegt, oder ob ich nun doch eine Fernsehzeitung abboniere?

Das Nachdenken über all das Schlimme in der Welt, macht Hunger.

„Gibt’s bald was zu essen, Martina?“

„Steht schon auf dem Tisch, Liebling!“

„Was ist dass denn für eine Pampe? Du glaubst doch wohl nicht, dass ich diesen Fraß fresse, oder? Kannst Du nicht ein einziges Mal Milchreis kochen, ohne ihn anbrennen zu lassen?“

„Lass es einfach stehen – und koch Dir selbst was! Ich hab jetzt echt keine Zeit. Ich denke jetzt erst einmal über ein paar wirklich wichtige Geschehnisse in der Welt nach, Liebling...!“


Diese Geschichte soll den Wahnsinn der Alltäglichkeit beschreiben, in dem Alles nichts - und Nichts alles ist. Sie soll Ignoranz und Oberflächlichkeit anprangern, die sich oft in kleinen Szenen des täglichen Lebens zeigt. Klaus-D. Heid, Anmerkung zur Geschichte

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