Hannah Koch

Lictaras- Das Amulett der Macht (Auszug) 4. und 5. Kapitel

 

Sumits Wunder      

 
„Fühlt es sich besser an, endlich 15 zu sein?“, fragte Zarah in der Stallgasse, während sie ihr Pferd sattelte. Ich schüttelte lachend den Kopf und schaute hinüber zu meiner französischen Cousine Julie, die ebenfalls 15 war, „oder?“. „Nein, cherie. Alles genauso wie vorher“. Schließlich saßen wir auf unseren Reittieren und ritten los. Endlich mal wieder rennen! Die kleinen Kinder, die sonst auf mir hocken, haben weder Ahnung vom Reiten, noch sitzen sie sonderlich fest im Sattel. Ich hoffe, dass ich mit meinen Fähigkeiten besser dienen kann. Ich habe nämlich auch wieder Lust darauf, den Wind zwischen den Ohren zu spüren. Ondine schnaubte und begann den ansteigenden Feldweg hinauf zu traben. „Wettrennen?“, fragte Julie schelmisch grinsend und trieb ihr Pferd an. Ich drückte meine Fersen in die Flanke und schnalzte erfreut. Du brauchst mir deine Füße nicht in die Seite hauen! Sag mir einfach, was du willst! Entschuldigung! Könntest du vielleicht… Klar kann ich. Und los! Und schon preschte sie davon. So schnell, dass ich Mühe hatte, im Sattel zu bleiben. Plötzlich bog Ondine ab und galoppierte einen schmalen Fels- Pfad hinauf. Zarah und Julie waren gänzlich außer Sichtweite- ich hatte sie abgehängt.
 
Wo willst du hin? Vertrau mir! Plötzlich fiel mir mein Traum wieder ein, der anders als sonst gewesen war. „Ich werde Eliane nicht Solmena ausliefern!“.  „Das hast du nicht zu entscheiden. Bring sie einfach her, ja? . Stopp! Halt sofort an. Ich will wieder zurück auf den Feldweg! Das geht nicht! Mit wachsender Verzweiflung riss ich am Zügel, obwohl ich wusste, dass das ein Pferd schwer verletzen konnte. Doch da erschien ein blau funkelnder Blitz aus dem Nichts, der sich wie elektrische Strahlen an Zügel und Zaumzeug ausbreitete, bis sie schließlich verkohlt und aufgetrennt zu Boden fielen. Erschrocken klammerte ich mich an Ondines Mähne und erkannte entsetzt, dass der Boden nun von blauen, lilafarbenen, türkisfarbenen und goldenen Streifen und Spiralen durchsetzt war. Dies breitete sich nun auch auf die Gegend ringsherum aus – am Schluss ritten wir durch einen leuchtenden und Funken sprühenden Tunnel. Dann wurde Ondine durchsichtig, wurde wie Wasser, das eine Gestalt bildet und – zu meinen Erstaunen- passierte das Selbe auch mit mir! Plötzlich lösten sich die bunten Farben wieder auf, unsere Körper wurden fest und Ondine setzte auf festem Boden auf. Nur, dass es nicht der gleiche Boden war, von dem wir abgehoben hatten. Was war das? Das, antwortete Ondine zufrieden, das war Sumits Wunder.
 
Ich drehte mich im Kreis und betrachtete meine Umgebung genau. Zu meinen Füßen war ein großer See gelegen, am Himmel flogen ein paar weiße, dünne Wolken dahin, am Horizont standen große, schneebedeckte Berge und hinter mir schloss sich ein von Licht umrahmtes Portal. Gefällt es dir hier? Ondine schnaubte und legte ihren Kopf auf meine Schulter. Vor lauter Staunen vergaß ich sogar, böse auf sie zu sein und glücklich lachend streckte ich mein Gesicht der Mittagssonne, die im Zenit stand, entgegen. Es ist wundervoll! Wo sind wir hier? Hier sind wir in Lictaras. Die Welt, die Tala und Seja erschaffen haben. Ich zog meinen linken Schuh aus und streckte meinen Fuß in das warme Nass. „Es muss wundervoll sein, hier zu schwimmen!“, kicherte ich und wusch mein Gesicht in dem türkis-blauen Wasser.Das ist es. Wirklich. Erschrocken wand ich mich um und starrte in Ondines türkisfarbene Augen. Wer war das? Schau nach oben, dann weißt du´s. Ich gehorchte und starrte in den blauen Himmel. Dort schwebte das prächtigste Pferd, das ich je gesehen hatte. Es hatte rotbraunes Fell, karamellfarbene Schopf-, Schweif- und Mähnenhaare, grüne, kristallene Augen, cremefarbene Flügel und fliederfarbene Fesselpanzer mit Ornamenten. Ich bin Nice, die Göttin des Glücks.
 
„Du bist also Nice?“, fragte ich andächtigund streckte meine Hand nach dem majestätischen Tier aus. Du kennst mich? Woher? Sie kennt dich aus ihren Träumen. Sie besitzt wohl Sumits Gabe der parallelen Verbindung. Was ist mit dir passiert? Als ich dich zum letzten Mal sah, da-  Das spielt keine Rolle. Ich komme inzwischen ganz gut zurecht, nur die Flügel regen mich beim Schlafen auf! Ich verstand kein Wort und schaute von einem zum anderen. Ich werde dich nun zu Tala und Seja aufs Festland bringen. Auf der Portalinsel ist es zwar schön, aber auf Dauer nicht sehr spannend. Wenn ich dich bitten dürfte, aufzusteigen… Sehr gerne sogar. Ich lachte und schwang mich auf Nices Rücken .Sogleich durchlief ein Ruck ihren sehnigen Körper und die Insel war nach einem Flügelschlag bereits meterweit entfernt. Lehne dich nach unten, so sind wir stromlinienförmig und du fällst nicht so leicht runter. Ich nickte und folgte ihren Anweisungen. In meinen Träumen warst du ein Mensch und was ist diese „parallele Verbindung“?  Antworten werden kommen . Nices Stimme klang beruhigend und einlullend. Und nun Schlaf- du hast es dir verdient.
 


 

Geheimnisse der Vergangenheit

 
Die grünäugige lehnte sich nach vorne und flüsterte: „Noch nicht mal du!“. Dann griff sie an.
Die Frau, die im Feuerring stand, hob beschwörend die Hände, murmelte etwas und ließ dann ein rot glühendes Licht erscheinen. Die grünäugige tat ihr gleich, nur schossen aus ihren Fingerspitzen grüne Strahlen. „Nun werden wir sehen, wer der stärkere ist!“, gackerte die erste verbissen und spreizte ihre Arme von sich. Mit einer lässigen Bewegung schickte sie eine erste Ladung roten Lichts von sich. Nice drehte ihr Handgelenk und ihrerseits baute sich die Magie als Stern vor ihr auf und ließ den Angriff abprallen. Wutschnaubend drehte sich „die Rote“ im Kreis und sandte den Rest auf den Weg. Die grünäugige lehnte sich zurück und schoss nach vorne- so aktivierte sie ihren Angriff. Die rote Magie bildete einen Mond und so schossen beide Gestirne aufeinander zu. Doch da begann das Lederband zu beben und riss sich vom Halse der schwarzgekleideten Frau. An ihm hing ein ellipsenförmiges Amulett aus Silber, in dessen Mitte ein blutroter Stein war. Es vibrierte und strahlte rote Funken aus und verdreifachte somit den roten Schimmer der Magie. Nice wurde in die Knie gezwungen uns so langsam erlosch ihr Widerstand. Sobald die fremde Magie sie berührte, begann sie sich zu verändern- ihre Beine wurden pelziger, ihr Gesicht länger, ihr Oberkörper breiter und ihre Haare kürzer. Die rote Magie umhüllte sie gänzlich, wirbelte sie herum, und setzte die junge Frau schließlich wieder am Boden ab. Doch jetzt war sie auf keine weiße eine junge Frau mehr- sie wurde in ein Pferd mit grünen, kristallenen Augen verwandelt.
 
Eliane, bitte wach auf. Wir sind da! Nice weckte mich sanft auf und ließ mich auf den Boden gleiten. Ich gähnte, streckte mich und schaute mich um. Wir standen auf einer Insel, auf der beinah überall Wald wuchs. Plötzlich bewegte sich etwas zwischen den Bäumen und die seltsamsten Pferde, die ich je gesehen hatte, traten aus dem Schatten hervor.
      
Nice ist angekommen!  Das Zweihornfohlen Cylix schüttelte sich und verließ zum ersten Mal seit Stunden ihren Posten. Nice ist angekommen! Das Pferd galoppierte in den Wald hinein und blieb auf einer Lichtung stehen. Dort stand ein einziger Baum; eine alte Eiche, deren Krone von Licht durchflutet wurde. Cylix legte ihren Vorderhuf auf eine besonders dicke Wurzel, die darauf zum Leben erwachte und den ganzen Baum herum drehte. Eine schmale Öffnung hatte sich gebildet und das Fohlen schritt hindurch. Sofort änderte sich die Umgebung. Wo vorher nur Bäume gestanden hatten, wuchs jetzt volles und grünes Gras, ein Bach schlängelte sich durch die Pflanzen und mittendrin grasten mehrere Pferde, die allesamt recht komisch aussahen. Nice ist da!
 
Ich betrachtete die Pferde ungläubig und hob dann nervös grinsend meine Hand zu einem Gruß. Du brauchst keine Angst zu haben! Ich nickte und trat noch ein paar Schritte vor. Auch die Tiere schritten vorsichtig näher und schnaubten gutmütig. Ein kleines Fohlen mit silbernem Fell und goldenen Hörnern, sprang nach vorne und stupste meinen Arm. Ich bin Cylix. Schön, dass du da bist. Nun traten auch die anderen vor und stellten sich nacheinander vor. Da war Amor, ein Schimmel mit roten Bändern in der Mähne, dann Sumit, ebenfalls ein Fohlen mit weißen Rückenflächen und viele weitere. Eines, es war ganz schwarz, half Ondine aus dem Wasser, die den ganzen Weg hierher geschwommen und erst jetzt angekommen war. Wir müssen Eliane zu Tala und Seja bringen. „Zu wem bringen?“, fragte ich verwirrt. Auf einmal wurde mir bewusst, dass ich bei Pferden stand, die Flügel hatten und Sprechen konnten und, dass ich anscheinend eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielte. Tala und Seja sind zurzeit im Kristallmeer, oder? Nice schnaubte zustimmend und bat Ondine mit einem Kopfnicken weiter zureden. Nun ja… Eliane müsste dann aber durch Treasures Tunnel! Ihr wisst, sie mag Menschen nicht sonderlich gerne! Das wird sie aushalten müssen, nicht wahr Sumit? Nice brummelte und zuckte zu dem kleinen Hengstfohlen hinüber, welches kräftig mit dem Kopf nickte. Das wird sie auch! Verwundert starrte ich das kleine Pferd an. Ich hatte sofort die Stimme erkannt, die ich in meinem Traum gehört hatte. Wir müssen uns beeilen! Die Sonne geht bald unter und Eliane ist sicher sehr verwirrt und aufgeregt. Ich nickte, unterdrückte ein Gähnen und lugte auf meine Armbanduhr, die jedoch stehen geblieben war. Eigentlich hätte ich dich fliegen sollen, aber, nun ja, sagen wir mal, dass ich mich noch nicht an meinen neuen Körper gewöhnt habe! Kein Problem, ich werde es tun. Lange schon war ich nicht mehr in meiner Heimat, dem Kristallmeer… Alle anderen nickten zustimmend und ich fragte mich währenddessen, wie Ondine mich ohne Flügel auch nur ein paar Zentimeter irgendwohin fliegen wollte. Daher sah ich mit Verwunderung, wie plötzlich aus den Schultern des weißen Pferdes silbrige Schwingen wuchsen, die kräftig und geschmeidig wirkten. Erfreut und bewundernd lachend stieg ich auf und klammerte mich an die im Wind wehende Mähne. Auf geht´s! Mit einem Sprung stieß Ondine sich ab und glitt mit schwungvollen Bewegungen durch die Luft. Man könnte meinen, dass das Fliegen auf einem Pferd sehr ungemütlich sei, aber in der Tat spürte man nur die sanften Bewegungen ihrer Muskeln. Ich genoss meinen ersten längeren Flug im wachen Zustand und schrie vor Freude. Ondine schnaubte zufrieden und blickte zu mir nach hinten. Ich gähnte wieder und blinzelte müde. Schlaf ruhig, wir haben noch einen langen Weg vor uns! Ich nickte und legte meinen Kopf auf ihre Kruppe. Eine halbe Stunde später wachte ich auf und streckte mich. Mit einem Aufschrei klammerte ich mich an Ondines Schultern um nicht herunterzufallen und starrte erschrocken in die Tiefe. Unter uns lag ein blau glitzerndes Meer, dessen Rauschen bis hier rauf zu hören war. „Ist das das Kristallmeer?“, fragte ich aufgeregt und beugte mich weiter nach vorne, um mehr sehen zu können. Ich konnte kaum den Blick von dem Gewässer abwenden, da es einen Glanz ausstrahlte, der Diamanten glich. Nein. Da vorne ist ein schmaler Landstrich. Der trennt das Kristallmeer von diesem hier. „Aber… es glänzt so schön! Eben wie Kristalle!“, rief ich verwirrt und wie gebannt von der Schönheit des Meeres. Wenn du so von dem Vorboten des Kristallmeeres redest, dann bin ich sehr gespannt, was du zu dem eigentlichen sagst! Ondine klang geheimnisvoll und sie kicherte leise. Ich blickte nach vorne; vorbei an dem inselartigen Landstrich und hin zu einem funkelnden Gewässer. Es glitzerte so sehr, als sei es mit vielen Strass- Steinen besetzt. Das Kristallmeer blinkte und tat in den Augen weh und Ondine legte sich in den Sturzflug. Ich schrie erfreut und warf die Arme nach oben. Als das Pferd ein paar Zentimeter über der Wasseroberfläche abbremste, lehnte ich mich nach unten, um mit der Hand durch die salzige Flüssigkeit zu streichen. Als ich meine Finger wieder hinauszog, hafteten kleine Diamanten daran. Mit erschrockenem Blick bemerkte ich, dass die Flügel meines Reittieres verschwanden und es schließlich unsanft ins Wasser platschte. Ich ruckte meinen Kopf nach oben und holte noch einmal tief Luft, bevor ich von Ondine nach unten gezogen wurde. Ich versuchte mit hektischen Schwimmbewegungen relativ Herr der Lage zu bleiben, glitt von dem Rücken des Pferdes und klammerte mich, nachdem ich von der Strömung beinahe fortgerissen wurde, wieder an ihre Mähne fest. Ondinezog mich in einen Strudel am Grunde des Bodens und dieser verschlang uns.
 
Die Luft wurde mir knapp und meine Lungen brannten. Mein Körper schrie nach Luft und ich war der Ohnmacht nahe. Da packte mich etwas an meiner Kleidung und zog mich aus der Strömung. Langsam öffnete ich ein Auge und meinem Mund entwichen ein paar Luftblasen. Ich tauchte auf und durch meine Lungen strömte frische, klare Luft.Dies hier ist eine „Kuppel” – eine riesige Luftblase, die halb mit Wasser gefüllt ist. Ondine rappelte sich auf, schüttelte sich und blickte mich mit funkelnden Augen an. Ein kleines, rotes Seepferdchen erschien urplötzlich neben mir, musterte mich kritisch und schwamm grazil zu einer offenen Muschel, die an einer Art Ufer halb im Wasser stand. Das ist Treasure! Das Pferd neben mir stupste mich an und schob mich zu dem Seepferdchen. Dessen goldenes Horn warf einen hellen Schatten auf das Wasser und ihr ebenfalls goldener Schmuck und ihre Augen in derselben Farbe, funkelten und blitzten. Wer ist das Mädchen? Du weißt, ich dulde keine Menschen in meinem Tunnel! Denn darum bist du doch hergekommen, oder? Treasures Blick ruhte verächtlich auf meinem Gesicht und mir war klar, dass ich dieses arrogante Tier nicht mochte. Ondine trat zu ihr und redete leise und eindringlich auf sie ein. Na gut. Treasure kniff die Lippen zusammen und schwamm graziös zu der gegenüberliegenden Wand. Hier rein. Bitte. Plötzlich hörte ich ein mahlendes und knirschendes Geräusch. Ein Stein an der Wand am anderen Ende der Höhle, rollte langsam zur Seite. Zum Vorschein kam ein dunkler Tunnel. Der Tunnel schließt sich gleich wieder! Ondine klang aufgeregt und galoppierte auf mich zu, damit ich mich auf ihren Rücken schwingen konnte. Ich hielt erschrocken die Luft an und betete, dass es in Ondines Heimat keine so grauenhaften Strömungen gab. Ich beugte mich tiefer, kniff die Augen zusammen und klammerte mich Angst erfüllt an das Fell des Pferdes. Als wir ins Meer tauchten, blieb der erwartete Strudel jedoch aus. In der Tat war das Meer still, türkisfarben und klar. Kleine Edelsteinstückchen strömten vorbei und berührten mich an meinen Armen. Ich löste mich von Ondines Rücken und schwamm alleine. Ich betrachtete Schildkröten, die langsam in dem sonnenbeschienenen Wasser dahin glitten. Als ich mich zu dem Pferd umdrehte, sah ich mit Erstaunen, dass ihre Vorder- und Hinterbeine zu Flossen verschmolzen und an ihrem Hals Kiemen gewachsen waren. Schillernde Fische und durchsichtige Quallen stoben auseinander, als Ondine mit ihrem Fischschwanz das Wasser aufwirbelte. Ich kraulte hinter ihr her und atmete erleichtert auf, als wir in einer weiteren Kuppel angelangt waren. „Wohnen hier Seja und Tala?“, keuchte ich und schaute mich um. Vor mir standen zwei Säulen, die einen steinernen Weg einzäunten. Ondine nickte und trabte (nun wieder mit allen vier Hufen) den Pfad entlang. Ich hielt mich an ihrer lilafarbenen Mähne fest und schritt neben ihr her. Plötzlich erschien vor uns ein riesiger Palast aus Muscheln, der majestätisch im Sonnenlicht (soweit es unter Wasser Sonnenlicht gibt) glitzerte. Als wir an dem Eingangsportal angekommen waren, wurden wir von Meermenschen (halb Delfine, halb Menschen) in das Gemäuer hinein geführt. Innen schritten wir einen marmornen Boden entlang und eine Wendeltreppe hinauf. Zwei der Delfinmenschenwächter öffneten uns die erste Tür links und verschwanden dann wieder. Gut. Geh rein, Tala und Seja beißen nicht. Ich nickte und trat ein. In dem Raum, der hohe Bogenfenster besaß, erwarteten mich ein Pferd und ein Mensch. „Hallo, Eliane!“, begrüßte mich die Menschenfrau, die Seja hieß. Ich nickte höflich und setzte mich, nachdem sie mich dazu aufgefordert hatte, auf einen gepolsterten Sessel. „Du bist sicher verwirrt. Aber, ich werde versuchen dir alles zu erklären.“, Seja ließ sich neben mir nieder und schaute mich freundlich lächelnd an. Auch das weiße Pferd, Tala, drehte sich nun zu uns um und legte sich zu unseren Füßen. Ich nickte nochmals erwartungsvoll und wartete gespannt auf Erklärungen: „Dies hier ist das Land Lictaras und ich bin Seja, die… nun ja… seine Herrscherin. Du bist hier, weil deine Mutter hier geboren worden ist und du das Kind der Prophezeiung bist.“. Sie grinste anhand meiner verwirrten Miene und fuhr dann fort: „Also, deine Mutter, Etienne, wurde in Sejatal geboren und lebte auch noch dort, als sie deinen Vater Louis kennenlernte, er kam aus deiner Welt. Solmena, eine Frau, die für das Böse lebt, nahm deine Eltern gefangen, aber eigentlich war sie hinter dir her, weil sie die Prophezeiung kannte! Die Prophezeiung besagt, dass ein Mädchen, wenn es Leid in jungen Jahren erlitten hat, 15 Jahre alt, mutig und unwissend ist, Solmena besiegen und den Frieden in Lictaras wiederherstellen kann.“ Mein Blick wechselte zwischen den beiden mächtigen Wesen hin und her und ich stotterte verwirrt: „Ich kann das nicht sein! Da… da muss ein Irrtum vorliegen!“. „Nein!“, unterbrach Tala mich müde, „du bist es, kein Zweifel! So lange haben wir schon gewartet und verschiedene Mädchen zu uns geholt, die auf die Weissagung passen könnten. Doch keine war die richtige. Eines davon kennst du.“ „Tala!“, unterbrach Seja tadelnd, „sie soll selbst entscheiden, ob sie es erzählt!“. Neugierig linste ich zu Tala hinunter, doch die schnaubte wenig überzeugt und beachtete uns nicht weiter. „Das ist wohl ein erster Überblick für dich. Aber, ich sehe eine Frage in deinem Gesicht. Was ist los?“. Ich wiegte den Kopf hin und her und überlegte, wie ich sie am besten formulieren sollte. „Wie“, begann ich langsam, „wie bin ich entkommen? Und warum kamen meine Eltern nicht mit?“. Seja lächelte traurig. „Das kann ich dir nicht mit voller Gewissheit sagen… aber ich werde es dir, sobald ich es weiß, sagen.“. Ich nickte und spürte Tränen in meiner Kehle. Obwohl ich schon lange wusste, dass meine Eltern verschwunden waren, war ich entsetzt, dass sie wegen mir entführt worden waren. Da öffnete sich die große Tür und Ondine kam herein getrabt. Es ist Zeit. Wir müssen gehen. Ich schluckte, seufzte und richtete mich auf. „Es war schön, dass ich dich kennenlernen durfte!“, die Herrscherin des Landes umarmte mich und geleitete uns zum Eingangsportal. Ich kletterte auf den Rücken meines Reittieres und ließ mich durch das sanfte Wasser tragen.

 
 
 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.06.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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