Aus der Ferne ertönt schwach des Krankenwagens Sirenengeheul, das fortan sein Getöse abstößt. Herumstehende Passanten, an der Milz nagend , unterhalten sich über das Wetter. Großstadtlärm, wie mechanisches Summen, rauscht. Hund, der bleibt! Verblutender Androide wird von zwei Programmierern in hellblauen Sakkos abgeführt. Der Sonne Schein blendet.
Er ist nackt, an einem schwarzen, quadratischen Stuhl, in einer Einkaufspassage der Metropole befestigt worden, und spricht mit erhobenen Fäusten. Eine grauhaarige Frau greift mit zitternder Hand zu ihrem Mobiltelefon und ruft den „Service 89“ an. Einige Passanten bleiben stehen. Sie blicken verwirrt zu dem Androiden hinauf.
Androide: «Me – e- ensch wi i i i ird schlaaaafen. Seine Träume – Träume - Träume hatte er ververkauft. Sie ha-haben ihn dazu gezwungeeen – gefoltert haaaben sie ihn, bei-i-i-i Tag und be-e-ei Naacht. Nun schlachten sie-sie-sie dieee Spr- Spr- Spr ache, tauschen Wööörter für Papier um-um. (Er greift sich in den Schritt.) Buchst-st-staben, vergewaltigt! Die Büch-ch-cher bluten lau-au-au-ttt auf ihren Reeeeegaleeeeen. (Den rechten Zeigefinger auf einige Passanten richtend.) Eure Au-Auge-gen stinkennnn! Ich schreeeiiieee bei Tag-Tag-Tag-Tag und bei Naaacht. (Er beißt sich in die Faust.) Aaaaaaaaaaaaah!»
Die Stumme Stimme (aus der Luft zum Androiden):
«Jetzt kommen sie, um dich zu holen. Roll weg ... bevor es zu spät ist!»
Zwei Programmierer in hellblauen Sakkos steigen aus dem anhaltenden Firmenwagen aus und gehen auf den nackten Androiden zu. Ein brauner Hund hinkt an ihnen vorbei.
Erster Programmierer (zum Androiden): «Hey, Sie da! Was machen Sie da oben? Kommen Sie runter, sofort!»
Zweiter Programmierer (zum 1. Programmierer): «Ist das einer aus der B72-Serie? Sollen wir ihn abstellen?»
Erster Programmierer (zum 2. Programmierer): «Nein! Auslaufendes Modell – ein XF13.»
Der Androide blickt zu den beiden Programmierern herunter. Mit einem gewaltigen Handgriff, reißt er sich ein Organ aus dem Leib heraus und streckt es ihnen entgegen. Das schwarze Blut spritzt über die Gesichter der Herumstehenden.
Androide: «Ich Ich hass hass hasse die-iese . . ., meine Ooorgaan e, ich hasse has-se siee. (laut) Sie hab-hab-en m-mich ein-ei-ein Leben lannngg am Le-ben ver-ver-hin-dert! Schen-ken werde ich euch euch meine Mi – Mi - Milz.»
Er verblutet am Boden vor sich hin. Die Passanten blicken verwirrt zu ihm hinunter. Metallisch zucken seine Arme und Beine. Sie packen ihn von beiden Seiten an seinen Oberarmen und rollen ihn zum Firmenwagen hinüber. Die verschmierte Milz fällt zu Boden. Der Hund schnappt nach dem Organ und frisst es auf.
Beide Programmierer: «Verdammt! Sie sollten die blauen Chips besser aufsetzen.»
Die Stumme Stimme (aus der Luft, dem Androiden hinterher):
«Jetzt bist du dran! Wieso hast du deine Milz nicht verkauft?»
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.06.2011.
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