Das Licht ging zum wiederholten Mal aus. Zum 4. Mal kam eine Band in den düsteren, nur noch rot beleuchteten Keller.
Es wurde still. Die Zuschauer wichen erfürchtig zurück, als die schwarz gekleideten Musiker auf die Bühne traten.
Der Schlagzeuger und die 2 Gitarristen suchten sich ihre Plätze im Hinteren Teil der Bühne, der Sänger stellte sich wie ein Anführer vor seine Band. Mit erhobenem Kopf und stolzem Blick. Sein Gesicht war aufwendig geschminkt. Er war kalkweiß, nur die Augen tiefschwarz verziert. Er sah sehr agressiv, ja, sehr böse aus. Sein Mund war ebenfalls schwarz bemalt, die Mundwinkel weit nach unten gezogen, sodass der Gesichtsausdruck noch bedrohlicher wirkte. Verbittert, verzweifelt, hasserfüllt...und irgendwie schaurig schön.
Es ertönten dunkle Musik und Geflüster aus den Boxen. Der Boden vibrierte leicht. Die Männer standen noch immer ruhig da, fast eisern. Es war ein schauriger Anblick. Die Stimmung war sehr düster und als ich den Sänger genauer ansah, bemerkte ich die 2 weißen umgedrehten Kreuze auf seinem T-Shirt. Langsam ging ich noch ein paar Schritte zurück in dem alten Gewölbe.
Als das Publikum wie gebannt auf die Bühne starrte und die "Stars" mit verbittertem Gesichtsausdruck Schauer über meinen Rücken jagten, begann ein teuflisches Schauspiel. Die Musiker erhoben ihre Hände zum Satansgruß, das Gemurmel und die düsteren Klänge im Hintergrund unterstrichen die Szene. Es war irgendwie unwirklich, wie in einem seltsamen Traum und doch sehr ausdrucksstark. Das Publikum war gefesselt. Nach endlosen Sekunden wurde von dem Sänger das Konzert mit einem markerschütternden, minutenlangem Schrei eröffnet. Es wurde gekreischt, die Band gab alles.
Ich stand ganz ruhig etwas abseits am Rand und beobachtete etwas misstrauisch den großen Sänger.
Seine verzweifelten, haßerfüllten Schreie, seine wilden, zügellosen Augen, sein wunderschöner, schlanker Körper, seine langen Haare, die ihm wüst ins Gesicht hingen und dann glatt über seine nackten Schultern fielen. Es hatte etwas animalisches.
Seine stolze Haltung, seine bewussten Bewegungen, seine verkrampften Hände, seine starken Arme, wie sich die Muskeln anspannten und er wütend in die Luft schlug.
Ich sah ihn wie in Zeitlupe toben und sog seinen Anblick in mir auf wie einen bittersüßen Duft. Sein Auftritt war Balsam für meine schmerzende Seele, sein Kreischen drang bis in mein gefesseltes Herz, zeriss laut die Ketten und löste tief in mir wohlige Schauer aus....
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Elisa Eyle).
Der Beitrag wurde von Elisa Eyle auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.07.2011.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Elisa Eyle als Lieblingsautorin markieren
Auch der halbe Mond ist schön: Geschichten - Gedanken - Gedichte
von Lilo Külp
Von unbeschwerter Kindheit, von Abenteuern. Kriegen, von Flucht, Liebe und Verrat erzählen die Geschichten.
Und von einem Aufstand der Frauen, die gegen Krieg und Gewalt demonstrieren.
Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!
Vorheriger Titel Nächster Titel
Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:
Diesen Beitrag empfehlen: