Es gibt Sagen und Märchen über die Jägerei, das Wildern, und Geschichten über den Pakt mit dem Teufel, der es ermöglicht, dass ein Schuss zielgenau trifft. Die Kehrseite: In einigen Sagen trifft der Schuss die Geliebte, die Braut, oder einen lieben Menschen: Das ist der Preis für die Hexerei…
Carl Maria von Weber hat zu diesem Thema eine romantische Oper komponiert. Der Text der Oper aber stammt von Friedrich Kind. In einem der Lieder (Chor der Jäger, dritter Akt)beschreibt Kind die Einstellung des Jägers zu seiner Leidenschaft:
Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergügen?
Wem sprudelt der Becher des Lebens so reich?
Beim Klange der Hörner im Grünen zu liegen,
Den Hirsch zu verfolgen durch Dickicht und Teich:
Ist fürstliche Freude, ist männlich Verlangen,
Erstarket die Glieder und würzet das Mahl;
Wenn Wälder und Felsen uns hallend umfangen,
Tönt freier und freud'ger der volle Pokal!
Joho, trallala!
Diana ist kundig die Nacht zu erhellen,
Wie labend am Tage ihr Dunkel uns kühlt.
Den blutigen Wolf und den Eber zu fällen,
Der gierig die grünenden Saaten durchwühlt.
Ist fürstliche Freude u. s. w.
Fürstliche Freude, männliches Verlangen, das sind Worte, die ausdrücken, dass Jagen der Sport der Adeligen war, damals, 1821, als die Oper in Berlin uraufgeführt wurde…
Der Wildschütz, der im herrschaftlichen Revier verbotener Weise ein Reh schoss, um seinen Hunger und den seiner Familie zu stillen, wurde entweder auf der Stelle erschossen oder er wurde als Verbrecher eingesperrt… Dabei hätte er allein die beste Rechtfertigung zu jagen gehabt, nämlich den Hunger…
Jagd ist auch noch heute ein Privileg, kein Breitensport. Ohne Mitgliedschaft in einem Jagdverband, ohne das Ablegen der Jägerprüfung, dem Erwerb eines Waffenscheins geht nichts. Und man braucht Beziehungen: Geschäftsfreunde und evtl. auch das richtige Parteibuch…
Schaue ich mir so eine Treibjagd an, sehe, wie das Wild in möglichst großer Anzahl erlegt bzw. „zur Strecke gebracht“ wird (ein Platz, an dem die Jagdbeute ausgestreckt nebeneinander hingelegt wird), so zweifle ich an der edlen Gesinnung, der Fairness des Jägers dem Tier gegenüber! Da kann auch der Brauch, dem Tier „voller Respekt“ noch einen frisch gebrochenen Zweig ins Maul zu stecken, nichts daran ändern.
Manchem senilen oder halb blinden Jagdgast, dem für entsprechende Gegenleistung das Erlegen eines kapitalen Hirsches, einen Bären oder einer Gämse – in Afrika wohl auch eines Löwen - angeboten wird und dem womöglich noch die Büchse geladen und geführt werden muss, kann ich „sportliche Leidenschaft“ eh nicht unterstellen. Diesem Gast geht es um die Trophäe, dessen Vorzeigen sein Image aufbessern soll.
Kann es vielmehr nicht die Lust am legitimierten Töten sein? – Aber das Waidwerk ist nicht nur Lust, es ist auch blutiges Handwerk: Soll Wildfleisch auf den Tisch kommen, muss das Tier sofort aufgebrochen und ausgenommen werden, sonst schmeckt es schlecht…. Mein „Sport“ ist das Jagen jedenfalls nicht!
…der hier jagt z.B. um etwas zu Essen zu haben. Das ist völlig in Ordnung…