Rico T. Kaminski

Die Mücke und der Drache

Es war einmal eine kleine Mücke. Sie war ein kleines bißchen schüchtern, aber man merkte es ihr nicht an.
Frohen Lebensmutes flog sie durch die blühende Natur. Alles war so schön hier draußen. Und die vielen Tiere, die hatten es ihr besonders angetan.
[Sie sind alle so unkompliziert und leben ihr Leben ohne sich viele Gedanken darüber zu machen, was hinter der nächsten Ecke auf sie lauern könnte.]
So flog die kleine lustige Mücke ... und summte ihr Liedchen vor sich hin.
DOCH plötzlich sah sie eine Kreatur vor sich, die sie in ihrem kurzen Mückenleben noch nie zuvor gesehen hatte.
Ein Drache war’s ! Aber kein gefährlicher. Denn er trotte ziemlich tolpatschig daher und grübelte, wo er an diesem warmen Sommertag ein schönes schattiges Plätzchen fände.
Nach einer Weile ließ er sich unter einer dicken Ulme nieder. Und als die kleine Mücke ihn erblickte, wollte der dicke Drache gerade sein Mittagsschläfchen halten.
Es war ein friedliches Bild. Ein so großes Tier lag vor dem Rüssel einer so kleinen Mücke, vollkommen entspannt und ein kleines Lächeln schmückte sein weiches, grünes Antlitz.
[ Wie wohl sein Blut schmeckt ?], fragte sich die Mücke.
Jedoch wenn der Drache erwacht, ist sie verloren. Obwohl, er sah ziemlich friedlich aus ...

Die mutige Mücke konnte nicht widerstehen und setzte sich vorsichtig auf die große „Tankstelle“.
Denn sie war trächtig und um ihre Eier ernähren zu können, brauchte sie Blut. Es mußte nicht unbedingt vom Drachen stammen. Da er aber gerade schlief, warum sollte sie sich ein anderes Opfer suchen.
Jedoch als die kleine Mücke versuchte ihre Stechborsten durch die dicke Haut des Drachen zu stoßen, verbog sich der Rüssel als wäre er auf Granit gestoßen. Sie versuchte es gleich noch mal . . . vergeblich.
Aber so schnell gab die kleine Mücke nicht auf. Sie sah sich um, und plötzlich erschrak sie :
Der Drache fing an zu schnarchen.
Verwundert sah die Mücke auf das riesige Maul des Drachen, das regelmäßig auf und zu ging. Und da kam ihr plötzliche eine Idee.
Sie hatte viel zu große Angst, als daß sie jetzt einfach ihre Motoren gestartet hätte und einfach losgeflogen wäre. Aber da der Drache schnarchte und dabei einen ohrenbetäubenden Lärm machte, der selbst das laute Summen ihrer beiden Propeller übertönte, konnte sie es wagen!
Stück für Stück flog sie in Richtung „Bio-Zapfstelle“. Dabei hatte sie bemerkt, daß der dicke Drache seine nackte Zunge beim Schlafen heraushängen ließ. Die Mücke sah ihre Chance und fixierte die verwundbare Stelle des Drachen an.
Gleich der erste Stich glückte : Sie traf eine wahre Goldader.
Die Mücke pumpte so schnell sie konnte, denn lange würde der Drache nicht mehr so ruhig daliegen. Die Sonne war fast hinter den Bergen verschwunden. [ Und wenn ihm kalt ist, wird er sicher aufwachen! ], dachte die kleine hilflose Mücke.
Lange brauchte sie nicht bangen, denn bei der Quelle waren ihre Speicher rasch vollgepumpt. Sie war so glücklich darüber, daß sie gar nicht bemerkte, wie der Drache zu schnarchen aufhörte.
Als sie losflog, erwachte der Drache. Die Mücke hatte zu viel Blut gezapft und konnte sich nur schwer in der Luft halten. Das Summen ihrer beiden Flügel war lauter als sonst. Das hatte den Drachen geweckt.

Verdutzt schaute der Drache in die Abendsonne. „Was war das eben für ein Summen?“, brummte er.
Aber bevor er die kleine Mücke erblicken konnte, war sie schon zu weit weg und das Summen wurde leiser.

Wenige Zeit später legte die Mücke ihre Eier ab, Larven schlüpften, verpuppten und entwickelten sich schließlich zu kleinen Mückenkindern.
Was die Mückenmutter jedoch nicht wußte :
Durch ihren heldenhaften Mut, hatte sie ihren Kindern die Unverletzlichkeit geschenkt, denn wer in Drachenblut badet, wird unverletzlich (sowohl körperlich als auch seelisch).



Und die Moral von der Geschicht’ :
fluche nicht, wenn Du ‘ne Mücke triffst und sie Dich sticht,
denn wer weiß, vielleicht macht sie Dich unverletzlich
und später keiner Dir Dein Herz je bricht.






Mücke - - - Rico K. August ‘98

Hallo Leser/innen und Kritiker/innen,

7 Jahre steht diese kleine Geschichte nun im Netz und wurde fast 7000 mal gelesen.
Für mich wäre eure Einschätzung bzw. euer Kommentar zu dieser Geschichte sehr hilfreich.

Hat sie euch denn überhaupt gefallen? Was gefällt euch besonders, an welcher Stelle konntet ihr Schmunzeln und was hat euch eher nicht gefallen?

Vielen Dank
Euer
R.T.K.
Rico T. Kaminski, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.02.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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